| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. , S. 414 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Welt-Ausstellung zu Wien im Jahre 1873.
                           Aus allen Ländern Europas treffen in Wien Nachrichten ein, daß die Anmeldungen für
                              									die im nächsten Jahr dort abzuhaltende Welt-AusstellungWir verweisen auf die früheren Mittheilungen über die Vorbereitungen und
                                    											Anordnungen für die Wiener Welt-Ausstellung, im polytechn. Journal
                                    											1871, Bd. CCI S. 556 und Bd. CCII S. 185. A. d. R. alle Erwartungen übertreffen. Dieß gilt namentlich auch für Deutschland. Als Beispiel erwähnen wir, daß bis jetzt 540
                              									badische Aussteller angemeldet sind, während in Paris 1867 die Zahl der badischen
                              									Aussteller nur 208 betrug. In Württemberg soll die Betheiligung 2 1/2 Mal so groß
                              									seyn als an der Pariser Ausstellung des Jahres 1867. Aus der bayerischen Pfalz haben
                              									52 Firmen ihre Betheiligung angemeldet, in Crefeld bereiten 30 Fabrikanten eine
                              									Collectivausstellung von Sammet und Seide im Werth von 40,000 bis 50,000 Thlrn. vor,
                              									aus Aachen liegen bereits über 120 Anmeldungen vor und wird daselbst eine glänzende
                              									Collectivausstellung der Künstler und Kunstindustriellen beabsichtigt, ebenso in
                              									Hanau eine solche der Bijouteriefabrikanten, zu welcher bereits 45 Anmeldungen
                              									eingelaufen sind. Eine der hervorragendsten Einsendungen hat die Ausstellung von
                              									Seite des Krupp'schen Gußstahlwerkes in Essen zu
                              									erwarten. Hr. Krupp beabsichtigt nämlich seine
                              									sämmtlichen Erzeugnisse, die Rohstahl-, Eisenbahn- und
                              									Artillerieproducte, in einem systematischen Gesammtbilde zur Darstellung zu bringen,
                              									so daß dieselben dießmal nicht erst, wie auf früheren Ausstellungen, in
                              									verschiedenen Gruppen aufgesucht werden müssen. Der preußische Handelsminister hat,
                              									wie wir hier hervorheben wollen, die königl. Eisenbahndirectionen und
                              									Eisenbahn-Commissariate angewiesen, dafür zu sorgen, daß den Reisenden nach
                              									Wien während der Ausstellung eine Herabsetzung des Tarifes um 50 Proc. gewährt
                              									werde. Es sollen Billets ausgegeben werden mit Gültigkeit auf vier Wochen und mit
                              									dem Rechte, die Reise auf den verschiedenen Stationen zu unterbrechen. Auch für
                              									Süddeutschland werden Verkehrserleichterungen und Begünstigungen angestrebt.
                           Frankreich scheint trotz seiner jetzigen ungünstigen
                              									Verhältnisse auf der Welt-Ausstellung keineswegs hinter irgend einem Staat
                              									zurückbleiben zu wollen. Dafür spricht die Thatsache, daß die ersten französischen
                              									Firmen sofort nach Eröffnung der Bureaux der officiellen französischen Commission in
                              									Paris ihre Betheiligung angemeldet haben, sowie auch das lebhafte Interesse, welches
                              									die gesammte französische Presse der Ausstellung zuwendet.
                           Der schweizerische Grütliverein hat dem Bundesrate in Bern
                              									ein Project vorgelegt, nach welchem bei der Ausstellung auch das Kleingewerbe zur
                              									Geltung gelangen soll. Die Beschickung der Ausstellung seitens der Arbeiter und
                              									Handwerker soll durch eine vom Grütliverein ernannte Commission in Bern geschehen;
                              									der eingesendete Gegenstand wird von einer Fachcommission geprüft und wenn derselbe alle
                              									technischen und künstlerischen Erfordernisse besitzt, so werden dem Aussteller,
                              									sofern er dieß wünscht, 70 Proc. des Werthes im Voraus bezahlt, um so auch den
                              									Mittellosesten, wenn er Fähigkeiten besitzt, in den Stand zu setzen, eine Arbeit zu
                              									liefern. Die durch diese Vorausbezahlung veranlaßten Kosten sollen durch einen
                              									Actienfond bestritten werden. Ueberdieß wird ein Dotationsfond zur Bestreitung der
                              									Transport- und Versicherungskosten u.s.w. gegründet. Die in Wien nicht
                              									verkauften Gegenstände sollen zur Verlosung gebracht werden und nach deren
                              									Beendigung den Ausstellern die ihnen noch zukommenden Beträge verabfolgt werden. Die
                              									für die Ausstellung bestimmten Gegenstände gelangen vor ihrer Absendung an eine
                              									schweizerische Vorausstellung in Bern. Der schweizerische Bundesrath hat übrigens
                              									ganz kürzlich die Niedersetzung einer aus 19 Mitgliedern bestehenden Commission für
                              									die Welt-Ausstellung beschlossen.
                           In Spanien sind von der Regierung für Ausstellungszwecke
                              									1,200,000 Realen bewilligt worden. – Die Vorbereitungen welche in Aegypten für die Welt-Ausstellung getroffen
                              									werden, lassen erwarten daß die ägyptischen und türkischen Ausstellungen einander
                              									harmonisch ergänzen werden, um gemeinsam ein vollständiges Bild des
                              									volkswirthschaftlichen und Culturlebens des Orients zu bieten. Die Bauten im Park
                              									der Ausstellung werden den Schwerpunkt der ägyptischen Ausstellung bilden. Nach dem
                              									von der ägyptischen Regierung bereits genehmigten Entwurfe wird im Vordergrund
                              									dieser Bauten ein ägyptisches Wohnhaus mit Harem und Schamlik zu stehen kommen. An
                              									dieses wird sich rechts eine arabische Fontaine – ein Gegenstück zu der in
                              									der ottomanischen Abtheilung auszuführenden türkischen – anschließen, über
                              									welcher im ersten Stockwerk eine arabische Schule untergebracht werden wird. Ein
                              									zweiter Anbau links wird im ersten Stockwerk Räumlichkeiten für den Khedive und im
                              									Mezzanin ein arabisches Kaffeehaus enthalten. Im Parterre wird Raum für arabische
                              									Budiken aller Art gelassen, welche an Eingeborene vergeben werden, um daselbst ihre
                              									heimischen Producte auszustellen. Gegen den Park zu wird das Gebäude durch eine, die
                              									Copie eines der besten Bauwerke aus der Kalifenzeit repräsentirende Façade
                              									einer Moschee abgegrenzt werden. Zwei Minarets sollen das Ganze architektonisch
                              									abschließen. Eine zweite Gruppe von Bauten wird den Hintergrund des arabischen Paris
                              									bilden. Hier wird sich ein arabisches Bauernhaus, eine Scheikwohnung, erheben. Links
                              									von diesen Bauten wird sich im Garten ein altes Grab von Beni-Hassan und ein
                              									arabisches, wirklich benutzbares Bad befinden. Im Uebrigen werden in dem Garten
                              									einige ägyptische Specialitäten, wie Taubenhäuser, Brunnen etc. untergebracht
                              									werden. Die Räume der Wohnungen werden mit jenen Möbeln ausgestattet seyn, wie sie
                              									in Aegypten vorkommen. Die Scheikwohnung wird mit ägyptischen Ackergeräthen
                              									ausgestattet werden. Das oben erwähnte Grab, eine getreue Copie eines der ältesten
                              									Bauwerke, wird im Inneren mit den werthvollsten alterthümlichen Kunstwerken
                              									geschmückt werden, um ein vollständiges Bild pharaonischer Cultur zu geben. Die
                              									ägyptische Ausstellung wird auch Abyssinien, das Land der Golla und Somali, das von
                              									arabischen Stämmen bewohnte Gebiet zwischen dem blauen Flusse und dem rothen Meere,
                              									und das ganze Handelsgebiet der Städte Massava und Berbora umfassen. Auch das Leben
                              									der Beduinen soll durch ein vollständig ausgestattetes Petschahaus veranschaulicht
                              									und in dieser Abtheilung Alles, was die erwähnten Gegenden an Costümen,
                              									Einrichtungsstücken und Volksschmuck Eigenthümliches bieten, zur Darstellung
                              									gebracht werden.
                           Sehr befriedigend lauten die Nachrichten aus Japan. Die
                              									japanesische Regierung wird Sorge dafür tragen, daß die gesammte
                              									landwirthschaftliche und industrielle Production, von statistischen Ausweisen
                              									begleitet, zur Darstellung gelange, und auch die verschiedenen Phasen der Gewinnung
                              									und Fabrication einzelner Erzeugnisse veranschaulicht werden Sie trägt nicht nur die
                              									gesammten Transport- und Versicherungskosten, sondern garantirt den
                              									Ausstellern die Rückerstattung des vollen Werthes ihrer Ausstellungsgegenstände und
                              									macht sich sogar anheischig, denselben sogleich baar zu bezahlen. Gewissermaßen das
                              									Vorspiel für die Beschickung der Welt-Ausstellung wird demnächst eine
                              									japanesische Ausstellung in der alten Micadostadt Kioto bilden.
                           Was die Fortschritte der Arbeiten an den Ausstellungsgebäuden selbst anlangt, so sind dieselben durchaus
                              									befriedigend. Die Aufstellung der eisernen Gespärre schreitet mit jedem Tage
                              									vorwärts, die Errichtung der Pfeiler für die große Rotunde ist im vollen Zuge, die
                              									Endportale der Längengallerie des Industriepalastes sind bereits mit ihren Kuppeln überwölbt, die
                              									Maschinenhalle geht ihrer Vollendung immer mehr entgegen, das Directionshaus am
                              									Eingange des Ausstellungsplatzes in welches zunächst die Bauabtheilung übersiedeln
                              									wird, befindet sich bereits unter Dach, die Parkanlagen lassen sich schon in klaren
                              									Umrissen überblicken.
                           Als erfreuliches Zeichen, daß die Frage der Fremdenunterbringung während der Ausstellung nicht die befürchteten
                              									Schwierigkeiten bieten werde, können die Anerbietungen angesehen werden, welche von
                              									verschiedenen Seiten bereits in dieser Richtung gemacht werden. Die Initiative hat
                              									die Administration des „Rudolphinum“ ergriffen, welche im
                              									Einverständnisse mit dem Stifter des Institutes, Hrn. A. M. Pollak, für Professoren und Lehrer aller Länder, welche die Ausstellung
                              									besuchen, im Institutsgebäude die nöthigen Räumlichkeiten während der Dauer der
                              									Schulferien des J. 1873 unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat, so daß je 30
                              									Lehrer für 14 Tage, im Ganzen also 250 bis 300 Unterkunft finden können. Die
                              									Verpflegung derselben wird seitens der Anstalt zu den billigsten Preisen erfolgen.
                              									Die Kosten bestreitet der Stifter des Institutes. Wir bemerken hierbei, daß die
                              									schwedischen Kammern bereits 30,000 Rdlr. (11,500 Thlr.) bewilligt haben, um Lehrern
                              									der technischen Anstalten, sowie Arbeitern den Besuch der Ausstellung zu
                              									ermöglichen.
                           Für den Entwurf der Preismedaillen wurden früher Preise
                              									ausgesetzt. Diese sind jetzt zuerkannt worden und zwar für den Avers (Portrait des
                              									Kaisers) unter 16 Concurrenten, für die Kunstmedaille unter 12 Concurrenten und für
                              									die Fortschrittsmedaille unter 8 Concurrenten Hrn. Joseph Tautenhayn in Wien, für die Verdienstmedaille unter 7 Concurrenten Hrn.
                              									Carl Schwenzer in London, für die Medaille „für
                                 										guten Geschmack“ unter 9 Concurrenten den HHrn. R. Weyr und J. Cesar in Wien. Bei
                              									Beurtheilung der Medaille für Mitarbeiter ergab sich Stimmengleichheit für die HHrn.
                              									Carl Schwenzer in London und J. Cesar und R. Weyr in Wien.
                           Zum Schlusse unseres dießmaligen Berichtes erwähnen wir noch, daß in der
                              									Unterrichtsgruppe der Ausstellung eine Specialausstellung organisirt werden wird,
                              									welche die Aufmerksamkeit aller derjenigen erregen dürfte, die für die Organisirung der Frauenarbeit Interesse haben. Der Zweck
                              									dieser Abtheilung ist, die Bedeutung der Frauenarbeit auf pädagogischem,
                              									volkswirthschaftlichem, künstlerischem und literarischem Gebiete in volles Licht zu
                              									stellen und dadurch eine Grundlage zu gewinnen für Reformbestimmungen auf dem
                              									Gebiete des weiblichen Unterrichtes. Zur Durchführung dieser Aufgabe hat sich in
                              									Wien ein Central-Comité gebildet. Die Ausstellung wird aus fünf
                              									Sectionen bestehen: 1) einer Ausstellung der Schulen, öffentlicher wie privater, für
                              									das weibliche Geschlecht; 2) Ausstellung der Frauenarbeit als nationale
                              									Hausindustrie; 3) Ausstellung von Frauenarbeiten auf industriellem Gebiete; 4)
                              									Ausstellung der Frauenarbeiten auf dem Gebiete der Kunst und Kunstindustrie; 5)
                              									Ausstellung der literarischen Productionen der Frauen. Unabhängig von dieser
                              									wesentlich Unterrichts- und nationalökonomische Zwecke verfolgenden
                              									Ausstellung, wird speciell noch ein internationaler Frauen-Congreß durch ein selbstständig zu constituirendes
                              									Comité berufen werden, welcher sämmtliche Fragen in Betrachtung ziehen wird,
                              									die sich auf die Frauenfrage im Großen beziehen. (Deutsche Industriezeitung, 1872,
                              									Nr. 20.)
                           
                        
                           Neuere englische Constructionen des
                              									Eisenbahn-Oberbaues.
                           a) Griffin's Oberbau mit hölzernen
                                 										Einzelunterlagen. An den Schienenkopf schließt sich eine verticale
                              									Stegplatte, welche zwischen zwei kurze Langschwellenstücke von 914 Millimet. Länge
                              									eingeklemmt ist, während am Kopf seitliche Flanschen angewalzt sind, die sich auf
                              									die Oberfläche der beiden Langhölzer legen. Die inneren Holzschwellen sind 30
                              									Millimet. niedriger als die äußeren; beide Schwellenstücke werden durch
                              									Schraubenbolzen, welche durch Löcher des Schienenstranges treten, mit einander
                              									verbunden. Die Spurweite wird durch Winkeleisen gesichert, welche die
                              									Schwellenunterlage beider Schienenstränge mit einander verbinden.
                           b) Krowle's eiserner Oberbau
                              									hat schmiedeeiserne Einzelunterlagen, welche aus 457 Millim. breiten, 406 Millim.
                              									langen und 10 Millim. dicken gewalzten Platten bestehen, deren Seitenwände, um ein
                              									Unterstopfen bewirken zu können, niedergebogen sind, und welche oben kleine Längsrippen haben, wodurch
                              									eine flache Längsrinne gebildet wird, in welcher die Schienen liegen.
                           c) Blakiston's Stoßverbindung
                              									für breitbasige Schienen besteht aus einem rinnenförmigen schmiedeeisernen Stuhle
                              									von 1006 Millim. Länge. Der Schienenfuß ist auf der 10 Millim. dicken Sohle dieser
                              									Rinne mit Schraubenbolzen in ovalen Löchern befestigt. (Engineer, 1870; Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens.)
                           
                        
                           Ueber die Kosten der Wasserhebung.
                           Es hat unter gewissen Umständen, besonders bei Projectirungen, einen Werth, über die
                              									generellen Kosten der Wasserhebung informirt zu seyn. Die nachstehende Tabelle gibt
                              									über diesen Gegenstand Auskunft.
                           Summarische Wasserhebungskosten (ohne Beschaffung der Anlage) pro eine Million preuß. Kubikfuß, gehoben auf einen Fuß
                              									Höhe.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 204, S. 417
                              Nr.; Grube, oder sonstige
                                 										Veranlassung der Wasserhebung; Beobachtetes Quantum in Million Kubikfuß;
                                 										Hebungshöhe in Fuß; Zufluß per Minute, Kubikfuß; Hebungskosten pro 1 Million
                                 										Kubikfuß auf 1 Fuß Höhe in Sgr.; Grube Greenlane in Cornwallis (Dampfbetrieb);
                                 										Windsor; Bootle; Andleystreet; Bush; Soho; Hathhamstreet; Waterstreet;
                                 										Trendelbusch in Braunschweig (Dampfbetrieb); Treue;  Prinz
                                 										Wilhelm; zu Katzendorf in Böhmen; Entwässerung des Bremer Blocklandes; Tunnel
                                 										bei Naensen. (Dampfbetrieb); Beispiel von Ponson (Newcomen'sche Maschine); do.
                                 										do. (Watt'sche Maschine); Project der Wasserleitung zu Dresden; Tunnel Nr. II am
                                 										Karst (Handpumpe); Schöpfen mit der Schaufel (Handbetrieb) nach den
                                 										Leistungsangaben von Weisbach; Schöpfen mit dem Eimer deßgl.; Schöpfen mit der
                                 										Handpumpe aus geringen Höhen (Handbetr.) nach den Leistungsangaben von
                                 										Weisbach
                              
                           Rziha.
                           (Technische Blätter, Vierteljahresschrift des deutschen polytechnischen Vereines in
                              									Prag, 1872, erstes Heft S. 58.)
                           
                        
                           
                           Verbessertes Scharnier für eiserne Brücken.
                           Das bisher bei eisernen Brücken zur Anwendung gekommene Bolzenscharnier hat
                              									hauptsächlich den Nachtheil, daß der Druck auf die Quadrateinheit des Bolzens ein
                              									sehr beträchtlicher ist. In Folge davon nutzen sich die Scharniertheile bei den
                              									durch die Belastung der Brücke oder durch Temperaturwechsel erzeugten Bewegungen
                              									stark ab, und es tritt mit der Zeit ein Einfressen des Scharnierbolzens ein. Dieser
                              									Uebelstand zeigte sich vor einigen Jahren beim Crumlin-Viaduct so merklich,
                              									daß man sich veranlaßt sah, das ganze Bauwerk in Reparatur zu nehmen, und die Bleche
                              									um das Bolzenloch herum durch aufgenietete Platten zu verstärken.
                           Wirksamer als das eben angeführte Mittel, um den Druck auf die Quadrateinheit im
                              									Scharnier herabzuziehen, ist es, anstatt eines Scharnierbolzens deren mehrere
                              									anzuwenden.
                           Die Mittelpunkte der einzelnen Bolzen müssen dann auf concentrischen Kreisen liegen,
                              									damit, eine Kreisbewegung im Scharnier möglich wird, und müssen die Bolzenlöcher auf
                              									beiden Seiten den erforderlichen Spielraum gewähren. Zur sicheren Führung ist noch
                              									im Mittelpunkte der concentrischen Kreise ein kräftiger Centrirungsbolzen
                              									anzubringen. (Deutsche Bauzeitung, 1872.)
                           
                        
                           Die Doppel-Paddingmaschine und die combinirte
                              									Appreturmaschine.
                           Im polytechn. Journal Bd. CCIII S. 431 und
                              										Bd. CCIV S. 21 (zweites Märzheft und
                              									erstes Aprilheft 1872) veröffentlicht der Ingenieur G.
                              										Meißner, welcher früher bei uns als Zeichner
                              									beschäftigt und besoldet war, und vorher in Chemnitz sich aufhielt, unter Beifügung
                              									von Zeichnungen die Beschreibung einer Doppel-Paddingmaschine und einer combinirten
                                 										Appreturmaschine unter dem Vorgeben, daß diese Maschinen in der
                              									Maschinenfabrik von C. A. Specker in Wien construirt
                              									wären. Dieses Vorgeben ist aber unwahr, die Specker'sche Maschinenfabrik hat
                                 										niemals solche Maschinen construirt und G. Meißner hat vielmehr in widerrechtlicher Art
                              									und Weise die Constructionen der betreffenden, sowie vieler anderer Maschinen von unseren Zeichnungen einfach copirt, um dieselben in
                              										seinem und Anderer Nutzen
                              									zu verwerthen.
                           Wenn es strafbar ist, fremde Fabrikzeichen nachzuahmen, so stellt sich Meißner's Beginnen, bei uns und in unserem Dienste ihm
                              									kund gewordene Maschinenzeichnungen unserer eigenthümlichen Construction für sich
                              									und Andere auszubeuten, als nicht minder verwerflich heraus und charakterisirt den
                              									Mann, der sich erkühnt, abcopirte Producte für seine eigenen auszugeben. G. Meißner wird daher von jeder selbstständig arbeitenden
                              									Maschinenfabrik als vertrauensunwürdig und gefährlich betrachtet werden.
                           Zittau, am 17. Mai 1872.
                           Albert Kiesler und Comp.
                           
                        
                           Vorrichtung zum Einsprengen von Geweben.
                           J. Welter in Mülhausen (Elsaß) hat der dortigen Société industrielle (man s. deren Bulletin, December 1871, S. 425) eine Mittheilung über
                              									eine von ihm construirte Vorrichtung zum Einsprengen der Gewebe vorgelegt, welche
                              									jedoch keine Neuigkeit darbietet. Denn ganz dieselbe Anordnung hat der Fabrikant Stephan in Berlin schon im Jahre 1867 (man s. polytechn.
                              									Journal Bd. CLXXXIV S. 44) getroffen, welche
                              									auf dem Princip der bekannten Inhalationsapparate beruht.
                           In einen quer über das Gewebe oder die Kettenfäden sich erstreckenden Wassertrog
                              									reicht ein System stehender Röhrchen. Rechtwinkelig zu denselben befindet sich ein
                              									zweites System von Röhrchen, durch welche Luft von einem Ventilator vermittelst
                              									eines gemeinschaftlichen Zuführrohres getrieben wird.
                           Da die liegenden Röhrchen nahe den oberen Enden der anderen in das Wasser tauchenden
                              									Röhrchen stehen, so wird durch die Luftströmung eine Luftverdünnung erzeugt, derzufolge das Wasser
                              									aufsteigt und durch den ununterbrochenen Windstrom als feiner Sprühregen über das
                              									Gewebe etc. ausgebreitet wird.
                           Nicht viel verschieden von dieser Anordnung ist die von Agnellet bei seiner „Appreturmaschine für Gewebe aller
                                 										Art“ gewählte Vorkehrung zum zweiten Auftragen der
                              									Appretirflüssigkeit, wie dieselbe im polytechn. Journal Bd. CXCV S. 299 beschrieben wurde.
                           Nachträglich hat Welter seinem Apparat die Verbesserung
                              									ertheilt, daß die Aufwickelung des benetzten Gewebes ganz unabhängig von der
                              									Ingangsetzung des Ventilators geschieht, was sonst den vorauszusehenden Uebelstand
                              									bedingte, daß beim Anlassen der Maschine das Einsprengen in ungenügendem Maaße
                              									stattfand.
                           
                              J. Z.
                              
                           
                        
                           Analysen englischer Quarzziegel.
                           Im Laboratorium des k. k. Probiramtes wurden im Jahre 1870
                              									englische Quarzziegel (Dinas bricks) analysirt, und zwar a eine aus mehreren Bruchstücken genommene Durchschnittsprobe; b ein aus der Ziegelmasse gelöstes größeres Quarzstück,
                              									und c das anscheinende bimssteinähnliche
                              									Zwischenmittel.
                           
                              
                                 
                                 
                                    a
                                    
                                 
                                    b
                                    
                                 
                                    c
                                    
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 95,93
                                 96,65
                                 95,20
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   0,48,
                                   2,20
                                   2,00
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   1,20
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Kalkerde
                                   2,15
                                   0,50
                                   2,30
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,24
                                   0,14
                                   0,17
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                   Spur
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Die Ziegel werden aus Quarzsand unter Zusatz von etwa 1 Proc. Kalk angefertigt, sehr stark gepreßt und bei hoher Temperatur gebrannt.
                              									(Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch der k. k. Bergakademien Przibram und
                              									Leoben.)
                           
                        
                           Ueber die neuen Silber- und Goldgruben in
                              									Klein-Asien; von Dr. R. Baur.
                           Eine kürzlich in der „Neuen freien Presse“ erschienene Notiz,
                              									worin über neue kleinasiatische Gold- und Silbererze Mittheilung gemacht
                              									wurde, veranlaßt mich heute, wo so verschiedene discretionäre Rücksichten nicht
                              									länger obwalten können, das darin Angeführte nicht nur im Allgemeinen zu bestätigen,
                              									sondern noch nachstehende Details dazu zu liefern, und zwar umsomehr, als die ganze
                              									Angelegenheit vielleicht bald eine nach sehr verschiedenen Richtungen hin bedeutsame
                              									Rolle spielen könnte.
                           Leider ist es hierbei nicht möglich, in kartographischer Beziehung die
                              									wünschenswerthe Präcision einzuhalten, da eben die einzige mir zu Gebote stehende
                              									größere Karte (Niepert, Klein-Asien 1858) gerade
                              									über die von mir bereisten Gegenden vollständig schweigt. Andererseits fehlen beim
                              									Volke selbst meistens alle näheren Bezeichnungen, denn dieser oder jener Fluß heißt
                              									einfach „Tschai“ (Fluß), ein Dorf „Köi“
                              									(Dorf); welcher Tschai, welches Köi bleibt ein Räthsel. Die fragliche Gegend ist
                              									diejenige der ehemaligen Provinz Pontus an der südöstlichen Seite des schwarzen
                              									Meeres und der nächste Landungsplatz das wunderbar schön gelegene Kerassunde (Cerasus Pharnacia), das politische Heidelberg, welchem
                              									gegenüber die liebliche Argonauten-Insel Aretias liegt. Ringsum
                              										„heiliger Strand“ – was Wunder also, wenn ich
                              									unwillkürlich jene Sage auf mich selbst, der auch einem goldenen Vließe zustrebte,
                              									übertrug. Wenn ich nun hier eine detaillirte Reisebeschreibung nicht liefere, so
                              									geschieht es hauptsächlich aus dem Grunde, weil eine interessante Reise zu machen
                              									viel leichter ist, als dieselbe interessant zu beschreiben.
                           Die nächste größere, südlich von Kerassunde erreichte Stadt ist Schebin Kara Hissar
                              									oder Scharky Kara Hissar, das Alaun Kara Hissar oder das östliche Kara Hissar.
                              									Ersterer Name kommt ganz entschieden von Schab-Alaun her und nicht (s. Ritter, Klein-Asien Anhang) von dem osttürkischen
                              									Schebin, schön. Jedem, der die originelle und früher höchst bedeutende
                              									Alaunproduction in der Nähe der Stadt gesehen hat, ist das in ungezwungener Weise
                              									klar, wie damit sowohl an Ort und Stelle, als hier in Constantinopel eingezogene
                              									Erkundigungen auch übereinstimmen. Die jetzt sehr reducirte Alaunfabrication gründet
                              									sich auf die Benutzung des dortigen vorzüglichen Alaunfelseas, woraus durch höchst
                              									einfache Manipulationen (Brennen, Verwittern, Auslaugen und Krystallisiren) ein ganz
                              									tadelfreies Product erzielt wird.
                           In Kara Hissar (wörtlich: schwarze Festung), einer höchst malerisch und hoch
                              									gelegenen Stadt, welche von einem jetzt fast ganz zerfallenen, aber auf unnahbarem
                              									Felsen erbauten Castell überragt ist, schlug ich mein Hauptquartier auf; von hier
                              									aus wurden die Streifzüge unternommen, bei welchen um so mehr Vorsicht nöthig
                              									schien, als meine Ankunft und der Zweck der Reise bereits durch gefällige Armenier
                              									signalisirt worden war.
                           Wie nun im Allgemeinen die pontische Provinz schon seit alter Zeit durch ihren
                              									Silberreichthum sich auszeichnete (bereits in der Ilias heißt es, wahrscheinlich mit
                              									Beziehung auf Argyria: fern von Alybe [Chalybe, das griechische Chalyps, Stahl] her,
                              									wo des Silbers Geburt ist), so haben sich diese ohne allen Zweifel begründeten
                              									classischen Ueberlieferungen in der neuen Zeit auf die Gebirge von Gümisch Hane
                              									übertragen, auf jene ehemals ebenso reiche als verlüderlichte Silberkammer des
                              									osmanischen Reiches, welche seit mehreren Jahren, weil angeblich ersäuft, gänzlich
                              									eingegangen ist, trotzdem es als ganz sicher gilt, daß eine künftige reellere
                              									Industrie noch hohe Schätze dort heben wird. Dagegen arbeiten heute noch und
                              									verhältnißmäßig erfolgreich, zwei in der Nähe von Kara Hissar befindliche
                              									Bleihütten, deren Hauptrentabilität auf das im Bleiglanz befindliche Silber (etwa
                              									0,4 bis 0,5 Procent bei durchschnittlich 60 Procent Bleigehalt) sich gründet und
                              									welche trotz eines höchst primitiven Betriebes doch jährlich einige tausend Pfund
                              									Silber produciren. Das Interesse für diese Art von Industrie ist also jenen
                              									Bewohnern gewissermaßen angeboren, wenn man auch durchaus nicht das Gleiche von der
                              									Fähigkeit dazu annehmen kann, und so hatte ich denn vom ersten Augenblicke an bis
                              									heute, wo die ganze Angelegenheit kaum mehr als das Interesse der Erinnerung für
                              									mich selbst und meine eventuelle Betheiligung daran hat, auf Schritt und Tritt mit
                              									grenzenloser Bornirtheit, unglaublichem Leichtsinn oder schamloser Habgier zu
                              									kämpfen. Alle in jener Gegend seither gefundenen silberhaltigen Erze waren meines
                              									Wissens Bleiglanze; ganz anders sollte es sich mit den neuen Findlingen gestalten,
                              									von denen ein mir unter der Hand zugekommenes Handstück, angeblich aus der Umgebung
                              									von Kara Hissar stammend, schon deutlich als einer ganz anderen Familie angehörig
                              									sich auswies, aber, beiläufig gesagt, an einem ganz anderen Orte, als dem
                              									vorgeblichen, und da erst nach neuen Sprengungen wieder neu aufgefunden werden
                              									mußte. Zwei Punkte sind hierbei hauptsächlich anzuführen, deren Namen vielleicht
                              									bald von großer Bedeutung werden können. Man würde ihre Lage am zutreffendsten
                              									kennzeichnen, wenn man den Kreuzungspunkt des 40° n. Br. mit dem des
                              									36° östl. L. (Paris) als den Punkt annimmt, von welchem aus östlich und
                              									westlich, in der Entfernung einer Tagereise etwa, die sogleich zu besprechenden
                              									Lager sich befinden. Das westliche derselben ist fast auf der Höhe einer
                              									Gebirgskette und unter dem Namen „Katyr Alan“ bekannt. Hier
                              									sind überall noch Spuren eines früheren, aber nichts weniger als cultivirten
                              									Bergbaues, und dieselben haben auch stets als Leitfaden für die Auffindung neuer
                              									Adern gedient. Schlacken habe ich nirgends auffinden können; aber in den dort
                              									angeschlagenen Gängen von Bleiglanz, Zinkblende, Kupferkies etc. tritt das Vorkommen
                              									edler Metalle noch zurück. Die nächste Umgebung von Katyr Alan ist außerordentlich
                              									reich an Blei, Zink und Kupfer; diese können aber nicht eher nutzbar gemacht werden,
                              									als Verkehrsmittel geschaffen sind. Daß solche selbst nicht im allerbescheidensten
                              									Maaße existiren (das Maulthier vertritt deren Stelle), ist ein gutes Zeugniß für
                              									jene zwei Bleifabriken, die jedes Stück Blei per
                              									Maulthier 4 Tagereisen lang bis zum Einschiffungsplatze und theilweise auf geradezu
                              									entsetzlichen Wegen transportiren müssen, wie es andererseits ein Beweis ist für die
                              									Indolenz der türkischen Regierung.
                           Der andere Punkt aber, der für einen sofortigen Betrieb unter allen Umständen
                              									rentabel ist, befindet sich auf der östlichen Seite jener Kreuzung und etwa eine
                              									Tagereise südöstlich von Kara Hissar. Glücklicherweise ist dabei eines der wenigen
                              									Dörfer, d.h. ein an den südlichen Abhang eines Berges angeklebtes Nest von etwa 20
                              									Häusern, beziehungsweise
                              									troglodytischen Löchern Namens Sobach. Auf der nördlichen Seite des Thales, ziemlich
                              									genau gegenüber dem Dorfe, sind die ersten Spuren jener edlen Metallgänge
                              									aufgefunden worden, oder, besser gesagt, es mußten auch diese bei meiner Ankunft
                              									dort angeblich verlorenen Adern wieder gefunden werden. Der trachytische, an der
                              									Oberfläche vollständig verwitterte Bergkörper ist hier durchsetzt von silber-
                              									und goldhaltiger Zinkblende, Bleiglanz, Schwefelkies etc. Nun ist allerdings bis
                              									heute eigentlich nur erst eine einzige Stelle wirklich angeschlagen; trotzdem aber,
                              									daß der sehr strenge dortige Winter mir vielfach hindernd in den Weg trat und die
                              									Ausflüge auf dem Glatteis theilweise sehr ungemüthlich machte, konnte ich doch in
                              									der Umgegend dieses Sobach noch eine ganze Reihe edler Metalladern auffinden, welche
                              									es zur Gewißheit machen, daß der ganze dortige Berg – ich möchte sogar
                              									bestimmt sagen der ganze Gebirgszug – ein ungemein reiches Lager werthvoller
                              									Erze bildet.
                           Da die chemische Untersuchung der jeweils gefundenen Stufen (zunächst auf Silber und
                              									Gold) an Ort und Stelle absolut unmöglich war, so mußte immer wieder auf das
                              									Hauptquartier Kara Hissar zurückgegangen werden, und das machte gerade in einer
                              									Gegend wie jene die Expedition nicht angenehmer. Das Resultat ist nun folgendes: Die
                              									werthvollen Erze von Sobach sind nicht sowohl Blei-, als Zinkerze, welche
                              									häufig Tellur enthalten. Sie enthalten Gold bis zu sehr
                              									bedeutenden Quantitäten. Abgesehen von Stufen, in welchen dasselbe bis zu
                              									Erbsengröße dendritisch ausgeschieden ist, habe ich in den edleren derselben bis 3
                              									Procent gefunden; Silber je nach Wahl der Stücke von Spuren aufsteigend 0,4 Procent,
                              									1 3/4, 3, 5 1/4, 9, 11, 16, 18 und schließlich 25,7 Procent! Die Erze liegen fast zu
                              									Tage und sind in ihrer relativen Zusammensetzung höchst merkwürdig, am meisten sich
                              									anschließend an die Vorkommnisse im Altai. Sie lassen sich bei einiger Uebung nach
                              									den äußeren Eigenschaften, dem specifischen Gewichte etc. recht wohl gattiren und
                              									können an verschiedenen Punkten und in Mengen gefördert werden, welche wohl
                              									gestatten jenen Fleck armenischer Erde schon heute als einen
                                 										für die Türkei höchst wichtigen zu bezeichnen.
                           Um nun aber der ganzen Angelegenheit, wenn sie eine türkische Ausbeutung nicht sollte
                              									erleben können, gegenüber allenfallsigen europäischen Unternehmern gleich von Anfang
                              									an die wünschenswerthe Sicherheit zu geben, habe ich vor einiger Zeit mehrere Muster
                              									der gedachten Sobacher Erze an das Laboratorium der k. polytechnischen Schule zu
                              									Stuttgart, respective meinem Freunde, Herrn Professor Dr. Marx, dort mitgetheilt, dessen analytische
                              									Resultate ein weiterer Bürge für die hohe Bedeutung jener Funde sind.Die Redaction des polytechn. Journals hofft in Kurzem eine specielle
                                    											Abhandlung des Hrn. Dr. Baur über die neuen Erze mittheilen zu können. Herr Dr. Marx hat
                              									überdieß noch das Verdienst, auch auf das Vorkommen von Tellur in einigen Stufen
                              									zuerst aufmerksam gemacht zu haben. Außerdem scheinen die Erze von Sobach und Katyr
                              									Alan noch manche wissenschaftlich interessanten Schätze zu beherbergen, deren
                              									Eruirung aber andere Fragen von näherliegendem und materiellerem Interesse für den
                              									Augenblick vorgehen müssen.
                           Vorderhand ist – und dieß ist nur in der Türkei möglich – Dank der
                              									Energielosigkeit der türkischen Großen, wie der niedrigen
                              									Intriguen-Wirthschaft im Schoße der Regierung, die ganze Unternehmung noch
                              									und zum wievieltenmale herrenlos. Das Gebiet ist Regierungs Terrain, deßhalb
                              									vollständig unangebaut, und wenn auch das Dorf Sobach nur schwierig als
                              									Aufenthaltsort für Bergleute oder Unternehmer dienen könnte, so ist das in der
                              									nächsten Nähe desselben sich eröffnende Thal, welches wieder in ein von einem
                              									ziemlich starken Flusse durchströmtes prächtiges Thal ausmündet, ganz vorzüglich
                              									geeignet für Ansiedlungen. Ein mildes Klima, überall vortreffliches, fischreiches
                              									Wasser, guter Boden, Wälder etc. und für Jäger ein wahres Eldorado, da Bären,
                              									Gemsen, Wölfe, Adler in Menge zu erlegen und namentlich die ersteren seither so
                              									wenig gestört worden sind, daß ihre Ungenirtheit mitunter sehr ungemüthlich
                              									wird.
                           Verkehrsmittel allerdings fehlen, wie schon bemerkt, noch vollständig; allein eine
                              									dort mit Nachdruck auftretende Bevölkerung wird sich das selbst zu schaffen wissen,
                              									was die diesseitige Regierung aus eigenem Antriebe und aus
                                 										socialen Rücksichten
                              									
                              									noch niemals gethan hat und niemals thun wird, selbst auch,
                                 										wenn es sich, wie hier, um Millionen handeln sollte.
                           Ferriköi bei Constantinopel, im März 1872.
                           (Aus einem Vortrage des Verfassers im Techniker-Verein zu Constantinopel.
                              									– Deutsche Zeitung vom 13. April 1872.)
                           
                        
                           Ueber die Entkalkung der Knochenkohle mit
                              									Holzessigsäure.
                           In diesem Betreff hat Prof. Fr. Knapp Versuche angestellt,
                              									über die er in der Versammlung der Zuckerfabrikanten zu Braunschweig berichtete. Er
                              									ließ Salzsäure und Essigsäure, beide chemisch rein und auf die Stärke von 2 Proc.
                              									verdünnt, auf die drei Kategorien von Kohle, ganz erschöpfte, halb erschöpfte und
                              									ganz frische, welche in allen Fällen ähnlich wie gröberes Schießpulver gekörnt war,
                              									je drei Tage lang in der Kälte einwirken. Nach Bestimmung der durch die
                              									Wiederbelebung zu entfernenden Quantität Kalk wurde die Menge der zuzusetzenden
                              									Säure so berechnet, daß die Säure und der Kalk sich gerade hätten zu Chlorcalcium,
                              									bez. zu essigsaurem Kalk neutralisiren müssen. Die Salzsäure griff dabei, die
                              									gewünschte Wirkung überschreitend, die Kohle allzu energisch an. Sie löste nicht nur
                              									auf der Oberfläche der Kohle abgelagerten Kalk, sondern nahm auch phosphorsauren
                              									Kalk, sowie etwas schwefelsauren Kalk auf. Sie enthielt nach der Digestion stets den
                              									größeren Theil des aus den Zuckersäften stammenden Kalkes, ferner 1/3 bis 1/4 der
                              									gelösten Kalkverbindungen an phosphorsaurem Kalk. Die Essigsäure zeigte im
                              									Gegentheil eine Neigung, hinter dem Ziele zurückzubleiben; sie nahm nicht nur keinen
                              									phosphorsauren Kalk, sondern nicht einmal die ganze Menge des durch Wiederbelebung
                              									zu entfernenden Kalkes auf. Von 100 Thln., welche hätten beseitigt werden müssen,
                              									gingen bei der erschöpften Kohle nur 71, bei der halb erschöpften 69 in Lösung. Bei
                              									diesen Kohlen enthielt die Säure nach der Digestion keine oder nur kaum nachweisbare
                              									Spuren von Phosphorsäure, bei ungebrauchter frischer Kohle dagegen bestimmbare
                              									Mengen. Auch bei Anwendung von concentrirter Säure, welche 2 1/2 Mal mehr reine
                              									Essigsäure enthielt, aber ebenfalls in äquivalenten Mengen zum Kalk zugemessen,
                              									zeigte sich kein Unterschied. Die Ursache dieses mangelhaften Angriffes der
                              									Essigsäure macht sich auch sonst geltend; die letztere sättigt sich, mit
                              									kohlensaurem Kalk zusammengebracht, immer nur unvollkommen, wie dieß auch noch durch
                              									Versuche mit ganz reinem kohlensaurem Kalk constatirt wurde. Bei letzteren löste die
                              									schwächere Säure in drei Tagen von 100 Thln. Kalk, die sie hätte binden sollen,
                              									nicht ganz 63, in einem zweiten Versuch 62 Thle., die concentrirte Essigsäure
                              									allerdings viel mehr, nämlich zwischen 95 und 98 Thln.
                           Dr. Scheibler bemerkte
                              									hierzu, daß in der Pommerschen Provinzial-Zuckersiederei zu Stettin die
                              									Essigsäure zur Entkalkung tatsächlich 5 bis 6 Jahre angewendet und im großen Ganzen
                              									dasselbe Resultat beobachtet worden sey, wie von Prof. Knapp angegeben. Scheibler empfahl dort, die
                              									Verwendung aufzugeben, was auch geschah, erklärte aber jetzt, daß er anders
                              									geurtheilt hätte, wenn der damalige Preis der Essigsäure ein niedrigerer gewesen
                              									wäre, denn der Angriff der Essigsäure auf die Knochenkohle sey ein außerordentlich
                              									milderer als der der Salzsäure, und das sey ein bedeutendes Moment. Die Abgänge an
                              									Waschkohle seyen bei der Essigsäure erheblich kleiner, der Angriff auf den
                              									phosphorsauren Kalk der Kohle sey verschwindend klein dem der Salzsäure gegenüber.
                              									Wenn das Kalklösungs-Aequivalent der Essigsäure nicht erheblich theurer wäre,
                              									als das der Salzsäure, so würde Dr. Scheibler das Verfahren für den großen Betrieb wieder
                              									anempfehlen. Wie sich die Essigsäure für die Rohzuckerfabriken bewähren werde, wisse
                              									er nicht; für die Raffinerien, welche allerdings mit kleinen Kalkmengen zu thun
                              									haben, sey sie ausgezeichnet. Ein Bedenken gegen die Anwendung der Essigsäure sey
                              									noch, daß sie unfähig ist, phosphorsaures Eisen zu lösen. In der Praxis hat man aber
                              									immer mit eisenhaltigen Säften zu thun und zwar besonders im Anfang des Betriebes,
                              									wo die Apparate, welche im Sommer gestanden haben, rostig geworden sind. Eisenoxyd
                              									ist in den Zuckerkalklösungen ganz erheblich löslich und dieses Eisenoxyd lagert
                              									sich bei der Filtration in den Poren der Knochenkohle ab. Man findet in der Praxis
                              									niemals Kohle, welche frei von Eisen ist; in den Kohlen der
                              									Colonialzucker-Raffinerien findet man sogar mehrere Procente. Wenn heute
                              									Jemand die Essigsäure-Entkalkung einführt, so werde das gewiß eine Zeit lang vortrefflich
                              									gehen, bis eine größere Menge von Eisenverbindungen sich in den Poren der Kohle
                              									niedergelegt hat und die Absorptionsfähigkeit und das Entfärbungsvermögen der Kohle
                              									damit erheblich reducirt wird. Es dürfte aber doch des Versuches lohnen, die
                              									Essigsäure in der großen Praxis anzuwenden, vorausgesetzt daß ihr
                              									Kalklösungs-Aequivalent, welches verschieden von dem chemischen Aequivalent
                              									ist, nicht theurer ist als das der Salzsäure; man würde dann periodisch zweckmäßig
                              									ein paar Mal mit Salzsäure säuern können, um das Eisen wegzuschaffen. Es ist eben
                              									eine ausgezeichnete Eigenschaft der Essigsäure, daß sie, in den Zellen
                              									zusammentreffend mit dem aufgenommenen Kalk, diesen vorweg fortnimmt, während sie
                              									den der Kohle ursprünglich ungehörigen Constitutionskalk unangegriffen läßt und
                              									dadurch die Structur der Kohle nicht so schädigt als die Salzsäure. Noch ein anderer
                              									Umstand spricht zu Gunsten der Essigsäuresäuerung sehr mit. Wenn nämlich nach der
                              									Säuerung durch unvollkommene Wäsche auch etwas essigsaurer Kalk in den Kohleporen
                              									zurückbleibt, so ist dieß lange nicht so schädlich, als wenn nach der Säuerung mit
                              									Salzsäure Chlorverbindungen zurückbleiben. Beim Glühen der Kohle zerlegt sich der in
                              									den Poren zurückgebliebene essigsaure Kalk in Aceton und kohlensauren Kalk, während
                              									die Chlorverbindungen leicht schmelzbar sind und die Kohlenzellen dann mit einer Art
                              									von Glasur überziehen, wodurch das Entfärbungs- und Absorptionsvermögen der
                              									Kohle außerordentlich leiden muß. (Deutsche Industriezeitung, 1872, Nr. 21.)
                           
                        
                           Ueber ein neues Aräometer, Wasserwaage genannt, für das
                              									Absüßen der Knochenkohle-Filter in Zuckerfabriken.
                           Eine der bedeutendsten Verlustquellen in der Zuckerfabrication sind die Knochenkohlefilter, besonders dann, wenn man das Absüßen
                              									derselben nach den allgemein üblichen Baumé'schen oder Balling'schen
                              									Aräometern vornimmt.
                           Das Absüßen der Knochenkohle-Filter geschieht im Allgemeinen mit heißem
                              									Brunnenwasser, welches naturgemäß specifisch leichter ist, als destillirtes Wasser
                              									von 14° R., nach welchem der Nullpunkt genannter Instrumente bestimmt wird;
                              									andererseits ist aber Brunnenwasser auch wieder specifisch schwerer, als
                              									destillirtes.
                           In Folge dessen kann ein Filter-Absüßwasser am gewöhnlichen Aräometer Null
                              									zeigen und dennoch beträchtliche Mengen Zucker enthalten.
                           Um diesen in solcher Weise entstehenden Zuckerverlusten vorzubeugen, construirte
                              									Eugen Langen in Cöln eine Wasserwaage, welche einem
                              									Saccharometer, mit eingefügtem Thermometer nach Celsius eingetheilt, ähnlich ist,
                              									deren Einsink-Scala jedoch Theilstriche von 5 bis 45 trägt.
                           Senkt man diese Spindel in destillirtes Wasser von höherer Temperatur als 5°
                              									Celsius ein, so zeigt das Thermometer der Spindel die Temperatur dieses Wassers an,
                              									und es sinkt die Spindel bis zu jenem Theilstriche der Einsink-Scala ein,
                              									welcher dieser Temperatur entspricht; die Ziffer dieses Theilstriches der
                              									Einsink-Scala repräsentirt demnach den Nullpunkt des Wassers der zugehörigen
                              									Temperatur.
                           Ist nun ein Filter vollkommen abgesüßt, so müßte die Spindel in die Absüßflüssigkeit
                              									ebenfalls bis zu jenem Theilstriche einsinken, welcher der gefundenen Temperatur
                              									derselben entspricht.
                           Nun ist aber das verwendete Brunnenwasser specifisch schwerer, als das destillirte,
                              									auf welches die Spindel eingerichtet, ferner kann man in Zuckerfabriken nur bis zu
                              									einem gewissen, nach der Qualität der gelösten Theile verschiedenen Grade absüßen,
                              									indem sich andernfalls die Kosten des Abdampfens nicht lohnen würden, und gilt für
                              									dieses Instrument nun folgende Absüßregel:
                           Beim Absüßen des I. Productes fährt man so lange fort, bis die Differenz zwischen dem
                              									Temperaturgrade und dem gleichen der Einsink-Scala 5 Grade beträgt.
                           
                              
                                 Bei
                                 II.
                                 Producten,
                                 bis
                                 diese
                                 Differenz
                                 10 Grade
                                 beträgt
                                 
                              
                                 „
                                 III.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 15     „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 IV.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 18     „
                                 „
                                 
                              
                           Verwendet eine Fabrik sehr theures Brennmaterial, so kann dieselbe diese Ziffern
                              									etwas höher fixiren.
                           F. Jerak in Prag fertigt derlei Instrumente an, nachdem
                              									ich demselben das Originalinstrument übergeben, welches mir Hr. Eugen Langen freundlichst zur Benutzung übersendete, und zweifle ich nicht,
                              									unseren Fachgenossen und allen Industriellen, welche wie wir in der Lage sind,
                              									Absüßungen mit heißem Wasser vornehmen zu müssen, mit dieser Mittheilung einen
                              									Dienst erwiesen zu haben. A. Ahrens. (Technische Blätter,
                              									Vierteljahresschrift des deutschen polytechnischen Vereines in Prag, 1872, erstes
                              									Heft S. 60.)
                           
                        
                           Ueber die Prüfung des Brodes und Mehles auf Alaun.
                           Im Decemberhefte von 1871 des Archives der Pharmacie, S. 269, lasen wir eine der
                              									Zeitschrift „The Pharmaceutical and Chemical
                                    											Record“, Juli 1871, entnommene Notiz, die Prüfung des Brodes
                              									auf Alaun betreffend. Diese geschieht nach Carter Moffat
                              									durch Befeuchtung des Brodes mit einer aus Campecheholz bereiteten Tinctur, welche
                              									das Vorhandenseyn von Alaun durch eine dunkelrothe Färbung verräth, während
                              									unverfälschtes Brod sich mit dieser Tinctur nur strohgelb färbt.
                           Bei einer jüngst von einer Behörde gewünschten Untersuchung verschiedener Mehlsorten
                              									auf eine vermuthete Beimengung von Alaun, Gyps und Potasche, nahm ich Veranlassung
                              									auch obige Probe zu versuchen. Hierbei überzeugte ich mich, daß, wenn man auf mit
                              									dem Finger zusammengedrücktes Mehl, gleichviel ob Weizen- oder Roggenmehl,
                              									einen Tropfen einer weingeistigen Auflösung von Campecheholzextract fallen läßt, ein
                              									braungelber Fleck entsteht, wenn das Mehl alaunfrei ist. Ist aber dem Mehle
                              									Alaunpulver beigemengt, so nimmt der durch diese Tinctur erzeugte Fleck, wenn die
                              									Alaunmenge nicht weniger als 1–2 Procent beträgt, eine graulichblaue oder
                              									graulichviolette Farbe an. Bei 1/2 Procent Alaungehalt war der von der Tinctur
                              									bewirkte röthlichgelbe Fleck mit einem graublauen Saume umgeben und auf dem Fleck
                              									selbst konnte man mittelst der Loupe deutlich blaue Punkte erkennen; bei 1/4 Procent
                              									Alaunzusatz war der graublaue Rand nicht mehr recht deutlich sichtbar, wohl aber
                              									konnten bei aufmerksamer Beobachtung mittelst der Loupe noch einzelne kleine blaue
                              									Punkte im gelben Fleck wahrgenommen werden. Unseren Beobachtungen zufolge ist dieß
                              									die äußerste Grenze der Wahrnehmung eines Zusatzes von Alaun zum Mehl nach dem
                              									erwähnten Verfahren. Prof. Dr. L. A. Buchner. (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt,
                              									1872 S. 151.)
                           
                        
                           Ueber Rosenöl; von Dr. R. Baur.
                           In meinem bezüglichen Aufsatze in diesem Bande des
                              									polytechn. Journals S. 253 (erstes Maiheft) ist nach der Anmerkung S. 253 unten, am
                              									Schluß einzuschalten:
                           
                              „Daß man unter Umständen statt des verdächtigen Oeles selbst, das daraus
                                 										abgeschiedene verdächtige krystallinische Depot direct in angegebener Weise
                                 										untersuchen wird, versteht sich von selbst.“
                              
                           Seite 253, Zeile 22 von oben, lese man aber statt
                              										„eben“.
                           Seite 254, Zeile 2 von oben, lese man Natrium statt
                              										„Natron“.
                           
                        
                           Berichtigung.
                           Im vorhergehenden Heft ist S. 340 als Quelle des Aufsatzes von O. Knab
                              									„Versuche über die Conservirung des Bieres für den
                                 										Seetransport“ durch ein Versehen der bayerische Bierbrauer, statt der
                              									(im Verlage von Otto Spamer erscheinenden) Zeitschrift:
                              											„Der Bierbrauer“ citirt.