Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. , S. 509 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die vollen und abgekürzten Maaße und Gewichte des deutschen
Reiches.
Die kaiserliche Normal-Aichungs-Commission zu Berlin hat sich mit der
Aufstellung eines möglichst consequenten Systemes der vollen und abgekürzten
Bezeichnungen der neuen Maaße und Gewichte beschäftigt.
Wir lassen hier eine Uebersicht derjenigen Bezeichnungen folgen, deren sich die
genannte Commission bei ihren Veröffentlichungen fortan bedienen wird.
Zur Erläuterung der Abkürzungen sey bemerkt, daß die
Normal-Aichungs-Commission bei ihrer Festsetzung hauptsächlich von
folgenden Gesichtspunkten ausgegangen ist:
1) Der bloßen Kürze der Bezeichnung soll die möglichst deutliche Anknüpfung an die
volle Bezeichnung nicht geopfert werden: vielmehr sollen insbesondere die Kürzungen
der Bezeichnungen der einzelnen Größenabstufungen so beschaffen seyn, daß sie zwar
ein gewisses System befolgen, aber doch nur ein solches, welches ohne besondere
Erläuterung durch die Anknüpfung an die vollen Namen verständlich ist.
2) Die abgekürzten Bezeichnungen, welchen ein besonders exacter und allgemein
gültiger Charakter zu verleihen ist, sollen möglichst geeignet seyn, ein Gemeingut
der Literaturen aller derjenigen Nationen zu werden, welche das metrische System
anwenden.
Zusammenstellung
derjenigen vollen und abgekürzten Bezeichnungen der Maaße
und Gewichte, welcher sich die Normal-Aichungs-Commission fortan
in ihren Publicationen bedienen wird:
Volle Bezeichnung.
Abgekürzte Bezeichnung.
A. Längenmaaße:
Kilometer
km.
Dekameter
dkm.
Meter
m.
Decimeter
dcm.
Centimeter
cm.
Millimeter
mm.
B. Flächenmaaße:
Hektar
ha.
Quadratdekameter oder Ar.
a.
Quadratmeter
qm. oder □m.
Quadratdecimeter
qdcm. oder □dcm.
Quadratcentimeter
qcm. oder □cm.
Quadratmillimeter
qmm. oder □mm.
C. Körpermaaße:
Kubikmeter
cdm.
Hektoliter
hl.
Kubikdecimeter oder Liter
l.
Kubikcentimeter
cdcm.
Kubikmillimeter
cdmm.
D. Gewichte:
Kilogramm
kg.
Dekagramm
dkg.
Gramm
g.
Decigramm
dkg.
Centigramm
cg.
Milligramm
mg.
Explosion eines Monte-jus; von H. Minssen.
Im Monat September vorigen Jahres wurde ich als Sachverständiger mit zwei Collegen in
eine schlesische Zuckerfabrik gerufen, in welcher auf bisher unerklärte Weise ein
Monte-jus explodirt war und leider den Siedemeister des Etablissements
getödtet hatte, welcher sich zur Zeit der Explosion in der Nähe des Apparates
befunden hatte.
Die Aufnahme des Tatbestandes durch Vernehmung von Augenzeugen, sowie die
Besichtigung des zertrümmerten Gefäßes und der damit zusammenhängenden Röhren,
Ventile etc. ergab Folgendes:
Das Monte-jus, ein eiserner Cylinder von etwa 1,88 Met. Höhe und 0,78 Met.
Durchmesser, war vertical in den Boden eines Nebengebäudes der Zuckerfabrik
eingelassen und wurde benutzt, um in demselben Zucker mit dem angemessenen Quantum
Wasser zu zerlassen, und sodann diese gesättigte Lösung mittelst Dampfdruck in den
Filterthurm hinauf zu drücken. An einem Sonnabend, kurz vor Feierabend, war der
Apparat zum letztenmal gefüllt worden und blieb mit dem Inhalt, gegen die sonst
übliche Weise, die Nacht hindurch gefüllt stehen. In den frühen Morgenstunden
bemerkte der zweite Siedemeister einen brenzlichen, außergewöhnlichen Geruch,
welcher ihn bis zu der Ursprungsstätte, eben diesem Monte-jus, führte. Um
nachzusehen, was die Ursache sey, öffnete er den Lufthahn und statt Luft, wie er
erwartete, da die Dampfventile geschlossen waren, floß ein dunkelbrauner,
übelriechender Saft heraus. Bei dieser unwillkommenen Erscheinung eilte er nach
Verschluß dieses Hahnes auf den Filterthurm und öffnete den Hahn des Steigrohres,
aus welchem ihm ebenfalls dieser dunkle Saft mit brandigem Geruch entgegenströmte
und einen Theil des dort befindlichen Reservoirs füllte. Er verschloß den Hahn
ebenfalls und rief den ersten Siedemeister herbei, da er keine Abhülfe wußte, worauf
letzterer sofort sich nach dem besagten Monte-jus begab. Kaum hatte er aber
das Local betreten und eben wollte ihm der zweite Siedemeister nebst dem
Maschinenmeister folgen, als eine colossale Detonation erfolgte, hervorgerufen durch
die Explosion des Monte-jus, welche den ersten Siedemeister durch den
gewaltigen Luftdruck an die Wand schleuderte, so daß derselbe einen Schädelbruch
erlitt. Die beiden anderen Personen, welche noch außerhalb der Thür standen, wurden
mit der Füllmasse complet überschüttet, so daß ihre Augen, Nase, Mund und Ohren ganz
angefüllt waren, während der gewölbte Boden des Monte-jus gerade in die Höhe
ging, das Glasdach des Nebengebäudes total zerstörte, das überhängende Dach des 12,5
Met. hohen Fabrikgebäudes abriß und einzelne Theile, wie Mannlochdeckel, Bügel und
Schraube, weit über die Gebäude hinwegschleuderte.
Die Besichtigung der zerrissenen Theile, welche sorgfältig gesammelt waren, ergab,
daß die Haupttrennung im oberen Deckel des Kessels erfolgt war, und zwar war der
obere Boden mit unregelmäßigen Stücken des Cylinders abgerissen und der Boden quer
eingerissen, während der Mannlochdeckel noch dicht aufgesessen hatte, und nur die
Schraube des Bügels wahrscheinlich beim Niederfallen verbogen war.
Das Blech war im Cylinder selbst ganz gesund, überhaupt der Apparat erst in diesem
Jahre neu aufgestellt. Die drei Röhren von Kupfer, von denen eine zum Auflösen des
Zuckers, die andere zur Dampfzuführung beim Hinaufdrücken des Saftes benutzt wurde,
während die dritte eben das Steigrohr in dem Filterthurm darstellte, waren
abgerissen, aber die beiden Dampfventile, soweit man sehen konnte, geschlossen. Die
Ansätze der ersten beiden waren mit demselben klebrigen Stoffe gefüllt wie das
Monte-jus selbst und das Steigrohr, während die Dampfrohre beide von den
Ventilen bis zur Hauptdampfleitung in der Fabrik vollständig blankes Metall
zeigten.
Es mußte während der Explosion kein Dampf von irgend erheblicher Spannung in dem
Apparat gewesen seyn, weil die beiden Männer, welche im Moment der Explosion mit der
Füllmasse überschüttet waren, selbst an den Augen keine Brandbeschädigung erlitten
hatten, auch war den Dampfrohren selbst nach dem Abreißen des Gefäßes kein Dampf
entströmt.
Was konnte also die Ursache dieser kräftigen Explosion seyn? Die chemische
Untersuchung der Masse, welche bereits durch den Chemiker der Fabrik erfolgt war,
gibt einen Schlüssel dazu, den ich hiermit Zuckerfabrikanten und Chemikern zur
Erörterung anheimgebe.
Es stellte sich heraus, daß die ganze aus dem Monte-jus geschleuderte Masse
keinen Zucker mehr enthalte, sondern gänzlich zu Caramel geworden war; es mußte also
eine Zersetzung des gesammten Inhaltes des Gefäßes stattgefunden haben. Da eine
solche nur bei unaufgelöstem Zucker in Verbindung mit Dampf von höherer Temperatur
vor sich geht, so ist jedenfalls dem in das Monte-jus eingefüllten Zucker zu
wenig Wasser zugesetzt worden, so daß ein Theil desselben nicht gelöst wurde. Ob nun
die Ventile nicht ganz dampfdicht geschlossen waren, oder auf welche Weise die
Zersetzung vor sich gegangen ist, lasse ich dahingestellt; es ist jedoch außer
Zweifel, daß sich explosive Gase gebildet haben, Kohlensäure durch das Oeffnen des
Lufthahnes frei geworden ist oder dergl. Dampfdruck von so hoher Spannung, um die
Explosion herbeizuführen, war jedenfalls nicht vorhanden.
Unglücklicher Weise kostete dieser sonst gewiß höchst lehrreiche und interessante
Fall ein Menschenleben. (Vorgetragen in der Sitzung des Breslauer Bezirksvereines
deutscher Ingenieure vom 14. März 1872. – Zeitschrift des Vereines deutscher
Ingenieure, Bd. XVI S. 255)
Verfahren um das zur Kesselspeisung bestimmte
Condensationswasser von Fettstoffen zu reinigen; patentirt für die
Maschinenfabrikanten Cail und Comp. in Paris.
Das Condensationswasser des aus den Maschinen abziehenden verbrauchten Dampfes ist
bekanntlich stets mit Fettstoffen verunreinigt, welche zum Schmieren der mit diesem
Dampfe in Berührung befindlichen reibenden Theile der Maschinen gedient haben.
Das neue Verfahren zum Reinigen solchen Condensationswassers besteht nun darin, diese
Fettstoffe direct zu entfernen.
Hierzu sammelt man alles fetthaltige Wasser in einem gemeinschaftlichen Reservoir, um
es hernach mittelst höchstens zweier Apparate zu reinigen. Jeder Reinigungsapparat
ist mit einer kräftigen Rührvorrichtung (Schaufeln, archimedische Schraube etc.)
versehen; man füllt ihn zu drei Vierteln mit dem zu reinigenden Wasser, dann setzt
man Petroleum zu; man rührt während fünf Minuten und läßt 55 Minuten lang absetzen,
daher die Operation im Ganzen eine Stunde dauert. Alles Petroleum sammelt sich über
dem Wasser, nachdem es die in demselben enthaltenen Fettstoffe aufgenommen hat. Die
Speisepumpe des Dampfkessels kann das gereinigte Wasser entweder direct aus dem
unteren Theile des Reinigungsapparates entnehmen, oder aus einem Reservoir in
welchem dasselbe nach seiner Reinigung gesammelt wird.
Aus den Beobachtungen der HHrn. Cail und Comp. geht hervor, daß die Quantität Fett welche sich
täglich bildet, durchschnittlich ungefähr 2 Decigramme oder 1/5 Gramm per Pferdekraft und per Tag
beträgt, und höchstens 1 Gramm, also 100 Grm. per Tag
für eine Maschine von 100 Pferdestärken. Da nun ein Hektoliter Petroleum, welcher 80
Kilogrm. wiegt, die Hälfte seines Gewichtes Fettstoffe auflösen kann, somit 40
Kilogrm., so sieht man daß das Petroleum lange zu benutzen ist, ehe es ganz
unwirksam wird. In letzterem Zustande hat es eine Dichtigkeit von 0,840; man darf
aber diese nicht abwarten, sondern kann annehmen daß es bei der Dichtigkeit von
0,810 erneuert werden muß.
Um zu erproben ob das Petroleum seine Wirksamkeit verloren hat, nimmt man 1/4 Liter
Wasser aus dem Reinigungsapparat, gießt in dasselbe einige Tropfen Aetznatronlauge
und läßt es kochen. Wenn sich nach Verlauf von einigen Minuten ein Schaum bildet, so
zeigt dieß an, daß das Petroleum nicht mehr seine ganze Wirksamkeit besitzt und
erneuert werden muß.
Um das verwendete Petroleum wiederzugewinnen, destillirt man es in einer Blase mit
den gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln. Die Fettstoffe und ein wenig Petroleum bleiben
in der Blase zurück. Man sammelt diesen Rückstand und verkauft ihn an die
Seifensieder oder benutzt ihn zur Darstellung neuer Maschinenschmiere. (La Sucrerie indigène.)
Graphische Darstellung der Textur des Schmiedeeisens.
Hr. van Ruth, welcher mehrere Jahre lang für die
holländische Regierung als Inspector der Eisenlieferungen angestellt war, richtete
von Zeit zu Zeit seine Aufmerksamkeit auf die Entdeckung einer Methode zur
Untersuchung des Stabeisens auf seine sehnige Textur und zur Verzeichnung derselben
behufs der Vergleichung. Nach mehrfachen Versuchen kam er auf ein sehr einfaches und
wirksames Verfahren zu diesem Zwecke.
Ein Stück von dem Eisen dessen sehnige Textur untersucht werden soll, wird zunächst
gehobelt, um eine Schnittfläche durch irgend einen gewünschten Punkt zu erhalten;
diese Fläche wird so lange in Salzsäure getaucht, als zum Wegätzen des Glühspans
erforderlich ist; die dazu nöthige Zeit schwankt zwischen sechs und vierundzwanzig
Stunden, je nach der Stärke und Temperatur der sauren Flüssigkeit. Der Glühspan wird
rascher angegriffen, als der „Nerv“ des Eisens; in Folge davon
bleibt letzterer als Relief zurück, und es entsteht in dieser Weise eine radirte
Platte, wovon man mittelst Druckerschwärze einen Abdruck machen kann, welcher jede
Faser des Eisens in klarer und deutlicher Weise zeigt. Sollen behufs der Anfertigung
von Schienen Packete gebildet und verschiedene Eisensorten nach bestimmten
Richtungen ihres Fadens zusammengeschweißt werden, so bietet das Verfahren ein
bequemes und rasch zum Ziele führendes Mittel zur Entdeckung jener Richtungen dar.
Als Mittel zur Untersuchung der Veränderung der sehnigen Textur des Eisens in der
Nähe von Schweißstellen ist das Verfahren vom größten Werthe. (Engineer.)
Das Färben der Zinnfolie (Darstellung von lackirtem
Stanniol).
Ueber das sogen. Färben des Zinnes, d.h. die Darstellung von lackirtem Stanniol,
welches von Conditoren, Confitürenhändlern etc. zur Umhüllung der Waaren vielfach
verwendet wird, hat Ferd. Springmühl in Breslau Versuche
angestellt, über welche er in der Musterzeitung, 1872 Nr. 19, berichtet.
Seine ersten Versuche gingen darauf hinaus, die gefärbten Harzlösungen (Anilinlacke)
zum Färben des Zinnes zu benutzen, aber welche Harze auch angewendet wurden, so
erhielt man doch kein den Anforderungen entsprechendes Resultat. Einerseits ist der
Ueberzug nicht gleichmäßig genug, andererseits meist zu spröde, um dem Biegen und
Falten des Zinnes zu widerstehen. Auf kleinen Flächen läßt sich jedoch mit
Anilinlack in jeder Farbe ein prächtiger Ueberzug erzielen, welcher hinlänglich
haltbar ist, wenn die Zinnfolie aufgeklebt und nicht zum Verpacken benutzt wird.
Die älteste und auch jetzt in den meisten Fällen noch angewendete Methode, um
Zinnfolie zu färben, ist wohl die brauchbarste und mit einigen Modificationen die
einfachste, hat jedoch den Nachtheil, daß der Ueberzug durch Wasser gelöst wird. Man
benutzt wasserlösliche Substanzen, und zwar in früherer Zeit die Hausenblase; jetzt
wäre jedenfalls die weiße im Handel vorkommende Gelatine der Hausenblase
vorzuziehen. Die Operationen, sey es daß Hausenblase oder Gelatine angewendet wird,
sind gleich und bestehen in Folgendem: Die zu färbende Zinnfolie wird auf einer
ebenen Spiegelplatte durch Wasser befestigt, so daß alle Theile derselben eng an dem
Glase haften; darauf wird sie mit einem Steine, Feuersteine oder dergl. sorgfältig
geglättet und die gefärbte Gelatinelösung darauf gegossen, die Spiegelplatte nach
allen Richtungen schwach geneigt, um eine gleichmäßige Verkeilung zu bewirken, und
ziemlich schnell getrocknet. Die Gelatinelösung wird bereitet, indem man
destillirtes Wasser mit einer nicht zu geringen Menge der wasserklaren Gelatine
erhitzt, und den Farbstoff in Wasser gelöst, je nach der zu erzielenden Nüance
zusetzt. Früher wurden nur die wässerigen Auszüge der Pflanzen- und
Thierfarben zu diesem Zwecke benutzt, nicht minder eignen sich jedoch dazu die
gesammten wasserlöslichen Anilinfarben; trotzdem hat Springmühl keine mit Anilin gefärbten Stanniole im Handel gefunden. Er
wendete alle wasserlöslichen Anilinfarben an, und erhielt mit Gelatine ebenso wie
mit Hausenblase ganz ausgezeichnete Resultate.
Versuche mit einigen im Wasser löslichen Harzen, namentlich Gummi arabicum, ergaben
daß sowohl der Preis des fertigen Fabricates mit Gelatine sich billiger stellen
mußte, als mit Gummi, als auch daß die Güte des ersteren, besonders die Haltbarkeit,
die des
Gummiüberzuges übertraf. Collodium gibt einen überaus gleichmäßigen und ziemlich
elastischen Ueberzug, der jedoch in vielen Fällen nicht sehr fest haftet, besonders
wenn er zu dick ist und alsdann als dünne Haut abgehoben werden kann. Man muß daher
möglichst verdünntes Collodium anwenden, die Verdünnung jedoch andererseits nicht so
weit treiben, daß der Ueberzug nicht mehr zusammenhängend erscheint. Man erwärmt die
Zinnfolie ein wenig, übergießt sie mit der gefärbten Collodiumlösung und läßt den
Aether an der Luft verdunsten. In der Regel haftet jedoch das Collodium trotz der
größten Vorsicht nicht vollkommen und es ist rathsam, zuerst mit ganz dünner
Gelatine zu übergießen, dann nach dem Trocknen die Collodiumschicht darauf zu
bringen und ohne Erwärmen die Lösungsmittel verdampfen zu lassen. Auch mit Gummi
kann man grundiren, ohne durch dieses Verfahren besondere Vortheile zu haben. Will
man der auf gefärbter Zinnfolie befestigten Farbe besondere Festigkeit geben, so
kann man nachträglich mit farblosen alkoholischen Lacken firnissen, zu welchem
Zwecke sich besonders bei der Anwendung von Collodium die photographischen
Negativlacke eignen. Das Firnissen ist jedoch für gewöhnlich überflüssig, da es der
Farbe etwas von ihrem Feuer und Glanze nimmt. Mehrere andere Versuche, welche Springmühl zum Färben der Zinnfolie anstellte, gaben
gänzlich ungünstige Resultate.
Ueber die Anthraflavinsäure; von Brandt.
Bisher schrieb man allgemein die gelbliche Nüance des Roths, welches man mit gewissen
im Handel vorkommenden künstlichen Alizarinen erhält, der Gegenwart einer gelben
Substanz zu, welche vom Anthracen herrührt und die man Anthraflavinsäure benannt
hat.
Um die Eigenschaften dieser Substanz kennen zu lernen, verschaffte ich mir eine
Quantität Anthraflavinsäure von den HHrn. Gebrüder
Gessert in Elberfeld.
Ich habe durch verschiedene Versuche constatirt, daß diese Anthraflavinsäure
(Monooxyanthrachinon nach Liebermann, Anthraflavinsäure
nach Schunck) gar kein Färbevermögen besitzt. Sie färbt
nicht nur die Thonerde- und Eisenbeizen nicht, sondern macht auch den
Alizarin-Thonerde-Lack gar nicht gelb. Im Gegentheil verleiht sie dem
Roth einen bläulicheren Ton und macht die Nüance trüb.
Ich habe Zusätze von Anthraflavinsäure zum Roth, sowohl dem mit künstlichem Alizarin,
als dem mit Meissonnier'schem Krappextract gefärbten
Roth, versucht und gefunden, daß die so erhaltenen Nüancen weniger schön und weniger
intensiv waren, und daß ihr Ton bläulicher war.
Es ist daher anzunehmen, daß der gelbliche Ton des im Handel vorkommenden
„künstlichen Alizarins für Roth“ von einer Modification des
Alizarins selbst herrührt. Diese Modification kann durch verschiedene Behandlungen
erhalten werden, sie ist aber nicht der Anthraflavinsäure zuzuschreiben. (Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, t. XLII p. 46; Januar 1872.)
Nicholson- oder Alkaliblau
auf Wolle.
Das Nicholson-Blau unterscheidet sich von allen
anderen Anilinfarben dadurch, daß es nicht, wie Fuchsin, Anilinblau und Violett, das
Salz einer an und für sich unlöslichen Basis ist, sondern daß gerade umgekehrt das
Alkaliblau des Handels die in Wasser lösliche Basis
darstellt, welche bei ihrer Vereinigung mit Säuren ein dunkel gefärbtes unlösliches Salz bildet. Diese Basis ist farblos oder nur
schwach gefärbt. Man muß daher, um eine wirkliche Farbe zu erzielen, die schon auf
der Faser fixirte Basis mit einer Säure verbinden, und dieß geschieht, indem man die
schon einmal gefärbte Wolle durch ein angesäuertes Bad nimmt. Zum Behuf des Färbens
stellt man sich für 10 Pfd. Wolle durch Kochen des Farbstoffes in reinem Wasser eine
möglichst verdünnte Auflösung (Verdünnung der Lösung trägt zur Klarheit der Farbe
bei) von 2 bis 3 Loth Alkaliblau dar. Man richtet sich ferner ein handwarmes
Färbebad her, welchem man 3 bis 4 Loth Borax zusetzt. Der
Borax wird hier nur seiner basischen Eigenschaften wegen angewendet und kann durch
Soda, Potasche etc.
ersetzt werden. Der Zusatz der alkalischen Substanz hat den Zweck, die etwa in dem
Bade enthaltene Säure abzustumpfen, damit nicht schon im Färbebade die Umwandlung
des basischen Alkaliblaus in ein unlösliches Salz vor sich geht. Man fügt nun die
gut filtrirte Lösung des Nicholson-Blaus hinzu. Nachdem gut durchgerührt ist, geht man mit
der vorher gut genetzten Waare ein, und hantirt dieselbe gleichmäßig in dem Bade,
während man dieses langsam bis fast zum Kochen erhitzt.
In einer anderen Kufe oder einem Kessel mache man sich ein handheißes Bad aus reinem
Wasser, in welches man, nachdem das Verfahren beendet ist, die Wolle aus dem Kessel
hinein bringt, darin spült und dann in ein frisches Bad geht, welches aus reinem,
handheißem Wasser besteht, dem man auf 10 Pfd. Wolle etwa 20 Loth Schwefelsäure
zugesetzt hat. Man zieht die Wolle in diesem Bade einige mal um; sie nimmt darin ein
schönes, sattes Blau an. Ist dieß geschehen, so nimmt man heraus, läßt verkühlen,
spült und verfährt weiter, wie gewöhnlich.
In dem Schwefelsäurebade geht die auf der Faser fixirte Basis in das schwefelsaure
Salz über, welches intensiv blau gefärbt, aber unlöslich in Wasser ist. Auf dieser
Unlöslichkeit beruht zum Theil die Aechtheit des Alkaliblaus, welches weit
beständiger ist, als alle bisher bekannten, aus Anilin hergestellten blauen Farben.
(Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr. 11.)
Anwendung der Löslichkeit der Cellulose in
Kupferoxyd-Ammoniak zur Darstellung von wasserdichtem Papier, Dachpappe,
künstlichen Holztafeln etc.
Die Kupferoxydammoniak-Flüssigkeit löst bekanntlich die Cellulose mit großer
Leichtigkeit auf; dieses Verhalten kann man benutzen um verschiedene Producte
darzustellen, welche interessante Eigenschaften besitzen.
Wenn man leinene Lumpen oder Holzsägemehl in Kupferoxyd-Ammoniak sich
vollständig auflösen läßt und dann ein gänzliches Austrocknen der Flüssigkeit
bewerkstelligt, so erhält man ein halbdurchsichtiges und zerbrechliches Glas,
welches bis jetzt nicht benutzt worden ist. Treibt man aber die Wirkung des
Lösungsmittels nicht so weit, sondern begnügt sich, eine beginnende oberflächliche
Lösung herbeizuführen, welche den Fasern ihre Form und ihre ursprüngliche Anordnung
beläßt, indem sie dieselben bloß zusammenkittet, so erhält man merkwürdige
Resultate.
Wenn man z.B. ein Papierblatt nur einen Augenblick in die
Kupferoxydammoniak-Flüssigkeit taucht, dann zwischen zwei Walzen passirt und
hernach trocknet, so wird es für Wasser vollkommen undurchdringlich; es verliert im
Wasser sogar bei der Siedetemperatur seinen Zusammenhang nicht. Zwei Papierblätter,
auf dieselbe Weise behandelt und zusammengewalzt, haften vollständig an einander und
bilden nur einen Körper; verfährt man auf diese Weise mit einer größeren Anzahl von
Papierblättern, so erhält man künstliche Holztafeln bis zur Dicke eines Bretes. Mit
Geweben, Leinwand in Stücken welche in der Richtung der Breite aufeinander gelegt
sind, erhält man sehr dehnbare Gegenstände von großer Cohäsionskraft; man kann auch
Leinwand und Papier abwechselnd aufeinander legen, und erhält so Gegenstände welchen
bei gleicher Dicke kein Holz an Festigkeit gleich kommen kann.
Eine Dachdeckung mit solchen Blättern wäre für Wasser und Wind undurchdringlich;
sogar eine aus sechs Doppelbogen grauen Papieres hergestellte und dann mittelst des
Walzwerkes gewellte Probe erwies sich als Bedachungsmaterial hinreichend zäh und
fest, und widerstand allen Unregelmäßigkeiten der Witterung.
Dieses Material läßt sich wie Töpferthon formen und zur Fabrication von vielerlei
Gegenständen (wie Leitungsröhren für Wasser und Gas, Hüten, Kleidungsstücken und
sogar Booten) verwenden.
Um die Lösung von Kupferoxyd in Ammoniak (Schweitzer's
Reagens) darzustellen, füllt man eine Flasche beiläufig zur Hälfte mit
Ammoniakflüssigkeit von 0,880 spec. Gew., taucht einige Kupferblechstreifen hinein
und verschließt sie dann; von Zeit zu Zeit entfernt man den Stopfen aus der Flasche
und schüttelt dann den Inhalt, damit er mit Luft gehörig in Berührung gebracht wird,
wozu es vorzuziehen ist, den Inhalt von einer Flasche in eine andere zu gießen. Nach
Verlauf von beiläufig sechs Wochen hat die Flüssigkeit das Maximum ihrer chemischen Wirksamkeit
erreicht, und ist dann tief blau gefärbt. Bei der Darstellung des Präparates im
Großen wird dasselbe Resultat rascher durch Eintreiben von Luft mittelst einer
Druckpumpe erzielt. (Engineer.)
Künstliche Wurstdärme aus Pergament-Papier.
Die mit der thierischen Blase so übereinstimmenden Eigenschaften des
Pergament-Papieres führten mich schon vor mehreren Jahren auf den Gedanken,
diesen Stoff auch zu künstlichen Wurstdärmen zu verarbeiten, doch ist es mir erst in
neuester Zeit gelungen, mittelst eigens hierzu construirter Maschinen solche
Pergamentpapierdärme, durch eine selbst in kochendem Wasser unlösliche chemisch verbundene (nicht zusammengeklebte) Naht
geformt, in jeder beliebigen Weite dauerhaft, billig und in genügender Länge
herzustellen. Bei der immer mehr steigenden Production von Wurstwaaren reichen die
animalischen Därme nicht mehr für den Bedarf aus und müssen zu Preisen, welche für
die Wurstfabrikanten zu bedenklicher Höhe gestiegen sind, zum Theil aus fernen
Ländern bezogen werden. Um so mehr dürfte daher ein Surrogat geboten seyn, welches
das natürliche Material ersetzen kann, nicht zu theuer kommt und sich besonders vor
den Thierdärmen durch größte Reinlichkeit und Appetitlichkeit auszeichnet. Es gibt
nicht leicht etwas Eckelhafteres, als wenn diese, oft nur oberflächlich gereinigten,
mit den Miasmen einer beginnenden faulen Gährung geschwängerten Thierdärme dennoch
eingefüllt werden und dann auch den besten Wurstinhalt, im Sommer sogar auf eine
höchst gesundheitsgefährliche Weise, verderben können. Alles das fällt bei Anwendung
von Wursthülsen aus Pergament-Papier weg. Meine in Verbindung mit praktischen
Wurstfabrikanten angestellten Versuche haben ergeben, daß die künstlichen Därme
nicht nur ebenso gut das Einfüllen, Abbinden, Räuchern, Sieden, Braten und Ablösen
gestatten, sondern sogar den Inhalt besser conserviren, weil sie nicht der Fäulniß
unterliegen, somit auch den Inhalt nicht verderben, resp. vergiften können.
Allerdings hat der künstliche Darm, was sich nicht verschweigen läßt, auch seinen
Nachtheil: es geht in ihm, wie sich die Wurster ausdrücken, die Wurstmasse etwas
zurück, da der Papierdarm bei einer geringeren Contractibilität den Wurstinhalt,
wenn dieser auszutrocknen beginnt, nicht ganz so straff umschließt, wie der
Naturdarm. Dieser kleine Nachtheil dürfte aber gegenüber den anderen Vortheilen des
Papierdarmes, sowohl für den Wurstfabrikanten wie für das consumirende Publicum von
nur geringer Bedeutung seyn. – Da das Pergament-Papier mittelst
Schwefelsäure bereitet wird, so möchte hier und da das Vorurtheil entstehen, der
künstliche Darm könnte auch noch Schwefelsäure enthalten und somit für die
Gesundheit schädlich wirken. Dem ist aber durchaus nicht so, sondern es gibt nicht
leicht einen chemisch reineren Stoff als Pergament-Papier. Wird nämlich aus
demselben die Säure nicht bis zur letzten Spur ausgewaschen, so daß es absolut
säurefrei ist, so verliert es alle Festigkeit, wird brüchig und überhaupt zu jedem
Zwecke unverwendbar.
Die Anwendung der künstlichen Därme ist im Uebrigen ganz dieselbe, wie die der
natürlichen, und müssen jene vor dem Einfüllen ebenfalls durch Einlegen in Wasser
gehörig erweicht werden.
Um die Lebensfähigkeit meines Unternehmens zu erproben, habe ich zunächst mit der
Fabrication der gangbarsten Sorte Mitteldärme 84 Millimeter breit) begonnen, der
aber bei günstigem Erfolg sofort die anderen untenstehend verzeichneten nachfolgen
werden. Kleine Musterabschnitte stehen kostenfrei und franco zu Diensten. Dieser
neue Artikel dürfte übrigens sonst mannichfache Verwendung, z.B. zu Umhüllungen und
Verpackungen, Patronenhülsen für Pulversprengungen, Bierausfüllschläuchen,
Eisbeuteln u. dergl. finden.
Nr. „ „ „ „
2.3.4.5.6.
Kranz-Därme,Mittel-
„Plump- „ oder
„ Butt- „
60 Millimet.
breit, 84
„
„108
„
„140
„
„175
„
„
3 1/2 Kr. s. W. 4 1/2
„ „
„ 6
„ „
„ 8
„ „
„10
„ „ „
pro Klafter = 1,718 Met.
Bratwurst-Papierdärme können in einer Breite von 40 Millimeter à 3 Kr. pro Klafter
hergestellt werden.
C. Brandegger in Ellwangen
(Württemberg).
Die Doppel-Paddingmaschine und die combinirte
Appreturmaschine.
Die Maschinenfabrik Albert Kiesler und Comp. in Zittau hat sich bezüglich einiger von mir in
diesem Journal veröffentlichten Appreturmaschinen zu einer Erklärung (im
vorhergehenden Heft S. 418) veranlaßt gefunden, auf welche ich Folgendes
erwiedere.
Als Ingenieur der Maschinenfabrik Carl A. Specker in Wien habe ich derselben eine große Anzahl von
Maschinen construirt, wobei mir in der Regel die Skizzen anderswo bereits
ausgeführter (meist englischer oder sächsischer) Maschinen als Anhaltspunkt
dienten.
Eine bedeutende Anzahl Maschinen habe ich nach meinen zehnjährigen früheren
Erfahrungen ganz neu der erwähnten Wiener Firma zugebracht.
Es hat daher die Kiesler'sche Maschinenfabrik ebenso wenig
und wohl noch weniger das Recht, diese Maschinen als eigene Erfindung zu betrachten, als ich selbst.
Was diejenigen wenigen Maschinen anbelangt, welche ich wirklich neu bei den HHrn. Kiesler kennenlernte, so diene denselben zur Nachricht,
daß die Constructionen welche ein Techniker in seinen früheren Stellungen kennen
gelernt hat, dessen geistiges Eigenthum geworden sind, das in seinen späteren
Stellungen beliebig verwerthet werden darf.
Die Verläugnung dieses Satzes würde jede Erfahrung und Ausbildung in einem Fache zur
Unmöglichkeit machen.
Auf weitere Erwiederungen werde ich mich in dieser Angelegenheit nicht einlassen.
Wien, den 15. Juni 1872.
Ingenieur Gustav Meißner.
Concurrenzausschreiben, die Patentfrage betreffend.
Mit Bezug auf unser Ausschreiben vom 8. April d. J., mitgetheilt in diesem Bande des polytechn. Journals S. 264, erstes
Maiheft) ist uns mehrfach der Wunsch geäußert worden, die einzusendenden Arbeiten
unter Motto mit couvertirter Namensunterschrift des Verfassers, an uns abzusenden.
Wir sind hiermit vollständig einverstanden und bitten also diejenigen Bewerber,
welche wie angeführt zu verfahren wünschen, ihre Arbeiten, mit Motto versehen,
einzusenden.
Die bisher eingelaufenen Arbeiten werden der, mit Prüfung derselben betrauten
Commission ohne Namensunterschrift, nur mit laufender Nummer versehen, vorgelegt
werden.
Die verehrlichen Redactionen derjenigen Zeitschriften, welche unserem
Concurrenzausschreiben ihre Spalten öffneten, werden höflichst ersucht auch diesen
Nachtrag aufnehmen zu wollen.
Der Cölner Bezirksverein deutscher
Ingenieure.
Dr. H. Grüneberg.