Titel: Ueber ein neues Control-Federmanometer von Löhdefink in Hannover und über die Zuverlässigkeit der Federmanometer; von Professor Rühlmann.
Fundstelle: Band 205, Jahrgang 1872, Nr. III., S. 2
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III. Ueber ein neues Control-Federmanometer von Löhdefink in Hannover und über die Zuverlässigkeit der Federmanometer; von Professor Rühlmann. Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereines, 1872 S. 114. Mit Abbildungen auf Tab. I. Rühlmann, über Löhdefink's Control-Federmanometer und über die Zuverlässigkeit der Federmanometer. Von den Bestimmungen in der Bekanntmachung des Herrn Reichskanzlers vom 29. Mai 1871, betreffend allgemeine polizeiliche Vorschriften über die Anlegung von DampfkesselnPolytechn. Journal Bd. CCII S. 2., welche sich zur Freude aller Betheiligten durch Präcision und große Vereinfachung (gegenüber früheren Gesetzen etc.) auszeichnen, hat wohl keine größere Befriedigung als die erzeugt, welche (nach §. 9) die Verwendung guter Federmanometer zulässig macht und auch (in §. 13) den prüfenden Beamten derartige Manometer als Control-Instrumente in die Hand gibt. Nächstdem hat die Ausführung des glücklichen, höchst anerkennungswerthen Gedankens befriedigt, das amtliche Control-Federmanometer aus zwei Instrumenten derselben Bauart zusammenzusetzen, indem der Schluß als ganz richtig zu bezeichnen ist, daß zwei solche, sonst ganz gleiche Federmanometer, höchst wahrscheinlich niemals denselben Fehler annehmen werden, die Nichtübereinstimmung beider also, auf einen eingetretenen Fehler aufmerksam machen muß. Diese vorzugsweise von O. M. Hempel in Berlin angefertigten Control-FedermanometerBeschrieben in den Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1867 S. 85. – Daraus mitgetheilt im polytechn. Journal, 1868, Bd. CLXXXVII S. 125. haben nun den ebenfalls als Erbauer sehr guter Federmanometer (nach Bourdon's System) bekannten Mechaniker Löhdefink in Hannover veranlaßt, ein Control-Manometer zu construiren, welches compendiöser (leichter an Gewicht) und dadurch auch bequemer zum Tragen in einer Kleidertasche ist, als das Hempel'sche. Fig. 1 und 2 stellen Löhdefink's Control-Manometer in wahrer Größe dar, wobei man zuerst erkennt, daß hier nicht (wie bei Hempel) zwei getrennte, sonst ganz gleiche Instrumente in zwei nebeneinander befindlichen Gehäusen, sondern zwei derartige Instrumente in einem und demselben Gehäuse, beziehungsweise über- und untereinander, angebracht sind. Sodann bemerkt man ferner, daß Löhdefink auch hier (wie bei seinen bekannten Manometern) das Bourdon'sche Princip der platten Spiralröhren A und a beibehalten und auch sonst bekannte Detailanordnungen in Anwendung gebracht hat. Zum raschen, übersichtlichen Verständnisse sind in den Abbildungen alle wesentlichen Theile beider über- oder hintereinander liegender Manometer überall mit denselben, nur beim vorderen Instrumente mit großen, beim hinteren mit kleinen Buchstaben bezeichnet. Das bekannte Zahnbogenvorgelege F, G und f, g zur Multiplication der Ausdehnungen beziehungsweise der Röhren A und a, hält Löhdefink auch für Control-Manometer für geeignet, sowie auch die bekannten Spiralfedern H und h angebracht wurden, wodurch die Spielräume zwischen den Radzähnen und den verschiedenen Lagerzapfen ausgeglichen werden sollen, welche sonst Schwankungen der Zeiger K und k veranlassen und den sicheren Rückgang auf den Nullpunkt der Scala beeinträchtigen. Hinsichtlich überdieß vorhandener Theile der beigegebenen Abbildungen, dürfte noch auf die hier beibehaltene, in Hannover zeither gebräuchliche Flanschverbindung α, β, γ aufmerksam zu machen seyn, die sich recht gut auch bei den neuen (Hempel'schen) amtlichen Control-Manometern benutzen läßt, wenn man die (ebenfalls hannoverschen) in Fig. 4 (in wahrer Größe) abgebildeten Schraubenzwingen a, b, c in Anwendung bringt, welche bei kräftiger Construction und gutem Material sich keineswegs so biegen, als man zuweilen anzunehmen pflegt.Löhdefink hat sein Control-Manometer so angeordnet, daß es ebensowohl zur bisherigen hannoverschen Flanschverbindung als zu der neuen, mit sogenanntem Manometer-Träger paßt. Man sehe hierzu die Schraubenanordnung m, p, q in Fig. 1 und 2. Für den Bezirk der königl. Polizeidirection Hannover war die Beibehaltung der genannten Flantschverbindung, für die bereits im Betriebe befindlichen Kessel (älterer Concessionszeit) schon deßhalb wünschenswerth, als man nicht ohne Roth die Entfernung dieser sonst zweckmäßigen (sehr einfachen) Anordnung und deren Ersatz durch den Manometerträger gebieten wollte, welcher den Hempel'schen Control-Instrumenten beigegeben zu werden pflegt.In der bereits citirten Zeitschrift des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, Jahrgang 1867 (polytechn. Journal Bd. CXXXVII S. 125), wird ausdrücklich hervorgehoben, daß es dem Kesselbesitzer überlassen wird, wie er die Vorrichtung zur Anbringung des Manometers und des Wasserhahnes einrichten will, wenn beide nur ihrem Zwecke entsprechend gemacht werden. Beiläufig gesagt, wenden die hannoverschen und braunschweigischen Revisoren statt des (Hempel'schen) Wasserhahnes eine einfache, leicht einzuschaltende, heberförmig gebogene (kurze) Kupferröhre an, welche wenig wiegt und leicht in die Tasche gesteckt werden kann. Fig. 5 zeigt ferner ein in zwei Ansichten gezeichnetes Stahlplättchen, welches als Auflage beim Hempel'schen Control-Manometer benutzt wird und gegen dessen Mitte man die Spitze c der Schraube b, b des Bügels a, a wirken läßt, damit der Verbindungs- und Flantsch-Steg des gedachten amtlichen Manometers nicht beschädigt wird. Daß in Fig. 2 mit dem Buchstaben P ein Kessel-Manometer angedeutet wird, an dessen Flantsch α, β ein Löhdefink'sches Manometer zur Kontrolle angebracht ist, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Obwohl es ferner eine längst bekannte Sache ist, daß alle Federmanometer, wie vortrefflich sie auch angeordnet und ausgeführt (gearbeitet) seyn mögen, nach kürzerer oder längerer Zeit unrichtig werden können, auch die königlich preußische technische Deputation zwei Feder-Manometer vorzugsweise nur deßhalb neben einander angeordnet hat, um rechtzeitig auf etwa entstandene Unrichtigkeiten aufmerksam zu machen, so dürfte es doch nicht ganz überflüssig seyn, die interessanten vergleichenden Versuche in Erinnerung zu bringen, welche mit einer großen Anzahl von Federmanometern verschiedener Constructeure auch bei der letzten Ausstellung von Maschinen und Geräthen der königl. englischen Ackerbau-Gesellschaft angestellt wurden (mitgetheilt im polytechn. Journal, 1871, Bd. CCII S. 473). Von mir amtlich zu Gebot stehenden Control-Manometern, von Hempel in Berlin, Bourdon in Paris (Manomètre etalon), von Löhdefink in Hannover, letztere beiden einfache Instrumente, und von Schäffer und Budenberg in Magdeburg, doppeltes Instrument (aus zwei Manometern derselben Bauart zusammengesetztzusammergesetzt), stimmen nicht zwei völlig mathematisch überein, allerdings hinlänglich zum Controlzwecke der Dampfkessel. Alle diese Thatsachen mahnen jedoch den controllirenden Beamten zur größten Vorsicht und zur Prüfung seines (amtlichen) Control-Manometers mit vorhandenen offenen Quecksilber-Manometern, wozu zunächst die Haupt-Locomotiv-Reparaturwerkstätten der Eisenbahnen die beste Gelegenheit bieten, indem diesen, nach §. 8 des Bahnpolizei-Reglements vom 3. Juli 1870, das Halten eines offenen Quecksilber-Manometers zur Prüfung ihrer Federwaagen und Federmanometer zur besonderen Pflicht gemacht ist.

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