Titel: Der Maischkühl-Apparat von L. Siemens.
Fundstelle: Band 205, Jahrgang 1872, Nr. XIII., S. 29
Download: XML
XIII. Der Maischkühl-Apparat von L. Siemens. Mit Abbildungen auf Tab. I. Siemens' Maischkühl-Apparat. Nach der Patentbeschreibung im „bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt“ hat dieser, in Figur 9 und 10 dargestellte Apparat Einrichtungen für den doppelten Zweck der Kühlung und der selbstthätigen Reinigung; für den ersteren das Tellersystem und den Exhaustor, für den letzteren das System von Röhren, welche mit dem Inneren der hohlen Welle in Verbindung stehen. Zum Kühlen wird die Welle a durch Riemenbetrieb in rasche Drehung, etwa 600 bis 800 Umgänge in der Minute, versetzt. Gleichzeitig wird vermittelst einer gewöhnlichen Pumpe das Kühlgut gleichmäßig durch das Rohr b zugeführt. Es gelangt auf die Scheibe c, wird dort durch Rotation sofort auseinander getrieben und dadurch in den Zustand feiner, staubartiger Zertheilung gebracht, sammelt sich an der trichterförmigen Wand des Apparates und tropft von hier gleichmäßig auf d ab, um dort ebenso wieder staubartig zertheilt zu werden. Derselbe Vorgang wiederholt sich auf e und überhaupt so oft, als hierzu Scheiben vorhanden sind, bis schließlich der Abfluß durch das Rohr f erfolgt. Der auf diese Weise im Apparat niedergeführten, durch die Scheiben wiederholt in feinste Zertheilung versetzten Flüssigkeit wird vermittelst des Exhaustors g ein kräftiger Luftstrom entgegengetrieben. Es findet dadurch eine sehr innige Berührung zwischen der Luft und dem Kühlgute Statt, und da erstere dem letzteren entgegenströmt, die Luft aber nur geringe Wärmecapacität, wohl aber ein großes und mit der Temperatur wachsendes Vermögen zur Aufnahme von Wasserdämpfen hat, so muß sie beim Austritt aus dem Apparat annähernd die Anfangstemperatur des Kühlgutes angenommen und bei eben dieser Temperatur sich annähernd mit Wasserdämpfen gesättigt haben. Damit wird denn aber auch dem austretenden Kühlgute so viel an Wärme entzogen seyn, als zur Bildung der erheblichen Quantität Wasserdämpfe erforderlich war. Der hierzu nöthige Wärmeaufwand ist nun so beträchtlich, daß er selbst bei mäßiger Luftzufuhr ausreicht, das Kühlgut sofort bis unter die Lufttemperatur abzukühlen, wenn die angewendete Luft nicht etwa bereits mit Wasserdämpfen gesättigt war. Wiederholte Versuche haben dargethan, daß man bei warmem Wetter und dann relativ trockener Luft Flüssigkeiten, gleichviel mit welcher Temperatur sie zugeführt wurden, unmittelbar bis unter die Lufttemperatur abkühlen kann. Bei den hierfür ausgewählten heißesten Sommertagen wurde bei einer Lufttemperatur von 26 Grad Reaumur Abkühlung auf 16 Grad R. erreicht. Der Vortheil, welchen die Construction bietet, besteht jedoch hauptsächlich darin, daß sie rasch, fast urplötzlich kühlt, daß jeder zugeführte Theil Maische nur Secunden in dem Apparat verweilt und dann ausreichend gekühlt ist. Dadurch werden aber die für die Gährung bestimmten zuckerhaltigen Flüssigkeiten den Einflüssen der Milchsäure entzogen, welche im geraden Verhältniß mit der Zeitdauer erfolgt, innerhalb welcher jene in den Temperaturen zwischen 30 Grad und 17 Grad R. verweilen. Diesen Zustand möglichst zu reduciren ist also die Hauptaufgabe, welcher die bisher zur Anwendung gebrachten Kühlvorrichtungen, zumal bei dicken Flüssigkeiten, wenig genügten. Soll der Apparat nach stattgehabtem Gebrauch gereinigt werden, so läßt man Wasser durch das Rohr h, welches zu diesem Zweck mit dem Wasserreservoir in Verbindung steht, in die hohle, im oberen Zapfen durchbohrte Welle a treten. Da die Welle sich rasch dreht, so wird das Wasser sich an deren Mantel anlegen und von den damit in Verbindung stehenden Röhren k, l, m... kräftig eingesogen werden. Die Folge ist, daß das Wasser ohne besonderen Verschluß in a eintritt und daß die Röhren sich zu einem System rotirender Spitzen gestalten, mit Hülfe deren eine sehr vollkommene Reinigung des Apparates auf mechanischem Wege erreicht wird.

Tafeln

Tafel Tab.
									I
Tab. I