Titel: Gillet's Sicherheitsschwimmer für Dampfkessel.
Fundstelle: Band 205, Jahrgang 1872, Nr. XCVI., S. 401
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XCVI. Gillet's Sicherheitsschwimmer für Dampfkessel. Nach dem Bulletin de la Société d'Encouragement, August 1872, S. 413. Mit Abbildungen auf Tab. X. Gillet's Sicherheitsschwimmer für Dampfkessel. Der gewöhnliche und zugleich der einfachste Schwimmer, dessen man sich bei Dampfkesseln als Wasserstandszeiger bedient, besteht bekanntlich aus einem Stein, welcher an einer dünnen Stange von dem einen Ende eines außerhalb des Kessels befindlichen Balancier herabhängt, der an seinem anderen Ende ein Gewicht trägt. Zur Vermeidung jedes Dampfverlustes tritt die Stange durch eine Stopfbüchse aus dem Kessel. Ist der Balancier horizontal, so befindet sich das Wasser in seinem normalen Niveau; die nach der einen oder der anderen Richtung geneigte Lage ist ein Zeichen, daß der Wasserstand zu hoch oder zu niedrig ist. Damit der Apparat weniger Platz einnimmt, ersetzt man zuweilen den Balancier durch eine Rolle, um welche eine Kette geschlagen ist, von deren einem Ende die Stange des Schwimmers herabhängt, während das andere Ende ein Gegengewicht trägt. Weder mit der einen noch der anderen dieser Anordnungen ist man bezüglich der größeren oder geringeren Klemmung in der Stopfbüchse in Gewißheit, weßhalb es kommen kann, daß der Apparat versagt; ja es kommt wohl auch vor, daß der Heizer den Balancier oder die Rolle heimlich festkeilt. Um den genannten Uebelständen, welche verhängnißvolle Folgen haben können, abzuhelfen, hat E. Bourdon im Jahr 1844 einen zugleich al Wasserstandszeiger und Alarmschwimmer dienenden Apparat construirt,Polytechn. Journal Bd. XCIV S. 249. wobei der Schwimmer im Inneren des Kessels eine kleine horizontale Achse in Schwingung setzt, welche zwischen der Spitze einer Schraube und einem conischen Ansatz gelagert ist. Das eine Ende dieser Achse trägt einen über einem graduirten Zifferblatt sich bewegenden Zeiger. Gillet's Sicherheits- und Alarmschwimmer bedarf keiner Stopfbüchse und ist so eingerichtet, daß der Heizer ihn nicht außer Wirksamkeit setzen kann. Was ihn vor den gegenwärtig gebräuchlichen Sicherheitsapparaten auszeichnet, ist eine mit dem Schwimmer verbundene Anordnung, welche die Dampfmaschine von selbst in Stillstand setzt, wenn der Wasserstand sich zu hoch oder zu niedrig stellt. Fig. 8 stellt den in Rede stehenden Apparat in der Seitenansicht, Fig. 9 im Verticaldurchschnitte in einer zu Fig. 8 senkrechten Ebene dar. Er besteht aus einem hohlen metallenen Schwimmer A, an welchen eine cylindrische Stange B, B festgeschraubt ist. Zwei kreisrunde bronzene Scheiben C, C, welche in geeigneter Höhe an diese Stange befestigt sind, haben die Bestimmung, das Dampfrohr D zu verschließen, wenn das Wasserniveau zu weit von seinem richtigen Stande abweichen sollte. Die obere Scheibe ist für den tiefsten, die untere für den höchsten Wasserstand bestimmt; ihr Abstand, der sich nach Belieben reguliren läßt, entspricht also dem Abstande zwischen diesen beiden Grenzen. An ihrem oberen Ende trägt die Stange B, B eine Zahnstange J, welche in das Rad I greift, und durch ihre Hebung oder Senkung einen an die Achse des letzteren befestigten Zeiger H veranlagt, sich nach der einen oder der anderen Richtung zu bewegen und auf einem graduirten Zifferblatte G die Höhe des Niveau's anzuzeigen. An dem oberen Ende des Apparates ist eine Dampfpfeife K angebracht, welche bei zu hohem oder zu niedrigem Wasserstande ein Alarmzeichen gibt. Die beiden Scheiben C, C legen sich, wie aus dem nach der Linie I–II Fig. 9 geführten Horizontaldurchschnitte Fig. 11 hervorgeht, genau gegen eine ebene Fläche in dem Inneren einer bronzenen Röhre E. Diese besitzt eine kreisrunde, dem Dampfrohr D entsprechende Oeffnung, und ist mit zwei verticalen Rinnen versehen, in welchen die Scheiben C, C gleiten. In dem oberen Deckel der Röhre E sind zwei Oeffnungen angebracht, durch welche der Dampf zur Alarmpfeife gelangt. Das Ganze ist in zwei an einander geschraubte gußeiserne Röhren F, F' eingeschlossen. Die untere Röhre F ist cylindrisch und umschließt die Bronzeröhre, die obere F' hat, wie Fig. 10 zeigt, die Form eines abgeplatteten Cylinders, welcher in einer Erweiterung oder Büchse die Zahnstange mit dem Zeigerwerk enthält. Der Zeiger selbst ist zu biegsam, als daß der Heizer die Anzeigen des Schwimmers durch einfaches Festkeilen hindern könnte. Wenn nun das Niveau im Kessel über die vorher bestimmten Grenzen hinaus steigt oder sinkt, so schließt eine der beiden kreisrunden Scheiben die Dampföffnung vollständig ab; folglich wird die Maschine bei diesen extremen Lagen nicht mehr arbeiten können. Man wird indessen nie bis zum vollständigen Stillstand gelangen; denn sobald eine auffallende Verminderung der Geschwindigkeit sich bemerkbar macht, so weiß man auch, daß der Wasserstand nicht mehr seine normale Höhe hat, besonders wenn der Widerstand der Arbeitsmaschinen und der Dampfdruck sich nicht geändert haben. Wenn auch Gillet's Schwimmer complicirter als der gewöhnliche, der Dampf bei theilweise geschlossenem Zuleitungsrohr etwas eingeengt und das Innere der Bronzeröhre schwer zu justiren ist, so verdient doch die Erfindung, welche volle Sicherheit darbietet, selbst wenn die Behandlung des Dampfkessels einem minder erfahrenen Heizer anvertraut ist, alle Anerkennung. Schon die Besorgniß eines langsameren Ganges der Maschine wird die Aufmerksamkeit des Heizers wach erhalten und ihm ein Sporn seyn, stets auf die richtige Wasserstandshöhe zu achten.

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