Titel: | Verbesserte Construction des Prony'schen Zaumes; von Professor Carl Wersin in Prag. |
Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. CXVI., S. 502 |
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CXVI.
Verbesserte Construction des Prony'schen Zaumes; von Professor Carl Wersin in Prag.
Aus den „Technischen
Blättern,“ 1872, zweites Heft S. 109.
Mit Abbildungen auf Tab.
XI.
Wersin's Bremsdynamometer.
Bei den dynamometrischen Messungen mittelst des Prony'schen Zaumes kommt oft der Uebelstand vor, daß es nicht leicht ist, den
Bremshebel in stetem Gleichgewichte zu erhalten, derselbe vielmehr mehr oder weniger
großen Schwankungen unterliegt, wodurch der Evidenz des Messungsversuches Abbruch
geschieht. Insbesondere bei Bremsung stärkerer Motoren kann dieß eintreten, wenn die
Bremsscheibe nicht angemessen groß und daher eine sehr starke Pressung der
Bremsbacken erforderlich ist, wobei sich die Bremsscheibe, wenn sie nicht durch
reichlich aufgegossenes Wasser gehörig gekühlt wird, sehr stark, nicht selten bis
zum Verkohlen des Holzes erhitzt.
Zur Beseitigung dieses Uebelstandes bediene ich mich schon seit langer Zeit mit dem
besten Erfolge der Construction, welche in Fig. 17 (Aufriß) und Fig. 18
(Grundriß) dargestellt ist. Dieselbe weicht, wie der bloße Anblick zeigt, von der
bekannten Einrichtung im Wesentlichen darin ab, daß die Pressung zwischen der
Bremsscheibe und den Bremshölzern anstatt durch eine starre, völlig unnachgiebige
Verbindung, vielmehr durch Vermittelung von Federkraft bewerkstelligt wird, wodurch
die Aenderungen in der Pressung, welche aus unmerklichem Abschleifen oder ungleichem
Anquellen der Bremshölzer, oder aus den unmerklichen Aenderungen im Durchmesser der
Bremsscheibe in Folge des wechselnden Grades der Erhitzung entstehen, ausgeglichen
werden. Die Bremsscheibe a besteht aus zwei durch Schraubenbolzen
vollkommen fest verbundenen Hälften und wird durch vier Paar hinreichend starke, an
den spitzigen Enden verstählte Stellschrauben an der Welle befestigt. Sehr genaues
Centriren ist unumgänglich nothwendig, wenn der Bremshebel sich ruhig verhalten und
nicht vielmehr fortan hin und her wanken soll.
Statt des unteren Bremsbalkens bediene ich mich, was jedoch nicht wesentlich, aber
bei nach unten beschränkter Räumlichkeit vortheilhaft ist, eines eisernen, etwa 3/4
Linien starken Bremsbandes, welches mit einem 1 Zoll dicken, mit dicht aneinander
angebrachten Kerben (zur Aufnahme des aufgespritzten Wassers) versehenen Brete von
Buchenholz belegt ist.
Zwischen dem oberen Bremsbalken b, c, welcher an der
ausgehöhlten Fläche ebenfalls mit angeschraubten Klötzchen von Buchenholz gefüttert
ist (wobei zu bemerken, daß die Schraubenköpfe tief genug versenkt seyn müssen) und
dem Bremshebel d, e sind eine Anzahl Helicoidal-
oder Belly-Federn i, i
... (im vorliegenden Falle vier), wie sie bei verschiedenen Bahnen theils
als Trag-, theils als Buffer- oder Zugfedern im Gebrauche sind,
angebracht, wodurch beim Eintreten obgedachter störender Wirkung ein merklich
gleichbleibendes Anpressen gegen die Bremsscheibe bewerkstelligt wird.
Behufs gleichmäßigen Anziehens der beiden oben schraubenförmig eingeschnittenen
Zugstangen f, f haben die zugehörigen Muttern g, g die Form von Schraubenrädern, in welche die an
derselben Spindel befindlichen Schnecken h, h (bloß in
Fig. 18
zu sehen, da sie in Fig. 17 weggelassen sind) eingreifen. Die auf dem Hebel aufliegende
Gußeisenplatte k, l dient als Unterlage für die Muttern,
welche behufs Versicherung der unveränderlichen Lage etwas versenkt sind, und ist
mit vier (es wären übrigens die zwei äußeren allein hinreichend) nach der einen
Seite vorspringenden Lappen versehen, worauf die Lager für die Schneckenspindel
befestigt sind. Zur Umdrehung dieser Spindel dient die ihr als Verlängerung dienende
und mittelst eines Universalgelenkes damit verbundene Stange m, n, an deren Ende ein Kreuzhebel angebracht ist, und hat die etwas
schiefe Stellung dieser Stange bloß den Zweck, den Standort des Experimentators
nicht gar zu nahe an das Ende des Bremshebels mit der Waagschale zu versetzen.
Die Regulirung der Pressung durch Handhabung dieses Mechanismus, worin ebenfalls eine
Abweichung von der gewöhnlichen Einrichtung besteht, ist sehr leicht, während
dieselbe bei letzterer sehr mühsam ist und große Aufmerksamkeit und Uebung
erfordert, die bei der Seltenheit des Vorkommens von dergleichen Versuchen in jedem
speciellen Falle von dem damit Betrauten stets erst nach längerer Dauer des Versuches in befriedigender
Weise erlangt wird.
Mit dem nach der beschriebenen Einrichtung hergestellten Prony'schen Zaume, welcher vor 14 Jahren nach meinen Angaben in der
Werkstätte des polytechnischen Institutes in Prag ausgeführt wurde und der
mechanischen Sammlung des dermaligen deutschen Polytechnicums angehört, habe ich
ziemlich viele Kraftmessungen von Dampfmaschinen (gewöhnlich in Folge entstandener
Differenzen zwischen Erzeuger und Abnehmer und darüber angerufenen behördlichen
Einschreitens) vorzunehmen Gelegenheit gehabt, und hat sich dieselbe auf das
Befriedigendste bewährt, indem dabei die Aequilibrirung des Bremshebels so zu sagen
so ruhig vor sich ging, wie bei dem Waagebalken einer Waage. Derselbe ist für
Maschinen von mittlerer Stärke berechnet; die Bremsscheibe hat einen Durchmesser von
21 Zoll, die Breite ihrer cylindrischen Reibungsfläche ist 6 1/2 Zoll, und es sind
vier Bellyfedern angebracht, welche per Stück auf etwa 16 Ctr. Belastung gespannt werden
können.
Figur 17 und
18 sind
in 1/24 der natürlichen Größe gezeichnet.