Titel: Neues Verfahren zur Stahlfabrication; von F. Bajault und Roche.
Fundstelle: Band 207, Jahrgang 1873, Nr. LXXXVII., S. 315
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LXXXVII. Neues Verfahren zur Stahlfabrication; von F. Bajault und Roche. Aus den Comptes rendus, t. LXXVI p. 80; Januar 1873. Bajault und Roche, Verfahren zur Stahlfabrication. Das Princip dieses Verfahrens besteht in der theilweisen und intermolecularen Entkohlung des Roheisens, unter dem Einfluß des Eisenoxydes in Form eines reichhaltigen Eisenerzes. Ein in metallene Formen, sogen. hohle Gänze gegossenes Gemenge von Roheisen und gepulvertem Eisenstein gibt beim Erkalten Zaine oder Gänze, deren jede mit der Form in die sie gegossen ist, ein Ganzes bildet. Diese Gänze werden dann in einen besonderen Ofen gebracht, worin man sie eine Zeit lang auf lebhafter Rothgluth erhält. Bei dieser Temperatur und bis zum Ende der Reduction entwickeln sich zahlreiche Strahlen von Kohlenoxydgas und verbrennen mit einer charakteristischen blauen Farbe. Auf diese Weise erhält man Rohstahlgänze, welche nur noch eingeschmolzen zu werden brauchen, entweder im Tiegel oder auf der Sohle eines Flammofens. Bei diesem Verfahren erfolgen die Reactionen in der ganzen Ausdehnung einer festen Masse durch ein inniges Gemenge der angewandten Substanzen, und diese Substanzen kommen erst nach ihrer gegenseitigen Umwandlung in Fluß. Da alsdann das Erz reducirt ist, so ist dessen Einwirkung auf die Wandungen des Schmelzofens fast gleich Null. Somit wird das Haupthinderniß beseitigt, welches sich bisher der Verwendung von reichhaltigen Erzen bei der Umwandlung des Roheisens in Stahl, ungeachtet der bereits seit langer Zeit erkannten Vortheile eines solchen Verfahrens, entgegengestellt hat. In dieser Weise lassen sich alle Grade der Kohlung erzielen, da die Mengenverhältnisse des Roheisens und des Oxydes sozusagen mit mathematischer Genauigkeit bestimmt werden können. Eine Probe des auf diese Weise dargestellten Gußstahles gab bei der Analyse in 100 Theilen: gebundenen Kohlenstoff 0,430 nicht gebundenen Kohlenstoff 0,080 Silicium 0,230 Schwefel und Phosphor fehlen. Dieser Stahl ist halb-hart, sehr dehnbar und sehr fest; durch das Ablöschen erlangt er eine große Härte.