Titel: Ueber das Blei, dessen Unreinigkeiten und deren Einfluß auf die technische Verwendung des Metalles; von G. Brigel.
Fundstelle: Band 207, Jahrgang 1873, Nr. CXXXIII., S. 491
Download: XML
CXXXIII. Ueber das Blei, dessen Unreinigkeiten und deren Einfluß auf die technische Verwendung des Metalles; von G. Brigel. Aus den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1873, Nr. 4. Brigel, über die Unreinigkeiten des Bleies und deren Einfluß auf die technische Verwendung des Metalles. Das im Gebläseofen (Schlackenherd) meistens aus ärmeren Erzen dargestellte Blei ist gewöhnlich etwas hart, während das im Flammofen erzeugte Blei immer weich, dehnbar und biegsam ist, daher aber eine geringe absolute Festigkeit hat: frisch geschnittenes oder gehacktes Blei zeigt einen starken Glanz, der aber an der Luft bald verschwindet; es färbt an Händen, Papier und leinenen Stoffen stark ab. Es läßt sich walzen, ohne an den Kanten zu reißen, zeigt im geschmolzenen Zustande eine weiße Farbe und schönen glatten Spiegel; bei höherer Oxydation zeigen sich Anlauffarben, die durch Oxydation entstanden sind, welche sich aber nicht auffallend unterscheiden, wie bei unreinem Blei. Reines Blei zeigt im Ganzen wenig krystallinisches Gefüge und auf der Oberfläche ein gleichartig geschmolzenes Ansehen: zeigen sich jedoch auf der Oberfläche Krystallisationen, so rühren dieselben von der Ungleichheit des Erstarrens her. Solches Blei, das nahe zum Schmelzpunkte erhitzt wurde, zeigt dann auf dem Bruche eine säulenförmige Absonderung. Besonders ist die weiße Farbe der Oberfläche und des Bruches ein Zeichen von reinem Blei; manche schlechte Bleisorten erscheinen in Folge von Unreinigkeiten auch ganz weiß, jedoch ist dann die weiße Farbe mehr Silber- als Zinnweiß. Die Härte des Bleies wird hauptsächlich durch die Gegenwart von Schwefel, Antimon und Arsen bedingt, allein durch diese Vermengungen wird die Geschmeidigkeit und Dehnbarkeit beträchtlich vermindert, es widersteht aber solch verunreinigtes Blei weit mehr der Kraft des Zusammendrückens. Eine Verunreinigung mit einer geringen Menge Bleioxyd, das dem Metalle mechanisch beigemengt seyn kann, ist sogar zum Tragen von Lasten vortheilhaft; kommt es dagegen auf die Dehnbarkeit an, wie zur Herstellung von Bleiblech, so ist beim Verschmelzen des Bleies die Bildung von Oxyd wohl zu vermeiden. Kupfer allein führt keine Beeinträchtigung für die Weichheit herbei, ist aber Eisen und Kupfer in Verbindung mit Schwefel zugegen, so wird das Blei hart. Besonders bei hoher Temperatur schmelzen die Schwefelverbindungen, wobei das Blei härter wird, was bei niedriger Temperatur nicht der Fall ist; wird letzteres geschmolzen, so scheiden sich die Schwefelmetalle zum Theil an der Oberfläche aus, und solches Blei zeigt dann, wenn es zu Bleiweiß verwendet wird, auf dem letzteren unregelmäßige dunkle Abstufungen. Das Blei nimmt etwa 1 Proc. Zink, unter 1 Proc. Eisen, dagegen um so mehr Kupfer auf, je höher die Temperatur ist. Nenn es nicht über 1 bis 1 1/2 Proc. Antimon enthält, so kann dasselbe im Flammofen unter Luftzutritt zusammengeschmolzen werden; das reine Blei scheidet sich aus, während die beigemengten Schwefelmetalle zurückbleiben, auch dann, wenn dieselben durch Zusatz von Natronsalpeter oxydirt und auf diese Weise abgeschieden werden. Ist mehr Antimon zugegen, was namentlich in spanischem Blei vorkommt, so erhält man durch eine längere Oxydation Hartblei und antimonreiche Schlacken; es ist überhaupt bis jetzt noch nicht gelungen, das Antimon und Blei ganz vollständig von einander zu trennen. Selbst raffinirtes Blei enthält immer sehr kleine Mengen von Schwefel, Eisen, Zinn und Antimon und eine etwas größere Menge von Kupfer; wenn es von Zinn und Antimon ganz frei ist, so zeigen sich im geschmolzenen Zustande schöne Farbenerscheinungen: namentlich läßt sich reines Blei daran erkennen, daß es geschmolzen sich mit einer feinen Haut überzieht, welche aber zerreißt, wenn die Oberfläche bewegt wird. Das weiche Blei bricht mit faserigem Bruche und die Fläche ist mit schön rothen oder blauen Farben durchzogen. Enthält das Blei Zink, Zinn und Antimon, so erscheint es schön weiß; Zinn und Zink kommen weniger darin vor, aber Antimon, meistens in Verbindung mit Schwefel, welches dem Schlackenblei die eigenthümliche weiße Farbe und die Härte verleiht; da bei hoher Temperatur die Schwefelverbindungen des Kupfers, Antimons, Eisens und Arsens in das Blei eingeschmolzen werden, so muß dasselbe vor jeder weiteren Verwendung zuerst gereinigt und möglichst davon befreit werden. Was nun die Verunreinigungen des gereinigten oder pattinsonirten Bleies anbelangt, so ist immer eine Spur Eisen im Blei nachzuweisen, ebenso Antimon, welches sich aber mit der meistens vorhandenen, sehr kleinen Menge Silber verbindet; soll das Kupfer ganz, oder wenigstens beinahe vollständig entfernt werden, so ist dieß nur durch mehrere nacheinander vorzunehmende Schmelzprocesse möglich. Kupfer kann überhaupt um so mehr aufgenommen werden, je höher die Temperatur ist, etwa 1,5 bis 2 Proc.; wenn ziemlich Schwefel vorhanden ist, so verbindet es sich mit Schwefel und kann dann auch leichter entfernt werden, indem es als Schwefelkupfer bis auf Spuren auf der Oberfläche abgezogen werden kann; solch gereinigtes Blei enthält dann noch 0,1 bis 0,2 Proc. Kupfer. Die Reinheit des Bleies ist für viele technische Verwendungen geradezu nothwendig, nur zur Glas- und Bleiweißfabrication mögen sehr kleine Mengen anderer Metalle nachtheilig seyn, was bei Verwendung zum Walzen oder zu Röhren weniger der Fall ist. Besonders ist hervorzuheben, daß ein größerer Gehalt an Kupfer im Blei bei der Bleiweißfabrication sich zeigt, indem das Kupfer dem letzteren eine sehr schwache röthliche Abstufung zu geben im Stande ist: diese röthliche Färbung verschwindet aber ganz, wenn bei Herstellung des Bleiweiß demselben eine reichliche Menge von Gasen zugeführt wird, tritt auch fast gar nicht ein, wenn der Luft nur starker freier Zutritt gestattet ist; namentlich ist die röthliche Färbung mehr im Inneren des Bleiweißes zu erkennen; bei Gegenwart von Schwefelantimon ist dagegen die rothe Färbung nicht mehr sichtbar. Reines Blei schmilzt bei 330–335° C. und erstarrt ruhig mit eingesenkter Oberfläche. Bis fast zum Schmelzpunkt erhitzt, wird es dann leicht spröde und springt durch Hammerschlag in Stücke. Bei Weißglühhitze kommt es bei gänzlichem Abschluß der Luft in eine wallende Bewegung und fängt an zu verdampfen.