Titel: | Ueber Anwendung des Ammoniaks, um den schädlichen Einfluß des Quecksilbers auf die Gesundheit der Arbeiter zu vermeiden; von J. Meyer. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. CXXXIV., S. 492 |
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CXXXIV.
Ueber Anwendung des Ammoniaks, um den schädlichen
Einfluß des Quecksilbers auf die Gesundheit der Arbeiter zu vermeiden; von J. Meyer.
Aus den Comptes rendus,
t. LXXVI p. 648; März 1873.
Meyer, Anwendung des Ammoniaks gegen Quecksilber-Vergiftung
der Arbeiter.
In den Belegwerkstätten der Spiegelfabrik zu Chauny, welche der Compagnie von
Saint-Gobin gehört, gelang es mir, den höchst nachtheiligen Einfluß des
Quecksilbers auf die Gesundheit der Arbeiter durch Anwendung des Ammoniaks zu
vermeiden. Man braucht nur jeden Abend, nach Beendigung der Arbeit, einen halben
Liter flüssiges Ammoniak (wie es im Handel vorkommt) auf dem Boden der Werkstätte zu
verbreiten.
Im Jahre 1868 konnte ich durch einen glücklichen Zufall mich von der heilsamen und
schützenden Wirkung des Ammoniaks überzeugen. Der durchdringende Geruch dieses Gases
macht die Atmosphäre der Belegwerkstätte weniger fade, weniger erstickend und
weniger beschwerlich für die Arbeiter.
Auch habe ich seit 1868, also seit fünf Jahren, bei keinem neuen Arbeiter eine
Quecksilbervergiftung beobachtet, während vor dieser Zeit der Einfluß des Giftes
sich oft bei Arbeitern bemerklich machte, welche erst seit sechs Monaten mit dem
Spiegelbelegen beschäftigt waren.
Bei den alten Arbeitern, welche früher am Zittern litten, sind die Anfälle,
ungeachtet der Fortsetzung der Arbeit, weniger häufig und ohne Bedeutung
geworden.
Es ist besser, das Ammoniak in der Werkstätte am Abend zu verbreiten, als am Morgen;
seine schützende Wirkung ist dann kräftiger; das freie Ammoniakgas verbreitet sich
in gleichförmiger Weise in der ganzen Ausdehnung der Werkstätten, während der
Unterbrechung der Arbeit.
Ich beschränke mich darauf, diese Resultate zu veröffentlichen; es ist mir unmöglich,
sie zu erklären.
Das Gesundheitsmittel welches ich vorschlage, ist so einfach, daß ich hoffe es werde
in allen Werkstätten zur Anwendung gelangen, wo man das Quecksilber in metallischem
Zustande handthiert. In den chemischen Laboratorien dürfte es, wenn man viel über
Quecksilber arbeitet, ebenfalls sehr vortheilhaft seyn, jeden Tag ein wenig Ammoniak
auf dem Boden zu verbreiten.