Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. , S. 169 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Ueber Umhüllung von Dampfröhren; von Alb. Hartmann, Ingenieur in Heidenheim.
In der jetzigen Zeit der fortwährend steigenden Kohlenpreise ist Jedermann welcher
Kohlen, zumal in größeren Quantitäten verwendet, darauf angewiesen, durch
Vervollkommnung seiner Einrichtungen die den Kohlen innewohnende Heizkraft möglichst
gut auszunutzen. Daher auch gegenwärtig die vielfachen Anpreisungen von Apparaten
und Mitteln aller Art, welche auf Brennmaterial-Ersparniß abzielen. So kamen
mir in letzter Zeit einige Empfehlungen von sogen.
„Compositions-Massen“ zur Umhüllung von
Dampfcylindern, Dampfleitungen und freien Kesselflächen in die Hand, welche mich
veranlassen, an einer größeren Dampfleitung Proben mit einer solchen Composition
anzustellen. Dieselbe bestand wie fast alle derartigen Mittel der Hauptsache nach
aus Thon, dem zur Vermeidung des Aufreißens in der Hitze kurze Haare, Sand und
ähnliche Stoffe beigemengt waren.
Mit solcher Masse umgab ich ein Stück einer Dampfleitung von 10 Centimeter
Durchmesser nach und nach in einer Dicke von 5 Centimet., war aber mit dem Erfolg
der Umhüllung insofern nicht ganz zufrieden, als sich dieselbe immer noch ziemlich
heiß anfühlte.
Von der Thatsache ausgehend, daß Luft einer der schlechtesten Wärmeleiter sey,
umhüllte ich nun ein anderes Stück derselben Rohrleitung in folgender Weise: zuerst
wurde circa 1 1/2 Centimet. hoch Composition
aufgetragen; nachdem diese getrocknet war, wurde ein Strohzopf von 2 Centimet. Dicke
spiralförmig darüber gewunden und dieser wieder durch eine etwa 1 1/2 Centimet. starke
Schicht Composition überdeckt, – also zusammen 5 Centimet. dick, wie oben.
–
Der Unterschied dieser beiden Umhüllungsarten war schon beim bloßen Auflegen der Hand
deutlich bemerkbar. Länger fortgesetzte Beobachtungen eines auf beide Umhüllungen
gelegten Thermometers ergaben als durchschnittliche Temperaturen: für die erste Art
(5 Centimet. Composition) circa 70° R., für das
zweite Stück (3 Centimet. Composition, 2 Centimet. Stroh) nur 38° R. Der in
der Rohrleitung strömende Dampf hatte 7 Atmosphären Spannung, also 133°
R.
Wenn somit die Anwendung solcher Compositionsmassen im Allgemeinen schon sehr zu
empfehlen ist, – bekanntlich absorbiren 10 Quadratfuß unverhüllter Fläche
durch ihre Wärmeausstrahlung ungefähr 1 Quadratfuß Heizfläche des Dampfkessels
– so wird doch nach Obigen: deren Nutzen wesentlich erhöht, und nebenbei die
Kosten einer Umhüllung auf 2/3 bis 1/2 reducirt durch das einfache Mittel eines
eingelegten Strohzopfes, wie ihn der nächste beste Arbeiter nach kurzer Uebung in
genügender Qualität rasch herstellen kann. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1873,
Nr. 3.)
Anwendung der Dücker'schen
Seileisenbahn zum Materialientransport in der Reichsfestung Metz.
Die Seilbahn, welche Hr. v. Dücker in Metz zum
Materialientransport nach dem Fort Queuleu hinauf für die kaiserliche
Fortificationsbehörde im Laufe der Monate September und October (1872) gebaut hat,
befindet sich zwar schon seit einiger Zeit im Betriebe, allein man hat noch viel zu
kämpfen gehabt mit der Schwierigkeit, die Wagen von 5 Ctr. Ladung derartig an das
Zugseil zu befestigen, daß sie Berg auf und Berg ab festhalten und doch momentan
abgelöst werden können.
Die Bahn selbst bietet schon ein überraschendes Transportmittel. Dieselbe ist
doppelgleisig construirt aus 2 Eisendrahtseilen von 0,025 und 0,03 Meter Stärke und
2000 Meter Länge, welche aus der Fabrik von Felten und
Guilleaume zu Cöln a. Rh. hervorgegangen sind und
welche in Abständen von 25 zu 25 Meter getragen werden. Sie überschreitet 2
Chausseen, 3 Communalwege, einen Fluß (die Seilte), eine Anhöhe und 3 Thäler, und
erreicht das Fort mit circa 45 Meter Gesammtsteigung.
Eine stehende Locomobile von 12 Pferdekräften bewegt durch ein Zugseil ohne Ende von
4000 Meter Länge gleichzeitig 20 beladene Wagen auf der Steigung und eben so viel
auf der Neigung (später sollen noch mehr Wagen in Betrieb genommen werden).
Zwei Anschlußbahnen von 300 Meter mit engen Curven holen die Wagen von der
Ladestrecke resp. Entladestrecke und bringen dieselben über die eigentliche Bahn zur
Entladestelle resp. zur Ladestelle. (Berggeist vom 31. December 1872.)
Unfälle auf brittischen Eisenbahnen.
Aus dem Berichte des Capitäns Tyler an die Handelskammer
über die Unfälle auf Eisenbahnen im Jahre 1871 entnehmen wir, daß 404 Todesfälle und
1261 Verletzungen vorkamen, für welche die Eisenbahnen verantwortlich sind. Unter
den Todten waren 347, unter den Verletzten 365 Eisenbahnbedienstete, so daß nur 57
Reisende getödtet und 896 verwundet wurden. Zieht man von dieser Summe diejenigen
ab, welche durch eigene Schuld verunglückten, so bleiben 12 Todte und 845
Verwundete, für welche die Eisenbahnen schwere Verantwortung trifft.
Im Jahre 1871 wurden 375,000,000 Reisende befördert, so daß ein Todter auf
31,250,000, und ein Verletzter auf 443,787 Reisende kam, während in den letzten 5
Jahren durchschnittlich 1 Todter auf 9,644,535 Reisende gerechnet wurde. Das Jahr
1870 dagegen hatte einen Todten auf 5,099,172 Reisende.
Während die Beschädigungen der Reisenden im Jahre 1871 an Zahl geringer waren, kamen
mehr Bahnunfälle im Allgemeinen vor, nämlich 171, oder 30 mehr als im Jahre 1870.
Von diesen waren 12 durch ganz außergewöhnliche Umstände erzeugt; von den übrigen
159 waren entstanden: drei Fünftel (60 Procent) durch Zusammenstöße; 8 Procent
dadurch, daß entgegenstehende Körper Entgleisungen hervorriefen; 12 Procent durch Fehler am
Bahnkörper; 14 Procent durch Brüche von Tyres oder Achsen; 7 Procent ereigneten sich
an Böschungen. Die meisten Tödtungen kamen vor auf der Nordost-,
Londoner-, Nordwestbahn, an der Lancashire- und Yorkshirebahn. Die schmalspurigen Südost-, London- und Südwestbahnen blieben frei von
Unglücksfällen. Außer der Zahl von 171 Fällen kamen 126 vor, welche der Schuld der
Angestellten beizumessen sind, die übrigen entstanden durch verschiedene Mängel des
Materiales, oder durch mangelhaften Betrieb. Keiner kann als ganz zufällig angesehen
werden. Die durchschnittliche Zahl der Unfälle ist jedoch gering, wenn man die
bedeutende Verantwortung welche jeder der circa 200,000
Bahnbediensteten angesichts des hohen Verkehres bei der üblichen Geschwindigkeit
trägt, in Berücksichtigung zieht. (Engineering vom 25.
October 1872.)
Ueber Reinigung und Anstrich des Eisens in
Blechträgerbrücken.
In diesem Betreff sind bei den holländischen Staatsbahnen eingehende Versuche
angestellt, deren Resultate durch van Diesen der königl.
Gesellschaft holländischer Ingenieure in ausführlichem Vortrage mitgetheilt wurden.
Derselbe ist in den Annales industrielles, 1871 p. 710
mitgetheilt, und geben wir darnach in Kurzem die Hauptresultate:
Von 32 Blechtafeln wurde die Hälfte durch 24stündiges Liegen in verdünnter Salzsäure
gebeizt, mit Kalkmilch neutralisirt, in heißem Wasser abgespült und noch warm mit
Oel abgerieben; die andere Hälfte wurde mit Kratzen und Bürsten mechanisch
gereinigt. Je vier Bleche jeder Sorte erhielten dann den gleichen einfachen Anstrich
mit Bleimennig, mit zwei Sorten Eisenmennig und mit Steinkohlentheer. Dieß geschah
in der Werkstatt von J. C. Harkort im Juli 1867; die
Platten wurden dann in Utrecht in einem Lattenverschlage den Einflüssen der
Witterung überlassen und nach drei Jahren wieder untersucht. Dabei ergab sich
dann:
1) daß der Anstrich mit Bleimennig sich nach jeder der beiden Vorbereitungsmethoden
gut erhalten hatte, so daß daraus auf einen Vorzug einer derselben nicht geschlossen
werden konnte;
2) daß der Eisenmennig von Kamp und Soeten bessere Resultate auf gebeizten als auf einfach abgeriebenen
Blechen gibt; auf den gebeizten Blechen hatte sich der Anstrich ebenso gut wie der
von Bleimennig gehalten:
3) daß der Eisenmennig von Anderghem nach vorhergegangener
Beize so gute Resultate wie die beiden vorigen Farbstoffe gibt, denselben aber
bedeutend nachsteht, wenn die Bleche gescheuert sind;
4) daß ein Anstrich mit Theer bedeutend schlechter hält als die vorigen, auf nicht
gebeizten Blechen sogar beinahe ganz verschwunden war. (Zeitschrift des Vereines
deutscher Ingenieure, 1872, Bd. XVI S. 768.)
Mittheilungen über die Silesiahütte in Morgenroth.
In der Silesiahütte in Morgenroth werden jährlich 1,600,000 Centner (mit der
Kohlenbeschickung 3 Millionen Centner) Galmeierze in langen Reihen von Muffelöfen
verschmolzen und daraus 150–170.000 Centner Zink, sowie nicht unbedeutende
Quantitäten an Blei und Cadmium gewonnen.
Diese ganze Production nebst zugekauften Zinkbarren, im Ganzen 200 bis 250,000
Centner Zink werden in dem daneben liegenden Walzwerke zu Blech verarbeitet. Dieses
Werk hat acht Walzengänge (je zwei Paare), von denen jeder durch eine Maschine von
120 Pferdestärken getrieben wird. Zum Zweck des Walzens werden die Zinkbarren
nochmals umgeschmolzen (raffinirt) und die umgeschmolzenen Tafeln noch heiß durch
die Walzen bis zu der erforderlichen Größe und Dicke gepreßt. Dieselben Maschinen
treiben auch sinnreiche Einrichtungen zum Beschneiden der Bleche. In einem
Nebengebäude ist eine große Tischler- und Böttcher-Werkstatt zur
Anfertigung der Kisten und Fässer für die Versendung; letztere ist nach England und
Amerika gerichtet.
Die Hüttenverwaltung sorgt für die Gesundheit der Arbeiter in ernster Weise; sie hat eine große
Bade-Anstalt, mit Dampf- und Wannenbädern und Tuschen aller Art, sowie
mit einem Warmwasserbehälter für ein Schwimmbad eingerichtet, für dessen Benutzung
der Arbeiter 3 Pf. zahlt und drei Kinder unter 14 Jahren frei mitnehmen darf. Die
Anstalt wird sehr stark benutzt. (Aus amtlichen Quellen in den Verhandlungen des
Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1872 S. 289.)
Danks' Puddelverfahren.
Eine Commission der vereinigten Hüttenbesitzer von Lüttich und Charleroi hat über das
Danks'sche Puddelverfahren in Bulletin de l'Union des Charbonnages etc. de Liège, September 1872,
ausführlich unter Beifügung von Zeichnungen Bericht erstattet, welcher folgende
Schlußresultate enthält: Der Apparat ist praktisch und eines regelmäßigen und
dauernden Betriebes fähig; bei Beseitigung der Handarbeit wird dieselbe durch eine
für die Verfeinerung vortheilhafte mechanische Bewegung unter Verminderung der
Arbeitskräfte und Arbeitslöhne ersetzt; unter gleichzeitiger Erhöhung des
Ausbringens und der Qualität des Productes steigt die Production; es bedarf keiner
lange geschulten Arbeiter, wie das gewöhnliche Puddeln, es fällt die Gefahr der
Coalition fort und eine zahlreiche Arbeiterclasse wird von dem Joche einer
peinvollen und gesundheitsgefährlichen Arbeit befreit.
Die Anlagekosten betragen beim gewöhnlichen System für 40
Oefen à 3000 Frcs., 4 Hämmer = 50,000 Frcs.,
zusammen 170,000 Frcs = 45,333 1/3 Thlr. System Danks: 12
Oefen mit Maschine zu je 12,500 Frcs. = 150,000 Frcs., 2 Ersatzkessel = 25,000
Frcs., 3 Kupolöfen mit Zubehör à 10,000 = 30,000
Frcs., 1 Luppenquetscher = 25,000 Frcs., zusammen 230,000 Frcs. = 61,333 1/3 Thlr.,
also 16,000 Thlr. mehr als beim alten Systeme, welche Differenz sich zu Gunsten des
neuen Systemes ausgleicht durch eine erhebliche Ermäßigung der Grund- und
Materialausgaben für Grund und Boden, Gebäude, Dampfkessel, Röhren- und
Gebläsevorrichtungen, Hämmer, Walzen, Werkzeug etc., wegen concentrirterer und
vereinfachter Arbeit.
Die Betriebsausgaben lassen sich schätzen beim
gewöhnlichen System auf 1040 Frcs., nämlich 80 Puddler à. 8 Frcs. = 640
Frcs., 80 Hülfspuddler zu 5 Frcs. = 400 Frcs.; System Danks: 12 Ofenwärter à 8 Frcs. = 96
Frcs., 12 Maschinenwärter à 4 Frcs. = 48 Frcs.,
12 Schürer à. 4 Frcs. = 48 Frcs., 26 Arbeiter à 4 Frcs. = 144 Frcs.; zusammen 72 Leute, wovon nur 12
Specialarbeiter zu 336 Frcs., macht 88 Leute und 704 Frcs. Tagelohn oder 55 Proc.
Arbeiter und 68 Proc. Lohn weniger. Daneben lassen sich noch Walzer, Schlepper,
Wärter etc. vermindern. Die beim Puddeln ersparten 35,000 Kil. Kohlen würden täglich
für die Ersatzkessel verwendbar bei Erhöhung der Eisenqualität und Vermehrung des
Ausbringens, welche letztere die Betriebskosten verringern. Zur Zeit werden 74
rotirende Puddelöfen in England gebaut. (Zeitschrift für Gewerbe, Handel und
Volkswirtschaft, Red. A. Franz, 1872, Nr. 10.)
Töpfe zur Aufbewahrung von Chemikalien.
Im Gewerbeverein zu Dresden zeigte Hr. Färbermeister König
zwei zur Aufbewahrung von Chemikalien bestimmte Töpfe vor. Dieselben haben oben eine
Rinne, welche mit Ricinusöl gefüllt wird, in welches dann der Deckel eintaucht.
Dadurch wird die Verbindung mit der äußeren Luft vollständig abgeschnitten. König hat in einem solchen Gefäße Chlorkalk über zwei
Jahre lang aufbewahrt, ohne daß derselbe im Geringsten durch Wasseranziehung und
Zersetzung gelitten hätte. Diese Töpfe hat Hr. Töpfer Noack in Bockwitz bei Mückenberg nach Angabe des Hrn. König gefertigt. (Dresdener
Gewerbevereins-Zeitung, 1872, Nr. 12.)
Die comprimirte Schießbaumwolle als Sprengmittel und deren
Aufbewahrung.
Geh. Bergrath a. D. Dr. Burkart bemerkt in seinem im „Berggeist“
veröffentlichten Bericht „über in England angestellte Versuche mit
verschiedenen Sprengmitteln“ hinsichtlich der comprimirten Schießbaumwolle, daß dieselbe, nachdem man sich von ihrer
großen Sprengkraft bei Anwendung detonirender Zündkapseln überzeugt hatte und ihre
Handhabung bei gewöhnlicher Vorsicht weniger gefährlich erschien, namentlich in
England zur vielseitigen Verwendung gelangt, daher auch dort in größerer Menge
dargestellt worden sey. Es zeigte sich aber durch die im Jahre 1871 vorgekommene
beklagenswerthe Explosion in der Fabrik comprimirter Schießbaumwolle bei Stowmarket,
daß dieses Sprengmittel keineswegs so ungefährlich ist, als man angenommen hatte,
und es wurden deßhalb auch bald nachher die Versuche mit comprimirter
Schießbaumwolle wieder aufgenommen. Es liegen zwar eine Menge von Thatsachen vor,
welche beweisen daß, wenn Schießbaumwolle in großer Menge angezündet wird, sie ohne
Explosion verbrennt; die englische Regierungscommission hielt es aber für nöthig,
sich durch weitere Versuche hiervon zu überzeugen. Es wurde daher comprimirte
Schießbaumwolle in Kisten verpackt und in größerer Menge in einem leichten hölzernen
Schuppen untergebracht, der dann in Brand gesetzt wurde. Dabei trat denn auch
thatsächlich eine Explosion der Schießbaumwolle ein. Dasselbe war der Fall bei
Benutzung eines festen gemauerten Magazins. Die zu diesen Versuchen verwendete
Schießbaumwolle war aus der Fabrik von Stowmarket und zeigte sich bei der
Untersuchung ganz rein, sowie in vortrefflicher Beschaffenheit. Da man vermuthete,
daß die Explosion möglicherweise durch die besondere Stärke der Kisten, in welche
die Schießbaumwolle verpackt war, veranlaßt worden seyn könne, so wiederholte man
den Versuch in einem hölzernen Schuppen, mit dem Unterschiede jedoch, daß die
Schießbaumwolle in leichtere Kisten von 1/2 zölligen Bretern verpackt war. Nachdem
man Feuer angelegt und dasselbe sich den Kisten mitgetheilt hatte, brannte die,
Schießbaumwolle lebhaft fort, ohne daß bis zur gänzlichen Zerstörung des Magazins
eine Explosion erfolgte. Zur Aufbewahrung der Schießbaumwolle verdienen also
leichtere Kisten, welche die leichtere Entweichung der beim Verbrennen sich
bildenden Gase gestatten, den Vorzug.
Es wird bei der Berichterstattung über diese Versuche Gewicht darauf gelegt, daß,
während bei einer Explosion von Schießpulver derselben durchaus keine sichtbare
Warnung vorhergeht, bei der Anwendung von Schießbaumwolle die Verbrennung der bei
ihrer Zündung sich bildenden Gase lange genug angedauert hat, um in dem
Zwischenraume noch eine Möglichkeit zur Rettung von Menschenleben darzubieten, indem
in den 10 Secunden, welche von dem Ausbruche der Flamme bis zu der erfolgten
Explosion verstrichen sind, ein Mann noch etwa 40 Yards weit sich entfernen könne,
um Schutz zu suchen, vorausgesetzt, daß er den Augenblick des Flammenausbruches als
Warnung benutze.
Thonerdeseife als Lack.
In der Zeitschrift „Kunst und Gewerbe“ macht C. Puscher in Nürnberg darauf aufmerksam, daß die
concentrirte Lösung der wasserfreien fettsauren Thonerde in Terpenthinöl als Lack
Beachtung verdient. Wenn ihre Anstriche auch nicht den hohen Glanz des Dammarlackes
besitzen, so zeichnen sich dieselben doch durch größere Biegsamkeit und besonders
dadurch vor allen anderen aus, daß sie, einer hohen Temperatur ausgesetzt, sich
nicht verändern, resp. keine Blasen erhalten. Außer zum Wasserdichtmachen für Stoffe
jeder Art möchte daher die Thonerdeseifelösung zu Ueberzügen für metallene
Gegenstände, welche einen hohen Wärmegrad erleiden müssen, zu empfehlen seyn. An der
Luft trocknen die damit überzogenen Gegenstände langsam, dagegen rascher, wenn sie
einer Temperatur von 50° Cels. ausgesetzt werden.
Die Bereitung der Thonerdeseife ist bekannt; man gibt einer dünnen kochenden
Kernseifenlösung so lange Alaun- oder schwefelsaure Thonerdelösung zu, als
noch eine Abscheidung von weißer wasserhaltender Thonerdeseife erfolgt, wäscht
letztere mit heißem Wasser zur Entfernung der anhängenden Salzlösung aus, und
befreit sie durch Erwärmen von ihrem Hydratwasser. Hierdurch wird sie transparent, wie Glycerin
seife, und in jedem Verhältniß; in warmem Terpenthinöl löslich. Mit Verlust von
Terpenthinöl kann man auch sofort nach dem Ausfällen und Waschen der Thonerdeseife
das Hydratwasser derselben durch Erhitzen mit Terpenthinöl verjagen. Wenn die Lösung
dick und klar wie Dammarlack geworden, ist der Lack fertig. Die dazu verwendete
Seife ist eine gute, gelblich gefärbte, harzhaltige Kernseife.
Polirwachs für hölzerne Möbel, von Niedlig.
Man läßt 8 Thle. weißes Wachs, 2 Thle. Colophonium und 1/2 Thl. venetianischen
Terpenthin über gelindem Feuer zergehen, gießt die warme Masse, wenn sie vollständig
geschmolzen ist, in ein entsprechend großes Töpfchen von Steingut und rührt, während
dieselbe noch warm ist, 6 Thle. rectificirtes Terpenthinöl ein. Nach Verlauf von 24
Stunden hat die Masse die Beschaffenheit einer weichen Butter angenommen und ist so
zum Gebrauche fertig. Die Möbel, welche man poliren will, müssen vorher sorgfältig
mit Seifenwasser abgewaschen werden; alsdann nimmt man, wenn die Oberfläche wieder
völlig trocken ist, ein wollenes Läppchen, streicht von der Politurmasse eine
Kleinigkeit darauf und fährt damit über das Holz her. Anfangs reibt man gelinde,
nachher stärker. Ist die Masse gleichmäßig aufgetragen, so wartet man 1/4–1/2
Stunde und reibt nach Ablauf dieser Zeit noch einmal die Fläche mit einem frischen
reinen Läppchen gehörig ab. Auf diese Weise erhalten die Möbel einen schönen, wenn
auch nicht so brillanten Glanz, wie ihn eine gute Schellackpolitur gibt. (Wiederhold's Gewerbeblätter, 1872.)
Untersuchung von Kautschukfabricaten.
Bei Untersuchungen von Kautschukfabricaten, welche kürzlich in der chemischen Fabrik
Rhenania in Stolberg angestellt wurden und über welche R. Hasenclever im Aachener Bezirksverein deutscher Ingenieure berichtete,
wurden in diesen Fabricaten durchschnittlich 40 bis 50 Proc. mineralische
Bestandtheile gefunden. Das gewöhnliche Kriterium für guten Kautschuk sey bisher
gewesen, daß er entsprechend einem specifischen Gewicht von 0,985 auf Wasser
schwimme; das genüge aber gegenwärtig nicht mehr, da sich unter den
verschlechternden Beimengungen auch oft Kork oder Sägespäne befänden. Diesen fremden
verunreinigenden Beimengungen sey es auch wohl zuzuschreiben, daß der Kautschuk
nicht so mannichfach in der Technik zur Verwendung komme wie man erwarten könnte;
man würde gut thun, bei der Anwendung desselben nicht so sehr auf den Preis als die
Güte des Fabricates zu sehen. Schlechterer und auch billigerer Kautschuk wäre auch
für gewisse Zwecke, z.B. als Dichtungsmaterial bei Dampfleitungen u.s.w. zu
empfehlen, wo die große Menge der beigemischten mineralischen Bestandtheile nicht
unvortheilhaft wirke. Eine eigenthümliche Erscheinung bei den Kautschukfabricaten
sey die, daß sie bei längerem Liegen an der Luft hart würden. (Zeitschrift des
Vereines deutscher Ingenieure. 1872, Bd. XVI S. 787.)
Ueber die Veränderungen des Brunnenwassers in der Nähe der
Kirchhöfe.
In diesem Betreff enthalten die Annales de la
Société de médecine de Gand die Beschreibung einer
interessanten in St. Didier (Allier) von Lefort
angestellten Wasseranalyse des einzigen dort befindlichen, 50 Meter vom Kirchhofe
entfernten Brunnens. Dasselbe hat einen süßlichen Geschmack, erregt kein Brechen,
hinterläßt jedoch einen stinkenden Geschmack. Beim Eindampfen bleibt eine dicke
graue Masse zurück, welche sich unter weiterer Erhitzung schwarzbraun färbt und
einen empyreumatischen Geruch verbreitet. Ein Theil des Residuums wurde mit
verdünnter Salzsäure gemischt, wobei sich Kohlensäure und ein starker Geruch nach
Leim entwickelte; ein
anderer wurde mit Kalthydrat versetzt und man bemerkte eine bedeutende Masse
Ammoniaksalze. Lefort glaubt daher aus dem Vorkommen
organischer Substanzen den Schluß ziehen zu müssen, daß selbst eine Entfernung von
100 Metern von jeder menschlichen Wohnung für die Anlage des Kirchhofes nicht
genügend sey, daß neue Kirchhöfe erst dann an einem Orte angelegt werden dürfen,
wenn man die Gewißheit erlangt hat, daß keine Filtration des Kirchhofwassers in die
für menschliche Nahrung bestimmten Brunnen stattfindet und daß es nothwendig sey, in
der Nähe der vorhandenen Kirchhöfe, sowie aller zur Beseitigung von thierischen
Cadavern bestimmten Plätze Drainröhren anzulegen, welche das von solchen Orten
kommende Wasser anderweitig fortschaffen, daß es überhaupt sich empfehlen dürfte,
von Zeit zu Zeit das Trinkwasser einer genauen Analyse zu unterwerfen, wodurch
bisweilen das Vorhandenseyn gesundheitsgefährlicher Stoffe, zumal in quellenarmen
Gegenden, nachgewiesen würde. (Pharmaceutische Centralhalle. Bd. XIII S. 453.)
Ueber Conservirung des Weines nach Pasteur's Verfahren.
Prof. Neubauer in Wiesbaden hat Pasteur's Verfahren, den Wein auf 60 bis 65° C. zu erhitzen, mit
Rothwein versucht, indem er die Flaschen in ein Wasserbad brachte. Der Erfolg war so
günstig, daß die Winzer zu Ahrweiler sich zur Anschaffung eines transportablen
Erwärmungsapparates von Terrel des Chênes
Beschrieben im polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCV S. 552. entschlossen, welcher dort bereits in voller Thätigkeit ist. Der Rothwein
eignet sich besonders zu diesem Verfahren, weil er sich beim Erhitzen gar nicht
trübt, indem die Eiweißkörper durch den Gerbstoff bereits ausgefällt sind. Weißer
Wein dagegen trübt sich oft dabei. Neubauer hat damit
noch wenig experimentirt, aber Dr. Buhl in Deidesheim erwärmt seit Jahren feine Bouquetweine mit bestem
Erfolg. Man wird keinen Wein finden, weißen oder rothen, bei welchen! das Mikroskop
nicht Hefezellen und andere Keimgebilde zeigt. Bei günstiger Gelegenheit gelangen
diese zur Weiterentwickelung und schädigen den Wein in der einen oder der anderen
Weise. Ein kurzes Erwärmen auf 60° C. tödtet diese Keime und die Weine zeigen
dann eine auffallende Haltbarkeit, ohne daß sie an Güte verloren hätten. –
Neubauer bemerkt bei dieser Gelegenheit, daß die
deutschen Rothweine den französischen und österreichischen in der Farbe bedeutend
nachstehen. Der Grund davon liegt darin, daß man bei uns die Trauben zu lange hängen
läßt, so daß durch eingetretene Fäulniß der Farbstoff verändert wird. Der
Alkoholgehalt wird wohl dadurch vermehrt, aber sie erhalten einen fauligen
Geschmack, welcher Jahre lang nicht wegzubringen ist. In Frankreich nimmt man nur
gesunde Trauben. (Böttger's polytechnisches Notizblatt.
1872, Nr. 20.)
Pasteur's neues
Brauverfahren.
Dieses Verfahren besteht darin, daß man die Würze nach dem Kochen in verschlossene
Gefäße bringt, darin unter Ausschluß der Luft abkühlt und ebenfalls unter Ausschluß
der Luft der Gährung überläßt. Nach einer englischen Patentbeschreibung besteht
derjenige Theil des Apparates, in welchem diese Abkühlung ausgeführt wird, im
Wesentlichen aus einer gewissen Anzahl cylindrischer, aufrecht stehender Gefäße aus
Kupfer, welche mit den nöthigen Hähnen zum Ein- und Ablassen der Würze
versehen sind. Außerdem sind Röhren zum Einleiten von Kohlensäure und zur Ableitung
der während der Gährung entwickelten Kohlensäure vorhanden. Ein Apparat zur
Erzeugung eines continuirlichen Stromes von Kohlensäure, ein Gasometer zum Auffangen
der während der Gährung entwickelten Kohlensäure und endlich ein Wasserreservoir,
mit so viel Brausen versehen, als Gährungscylinder vorhanden sind, vervollständigen
den Apparat. Die Würze gelangt heiß aus der Braupfanne in die Cylinder, aus denen
man vorher durch Kohlensäure alle Luft ausgetrieben hat. Dann werden die Brausen
geöffnet und das herabfließende Wasser kühlt von außen die Cylinder ab.
Der Moniteur scientifique, welcher die Erfindung
bespricht, sagt wörtlich: „Tributpflichtige einer Nation, welcher wir
unser unverdientes Unglück nie verzeihen werden, haben wir hinfort die Pflicht,
einzig und allein aus französischen Quellen das schäumende Getränk zu schöpfen,
welchem München zum größeren Theile seinen Ruhm verdankt.“ Das Blatt
fügt dann hinzu, daß Pasteur, der auf diese Weise die
erhabene Rache des Geistes vorbereitet, das Verlangen stellt, das nach seiner
Methode gebraute Bier im Auslande Biére
française und in Frankreich biére de
la revanche nationale zu nennen. (Scientific
American vom 21. December 1872, S. 387.)
Petroleum im Elsaß.
Es ist schon seit einiger Zeit bekannt, daß man im Elsaß Petroleumquellen entdeckt
hat. Ein kleiner Anfang diese Quellen auszubeuten, ist in Schattweil am Wald von
Hagenau gemacht worden. Eine dicke Alluvialschicht ist zuerst durchbrochen worden,
unter derselben fand man Thon und Sandstein mit Landadern durchlaufen. Diese
letzteren scheinen das Petroleum zu enthalten; man findet sie in einer Tiefe von
150–160 Fuß. Weitere Nachforschungen um den Wald von Hagenau haben zur
Entdeckung noch anderer Quellen geführt; an verschiedenen Orten hat man bereits
gebohrt und hat überall den mit Petroleum getränkten Sand gefunden. Bis jetzt ist
zwar die Petroleumgewinnung im Elsaß noch in ihrer Kindheit, aber es ist sehr
wahrscheinlich, daß sich dieselbe zu einer ausgedehnten Industrie entwickeln wird.
Die Art wie gegenwärtig im Elsaß Petroleum gewonnen wird, ist folgende: Man gräbt
einen Schacht bis man auf die betreffende Sandschicht kommt und baut dann Gallerien,
ähnlich wie beim Kohlenbergbau. Das Oel fließt aus dem Sand heraus und sammelt sich
in besonderen Behältern, von denen es an die Oberfläche geschafft wird. Auf diese
Weise wird indeß nicht alles in dem Sand enthaltene Oel gewonnen, man bringt daher
auch den Sand an die Oberfläche und destillirt ihn in Retorten. Das rohe Oel, wie es
an den Seiten der Gallerien abfließt und das durchdestillirte, aus dem Sand
gewonnene, werden dann durch einen weiteren Destillationsproceß rectificirt; wie
behauptet wird, soll das im Elsaß gewonnene Petroleum an Güte dem amerikanischen
gleichkommen. Der petroleumhaltige Sand kommt, nach den angestellten Bohrversuchen
zu urtheilen, in großer Menge vor. Ein englischer Chemiker Namens Keates hat die Petroleumgegend bereist und eingehende
Untersuchungen angestellt; er stellt der ganzen Industrie ein gutes Prognosticon.
(Arbeitgeber.)
Unzerstörbare Tinte.
Man bereitet dieselbe durch Abreiben von einem Quentchen Anilinschwarz mit einer
Mischung von 60 Tropfen concentrirter Salzsäure und 1 1/2 Loth Alkohol; die
erhaltene tiefblaue Lösung wird mit einer heißen Auflösung von 1 1/2 Quentchen
arabischem Gummi in 6 Loth Wasser verdünnt. Diese Tinte greift Stahlfedern nicht an,
und kann weder durch concentrirte Mineralsäuren, noch durch starke Laugen zerstört
werden. – Verdünnt man die erwähnte Anilinschwarzlösung statt mit Gummiwasser
mit einer Auflösung von 1 1/3 Loth Schellack in 6 Loth Spiritus, so erhält man einen
Anilinlack, welcher sich nach dem Auftragen auf schwarzgebeiztes Holz, Messing oder
Leder, durch seine außerordentlich tiefe Schwärze auszeichnet. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1872, Nr. 24.)