Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 207, Jahrgang 1873, Nr. , S. 424
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Miscellen. Miscellen. Welt-Ausstellung 1873 in Wien.Gesetz, betreffend den zeitweiligen Schutz der auszustellenden Gegenstände. 1. Jeder In- oder Ausländer der auf der Welt-Ausstellung des Jahres 1873 in Wien einen Gegenstand ausstellt, welcher sich nach den Bestimmungen des Gesetzes vom 15. August 1852, dann der beiden Gesetze vom 7. December 1858 zur Erwerbung des Privilegiums-, Marken- oder Musterschutzes eignet, kann für denselben von dem Generaldirector der Welt-Ausstellung ein Schutz-Certificat erlangen. Das dießfällige Gesuch muß bei dem Generaldirector längstens vor dem Zeitpunkte der Eröffnung der Ausstellung oder vor der nachträglichen Einbringung des Gegenstandes in der Ausstellung eingebracht werden, und mit einer genauen, von dem Einbringer zu fertigenden Beschreibung des betreffenden Gegenstandes, und in soweit es zu deren Verdeutlichung erforderlich ist, mit den entsprechenden Plänen oder Zeichnungen in zwei vollkommen gleichlautenden Parien, rücksichtlich mit 2 Parien der betreffenden Marke oder des betreffenden Musters oder Modelles in gesonderten Umschlagen belegt seyn. Wird das Gesuch durch einen Bevollmächtigten eingebracht, so muß demselben überdieß die dem letzteren ausgestellte Vollmacht beiliegen. 2. Das Schutz-Certificat wird von dem Generaldirector der Welt-Ausstellung unter Mitwirkung und Gegenzeichnung eines von dem Ministerium der Länder der ungarischen Krone hierzu bestimmten Organes unentgeltlich ausgefertigt und sichert dem Erwerber von dem darin zu bezeichnenden Tage des Eintrittes des betreffenden Gegenstandes in den Ausstellungsraum, falls aber das Gesuch erst nach diesem Zeitpunkte eingebracht worden seyn sollte, von dem ebenfalls im Schutz-Certificate bezeichneten Tage der Einbringung des Gesuches an, bis einschließlich 31. December 1873, dieselben Rechte, welche ihm ein ordnungsmäßig erworbenes Privilegium, rücksichtlich die ordnungsmäßig bewirkte Registrirung einer Marke, eines Musters oder Modelles gewähren würde. Hierbei bleibt es demselben vorbehalten, sich für denselben Gegenstand vor Ablauf obiger Schutzfrist um den Privilegiums-eventuell um den Marken- oder Musterschutz im Sinne der Bestimmungen der im Art. 1 erwähnten Gesetze bei der competenten Behörde zu bewerben. 3. Gegen die Verweigerung solcher Schutz-Certificate ist eine Berufung oder Beschwerdeführung nicht zulässig. Wird der Rechtsbestand von ertheilten Schutz-Certificaten angefochten, so ist die Entscheidung nach den bestehenden Schutzgesetzen von den hierzu competenten Behörden zu treffen. 4. Ueber die dießfälligen Gesuche und die hierüber erfolgte Ertheilung von Schutz-Certificaten wird bei dem Generaldirector der Welt-Ausstellung ein eigenes Register in 2 Parien geführt, wovon nach dem Schlusse der Ausstellung das eine sammt den gedachten Gesuchen und einem Pare der mit denselben überreichten Beschreibungen rücksichtlich Marken, Muster und Modellen dem k. k. Handelsministerium, das andere sammt einem Pare der oben erwähnten Gesuchsbelege dem königl. ungarischen Ministerium für Ackerbau, Industrie und Handel zu übergeben ist. 5. Die ertheilten Schutz-Certificate werden im österreichischen und ungarischen Amtsblatte veröffentlicht. Die Einsicht des über die Schutz-Certificate geführten Registers steht Jedermann frei; die dazu gehörigen Beschreibungen, Pläne, Modelle und dergleichen werden jedoch, wenn dieß im Gesuche verlangt wird, geheim gehalten. Patent-Processe in Frankreich. In Frankreich sind soeben einige Patent-Processe entschieden worden, welche allgemeinen Antheil erregen, weil die dabei als maaßgebend anerkannten Normen bei uns noch fast gänzlich unbekannt sind. Unsere Patent-Agentur hat in der Presse schon mehrmals darauf aufmerksam gemacht, daß Erfinder sich die größten Nachtheile zuziehen, wenn sie ihre Erfindungen erst in ihrer Heimath patentiren lassen, statt den vom Gesetz vorgeschriebenen Gang einzuhalten. Der französische Cassationshof hat nun im vorigen Jahre ein Urtheil gefällt, welches durch solches Versehen verursacht wurde. Der Uhrenfabrikant Thuner, welcher ein französisches Patent auf ein Remontoir an Taschenuhren im Jahre 1865 genommen hatte, verklagte mehrere französische Uhrenfabriken, welche dasselbe anwandten. Der Cassationshof hat aber die Klage abgewiesen, weil Thuner ein österreichisches Patent, welches er schon im Jahr 1864 genommen, hatte fallen lassen, und das französische Gesetz bestimmt, daß Erfindungen die im Auslande bereits patentirt sind, in Frankreich nicht länger patentirt werden können als dort. Wirth und Comp. in Frankfurt a. M. Ueber die Röhrenkessel von Paucksch und Freund in Landsberg a. W. Diese Röhrenkessel – beschrieben nach beigegebener Abbildung im polytechn. Journal, 1872, Bd. CCIV S. 13 – wurden im schlesischen Zweigverein für Rübenzuckerindustrie besprochen. Der Ingenieur des schlesischen Vereines für Dampfkesselüberwachung, Hr. Minssen, rieth zur Anlage solcher Kessel, da die von ihm revidirten sich seit vierjährigem Betrieb in jeder Weise gut gehalten haben, sehr gut und sehr dauerhaft gearbeitet seyen und noch keine bedeutende Reparatur gehabt hätten. Allerdings sey störend, daß die Siederohre alle drei Stunden gereinigt werden müssen, und fürchte er ein kesselsteinreiches Wasser. – Dagegen theilt Hr. Mehrle mit, daß dieselbe Befürchtung seinerseits sich als völlig unbegründet erwiesen habe, da der Schlammsack und das Abblasen einen bedeutenden Vortheil böten, auch das Reinigen der Feuerrohre während des Betriebes durchaus nicht störend sey. – Hr. Reisedauer, welcher schon seit drei Jahren mit diesen Kesseln arbeitete, empfahl sie auch als seiner Meinung nach die besten. – Hr. Mehne erwähnte, daß der Kostenpunkt nur anscheinend hoch, in Wahrheit aber ein geringerer sey, als bei den anderen Anlagen; so z.B. kosten 1356 Quadratfuß Heizfläche des Paucksch und Freund'schen Kessels 3400 Thlr. oder 1 Quadratfuß 2,50 Thlr., während 800 Quadratfuß Heizfläche des Cornwallkessels 2700 Thlr. oder 3,37 Thlr. per Quadratfuß kosten. – Von anderer Seite wurde noch entgegnet, daß der Umstand ungünstig erscheine, daß das Feuer erst in zweiter Linie an die Feuerrohre komme, in erster die von Schlamm belagerte Unterseite des Kessels bespüle, ferner, daß doch leicht die Rohrdichtung bei öfterem Herausnehmen leiden müsse, auch das Mauerwerk bei einer solchen Anlage bedeutend höher zu stehen komme, als bei anderen Systemen, und schließlich die Frage aufgeworfen, ob nicht dock die Howard'sche Construction besser seyn möge, vor welcher aber Ingenieur Minssen sehr energisch warnte, da keine gefährlicher sey, als diese. (Deutsche Industriezeitung, 1873, Nr. 8.) Conische Wasserablaufröhren. Die Ableitung des Wassers, welches in der Küche zur Reinigung des Geschirres etc. benutzt wird, geschieht gewöhnlich mittelst zinkener cylindrischer Röhren von 8 bis 15 Centimeter Weite. Diese Röhren haben den Nachtheil, daß das Wasser darin leicht gefriert, so daß sie bei anhaltender Kälte nicht mehr benutzt werden können. Bei eingetretenem Thauwetter kann das Eis sich nur sehr langsam entfernen, da die einzelnen Theile der Röhren unten enger sind, um in einander gelöthet werden zu können. Dieser Uebelstand veranlaßt den Flaschnermeister J. Feldweg in Calw, einen Versuch mit conischen Röhren zu machen. Dieselben hatten bei einer Länge bis zu 8 Meter eine obere Weite von 8 Centimeter und eine untere Weite von 15 bis 16 Centimeter. Ihre Anwendung hat sich in den letzten vier Wintern auf's Beste bewährt. Dünne Eisrinden, welche sich an der inneren Wandung ansetzten, fielen bei geringem Temperaturwechsel sofort aus den Röhren, und es kam bei anhaltender Kälte nie zu einer Verstopfung durch das Eis. Diese Röhren kommen überdieß im Preise wenig höher zu stehen, als die bisher üblichen cylindrischen Röhren. (Württembergisches Gewerbeblatt.) Schuhmacherei mit Maschinen in Amerika. Der gleichzeitig in New-York, Boston und Philadelphia erscheinende Shoe and Leather Reporter behauptet, daß vier Fünftel alles in den Vereinigten Staaten gefertigten Schuhwerkes Maschinenarbeit sey. Auf dem Lande seyen die Schuhmacher fast verschwunden. In Deutschland bürgert sich die Maschinenarbeit übrigens auch immer mehr ein. In Frankfurt a. M. gibt es bereits vier Handlungen und Fabriken, die sich speciell mit Schuhmaschinen befassen. Die amerikanische Sohlen-Nähmaschinen-Compagnie hat eine eigene Agentur hier, welche die berühmte Blake'sche oder Mac Kay'sche Maschine zu enormen Preisen verkauft; eine der hiesigen Nähmaschinen-Fabriken macht dieser aber bereits Concurrenz mit der Maschine von Goodyear, welche ebenfalls Außerordentliches leistet. Sohlenschneide- und Walzmaschinen sind wohl neben der kleinen amerikanischen Hand-Pflöckmaschine, welche aber jetzt durch die Huhlmann'sche verdrängt wird, die am meisten gebrauchten. (Arbeitgeber, März 1873, Nr. 827.) Ueber den Guß von Röhren. Die Bestimmung, gußeiserne Röhren stehend zu gießen – bemerkt Gießereidirector Westendarp in Hannover in einer längeren Abhandlung über Bestimmung der Wandstärke gußeiserner Rohre in der „Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereines zu Hannover“ – hat neben dem Vortheil, daß das die Form ausfüllende flüssige Eisen den Kern, um den das Rohr gegossen wird, nicht einseitig zu verschieben sucht, wie das bei liegend gegossenen Röhren der Fall ist, den einzigen Zweck, das Hinaufsteigen und den Austritt der beim Eingießen des Eisens in die Form mit hineingezogenen oder darin zurückgebliebenen Luftbläschen, Kohlenstäubchen und Schlackentheilchen in solche Theile des Rohres zu fördern, die für dasselbe bleibend nicht erforderlich sind, das sind die Trichter und verlorenen Köpfe, um sie dadurch unschädlich zu machen. Der Auftrieb dieser Theile erfolgt, weil sie specifisch leichter als das flüssige Eisen sind; da mithin deren Beseitigung das Eisen reiner macht, so wird es dichter, demgemäß seine Festigkeit erhöht. Nicht aber wird die Festigkeit durch stehenden Guß deßhalb erhöhl, weil der statische Druck des Eisens größer ist als beim liegenden Guß. Die Molecüle ordnen sich folgend dem mächtigen Einfluß der chemischen Gesetze und den Gesetzen der Wärme, und lassen sich darin nicht beirren durch statische Druckhöhe des Eisens von 3 bis 4 Meter. Auf jener falschen Ansicht beruht auch die in der Praxis häufig vorkommende Bestimmung, die Rohre sollen mit den Muffen nach unten gegossen werden. Nur aus der oben angeführten falschen Anschauung über die Consequenzen des stehenden Gusses ist diese Bedingung entstanden, indem man annahm, das untere Ende des Rohres sey, weil das gedrücktere, auch das festere, und der Muff, welchem doch das beste Material gegeben werden müsse, sey daher nach unten zu gießen. Gute Rohre sollen überhaupt von gleichförmiger Qualität seyn. Es muß also durch die Einrichtung der Form dafür gesorgt seyn, daß der mitgenommene Schmutz sich entfernen kann. Das ist aber leichter zu ermöglichen, wenn sich die Form nach oben erweitert, also wenn man den Muff nach oben nimmt, als wenn man die Sache umkehrt, um so leichter noch, weil der Muff mehr Masse enthält und länger flüssig bleibt. Außerdem kommt hierbei noch in Betracht, daß der Muff mit einem sehr geringen Aufwand an Material bedeutend verstärkt werden könnte, daß also eventuell selbst dieses geringe Opfer nicht zu scheuen wäre, um nicht das für die Ausscheidung der Schlacken wesentlich bessere Verfahren den Muff beim Guß oben im Kasten haben zu können, aufgeben zu müssen. Die Bestimmung, den Muff beim Guß unten im Kasten zu haben, ist also, streng genommen, verkehrt. (Deutsche Industriezeitung, 1873, Nr. 8.) Ueber das Löthen von Eisen und Stahl; von Ph. Rast. Eisen und Stahl kann man mit Neusilber haltbar und recht sauber löthen, so daß man die Löthstelle nur wenig gewahrt. Anwendung von Borax, sowie ein Lehmbeschlag – da das Neusilber ziemlich strengflüssig – ist dabei zu empfehlen. (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1873 S. 71.) Ein Experiment zur Umwandlung des amorphen Antimonmetalles in krystallinisches. Man verbinde einen Kupferblech- und einen Platinblech-Streifen mit respective dem negativen und positiven Leitungsdrahte einer galvanischen Batterie, und tauche diese Blechstreifen in eine Auflösung von Antimonchlorid in salzsäurehaltigem Wasser. In Folge der galvanischen Wirkung wird sich das Antimon in Form eines feinen unfühlbaren Pulvers auf der Oberfläche des Kupfers niederschlagen, von welcher es, nachdem sich genug angehäuft hat, leicht durch Hin- und Herbiegen des Blechstreifens entfernt werden kann. Wenn man das so erhaltene Metall in eiller Reibschale mit dem Pistill kräftig zerreibt, so detonirt es mit einiger Heftigkeit, und diese Explosion ist mit Licht- und Wärmeentwicklung begleitet; das amorphe Metallpulver geht dabei in den krystallinischen Zustand über. Der Verfasser hat nicht untersucht, ob dasselbe Resultat durch Erhitzen des Pulvers erhalten werden kann, wie es bekanntlich nach Bunsen's Beobachtung in hohem Grade bei dem Rhodium und Iridium der Fall ist, welche in analoger Weise aus ihren Salzlösungen abgelagert winden (Journal of the Franklin Institute, Februar 1873, S. 82.) Verfahren zum Reinigen von Glasgeräthen in Laboratorien; von Dr. J. Walz. Das Reinigen von Bechergläsern und anderen chemischen Glasgeräthen, welche Oele, Fette und ähnliche organische Substanzen enthielten, mittelst doppelt-chromsauren Kalis und concentrirter Schwefelsäure, ist oft wegen der Gestalt der Gefäße unbequem, oder weil es manchmal die Anwendung beträchtlicher Wärme erfordert, wodurch das Zerbrechen derselben veranlaßt wird. Folgende Methode hat mir in allen Fällen genügende Resultate gegeben: Das zu reinigende Gefäß wird mit einer mäßig verdünnten Auflösung von übermangansaurem Kali gefüllt, oder, wenn es groß ist, mit derselben ausgespült; man läßt den Contact der Flüssigkeit so lange andauern, bis sich ein dünner Ueberzug von Manganoxydhydrat abgelagert hat; die Lösung wird dann weggegossen, und das Glasgefäß mit ein wenig starker Salzsäure ausgespült. Es bildet dann Chlor, jedoch nicht so viel, daß es belästigt; und da dasselbe im Entstehungszustande auf die organischen Substanzen wirkt, so verwandelt es dieselben schnell in Substitutionsproducte, welche in dem geringen Ueberschuß von Säure oder Wasser löslich sind. (Journal of the Franklin Institute, Februar 1873, S. 81.) Prüfung des gelben Glases für Dunkelzimmer der Photographen. Folgendes einfache Verfahren zur Untersuchung der Brauchbarkeit des gelben Glases wird von Le Neve Fester im brittischen photographischen Journal mitgetheilt. Man braucht hierzu nichts weiter als ein billiges Glasprisma. Wird ein schmaler Streifen weißes Papier auf eine mattschwarze Unterlage gelegt, und durch dieses Prisma gesehen, so nimmt man bei heller Beleuchtung ein vollständiges Spectrum in lebhaften Farben wahr; und bringt man zwischen den Streifen und das Prisma das zu untersuchende Glas, so wird man finden, daß diejenigen Strahlen verschwinden, welche das farbige Glas absorbirt. Wenn man das gewöhnlich für photographische Dunkelzimmer verkaufte Glas in dieser Weise betrachtet, sieht man sofort, daß nicht alle blauen oder chemisch wirksamen Strahlen ausgeschlossen werden, sondern einige derselben noch sichtbar bleiben, während bei einem rubinfarbigen (wahrscheinlich mit Kupfer gefärbten) Glase alle blauen und grünen Theile des Spectrums verschwinden und durch Schwarz ersetzt werden, was anzeigt, daß dieses Glas alle chemisch wirksamen Strahlen ausschließt, und sich zu dem erwähnten Zwecke am besten eignet. Anstatt des weißen Papierstreifens kann man mit Vortheil ein Stück blanken Silberdrahtes verwenden. (Photographisches Archiv, 1873 S. 8.) Wasserdichter Leim. Das doppelt-chromsaure Kali hat die Eigenschaft, mit organischen Substanzen, wie Gummi, Glycerin, Leim u.s.w. unter Einwirkung des Lichtes im Wasser unlösliche Verbindungen einzugehen. Bestreicht man mit einer Lösung von arabischem Gummi, welcher etwas doppelt-chromsaures Kali zugesetzt ist, ein Blatt Papier, trocknet es im Dunkeln und setzt es einige Zeit dem Sonnenlichte aus, so ist der Gummiüberzug selbst in kochendem Wasser ganz unlöslich. Diese Thatsache ist längst bekannt und zur Darstellung der photographischen Kohlebilder (Pigmentdrucke) verwerthet. Weit schneller unlöslich als Gummi wird gewöhnlicher Tischlerleim bei Aussetzung am Lichte. Aber auch im Dunkeln tritt die Unlöslichkeit, wenn auch später ein. Es ist dabei aber zu beachten, daß man solchen Leim nicht vorräthig bereiten kann. Man fertige eine concentrirte Lösung von doppelt-chromsaurem Kali (dieselbe muß durchaus im Dunkeln aufbewahrt bleiben), setze davon dem bereits gelockten Leim einen kleinen Theil, d.h. so viel in heißem Zustande zu, daß er nicht merklich dünnflüssiger wird. Damit geleimte Gegenstände können nach einiger Zeit ohne Schaden mit heißem und kaltem Wasser gewaschen werden, ja man kann sie durch gänzliches Ueberstreichen vollkommen wasserdicht machen. (Dresdner Gewerbevereins-Zeitung.) Verfahren zum Leimen von Därmen aus Pergamentpapier; von Dr. Julius Stinde in Hamburg. Die außerordentliche Rolle, welche die Erbswurst bei der Verpflegung unserer siegreichen Armee im Feldzuge 1879 – 71 spielte, ist männiglich bekannt. Die Wurstform des consistenten Erbsbreies hatte sich als die brauchbarste herausgestellt, allein es fehlte an den nöthigen thierischen Därmen, um der Nachfrage nach Erbswurst genügen zu können, und es mußten daher künstliche Därme erzeugt werden. Es lag nun nahe, sich des bekannten Pergamentpapieres, welches die thierische Membran fast vollkommen ersetzt, zur Darmfabrication zu bedienen, allein es stellte sich heraus daß die Erzeugung einer runden, darmartigen Hülse auf einen bedeutenden Widerstand stieß – es ließ sich das Pergamentpapier nicht dauerhaft kleben. Man besaß kein Klebmittel, welches dem kochenden Wasser widerstanden und sich nicht in jeder Feuchtigkeit aufgelöst hätte. Die mit der Nähmaschine hergestellten Därme ließen das Fett aus den Stichlöchern herausfließen und konnten nicht gebraucht werden. Die Berliner Erbswurstfabrik erhielt jedoch plötzlich das erwünschte Klebmittel und die Fabrication nahm eine ungeahnte Ausdehnung an. Das Verfahren der Herstellung der Därme wird – so viel ich weiß – noch geheim gehalten, allein ich glaube annehmen zu dürfen, daß es mit dem meinigen übereinstimmt, wornach die Fabrication der Wurstdärme in folgender Weise ausgeführt werden kann: Man schneidet Pergamentpapierstreifen von der Länge und Breite, daß sie gerundet das gewünschte Wurstformat liefern, feuchtet die Streifen und legt sie glatt auf einander. Das Papier kann tagelang feucht liegen, ohne sich zu verändern. Vor dem Kleben breitet man die feuchten Streifen so aus, daß jeder Streifen um 1 – 2 Centimeter unter dem nächsten hervorsteht. Dann werden die vorstehenden Flächen mit dem Klebmittel bestrichen, der Rand wird übergebogen und mit einem Falzbein angedrückt. Das Klebmittel wird bereitet aus Gelatinelösung von Klebconsistenz, der hinzugefügt wird: doppelt-chromsaures Kali 3 Procent. Auf einen Liter Gelatine oder Leimlösung von solcher Stärke, daß sie gut klebt, genügen 25–30 Gramme fein geriebenes rothes chromsaures Kali. Wenn das Papier mit diesem Leim, der im Wasserbade schwach erwärmt wird, geklebt winde, legt man die Streifen auf Weidenborde und trocknet rasch. Die getrockneten Streifen werden dem Licht ausgesetzt, bis der gelbe Leim bräunlich wird, worauf sie in hinreichender Menge von Wasser ausgekocht werden, dem man 2 bis 3 Proc. Alaun zugesetzt hat. Das langsame Kochen wird so lange fortgesetzt, bis alles chromsaure Kali ausgezogen ist; dann wäscht man in kaltem Wasser und trocknet. Die so erhaltenen Pergamentdärme reißen nicht an der Klebstelle, trennen sich in kochendem Wasser nicht auseinander und sehen – wenn weiße Gelatine genommen wurde – sehr appetitlich aus. Es basirt, wie man sieht, das ganze Verfahren auf nichts Anderem, als auf der Grundlage der Kohlebilder, der Albertotypie und des Lichtdruckes – bei Anwendung der Chromgelatine, Ohne die Photographie, welche das Studium der Chromgelatine anregte, würden die künstlichen Wurstdärme ein frommer Wunsch geblieben seyn. (Photographisches Archiv, 1878 3. 2.) Verbesserungen in der Photolithographie. Paul hat eine neue Methode gefunden, das photographische Bild auf Stein zu übertragen. Die gewöhnliche Methode besteht darin, daß man ein Papier mit einer Mischung von doppelt-chromsaurem Kali und Gelatine überzieht, und nach der Belichtung unter einem passenden Negativ das Ganze mit fetter Schwärze bedeckt; dann taucht man das Papier in heißes Wasser, durch welches die nicht veränderte Gelatine aufgelöst wird und das Bild mit der fetten Schwärze (Uebertragstinte) zurückbleibt; dieses wird alsdann auf den dazu hergerichteten Stein gelegt und nach bekannter Manier übertragen. Einer der Fehler dieser Methode besteht in der Schwierigkeit, ein scharfes zartes Bild zu erhalten, wo feine Linien vorhanden sind. Das beiße Wasser, welches die Gelatine auflöst, veranlaßt eine Aufschwellung der unlöslichen Theile des Bildes und wirkt auch erweichend auf die lithographische Tinte; beide Umstände verhindern die Entstehung einer vollkommenen Haarschärfe und Zartheit. Der Uebertrag auf den Stein wird bekanntlich durch schwere Pressung bewirkt, und wenn sowohl die Tinte als auch die Bildstellen aus Gelatine erweicht sind, so liegt die Gefahr vor, daß beide durch den Druck breit gequetscht werden, was überhaupt bei allen Uebertragungen leicht vorkommt, wenn das Papier Textur zeigt. In Paul's Methode ist dieser Uebelstand vermieden. Es wird keine Hitze angewendet, um die löslichen Theile der Bildschicht zu entfernen. Dieses ist hauptsächlich erreicht durch Abschaffung der Gelatine und Einführung von Albumin an dessen Stelle (Osborne benutzt zu gleichem Zwecke Albumin in Verbindung mit Gelatine). Albumin ist bekanntlich in heißem Wasser unlöslich., dagegen löslich in kaltem Wasser. Die Schwierigkeit, welche die Papiertextur darbietet, welches selbst in den feinsten Sorten eine Neigung hat, durch Anfeuchten rauh zu werden, ist überwunden durch Anwendung des Uebertragpapieres der Autotype-Compagnie, welches eine elfenbeinartige Oberfläche besitzt. Dieses wird präparirt mit einer Mischung von gleichen Theilen geschlagenem Albumin und gesättigter Lösung von doppelt-chromsaurem Kali. Man erhält nach dem Trocknen der Mischung eine gleichartige harte Oberfläche. Wenn es genügend exponirt ist, wird es auf einen Stein gelegt, der mit fetter Schwärze eingerollt ist, und durch die Presse gezogen. Dieses wird einige Male mit veränderter Lage des Papieres wiederholt. Dann bringt man es in eine Schale mit kaltem Wasser und läßt es eine Zeit lang weichen. Das unveränderte Albumin wird gelöst und durch leichtes Reiben mit einem feinen Schwamme entfernt. Man erhält so ein sehr feines und scharfes Bild, welches zum Uebertragen fertig ist. Das kalte Wasser hat keinen nachtheiligen Einfluß auf das Bild und auf die fette Tinte. Das Uebertragpapier der Autotype-Compagnie behält in kaltem Wasser seine feine Textur, und die unlösliche Bildschicht wird nicht weiter afficirt als eben nöthig, um kräftig auf den Stein zu wirken, wenn sie beim Uebertragen mit diesem zusammengepreßt wird. Simpson sagt, daß die Proben von Uebertragung von Paul mit zu den feinsten gehören, die er gesehen hat. (Photographische Mittheilungen, Februar 1873, S. 284.) Indulin-Tinte. Die Société d'Encouragement in Paris setzte einen Preis für eine neue Tinte aus, welche die Uebelstände der alten, das Gelbwerden der Schriftzüge, das Angegriffenwerden der Stahlfedern und das Dickwerden im Tintenfaß, nicht theile, dabei aber die Schrift ebenso lange conservire, wie die alte Tinte, mit der im Jahre 910 ein Manuscript geschrieben wurde, welches in der Abtei Cluny noch heute im besten Schwarz aufbewahrt wird. Das Gelbwerden der alten Schriftzüge sott nur dann erfolgen, wenn die zutretende Luft feucht war. Coupier und Collin schlugen nun vor, das von ihnen fabricirte Blauschwarz, unter dem Namen Indulin bekannt, im Verhältniß von 20: 1000 in Wasser zu lösen und als Tinte zu verwenden. Die mit dieser Flüssigkeit auf Papier erzeugten Schriftzüge sind schön blauschwarz und widerstehen den chemischen Agentien vollkommen, was die gewöhnliche Schreibtinte nicht thut; die Tinte greift auch die Stahlfedern nicht an, und erhält sich bis zum letzten Tropfen dünnflüssig; wenigstens kann sie, selbst ganz ausgetrocknet, durch einen Zusatz von Wasser wieder brauchbar gemacht werden. Die Gesellschaft konnte indessen dieser Tinte den Preis nicht zuertheilen, weil sie nicht lief genug in das Papier eindringt, weßhalb die Schriftzüge sich durch Wasser fortwaschen lassen. Dagegen hat sie den Erfindern eine Belohnung von 500 Francs zuerkannt und die Tinte als zum Gebrauch für Schulen sehr geeignet empfohlen. Die Tinte hat für diesen Zweck den großen Voltheil, daß damit hervorgebrachte Flecke durch einfaches Waschen mit den gewöhnlichen Waschmitteln zu entfernen sind. (Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr. 46.) Die freie Säure im Wein; von Dr. Graeger. Alte Weine zeigen in Folge eines gewissen Gehaltes an freier Säure und auch an zweifach-weinsaurem Kali (Weinstein) eine saure Reaction. Ein Wein welcher nicht sauer reagirt, schmeckt fade; die freie Säure ist sein vorzüglichstes Gewürz. Bis vor nicht langer Zeit galt es für unbestritten, daß die freie Säure der Weine Weinsäure sey. Die Untersuchungen von Neßler haben jedoch gezeigt, daß dieß eigentlich nur selten der Fall ist; sehr oft findet sich neben der Weinsäure auch Aepfelsäure, und noch häufiger ist die freie Säure der Weine lediglich Aepfelsäure. Daß die Natur der freien Säure, nämlich ob Weinsäure, ob Aepfelsäure, einen Einfluß auf den Geschmack der Weine äußere, scheint bis jetzt noch nicht bekannt zu seyn; eine Auflösung von Weinsäure in Wasser schmeckt herber, schärfer, als eine eben solche Auflösung von Aepfelsäure, wenn beide Auflösungen äquivalentgleiche Mengen freier Säure enthalten. Es ist demnach nicht unwahrscheinlich, daß Weine mit lediglich freier Weinsäure ebenfalls schärfer schmecken als solche, deren freie Säure nur Aepfelsäure oder ein Gemenge dieser beiden Säuren ist. Wie es sich hiermit verhalte, mag dahingestellt bleiben, da wir es hier mit anderen Beziehungen der freien Säure zum Weine zu thun haben. Aus den Untersuchungen von Neßler scheint hervorzugehen, daß nur in sehr seltenen Fällen die freie Säure in den Trauben lediglich Weinsäure ist; in den meisten Fällen ist sie ein Gemisch von Weinsäure und Aepfelsäure, jedoch nicht in einem constanten Verhältnisse. Hieraus erklärt es sich, daß wir in den Weinen das eine Mal nur Aepfelsäure, das andere Mal diese gemischt mit Weinsäure antreffen. Der letztere Fall tritt ein, wenn die Menge der Basen, resp. von Kali und Kalk, nicht ausreichend ist, alle Weinsäure zu binden; ist dagegen die Menge der Basen größer, so wird alle Weinsäure, da deren Verwandtschaft stärker ist, als die der Aepfelsäure, gebunden, stets zweifach-weinsaures Kali oder weinsauren Kalk bildend. Dieß sind die Verhältnisse, wie sie bei dem reinen Traubenmoste oder Weine vorkommen; ganz anders aber gestalten sich dieselben bei den sogen, gallisirten und petiotisirten Weinen, wo der Most mit einer größeren oder geringeren Menge Wasser verdünnt wird. Wenn das zum Verdünnen benutzte Wasser, wie dieß wohl mit wenigen Ausnahmen der Fall seyn dürfte, Kalksalze, namentlich Gyps und Chlorcalcium, enthält, so weiden diese Salze in der Weise zerlegt, daß sich nach einiger Zeit weinsaurer Kalk ablagert, während die Säuren, Schwefelsäure und Salzsäure, in Freiheit treten und im Weine aufgelöst werden, so daß wir als freie Säure nicht Weinsäure, sondern Schwefel- und Salzsäure haben. Daß dieses unter den gegebenen Verhältnissen wirklich, vorkommt, ergibt sich aus einem Versuche von Neßler gelegentlich der Bestimmung der Essigsäure eines Weines, wo sich in dem Destillate vorzugsweise Salzsäure fand, ein Resultat welches nicht hätte eintreten können, wenn die freie Säure Aepfelsäure gewesen wäre. Beim Gallisiren, wo immer nur so viel Wasser zum Moste zugesetzt wird, um dessen freie Säure auf etwa 6 bis 8 pro Mille herabzubringen, tritt der angeregte Uebelstand weniger hervor, beim Petiotisiren jedoch, wo die Menge des zuzusetzenden Wassers das 3- ja selbst 4 fache des Mostes beträgt, und wo man die fehlende Säure durch Weinsäure ersetzt, kann, wenn das Wasser sehr reich an den genannten Kalksalzen ist, wie den Verf. die eigene Erfahrung gelehrt hat, der Wein sehr erheblich an seiner Güte benachtheiligt werden und einen Geschmack erhalten, welcher entfernt an Chlor erinnert und sehr unangenehm ist; bei freier Schwefelsäure zeigt sich zwar ein solcher specifischer Geschmack nicht, aber er ist dann immerhin schärfer oder herber, als dieß bei dem Vorhandenseyn von sogen, organischen Säuren der Fall ist. Aus den vorstehend mitgetheilten Beobachtungen würden sich beim Gallisiren und Petiotisiren die beiden Regeln ergeben: 1) Verdünnen des Mostes und Auswaschen der Treber mit möglichst weichem Wasser; 2) Anwendung von Aepfelsäure statt Weinsäure zur Regulirung des Säuregehaltes, wenn peliolisirt wird. Da die reine Aepfelsäure aber ziemlich theuer ist, so wird es vortheilhaft seyn, sie durch zweifach-äpfelsauren Kalk, unter Zusatz der nöthigen Menge Schwefelsäure zu ersetzen; man würde dann statt 2 Theile Aepfelsäurehydrat 3 Theile krystallisirten zweifach-äpfelsauren Kalk und 3/4 Thle. englische Schwefelsäure zu nehmen haben. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1873, Nr. 1.) Specifisches Gewicht des Korkes; von W. Rollmann. Nach Muschenbroek geben alle mir zu Gesicht gekommenen Lehrbücher das specifische Gewicht von Kork = 0,24 an. Graham-Otto's Chemie enthält sogar ein ausgerechnetes Beispiel mit diesem Endresultate. Die Zahl ist aber nicht richtig. Ich fand bei möglichst tadellosen Korken die Zahlen 0,12; 0,15; 0,18 und 0,195. (Carl's Repertorium für Experimental-Physik, 1872, Bd. VIII S. 376.) Wasserconsum der Thiere. Professor Henneberg macht in den „Mittheilungen des landwirthschaftlichen Centralvereines für den Regierungsbezirk Cassel“ auf eine Beobachtung von großem praktischem Interesse aufmerksam, auf die Beobachtung nämlich, daß im Lebensproceß der Thiere die größte Wasserperspiration (Ausscheidung von Wasser in Dunstform durch Lunge und Haut) mit dem größten Wasserconsum zusammenfällt. Mit gesteigerter Perspiration steht aber auch Kohlensäurebildung und deßhalb auch der Verbrauch von kohlenstoffhaltigem Respirationsmaterial in engster Beziehung. Je großer die Wasseraufnahme also, desto kleiner der Theil der kohlenstoffhaltigen Nahrung, welche im Körper zum Ansatz verwendet werden kann. Mit dem größten Wasserconsum steht aber ferner der Eiweißumsatz in gerader Beziehung; je mehr ein Thier Wasser aufnimmt, desto mehr wird Eiweiß in Form von Harnbestandtheilen ausgeschieden. Es ist demnach unökonomisch und verwerflich, den Thieren viel Wasser, wie es in der Praxis durch Aufschwemmen von Schrot und Oelkuchen im Trinkwasser vorkommt, zu reichen, oder sie in heißen Ställen schwitzen zu lassen. Ueber die Einwirkung von Düngemitteln auf die Verunkrautung. Man hat bisher bei Besprechung der Einwirkung von natürlichen und namentlich von künstlichen Düngemitteln auf alle möglichen directen und indirecten Wirkungsweisen derselben hingedeutet, merkwürdiger Weise aber fast ganz und gar die Abhängigkeit der Verunkrautung einer Feldfrucht von der Verwendung specifischer Düngemittel außer Augen gelassen. Und doch ist es klar, daß sowohl aus leicht zu übersehenden theoretischen Gründen eine solche Beeinflussung thatsächlich bestehen muß, wie auch dieselbe ein sehr erhebliches praktisches Interesse besitzt. R. Heinrich hat kürzlich diesem Einfluß der Düngemittel auf die Verunkrautung bei Düngungsversuchen an Rothklee seine Beachtung geschenkt und hat dabei den Grad der Verunkrautung in Procenten der geernteten Pflanzenmassen festgestellt und in Tabellen ausgedrückt. Derselbe fand für folgende Düngemittel den angegebenen Procentgehalt an Unkräutern: ohne Düngung 57 Proc. Düngung mit schwefelsaurem Ammoniak 30        „       „ Chilisalpeter 26        „       „ Schwefelsäure 18        „       „ schwefelsaurer Magnesia 10        „       „ Chlornatrium   7        „       „ schwefelsaurem Kali   5,5        „       „ kohlensaurem Kalk   4,9        „       „ Aetztalk   4,5        „       „ Superphosphat   4,4        „       „ Gyps   1,9 Das gewonnene Resultat läßt sich dahin zusammenfassen, daß bei dem Versuche ohne Düngung die Unkräuter am meisten überwucherten, daß Düngungen mit stickstoffreichen Substanzen dieselben auch noch relativ begünstigten, während Kalksalze und an deren Spitze der Gyps dieselben beinahe bis zum Verschwinden in den Hintergrund drängten. Die Kalksalze und vor Allem der Gyps sind also nicht bloß in der Hinsicht ein specifisches Düngemittel für Klee, daß sie eine große Massenproduction desselben bewirken, sondern sie helfen auch dem Klee seinen Kampf um's Daseyn mit anderen Gewächsen erleichtern, so daß diese bis auf einen verschwindenden Bruchtheil verdrängt werden. Freilich stehen beide Thatsachen mit einander in einem nahen Zusammenhang, aber doch nicht so, daß die eine eine nothwendige Folge der anderen wäre, und daß es nicht eines besonderen Nachweises jener bedürfte. Denn auch die stickstoffreichen Düngemittel begünstigen unter Umständen die Massenproduction des Klees, ohne ihm im Kampf um's Daseyn wesentlich behülflich zu seyn, weil eben die concurrirenden Gewächse beinahe in gleicher Weise durch diese Düngemittel begünstigt werden. Insofern war allerdings die hierdurch in's Licht gestellte Thatsache schon bekannt, als man wußte, daß der Kleereichthum einer Wiese sich nach Kalkdüngungen außerordentlich vermehrte. Allein die Thatsache wurde bei Empfehlung bestimmter Düngemittel für gewisse Culturen nicht genügend berücksichtigt und doch hat dieselbe gerade für den Anbau anderer Feldfrüchte, bei welchen der eigentliche Zweck der Cultur durch Verunkrautung mehr geschädigt wird als beim Klee, ein sehr erhebliches praktisches Interesse. (Neue landwirthschaftliche Zeitung, Januarheft 1873; aus dem Naturforscher, 1873, Nr. 8.) Berichtigung. In diesem Bande des polytechn. Journals (zweites Januarheft 1873) lese man Seite 170, Zeile 17 von unten, „Unfälle auf schmalspurigen brittischen Eisenbahnen.“