Titel: | Notizen aus der Wiener Weltausstellung 1873; mitgetheilt vom Docenten Johann Zeman. |
Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. XIV., S. 81 |
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XIV.
Notizen aus der Wiener Weltausstellung 1873;
mitgetheilt vom Docenten Johann Zeman.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
(Fortsetzung von S. 13 des vorhergehenden
Heftes.)
Zeman, Notizen aus der Wiener Weltausstellung.
15–17. Rotirende Knotenfänger für
Papiermaschinen, ausgestellt von Chr. Steinmayer in Reutlingen (Fig. 1 und 2); Chr.
Wandel in Reutlingen (Fig. 3 und 4); James
Bertram und Sohn in Edinburgh (Fig. 5 und 6).
Mit Vergrößerung der Geschwindigkeit der Papiermaschinen und gleichzeitiger
Steigerung der Anforderungen auf größere Reinheit des Fabricates ist das Bedürfniß
nach einem verbesserten Knotenfänger in den letzten
Jahren ein immer empfindlicheres geworden. So viele Schwierigkeiten nun auch
anfänglich rotirende Knotenfänger gezeigt haben, immer wieder suchte man nach dieser
Richtung hin die Aufgabe zu lösen, wie leicht begreiflich, da ein solcher Apparat
bei gleicher Raumbeanspruchung wie ein Knotenfänger gewöhnlicher Construction eine
größere wirksame Oberfläche, dazu auch die Möglichkeit darbietet, die feinen
Schlitze in den Platten stets von allen verstopfenden Ablagerungen frei zu
halten.
Auf der gegenwärtigen Ausstellung stehen nun vier verschiedene rotirende
Zeugreinigungsapparate; zwei von deutschen Firmen, die beiden anderen aus England
eingesendet.Den rotirenden Knotenfänger von Henry Watson in
Newcastle on Tyne muß ich einer späteren Besprechung vorbehalten, da der
Apparat nicht complett aufgestellt ist, die erbetenen Auskünfte über dessen
Einrichtung bisher noch nicht eingelangt sind.
Die deutschen Knotenfänger sind cylindrisch und haben
neben der langsamen drehenden noch eine rasche schüttelnde Bewegung. Diese und der
hydrostatische Druck der Zeugflüssigkeit bewirken den Durchgang
des Stoffes aber nur auf einem Theile des Umfanges,
entweder aus dem Inneren des Cylinders nach Außen (Steinmayer) oder umgekehrt von Außen nach Innen (Wandel) in den Cylinder, aus welchem dann das Zeug in geeigneter Weise
nach der Papiermaschine weitergeleitet wird. Die Reinigung der Spalten erfolgt in
beiden Fällen einfach durch ein auf den Cylinder von Außen wirkendes Spritzrohr.
Der englische Apparat ist im Querschnitt quadratisch, wohl mit Rücksicht auf die
leichtere und genauere Herstellung ebener Spaltplatten. Das Eintreten des
dünnflüssigen Papierbreies von Außen aus der Stoffbütte in den langsam sich
umdrehenden Knotenfänger auf dessen vollem Umfang erfolgt
mit Hülfe einer Pumpe, in Folge dessen die Schlitze viel feiner gehalten werden
können. Eine Verstopfung der feinen Spalten wird wirksam dadurch hintangehalten, daß
bei jedem Rückgang des Pumpenkolbens ein geringer Theil der eingesaugten Flüssigkeit
wieder durch die Spalten zurückgedrängt wird.Die älteren englischen Zeugreinigungsmaschinen benützen zum Einsaugen des
Stoffes, statt der Pumpe, vibrirende Kautschukplatten im Inneren des
Knotenfängers, durch deren Reißen aber die Thätigkeit des Apparates zu
häufig unterbrochen wird. Diese Kautschukplatten bilden im Inneren des
Knotenfängers eine Art Blasbalg, bei dessen Zusammengehen Stoff aus der
Bütte durch die Spalten angesaugt und bei dessen Auseinandergehen ein Theil
der Flüssigkeit wieder durch die Schlitze behufs Reinhaltung derselben
zurückgepreßt wird.
Die nähere Einrichtung der angeführten Zeugreinigungsapparate wird sich aus
nachstehender Beschreibung ergeben.
Steinmayer's rotirender Knotenfänger ist in Figur 1 und
2 in
Schnitten nach der Längen- und Querrichtung mit einfachen Strichen
veranschaulicht.
Dieses System wurde schon im Jahre 1862 durch die frühere Firma Wandel und Steinmayer in Reutlingen in die
Praxis eingeführt. Seit dieser Zeit ist dieser Zeugreinigungsapparat mehrfach
verbessert worden.
Derselbe besteht jetzt aus einem Kasten A von circa 700 bis 750 Millimeter Breite und je nach den
Dimensionen der Papiermaschine von 1,5 bis 3 Meter Länge, in welchem ein
cylindrischer Knotenfänger B von etwa 600 Millimeter
Durchmesser eine langsame Umdrehung und zugleich eine schüttelnde Bewegung im
verticalen Sinne empfängt.
In den Cylinder hinein läuft das Zeug auf beiden Seiten durch Rinnen C, passirt die Spalten und gelangt heraus in den Kasten
A zur Ableitung nach der Papierform.
Die durch die Knotenspalten zurückgehaltenen Unreinigkeiten gehen in die Höhe und
werden durch das aus dem Röhrchen I spritzende Wasser nach der im
Inneren des Cylinders angebrachten und nach links abfallenden Rinne D mitgerissen und aus dem Knotenfänger weiter geschafft.
Der Stoff findet daher stets frisch gereinigte Spalten, welchem Vortheil hier
allerdings der Nachtheil entgegengehalten werden muß, daß mit den Knoten auch ein
kleiner Theil des anhängenden guten Stoffes abgewaschen und abgeleitet wird.
Um den Papierstoff auf seinem Laufe von allen Eisentheilen des Apparates abzuhalten,
hat der Kasten – gegenüber der alten in Paris 1867 ausgestellt gewesenen
Anordnung – durch zwei Scheidewände E 3
Abtheilungen bekommen, wobei die mittlere für den rotirenden Cylinder dient, die
beiden äußeren aber die Triebräder aufnehmen.
Wie aus den Abbildungen hervorgeht, erhält der Cylinder die Drehung von der unterhalb
des Kastens A gelagerten Treibwelle F durch Kettengetriebe G und
hierbei durch das Stufenrad und Hebel H eine schüttelnde
Bewegung, deren Stöße durch die Einschaltung eines Kautschukringes bei h gemildert werden.
Der von Chr. Wandel ausgestellte Knotenfänger, von welchem
die Figuren 3
und 4 einen
Querschnitt und Horizontalschnitt zeigen, ist nach einem Ende 1870 ertheilten neuen
Patente ausgeführt, welches verschiedene Verbesserungen und Vereinfachungen im
Antrieb und in der Stoffleitung umfaßt.
Zunächst nimmt der Stoff den umgekehrten Weg durch den Cylinder B, nämlich von Außen nach Innen. In Folge dessen konnte
der Cylinder mit der Achsenwelle C versehen werden,
welche seitlich in Lagern ruht und dem Cylinder mittelst eines einfachen
Zahngetriebes D von der Treibwelle E aus die drehende, mittelst des Stufenrades und Hebels
F, F die schüttelnde Bewegung ertheilt. Die
Einrichtungen im Inneren des Knotencylinders entfallen gänzlich, ebenso die Drehung
des letzteren in Halslagern.
Die Hälse der Messingscheiben zu beiden Seiten des Cylinders haben einen weit
größeren Durchmesser wie früher, und sind mittelst vulcanisirter Gummiringe G wasserdicht an die mit Messing beschlagenen
Ausschnitte der beiden Abtheilungswände im Kasten A
angepaßt. Die untere Peripherie der beiden Ausflußhälse liegt tiefer als das
Zeugniveau im Kasten an der Außenseite des Cylinders. Es tritt somit die in der
Pfeilrichtung a in den Kasten A kommende Papierflüssigkeit durch die Spalten des Cylinders ein und der
durchgegangene, gereinigte Stoff fließt durch die beiden Cylinderhälse in der
Pfeilrichtung b zu beiden Seiten in die äußeren
Abtheilungen des Kastens und von da im Sinne der Pfeile c von der Abflußrinne nach der Papiermaschine.
Die Unreinigkeiten sammeln sich nach und nach in einer Vertiefung im Kasten A, dessen Boden mit dem Cylindermantel gleichlaufend
gewölbt ist, und werden gelegentlich ausgespült. Oberhalb des Cylinders ist ein
Spritzrohr H angebracht zur ununterbrochenen Reinigung
der Spalten, in welchen die Knoten etc. bei dem geringen vorhandenen hydrostatischen
Druck sich nicht fest einklemmen.
Dieser Zeugreinigungsapparat ist einfach, billig und wie der vorhergehende mit
geringer Kraft zu betreiben. Genügt aber für den forcirten Betrieb bei
Papiermaschinen die geringe Druckhöhe der Flüssigkeit und die davon abhängige
Durchgangsgeschwindigkeit des Stoffes durch die feinen Schlitze im Knotencylinder?
–
Der rotirende Knotenfänger von James Bertram u. Sohn in Edinburgh (vertreten durch A. Rack u. Comp. in Wien) ist in
zwei Ansichten in Figur 5 und 6 verzeichnet.
Wie schon Eingangs erwähnt, ist der Knotenfänger K nicht
cylindrisch, sondern viereckig, was die genaue Herstellung der Platten wesentlich
vereinfacht und sichert. Derselbe dreht sich in der Stoffbütte B, welche vom Schöpfrad gespeist wird, um hohle Zapfen,
von welchen der linksseitige mit der Pumpe P, der
rechtsgelegene mit dem Abflußkasten L für den
gereinigten Stoff communicirt.
Die Pumpe P hat den Zweck, das den Knotenfänger ringsum
umgebende flüssige Zeug durch alle Spalten der
Mantelfläche einzusaugen und nach der Papierform weiterzuschaffen; außerdem durch
einen kleinen zurückgehenden Theil des eingesaugten und gereinigten Stoffes die
Spalten von Knoten etc. freizumachen.
Um die zur Erhaltung der constanten Wirkungsfähigkeit des Apparates bei jedem
Kolbenhub erforderliche Menge des wieder zurücktretenden reinen Zeuges auf das
nothwendige Maaß zu beschränken und den Durchgang desselben auf die ganze Länge des
Knotenfängers gleichförmig zu vertheilen, ist central im Inneren von K ein etwa 5 englische Zoll weites, gelochtes Rohr R angebracht, dessen Löcher nach der Abflußseite in
immer kleiner werdendem Abstande stehen. In Folge dessen geht der Haupttheil des
jedesmal angesaugten Zeuges beim Rückgang des Pumpenkolbens nach dem Abflußkasten
L und ein geringer Theil durch alle Spalten
gleichförmig zurück.
Knoten und Unreinigkeiten sammeln sich am Boden der Stoffbütte und werden von Zeit zu
Zeit weggespült.
Die Drehung des Knotenfängers mit circa 6 Touren pro Minute erfolgt von der Hauptwelle durch Zahnräder
a, b, der Antrieb der Pumpe durch die Kurbelscheibe
k am Ende der Hauptwelle mit 150 Hüben in der
Minute.
Faßt man zum Schlusse die ungleich höhere Leistungsfähigkeit und Wirkungsweise des
Bertram'schen Knotenfängers, den verhältnißmäßig
geringen Raumbedarf in's Auge, so können die allerdings höheren Anschaffungs-
und Betriebskosten wohl weniger in Betracht kommen.
Die Maschine reinigt in 6 Tagen (à 24 Stunden) 20
Tonnen Stoff für Zeitungspapier und kostet loco
Edinburgh 370 Pfd. Sterling.
18. Selbstthätiger Oelwolf für
Schafwolle von Cölestin Martin in Verviers. (Figur 7.)
Bei dem im Jahre 1867 zu Paris ausgestellt gewesenen Oelwolf war die
Schmelzflüssigkeit von gewünschter Mischung in einem der ganzen Breite nach über die
Maschine angebrachten Trog enthalten und je nach Wahl des Wechselrades fand der
Ausfluß beziehentlich das Begießen der Wolle mehr oder weniger statt.
Um nun die Mischung des Oeles mit Wasser jeden Augenblick je nach der Eigenschaft der
Wolle abändern zu können, hat der Schmelzapparat des Oelwolfes eine Modification
erfahren, welche ich mit Hülfe der Skizze in Figur 7 näher erläutern
will.
Statt eines Troges, in den eine bestimmte Mischung eingegeben wird, sind zwei halb so
große Behälter O und W für
Oel und Wasser getrennt neben einander angeordnet und läßt sich jeder unabhängig vom
anderen verschieden rasch bewegen. Für den Oeltrog ist die Vertheilungsrinne o über die ganze Maschinenbreite gelegt, während das
Wasser über die schmale Rinne w' nach der
Vertheilungsrinne w gelangt. Von o und w fällt Oel und Wasser tropfenweise auf
die Ablaufplatte A und wird von dieser aus durch die
rasch rotirende Bürstenwalze über die auf einem Lattentuch zukommende Wolle
gleichförmig ausgebreitet. Dabei wird die Schmelze so gut vermischt, daß eine
vorangehende Verrührung ganz überflüssig wird und demzufolge die neue Anlage der
Speisetröge möglich erschien.
Der Antrieb des selbstthätigen Schmelzapparates geht von der vorderen Lattentuchwalze
durch Kegelrädchen, schiefe Welle und Schnecke a auf das
Zahnrad b. Von hier aus pflanzt sich die Drehung mittelst Zahnräder und Wechselrad
d auf das Getriebe d,
welches in den Zahnsector am Oeltrog O eingreift. Nach
der anderen Seite hin treibt d durch das Wechselrad e u.s.w. die Welle f, um
welche die Tröge O und W
sich drehen und von welcher auf der anderen Seite der Maschine durch
Transporträdchen das Getriebe d' des Zahnsectors am
Wassertrog
W in Drehung gesetzt wird. Die Achse des Getriebes d steckt in der hohlen Achse des Getriebes d'.
Zur Aenderung des Mischungsverhältnisses der Schmelze und des Betrages, welcher auf
ein bestimmtes Gewicht Wolle gegeben werden soll, sind einfach die entsprechenden
Wechsel c oder e
aufzustecken.
Die Maschine ist im Ganzen so construirt, daß alle Theile derselben im Handumdrehen
blosgelegt werden können, was behufs der sorgfältigen Reinigung nach jeder Partie
Wolle von Wichtigkeit ist. In 12 Arbeitsstunden können 1500 Kilogrm. Wolle gewolft
und gefettet werden, welche von einem Arbeiter bequem in
den schon bekannten selbstthätigen Speiseapparat eingeworfen wird.
Die Länge der Maschine beträgt 3,6, die Breite 1,8 Meter, der Preis 2500 Franken.
19. Neuer Dampfmotor von Friedr. Siemens
in Dresden. (Figur 8.)
Der in Figur 8
im Längenschnitt dargestellte Motor kann wohl als die einfachste Lösung der Aufgabe
betrachtet werden, die Expansionskraft des Dampfes zur Verrichtung einer nützlichen
Arbeit zu verwenden. Seiner ganzen Anlage nach ist der neue Dampfmotor zwar nur
berechnet kleine Betriebskräfte ökonomisch zu produciren, wodurch derselbe aber
desto mehr Interesse für das Kleingewerbe gewinnt.
Mit der Entwickelung des Dampfes beginnt sofort die Thätigkeit des Motors, welcher
ohne Anwendung besonderer Maschinentheile direct durch Rotation des Dampfgenerators
selbst betrieben wird.
Die angezogene Abbildung stellt eine Condensationsmaschine dar, welche im
Wesentlichen aus einem in geneigter Lage rotirenden, nach oben sich erweiternden
Blechmantel A besteht, in dessen Inneren ein aus
trichterförmig zugeschnittenem Blech hergestellter Schraubengang S angebracht ist. Das Spiralrohr C dient als Condensator.
Am unteren Ende ist der Blechmantel A mit einem doppelten
Boden K versehen, welcher gewissermaßen den Kessel
bildet und den entstehenden Dampf durch die im Kreise herum angebrachten Löcher a (nur eines derselben ist in der Figur angedeutet) in
das Innere des Apparates entsendet.
Das ganze in sich geschlossene System ist auf einer schräg stehenden Welle montirt,
welche unten im Fußlager t, oben in dem auf einem Bock
ruhenden Lager läuft und die Drehung mittelst Universalgelenk oder hyperbolischer
Räder an die Riemenscheibenwelle abgibt.
Der Kessel K und der untere Theil des Mantels A sind mit einem den Ofen darstellenden Thonmantel B umgeben, welcher unten mit einem das Feuer – bei dem
ausgestellten Modelle ein Gasbrenner F –
zulassenden Oeffnung versehen ist. Um die Heizfläche zu vergrößern, kann der
Thonmantel bis an das obere Ende von A verlängert
werden; der nicht vom Feuer berührte Theil muß jedoch mit einem schlechten
Wärmeleiter bedeckt seyn.
Vor der ersten Ingangsetzung des Motors wird derselbe durch das oben angebrachte
Füllloch i mit Wasser gespeist, diese Oeffnung hierauf
passend verschlossen und dann das Feuer angezündet.
Der im Kessel K sich zunächst entwickelnde Dampf tritt
durch die erwähnten Löcher a in den Mantel A, und fängt sich ebenso wie der hier selbst entstehende
Dampf in den Spiralen S, wodurch das ganze System nun in
Drehung gesetzt wird.
Nach Maaßgabe der fortschreitenden Dampfentwickelung schraubt sich der gebildete
Dampf immer höher, bis er am oberen verengten Theil des Mantels A in das unten noch offene Condensationsrohr C eintritt und zunächst entweicht, um alle Luft zu
vertreiben. Ist dieß geschehen, so wird die Oeffnung o
am Ende des Kondensators verlöthet. Alles nun entstehende Condensationswasser
schraubt sich wegen der entsprechenden Windung des Rohres C in den Mantel A zurück.
Da kein Wasser mehr entweicht und Luft von Außen nicht zutritt – bewegliche
Dichtungen sind nicht vorhanden, – so ist die Maschine, einmal in der
angedeuteten Weise vorbereitet, so oft das Feuer entzündet wird, betriebsfähig.
Anstatt eines Sicherheitsventils kann die Speiseöffnung i
mit einem Loth verschlossen werden, welches bei bestimmter Temperatur schmilzt.
Die Hauptschwierigkeit bei der Construction des neuen Motors lag in der Anordnung der
Spiralen S, welche eine Fortbewegung des Wassers
vermeiden, jedoch gestatten mußten, daß das Wasser leicht dem Dampfe ausweicht und
sich innerhalb jeder Windung frei in's Niveau stellt. Nach verschiedenen Proben
wurde die in der Figur erkennbare Form der Schraube gewählt, welche sich wohl mit
einem zusammhängenden und auseinander gezogenen Bohrspan einigermaßen vergleichen
läßt.
Die Windungen reichen von dem Mantel ungefähr bis 4/5 zur Achse, so daß der
aufsteigende Dampf nur längs der Schraubenfläche sich fortbewegen, das Wasser aber
frei nach abwärts abfallen kann. Das Wasser im Mantel reicht bis in die oberste
Schraubengangwindung.
Für größere Dampfmaschinen kann der Condensator wegfallen. Wegen der in Folge dessen
eintretenden geringeren Expansion des Dampfes nähert sich der Mantel A im obersten Theil mehr einer Cylinderfläche. Durch die obere, nun
offene Oeffnung würde das nothwendige Speisewasser durch einen Trichter von einem
Reservoir oder von Hand nach Bedarf nachgefüllt werden.
Bei Condensationsmaschinen muß der Mantel A im Prosit
nach einer Expansionscurve eingerichtet, auch dem entsprechend der Schraubengang S nach oben zu erweitert werden, proportional dem
größeren Volumen des expandirenden Dampfes.
Der Hauptvortheil des besprochenen Motors liegt in der directen Wirkung des Dampfes,
welche die Anlage und den Betrieb außerordentlich vereinfacht.
Sollte nun auch das ausgestellte Maschinchen dem Verlangen nach einem einfachen
ungefährlichen Motor für den Gewerbestand, die Hausindustrien noch nicht vollkommen
genügen, so ist die Lösung dieser Aufgabe geistreich und interessant genug, um in
diesem Berichte besonders hervorgehoben zu werden.
20. Apparat zum Nachdrehen der
Locomotivkurbelzapfen; ausgeführt von der Sächsischen Maschinenfabrik (vormals
Richard Hartmann) in Chemnitz. (Fig. 9 u. 10.)
Letzthin habe ich schon darauf hingewiesen, daß man vornehmlich in
Eisenbahn-Reparaturwerkstätten verschiedene specielle Maschinen und Apparate
zur möglichst einfachen und raschen Verrichtung gewisser Arbeiten vorfindet. Hierher
gehört auch der von der Sächsischen Maschinenfabrik
(vormals Richard Hartmann) in Chemnitz ausgestellte,
recht anwendbare Apparat zum Nachdrehen ausgelaufener Kurbelzapfen an
Locomotivrädern, an welche das Geräthe unmittelbar mittelst der vier starken
Schrauben a befestigt und durch einen Riemen auf der
Triebscheibe f in Gang gesetzt werden kann.
Die vollkommene Centrirung des Apparates findet einerseits durch die Körnerschraube
b und andererseits durch den Bundring des
Kurbelzapfens und dem entsprechend stark zu wählenden Auflagering c statt.
Da der Meißel d in einer Cylinderfläche herumgedreht
werden muß, so steckt derselbe im Umfange des cylindrischen Werkzeugträgers e, welcher seine Drehung von der Riemenscheibe f und den Zahnrädern g
erhält. Der Vorschub des Stahles parallel zur Achse des Kurbelzapfens wird durch die
Schraubenspindel h erzielt, an deren vorderem Ende ein
Sternrad m festsitzt. So oft daher dasselbe gegen den
festen Anschlag i trifft, wird die Schraubenspindel
gedreht und dadurch der Support k mit dem Meißel
verschoben.
Zum Ausdrehen der Anläufe wird ein eigener winkelförmig gebogener Stahl
beigegeben.
Im Uebrigen ist die nette Construction aus den beregten Abbildungen klar zu
entnehmen, so die Verbindung des rotirenden Werkzeugträgers e mit dem Ständer des Apparates u. s. w.; daher der Beschreibung nichts
Neues hinzugefügt werden kann.
Der Preis des Apparates beträgt 235 Thaler.
Die Sächsische Maschinenfabrik hat – wie dieß bei
dem alten Rufe und der großen Ausdehnung ihrer Etablissements selbstverständlich ist
– noch mehrere andere, sehr interessante Objecte zur Wiener Weltausstellung
gebracht: eine Lastzug-Locomotive mit vier gekuppelten Achsen; eine liegende
100pferdige Dampfmaschine mit selbstthätig variabler Expansion (modificirte
Corlißsteuerung mit Doppelsitzventilen); verschiedene verbesserte Werkzeugmaschinen;
zum Theil ganz neue Maschinen zum Spinnen und Weben von Streichwolle.
Ich gedenke im Verlaufe meines Berichtes auf alle ausgestellten Novitäten der
Sächsischen Maschinenfabrik eingehend zurückzukommen.
21 u. 22. Rieter's Verbesserungen an
Baumwoll-Vorbereitungsmaschinen. (Figur 11 und 12.)
Nachdem die Maschinen der Baumwollspinnerei durch die letzte Baumwollnoth einen
ziemlich hohen Grad der Vollkommenheit und Leistungsfähigkeit erlangt haben, so
lassen sich heute wesentliche Aenderungen oder Verbesserungen kaum mehr
erwarten.
Dennoch weist die Firma J. J. Rieter in Winterthur, welche
allein ein completes Sortiment von Baumwollspinnmaschinen aufgestellt und in Betrieb
gesetzt hat, durch verschiedene, oft unscheinbare Modificationen bekannter
Constructionsdetails, wie eifrig dieselbe an der Vollendung ihrer Maschinen arbeitet
und zu diesem Behufe den Bedürfnissen in den eigenen Spinnereien nachspürt und
abhilft. Ich werde dieses Urtheil durch die successive Mittheilung der
Verbesserungen, insbesondere am Selfactor, begründen können.
Beginne ich mit den Vorbereitungsmaschinen, so ist zunächst ein Opener mit verticaler conischer Trommel (BrightonCrighton's System) ausgestellt, welcher als erste Oeffnungs- und
Reinigungsmaschine für Surate und sonst geringe Baumwollsorten bestimmt ist. Die
Baumwolle, wie sie aus dem Ballen kommt, wird von Hand der Maschine übergeben und
gelangt durch ein Blechrohr an das untere enge Ende der conischen Trommel. Von den radialen
Flachschienen erfaßt, durch den vom Ventilator erzeugten Luftstrom gegen den die
Trommel umgebenden Rost geschleudert, steigt die Baumwolle in schraubengangförmiger
Windung bis an das obere weitere Ende des Apparates, von wo sie gegen die
Siebtrommel hingezogen und zuletzt durch das endlose Lattentuch aus der Maschine
geleitet wird.
Um nun zu verhindern, daß das Zuleitungsrohr bei ungeschickter Wartung sich verstopfe
und dadurch der Luftstrom unterbrochen werde, was mit Rücksicht auf die in
Bearbeitung zwischen Trommel und Rost befindliche Baumwolle nachtheilig wäre, ist
die trichterförmige Oeffnung des Speiserohres zur Hälfte mit doppelter Wand
versehen, wie dieß in der Skizze Figur 11 angedeutet
wurde. Durch den schmalen Spalt kann immer so viel Luft eintreten, daß eine Störung
im Betriebe der Maschine im Falle unregelmäßiger Zuführung von Baumwolle nicht
stattfinden kann.Beiläufig kann ich hier anfügen, daß BrightonCrighton und Comp. in Manchester ihre Opener
nicht nur für geringe, sondern auch für mittlere und gute Baumwolle bauen.
Der Abstand der Schlagarme vom Rost mißt 3/4, 1 bis 1 1/4 resp. 1 1/2 bis 2
englische Zoll. Was dieses Opener-System besonders auszeichnet, ist
der lange Weg, welchen die Baumwolle längs der Roststäbe – 5–6
Mal herum – zurücklegt. Reine Baumwollpartien steigen rascher empor
als die unreinen, also schwereren Theile, welche daher auch länger am Roste
zur Absonderung der Unreinigkeiten vorbeistreichen.
Bei dem Opener mit einem horizontalen Zahntambour, Zu- und Abführlattentuch
(System Taylor Lang und Comp.) hat die Zuführung für die
Baumwolle ebenfalls eine Verbesserung erfahren. Dieselbe findet sonst mittelst zwei
übereinander liegenden Cylindern mit starker Pression statt, was den Nachtheil mit
sich bringt, daß die etwa vorhandenen Samen zerquetscht und die Schalensplitter
ungemein schwierig selbst auf den Karden entfernt werden, deren Garnitur dadurch
auch stark leiden muß.
Die Cylinder sind nun ersetzt durch eine mit kräftigen, etwas geneigten Stacheln
versehene Walze a (Figur 12) und eine über
derselben angebrachte muldenförmig ausgehöhlte Schiene b. Die Stachelwalze in Verbindung mit der dieselbe theilweise umgebenden
Schiene b hat den doppelten Zweck, die Baumwolle ohne Pression dem Zahntambour zuzuführen und sie trotz
der unvermeidlichen Ungleichheiten in der Auflage so festzuhalten, daß die Trommel
nie größere Flocken auf einmal herausreiße.
Der Mantel oberhalb dem Tambour ist mit 7 glatten querlaufenden Rippen besetzt, an
denen die Baumwolle aufgelockert und Unreinigkeiten abgestreift werden, welche
sodann durch den aus 39 Stäben zusamengesetzten Rost durchfallen. Die Baumwolle aber
wird durch einen Ventilator an die Siebtrommel angesaugt und auf einem endlosen
Lattentuch ausgeliefert.
Vor dem erwähnten Zuführapparat liegt eine schwere Risselwalze d, um die Baumwolle etwas zusammenzudrücken und deren Eintritt zwischen
Stachelwalze und Mulde zu erleichtern; ferner aber um zu verhüten, daß die Hand des
bei der Maschine beschäftigten Arbeiters vom Speiseapparat erfaßt werde.
Der Verbesserung am Lord'schen Speiseregulator habe ich
schon in meinem ersten Berichte (zweites Juniheft, S. 406) gedacht. Ich muß noch
nachträglich als weiteren Voltheil der damals abgebildeten Lagerung der Zuführhebel
erwähnen, daß die Achse nun von unten gereinigt, geölt und darauf vermittelst eines
Schlüssels an dem vierkantigen Ende derselben gedreht werden kann. Früher war man
genöthigt zum Zweck der Reinigung und Oelung die Achse ganz herauszuziehen und
dieselbe, damit die Zuführhebel nicht herabfielen, in der Zwischenzeit durch eine
provisorisch eingesteckte Stange zu ersetzen.
Die mechanischen Werkstätten von Joh. Jacob Rieter und Comp. sind in Ober-Töß, 1/2 Stunde von Winterthur
gelegen.
Dieselben befassen sich nebst der Construction von Turbinen, Tangentialrädern,
Transmissionen, Drahtseilanlagen, Werkzeugmaschinen etc., welche Branchen ebenfalls
auf der Ausstellung würdig vertreten sind, speciell mit dem Bau von Spinnmaschinen
und Stickmaschinen. Von ersteren producirte die Firma 2000 Spindeln sammt den
erforderlichen Vorwerken pro Woche. Als Betriebskraft
stehen mehrere Turbinen mit 190 Pferdekräften und eine gekuppelte Dampfmaschine mit
zwei Cylindern von je 50 Pferdekräften zur Verfügung. Das Personal besteht aus 45
Beamten und 691 Arbeitern.
Seit 1854 bis zum Anfang des Jahres 1873 wurden außer anderen Maschinen in den
Werkstätten 140 Wassermotoren verschiedener Systeme für eine Gesammtkraft von 11800
Pferdestärken und 50 verschiedene Drahtseiltransmissionen für die Uebertragung von
4400 Pferdekräften ausgeführt.
Besonders erwähnenswerth ist die großartigste der bisher ausgeführten
Turbinen- und Drahtseiltransmissions-Anlagen, welche die Firma im
vorigen Jahre für die Campagnie générale de
Bellegrade (Departement de l'Ain) zur
Ausführung übernommen hat. Die Anlage besteht vorläufig aus 3 Jouval-Turbinen für ein variables Gefälle von 13 und 11 Meter und
eine Wassermenge von je 5,2 und 7,1 Kubikmeter
per Turbine, wobei jede derselben 630 effective
Pferdekräfte entwickelt, außerdem noch aus einer besonderen Hülfsturbine. Später
werden noch zwei gleich große Turbinen für diesen ersten Theil der Anlage
installirt. Die ganze Wasserkraft beträgt über 10,000 Pferdekräfte effectiv.
Der eine Seiltrieb der ersten Turbine von 630 Pferdekräften hat eine Länge von 907
Meter mit Stationsdistanzen von 130 bis 193 Meter und überschreitet zweimal die
Rhone bis zu seinem Endpunkt an der Phosphatmühle der Gesellschaft. Von den auf der
Plattform des Turbinenhauses befindlichen Seilscheiben bis auf das höher gelegene
Plateau, welches der Seiltrieb durchschneidet, ist eine Höhendifferenz von 36 Meter.
Das Turbinenhaus selbst ist in der tiefen Schlucht der Valserine bei deren
Einmündung in die Rhone gelegen.
Der Seiltrieb der zweiten Turbine mit einer Länge von 182 Meter und ebenfalls 36
Meter Höhendifferenz dient zum Betriebe einer kolossalen Holzstoff-Fabrik,
während die dritte Turbine speciell zum Betriebe des großen Pumpwerkes dient,
welches die Phosphat-Wäscherei und die anderen auf dem
Bellegarde-Plateau errichteten Etablissements speist. Die Hälfte der Kraft
dieser Turbine kann noch mittelst Seiltrieb an neu erstehende Fabriken abgegeben
werden.
Nähere Pläne dieser interessanten Anlage sind in der Maschinenhalle auf der
Ausstellung zu finden.
Die Firma Joh. Jakob Rieter und Comp. besitzt auch ihre eigenen Spinnereien in Nieder-Töß, in
Buchenthal und St. Georgen bei St. Gallen. Erstere ist eine Feinspinnerei mit 21,200
Spindeln für Garn Nr. 4 bis 300 und beschäftigt 240 Personen. Die Spinnereien bei
St. Gallen mit 160 Arbeitern haben 16,188 Spindeln für Nr. 80 bis 140.
Außerdem ist die Firma Theilhaberin der mechanischen Stickerei Wülflingen bei
Winterthur, welche seit 1870 besteht und gegenwärtig 20 Blattstichmaschinen (mit
4080 Nadeln) betreibt. Diese Maschinen werden mechanisch
angetrieben und erzielen dadurch und durch Anwendung eines continuirlichen Fadens
eine bedeutende Leistungsfähigkeit, etwa 3mal soviel als eine gewöhnliche
Stickmaschine.
Die ursprüngliche Idee dieser Maschine wurde von dem jetzigen technischen Director
dieser Stickerei J. Gröbli entwickelt und seit dem Jahre
1863 von Rieter und J. Wehrli,
dem zweiten Theilhaber der Stickerei, im Verlauf von 7 Jahren auf die jetzige
Vervollkommnung gebracht. Vorzugsweise besteht die Hauptfabrication in gefärbter
Stickerei mit Seide auf Seide, Seide auf Wolle, Wolle auf Wolle etc., für schwere
Vorhänge,
Möbelstoffe, Tischteppiche, Seiden- und Wollroben, Schleifen u.s.w., in
welchen Producten diese Maschine sowohl durch billige als auch durch schöne und
genaue Arbeit alles bisher Bestehende weit übertreffen soll. (Vergleiche
Industriepalast, Schweiz Gallerte 5 A, Nr. 286.)
23. Zur einheitlichen
Garnnumerirung.
Nachdem einmal die Hauptindustriestaaten des europäischen Continents das meterische
Maaß- und Gewichtssystem gesetzlich eingeführt haben, bleibt die Umwandlung
der Garnnumerirung auf Grundlage der gesetzlich gewordenen Maaß- und
Gewichtseinheiten nur eine Frage der Zeit.
In Würdigung dieser Verhältnisse und bei der Gefahr daß die Aenderung der
Numerirungssysteme in verschiedenen Ländern nach abweichenden Grundsätzen
bewerkstelligt werden könnte, wurde anlässig der Wiener Weltausstellung ein
internationaler Congreß veranstaltet, welchem die Bestimmung der einheitlichen
Grundsätze für die künftige Numerirung aller Gespinnste zur Aufgabe gesetzt war.
Der allseitig beschickte Congreß tagte in Wien vom 7. bis 12. Juli und acceptirte
einmüthig das rein metrische Numerirungssystem und als
Basis der Nummerbestimmung variable Längen des Gespinnstes bei constant bleibendem
Gewicht.
Demzufolge ergab sich als einfachste Definition der Nummer eines Garnes: die Zahl von
Metern auf einen Gramm.
Etwas schwieriger war die Einigung über die einheitliche Strähn- und
Weifenlänge, da für verschiedene Gespinnste verschiedene Bedürfnisse auftreten.
Als einheitliche Strähnlänge wurde indeß ebenfalls mit
Einmüthigkeit 1000 Meter mit der Unterabtheilung von Gebinden zu 100 Meter angenommen. Die Bestimmung des
Haspelumfanges für die verschiedenen Gespinnste wurde dem ständigen Ausschuß
zugewiesen.
Die anwesenden belgischen, deutschen und österreichischen Streichwollspinner einigten sich schon jetzt über eine Weifenlänge von 1,5
Meter; ebenso die Leinenspinner über den Haspelumfang von
1,25 Meter für feine, von 2,5 Meter für grobe Garne.
Zur weiteren Ausführung der Congreßbeschlüsse wurde ein internationaler Ausschuß
gewählt, dessen in Wien domicilirende Mitglieder das Arbeitscomité bis zum
nächsten Congreß bilden. Zum nächstjährigen Versammlungsorte wurde Brüssel bestimmt.
So ist denn diese für die gesammte Textilindustrie hochwichtige, vom Standpunkt der
Technik wie von jenem des Verkehres so dringend gebotene Regulirung der Numerirungsfrage, von glücklicher
Hand eingeleitet, in jenes Stadium getreten, welches eine rationelle endgültige
Lösung erwarten läßt. Freilich bedarf es einer aufmerksamen, beharrlichen Verfolgung
des gesetzten Zieles, das mit alten Gewohnheiten und mit allen Schwierigkeiten und
Unannehmlichkeiten durchgreifender Umwälzungen zu kämpfen hat.
Hoffen wir jedoch auf einen glücklichen Erfolg!
Nachstehend die Beschlüsse des Kongresses:
1) Die gegenwärtig bestehenden Garnnumerirungs-Systeme erschweren und
belästigen den Verkehr. In Anbetracht, daß Garne heute ein Artikel des
internationalen Verkehres geworden sind und dieser sich mit jedem Handelsvertrage,
mit jedem neuen Schienenstrange, jeder neuen Telegraphenleitung, jeder
Weltausstellung vervollkommnet, ist es in hohem Grade wünschenswerth, die
Beseitigung des bemerkten Hemmnisses mit aller Kraft anzustreben. Gerade aber die
Gegenwart erscheint hierfür angezeigt, weil in ihr das sich bereits über eine Reihe
von Staaten erstreckende Geltungsgebiet des meterischen Maaß- und
Gewichts-Systemes um ein neues, 70 Millionen Bewohner zählendes
Productionsgebiet vergrößert wurde.
2) Es erscheint bei richtiger, der Natur der Spinnstoffe entsprechend getroffene Wahl
der Maaß- und Gewichtseinheiten möglich, sämmtliche Spinnstoffe nach
demselben Princip zu numeriren.
3) Als dieses einheitliche Princip empfiehlt sich das metrische.
Die Nummer wird durch die Anzahl von Metern gegeben, welche in einem Gramm enthalten
sind.
4) Die Länge der Strähne wird für alle Gespinnstgattungen auf 1000 Meter festgesetzt
mit der Unterabtheilung von 10 Gebinden zu je 100 Meter.
5) Die Weifenlänge und somit die Anzahl der Fäden im Gebinde wird für die
verschiedenen Gespinnstgattungen nach reiflicher Erwägung der technischen Momente
durch den ständigen Ausschuß festgestellt werden.
6) Die Richtigkeit der Nummer eines Garnquantums ist nur nach einer größeren Anzahl
von Metern, jedenfalls nicht weniger als eine Strähne, gesetzlich zu beurtheilen.
Die Bestimmungen darüber, sowie über die Fehlergrenzen der Nummern der einzelnen
Gespinnstgattungen, entsprechend der Natur derselben, werden dem ständigen
Ausschusse zur Fassung übertragen.
7) Die Mitglieder des ständigen Ausschusses werden durch den Congreß gewählt. Die in
Wien wohnhaften Mitglieder bilden ein engeres Comité, welchem die Pflichten
des Bureau's für den Gesammt-Ausschuß und die Leitung der gemeinschaftlichen Angelegenheiten bis
zum Congresse übertragen werden.
Der Gesammtheit der Ausschußmitglieder eines Landes liegt die Pflicht der Verbreitung
und Förderung der Congreß-Beschlüsse für das betreffende Land durch Erwirkung
gesetzlicher Bestimmungen oder durch freie Vereinbarung unter den Industriellen etc.
ob.
Gemeinschaftliche organische Bestimmungen für den Congreß bedürfen der mündlichen
oder schriftlichen Zustimmung der Mitglieder des Gesammt-Ausschusses.
Derselbe kann sich durch die Wahl neuer Mitglieder verstärken.