Titel: | Ueber die Zusammensetzung der Rüben-Rohzucker dritter Krystallisation und über die zur Werthbestimmung dieser Producte angewendete Einäscherungsprobe; von C. Violette. |
Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. XXIII., S. 144 |
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XXIII.
Ueber die Zusammensetzung der
Rüben-Rohzucker dritter Krystallisation und über die zur Werthbestimmung dieser
Producte angewendete Einäscherungsprobe; von C. Violette.Comptes rendus, t. LXIV p. 642, durch das
polytechnische Centralblatt.
Violette, über die Zusammensetzung der krystallisirten
Rüben-Rohzucker.
Eine Durchschnittsprobe von Rübenrohzucker dritter Krystallisation (drittem Product),
welche aus zwölf Fabriken der Umgegend von Douai (Nord) herstammt, ergab bei der
Analyse folgende Zusammensetzung:
Rohzucker
89,000
Invertzucker
0,150
Feuchtigkeit
3,83
organische Säuren, ungefährorganische Stoffe, gebundenes
Wasser
1,5002,935
4,435
schwefelsaures Kali
0,763
Chlorkalium
0,546
salpetersaures Kali
0,180
Kali, mit organischen Stoffen verbunden
0,479
Natron, mit organischen Stoffen verbunden
0,430
Unlöslicher Theil
der Asche:
Thonerde und Eisenoxyd
0,018
Phosphorsäure
0,004
Kalk, mit den Säuren oder mit Zucker
verbunden
0,092
Sand und Thon
0,063
Spuren von Kupfer, nicht bestimmte Elemente u.
Verluste
0,010
––––––
100,00
Die Zusammensetzung der Rübenrohzucker dritter Krystallisation aus anderen Gegenden
kann, nach der geringen Verschiedenheit der Syrupe, aus denen man diese Producte
gewinnt, zu urtheilen, von der eben angeführten nur wenig abweichen. – Eine
Ausnahme macht eine Zuckerprobe aus einer Fabrik in der Limagne, einem District in
der Umgegend von Clermont in der Auvergne. Diese Zuckerprobe zeichnet sich durch einen beträchtlichen
Gehalt an Chlorkalium und einen äußerst geringen Gehalt an Natronsalzen aus. Das
Chlorkalium ist darin im freien Zustande nicht enthalten;
denn man findet darin bei der sorgfältigsten mikroskopischen Untersuchung nur
gleichartige und keine würfelförmige Krystalle; das Chlorkalium ist auch nicht im
flüssigen Zustande zugegen, denn die Krystalle sind verhältnißmäßig trocken und
enthalten nur wenig Melasse. Es befindet sich also in Verbindung mit Zucker als Zucker-Chlorkalium
(Cl¹²H²⁰O¹¹, KCl), welche Verbindung, wie
der Verfasser vor Kurzem nachgewiesen hat, mit Rohrzucker isomorph ist. –
Ohne die vollständige Analyse mitzutheilen, sey nur mitgetheilt, daß erwähnte Probe
54,10 Proc. Rohrzucker und 36,22 Proc. Zucker-Chlorkalium enthielt; die Gegenwart des letzteren ließ sich
nach dem äußeren Ansehen und den äußeren Merkmalen des Productes nicht erkennen.
Mit Zugrundelegung der angeführten Analysen versuchte Violette die jetzt übliche Einäscherungsmethode mit Zuhülfenahme der
Schwefelsäure zu controlliren. Er fand dabei, daß die nach diesem Modus ermittelte
Aschenmenge (natürlich nach Abzug von 1/20 des Gewichtes) stets größer sey als der
durch einfaches Verbrennen gefundene normale Aschengehalt; so zeigte beispielsweise
die Durchschnittszuckerprobe aus dem Norddepartement beim Einäschern mit Zusatz von
Schwefelsäure
3,78 Procent – 0,37 = 3,41 Proc.
Asche; ohne Schwefelsäure 2,858 Proc. lösliche und 0,255
unlösliche Aschenbestandtheile, folglich im Ganzen 3,11. In den beiden Resultaten
zeigt sich eine Differenz von 0,3 Proc. Asche, was bei dem Verkauf nach Titrage eine
Entwerthung des Zuckers um 2,25 per Sack bedingt.
Bei dem abnormen Zucker aus der Auvergne wurde eine gleiche Differenz beobachtet.
Diese Differenz ist um so größer, je reicher an kohlensaurem Natron und überhaupt an
Alkalicarbonaten der Zucker ist.