Titel: | Ueber Danks' Puddelofen; von Tahon. |
Autor: | Tahon |
Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. XXXI., S. 190 |
Download: | XML |
XXXI.
Ueber Danks'
Puddelofen; von Tahon.
Tahon, über Danks' Puddelofen.
Dieser OfenBeschrieben im polytechn. Journal, 1872, Bd. CCIII S. 277. ist im Allgemeinen wie im Besonderen gut erdacht und ausgeführt. Alle seine
Theile sind solid und die besten Dispositionen wurden getroffen, um die dem Feuer am
meisten ausgesetzten zu schonen. Seiner nebensächlichen Theile entkleidet, erscheint
der Apparat, der auf den Zeichnungen den Eindruck eines sehr complicirten
Mechanismus macht, als eines der einfachsten Instrumente.
Der Herd besitzt nichts Eigenthümliches; es ist derselbe aller Oefen mit Gebläsewind.
Die einzige Neuerung besteht in einer Doppelreihe kleiner Düsen, die über dem
Brennmaterial beginnen; sie gestatten das Gas zu verbrennen, große Hitze zu erzeugen
und für die chemischen Reactionen des Puddelns eine oxydirende Flamme
hervorzubringen.
Die Rotationstrommel oder der Affinirraum, den man durch die Erhitzung für leicht
zerstörbar halten könnte, ist vollkommen widerstandsfähig. Das Gleiche gilt von dem
beweglichen Canal. Aufgehängt an einer Lufteisenbahn ist er nach Bedürfniß ebenso
leicht zu handhaben wie eine gewöhnliche Ofenthür. Das Ganze wird durch die kleine
Umtriebmaschine vervollständigt. Zu bemerken ist, daß eine besondere Maschine für
jeden Ofen erforderlich ist, da die Veränderungen der Geschwindigkeit, der Bewegung
und der Kraftäußerungen zu verschieden sind, um denselben Motor für mehrere Oefen
anwenden zu können. Zudem sind diese Maschinen wenig kostspielig, beanspruchen wenig
Raum und hindern die Arbeiten keinesweges.
Der Apparat und seine Maschine sind einfach, handlich und dauerhaft. Der, den wir zu
Middlesbrough arbeiten sahen, ging seit 5–6 Monaten und wir fanden keine
bedeutenden Veränderungen. Man kann also behaupten, daß er für die Industrie gut
verwendbar ist.
Was die innere Auskleidung des Ofens betrifft, so könnte ein Umstand gegen ihn
einnehmen; es fragt sich, ob man sich allgemein die zur Auskleidung passenden Massen
verschassen kann. Diese Frage scheint aber erledigt zu seyn durch die große Auswahl
an englischen, norwegischen oder spanischen Erzen, die man dazu verwenden kann. Die
Erfahrung wird sicherlich noch andere nachweisen, außer den künstlichen Schlacken,
deren vollkommene Brauchbarkeit Danks selbst nachgewiesen
hat und die z.B. in Belgien in Ermangelung von Erzen dargestellt werden können.
Nimmt man aber an, daß man hierin auf das Ausland angewiesen ist, selbst zu hohen
Preisen, so wird man immer dadurch eine Compensation erlangen, daß diese Erze durch
Reduction die gewonnene Eisenmenge bedeutend vergrößern.
Untersucht man nun, wie der Apparat die verschiedenen Operationen des Puddelns
verwirklicht, so findet man zunächst, daß die Schmelzung im Ofen selbst bewirkt oder
daß ihm das Roheisen in flüssigem Zustande übergeben werden kann. Jene Methode ist
schlecht. Denn, um das Schmelzen zu bewirken und zu verhindern daß die Charge die
Ausfütterung zu sehr zerfresse, indem sie an derselben Stelle schmilzt, muß man sie
ab und zu durch eine partielle Rotation des Ofens in der Lage verändern. Dabei aber
beschädigen die Blöcke durch das Rollen die Fütterung oder sie setzen sich zuweilen
an der Seite fest und reißen, indem sie sich wieder ablösen, die Auskleidung
theilweise ab. Läßt man also den Apparat in Ruhe oder bewegt man ihn, so ist dieß immer gleich mißlich für
die Auskleidung. Außerdem sind die hohe Lage der Feuerbrücke und die runde Form des
Ofens Ursache, daß die Schmelzzeit in Danks' Ofen
bedeutend länger ist als im gewöhnlichen. Sie beträgt 40–45 Minuten an Stelle
von 25–30.
Hält man das Eisen in einem anderen Ofen flüssig, so umgeht man diese Schwierigkeiten
und die ganze wirkliche Arbeit des Ofens, für die er bestimmt ist, wird erreicht,
weil er nur puddeln soll; man verdoppelt die Chargenzahl und spart an Brennmaterial.
Das Eisen muß also jedenfalls in flüssigem Zustande aufgegeben werden und wird am
besten direct vom Hohofen genommen. Bei zwei Hohöfen, die jeder 50 Tonnen Roheisen
liefern, würde sonach an Stelle einer doppelten Gießhalle eine einzige Danks'sche Hütte mit 12 Rotir-Oefen, ein Squeezer und ein Puddelwerk treten, und der Handel würde
an Stelle von Gänzen feine oder grobe blooms beziehen.
Welche enorme Ersparniß würde bei einer solchen Anlage in den Kosten des Gießens,
des Einformens, des Transportes, des Umschmelzens eintreten, ganz abgesehen von der
bedeutenden Ersparniß an Raum und der Einfachheit der Ausführung. Es ist sehr
wahrscheinlich, daß sich hierauf die Untersuchungen aller Derer richten werden, die
sich für diesen amerikanischen Proceß interessiren. Die Reinigung, diese zweite
Arbeitsperiode, erfolgt nach Danks viel vollkommener. Das
Durcharbeiten mit der Hand ist verschwunden; der Arbeiter hat nur die Maschine zu
leiten und die Phasen der Operation zu überwachen. Enthoben jener schwierigsten
Arbeit, kann er dieser die größte Aufmerksamkeit zuwenden und die besten Resultate
erzielen. Durch die Erzstücke, die aus der inneren Auskleidung hervorragen und durch
eine geringere Bewegung des Ofens wird das Bad heftig durchgerührt; es erfolgt ein
sehr energisches und vollständiges Durcharbeiten. Das Eisenoxyd der Auskleidung
zerlegt sich, der Sauerstoff wird frei und durchdringt, sich vom Boden des Bades
loslösend, die ganze Masse unter Wallungen, wobei der im Roheisen enthaltene
Kohlenstoff schnell verbrennt. Das darauf folgende Luppenmachen geschieht schnell
und gut. Ist das Eisen hierzu fertig, so wird die ganze Masse durch einige
Umdrehungen des Apparates gesammelt und die Luppe bildet sich durch Rotation selbst.
Ist die Luppe herausgenommen, was mit einer wahrhaft staunenswerthen Leichtigkeit
und Schnelligkeit geschieht, so bringt man sie in den Squeezer Danks', der sich dieser voluminösen Masse von 3 bis 500 Kilogrm.
bemächtigt und sie in eine bloom verwandelt, schneller
als dieß irgend ein Stempel thun könnte.
Die Frage des Ausbringens hat schon viele Discussionen hervorgerufen. Dieß kommt daher, weil der Danks-Ofen in dieser Beziehung wirklich ein ganz
neues Resultat liefert; er producirt mehr Eisen als man zum Puddeln aufgibt.
Dieser Zuwachs rührt von der Reduction eines Theils der inneren
Erz-Auskleidung durch den Kohlenstoff und die anderen metalloidischen
Elemente, die das Roheisen enthält, her. Amerikanische und engliche Versuche haben
diese Thatsache vollkommen dargethan; dieselbe wirft alle früheren Annahmen über das
Puddeln und den Abbrand über den Haufen und zwar derart, daß man von grauem,
kieselreichem Eisen mehr Ausbringen erwartet, als von weißem, kieselarmem.
Angesichts dieses Resultates entsteht eine sehr wichtige Frage. Soll man im Hohofen
weißes Eisen produciren, welches ein größeres Ausbringen liefert und sich im
gewöhnlichen Ofen leicht verarbeitet, oder soll man mit Aufwand von etwas mehr
Brennmaterial graues, kieselreiches Roheisen erblasen, welches im mechanischen Ofen
ein bedeutend höheres Ausbringen gibt? Die Praxis wird diese ökonomische Seite des
neuen Systemes klarlegen.
Ebenso hat man häufig die Möglichkeit, durch den neuen Proceß Stahl oder feinkörniges
Eisen darzustellen, besprochen. Unsere Erfahrungen sind leider noch nicht so weit
gediehen, aber wir glauben mit Hrn. Snelus daß, wenn man
die Eisenmasse in dem Moment wo sie noch eine kleine Menge Kohlenstoff und am
wenigsten Kiesel, Schwefel und Phosphor enthält, d.h. etwas vor ihrer Entfernung aus
dem Ofen, nimmt, man leicht Stahl erzeugen wird und mit größerer Regelmäßigkeit als
im Reverberirofen, da der Rotirofen ein äußerst lenksames Instrument ist. Die
Ventile, durch einen besonderen Arbeiter geschickt gehandhabt, werden leicht eine
carburirende oder eine oxydirende Luft liefern, wie es diese Fabrication erheischt.
Andere Versuche können auf die Gemenge von Danks'
Puddeleisen mit phosphorfreiem Roheisen sich richten.
Eine der vorzüglicheren Anwendungen des amerikanischen Systemes wird sicherlich die
directe Fabrication von Schienen und anderen großen Stücken mit Hülfe der blooms bilden. Es folgt von selbst, daß die massiven
Schienen, gewonnen aus einer einzigen homogenen Luppe, berufen sind, die Schienen
aus aus Packeten geschweißten Barren unmittelbar zu ersetzen. Was die
Dauerhaftigkeit dieser neuen Schiene gegenüber jener der alten betrifft, dieß zu
untersuchen, wird im höchsten Grade interessant seyn.
Aus Vorstehendem können folgende Schlüsse gezogen werden.
1) Der Apparat Danks ist eine
praktische Erfindung und für einen regelmäßigen dauernden Betrieb
geeignet;
2) er beseitigt das Handpuddeln und ersetzt es durch eine für das
Affiniren sehr zweckmäßige mechanische Bewegung. Die Folgen sind
Arbeiter- und Lohnersparniß.
3) Production und Qualität des Productes werden erhöht und
verbessert, während zugleich das Ausbringen sich steigert.
Unter diesen Vortheilen ist einer so mächtig, daß er näher zu beleuchten bleibt.
Außer Verringerung der Arbeiterzahl gestattet dieser Proceß der Industrie noch, sich
von den Schwachheiten und Launen der Arbeiter sehr unabhängig zu machen. Bekanntlich
erfordert das Puddeln seitens des Arbeiters viele Kenntnisse, die er sich nur durch
eine langsame Heranbildung und lange Praxis aneignet. Und dieß sind die beiden
Hebel, welche in bösen Tagen die Macht des Arbeiters bilden und ihn auf die Bahn der
Coalitionen führen. Durch das mechanische Puddeln werden alle Arbeiter für dieselbe
Arbeit geeignet und die Gefahr der Coalitionen wird auf immer beseitigt.
Der Rotirofen entspricht so in glücklicher Weise den Anforderungen einer bequemen,
schnellen, regelmäßigen und ökonomischen Arbeit, und wir können unsererseits nur dem
Lobe beistimmen, welches das englische Eisen- und Stahlinstitut dem Erfinder
zu Theil werden läßt, daß er sich durch diese Vervollkommnung um die Eisenindustrie,
um die Gesellschaft wohl verdient gemacht habe; um die Industrie, indem er drei
großen Bedürfnissen genügte, der Verbesserung, der Oekonomie und der
Arbeitsunabhängigkeit; um die menschliche Gesellschaft, indem er eine zahlreiche
Arbeiterclasse einer schweren und gesundheitsschädlichen Beschäftigung entzog.
Capital und Arbeit werden dadurch stets gewinnen.
Seit der Erfindung des Puddelns durch Cort 1784 ist dieß
einer der Processe, der die größte Aufmerksamkeit verdient. Andere Neuerungen werden
folgen, der Rotirofen selbst wird vielleicht vortheilhaft geändert werden, aber in
Wirklichkeit bildet er einen großen Schritt zum erwünschten Ziel.
Jedenfalls wird er auf die gewöhnliche Puddelarbeit einen günstigen Einfluß ausüben,
indem er eindringlich den Weg gezeigt hat zu Untersuchungen der Oxyde und der
verschiedenen Stoffe, welche zur Auskleidung der Puddelöfen passen, indem er den
Vortheil dargethan hat, den man dadurch geschickt erzielen kann.
Schon aus diesem Grunde ist er zu den besten Neuerungsversuchen der alten
Eisenhüttenkunde zu zählen. (Revue universelle, 1. livr. de 1873, p. 21;
(berg- und hüttenmännische Zeitung.)