Titel: | Ueber Portland-Cement aus dolomitischem Kalk; von Dr. L. Erdmenger. |
Autor: | L. Erdmenger |
Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. LI., S. 286 |
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LI.
Ueber Portland-Cement aus dolomitischem
Kalk; von Dr. L. Erdmenger.
Erdmenger, über Portland-Cement aus dolomitischem
Kalk.
Die Frage, ob mit magnesiahaltigen Kalken tauglicher Portlandcement sich erzeugen
lasse, ist mehrfach Gegenstand der Erörterung gewesen. Im Allgemeinen haben wohl die
Ansichten, wenigstens bei Vorhandenseyn von erheblicheren Mengen von Magnesia, sich
in verneinendem Sinne ausgesprochen. Es dürften daher einige Mittheilungen über
Versuche von Interesse seyn, welche die Erzielung von Portlandcement aus Kalken
bezweckten, die Magnesia reichlich enthielten (aus Dolomitzechstein.)
Es wurde zunächst aus diesen Kalken – in Ermangelung theoretischer
Anhaltspunkte zur Berechnung des nöthigen Thonzusatzes – durch auf dem Wege
des Probirens zugefügte Thonzuschläge Portlandcement dargestellt, der dem Aussehen
und der zunehmenden Festigkeit der erhärtenden Proben nach ein befriedigendes
Ergebniß zu versprechen schien. Es waren nun im Hinblick auf die reichlich
vorhandene Magnesia noch weitere Versuche geboten, um zu erfahren, ob eine und
welche Beziehung zwischen dem Quantum des Thonzuschlages und der Zusammensetzung des
Kalkes stattfinde, und welchen Rang ein aus solchem Material erzeugter
Portlandcement gewöhnlichem Kalkportlandcement gegenüber einnehme. Früheren
Untersuchungen bezüglich dieses Gegenstandes gegenüber führten die vorliegenden
Versuche zu günstigeren, von früheren Versuchen überhaupt abweichenden
Resultaten.
Es wurden 3 Schichten Zechsteinkalk zu den Versuchen verwandt. Die Analysen derselben
stellen sich nach den wesentlichen Bestandtheilen wie folgt:
Schicht a
Schicht b
Schicht c
Kohlensäure
40,4
44,0
46,1
Kalk
33,0
31,5
30,7
Magnesia
13,1
17,5
19,5
Thonerde (+ Eisenoxyd)
5,0
1,2
1,8
Kieselsäure (+ Unlösliches)
7,5
5,0
2,6
–––––––
––––––––
––––––––
Summe der kohlensauren Salze
86,5
93,0
96,3
Der zur Verwendung hinreichend getrocknete Thon bestand im Wesentlichen aus:
Kieselsäure (+ Unzersetzbares)
55,4
Thonerde (+ wenig Eisenoxyd)
34,5
Wasser
9,5
Der Cement, welcher aus den Zusammenmischungen von Kalk und Thon – nach den
erforderlichen, zunächst empirisch gefundenen Verhältnissen – resultirt, hat
je nach den verschiedenen Kalksorten im Wesentlichen folgende Zusammensetzung:
Cement aus Schicht a
Schicht b
Schicht c
Kalk
52,4
49,0
47,5
Magnesia
20,6
27,2
30,1
Thonerde (+ Eisenoxyd)
10,9
7,1
8,8
Kieselsäure (+ Unlösliches)
16,7
16,5
13,4
Der in den angeführten Zusammensetzungen erhaltene, – ganz wie gewöhnlicher
Portlandcement bei annähernd Weißgluth (kleiner Schachtofen mit Kohks) erbrannte
– Cement unterscheidet sich in der Farbe der festen erbrannten Stücke und des
Pulvers wenig von anderen Portlandcementen. Das spec. Gewicht des Pulvers stellt
sich zu 2,9–3,2. Vergleichende Versuche mit anderen Portlandcementen ergaben
für dieselben folgende spec. Gewichte:
Nr. 1)
eine englische Marke
2,6
Nr. 2)
eine deutsche Marke
2,7
Nr. 3)
eine deutsche renommirte Marke
2,8–3,1
40 Grm. Kalkmagnesiacement, mit 20 Grm. Wasser angemacht, bewirkten eine
Temperaturerhöhung
von 1–2 1/2° C. In derselben Weise geprüft
zeigte
obige renommirte Marke
Nr. 3
eine
Temperaturerhöhung
um
0–1 1/2° C.
eine englische gute Marke
Nr. 4
„
„
„
0– 1/2° C.
eine böhmische Marke
Nr. 5
„
„
„
1–3° C.
Von 16, in dünnwandigen Reagenzgläschen eingeschlossenen Proben Kalkmagnesiacements
sprangen innerhalb 14 Wochen 11 Gläschen nicht. Von den übrigen fünfen sprangen:
1 Gläschen
nach
5 Tagen
1 „
„
17 „
1 „
„
34 „
2 „
„
50 „
Zur Vergleichung wurde von den obigen letzten drei Nummern (3,4 und 5) fremder
Cemente – doch je nur 1 Reagenzgläschen – gefüllt.
Nr. 3 sprengte
das Gläschen
nach
14 Tagen
Nr. 4 „
„
„
„
30 „
(mit wenig Energie)
Nr. 5 „
„
„
„
16 „
Uebrigens konnte man bei allen diesen Proben das constatirte Treiben nur durch so
empfindliche Prüfung erkennen, wie dünnwandige Reagenzgläschen sie gestatten. Gegossene Proben zeigten in
ihrem äußeren Ansehen ein Blättern oder Treiben noch nicht.
Eine Anzahl prismatischer Gußproben Kalkmagnesiacements wurde auf relative Festigkeit
geprüft (man s. Michaelis
Die hydraulischen Mörtel, insbesondere der
Portland-Cement, in chemisch-technischer Beziehung, für
Fabrikanten, Bautechniker etc.; von Dr. W. Michaelis. Leipzig, Verlag von Quandt und Händel,
1869. S. 244 u. 245, Fig. 37 u. 38), und aus der Bruchfestigkeit wurde die
absolute Festigkeit berechnet nach der Formel Pl = Wk, wo W = bh²/α
und hier α = 2,55 ist,Die eigentliche Formel für das Biegungs- resp. Bruchmoment für einen
rechtwinkeligen Balken ist bekanntlich: Pl = Wk, und da W =
bh²/6, so ist Pl = k (bh)²/6.Pl ist das statische Moment.k ist die absolute Festigkeit für eine Faser vom
Querschnitt 1 im Abstand 1/2 h von der
Neutralachse.b und h sind Breite
und Höhe des Querschnittes.Die Formel W = bh²/6 gilt nur für Eisen, ist wenigstens allein aus dessen
Festigkeitsergebnissen hergeleitet. Für jedes andere Material wird eventuell
statt 6 eine andere Ziffer stehen müssen; sie sey α, so daß im Allgemeinen W =
bh²/α, also W α = bh².Michaelis glaubt nun annehmen zu dürfen, daß bei
Cement α = 2,55, so daß also hier W = bh²/2,55. (man s. Michaelis S. 248). Die absolute
Festigkeit ergab sich je nach besonderen Umständen innerhalb 15 Tagen zu 6–22
Kilogrm. pro Quadratcentimeter. Ausführliches über die
Festigkeit des vorliegenden Cementes, namentlich auch in Vergleichung zu der
Festigkeit anderer gewöhnlicher Kalkportlandcemente, bleibt einer späteren
Mittheilung vorbehalten.
Nach den bisher erwähnten Eigenschaften verhält sich also der in Rede stehende
Kalkmagnesiacement im Ganzen analog einem gewöhnlichen Portlandcemente, und es ist
wohl die Annahme gerechtfertigt, daß hier wie dort die Erhärtung im Wesentlichen auf
gleiche Weise vor sich geht. Auch hier werden als die Erhärtung bedingende Substanz
Kalkverbindungen anzunehmen seyn, die durch Wasser und Kohlensäure zersetzt werden.
Es liegt dieß um so näher, als ein Blick auf die angeführten drei Cementanalysen
zeigt, daß die Kieselsäure plus Sesquioxyde
gegenübergestellt dem vorhandenen Kalk, kaum ausreichen, die gewöhnlich im
Portlandcement hypothetisch angenommenen Kalkverbindungen zu bilden. Nimmt man also
wie gewöhnlich die Bildung solcher Kalkverbindungen an, so bleiben für die Magnesia
keine Säurebestandtheile disponibel, um damit etwa Magnesiaverbindungen zu bilden,
die mit den angedeuteten Kalkverbindungen mehr oder weniger entsprechen.
––––––––––
Man erhält einen Cement, der alle Erscheinungen von zuviel Thonzusatz zeigt, sobald
man dem nach den meisten Portlandcementanalysen gewöhnlichen Verhältniß der
Säurebestandtheile zum Kalk, bekanntlich etwa 1 : 1,6 bis 1 : 1,7, durch
Thonvermehrung zu nahe kommt oder dasselbe gar überschreitet. Daraus geht hervor,
daß man die Magnesia durchaus nicht etwa als eine Base betrachten kann, die den Kalk
in den Portlandcementen unter Umständen den Säurebestandtheilen gegenüber vertreten
könne. Es wird sich demnach der Thonzuschlag resp. der Zuschlag an
Säurebestandtheilen lediglich – wie bei gewöhnlichen Portlandcementen
– nach dem Gehalte an Kalk zu richten haben; die Magnesia aber wird bei
dieser Berechnung gänzlich außer Acht zu lassen seyn.
Das Verhältniß der Säurebestandtheile zum Kalt stellt sich nun in den angeführten
Cementen bei:
Cement
aus Schicht
a) wie
1 : 1,90
„
„
„
b) „
1 : 2,08
„
„
„
c) „
1 : 2,14
Man kann, ohne Gefahr zu laufen, ein schlechtes Product zu erhalten, heruntergehen
bis zu dem Verhältniß von etwa 1: 1,8. Von Schicht c)
entspricht diesem Verhältniß folgender Cement:
Kalk
45,5
Magnesia
28,9
Thonerde (+ Eisenoxid)
10,0
Kieselsäure (+ Unlösliches)
15,1
Zeigt schon dieser Cement in ziemlichem Grade die Eigenschaft des Zerfallens der
gezogenen größeren Stücke in kleinere resp. in Pulver, so verstärkt sich dieser
Fehler immer mehr, je niedriger das erwähnte Verhältniß wird. So liefert das
Verhältniß 1: 1,37 entsprechend aus Schicht c) einen
Cement von der Zusammensetzung:
Kalk
2,3 Proc.
Magnesia
6,9
Thonerde (+ Eisenoxyd)
2,0
Kieselsäure (+ Unlösliches)
8,7
welcher zum beträchtlichen Theile schon lockeres Pulver ist.
Das spec. Gewicht des Pulvers fällt in entsprechendem Grade. Trotz der bereits
eintretenden Erscheinung des Zerfallens sprengen gleichwohl die Proben bis etwa zu
dem Verhältniß 1 :
1,7 herunter dann und wann noch ein Reagenzgläschen. Es kann diesem Umstande ein
zuweilen mangelhaftes Mischen oder das oft nicht ganz vermiedene Vorhandenseyn noch
ungarer Stücke zu Grunde liegen. Noch weiter herunter tritt ein Treiben nicht mehr
ein. Aufwärts kann man gehen bis höchstens zu dem Verhältniß 1 : 2,4. Es entspricht
demselben aus Schicht c) folgender Cement:
Kalk
9,5 Proc.
Magnesia
1,4
Thonerde (+ Eisenoxyd)
7,5
Kieselsäure (+ Unlösliches)
11,6
Schon bei dieser Zusammensetzung äußert sich das Treiben bei weitaus den meisten der
Prüfung ausgesetzten Reagenzgläschen und nimmt bei noch höherem Kalkgehalte in immer
stärkerem Maaße zu. Gegossene Platten und Prismen indeß zeigen beim Erhärten an der
Luft bei dem Verhältniß 1 : 2,4 und selbst 1 : 2,5 das Treiben meist erst nach
längerer Zeit, selten vor 8–14 Tagen. Bei Cement von etwa dem Verhältniß 1 :
2,6 ab und auch noch früher zeigt sich das Treiben auch schon nach einigen Tagen
ganz deutlich bei trockenen: Lagern der gegossenen Stücke. Namentlich rasch und
empfindlich äußert sich aber das Treiben, – und zwar dann schon ganz sicher
von 1 : 2,5 ab und noch früher – wenn die Gußproben nach möglichst kurzer
Frist nach dem Gießen (nach 2–60 Minuten) in Wasser gebracht und darin
belassen werden. Diese Wasserprobe ist so empfindlich als die Probe mit den
Glasröhrchen. Wie gewöhnlich beim Treiben bekommen die Proben meist mehr oder
weniger durch das ganze Innere hindurchgehende Risse, deren Linien an der Oberfläche
unregelmäßige Figuren bilden. Die Proben im Reagenzgläschen zersprengen resp.
zersplittern nicht nur das Glas, meist springt auch – wenigstens bei höherem
Kalkgehalt – die Probe selbst der Länge nach durch und zeigt oft noch viele
Quersprünge. Wie bei den erwähnten niedrigen Verhältnissen zuweilen immer noch
Treiben sich zeigt, so kommt bei den höheren Verhältnissen umgekehrt bisweilen der
Fall vor, daß ein Reagenzgläschen nicht oder doch erst nach relativ langer Frist
gesprengt wird,Hierzu die Beispiele in der nachfolgenden Tabelle I. Wir lenken die
Aufmerksamkeit auf die vorletzte Verticalcolumne. so noch bei den Verhältnissen 1 : 3,45 und 1 : 4,17.
Tabelle I.
Textabbildung Bd. 209, S. 291
reiner
kohlensäurefreier Kalk, also ohne Thonzusatz.
Chemische Zusammensetzung der
Cementproben aus Schicht c); Verhältniß der
Säurebestandtheile zum Kalk; Anzahl der gesprungenen Gläschen.; Alter am Datum
des Springens, in Tagen; Anzahl der nicht gesprungenen Gläschen; Alter in Tagen;
Procentsatz der gesprungenen Gläschen; Innerhalb wie viel Tagen?
Um das Verhältniß 1 : 2,6 bis 1 : 3,0 herum ist stets das Treiben am zeitigsten
wahrnehmbar gefunden worden, rascher als bei noch höherem Kalkgehalt. Es könnte zum
Belege hierfür zu den 11 angeführten, innerhalb 6 Tagen gesprungenen Proben noch
eine größere Anzahl Proben angeführt werden, die nur deßhalb weggelassen werden,
weil sie von Schicht a) und b) ausgeführt sind, während die Tabelle nur auf Schicht c) Bezug nimmt. Es läßt sich die erwähnte Erscheinung
auch erklären. Bei den Verhältnissen von 1 : 2,5 bis 1 : 3,0 erhält man ein zunächst
noch rasch erhärtendes und oft in kurzer Frist eine hohe Festigkeit erlangendes
Gußstück, das in seiner Festigkeit erst später bei eintretendem und zunehmendem
Treiben wieder zurückgeht. In bereits fest gewordenen Stücken können nun bei
beginnendem Treiben die im Inneren liegenden Theilchen nicht mehr für sich
verschoben werden. Entweder die Festigkeit paralysirt die treibende Kraft, oder das
Treiben äußert sich durch das ganze Stück hindurch mehr oder weniger gleichzeitig.
Bei noch mehr steigendem Kalkgehalt erzielt man dagegen überhaupt keine größere
Festigkeit mehr. Eintretendes Treiben findet das Innere noch mehr oder weniger
locker, kann Theilchen an einzelnen Stellen verdrängen resp. die Masse daselbst
etwas zusammendrücken, ohne daß sich diese Bewegung sogleich bis an die Außenflächen
fortpflanzte und an diesen das Treiben bereits sichtbar würde.
––––––––––
Der behandelte Cement kann, zur Kugel geformt, sofort aus der Hand in Wasser gelegt
werden, ohne bald oder später darin zu zerfallen oder zu treiben. Ebenso können,
nicht zu dünn, im Uebrigen aber rechtzeitig gegossene Proben schon oft nach wenigen
Minuten aus der Form gelöst und bei Vorsicht frei in die Höhe gehoben und in Wasser
gelegt werden, ohne (selbst bei einem Gewicht von 1/2–1 Kil.) zu zerreißen
oder zu zerfließen. Gleichwohl wird der Cement dabei noch nicht eigentlich fest, so
daß er etwa dem Maurer beim Verarbeiten zu beschwerlich fallen könnte. Es hat hier
das scheinbar rasche Erstarren seinen Grund wohl nicht im Vorhandenseyn von relativ
viel freiem Kalk oder stark basischen Kalkverbindungen, als vielmehr vor Allem in
der Anwesenheit von viel freier Magnesia. Dieselbe saugt wahrscheinlich das Wasser
schnell auf, ist aber gleichwohl noch gänzlich unlöslich in dem aufgesogenen Wasser,
leitet also nach alledem durch das Ansaugen den eigentlichen Erhärtungsproceß
(Bildung von Kalkhydrat und kohlensaurem Kalk und damit verbundene Ausscheidung von
verkittender Kieselsäure) noch keineswegs ein.
Die Fähigkeit der Kugeln, so bald unter Wasser gebracht, sich intact zu erhalten,
zeigt der Cement, gleichgültig ob er frisch ist oder bereits lange gelagert hat, und
ferner auch dann noch, wenn der Thonzusatz ziemlich hoch als auch, wenn er niedrig
gegriffen wird, ein Beweis daß reichlicher Kalkgehalt nicht die Ursache der
erwähnten Eigenthümlichkeit ist. Je höher aber der Thonzusatz wird, desto
vorsichtiger muß man seyn; desto länger fühlen sich die Kugeln weich und
abschlämmend an, während die Kugeln und Gußproben von Cement nach dem Verhältniß von
etwa 1 : 2,0, sich sogleich herzhaft behandeln, beliebig oft hintereinander in
Wasser tauchen und wieder herausnehmen lassen. Von der Zusammensetzung 1 : 1,4
lassen sich kaum noch haltbare Kugeln erzielen. Andererseits verliert sich aber auch
die hervorgehobene Eigenschaft bei zu niedrigem Thonzusatz. In letzterem Fall muß
man außerdem sehr geschwind manipuliren, weil, je mehr freier Kalk sich bilden kann,
mit desto größerer Haft das Wasser nicht nur wie bei dem Verhältniß 1 : 2,0
aufgesogen, sondern die Probe nun auch wirklich schnell starr und fest wird und man
kaum Zeit zum Gießen resp. Formen behält. Ist das erste Erstarren bereits vor dem
Formen vor sich gegangen, so zerfallen die Kugeln im Wasser, gleichgültig ob man sie
nun derb trocken formt oder durch Nachgießen von ein wenig Wasser die Masse wieder
plastischer macht. Von der Zusammensetzung nach dem Verhältniß 1 : 2,9 ab bleiben
die Kugeln nur noch selten beisammen, selbst wenn man rechtzeitig mit dem Formen
fertig geworden ist. Wahrscheinlich durch Dargebotenseyn von zuviel freiem, in
Wasser löslichem Kalk lösen sich die Kugeln entweder von der Oberfläche aus, immer
kleiner werdend, allmählich auf, oder bleiben zwar anfangs ganz, zertheilen sich
aber nach einiger Zeit in Stücke, die schließlich zerfließen. Sowohl bei zuviel als
bei zuwenig Thonzusatz lassen sich die Gußproben nicht, schon nach kurzer Frist aus
der Form gelöst, frei in die Höhe heben, ohne zu zerbrechen. Reiner, bei Weißgluth
wie Cement erbrannter Kalk (Zusammensetzung: 56,8 Kalk, 36,1 Magnesia, 3,3 Thonerde
+ Eisenoxyd), 4,8 Kieselsäure (s. Tab. I unterste Columne) hält sich, sogleich nach
dem Anmachen unter Wasser gebracht, gar nicht, ganz so wie die Proben mit sehr
geringem Thonzusatz. Von 1 : 3,45 an bis zu reinem Kalk wurden auch Kugeln erst nach
etwa 3/4 Stunden nach dem Anmachen in Nasser gebracht, ohne indeß Stand zu halten.
Ob und wie weit die Fähigkeit, sogleich unter Wasser die Form zu behalten, der
Anwesenheit der Magnesia zuzuschreiben oder von anderen Umständen abhängig ist, soll
ebenfalls in einer späteren Mittheilung ausführlicher erörtert werden.
––––––––––
Nach der Seite des größeren Thongehaltes hin wird der Cement lichter und zwar schwach
bräunlich bis gelblich- oder röthlichbraun. Auch die Gußproben zeigen
ähnliche Färbung. Der Cement nach dem Verhältniß 1: 20, etwas darunter und etwas
darüber, ist so zu sagen als Normalcement zu betrachten. Bei ihm zeigen Pulver und
erhärtete Gußstücke die gewöhnliche Cementfarbe, letztere nur oft mit einem
gelblichen Schimmer. Der Cement mit höherem Kalkgehalt zeigt in den erbrannten
Stücken immer weniger den charakteristischen schwarzgrünen Farbeton. Das Pulver wird
mehr graubräunlich. Die gebrannten Stücke zeigen sich immer weniger richtig
gesintert, behalten vielmehr glattere Oberflächen und zeigen Brüchigkeit nach
geraden Flächen, ähneln also schon mehr Stücken von gebranntem Kalk, nur sind sie
ungleich fester. Das spec. Gewicht nimmt ab.
––––––––––
Noch Einiges über das günstigste Verhältniß 1: 2,0. Den Cement durch steigenden
Brennmaterialaufwand zum Schlacken zu bringen, scheint sehr schwer zu seyn, obgleich
man vielfach annimmt die Magnesia wirke bei Gegenwart thoniger Bestandtheile
verschlackend (man s. z.B. Klose über Cemente, S. 12). Es
ist diese irrthümliche Meinung wohl dadurch entstanden, daß man bisher die Magnesia
den Säurebestandtheilen immer in gleicher Weise wie den Kalk als Nase gegenüber
stellte, den Thonzuschlag nach der Summe von Kalk und Magnesia berechnete, statt
nach dem Kalke allein, in Folge dessen zu viel Thon zusetzte und so bei irgend
erheblicheren Mengen von Magnesia ein Verschlacken des Ofenbrandes herbeiführte.
Der Wasserzusatz stimmt bei dem Kalkmagnesiacemente ziemlich mit dem bei anderen
Portlandcementen üblichen überein. Um Kugeln zu formen, bedarf man zu 1,0 Maaßtheil
Cement 0,3–0,4 Maaßtheile Wasser, beim Gießen 0,4–0,7 Maaßtheile
Wasser auf 1,0 Maaßtheil Cement. Wieviel Sandzusatz der Cement verträgt, und welche
Festigkeit der mit Sand gemischte Cement erlangt, ist noch nicht ausreichend
festgestellt, wird aber ebenfalls seinerzeit mitgetheilt werden.
Zum Schluß dürften folgende Punkte noch einmal hervorzuheben seyn:
1) Gar nicht treibender Portlandcement scheint fabrikmäßig nicht oder nur selten und
dann nicht ohne Gefahr für die übrige Güte des Cements dargestellt werden zu können.
Um absolutes Ausbleiben von Treiben zu erreichen, müßte man wohl einen Thonzusatz
anwenden, der im Großbetrieb mehr Störungen als Vortheil bringen würde. Die
Nachtheile von zu hohem Thonzusatz sind bekanntlich: theilweises Zerfallen im Ofen, in Folge dessen
Zugstörungen und ungleich gebrannter Inhalt der Ofenfüllung; lockereres, spec.
leichteres Pulver und schließlich geringere Festigkeit der erhärteten Proben. Auch
bei gewöhnlichen Kalkportlandcementen dürfte oft, nach eigenen und anderer
Erfahrungen, das Verhältniß der Säurebestandtheile zum Kalk höher seyn, als
gewöhnlich angenommen wird, statt 1: 1,65 vielmehr dem Verhältniß 1: 2,0 nahe
kommen.
2) Bei magnesiahaltigen Kalken richtet sich zum Behufe der Erzeugung von
Portlandcement der Thonzusatz lediglich nach dem Gehalte an freiem Kalk, ganz so wie
bei gewöhnlichen, zur Portlandcementfabrication verwendeten Kalken. Die Magnesia
kann nicht als einen Theil des Kalkes ersetzende Basis in Rechnung gezogen werden.
Bei solcher Annahme würde ein zu hoher Thonzusatz gegeben und untaugliches Product
erzielt werden.
3) Der Zersetzungsproceß der Kalkverbindungen und in Folge dessen der
Erhärtungsproceß wird durch die Anwesenheit der nach Allem wohl als freie Base
vorhandenen Magnesia nicht verhindert.
4) Bei scharfem Brennen wird das spec. Gewicht des Kalkmagnesiacements nicht, wie man
bei Anwesenheit von viel freier Magnesia vielleicht vermuthen dürfte, unter das des
gewöhnlichen Portlandcements herabgestimmt.
5) Die fast augenblickliche Haltbarkeit der Kugeln im Wasser dürfte wohl der
Anwesenheit der Magnesia zuzuschreiben seyn.