Titel: | Das Verhalten des doppelt-chromsauren Kalis zu verschiedenen Verdickungsmitteln, unter Mitwirkung von Licht. |
Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. LXIII., S. 372 |
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LXIII.
Das Verhalten des doppelt-chromsauren
Kalis zu verschiedenen Verdickungsmitteln, unter Mitwirkung von Licht.
Ueber das Verhalten des doppelt-chromsauren Kalis zu Leim
etc.
Gewisse Verdickungsmittel, wie Gummi, Dextrin, insbesondere Leim, werden durch einen
geringen Zusatz von doppelt-chromsaurem Kali, wenn sie von Tages- oder
Sonnenlicht getroffen werden, völlig unlöslich in Wasser. Diese interessante
Thatsache findet bereits in der Photographie wie in der Industrie eine praktische
Verwendung. Bestreicht man z.B. ein Stück Schreibpapier recht gleichförmig mit einer
dünnen Leimsolution, der man ein wenig fein geschlämmten Graphit oder chinesische
Tusche zugesetzt hatte, und legt ein so behandeltes vollkommen trocken gewordenes
Papier circa 3 Minuten, mit der Leimseite nach unten,
auf das Niveau einer wässerigen Lösung von doppelt-chromsaurem Kali (1 : 30),
hängt es, vor dem Zutritt des Tageslichtes geschützt, in einem dunkeln Raume zum
Trocknen auf, bedeckt es dann mit einem photographischen Glasnegativ und setzt das
Ganze in einem Copirrahmen dem Sonnenlichte nur wenige Minuten, oder dem zerstreuten
Tageslicht circa 1/4 bis 1/2 Stunde aus, so sind die vom
Lichte getroffenen Stellen des gelatinirten Papieres der Art modificirt, daß sie im
Wasser als absolut unlöslich erscheinen. Legt man nun ein solches dem Lichte
exponirt gewesenes Papier in eine Schale mit Wasser, dem man einige Tropfen
Salmiakgeist hinzufügt, so läßt sich mittelst eines feinen Pinsels von allen den
Stellen, welche vom Lichte nicht getroffen wurden, also von denjenigen welche durch
die Schattenpartien des Lichtbildes geschützt waren, der schwarze Leimüberzug mit
Leichtigkeit entfernen, während alle vom Licht getroffenen Stellen geschwärzt
bleiben. Man erhält sonach ein ganz unvergängliches Lichtbild, in welchem das
Färbende nicht, wie bei den gewöhnlichen Photographien Silber, sondern Kohle ist. Eine ebenso nützliche Verwendung findet die
mit chromsaurem Kali versetzte Gelatine zu Schlichten, Appreturmassen und zur
Wasserdichtmachung von leinenen, seidenen und baumwollenen Stoffen. Tränkt man
Gewebe mit einer Lösung von Gelatine, der circa 1/40 bis
1/50 doppelt-chromsaures Kali zugesetzt ist, trocknet sie dann und setzt sie
eine kurze Zeit dem Tages- oder Sonnenlichte aus, so wird die Appreturmasse
dadurch so fest an den Stoff gebunden, daß es fast kein Mittel gibt, sie davon
wieder zu trennen. Auf dieselbe Weise lassen sich leinene, seidene und baumwollene
Gewebe wasserdicht machen, z.B. das Zeug für
Regenschirme, Mäntel u. dgl.: ja, wenn man die Gelatineschicht gehörig stark
aufträgt, so daß die Zwischenräume der Gewebe vollständig damit ausgefüllt
erscheinen, werden die Stoffe selbst undurchdringlich für Luft. (Jahres bericht des physikalischen Vereines zu Frankfurt a. M. 1871–72.)