Titel: Notizen aus der Wiener Weltausstellung 1873; mitgetheilt vom Docenten Johann Zeman.
Autor: Prof. Johann Zeman [GND]
Fundstelle: Band 209, Jahrgang 1873, Nr. LXVI., S. 401
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LXVI. Notizen aus der Wiener Weltausstellung 1873; mitgetheilt vom Docenten Johann Zeman. Mit Abbildungen auf Tab. VI. (Fortsetzung von S. 333 des vorhergehenden Heftes.) Zeman, Notizen aus der Wiener Weltausstellung. 38–41. Maschinen zur Zubereitung der Seidenabfälle für Florettspinnerei; von Theod. und Friedr. Bell in Kriens bei Luzern (Schweiz). (Figur 16.) In Fortsetzung der im letzten Hefte begonnenen Abhandlung über die Zubereitung des Florettmateriales komme ich zur näheren Beschreibung des Cocon-Openers. Cocon-Opener. – Zweck dieser in Figur 1 dargestellten Maschine ist nach dem Früheren, die geklopften Cocons weiterhin aufzulockern d.h. in einzelne Fäden aufzulösen. Die auf dem Lattentuche a gleichmäßig ausgebreiteten Cocons werden durch eine Kratzwalze b dem mit grobem Beschlag garnirten Tambour c allmählich übergeben und zufolge des zwischen b und c herrschenden Verzuges in einzelne nebeneinander liegende Seidenfäden ausgezogen. Oberhalb der Trommel liegt eine Arbeiterwalze d, zum Ausstreichen der Seidenfäden, und eine Bürste e zum Reinhalten der Kratzwalze d. Um ein Mitreißen ganzer Seidenflocken hintanzuhalten, ist zwischen der Zuführwalze b und dem Tambour c ein mittelst Schrauben stellbares Messer f eingelegt. Die Skizze Figur l zeigt den Cocon-Opener im Arbeitszustand, die Zuführwalze in Berührung mit dem Tambour c, und die Richtung der Drehung der verschiedenen Theile durch Pfeile ausgedrückt. Wenn aber die vorgewogene Auflage – gewöhnlich 500 Gramme – aufgearbeitet und der Tambour mit einer Seidenwatte bedeckt ist, so muß vor Abziehen derselben die Zuführwalze von dem Tambour abgerückt werden, indem sonst beim Rückdrehen der Trommel die Seidenwatte durch die zuführende Kratzwalze ergriffen und abgekämmt werden möchte. Zu diesem Behufe sitzt der gesammte Zuführmechanismus (Lattentuch a und Kratzwalze b) in einem eigenen Rahmen f, welcher mit dem Tambourgestell i durch Schwingen h gelenkartig verbunden ist und durch Niederdrücken des Hebels k in horizontalem Sinne verschoben werden kann. In der Arbeitslage liegt die Stellschraube m des Rahmens g gegen den Anschlag am Gestell i an; drückt man aber den Hebel k in die punktirt angedeutete Stellung, so stößt die Stellschraube m₁ an und es entsteht zwischen der Zuführwalze b und dem Tambour c der erforderliche Spielraum. Die Arbeiterin reißt nun das Seidenvließ oberhalb der Rolle quer auf und zieht dasselbe einfach von dem Tambour ab, welcher sich hierbei langsam zurückdreht. Zuweilen finden sich statt der Rolle l, über welche die Seidenwatte einfach hinstreicht, zwei übereinanderliegende, endlose Abzugstücher, zwischen welche das aufgerissene Vließ eingeführt und hierauf selbstthätig abgeleitet wird. Der Betrieb des Cocon-Openers geht mittelst Riemenscheibe auf die Tambourwelle – 45 Umdrehungen pro Minute – und von dieser durch Räderübersetzung auf das Lattentuch a, die Einzugswalze b und die Kratzwalze d. Der Tambour hat 870 Millimeter Durchmesser und 720 Millim. Beschlagbreite. Die Maschine nimmt 2,3 × 1,4 Meter Raum und zum Betriebe circa 3/4 Pferdekraft in Anspruch. Das Gewicht beträgt etwa 2500 Kilogrm., der Preis annähernd 3800 Franken. Fillingmaschine. (Figur 2.) Im weiteren Verlauf der Bearbeitung der Strusi und der Coconwatte kommt die nach dem Englischen so genannte Fillingmaschine an die Reihe, um durch Kämme, welche in gleichen Abständen auf dem Umfang einer Trommel nahezu tangential angebracht sind, das vorgelegte Material noch weiter aufzulösen und auszuziehen und für die Behandlung auf der nächstfolgenden Kämmmaschine vorzubereiten. Der Tambour c ist mit regelmäßigen, parallel zur Drehachse liegenden sperrradähnlichen Abstufungen am Umfange versehen. Die fast radialen Stufenflächen sind mit normal zu denselben aufstehenden einreihigen Kammstäben c' besetzt. Das mittelst der beiden übereinander liegenden Kratztücher a und a' zugeführte Seidenmaterial wird bei der Drehung des Kammtambour durch die Nadeln erfaßt, ausgezogen und über den Tambour gleichmäßig ausgebreitet. Zum Ausstreichen der Seidenfäden dient der Arbeiter d und die Bürstenwalze e. b zeichnet die Bürste zum Ausputzen des oberen Zuführ-Kratztuches b'. Ist das vorgelegte Florettmaterial völlig aufgezogen, so wird die Maschine abgestellt und, ähnlich wie beim Opener, der Zuführmechanismus vom Tambour durch den Hebel k abgerückt. Hierauf schneidet die Arbeiterin unter langsamer Drehung des Tambour von Hand die Seidenfäden hinter jedem Kamm durch, streicht sodann die seitlichen Ränder der entstandenen Seidenbärte etwas zusammen und erfaßt dieselben zum Schluß der Reihe nach mittelst Kluppen, um sie von den Kammnadeln abzuziehen. Diese Kluppen bestehen aus zwei Holzbretchen, deren Länge mit der Breite des Kammtambour correspondirt; dieselben sind an der einen Langseite, wie in Fig. 3 angedeutet ist, mittelst Scharniere, oder einfach mittelst Lederbänder verbunden und allgemein unter der Bezeichnung „Bücher“ bekannt. Der Antrieb der Fillingmaschine erfolgt von einer bei 1 gelagerten Riemenscheibenwelle – 140 Touren pro Minute – durch Zahnräder auf die Trommelwelle mit 45 Umdrehungen in der Minute und weiterhin auf die Einzugstücher a, a' und die Kratzwalze d. An Platz ist 2,2 × 1,4 Meter und zum Betriebe etwa 3/4 Pferdekraft zu rechnen. Der Tombour hat 1 Meter Durchmesser. Das Gewicht und der Preis der Fillingmaschine stellen sich ähnlich wie beim Opener auf 2500 Kilogrm. beziehentlich auf 3800 Franken. Die Kämm- oder Dressingmaschine ist die letzte der Florett-Zubereitungsmaschinen. Die Seidenbärte müssen nämlich vor dem Abgang in die Spinnerei nach verschiedenen Längen sortirt und zugleich von allzu kurzen Fasern sowie von allen Unreinigkeiten gesäubert werden. Hierbei werden auch auch alle doppelt gelegten oder zusammengefaltenen Fäden gerade gestreckt und zu den anderen parallel gelegt. Diese ziemlich langwierige Aufgabe erfüllt die Kämmmaschine oder – nach der englischen Bezeichnung – die Dressingmaschine, von welcher die Figuren 4 und 5 die wesentlichsten Theile in zwei Ansichten repräsentiren. Hier werden die von der Fillingmaschine abgezogenen und in den Büchern eingeklemmten Seidenbärte in einem ebenen, horizontalen Rahmen a, der Presse, eingespannt unter Zuhülfenahme von Zwischenleisten, damit die Fäden zweier benachbarten Barte nicht in einander gerathen können. Die Presse liegt drehbar um eine verticale Achse in dem Wagen b, welcher quer gegen die Maschine auf Schienen hin- und hergezogen werden kann. Oberhalb der Presse bewegt sich über zwei Rollen b, b' ausgespannt ein endloses Band c, welches in passenden Abständen mit Kratzleisten besetzt ist und mit diesen langsam über die in der Presse eingesetzten Seidenbärte hinstreicht. Sind die Bücher bei ausgefahrener Presse eingespannt und alle Seidenbärte nach einer Richtung hin mit einem Lineal gelegt worden, so wird der Wagen unter das Kratztuch zurückgefahren und mittelst des Handrades d an der rechten Seite der Maschine die Presse so weit gehoben, daß die Kratzleisten die Bärte berühren. Um nämlich die Kratzen nicht allzu scharf und rasch einwirken und dadurch viele Fäden zerreißen zu lassen, dringen dieselben nur allmählich tiefer in die Seidenbärte ein, zu welchem Zwecke die Presse nach erfolgter rascher Handeinstellung – Rad d und Zähnräder 1 in Figur 5 – selbstthätig von der Maschine durch Hebedaumen e, e' langsam gehoben und in der gewünschten Höhe die Bewegung der Hebedaumen von selbst eingestellt wird. Ist dieß geschehen, so läßt man die Presse wieder herab und führt den Wagen vollkommen heraus, dreht die Presse um ihre verticale Achse um 180 Grad herum und führt endlich den Wagen wieder unter das endlose Kratztuch zurück, nachdem man vorher noch die vorstehenden Bärte nach der anderen Seite hin mit einem Lineal umgelegt hat, um das vollkommene Auskämmen dieser Barthälften durch neues Ingangsetzen der Maschine zu erzielen. Ganz derselbe Vorgang wird behufs des Auskämmens der in den Büchern eingeschlossenen Hälfte der Seidenbärte beobachtet, zu welchem Zwecke der Wagen wieder herausgezogen, die Bärte umgespannt und die Manipulation wie vorher wiederholt wird. Ehe jedoch dieses Umspannen vor sich geht, schaltet man zwischen den Kratzleisten des endlosen Bandes zwei feiner beschlagene und tiefer eindringende Putzdeckel o (Figur 4) ein, um mit deren Hülfe aus den ausgekratzten Bärten auch die kürzesten Fasern und noch zurückgebliebene Unreinigkeiten auszukämmen. Der Antrieb der Kämmmaschine erfolgt je nach Bedarf mit einer langsamen oder rascheren Geschwindigkeit von der Hauptwelle f aus, welche die vordere Führungsrolle b antreibt. Die andere Walze b', welche durch das endlose Band c mitgenommen wird, bringt durch Kurbelzapfen und Schubstange g sowie durch Sperrrad h, Zahnräder i und Zahnsector k an der Daumenwelle e die langsame selbstthätige Hebung der Presse hervor. Die Selbstausrückung ist in der Figur nicht angedeutet. Die beiden Daumenwellen e, e' stehen durch Kurbel und Verbindungsstange – nicht ersichtlich gemacht – in Verbindung. Die Führung der Kratzleisten auf der unteren Hälfte der Bahn, dort wo dieselben die Seidenbärte auskämmen, erfolgt durch eigene am Gestelle angeschraubte Führungsschienen m, m', auf welche sich die Backen an beiden Seiten der Kratzdeckel auflegen. Während der oben beschriebenen Manipulationen sammeln sich in den Kratzleisten die kürzeren und zusammengehaltenen, in den Kluppen nicht eingeklemmten Seidenfäden (nebenbei bemerkt auch die Unreinigkeiten), welche von Zeit zu Zeit mittelst frischer Bücher erfaßt und als zweite Seidenbärte einer anderen Dressingmaschine mit tiefer eindringenden Kratzleisten zur ähnlichen Behandlung übergeben werden. Von der ersten Kämmmaschine erhält man den längsten und schönsten Zug Nr. 1. Durch fortgesetztes Auskratzen der successive angesammelten Kämmlinge auf einer zweiten, dritten etc. Dressingmaschine, ganz in der angedeuteten, allmählich fortschreitenden Weise, werden die immer kürzer werdenden Züge Nr. 2, Nr. 3 bis Nr. 6 und selbst höher gewonnen. Gewöhnlich bilden drei Kämmmaschinen mit successive feinerem Beschlag der Kratzleisten, sowie schmäleren Zwischenleisten für die in der Presse einzuspannenden Bücher mit den späteren, immer kürzeren Bärten ein Sortiment, von welchem jede Maschine jedoch ein- oder zweimal, je nach dem Material und der Zahl der daraus erzielbaren Kammzüge, passirt wird. Der ganze Proceß ist, selbst nach der ganz flüchtigen Darstellung hier, ein sehr mühevoller und beansprucht viel Sorgfalt und einen bedeutenden Zeitaufwand. Doch darf man nicht vergessen, daß das Florettspinnmaterial einen ziemlich hohen Werth besitzt und daher eine selbst kostspielige Zubereitung verträgt. Die weitere Verarbeitung der gewonnenen Kammzüge erfolgt in Florettspinnereien auf Anlege- und Bandmaschinen, auf Strecken und Spindelbänken und endlich auf Watermaschinen, welche eine große Aehnlichkeit mit den Flachsspinnmaschinen nachweisen. Die Abfälle, welche sich hier nicht verwerthen lassen, und die Abgänge der Spinnerei werden als Seidenwerg auf Karden zerrissen und weiterhin versponnen. Die beschriebene Kämmmaschine erfordert mit Berücksichtigung der Ausfahrt des Wagens 4,1 × 3,5 Meter Platz. Für den Betrieb rechnet man 1 1/4 Pferdekraft für ein Sortiment, also für 3 Dressingmaschinen, welche circa 6550 Kilogrm. wiegen und complett 8100 Franken kosten. Die angegebenen Preise sind annähernd und loco Luzern, ohne Verpackung zu verstehen. Außer den hier besprochenen Maschinen für Zubereitung der Seidenabfälle (Coconstampfe, Opener, Fillingmaschine und Kämmmaschine) hat die Firma Theod. und Friedr. Bell ein ganzes Sortiment von Maschinen für Holzstofffabrication auf mechanischem Wege zur Wiener Weltausstellung gebracht; Ref. hofft über einige Novitäten darunter später noch berichten zu können. Anhang. Nachdem ich der Seiden-Kämmmaschine schon so viel Aufmerksamkeit zugewendet habe, so kann ich noch hinzufügen, daß man zur Zeitersparniß die besprochenen geraden Dressingmaschinen speciell für die letzten, also kürzeren Züge, auch zum continuirlichen Betriebe eingerichtet hat, durch Anwendung kürzerer, auf Schienen in der Richtung des endlosen Kratztuches zu- und ablaufender Wagenpressen, welche auf Zwischenstationen in Vorrath vorbereitet, nämlich umgelegt oder umgespannt und nach Erforderniß der nächsten Kämmmaschine zugeschoben werden. Noch weiter in Zeit- und Raumersparniß, sowie in Hinsicht auf größere Leistungsfähigkeit, geht die ziemlich neue, noch wenig bekannte Circular-Dressingmaschine, ebenfalls für kürzere Zeit bestimmt. Ich habe diese Maschine, welche in Basel schon mehrfach im Gebrauch ist, nach der Ausführung der Maschinenfabrikanten Greenwood und Batley in Leeds, in Fig. 6 in einfachen Strichen zu verdeutlichen gesucht. Die zur Aufnahme der gefüllten Bücher dienende Presse A ist kreisförmig und um eine horizontale Achse drehbar angeordnet, wodurch die eingespannten Seidenbärte bei langsamer Drehung der Presse – etwa 3 Umdrehungen pro Stunde – nach und nach an drei continuirlich bewegten, an die Cylinderpresse sich anschmiegenden Kratzbändern ohne Ende B, C und D vorbeigeführt werden. Nach vollendeter Kämmung werden die Bücher mit den zur Hälfte ausgekämmten Seidenbärten – etwa bei E – selbstthätig ausgespannt und an deren Stelle von einer Arbeiterin frische Bücher eingelegt, welche gleichfalls ohne deren weiteres Zuthun von der Maschine – etwa bei F – festgeklemmt werden. Das erste endlose Band B mit Kratzdeckeln liegt oberhalb der Circularpresse und kämmt die zugeführten Seidenbärte entgegengesetzt der Bewegungsrichtung derselben aus. Am Ende dieses Kratzbandes legt eine Bürstenwalze a die vorstehenden Seidenbärte nach der anderen Seite um, welche alsdann von dem zweiten, entgegengesetzt sich bewegenden Kratzband C ausgekämmt wird. Zuletzt kommen die neuerdings durch die Bürste b umgelegten Seidenbärte an das dritte, unterhalbunterbalb der Rundpresse ausgebreitete und derselben am nächsten gestellte Kammband D, welches die kürzesten Fasern und den Rest der Unreinigkeiten auszieht. Dieser Ausputz wird durch eine Bürstwalze c und Kammwalze d von den Kratzleisten D abgenommen und der Wergspinnerei zugeführt. Die Seidenkämmlinge des zweiten Kratzbandes C dagegen werden durch die Bürstwalze e an das erste Kratztuch B übertragen und hier nach Bedarf von den Kratzleisten mittelst Kluppen entnommen und sofern es die Qualität noch gestattet auf einer anderen Circular-Dressingmaschine nochmals gekämmt; sonst aber ebenfalls zur Wergspinnerei verwendet. Zum Schluß sey ganz flüchtig noch bemerkt, daß man in manchen Florettspinnereien – für hochfeine Nummern – die Seidenbärte von der Fillingmaschine auf der Dressingmaschine nur einmal auskratzt und hierauf die kürzeren Fasern und Unreinigkeiten von den langen, schönen Seidenfäden auf Heilmann'schen Kämmmaschinen, welche N. Schlumberger in Gebweiler (Elsaß) liefert, absondert. 42. Wagenräder-Drehbank, ausgeführt von der Sächsischen Maschinenfabrik (vorm. Richard Hartmann) in Chemnitz. (Fig. 7 bis 10.) Die in Fig. 7 bis 10 in zwei Ansichten und Details dargestellte, sehr schön ausgeführte Drehbank zum Abdrehen der Eisenbahnwagenräder auf ihren Achsen zeichnet sich vornehmlich durch eigenthümliche Construction der beiden Einspannstöcke A, A' aus, innerhalb welcher die Achse mit ihren eigenen Schenkeln in den Lagern a, a' ruht, durch die Körnerspitzen b, b' aber genau centrisch eingelegt, ferner gegen Seitenverschiebung vollkommen gesichert wird. Die Spannstöcke A, A' mit den Lagern a, a' zur Aufnahme der Radachse stehen also fest, während die Planscheiben B, B' durch Drehung der angegossenen Zahnkränze die beiden Räder vermittelst Mitnehmer fortbewegen. Die Drehung der Zahnkränze an B und B' erfolgt von der Hauptwelle C, welche durch ein Räderpaar d die mitten durch die Wange W hinlaufende Welle e antreibt; auf e sitzen zwei Getriebe f, f', je eines für den Zahnkranz B respect. B'. Da der Reitstock A' auf der Wange je nach der Länge des abzudrehenden Rädersatzes verstellbar ist, so gleitet das Getriebe f' in einer Keilnuth der Welle e. Dieses Getriebe f' läßt sich durch den Hebel g außer Eingriff mit dem Zahnkranz B' rücken, wenn die Maschine nur auf der einen Seite, als Planscheiben-Drehbank, verwendet wird. Die nähere Ausführung des Spannstockes A oder A' ist aus den Schnitten in den Abbildungen leicht zu entnehmen. Derselbe ist behufs Aufnahme der zweitheiligen Planscheibe rund abgedreht, wobei der vorstehende Bandring x das Abrutschen der Planscheibe verhütet. Dabei läuft die Planscheibe mit Zahnkranz nicht direct, sondern mittelst eingelegter Messingbacken i auf der abgedrehten Lauffläche des Reitstockes. Diese Backen i sind gleichmäßig zwischen je zwei Radarmen eingeschaltet und mittelst Stellschräubchen m nachstellbar. Die Lagerschalen, in Fig. 10 in der Frontansicht veranschaulicht, sind – um verschiedene Zapfendurchmesser aufnehmen zu können – Vförmig gestaltet und behufs genauer Centrirung der Achse mittelst der verticalen Schrauben n, n zu justiren. Das Oeffnen der Lager erfolgt sehr rasch durch Lüften der Preßschraube o, welche durch den Bügel p die beiden Lagertheile zusammenhält. Die beiden sehr starken Supporte D, D' sind nach allen Richtungen hin selbstthätig durch Kettenschaltwerke beweglich; h und h' bezeichnen die Sperrräder und k die Stellkurbel für die Kette, welche durch das Schneckengetriebe s, r von der Hauptwelle aus den Antrieb empfängt. Der größte lichte Abstand der beiden Lager a, a' beträgt 2,25 Meter und die Spitzenhöhe 580 Millimeter. Die Planscheibe hat 1,2 Meter Durchmesser. Der Preis der completen Wagenräder-Drehbank stellt sich auf 2080 Thaler loco Chemnitz. 43 und 44. Spann- und Trockenmaschine für Gewebe und Farben-Kochapparat, ausgestellt von Salomon Huber, Maschinenfabrikant in Prag. (Fig. 11 bis 15.) Zum Trocknen und Spannen von appretirter Waare verwendet man jetzt immer mehr und mehr statt der geraden Spannrahmen cylinderförmige Trockenmaschinen, bei welchen die Waare über einen mit Dampf geheizten Tambour gezogen, zugleich aber durch in die Leisten eingreifende Häkchen, sogen. Claviere, successive in der Breite gestreckt und ausgespannt wird. Bei der von Salomon Huber, Maschinenfabrikant in Carolinenthal bei Prag ausgestellten Spann- und Trockenmaschine bemerkte ich eine sehr zweckmäßig construirte Spannvorrichtung (Patent Umann), welche hier eine nähere Besprechung verdient. Unter Hinweis auf die Abbildungen in Fig. 11 bis 14, liegt auf dem Umfang des Trockencylinders, nahe den beiden Rändern je eine Spannkette a aus 13 Gliedern A (Fig. 14) von etwa 500 Millimeter Länge zusammengesetzt. Die Spannketten, in deren Häkchen die Stoffleisten eingelegt werden, drehen sich mit der Trommel herum und nehmen das Gewebe über mehr als 3/4 des Umfanges mit herum. Dort wo die Waare noch feucht aus dem Appreturkasten oder dergl. zutritt, haben die beiden Spannketten den kleinsten Abstand, welcher jedoch, sowie der Stoff eingehängt ist, successive etwa über 1/10 des Trommelumfanges hin zunimmt, worauf die Waare ohne fernere Ausstreckung den Weg über den Trockencylinder fortsetzt. Zur Führung der Spannketten in ihrem veränderlichen Abstand sind an den Stellen, wo je zwei ihrer Glieder zusammentreffen, Gleitlineale b angeschraubt, welche parallel zur Trommelachse eine Verschiebung erhalten und die betreffenden Kettenglieder mitnehmen. Die Verschiebung der Gleitlineale b erfolgt durch kreisförmig gebogene, unter einem Winkel gegen den Lauf der Waare gestellte Führungsschienen c und d, an welchen die Gleitlineale b mittelst Rollen e anliegen. Die obere längere Führungsschiene c schiebt die Gleitlineale und die Ketten nach auswärts oder hält letztere in ihrer äußersten Stellung, während die untere kürzere Führungsschiene d die Rückkehr der Kettenglieder in die Anfangsstellung bewerkstelligt. Die Gleitlineale b erhalten ihre Geradführung in den Schuhen i, welche auf dem Trommelumfang angeschraubt sind und zugleich als Mitnehmer für die Spannkette und für den von derselben erfaßten Stoff dienen. Um das Ausstrecken der zur Maschine kommende Waare ganz nach deren Beschaffenheit reguliren zu können, sind die Spannschienen c und d an den Gestellwänden mittelst Stellschrauben befestigt, welche innerhalb gewisser Grenzen jede Veränderung der Spannung gestatten. Beim Betriebe der Maschine stehen zwei Arbeiterinnen mit Handbürsten versehen rechts und links vor dem Trockencylinder und schlagen die Stoffleisten in die Häkchen der Spannketten ein. Zur Sicherung der Mitnahme des allmählich in der Breite ausgestreckten Stoffes sind Einschlagbürstrollen f und g über den Spannketten angebracht. Wenn der Stoff nach etwa 3/4 Umdrehung des Trockencylinders durch eine Rolle von diesem abgeleitet wird, treten die Häkchen ohne Verletzung der Leisten aus denselben heraus und kehren zur Eintrittsstelle zurück. Als besonderer Vortheil der hier besprochenen Spannvorrichtung ist, abgesehen von dem sehr geringen Platzerforderniß und der Einfachheit der Construction, der sehr ruhige Gang der Spannketten zu erwähnen, in Folge dessen die Stoffränder sehr geschont werden. Wenn die Maschine einfach als Trockenmaschine functioniren soll, so lassen sich die Ketten hinlänglich bei Seite schieben oder auch leicht ganz abnehmen. Zur Erhöhung des Effectes liegt unter dem großen Trockentambour und dem kleinen geheizten Cylinder, welchen der Stoff vor der Aufwickelung passirt, nahe dem Boden ein mit Dampf zu heizender, sehr enger Blechkasten. Tambour, Cylinder und Heizplatte haben getrennte Dampfzuführung. – Im Anschluß hieran sey noch kurz auf den in Fig. 15 skizzirten Farbenkoch-Apparat desselben Ausstellers hingewiesen, bei welchem das Rührwerk A durch ein Planetenrad herumgeführt wird und durch eine einfache Muffkuppelung B rasch zerlegt werden kann. Ist die Rührkrücke herausgenommen, so läßt sich der Kessel C durch Handrad D sehr bequem umkippen, um entleert und gereinigt zu werden.

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