Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. , S. 310 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ehrendiplome für deutsche Aussteller auf der Wiener
Weltausstellung.
Die Jury der Wiener Weltausstellung hatte 7 verschiedene Auszeichnungen zu ertheilen,
nämlich 1. das Ehrendiplom, 2. die Fortschrittsmedaille, 3. die Verdienstmedaille,
4. die Kunstmedaille, 5. die Medaille für guten Geschmack, 6. die Medaille für
Mitarbeiter und 7. das Anerkennungs-Diplom. Ein Aussteller durfte für
Leistungen in Einem Industriezweige nur eine Auszeichnung
derselben Kategorie erhalten.
Da uns über die Bedeutung der einzelnen Auszeichnungen bereits mehrfach Anfragen
zugegangen sind, so geben wir nachstehend die Bestimmungen wieder, welche bei der
Zuerkennung maaßgebend waren.
1. Das Ehrendiplom hat als eine besondere Auszeichnung zu
gelten für hervorragende Verdienste um die Wissenschaft,
ihre Anwendungen, um die Volksbildung, die Förderung des geistigen, sittlichen und
materiellen Wohles der Menschen. Diese Auszeichnung kann nur von dem Rathe der
Präsidenten auf Antrag einer Gruppen-Jury zuerkannt werden.
2. Die Fortschrittsmedaille ist für Aussteller in den
Gruppen 1 bis 23 und in der Gruppe 26 bestimmt (also für sämmtliche Gruppen mit
Ausnahme der Exposition des amateurs und der bildenden
Kunst der Gegenwart), welche gegenüber den Leistungen bei früheren Weltausstellungen
namhafte Fortschritte durch neue Erfindungen, Einführung neuer Materialien und
Einrichtungen etc. nachweisen.
3. Die Verdienstmedaille kann Ausstellern zuerkannt
werden, welche ihre Ansprüche durch Güte und Vollendung der Arbeit, Umfang der
Production, Eröffnung neuer Absatzwege, Gebrauch verbesserter Werkzeuge und
Maschinen, und Preiswürdigkeit des Productes geltend machen.
4. Die Kunstmedaille bleibt hervorragenden Kunstleistungen
der Gruppe 25 (bildende Kunst der Gegenwart) vorbehalten.
5. Die Medaille für guten Geschmack ist für Aussteller
bestimmt, welche solche Industrie-Erzeugnisse in hervorragender Art
ausstellen, bei welchen Form und Farbe für die Beurtheilung in erster Linie
maßgebend erscheinen.
6. Die Medaille für Mitarbeiter ist für jene
Persönlichkeiten bestimmt, welche von Seite der Aussteller als Fabriksleiter,
Werkführer, Musterzeichner, Modelleure oder sonst als Hülfsarbeiter wegen ihres
wesentlichen Antheiles an den Vorzügen der Production oder an der Ausdehnung des
Absatzes namhaft gemacht werden.
7. Das Anerkennungs-Diplom kann Ausstellern
zuerkannt werden, welche verdienstliche Leistungen nachweisen, jedoch nicht in dem Grade, daß ihnen die
Fortschritts- oder Verdienstmedaille zugesprochen werden könnte.
Den größten Werth von allen Auszeichnungen hat somit das Ehrendiplom und es ist daher
wohl gerechtfertigt, wenn wir nachstehend das Verzeichniß derjenigen deutschen
Aussteller geben, welche diese höchste Auszeichnung erhielten. Wir können allerdings
leider nicht die Bürgschaft für vollständige Richtigkeit desselben übernehmen,
obgleich wir es einer sorgfältigen Durchsicht unterworfen haben; denn da die Liste,
wie sie uns zuging, z.B. in Gruppe VII eine „Anonyme Gesellschaft für
Hohöfen etc. in Schlesien, Belgien,“ aufführte, womit die Société anonyme etc. in Sclessin, Belgien,
gemeint war, die Firma Meister, Lucius und Brüning in Höchst a. M. in Meister
Lucius in Brüning verwandelte, die Franzosen Schlösing und Rolland als deutsche Aussteller
bezeichnete etc., so ist wohl auch nicht ausgeschlossen, daß der eine oder andere
Name ausgelassen worden ist.
Gruppe I. Bergbau und Hüttenwesen.
Abtheilung für Berg-, Hütten- und Salinenwesen
des preußischen Handelsministerium,
Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrication, in
Bochum,
Oberhüttenamt, königl. sächsisches, in Freiberg, Vorrichtung
zur Scheidung gemischter Metallerze,
Krupp, Fr., in Essen, Geschütze, Gußstahlfabricate (auch
in Gruppe XVI),
Landesanstalt, geologische, in Berlin,
Mansfeld'sche Kupferschiefer bauende Gewerkschaft in
Eisleben.
Gruppe II. Land- und Forstwirthschaft.
Blankenhorn, Dr. A., in
Carlsruhe, Förderung des Weinbaues (auch in Gruppe XXVI),
Centralstelle für die Landwirthschaft und die
landwirthschaftlichen Vereine in Darmstadt,
Centralstelle für die Landwirthschaft in Württemberg,
Centralstelle, landwirthschaftliche im Großh. Baden,
Commission für Untersuchung des deutschen Meeres in Kiel,
Domänendirection, großh. badische, in Carlsruhe,
Generalcomité des bayerischen landwirthschaftlichen
Vereines in München,
Ministerium des Handels im Großh. Baden,
Staatsforstverwaltung, k. preußische,
F. Zimmermann u. Comp. in Halle,
landwirthschaftliche Maschinen.
Gruppe III. Chemische Industrie.
Frank, A., Dr., in Staßfurt,
Fabrication von chemischen Producten und Kalisalzen,
Gessert, Gebrüder, in Elberfeld, Darstellung von
Alizarin,
Gräbe, C., Dr., in Berlin,
Darstellung von Alizarin aus Steinkohlentheer.
Liebermann, Dr., in Berlin,
Erfindung der Darstellungsweise von Alizarin aus Steinkohlentheer,
Liebreich, Dr. in Berlin,
Gewinnung von Chloralhydrat und dessen medicinische Anwendung,
Meister, Lucius u. Brüning in
Höchst a. M., Darstellung von Anilinfarben ohne Arsensäure.
Gruppe V. Textil- und Bekleidungsindustrie.
Actiengesellschaft Dannenberger'sche Kattunfabrik in Berlin,
Centralstelle für Gewerbe und Handel in Württemberg, Hebung
der Industrie,
Gesellschaft für Spinnerei und Weberei in Ettlingen,
Handelskammer in Crefeld, Seidenwaarenindustrie,
Handelskammer in Elberfeld, Webwaarenindustrie,
Mechanische Weberei zu Linden,
Ministerium des Innern, k. sächsisches, Arbeiten der
Klöppelschulen,
Prölßsen. sel. Söhne in Dresden, Leinenindustrie,
Ranniger, Joh. Ld. u. Söhne in Altenburg,
Glacéleder- und Handschuhfabrication,
Schmidt, Commerzienrath (Firma: Gevers u. Schmidt), in Görlitz, Hebung der
Industrie,
Schveller, L. u. Söhne, in Düren, Tuchindustrie,
Wilke, C. G., in Guben, Hutfabrication.
Gruppe VI. Leder- und Kautschukindustrie.
Doerr u. Reinhart in Worms,
Lederfabrication,
Herrenschmidt's, G. F. Söhne, in Straßburg,
Lederfabrication,
Heyl, Cornelius, in Worms, Lederfabrication.
Gruppe VII. Metallindustrie.
Actiengesellschaft Lauchhammer, Bronze- und
Eisenguß,
Ravené, Louis, in Berlin, Bronzewaaren,
Stolberg-Wernigerode'sche gräfliche Factorei in
Ilsenburg, Kunst- und andere Gußwaaren.
Gruppe VIII. Holzindustrie.
Friedrich, O. B., in Dresden, Fabrication von Möbeln und
Spiegelrahmen,
Pallenberg, H., in Cöln, Fabrication von Spiegelrahmen
und Consolen,
Türpe, A., in Dresden, Möbelfabrication.
Gruppe IX. Stein-, Thon- und Glaswaaren.
Glasfabrik, gräfl. Schaffgotsche'sche Josephinen-Hütte, in Schreiberhau,
Porzellanmanufactur, k. preußische, in Berlin,
Porzellanmanufactur, k. sächsische, in Meißen,
Siemens, Glashüttenwerk, in Dohlen bei Dresden,
Glasfabricate,
Villeroy u. Boch in Dresden,
Thonwaarenindustrie.
Gruppe X. Kurzwaarenindustrie.
Meyer, H. C., jun., in
Hamburg, Fabrication von Fischbeinwaaren,
Preußische Bernsteinactien-Gesellschaft in Berlin und
Königsberg.
Gruppe XI. Papierindustrie.
Faber, A. W., in Stein, Bleistiftfabrication,
Haenle, Leo, in München, Metallpapierfabrication,
Hösch, Gebrüder, in Düren, Papierfabrication,
Schöller, F. H., in Düren, Papierfabrication,
Schöller, H. A. Söhne, in
Düren, Papierfabrication.
Gruppe XII. Graphische Künste und gewerbliches Zeichnen.
Albert, J., in München, Photographie,
Collectivausstellung der württembergischen Buchhändler,
Xylographen etc.
Gruppe XIII. Maschinenwesen und Transportmittel.
Actiengesellschaft für Maschinenbau Humboldt in Kalk bei Deutz, Luftcompressionsmaschine mit
Gesteinbohrapparaten,
Actiengesellschaft, Sächsische Maschinenfabrik in Chemnitz,
Dampfmaschinen,
Borsig, A., in Berlin, Locomotive,
Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik, Actiengesellschaft, in
Chemnitz, Werkzeugmaschinen,
Heilmann, Ducommun u. Steinlen in Mülhausen (Elsaß),
Werkzeugmaschinen,
König u. Bauer in Oberzell, Schnellpressen,
Maschinenbauanstalt, märkische, in Wetter a. d. Ruhr,
Dampfhämmer,
Maschinenfabrik, Dingler'sche, in
Zweibrücken, Dampfmaschine,
Nagel u. Kämp in Hamburg, Turbinen,
Webstuhlfabrik, sächsische, in Chemnitz, Webstühle.
Gruppe XIV. Wissenschaftliche Instrumente.
Breithaupt, F. W. u. Sohn, in
Cassel, mathematische Instrumente,
Geißler, H., Dr., in Bonn,
Luftpumpen, Röhren,
Hartnack, Dr., E. u. Comp., in Potsdam, Mikroskope,
Knoblich, Th., in Altona, Uhren,
Merz, G. u. S., in München, optische Instrumente,
Schickert, H., in Dresden, Waagen.
Gruppe XV. Musikalische Instrumente.
Blüthner, J., in Leipzig, Claviere,
Schiedmayer u. Söhne in
Stuttgart, Claviere,
Walcker, E. F. u. Comp., in
Ludwigsburg, Orgeln.
Gruppe XVI. Heereswesen.
Deutscher Verein zur Pflege im Felde verwundeter und
erkrankter Krieger,
Direction der k. niederschlesisch-märkischen Eisenbahn,
Einrichtung von Eisenbahnwaggons für den Transport von Verwundeten,
Esmarch, Dr., in Kiel,
Feldchirurgie,
Schmidt, Director der Ludwigshafener Waggonfabrik,
Einrichtung von Eisenbahnwaggons für den Transport von Verwundeten.
Gruppe XVII. Marinewesen.
Baudeputation in Hamburg, Hafen- und Schiffbau (auch in
Gruppe XVIII),
Gesellschaft, deutsche, zur Rettung Schiffbrüchiger in
Bremen.
Gruppe XVIII. Bau- und Civilingenieurwesen.
Cöln-Mindener Eisenbahn gesellschaft,
Eisenbahnbauten,
Ministerium des Innern in Württemberg,
Hochplateaubewässerung,
Oberdirection der Wasser- und Straßenbauten im Großh.
Baden, Landesbewässerung und Flußregulirung,
Rheinische Eisenbahngesellschaft, Brückenbau.
Gruppe XXVI. Erziehungs-, Unterrichts- und Bildungswesen.
Abtheilung, landwirthschaftliche, des Polytechnicum in München
(auch in Gruppe II),
Akademie Eldena, k. staats- und landwirthschaftliche
(auch in Gruppe II),
Akademie, k. landwirthschaftliche, in Poppelsdorf bei Bonn
(auch in Gruppe II),
Akademie, k. landwirthschaftliche, in Proskau (auch in Gruppe
II),
Akademie, land- und forstwirthschaftliche, in Hohenheim
(auch in Gruppe II),
Centrallandwirthschaftsschule in Weihenstephan bei
Freising,
Communalverwaltung von Berlin,
Kunstgewerbeverein in München, Entwürfe, Zeichnungen,
Zeitschrift,
Ministerium für Kirchen- und Schulwesen in
Württemberg,
Ministerium für Cultus und Unterricht in Sachsen,
Ministerium des Innern, Abtheilung für Kirchen- und
Schulangelegenheiten, in Bayern,
Statistisches Bureau, königliches, in Bayern,
Württembergische Commission, königliche, für gewerbliche
Fortbildungsschulen.
(Deutsche Industriezeitung, 1873, Nr. 36.)
Die Wasserhaltung mittelst Centrifugalpumpe der Grube Luther's
Linde bei Muldenstein.
Die Grube Luther's Linde ist eine Braunkohlengrube mit Tagebau und hatte früher eine
gewöhnliche Wasserhaltungsmaschine mit Saugsätzen, deren Größe eben genügte, die
normal zufließende Wassermenge zu bewältigen.
Als jedoch ein wolkenbruchartiger Regen den ganzen Tagebau so angefüllt hatte, daß
bei größter Anstrengung der Maschine kaum eine Wasserabnahme zu bemerken war, wurde
zur Entleerung der Grube eine Locomobile mit Centrifugalpumpe aufgestellt und
dadurch die Arbeit in einigen Tagen vollendet.
Die Einfachheit des Betriebes veranlaßte die Besitzer bei der im vorigen Jahre
erfolgten Vergrößerung der Pumpenanlage wieder zur Aufstellung einer Locomobile nebst Centrifugalpumpe.
Die Flügelscheibe der letzteren macht bei einem Durchmesser von 260 Millimet. (10
Zoll) etwa 1300 Umdrehungen pro Minute, und hebt die
Pumpe durch 105 Millimet. (4 Zoll) weite Röhren ein Wasserquantum von rund 2
Kubikmeter (60 Kubikfuß) pro Minute bis zu einer Höhe
von 15 Meter. Dabei kommt auf die Saughöhe = 6,500 Meter, auf die Druckhöhe = 8,500
Meter. Die Locomobile steht etwa 7 Meter über der Pumpe.
Die Pumpe ist seit sechs Monaten im Betriebe und arbeitet bei normalen
Wasserzuflüssen täglich etwa fünf Stunden, bei einem Verbrauche von etwa 2
Hektoliter Braunkohle pro Stunde.
Es hat sich nach dieser Betriebszeit, welche gleichzeitig die Wintermonate umfaßt,
herausgestellt, daß die Anlage für den vorliegenden Fall äußerst zweckmäßig ist und
für alle ähnlichen Fälle empfohlen werden kann. Die Pumpe arbeitet mit dem
schmutzigen Wasser sehr gut und hat nur vor einigen Tagen, also nach einem
halbjährigen Betriebe neue Compositionslager bekommen, während gewöhnliche
Schachtpumpen, inzwischen sehr viel Liderungsmaterial verbraucht haben würden. Nach
einem Stillstande hebt die Pumpe meist von selbst an, nur selten bleiben dann unter
der Klappe des Luftventiles einige Kohlenstückchen, welche mit durch den Saugkorb
gerissen sind, und verursachen dann diese einen Aufenthalt von etwa einer halben
Stunde. Mittheilung von Hrn. Meisel. (Zeitschrift des
Vereines deutscher Ingenieure, 1873, Bd. XVII S. 384.)
Umwickelungsmaterial für Dampf- und
Heißwindleitungsröhren.
Die Georgs-Marienhütte bei Osnabrück hat bei der Ausstellung ihrer Producte in
Wien unter Anderem eine „unverbrennliche Schlackenwolle als
Umwickelungsmaterial für Dampf- und Heißwindleitungsröhren“
ausgestellt. Diese Wolle hat ganz das Ansehen gewöhnlicher Wolle und läßt sich wie
letztere um jeden Körper mit den verschiedensten Biegungen herumwickeln; sie ist aus
Hohofenschlacke dargestellt und zwar dadurch, daß ein starker Dampfstrahl auf die
aus dem Hohofen auslaufende flüssige Schlacke während des Flusses geleitet wird; die
Schlacke wird dadurch in feinen Fasern in eine davor stehende gußeiserne Kammer
geworfen, woselbst die Schlacke in wolliger Form gesammelt werden kann.
Selbstverständlich ist solche Wolle unverbrennlich, auch hat sie ganz besonders die
Eigenschaft ein schlechter Wärmeleiter zu seyn. Zu obgenanntem Zweck wird sie daher
manchem Industriellen willkommen seyn. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1873 S.
288.)
Gebauer's Schmierapparat für Kolben
und Schieber von Dampfmaschinen.
Der selbstthätige Apparat für die Schmierung der Kolben und Schieber von Locomotiven
und allen Arten von Dampfmaschinen, welchen Inspector Gebauer in Prag erfunden hat, besteht, wie der Erfinder im deutschen
polytechn. Verein in Böhmen mittheilte, aus einer luftdicht geschlossenen
Metallbüchse, schmiert gar nicht beim Stillstande der Maschine, und beruht in seiner
Wirkung auf einem ganz neuen Principe. In der Vase wird nämlich die Temperatur des
Oeles so erhöht, daß der hinein gelangende Dampf nicht condensirt wird, sondern sich
als Dampf über der Fläche des flüssigen Schmierstoffes befindet und durch seine
Expansivkraft das Oel oder den Talg zu den Schiebern oder Kolben drückt. Dadurch
wird erreicht, daß während des Ganges der Maschine continuirlich Fett auf die
Reibungsflächen geleitet wird. Beim Gange der Maschine ohne Dampf kommt dazu die
saugende Wirkung und der Apparat schmiert selbstthätig reichlicher. Bei den
angeführten Eigenschaften ist der Verbrauch an Schmierstoff sehr gering; er beträgt
auf einer Bahn mit vielen Gefällen, wo ohne Dampf gefahren wird, nur 0,02 Pfd. pro Meile bei Lastzügen und noch weniger bei
Personenzügen, so daß die erzielte Ersparniß mehr als 50 Proc. beträgt. Die
Construction ist sehr einfach; es kommen gar keine bewegten Theile vor, mithin auch
keine Reparaturen, und die Regulirung erfolgt auf eine eigenthümliche, sehr sinnreiche Art. Erhöht wird
die Verwendbarkeit noch dadurch, daß außer Baumöl auch Talg und selbst das sehr
billige Abfallfett frisch geschlachteter Thiere ohne alle Reinigung gebraucht werden
können. Der Apparat, der sich sehr gut bewährt, ist in den meisten Ländern entweder
schon patentirt oder wurde um das Patent nachgesucht. (Deutsche Industriezeitung,
1873, Nr. 25.)
Untersuchung des chromsauren Bleioxydes auf schwefelsaures
Bleioxyd, nach E. Duvillier.
Das chromsaure Bleioxyd (Chromgelb, Chromorange etc.) des Handels enthält gewöhnlich
mehr oder weniger schwefelsaures Bleioxyd. Um es auf diese Beimengung zu
untersuchen, verfährt der Genannte folgendermaßen:
Man bringt 1 Theil des zu prüfenden chromsauren Bleioxydes in einem hinreichend
großen Kochglase mit 2 bis 3 Theilen Salpetersäure von 1,420 spec. Gewicht, 1 bis 2
Theilen destillirtem Wasser und 1/4 Theil Alkohol zusammen und erwärmt die Mischung
gelinde. Die Reaction, welche eintritt, bestehend in der Oxydation des Alkohols
durch die Chromsäure, ist sehr lebhaft; sobald diese beginnt, muß man die zum
Erhitzen dienende Flamme sehr verkleinern; wenn sie nachgelassen hat, erhitzt man,
bis die salpetrigen Dämpfe verschwunden sind. Man hat nun in dem Glase eine violette
Flüssigkeit, welche salpetersaures Bleioxyd und salpetersaures Chromoxyd enthält,
und einen weißen Niederschlag von salpetersaurem Bleioxyd, welcher auch
schwefelsaures Bleioxyd enthalten kann. Man fügt der Mischung Wasser hinzu und
erhitzt sie zum Kochen; wenn kein schwefelsaures Bleioxyd vorhanden ist, löst sich
Alles auf; im entgegengesetzten Falle bleibt dieses Salz ungelöst übrig.
Will man das schwefelsaure Bleioxyd quantitativ bestimmen, so verdampft man die
Mischung zur Trockne, um die Salpetersäure etc. zu vertreiben, indem man nicht zu
stark erhitzt, um eine Zersetzung des salpetersauren Chromoxydes zu verhüten. Indem
man nachher die Masse wieder mit Wasser aufnimmt, erhält man unmittelbar das
schwefelsaure Bleioxyd mit einer gewöhnlich hinreichenden Annäherung. In einem
chromsauren Bleioxyd, welches 32,25 Proc. schwefelsaures Bleioxyd enthielt, fand Duvillier auf diese Weise 29,48 Proc. des letzteren. (Comptes rendus, t. LXXVI p.
1352).
Schwefelcadmium in Teigform.
Wir haben bereits früher auf die Verwendung des Schwefelcadmiums zum Gelbfärben der
Seifen aufmerksam gemacht. Wenn wir heute nochmals auf dieses Präparat zurückkommen,
so geschieht dieß aus dem Grunde, weil demselben gegenwärtig eine Form gegeben ist,
welche seiner unmittelbaren Anwendung in der Praxis zweckdienlicher ist, als dieß
das reine pulverförmige Präparat seyn kann. Je feiner und gleichmäßiger vertheilt
das Schwefelcadmium in die Seife gelangt, um so intensiver ist seine Färbekraft, um
so ökonomischer seine Verwendung. Die Schering'sche
chemische Fabrik in Berlin gibt deßhalb, und weil den Seifenfabrikanten nicht immer
die hierfür nöthigen Apparate zu Gebote stehen, das Präparat mit Oel auf's
Sorgfältigste abgerieben als Schwefelcadmium in Teigform ab.
Wirkung des Zinnoxydulnatrons auf Schießwolle, nach Prof. Böttger.
Ueberschüttet man gut bereitete Schießwolle mit einer
concentrirten Lösung von Zinnoxydulnatron und erhält diese ungefähr 10 Minuten lang
im heftigsten Sieden, so erhält man schließlich eine vollkommen klare, schwach
gelblich gefärbte Flüssigkeit, die mit einer größeren Menge Wasser verdünnt werden
kann, ohne daß sie sich trübt. Setzt man derselben einen Ueberschuß von Salzsäure
zu, so scheidet sich eine schleimige Masse aus, die, gehörig ausgesüßt, sich als
regenerirte Cellulose, und zwar ganz in derselben gelatinösen Form, wie man sie beim
Ausfällen einer Lösung von Baumwolle aus Kupferoxydammoniak durch Salzsäure erhält,
zu erkennen gibt. Da Cellulose (gereinigte Baumwolle) an sich selbst bei noch so langem Sieden mit
einer Zinnoxydulnatronlösung nicht im mindesten verändert oder angegriffen wird, so
kann dieses Verhalten u.a. dazu dienen, die Aechtheit oder richtige Bereitungsweise
einer Schießwolle zu constatiren, indem bei Behandlung derselben mit einer
Zinnoxydulnatron-Lösung jede Spur von nicht in Schießwolle übergeführter
Baumwolle ungelöst bleibt. (Der praktische Techniker. 1873 S. 148.)
Ueber Safranin.
Dieses neue, gegenwärtig bereits mehrfach zum Rosarothfärben der Seide u.s.w.
angewandte Pigment, welches, wie es allen Anschein hat, binnen Kurzem das in der
Seidenfärberei bisher benutzte Carthamin (Safflorroth), wegen seiner größeren
Wohlfeilheit und Aechtheit ganz verdrängen dürfte, kommt im Handel theils in
Pulvergestalt, theils in breiiger Form vor. In chemisch reinem Zustande, in welchem
man es leicht durch Behandlung des Handelsproductes mittelst absoluten Alkohols
erhält, bildet es ein mit grünlichem Flächenschimmer metallisch glänzendes Pulver
von außerordentlich tingirender Eigenschaft. Es gehört zu der Classe der sogenannten
substantiven Pigmente, d.h. solcher, welche Garne und Gewebe direct färben, ohne
Mitanwendung einer Beize. – Eine in ihrer Art einzig schöne Farbenwandlung
läßt sich mit diesem Pigmente auf folgende Weise hervorrufen: Man überschütte einige
wenige Partikel des chemisch reinen Farbstoffes in einer Porzellanschale mit 1 oder
2 Tropfen concentrirter Schwefelsäure unter Umrühren mit einem Glasstäbchen;
augenblicklich sieht man die prachtvollste blaue Farbe
hervortreten; setzt man 1 oder 2 Tropfen Wasser hinzu, so entsteht ein brillantes Smaragdgrün; bei fortgesetztem abwechselnden
tropfenweisen Zusetzen von Schwefelsäure und Wasser entstehen fast sämmtliche Spectralfarben in seltener Pracht.
Anfertigung einer den kräftigsten chemischen Agentien ziemlich
widerstehenden schönen rothen Tinte.
Man erhält dieselbe, wenn man Carmin mit etwas Wasserglaslösung in einem
Porzellanmörser verreibt und dann mit so viel Wasserglaslösung verdünnt, bis das
Ganze die Consistenz einer gut aus der Feder fließenden Schreibtinte angenommen. Die
mit dieser Tinte erzeugten Schriftzüge trocknen außerordentlich schnell und
erscheinen dann spiegelglänzend. Die Tinte muß selbstverständlich vor dem Zutritt
der atmosphärischen Luft sorgsam geschützt und beim Nichtgebrauch in einem mit einem
geölten Kork versehenen gut verschlossenen Glase aufbewahrt werden. (Böttger's polytechnisches Notizblatt.)
Ueber die Extraction der Wolle aus halbwollenen Stoffen
theilte Hr. Hofrath Dr. Wagner in der „deutschen
Industriezeitung“ nach einem Berichte von Dr. Ch. Heinzerling und Al. G. Baeyer in Lissabon Nachstehendes mit:
Das bis jetzt in den Fabriken eingeführte Verfahren, die Baumwollen- und
Leinenfaser in den halbwollenen Stoffen (Lumpen) mittelst 5procentiger Schwefelsäure
zu zerstören, um daraus die reine Wollfaser zu gewinnen, läßt an Billigkeit, Güte
und rascher Ausführung viel zu wünschen übrig. Die Verfasser haben nach vielfachen
Untersuchungen Folgendes gefunden; 1) Bei Leinen- und Wollfaser läßt sich
eine vollständige Zerstörung der vegetabilischen Faser nur mittelst concentrirterer
(8- bis 10-procentiger) Schwefelsäure, sowie durch längeres Kochen mit
derselben erreichen. 2) Selbst bei der sorgfältigsten Ausführung wird die Wollfaser
immer etwas angegriffen. 3) Das Verfahren wird theuer, weil in einer großen Masse
Flüssigkeit nur relativ kleine Quantitäten von Stoffen behandelt werden können. Bei
gefärbten Stoffen kann man dieselbe Flüssigkeit zwei Mal, höchstens drei Mal
anwenden. Der Aufwand an Brennmaterial ist natürlich sehr bedeutend. Wie Heinzerling und Baeyer nun
mittheilen, ist es ihnen
gelungen, diese nachtheiligen Seiten des Processes zu umgehen, indem sie sich auf
einen anderen chemischen Vorgang stützen. Die Kosten des neuen Verfahrens sind sehr
gering, bei allerdings etwas (um ein Drittel) größerem Anlagecapital. Die Behandlung
erfordere geringe Vorsicht, und die Wollfaser erleide durchaus keine gestaltliche
Veränderung. Nähere Mittheilungen sind noch abzuwarten.
Ueber die Extraction der Seide aus halbseidenen Stoffen
theilte Dr. Hofrath Dr. Wagner in der
„deutschen „Industrie-Zeitung“
nachstehende Bemerkungen von Dr. Heinzerling mit:
Bekanntlich werden seit einigen Jahren die ganz seidenen Stoffe auf Kunstseide
verarbeitet, und zwar in einer Fabrik in Cöln bei Meißen. (Die Kunstseidenspinnerei,
welche einige Jahre lang in Cöln bei Meißen bestanden hatte, ist im Jahre 1870 an
eine Actiengesellschaft verkauft und nach Erfenschlag bei Chemnitz verlegt worden.
Diese „Chemnitz-Erfenschlager Seiden- und
Seidenshoddyspinnerei“ hat sich im vorigen Jahre in eine
„Floretseiden-Kämmerei und Spinnerei“ umgewandelt.
Die Red. d. d. Ind.-Ztg.) Soweit es dem Verf. bekannt ist, hat man noch keine
Versuche gemacht, auch die in den halbseidenen Stoffen enthaltene Seide zu
verwerthen, nämlich in der Weise, daß man die Baumwolle zerstört und die Seide
zurückläßt, wie dieß bei den halbwollenen Stoffen ausgeführt wird. Der Verf. hat
darauf hinausgehende Versuche ausgeführt, und gefunden, daß Mineralsäuren nicht
angewendet werden können, da in allen Fällen Zerstörung der Baumwollen- mit
der Seidenfaser stattfindet. Auf einem anderen Wege, welcher an Billigkeit und
rascher Ausführung nichts zu wünschen übrig läßt, ist es ihm jedoch gelungen den
Zweck vollständig zu erreichen. Die erhaltene Extractseide hat in ihrer Güte, sowie
in der Farbe durch die Operation nicht gelitten und kann nach Durchgang durch den
Wolf und die Drousette zum Verspinnen kommen, entweder für sich allein, oder im
Gemisch mit neuer Seide, je nach der Güte des Rohmateriales (halbseidener Lumpen).
Sie ist als Kunstextractseide der aus ganz seidenen Stoffen gewonnenen Kunstseide
vorzuziehen, weil die Faser keine solche Zerstückelung durch den Wolf und die
Drousette erleidet. Der Verf. behält sich eingehende Mittheilungen über die
technische Verwerthung des Verfahrens vor.
Reinigung von Badeschwämmen, nach Dr. Julius Stinde.
Die Schwämme, deren man sich in der photographischen Praxis häufig bedient, verlieren
bei längerem Gebrauch ihre vortrefflichen Eigenschaften und werden hart, schmierig
und dunkelfarben. Derartige Schwämme taucht man in eine weinfarbene Auflösung von
übermangansaurem Kali und legt sie dann in verdünnte rohe Salzsäure (1 Th. Säure, 10
Th. Wasser). Nach hinreichendem Ausspülen in Brunnenwasser sind die Schwämme wieder
hellfarbig, weich und elastisch, und so rein, daß sie zur Filtration neutraler
Flüssigkeiten dienen können. Nothwendig ist es wegen der großen
Oberflächen-Ausdehnung des Schwammes, daß die Behandlung mit übermangansaurem
Kali, das Säuren und Auswaschen in nicht zu kurzer Zeit ausgeführt werden.
(Photographisches Archiv, 1873 S. 92.)
Neues Verfahren bei der Zubereitung des Tabaks.
Bisher konnte man in den Vereinigten Staaten von Nordamerika nur den Tabak aus
einigen Staaten, nämlich aus Connecticut, Pennsylvanien und Maryland, zur
Fabrication von Cigarren verwenden. Der Tabak aus den anderen Gegenden konnte nur zu
Rauchtabak für Pfeifen und zu Schnupftabak benutzt werden. Man hat nun aber
folgendes Verfahren aufgefunden, denselben zu verbessern.
Man nimmt ein geeignetes Gefäß, am besten von Eisenblech und im Inneren emaillirt,
füllt dasselbe mit den gepreßten Tabaksblättern und bedeckt es mit einem Deckel,
welcher den Gasen den Abzug gestattet. Man stellt das Gefäß dann in ein Sand-
oder Wasserbad und erhitzt gelinde, so daß man nach 6 Stunden die Temperatur von 100° C.
erreicht; in den ersten 3 Stunden darf die Temperatur 82° C. nicht
überschreiten. Der Tabak ist nachher kraus geworden, hat an Gewicht abgenommen, und
die Blätter, deren Farbe dunkler geworden ist, sind mit einem graulichen Staube
bedeckt.
Die Tabaksblätter erleiden bei dieser Operation keine Gährung, sondern bloß ein
anfangendes Backen, wodurch sie von den für Cigarren nachtheiligen Stoffen befreit
werden. Sie sind nun zur Anfertigung von Cigarren ganz geeignet. Der so präparirte
Tabak brennt gut, und wenn sein Rauch auch nicht so angenehm riecht, wie der Rauch
des Havanna-Tabaks, so bringt er doch keine Uebelkeit mehr hervor. Es
scheint, daß auch die Tabaksorten, welche man bisher schon zu Cigarren verwendet
hat, durch die beschriebene Operation erheblich verbessert werden können, so daß sie
Cigarren von besserer Qualität und besonders angenehmerem Arom liefern.
Um die Farbe der vor der Reife gesammelten Tabaksblätter zu entwickeln und
gleichmäßig zu machen, wendet man dieselbe Behandlung an; nur läßt man dieselbe in
diesem Fall nur 2 Stunden lang dauern und erhitzt den Tabak während dieser ganzen
Zeit auf 100° C. (Chronique de l'industrie, vol.
II p. 60.)
Ueber das Ozon; von Ch. Th. Kingzett.
Nach Houzeau scheidet der durch Behandlung von
Baryumsuperoxyd mit Schwefelsäure freiwerdende Sauerstoff Jod aus Jodkalium ab. Der
Verfasser hat gefunden, daß auch aus vielen anderen Quellen erhaltener Sauerstoff
eine gleiche Reaction ausübt, z.B. der durch Erhitzen von Quecksilberoxyd, durch
Behandeln von doppelt-chromsaurem Kali mit Schwefelsäure, und der durch
Erhitzen von Mangansuperoxyd dargestellte. Der letztere Fall ist besonders deßhalb
interessant, weil man das Superoxyd bis zur Rothgluth erhitzen kann, ohne dem dabei
freiwerdenden Sauerstoffe die oben erwähnte Reactionsfähigkeit auf Jodkalium zu
rauben, während ja bekanntlich Ozon schon bei 300° Cels. diese Eigenschaft
verliert. (Chemisches Centralblatt.)
Billiges Desinfectionsmittel; von G. C. C. Stanford.
Einige populäre Desinfectionsmittel besitzen einen so widerwärtigen Geruch, daß man
alle Ursache hat, für die gewöhnlichen häuslichen Zwecke einer geruchlosen Substanz,
welche gleiche Dienste leistet, den Vorzug zu geben. Ist eine solche dann zugleich
auch noch billig und an sich unschädlich, so verdient sie um so mehr alle Beachtung.
Dahin gehören die Chloride der Alkalien und anderer Basen. Mit diesen habe ich
experimentirt. Die Versuche dauerten ungefähr einen Monat und umfaßten zwei Reihen;
in der ersten Reihe diente mit 2 bis 5 Procent Chlorid versetzter Harn, in der
zweiten nahm ich eine Mischung von gleichen Theilen defibrinirtem Blut und Wasser,
in welcher ebenfalls 2 bis 5 Proc. Chlorid aufgelöst worden waren. Aus diesen
Versuchen hat sich ergeben, daß von den 6 von mir geprüften Salzen, nämlich
sogenanntem Chloralum, Eisenchlorid, Chlorcalcium, Chlornatrium, Chlorkalium,
Chlorammonium, – das Eisenchlorid am kräftigsten
und das Chlornatrium (Kochsalz) am schwächsten wirkt. Am billigsten mit Rücksicht
auf seine Wirkung ist das Chlorcalcium; dasselbe wird in
allen Alkalifabriken in enormen Mengen als Nebenproduct erhalten, ist also billig,
ferner geruchlos, nicht giftig, farblos, verdient daher die nächste
Berücksichtigung. Ich empfehle es als 25 Proc. Salz haltende wässerige Lösung.
(Archiv der Pharmacie, Bd. CCIII S. 24.)
Ueber Selbstentzündung des Heues.
Daß das Heu, wenn es nicht ganz trocken eingefahren ist, sich bedeutend erhitzen
kann, ist lange bekannt, daß dieß aber bis zur Entzündung gehen kann, war noch nicht
sicher constatirt. H. Ranke (Annalen der Chemie und
Pharmacie) hat nun einen solchen Fall auf seinem Gute Laufzorn, 4 Poststunden
südlich von München, beobachtet. Am 19. October 1872, Morgens, bemerkte man in der
westlichen Ecke der
großen, massiv gebauten Scheune einen brenzlichen Geruch. Es lagerte hier ein Theil
des eingeheimsten Grummets in zwei dicht an einander gelagerten Haufen, wovon der
eine circa 450, der andere 300 Centner hielt. Es war vom
5. bis 10. August bei schönem Wetter anscheinend gut getrocknet eingeerntet worden.
Nur der größere Haufen stieß den brenzlichen Geruch aus. Er war 23 Fuß hoch, 23 Fuß
lang, 16 Fuß tief, lehnte nach West und Süd an solides Mauerwerk, nach Norden an den
kleinen Haufen und lag nach Osten frei gegen die Tenne. An den oberen Partien
schwitzte das Grummet stark, war aber nicht warm und noch schön grün. Als von oben
etwa 3 Fuß abgeräumt war, stieß man auf trockenes, sehr heißes Grummet. Beim
Abräumen von der Seite nach der Tenne hin machte sich 1 1/2 Fuß nach dem Centrum des
Stockes hin zunehmende Wärme bemerkbar. Als man oben etwa 5 Fuß tief abgeräumt
hatte, kamen oben einzelne Funken zum Vorschein. Es ward nun mit Wasser begossen,
aber das ausgefahrene Grummet zeigte doch noch plötzlich an mehreren Stellen Rauch
und Funkensprühen und kam es auch zu offener Flamme. Es war dunkelbraun gefärbt.
– Um den kleineren, nicht in Brand gerathenen Haufen zu schützen, ward
zwischen beiden ein Ausschnitt von 3 1/2 Fuß Breite angelegt. Dabei fand eine
gewaltige Ausströmung, wahrscheinlich von Kohlenoxydgas statt, so daß es kein
Arbeiter länger als 1 bis 2 Minuten dabei aushielt. Sie kamen blaß und livid mit dem
Gefühl des Erstickens heraus und schnappten nach Luft.
Die in Gluth gerathene Masse des Stocks hatte den Kern desselben gebildet, mochte
oben circa 11 Fuß im Durchmesser betragen haben, hatte
bis etwa 1 1/2 Fuß vom Boden gereicht, hier hatte sich aber die Gluth bis etwa 5 Fuß
verjüngt. Nach rückwärts, gegen die Rückmauer der Scheune hin, reichte die Gluth bis
etwa 1 1/2 Fuß vom Mauerwerk.
Der Zustand der glühenden Masse war der einer wirklichen Kohle mit Erhaltung der
Structur. Sie gab jedoch in einer Glasröhre erhitzt noch viel empyreumatische Stoffe
ab. Vollkommen erkaltet, hatte sie keine pyrophoren Eigenschaften; ward sie aber in
einem Kolben im Oelbade bis zu einer Temperatur von 250 bis 300° Cels.
erhitzt, ohne daß Feuer direct mit derselben in Berührung kam, und heraus in ein
Häufchen geschüttet, so kühlte sie sich zwar anfangs rasch soweit ab, daß man sie in
den Fingern halten konnte, nach wenigen Minuten machte sich aber darin wieder
zunehmende Wärme bemerkbar und plötzlich hatten sich in dem Kohlenhaufen
rothglühende Stellen gebildet; das Gtühen der Kohle dauerte nun fort, bis das
Häufchen größtentheils eingeäschert war.
Ward die Grummetkohle dagegen so stark erhitzt, daß alles Empyreuma entfernt war, so
entzündete sich die zurückbleibende erkaltete Kohle nicht mehr an der Luft, es
spielt also dasselbe bei der Selbstentzündung wahrscheinlich eine Rolle und man wird
an die schon öfters beschriebenen Fälle von Selbstentzündung aufeinander gehäufter
Oellappen erinnert.
Grünes Grummet in einem Glase im Oelbade bis 300° C. erhitzt, entzündet sich
gleichfalls nach dem Ausschütten nach wenigen Minuten. (Hannoversches Wochenblatt
für Handel und Gewerbe 1873 S. 213.)
Superphosphatfabrication.
Nach Abel in London wird irgend ein natürliches
Kalkphosphat fein gepulvert, dann mit Salzsäure zu einem Teige geknetet und der Teig
in geeigneten Maschinen gepreßt. Die abgehende Flüssigkeit besteht beinahe
ausschließlich aus Chlorcalciumlösung, während die zurückgebliebene Masse beinahe
vollständig in lösliches Phosphat übergeführt worden ist. Man nimmt 60 Theile Säure
auf 100 Phosphat, doch ist ein Ueberschuß von Säure zu empfehlen, wenn man die
vollständige Umwandlung des unlöslichen Phosphates erzielen will. In diesem Falle
geht beim Auspressen etwas gelöstes Phosphat mit der Chlorcalciumlösung fort; um
dieses wieder zu gewinnen, verdünnt man die Preßflüssigkeit mit dem gleichen Volumen
Wasser, erhitzt zum Kochen (durch Einführung von Dampf) und setzt etwas Kalkmilch
zu. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin.)
Arabisches Gummi von verstärkter Klebkraft (vegetabilischer
Leim).
Die Lösung des arabischen Gummis hat als Klebflüssigkeit die unangenehme Eigenschaft,
auf Druckpapier oder zu schwach geleimtes Papier gestrichen, dasselbe bis zur
Durchsichtigkeit zu durchdringen und trotzdem nicht an anderem Papier haftend zu
machen. Ebenso kann man damit nicht Papier an gewöhnliche Pappe, Holz an Holz
kleben. Auf Metallflächen mit der Gummilösung aufgeklebtes Papier pflegt sich sehr
bald wieder davon zu trennen. Die Verwendung des Gummis als Kitt für Glas,
Porzellan, Thon etc. ist ganz unthunlich.
Diese Mängel der Gummilösung werden gehoben, wenn man ihr eine wässerige Lösung von
schwefelsaurer Thonerde zusetzt. Auf 250 Grm. der
concentrirten Gummilösung (aus 2 Th. Gummi und 5 Th. Wasser bereitet) genügen 2 Grm.
des krystallisirten Thonerdesulfates. Dieses Salz löst man in seiner 10 fachen Menge
Wasser, und man mischt die Lösung direct mit der Gummilösung, welche in diesem
Zustande den Namen vegetabilischer Leim mit Recht
verdient. Alaunlösung erfüllt die Zwecke des Thonerdesulfates weniger genügend.
(Pharmaceutische Centralhalle, 1873 Nr. 24.)
Verfahren, Faserstoffe welche der Nässe ausgesetzt werden
sollen, vor dem Schimmeln zu bewahren.
H. A. Dufrené ließ sich (für A. Mouzin in Tergnier) zu dem vorgenannten Zweck am 30.
April 1872 folgendes Verfahren in England patentiren. Die Stoffe werden mehrere Tage
lang in einer dünnen wässerigen Lösung von Tannin liegen gelassen, nachher mit einer
Lösung von zweifach-chromsaurem Kali behandelt, bis das Zeug braun geworden
ist, und schließlich gewaschen und getrocknet. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft zu Berlin, 1873 S. 686.)
Fettflecke aus Kleidungsstücke zu entfernen.
Zu diesem Zweck wird meistens Benzin oder Petroleumäther angewendet; dabei entstehen
aber gewöhnlich Höfe oder nußbraune Ränder um die gereinigten Stellen. Um dieselben
zu vermeiden, streue man, sobald der Fleck entfernt ist, auf das nasse Zeug, und
zwar so weit, als es genäßt ist, Gyps oder Lycopodium (Bärlappsamen), lasse dann den
Fleck trocknen und bürste das Pulver einfach ab. (Reimann's Färberzeitung.)
Mittel, Oelfarbenflecke aus Tuch zu entfernen.
Oelfarbenflecke aus Tuch soll man mit Schwefelkohlenstoff heraus bringen. Viele
derartige Flecke sind mit Terpenthinöl zu entfernen. Trockene, alte Oelfarbe soll
sich mit Chloroform beseitigen lassen. Wir erinnern daran, daß für alte Oelfarbe und
Theer das beste Mittel das Bestreichen der Flecke mit Olivenöl oder Butter ist. Man
läßt die Stoffe liegen, bis die Farbe erweicht ist, und beseitigt die Farbe und das
ausgestrichene Fett dann gleichzeitig zuerst mit Terpenthinöl, zuletzt mit Benzin.
(Reimann's Färberzeitung, 1873 Nr. 22.)