| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 209, Jahrgang 1873, Nr. , S. 394 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Wiener Welt-Ausstellung 1873.
                              									Erklärung.
                           Durch die Zeitungen und durch spätere Mittheilungen mehrerer Herren Aussteller bin
                              									ich in die Kenntniß gelangt, daß Hr. Friedrich Vincenz Edler von Dewald, „Director des Wiener Kunstinstitutes: Atelier für
                                 										Aquarellen, Porträt-Malerei, Kalligraphie und zeichnende
                                 										Künste“ in den Kreisen der Aussteller Beiträge sammelt,
                              										„für eine mir als Ehrengeschenk zugedachte im großartigsten Style und
                                 										hervorragenden künstlerischen Weise in Aquarell ausgeführte
                                 										Anerkennungsadresse“, die in eine „mit orientalischer
                                 										Pracht ausgestattete Enveloppe gelegt werden soll und wozu vorläufig zwanzig
                                 										tausend Gulden österr. Währ. projectirt seyen.“
                              								
                           Ich erkläre hiermit, daß ich diese Adresse nicht annehmen
                                 										werde, und bitte demzufolge die geehrten Herren Aussteller, welche an der
                              									in Rede stehenden Sammlung von Geldbeträgen und Unterschriften sich betheiligt
                              									haben, dieselben zurückziehen und für ihre mir bei diesem Anlasse bethätigte
                              									freundliche Gesinnung den Ausdruck meines wärmsten Dankes entgegennehmen zu
                              									wollen.
                           Wien, am 13. September 1873.
                           W. F. v. Schwarz-Senborn.
                           
                        
                           Ueber dynamo-elektrische Maschinen; von Dr. W. Siemens.
                           In einem im Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen gehaltenen Vortrage
                              									sprach Dr. W. Siemens über
                              									die wichtigen Verwendungen, welche die Elektricität auch in anderen Industriezweigen
                              									als in der elektrischen Telegraphie, dem elektrischen Signalwesen und der
                              									Galvanoplastik theils schon finde, theils aller Wahrscheinlichkeit nach künftig in
                              									noch kaum zu übersehendem Maaße zu finden berufen sey. Schon vor langer Zeit haben
                              									zwar Wagner, Jacobi und Andere versucht, den durch
                              									galvanische Batterien erzeugten galvanischen Strom anstatt des Dampfes als
                              									Triebkraft zu benutzen. Diese Versuche aber mußten scheitern, theils weil das
                              										„elektrische Brennmaterial“, das Zink, zu theuer im
                              									Vergleich zur Kohle ist, und theils weil der Nutzeffect desselben sich in schneller
                              									Progression mit der von ihm geleisteten Arbeit so mindert, daß die
                              									elektromagnetischen Arbeitsmaschinen einen mit ihrer Größe abnehmenden Nutzeffect
                              									des zur Erzeugung der elektrischen Ströme verbrauchten Zinkes ergeben. Dazu kommt
                              									noch die Schwierigkeit, Kostspieligkeit und Unbequemlichkeit der Beschaffung und
                              									Instandhaltung der erforderlichen galvanischen Batterien, welche die Techniker,
                              									vielleicht mehr als billig, zurückschreckten, und den hauptsächlichen Grund
                              									bildeten, warum sich die Elektricität als Hülfskraft in andere Industriezweige so
                              									schwer einbürgert. Man hat zwar schon seit langer Zeit und in vielen Fällen mit
                              									bestem Erfolge versucht, die Ströme galvanischer Batterien durch Inductionsströme zu
                              									ersetzen, welche in den Umwindungsdrähten von Elektromagneten durch die Einwirkung
                              									kräftiger Stahlmagnete, an denen dieselben vorbeigeführt werden, entstehen; doch
                              									haben diese „magnet-elektrischen“ Maschinen, wenn
                              									kräftige Wirkungen erzielt werden sollen, zu große Dimensionen, und die Stahlmagnete
                              									verlieren bald ihre Kraft. Siemens hat nun bereits vor
                              									mehreren Jahren eine sogenannte „dynamo-elektrische“
                              									Maschine erfunden, welche sich von den magnet-elektrischen Maschinen
                              									wesentlich dadurch unterscheidet, daß die Stahlmagnete ganz beseitigt und durch
                              									einen Elektromagnet ersetzt sind. Da das weiche Eisen dieses Elektromagnetes stets
                              									eine geringe Menge Magnetismus zurückbehält, so vertritt es bei Beginn der
                              									Thätigkeit der Maschine die Stelle eines schwachen Stahlmagnetes, erzeugt also
                              									schwache Ströme in den Windungen des zweiten Stromerzeugungs-Elektromagneten.
                              									Diese Ströme durchlaufen in gleicher Richtung die Windungen des ersten Magneten und
                              									vergrößern seinen Magnetismus. Der stärkere Magnetismus erzeugt wieder stärkere
                              									Ströme, diese wieder stärkeren Magnetismus und so fort bis zum Maximum der
                              									Magnetisirung des Eisens.
                           
                           Es wird bei diesen Maschinen also die bewegende Arbeitskraft direct, d.h. ohne
                              									Vermittelung von permanenten Magneten, in elektrischen Strom umgewandelt. Da der
                              									Elektromagnetismus sehr viel stärker ist als der Stahlmagnetismus, so können sehr
                              									kleine dynamo-elektrische Maschinen sehr starke Ströme erzeugen. Außerdem
                              									kann man die Maschinen in beliebig großen Dimensionen bauen, was bei
                              									magnetelektrischen Maschinen, der gegenseitigen Schwächung der Stahlmagnete wegen,
                              									nicht thunlich ist. Die dynamo-elektrischen Maschinen bieten der Industrie
                              									daher jetzt das Mittel, Ströme jeder Stärke durch
                              									Arbeitskraft zu erzeugen, also die durch Verbrennung von Kohle erzeugte Wärme in
                              									elektrischen Strom zu verwandeln. In sehr einfacher Weise lassen sich auch
                              									magnetische Kuppelungen mit wechselnder Bewegungsrichtung, wie sie für Drehbänke,
                              									Hobelbänke, Walzwerke u.s.w. vielfach in der Mechanik gebraucht werden, herstellen.
                              									Diese Kuppelung beruht darauf, daß ein Elektromagnet einen anliegenden Eisenanker
                              									mit sehr großer Kraft festhält, also an sich drückt, während er ihn aus ganz
                              									geringer Entfernung nur mit sehr geringer Kraft an sich heranzuziehen vermag. Dem
                              									Drucke entsprechend ist die Reibung, mit welcher die Kuppelung ohne alle mechanische
                              									Hülfsmittel ausgeführt wird. Daß diese Reibung auch zur Uebertragung großer
                              									Arbeitskräfte ausreichend groß seyn kann, zeigen die Locomotiven, bei denen die
                              									Reibung zwischen Radkranz und Schiene ebenfalls die alleinige Kuppelung bildet. Siemens machte ferner auf die Benutzung größerer
                              									dynamo-elektrischen Maschinen zu anderen Zwecken aufmerksam. So geben die in
                              									seiner Fabrik gebauten dynamo-elektrischen Leuchtmaschinen, obgleich sie nur
                              									einen Raum von wenig Kubikfußen einnehmen, ein elektrisches Licht von 3000
                              									Normalkerzen Lichtstärke, während die stärksten bisher construirten
                              									magnet-elektrischen Maschinen der Alliance-Compagnie in Paris, trotz
                              									ihrer kolossalen Große, nur bis 500, und das elektrische Licht starker galvanischer
                              									Batterien nur etwa 300 Lichtstärken geben. Dieselben Maschinen lassen sich auch so
                              									construiren, daß sie mächtige Ströme geringer Spannung, wie sie für elektro
                              									chemische Zersetzungen geeignet sind, hervorbringen. Diese mit geringen Kosten in
                              									fast unbegrenzter Stärke hervorzubringenden elektrischen Ströme führen auch der
                              									Metallurgie ein neues wichtiges Hülfsmittel zu. Namentlich glaubt Siemens, daß die galvanische Ausscheidung der Metalle aus
                              									dem geschmolzenen Erze künftig eine wichtige Rolle in der Metallurgie zu spielen
                              									berufen sey. Schließlich macht er darauf aufmerksam, daß die Arbeitskraft, welche
                              									dynamo-elektrische Maschinen erfordern, theoretisch von der wirklichen
                              									Leistung derselben abhängig sey, daß also das anfangs erwähnte hauptsächliche
                              									Hinderniß der Construction ökonomischer Arbeitsmaschinen ganz oder doch
                              									größtentheils fortfalle, wenn man durch dynamoelektrische Maschinen erzeugte Ströme
                              									zum Betriebe von elektrischen Arbeitsmaschinen verwendet. Es sey daher denkbar, daß
                              									man in späteren Zeiten den durch gewaltige dynamo-elektrische Maschinen
                              									erzeugten Strom wie gegenwärtig Gas und Wasser den Häusern zuführen und hier
                              									beliebig zur Licht-, Wärme- und Krafterzeugung verwenden würde.
                           
                        
                           Feuersignalgeber von Siemens und
                              										Halske in Berlin.
                           Für das Musterlager der königl. württembergischen
                              									Centralstelle für Gewerbe und Handel ist ein sogen. Feuersignalgeber von Siemens und Halske in Berlin
                              									angekauft worden, welcher dazu dient, daß bei einer Feuertelegraphen-Anlage
                              									von jeder Station aus nach der Centralstation auch von Solchen Signale gegeben
                              									werden können, welche des Zeichengebens durch den Telegraphen nicht kundig sind. Der
                              									Signalgeber kann angewendet werden, wenn auf der Centralstation ein Morse'scher (gewöhnlicher) Schreibapparat sich befindet,
                              									in welchem Fall mehrere solcher Signalgeber in den Leitungskreis eingeschaltet
                              									werden können; derselbe hat im Wesentlichen nachstehende Einrichtung. Im Ruhezustand
                              									geht der von der Centralstation ausgehende Strom durch den Signalgeber; will man nun
                              									von einer gewissen Station aus ein Feuersignal abgeben, so zieht der Wächter einfach
                              									an einem Glockenzug, wodurch das im Inneren des Signalgebers befindliche Laufwerk
                              									und damit ein Contactrad in Bewegung gesetzt wird, welches mit gewissen Einschnitten
                              									versehen ist. Gegen das Contactrad drückt eine Contactfeder, welche bei Berührung
                              									den Strom überträgt, während der Dauer der Einschnitte im Rad aber denselben
                              									unterbricht; mittelst Anwendung eines Relais auf der Centralstation äußern sich die
                              									unterbrochenen Stromleitungen auf dem Schreibapparat in der Weise, daß Punkte oder
                              									Striche je nach der Breite der Berührungsstellen am Contactrad entstehen. Sind die
                              									Stationen mit verschiedenen Contacträdern versehen, so kann auf der Centralstation
                              									sofort diejenige Station erkannt werden, von welcher aus das Signal gegeben worden
                              									ist. – Hierbei ist zugleich die Einrichtung getroffen, daß durch eine am
                              									Apparat angebrachte Nadel eines Galvanoskopes von der Centralstation ein
                              									Verstanden-Zeichen gegeben werden kann, indem die Ablenkung der Nadel nach
                              									rechts oder links einen Punkt oder einen Strich bedeutet, wodurch der Signalgeber
                              									auf der betreffenden Station auf eine einfache für ihn leicht verständliche Welse in
                              									Kenntniß gesetzt wird, ob das Signal richtig verstanden wurde; übrigens ist zu
                              									diesem Zweck auch ein Taster angebracht für Solche, welche diesen handhaben können.
                              									Das Laufwerk muß nach mehrmaligem Gebrauch wie ein Uhrwerk aufgezogen werden.
                           Der Hauptzweck des Signalgebers ist die Möglichkeit einer schnellen und sicher
                              									verständlichen Meldung einer Feuersgefahr durch Personen, welche des Telegraphirens
                              									unkundig sind, wie dieß für feuergefährliche Plätze, wie Lagerräume, Theater etc.
                              									von großem Werth werden kann. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1873, Nr. 37.)
                           
                        
                           Sogenannte plastische Kohle zu Filtern; von Prof. V. Kletzinsky.
                           Zwei Mischungen bewähren sich in praktischer Beziehung am besten. Die eine dieser
                              									Mischungen besteht aus 60 Theilen Kohks, 20 Theilen Spodium (Thierkohle), 10 Theilen
                              									Holzkohle und 10 Theilen Pfeifenthon; die andere dieser Mischungen besteht aus 10
                              									Theilen Kohks, 30 Theilen Spodium, 20 Theilen Holzkohle und 40 Th. Asbest
                              									kurzfaseriger Gattung. Die einzelnen Ingredienzen werden, mit Ausnahme des Asbestes,
                              									fein gepulvert und gesiebt, trocken im richtigen Verhältnisse innig gemischt und
                              									hierauf mit Melasse (Syrup) soweit verbreitet, daß ein plastischer Teig geknetet
                              									werden kann, wozu man ungefähr an Gewicht so viel Melasse braucht, als das Gewicht
                              									des trockenen Pulvers beträgt. Der gut durchknetete Teig wird in Scheiben oder
                              									Cylinder geformt, einige Zeit bei mäßiger Wärme austrocknen gelassen und dann ohne
                              									Luftzutritt in der vorsichtig geheizten Muffel gebrannt. Nach langsam erfolgter
                              									Abkühlung werden die gebrannten Massen in stark verdünnte Salzsäure gelegt, um alle
                              									löslichen Aschensalze auszuziehen und das Schwefeleisen zu zersetzen. Hierauf werden
                              									sie in fließendem Wasser vollständig ausgewaschen, getrocknet und noch einmal in gut
                              									geschlossener Muffel bis zur dunklen Rothgluth erhitzt. Die solchergestalt fertige
                              									Masse wird nun mechanisch vollendet, indem man ihr auf der Drehbank die gewünschte
                              									Form gibt und daraus die Schalen, Becken, Trichter u.s.w. formt.
                           Sollen geschlossene Hohlräume von dieser Kohle gebildet werden, so kittet man die
                              									zwei erforderlichen Schalenhälften auf folgende Weise: Die abgefallenen Drehspäne
                              									der gewaschenen Masse werden mit reinem Syrup dünn verbreitet und verrieben, den man
                              									sich durch Zerlassen von Raffinadezucker in seinem halben Gewichte Wasser erzeugt;
                              									mit diesem Breie werden die Ränder der aufeinander zu passenden Hälften bestrichen,
                              									alle Fugen damit gut verstrichen und das solchergestalt gekittete Hohlfilter nach
                              									dem Uebertrocknen in geschlossener Muffel bei schwacher Glühhitze gebrannt. Der
                              									schmelzende Zuckerkohk gibt die frittende Substanz ab. Kohks, Thon und Asbest
                              									bedingen die relative Festigkeit und bilden das Gerüste des Filters. Die Holzkohle
                              									bindet vorzüglich übelriechende Gase und Fuselöle, die Stickstoffkohle des Spodiums
                              									übelschmeckende Extractivstoffe und Farbstoffe. Glasröhren, Thon- und
                              									Porzellanröhren und, wenn zulässig, Metallröhren aus Antimonzinn und Antimonblei
                              									lassen sich in die angebohrte Kohlenfiltermasse mittelst plastischen Schwefels, oder
                              									mittelst guter Cemente (Kreide, Thon und Wasserglas) dicht und haltbar
                              									einkitten.
                           
                        
                           Ohne Bildung von Rauch verbrennendes Heizmaterial
                              									(Pyrolith).
                           Das mit dem Namen „Pyrolith“ bezeichnete Heizmaterial, auf
                              									dessen Anfertigung T. D. Eagles in London (für B. Bergehausen, J. Phillips und
                              									L. Kiesling
                              									in Cöln) am 27. April
                              									1872 in England ein Patent erhielt, besteht aus einem Gemenge von Holz- oder
                              									Steinkohlenpulver und einem in der Hitze Sauerstoff abgebenden Körper, wie Salpeter,
                              									Kaliumchlorat und dergl. Das Gemenge wird mittelst eines Bindestoffes, wie Gummi,
                              									Stärke oder Wasserglas, zu Kuchen oder Ziegeln geformt, gepreßt und in der Wärme
                              									getrocknet. Dieses Feuerungsmaterial brennt, ohne Rauch zu erzeugen, und bedarf nach
                              									dem Anzünden keiner weiteren Aufmerksamkeit. Es eignet sich somit besonders gut zum
                              									Heizen von Eisenbahn-Waggons.
                           Die Specification detaillirt schließlich verschiedene, für die Consumtion obiger
                              									Ziegel geeignete Heizvorrichtungen. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              									1873 S. 773.)
                           
                        
                           Prof. Zängerle's patentirte
                              									Hydro-Petrol-Lampe (Wasseraufgußlampe),
                           welche im vorhergehenden Heft S. 260 nach beigegebener
                              									Abbildung beschrieben wurde, wird in drei Größen hergestellt und kann durch E. Lacher in München, (Kaufingerstraße Nr. 5) zu folgenden
                              									Preisen bezogen werden:
                           
                              
                                 
                                 Nr. 1.
                                 Nr. 2.
                                 Nr. 3.
                                 
                              
                                 
                                 7''' Flachbrenner.
                                 10''' Flachbrenner.
                                 10''' Rundbrenner.
                                 14''' Rundbrenner.
                                 
                              
                                 Lampe
                                 2.–
                                 2.5
                                 2.10
                                     2.18 Thlr.
                                 
                              
                                 Lampe mit Milchglasschirm
                                   2.10
                                   2.15
                                 2.21
                                 3.9    „
                                 
                              
                                 Lampe mit Kugel
                                   2.12
                                   2.27
                                 2.21
                                 3.6    „
                                 
                              
                                 Hänggestelle mit Blechschirm dazu
                                   – 28
                                 1.4.
                                 1.11   „
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber Glasthränen; von V. de
                                 									Luynes.
                           Man nimmt gewöhnlich an, daß das Zerfallen der Glasthränen nach dem Abbrechen des
                              									Schweifes eine Folge der Spannung ist, die durch die inneren Theile derselben auf
                              									die äußere Hülle ausgeübt wird. Die rasch zum Erstarren gebrachte äußere Schicht
                              									schließt noch ausgedehnte heiße Glastheile ein, welche, wenn sie sich frei abkühlen
                              									könnten, nach der gewöhnlichen Annahme ein geringeres Volumen einnehmen würden, als
                              									sie in der That erlangen. Dadurch wird ein Zug auf die äußere Schicht ausgeübt, und
                              									sobald dieselbe an einer Stelle verletzt wird, muß dieser Annahme zufolge der Bruch
                              									erfolgen. Des Verfassers Untersuchungen haben gezeigt, daß dem nicht so ist. Wenn
                              									man eine Glasthräne mittelst eines Fadens so über in einer Platinschale enthaltener
                              									Fluorwasserstoffsäure aufhängt, daß der Schweif eintaucht, so kann man letzteren
                              									ganz auflösen, ohne daß die Glasthräne zerstört wird. Sobald aber die Säure den
                              									dickeren Theil der Glasthräne berührt, wird das Gleichgewicht immer gestört und der
                              									Körper zerfällt in Stücke. Taucht man andererseits die Glasthräne mit dem dicken
                              									Ende in die Säure, so daß der Schweif ganz außerhalb derselben bleibt, so läßt sich
                              									der ganz eingetauchte Theil auflösen, während der Schweif intact bleibt. Läßt man
                              									bei verschiedenen Glasthränen die Einwirkung der Säure verschieden lange dauern, so
                              									zeigt sich, daß der Rest, der noch am Schweife hängen bleibt, nicht mehr die
                              									ursprünglichen Eigenschaften der Glasthräne zeigt. Er zerfällt nicht mehr, wenn man
                              									den Schweif abbricht und hieraus geht hervor, daß die innere Masse des Glases bei
                              									dem in gewöhnlicher Weise bewirkten Zerbrechen ohne Wirkung ist. Diese Versuche
                              									zeigen, daß die Ursache der Stabilität der Glasthräne an der Stelle zu suchen ist,
                              									wo der dicke Körper in den Hals übergeht. Bleibt dieser Theil unverletzt, so bewahrt
                              									auch die Glasthräne ihren Zusammenhang. (Aus den Comptes
                                 										rendus, durch chemisches Centralblatt, 1873 S. 210.)
                           
                        
                           
                           Die Central-Zuckerfabrik in Cambrai.
                           In Frankreich beginnt das System der unterirdischen Saftleitungen sich immer mehr
                              									Bahn zu brechen, und das „Journal de fabricants de
                                    											sucre“ hat vor Kurzem einen Bericht über eine nach diesem
                              									System erbaute Centralfabrik in Cambrai veröffentlicht, der Zeugniß geben soll von
                              									der Großartigkeit einer solchen Einrichtung.
                           Der Saft wird aus 14 Reibereien, die in einer Entfernung von 7 bis 32 Kilomet. von
                              									der Fabrik liegen, derselben durch eine Saftleitung von 100 Kilomet. Länge und 90
                              									bis 250 Millimet. Durchmesser zugeführt. Demnächst soll die Anzahl der Reibereien
                              									auf 25 erhöht, und es sollen dann im Ganzen 250 Millionen Kilogrm. Rüben verarbeitet
                              									werden. Der zuströmende Saft gelangt zunächst unter eine große Glocke, welche
                              									wiederum mit einer Saftreserve von 5000 Hektolit. Inhalt in Verbindung steht. Aus
                              									der Glocke fließt der Saft in den Saftvorwärmer (mit 400 Quadratmet. Heizfläche) und
                              									von da in die Saturationsgefäße, deren im Ganzen sechs, nämlich vier für die erste
                              									und zwei für die zweite Saturation, vorhanden sind. Die Kohlensäure wird durch acht
                              									Schlangen in die 500 Hektolit. fassenden Saturateure getrieben. Von der zweiten
                              									Saturation fließt der durch Absetzenlassen geklärte Saft vorerst in ein Vorfilter
                              									und sodann in die geschlossenen transportablen Kohlenfilter (8 an der Zahl) von 1
                              									bis 8 Met. Durchmesser und 2 bis 5 Met. Höhe. Der Verdampfapparat besteht aus drei
                              									Körpern von 4,5, 5 und 5,6 Met. Durchmesser. Das Vacuum hat 5,5 Met. im Durchmesser
                              									und eine Höhe von 4 Met. Die Sude beziffern sich auf 6 bis 700 Hektolit.; die
                              									Füllmasse fließt zuerst in zwei Behälter und von da in 16 Centrifugen. Diese Zahlen
                              									liefern wohl einen Beweis von der Großartigkeit der von S. Linard, Erfinder der Reibereien, erbauten Centralfabrik in Cambrai.
                              									(Zeitschrift für Zuckerindustrie, 1873 S. 202)
                           
                        
                           Ueber die Nachweisung von Dextrin im arabischen Gummi; von Dr. H. Hager.
                           Gummi arabicum in sogenannter fein gesiebter Waare
                              									scheint mit Dextrin stark untermischt im Handel vorzukommen. Die Dextrinkörner sind
                              									den Gummikörnern so ähnlich, daß ihre Unterscheidung in dem Gemisch selbst dem
                              									geübtesten Auge schwer fällt. Ein solches, dem Verf. vorgekommenes Gummi war von
                              									ziemlich weißer Farbe und gab mit Wasser eine kaum gefärbte Lösung, welche aber auf
                              									kalische Kupferlösung schon bei 80° C. stark reducirend wirkte und sich durch
                              									dieses Verhalten verdächtig machte. Es war nun zu entscheiden, ob Dextrin und Gummi
                              									in einer Masse vereinigt, oder ob beide Substanzen in kleinen Stückchen, welche die
                              									Größe einer halben Linse hatten, einfach durch einander gemischt seyen. Eine
                              									vergleichende Prüfung mit der Loupe ließ das Letztere vermuthen, was sich auch durch
                              									folgende Probe bestätigte. Der Verf. gab in eine Glasschale mit ebenem Boden und
                              									senkrechter Seitenwand 20 Stückchen des Gummis, übergoß sie mit einer Mischung von
                              									gleichen Volumen der officinellen Eisenchloridlösung (von 1,480 bis 1,484 spec.
                              									Gewicht) und destillirtem Wasser, so daß sie gerade davon bedeckt waren, benetzte
                              									sie schnell durch Umrühren und stellte sie bei Seite. Nach Verlauf einer halben bis
                              									ganzen Minute fand er, wenn er die Flüssigkeit durch schnelle Neigung des Gefäßes in
                              									Bewegung setzte, die Stückchen des wirklichen Gummi
                                 										arabicum fest an dem Boden der Schale angekittet, die Dextrinstückchen
                              									dagegen nicht. Ein Gegenversuch mit einer absichtlich hergestellten Mischung von
                              									Gummi- und Dextrinstückchen ergab dasselbe Resultat. Wenn man die Probe
                              									länger als eine Minute stehen läßt, so haftet auch wohl das eine oder andere
                              									Stückchen des Dextrins an seiner Unterlage. Die Eisenchloridlösung muß in dem Maaße
                              									verdünnt seyn, daß einerseits die Gummistückchen darin untersinken, andererseits die
                              									Flüssigkeit sich gegen Gummi und Dextrin in Bezug auf ihre lösende Wirkung schwierig
                              									erweist. (Pharmaceutische Centralhalle, 1873 Nr. 24.)
                           
                        
                           
                           Ueber den Alkoholgehalt des Brodes; von Thomas Bolas.
                           Bei der Bereitung des Brodes läßt man bekanntlich zum Zweck der Auflockerung des
                              									Teiges eine Gährung stattfinden, wobei der in dem Teige enthaltene oder vielleicht
                              									auch durch die Einwirkung des Fermentes auf die Stärke sich bildende Zucker in
                              									Alkohol und Kohlensäure zerfällt. Man nimmt gewöhnlich an, daß der so entstandene
                              									Alkohol beim Backen des Brodes gänzlich verflüchtigt wird. Dieß ist aber nach Bolas nicht der Fall; indem man 2 Unzen gewöhnliches Brod
                              									mit Wasser destillirt und das Destillat rectificirt, kann man leicht eine Quantität
                              									Alkohol bekommen, welche zur Nachweisung desselben völlig hinreichend ist.
                           Bolas hat den Alkohol im Brode auch quantitativ bestimmt.
                              									Zu diesem Zweck destillirte er ca. 1 Pfd. (1/2 Kil.) des
                              									Brodes mit Wasser (zur Verringerung des Schäumens hatte er der Mischung ein wenig
                              									Oel zugesetzt), rectificirte das Destillat so oft als nöthig, und bestimmte die
                              									Menge des Alkohols dann auf die gewöhnliche Art. In sechs Proben (I bis VI) von ganz
                              									neubackenem Brod aus verschiedenen Bäckerläden Londons fand er auf diese Weise
                              									folgende Alkoholgehalte:
                           
                              
                                 I.
                                 
                                 0,245 Proc.
                                 
                              
                                 II.
                                 
                                 0,221   „
                                 
                              
                                 III.
                                 
                                 0,401   „
                                 
                              
                                 IV.
                                 
                                 0,368   „
                                 
                              
                                 V.
                                 
                                 0,249   „
                                 
                              
                                 VI.
                                 
                                 0,399   „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Mittel
                                 0,314 Proc.
                                 
                              
                           Die Brodproben wurden bei diesen Bestimmungen so frisch als möglich, d.h. sehr bald
                              									nach dem Backen verwendet. Um zu erfahren, wie diel Alkohol das Brod bei der
                              									Aufbewahrung verliert, hat Bolas Theile der Brode III und
                              									VI eine Woche lang in einem mäßig warmen Raume an der Luft liegen lassen und dann
                              									die Alkoholbestimmung damit wiederholt. Es ergab sich daß die genannten beiden
                              									Brodproben nun nur noch beziehentlich 0,132 und 0,120 Proc. Alkohol enthielten; es
                              									hatten sich also ungefähr zwei Drittel des Alkohols, welcher in dem frischen Brode
                              									enthalten war, verflüchtigt.
                           Als Bolas nicht gegohrenes, sondern durch Einmischen von
                              									in Wasser gebundener Kohlensäure in den Teig locker erhaltenes Brod (aërated bread) ebenso untersuchte, erhielt er,
                              									wie zu erwarten war, keine Spur von Alkohol.
                           Bolas bemerkt, der Alkoholgehalt des Brodes sey
                              									wahrscheinlich zu klein, um in diätischer Beziehung irgend wichtig zu seyn; es
                              									verdiene aber wohl angeführt zu werden, daß in 40 zweipfündigen Broden ungefähr eben
                              									so viel Alkohol enthalten sey, wie in einer Flasche Portwein. (Chemical News, vol. XXXVII p. 271.)
                           
                        
                           Anwendung des schwefligsauren Natrons zum Einquellen des
                              									Mais- und Getreidemehles in der Brennerei.
                           Die Erfahrung hat zur Genüge erwiesen, daß die Branntweinmaischen, wenn man sie mit
                              									wässeriger schwefliger Säure behandelt, bedeutend höhere Spirituserträge geben. Man
                              									glaubte damit einen großen Fortschritt in der Spiritusfabrication gemacht zu haben;
                              									leider zeigte es sich aber, daß dieses Verfahren auch seine Schattenseiten hat. Der
                              									dabei erzeugte Spiritus nimmt nämlich einen fremdartigen, widerlichen Geschmack an,
                              									so daß er nur zu technischen Zwecken verwendbar ist, also viel unter dem Preise
                              									abgegeben werden muß, und deßhalb die höheren Spirituserträge die gedrückten
                              									Spirituspreise nicht mehr ausgleichen.
                           Nach vielem Suchen hat man nun in dem schwefligsauren Natron einen anderen und in dem
                              									zweifach-schwefligsauren Natron einen noch besseren Stoff gefunden, welcher
                              									in noch höherem Maaße die Auflösung der Cellulose bewirkt (?), dabei aber einen rein
                              									schmeckenden Spiritus gibt.
                           
                           Schwefligsaures Natron, auch Antichlor genannt, wird erzeugt, indem man in eine
                              									Auflösung von kohlensaurem Natron schwefligsaures Gas leitet und einen etwaigen
                              									Ueberschuß an Säure durch Zugabe von kohlensaurem Natron bindet. Das
                              									zweifachschwefligsaure Natron erhält man, wenn man in die Auflösung von kohlensaurem
                              									Natron schwefligsaures Gas im Ueberschuß leitet.
                           Die Erzeugung des schwefligsauren Natrons kann in den Brennereien selbst geschehen,
                              									indem man ebenso verfährt, wie bei der Darstellung der wässerigen schwefligen Säure,
                              									aber zum Absorbiren des durch Verbrennen von Schwefel gebildeten schwefligsauren
                              									Gases mit (kohlensaurem) Natron versetztes Wasser benutzt. Es genügt 1/2 Kilogrm.
                              									Natron (calcinirte Soda?) auf einen österreichischen Eimer (50 Quart). Diese Lange
                              									wird durch den Hatschek'schen GasapparatDieser Apparat ist im Jahrg. 1868 des polytechn. Journals Bd. CLXXXVIII S.
                                    											246 beschrieben. gelassen. Aus der Natronlösung, welche das schwefligsaure Gas aufnimmt,
                              									entweicht die Kohlensäure. In diesem schwefligsauren Natronwasser werden das
                              									Maismehl und die anderen Getreidemehlarten eingequellt, ganz so wie früher in
                              									geschwefeltem Wasser.
                           Da das Natron mit dem schwefligsauren Gas eine chemische Verbindung eingegangen ist,
                              									so trennt sich die schweflige Säure durch die verschiedenen Manipulationen beim
                              									Brennereibetriebe nicht von dem Natron, und deßhalb nimmt der Spiritus auch keinen
                              									fremden Geschmack an. Die Schlempe wird durch dieses Salz nicht verdorben, da es
                              									höchstens etwas abführend wirkt. (Illustrirte landwirthschafliche Zeitung.)
                           
                        
                           Milchtafeln.
                           In New-York hat Blachtfort eine Fabrik zur
                              									Verdichtung von Milch angelegt, in welcher folgendes Verfahren befolgt wird: 112
                              									Pfunden Milch werden 28 Pfd. weißer Zucker und etwa 1 Theelöffel voll
                              									doppelt-kohlensaures Natron beigemischt. Man gießt die gesüßte Milch in
                              									emaillirte Pfannen und dampft im Wasserbade ein. In ungefähr drei Stunden geht die
                              									Milch in einen breiartigen Zustand über, und durch beständiges Rühren und Wärmen
                              									wird sie darauf in ein Pulver von Rahmfarbe verwandelt. Dann setzt man sie zur
                              									Abkühlung der Luft aus, wiegt sie in Pfunde ab und bringt sie vermittelst einer
                              									Presse in die Form von Tafeln, die so groß wie ein kleiner Ziegel sind. Diese Tafeln
                              									werden, mit Stanniol überzogen, in den Handel gebracht.
                              									(Industrie-Blätter.)
                           
                        
                           Neue Darstellungsweise von Anilinroth.
                           Bei der Darstellung von Anilinroth will E. C. Nicholson
                              									(nach einem englischen Patente) die Arsensäure durch ein Gemisch von Salpetersäure
                              									und Salzsäure unter Anwendung von Anilin im Ueberschuß und einer andauernden Wärme
                              									von circa 180 bis 200° Cels. ersetzen. Auf 3
                              									Theile käufliches Anilin wird 1 Theil Salpetersäure von circa 1,42 spec. Gewicht und 1 Theil Salzsäure von circa 1,16 spec. Gewicht genommen. (Deutsche Industriezeitung, 1873 S.
                              									199.)