Titel: Notizen aus der Wiener Weltausstellung 1873; mitgetheilt vom Docenten Johann Zeman.
Fundstelle: Band 210, Jahrgang 1873, Nr. LIV., S. 321
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LIV. Notizen aus der Wiener Weltausstellung 1873; mitgetheilt vom Docenten Johann Zeman. Mit Abbildungen auf Tab. V. (Fortsetzung und Schluß von S. 252 des vorhergehenden Heftes.) Zeman, Notizen aus der Wiener Weltausstellung. 62 und 63. Färbemaschine mit cylindrischem Streichtisch und verbesserte Aufhänge- und Aufrollmaschine für Buntpapiere und Tapeten, von Ferdinand Flinsch in Offenbach a/M. (Figur 1 bis 5.) In dem letzten Jahrzehnte hat, wie mancher andere Industriezweig, auch die Fabrication der Buntpapiere und Tapeten durch Einführung von Maschinen eine hohe Entwickelung erlangt, so daß die Herstellungskosten dieser Artikel außerordentlich sich ermäßigten und die Anwendung der Tapeten zum Beispiel heut zu Tage kaum mehr ein Luxus genannt werden kann. Schon zur Zeit der letzten Pariser Weltausstellung besaßen die in Buntpapier- und Tapetenfabriken verwendeten Maschinen einen ziemlichen Grad der Vollkommenheit; nichts desto weniger haben deutsche Constructeure, welche sich speciell für diese Branche eingerichtet hatten, manches Beachtenswerthe und Neue zur Wiener Weltausstellung eingesendet. So hat unter verschiedenen anderen Maschinen für Tabak-, Hut-, Buntpapierfabriken und Druckereien die Firma Ferd. Flinsch, vormals J. de Bary's Nachfolger in Offenbach a. M., eine verbesserte Färbemaschine (Grundir- oder Fonçirmaschine) ausgestellt, auf welche ich heute näher einzugehen beabsichtige. Eine solche Maschine ist bekanntlich dazu bestimmt, endloses Papier in selbstthätiger Weise mit einer Farbe gleichförmig zu bedecken. Die bisher angewendeten Grundir- oder Färbemaschinen haben einen geraden Auflegetisch (Streichtisch), über welchen das Rollenpapier mittelst eines stetig bewegten endlosen Tuches hinweggeführt, während die auf die obere Papierfläche aufgetragene Farbe durch feste Bürsten vertheilt und durch rotirende kreisförmige Bürsten (sogenannte Tellerbürsten) möglichst gleichförmig verstrichen wird. Die Skizze in Figur 5 möge eine Disposition dieses Maschinensystemes veranschaulichen. Das Papier von der Rolle a geht im Sinne der Pfeile über Leitwalzen und über das horizontal ausgespannte Farbtuch b dem geraden Streichtisch c entlang und von da weiter zur Trocknung. Die Farbe erhält das Papier durch ein endloses Filztuch d, welches bis zum Farbkasten herabreicht, und das Vertreiben der aufgetragenen Farbe geschieht durch die rotirenden tellerförmigen Bürsten e, e über dem Auflegetisch. Das grundirte oder gefärbte Papier wird behufs Trocknung auf Stöcken und Traglatten durch reine Handarbeit mit Hülfe von Krücken aufgehängt oder es geschieht dieß in mehr oder weniger automatischer Weise durch eine eigene Aufhängemaschine, welche zuletzt noch das getrocknete Papier wieder aufrollt. Nebenbei sey bemerkt, daß statt der Lufttrocknung in manchen Fällen auch die Trocknung auf cylindrischen, an die Färbemaschine sich unmittelbar anschließenden, dampfgeheizten Trommeln üblich ist. Nach der Beschreibung der Grundirmaschine werde ich einige Worte über die von Ferd. Flinsch zweckmäßig verbesserte Aufhänge- und Aufrollmaschine anfügen. Was also die Färbemaschine zunächst betrifft, so kommt dem seither benutzten Systeme der Nachtheil zu, daß es mit beständig in Bewegung befindlichen Farbetüchern arbeiten muß, welche öftere Regulirung erfordern, damit sie nicht schräg laufen. Außerdem liegt bei diesen Maschinen das Papier auf einer geraden Streichplatte, auf welcher sich das Papier nicht so vollkommen glatt ausbreitet wie z.B. über eine cylindrische Auflegefläche. Diese Erkenntniß führte zum Ersatz der geraden Streichplatte durch eine cylindrische Trommel, deren Mantelfläche nicht allein als Unterlage beim Vertreiben der Farbe, sondern auch, durch Drehung der Trommel, zur unmittelbaren Bewegung des Papieres ohne Zuhülfenahme eines endlosen Farbtuches benutzt wird. In Folge dessen erhielt auch der Mechanismus zur gleichmäßigen Vertheilung und sorgfältigen Ausgleichung der aufgetragenen Farbe eine wesentlich veränderte Disposition, welche am leichtesten mit Zuhülfenahme der betreffenden Abbildungen erklärt werden kann. Figur 1 stellt einen Querschnitt durch die Grundirmaschine dar und im Anschluß an dieselbe den später zu besprechenden Aufhänge- und Aufrollapparat. Die Figur 2 gibt den Grundriß des Mechanismus für die Verstreichbürsten e, e und Figur 3 den zugehörigen Längsschnitt. Das endlose Papier geht von der Rolle a über eine Leitwalze zur Farbzuführwalze b und hierauf über einen Theil des Umfanges der gußeisernen Trommel A, bei deren Drehung das Papier mit gleichförmiger Geschwindigkeit in der Richtung der Pfeile bewegt und die durch die Filzwalze b aufgetragene Farbe vermittelst fester, aber stellbarer Bürsten c, c vertheilt und vermittelst der kreisenden Langbürsten e, e verstrichen wird. Die Verstreichbürsten e, e sind mittelst Stellschrauben an einem rechteckigen Rahmen i, i befestigt, welcher an beiden Seiten durch die Kurbelscheiben f, f an den geneigt liegenden Wellen g, g in eine kreisende Bewegung versetzt wird und dieselbe auf die Bürsten e, e überträgt. Damit diese Bürsten aber jederzeit im gleichen Abstand von dem Streichender A sich befinden, d.h. ununterbrochen in Berührung mit dem Papier bleiben, wenn sie einmal mittelst der Kopfschrauben eingestellt sind, so ist der Bürstenrahmen i mit den Cylinderzapfen durch die Arme n, n links und rechts in Verbindung gesetzt. Diese Arme sitzen lose auf den Trommelzapfen und erfassen am oberen Ende mittelst zweier Augen die Stangen d, d welche innerhalb des Bürstenrahmens i angebracht sind. Zufolge dieser Anordnung und da die Kurbelzapfen f in den Büchsen des Bürstenrahmens hinlänglich Spielraum besitzen, wird bei der Drehung der von der Deckentransmission durch einen Riemen betriebenen Welle B jeder Punkt der Bürsten e, e eine Kreislinie auf der Mantelfläche der Trommel A beschreiben und dergestalt bei der Drehung dieser Trommel, beziehentlich Fortbewegung des endlosen Papieres, die Farbe auf das Vollkommenste vertheilt und vertrieben. Die Bewegung der Trommel A und des Farbapparates erfolgt durch die Hauptwelle C vermittelst Zahnräder, zu welchem Zweck an der einen Seitenwand der gußeisernen Trommel ein Zahnkranz m (Figur 2 und 3) angebracht ist. Von der Trommel A läuft das gefärbte Papier nach dem Aufhäng- und Aufrollapparat (Figur 1 und 4), welcher das Papier ohne Beihülfe von Arbeitern zum Trocknen übernimmt, d.h. in regelmäßig aufeinanderfolgenden, einander sich nicht berührenden Blättern, welche von der Decke bis nahe zum Fußboden herabreichen und wieder nach oben weiterlaufen, auf Stöcke aufhängt. Diese Blätter rücken selbstthätig successive vorwärts, nach Maaßgabe der Ankunft frischer Partien und zufolge der Aufwickelung der vordersten, schon getrockneten Blätter, welche auf eine Rolle aufgenommen werden. Selbstverständlich muß der Trockenraum die hinlängliche Ausdehnung erhalten, um die Trocknung des feuchten Papieres durch gewöhnliche oder erwärmte Luft vor seiner Aufwickelung vollkommen zu erzielen. Das Aufhängen des Papieres erfolgt bei diesen Maschinen ähnlich wie bei der Handarbeit mit Hülfe von Holzstöcken, welche in regelmäßigen Abständen unter das Papier gelegt werden, aber – statt mittelst einer Krücke – mit Hülfe von zwei rechts und links vom Papierrand schief aufsteigenden endlosen Schnüren oder Riemen bis zur Decke zu einem zweiten Systeme horizontal weiter gehender Aufhängeschnüre oder Riemen gelangen. Indem die Aufhängestöcke auf das zweite System der horizontalen Transportbänder sich auflegen, werden bei deren Fortrückung die Papierbögen successive vorwärtsgeführt und durch den Einfluß der sie umgebenden Luft getrocknet. Bisher erfolgte also das Heben und Weiterrücken der Aufhängestäbe mittelst endloser Schnüre oder Riemenbänder, welche jedoch eine öftere Nachhülfe erforderten, um auf beiden Seiten des Papieres in übereinstimmender Bewegung zu verbleiben, indem sonst durch das Schieflaufen und Herabfallen der Aufhängestöcke leicht Ausschuß gemacht wurde. Zur Beseitigung dieses Uebelstandes hat die Firma Ferd. Flinsch zur Führung der Stöcke endlose Ketten und Kettenscheiben patentirt, welche den Gang der Maschine wesentlich verbessern und versichern. Da die horizontalen Transportketten nahe der Decke bis zu 50 Meter Länge erreichen, so erhalten dieselben zur Unterstützung entsprechend eingeschnittene Führungslatten oder zweckmäßiger Rollen, welche an der Decke durch kleine Träger befestigt sind. Nach dieser Vorausschickung sey der Gang der Aufhänge- und Aufrollmaschine in Figur 1 mit einigen Worten skizzirt. Das Papier wird beim Beginne einer frischen Rolle durch die Grundirmaschine geführt und von dieser mit Hand weitergezogen, über die Walze p gelegt. Unterhalb dieser Walze laufen rechts und links neben der Grundirmaschine über die Kettenrollen x, x (Figur 1 und 4) zwei endlose Ketten s, s – von diesen ist die hintere verdeckt, – welche in genau correspondirenden Abständen mit je zwei Mitnehmnasen u, u versehen sind. So oft die gleichmäßig fortschreitenden Mitnehmer u beider endlosen Ketten s unter dem Stockbehälter k vorbeistreifen, erfassen sie den untersten der hier aufgegebenen Aufhängestöcke o und führen denselben mit dem umgelegten Papier in die Höhe. Wenn oben die Mitnehmer u den Rückweg beginnen, gelangt der mitgenommene Stock o auf die horizontal ausgespannten Transportketten r, r, welche innerhalb der Aufzugsketten s, s um kleinere Rollen v, v gelegt sind und mit geringerer Geschwindigkeit den Aufhängestock mit dem angehängten Papierbogen weitertragen. Doch kaum ist der erste Aufhängestock o oben angekommen, so hat auch das zweite Mitnehmerpaar u den nächstfolgenden, beim Ausheben des vorigen nachgerückten Stock o aus dem Behälter k herausgenommen und führt denselben mit dem nun ohne weitere Nachhülfe sich auflegenden, von der Färbemaschine kommenden Papier hinauf zu den horizontalen Transportketten. Und so geht die Sache weiterhin in ähnlicher Weise fort, wobei ein Arbeiter nur für die Nachfüllung des Behälters k mit Stöcken Sorge zu tragen hat. Bald hängen mehrere Hundert auf- und niedergehende Bögen an den Stöcken o auf den Transportketten, welche in langsamer Vorwärtsbewegung begriffen sind und endlich den ersten Bogen trocken an die Aufrollwalzen abgeben. Indem das Papier über die Vorrichtung t zwischen den Druckwalzen y zur Aufwickelrolle z abgeht, rutschen die Aufhängestöcke o, nachdem sie die Ketten r, r verlassen haben, längs der abfallenden Lattenbahn w herab und gelangen in den Kasten w, von wo man dieselben von Zeit zu Zeit zur Füllung von k abholt. Die Färbemaschine und der Aufhänge- und Aufrollapparat erhalten von der Transmissionswelle E (Figur 1) getrennten Antrieb, so daß letzterer, wenn auch die Grundirmaschine abgestellt ist, weiter in Thätigkeit belassen, und die Trocknung sowie die Aufwickelung des aufgehängten Papieres nach Ermessen vollendet werden kann. 64. Die Streichgarn-Spinnereimaschinen auf der Wiener-Weltausstellung. (Schluß von S. 250.) Bei allen bisher angedeuteten Verbesserungen zeigt sich immer ernster das Bestreben, die regelmäßige Arbeit der Krempeln zu sichern und gewiß mit vollstem Rechte, da große Ungleichheiten des Vorgespinnstes beim Spinnen schwierig, wenn überhaupt noch beseitigt werden können. Wohl läßt sich auf Mulemaschinen eine gewisse Ausgleichung der Dichtigkeitsfehler im Vorgarn erreichen; schlimm dagegen stand es bisher mit den Erfolgen auf feststehenden Spinnmaschinen. Trotz der anerkennenswerthen Bemühungen von Vimont und Sykes konnten sich die bekannten Streichgarn-Watermaschinen keine allgemeinere Anwendung verschaffen; denn die Heftigkeit der Erschütterung der Fäden durch den Vibrationsapparat im Streckwerke beschränkt zu sehr den Verzug und selbst die angestrebte Ausgleichung des Vorgespinnstes durch die abwechselnde Moderation des Röhrchendrahtes bleibt unvollkommen. Mit Freude ist daher das neue Streckwerk für Streichgarn zu begrüßen, welches der erfindungsreiche Constructeur C. Martin nach Vollendung seines Vorspinnapparates ausgearbeitet hat und welches die Ausgleichung der bei den Krempeln unvermeidlichen Dichtigkeitsfehler im Vorgespinnst durch eigene, für jeden Faden unabhängig wirkende und mit der größten Schonung für die lockeren Wollbändchen sich einsetzende Regulatoren in überraschender Weise erreicht. Bemerkenswerth und vielversprechend ist auch das von Amerika uns zugekommene Avery'sche Streckwerk für Streichgarn-Watermaschinen, weniger durch den Einzugsapparat, welcher die Lieferungsweise einer Mule nachahmen soll, als durch eine ganz vortreffliche Anordnung der Röhrchen und der vorderen Streckcylinder. Vergleicht man die ausgestellten Selfactors unter einander, so findet man, daß bei diesen die von einem deutschen Constructeur zuerst ausgeführte, bessere Vertheilung der Spindeldrehungen beim Ausfahren und Nachdrehen allgemeine Nachahmung gefunden hat. Richard Hartmann in Chemnitz trat bekanntlich anfangs der Sechziger Jahre mit dem System der dreifachen Spindelgeschwindigkeit für Streichgarn-Selfactors auf, um langsam anspinnen, bei statthabender Wagenstreckung etwas rascher weiterspinnen, endlich in der Periode des Nachdrehens mit der größten Spindelgeschwindigkeit den Twist in die Fäden legen zu können.Streichgarn-Selfactor der Sächsischen Maschinenfabrik (vorm. Rich. Hartmann), beschrieben im polytechn. Journal 1872, Bd. CCIV S. 113. Hiermit war allerdings eine complicirtere Bauart des Headstockes verknüpft und aus diesem, wohl auch aus anderen Gründen wurde dieses System anfangs vielfach bekämpft. Nach allmählichen Verbesserungen ist der Hartmann'sche Selfactor wesentlich vereinfacht, übersichtlich und leicht zugänglich geworden; die deutschen Maschinenbauer haben – nach Ablauf des Patentes – das System der drei Spindelgeschwindigkeiten, wenn auch mit abweichenden Dispositionen acceptirt und selbst jenseits des Canales verschloß man den Vortheilen der besseren Geschwindigkeitsvertheilung nicht länger die Augen und führte, unter Beibehaltung der zwei Twistscheiben für einfache und doppelte Geschwindigkeit, eine dritte schwache Spindeldrehung nach raschem Anspinnen ein, durch eine mehr oder weniger lösbare Frictionsverbindung der Seilrolle auf der Spindel-Trommelwelle im Wagenmittelstück. Zum Zwirnen hat sich die Ringspindel, ebenso wie bei den feststehenden Spinnmaschinen, bisher noch am zweckmäßigsten bewährt. Statt mit Wechselrädern die Spindelgeschwindigkeit zu ändern, hat man die alten mehrspurigen Seilrollen verbessert als Stufenconusse für Riemenbetrieb wieder eingeführt. Mit der allgemeineren Einführung selbstthätiger Spinnmaschinen in der Wollenbranche kommt auch der mechanische Haspel stärker in Anwendung: derselbe war in einem Falle sogar zum automatischen Unterbinden oder Fitzen der Gebinde eingerichtet. Beschäftigen wir uns naher mit den Verbesserungen am Platt'schen Streichgarn-Selfactor, so ist erinnerlich, daß bei dessen früherer Anordnung nur zwei verschiedene Geschwindigkeiten für die Spindeldrehungen und dieß noch unter der Beschränkung gegeben werden konnten, daß die zweite größere, die sogenannte doppelte Geschwindigkeit erst nach stattgehabter halber Drehung der Steuerwelle am Schluß der Wagenausfahrt zum Nachdrehen einsetzte, indem die Riemenumstellung vollkommen von der Steuerwelle abhängig gemacht war. Auch jetzt hat Platt nur einen Riemen für die beiden Triebscheiben, welche in Verbindung mit einem kleinen, beziehungsweise mit einem großen Twistwirtel stehen; doch kann der Eintritt der doppelten Spindelgeschwindigkeit in jedem Punkt der Ausfahrt vom Wagen aus gesteuert werden. Um nun auch noch eine kleinere als die einfache Spindelgeschwindigkeit im Beginne der ersten Periode unter Aufrechthaltung des einfachen, Platt eigenthümlichen Antriebes zu ermöglichen, ist die Seilrolle auf der Spindel-Trommelwelle nicht fest, sondern mit einem Frictionsrad in Verbindung gebracht, durch dessen theilweise oder gänzliche Ausrückung die Spindeldrehungen verlangsamt oder vollkommen eingestellt werden. Hierzu dient ein Hebel am Frictionsrad, welcher durch eine Ausrückschiene am Verbindungsstück des großen und kleinen Headstock bei der Wagenausfahrt ausgelegt wird. Es findet hiernach beim Beginne der ersten Periode (Lieferung und Wagenausfahrt) ein rasches Anspinnen des Vorgarnes statt, worauf die Spindeln für einen Theil des Wagenweges ganz stehen bleiben oder sehr langsam sich drehen, der aufgegebene Twist aber sich gleichförmig vertheilt mit demselben Erfolg, als ob das Anspinnen bis zum Eintritt der unveränderten Geschwindigkeit des kleinen Twistwirtels mit einer gleichmäßigen, aber geringeren ersten Geschwindigkeit geschehen wäre. Beim Doppelspinnen, wenn das gedrehte Vorgespinnst rasch aufgedreht und dann erst mit entgegengesetztem Twist gesponnen werden muß, kann man mit der doppelten Geschwindigkeit beginnen, hierauf die einfache und nachher wieder die doppelte Geschwindigkeit einsetzen. Die jetzige Quadrantenschraube hat eine gegen oben abnehmende Ganghöhe; die Quadrantenregulirung wird in Folge dessen wieder einfach durch eine endlose Schnur erzielt, welche eine lose Rolle mit Sperrrad im Wagen umschlingt und immer dann an der Wageneinzugs-Bewegung theilnimmt, wenn vom Gegenwinder aus durch Einfallen einer Klinke in's Sperrrad die Scheibe verhindert wird sich frei zu drehen. In dem Maaße, als der Kötzeransatz größer wird, erhebt sich die Laufmutter wegen der abnehmenden Gewindhöhe der Quadrantenschraube immer weniger, ohne Anwendung eines eigenen Regulirungsmechanismus, wie das z.B. bei dem Buckley'schen Quadrantenregulator der Fall ist. Um die Kötzerspitzen in jedem Stadium der Aufwickelung fest zu winden, ist der Aufhängepunkt der Quadrantenkette nicht fest an der Laufmutter, sondern mittelst eines Sperrrades befestigt, durch dessen Drehung eine Verkürzung der Quadrantenkette erreicht wird mit derselben Wirkung, wie mit dem bekannten am Quadrantenarm rechtwinkelig abstehenden Correctionshebel. Das Sperrrad läßt sich jederzeit mit einem Griff leichter manipuliren, wie der in dem Schlitz des Correctionshebels verstellbare Bolzen, welcher gegen Ende der Wageneinfahrt die Kette noch ein wenig von der Quadranten-Kettentrommel abzieht. Die Steuerwelle, welche schon vor der letzten Pariser Weltausstellung als Zweitempo-Welle (arbre à deux temps; two motion shaft) ähnlich wie bei dem bekannten Parr-Curtis Selfactor eingerichtet wurde, erhält, unabhängig von der Hauptwelle, ihre Bewegung durch eine eigene Riemenscheibe auf einer parallel, hinter derselben gelagerten Hülfswelle, von welcher auch noch die Drehung der Einzugswelle durch Kegelräder und die Bewegung des auf der Hauptwelle sitzenden Abschlagrades durch ein Stirnrad abgeleitet wird. Stellt sich dem ausfahrenden Wagen ein Hinderniß entgegen, so kann der Riemen von seiner Scheibe abrutschen und der Wagen bleibt stehen. Im gewünschten Falle kann jedoch die Hauptwelle und die Hülfswelle direct durch zwei Räder verbunden werden, wobei das Rad auf der Hülfswelle an der Stelle der Riemenscheibe aufgekeilt wird. Seit mehreren Jahren ist der Platt'sche Selfactor mit einer Ausrückstange ausgerüstet, welche parallel unter der Gegenwinderwelle angeordnet ist, und gestattet die Maschine von irgend einem Punkte des Wagens bei dessen Einfahren durch Verschieben dieser Ausrückstange zum Stillstand zu bringen. Der Wagen vollendet hierbei die Einfahrt, auch die Steuerwelle macht, noch ihre halbe Umdrehung und bereitet Alles für den neuen Auszug vor; aber der Riemen wird durch den mit der Ausrückstange verbundenen Mechanismus gehindert, auf die Triebscheibe zu rücken. Tiefe Verbesserung ist rasch von allen anderen Constructeuren nachgeahmt worden. Der große und kleine Headstock ruhen jeder für sich auf Unterlagsplatten, welche durch zwei breite Traversen zu einem festen Bodenrahmen verbunden sind. Die Traversen dienen zugleich als Wagenschienen. Was endlich den Aufsteckrahmen des Selfactor anlangt, so ist derselbe sowohl zur Aufnahme von Vorgespinnstspulen als auch für den Fall des Doppelspinnens, zum Aufstecken von Vorgespinnstkötzern eingerichtet. Bei der Wolldoublir- und Zwirnmaschine ist zunächst bei der Ringspindel der Läufer nicht einfach, nur auf der oberen Kante der Ringbank laufend, sondern langgestreckt, doppelt oben und unten die Ringkante umfassend. Statt Wechselräder zur Veränderung der Spindelgeschwindigkeit sind Stufenconusse mit neun Abstufungen für Riemenbetrieb angewendet. Die Maschine ist doppelseitig und jede Seite für sich unabhängig von der anderen in Gang zu setzen. Die Ringbank-Bewegung ist so eingerichtet, daß ein Unterwinden der Fäden stattfinden kann, um ähnlich wie beim Selfactor ohne großen Zeitverlust nach dem Abnehmen der fertigen Kötzer die frische Aufwindung beginnen zu können. Bède u. Comp. in Verviers hatten einen Selfactor und eine Vimont-Sykes'sche Spinnmaschine ausgestellt. Bei dem Selfactor erfolgt wie bei Platt der Antrieb der Steuerwelle, Einzugswelle und der Abschlagmechanismus unabhängig von der Hauptwelle und des Spindeldrehung; im Gegensatz zum Platt'schen Selfactor aber durch eine Riemenscheibe auf der Einzugswelle und von dieser aus statt durch Räder mittelst eines endlosen Seiles, welches von der Einzugswelle zur Parr-Curtis-Steuerwelle, von hier zur Vorgelegewelle für das Abschlagrad und endlich zurück zur Einzugswelle läuft. Die Spindeldrehungen gehen wie bei dem vorhin abgehandelten Selfactor vor sich. Um den Verzug der Streckfäden in einer Vimont-Sykes'schen Spinnmaschine zu unterstützen, ist der vordere, rasch umlaufende Schläger durch einen langsam sich drehenden, zweiarmigen und mit Kratzleder besetzten Flügel ersetzt worden, wovon sich Referent aber wenig Erfolg versprechen kann. Der Antrieb der Streckwalzen und der Röhrchen erfolgt von der Hauptwelle mittelst eines rasch regulirbaren Frictionsvorgeleges; daher Geschwindigkeitsveränderungen je nach Qualität der zur Spinnmaschine kommenden Wolle ausgeführt werden können. Das größte Interesse unter den Maschinell sämmtlicher Aussteller dieser Branche beansprucht unstreitig die Streichgarn-Watermaschine mit neuem Streckwerk, welches Cölestin Martin in Verviers ausgestellt hat. Dießbezüglich kann auf die erschöpfende Abhandlung im polytechn. Journal, zweites Juniheft 1873, S. 410 verwiesen werden. Ebenso findet sich Einrichtung und Wirkungsweise der continuirlichen Spinnmaschine für Streichgarn, welche John Avery in Worcester (Amerika) ausgestellt hatte, im polytechn. Journal, erstes Augustheft, S. 165 beschrieben. Der vom Maschinenbau-Verein, vormals C. F. Schellenberg in Chemnitz ausgestellte Streichgarnselfactor spinnt nun auch mit drei Geschwindigkeiten. Die Auszugsschnecke und die Einzugsschnecke für den Wagen sind mit doppelter Spur versehen, um zwei dünnere Schnüre statt eines dicken, aber weniger dauerhaften Seiles zur Anwendung zu bringen. Der Wagen-Rücklauf beim Nachzwirnen wird durch einen sehr einfachen hübschen Mechanismus ausgeführt. Da die Frictionskuppelung der Einzugswelle wegen der Gesammtanordnung einen kleinen Durchmesser erhielt, so wurde diese Kuppelung durch Keilmitnehmer versichert, welche einen Moment vor der Einrückung des Frictionsmuffes, ebenso kurz vor Ausrückung desselben hervor-, beziehungsweise zurücktreten. Dadurch wird das Einzugs-Kegelrad sicher mitgedreht, während die Frictionskuppelung mehr zur sanften Umsetzung der Bewegungen dient. Der Selfactor, welchen die Sächsische Maschinenfabrik in Chemnitz ausgestellt hat, repräsentirt das von Rich. Hartmann zuerst, etwa vor zehn Jahren, eingeführte System der dreifachen Spindelgeschwindigkeit für Mulemaschinen. Nach unausgesetzten Bemühungen erhielt der ursprünglich etwas complicirte und daher auch angegriffene Triebstock eine einfache, übersichtliche und leicht zugängliche Construction. Es wurde der Spindelwagen vollkommen entlastet und die Verstellung der drei Riemen auf den Riemenscheiben für die drei verschiedenen Geschwindigkeiten nur von dem am Headstock angebrachten Drehungszähler abhängig gemacht. Die Geschwindigkeiten der Spindeln sind in Folge dessen sowohl unter sich als auch von jenen des Wagens vollständig unabhängig und lassen sich in jeder erforderlichen Weise vertheilen: die 1. oder 1. und 2. Geschwindigkeit zum Vorspinnen; die die 1., 2. und 3. Geschwindigkeit zum Feinspinnen; die 1. und 3. Geschwindigkeit zum Zwirnen; endlich die 3., 2. und 3. Geschwindigkeit zum Doppelspinnen (surfiler). Der Antrieb des Quadranten ist durch eine besondere Verbindung mit dem Wagenauszugs-Mechanismus versichert worden. Die Steuerwelle ist nach Parr-Curtis, jedoch mit stellbaren Excentern, um bei allfälligen Abnutzungen derselben bequem nachhelfen zu können. Bemerkenswerth ist der „Moderateur,“ eine einfache Vorrichtung, um das Einsetzen der Frictionsscheiben zum Abschlagen der Fäden nicht allzurasch eintreten zu lassen und dadurch bei der vorgehenden großen Spindelgeschwindigkeit, im entgegengesetzten Sinne, schädliche Stöße herbeizuführen. Auf der verticalen Spindel, welche die Hauptwelle mit der Einzugswelle verbindet, sitzt eine Schraube ohne Ende, in deren Gänge ein Winkelhebel im Momente der Umsteuerung am Ende der Nachdrahtsperiode einfällt und dadurch das sofortige Schließen der Abschlagskuppelung aufhält. Ist aber der Moderateur-Winkelhebel an dem Ende der Schraube angekommen, so hört der Widerstand gegen die Einrückung der genannten Frictionskuppelung auf und die Spindeln werden erst jetzt entgegengesetzt gedreht. Je nachdem der Moderateurhebel mehr oder weniger Schraubengänge zu durchlaufen hat, je tiefer oder höher also die Moderateurschraube gestellt ist, tritt der Zeitpunkt des Abschlagens der Fäden, das ist die Retourdrehung der Spindeln später oder früher ein. Ueberhaupt sind die Mechanismen für Abschlagbremse, Wageneinzug und Wagenrücklauf recht constructiv ausgeführt. Um ein festes Aufwinden beim Spinnen von Schuß- oder Kunst-Wollgarn ohne schwere Kettenbelastung des Gegenwinders zu erzielen, ist derselbe- nach Köechlin – in kurzen, an der Aufwinderstange angelenkten Schwingen gelagert, wodurch seine Empfindlichkeit gegen Differenzen in der Fadenspannung sehr gesteigert wird. Die längs des Wagens laufende Ausrückstange, sowie die solide Unterlage für den großen und kleinen Headstock und für das Verbindungs-Mittelstück ist ähnlich wie beim Platt'schen Selfactor angeordnet. Deutscherseits sind nur noch die Gebrüder Franke in Chemnitz mit Zwirnmaschinen und endlich L. Ph. Hammer in Aachen mit einer interessanten Garn-Haspelmaschine zu erwähnen, bei welcher das Unterbinden oder Fitzen der Gebinde selbstthätig bewerkstelligt wird. Der Vollständigkeit wegen ist noch der Selfactor der Firma G. Josephy's Erben in Bielitz (österr. Schlesien) zu berühren. Derselbe ist mit Parr-Curtis-Steuerwelle und Schlumberger's Quadantenbewegung ausgestattet. Der Betrieb erfolgt mit zwei gesonderten Riemen; der eine für drei verschiedene Spindelgeschwindigkeiten und der andere für Cylinder- und Wagenbewegung. Der Riemen für Drehung der Spindeln liegt abwechselnd auf den zwei Scheiben, welche mit dem kleinen, respective dem großen Twistwirtel in Verbindung stehen. Doch wird die kleinste Spindelgeschwindigkeit nicht durch eine Frictionskuppelung der Seilrolle im Wagen, sondern in der Weise erzielt, daß der Treibriemen beim Anspinnen nur zum Theil auf der ersten Riemenscheibe aufliegt, daher den kleinen Twistwirtel nicht mit der vollen Geschwindigkeit mitnimmt. Erst wenn der Wagen beim Ausfahren gegen einen Anschlag trifft, rückt der Riemen vollends auf seine Scheibe. Garnituren. Zum Schluß dieser Rundschau sey darauf hingedeutet, daß bei Kardenbeschlägen statt Runddraht die Anwendung von Flachdraht eine immer größere Bedeutung erlangt. Diese Beschläge besitzen folgende Vortheile: bessere Schärfen der Drahtspitzen; längere Erhaltung der Schärfe, geringere Inanspruchnahme und größere Festigkeit der Beschläge wegen der hochkantigen Stellung der Drähte gegen die Angriffsrichtung; unter sonst gleichen Verhältnissen breitere Zwischenräume für Ablagerung der aus der Baumwolle sich abscheidenden Unreinigkeiten etc.Referent hat hierauf bereits in seinen vorjährigen Notizen über die Londoner internationale Ausstellung 1872 im polytechn. Journal, Bd. CCV S. 395 hingewiesen. Der flache oder dreikantige Draht für die Beschläge wird entweder direct durch Ziehen oder neuerdings auch durch Plätten von rundem Stahldraht (englisches Patent von Ashworth; sächsisches Patent von Decker) erzeugt. Flachdrahtkratzen aus geplättetem Runddraht hat die Mechanische Kratzenfabrik vorm. A. C. Lossius Nachfolger in Mittweida (Sachsen) zur Wiener Weltausstellung gebracht. 65. Dampfkessel für 10 Atmosphären Ueberdruck, von der Dingler'schen Maschinenfabrik in Zweibrücken. (Figur 68.) Im Anschluß an die Beschreibung der Dingler'schen Doppel-Dampfmaschine wird die Construction des zum Betriebe derselben dienenden Dampfkessels nicht ohne Interesse seyn. Die Dampfmaschine soll, wie s. Z. hervorgehoben wurde, mit 10 Atmosphären Ueberdruck in Betrieb gesetzt werden und der Dampfkessel ist diesem Dampfdruck entsprechend construirt. Auf der Wiener Weltausstellung war zwar nicht Gelegenheit geboten, den Kessel in diesem Grade in Anspruch zu nehmen; im Uebrigen hat derselbe aber während seines Betriebes allen Ansprüchen vollkommen genügt. Ob die etwas complicirte Anordnung dieses Kessels sich bei längerem Gange nicht störend erweisen dürfte, wird jedoch erst nach längerer Anwendung desselben in der Praxis zu entscheiden seyn. Allerdings hat der Constructeur (Ingenieur L. Ehrhardt) jede mögliche Sorgfalt für eine leichte Reinigung und Zugänglichkeit aller Partien des Kessels beobachtet, wie sich dieß aus der Beschreibung und Abbildung in Figur 6 bis 8 ergeben wird. Die Verbrennung des Brennmaterials findet in dem unteren Kessel auf einer Innenfeuerung statt. Die Heizgase durchstreichen von der Feuerstelle aus eine Anzahl von Siederöhren im unteren Kessel, gehen hierauf durch Canäle längs des Unterkessels nach vorn, steigen von da aus in der Richtung der Pfeile zwischen dem unteren und oberen Kessel wieder nach rückwärts, ziehen alsdann dem oberen Kessel entlang nach vorwärts und gelangen endlich nach Passirung eines Röhrenvorwärmers zu dem Kamin. In Figur 6 und 7 (Längsschnitt und Querschnitt) ist der geschilderte Zug der Heizgase leicht zu verfolgen. Auch ist aus diesen Abbildungen ersichtlich, daß in dem Unterkessel die Feuerbüchse mittelst Schrauben befestigt ist, um behufs der Reinigung leicht herausgezogen werden zu können. Dasselbe Ziel der leichten Zugänglichkeit verfolgen die an der Rückseite der Kesselmauerung angebrachten Thüren T, T. Die Speisung des Kessels erfolgt entweder direct durch ein Speiseventil V in den oberen Kessel oder für gewöhnlich durch das Ventil S in den Röhrenvorwärmer, von welchem dann mittelst der Röhren H das Wasser durch Wirkung der Speisepumpe in den Oberkessel gepreßt wird. Zur Regulirung der Speisung dient ein von dem Schwimmer R, (Fig. 6) abhängiges Ventil. Die Dampfentnahme findet mittelst der Ventile W aus dem Oberkessel statt. Nachdem der Dampfraum desselben, wie aus den Abbildungen ersichtlich ist, von den Heizgasen umspült wird, nachdem dieselben das 20fache der Rostfläche an unter Wasser stehender Heizfläche passirt haben, so wird daher ohne Gefahr für den Kessel eine vollkommene Trocknung des entnommenen Dampfes bewerkstelligt. Zur möglichsten Verhütung der Kesselsteinbildung ist im oberen Kessel ein Schlammsammler X angebracht und zum gleichen Zweck im Unterkessel ein Schlammsack Y, welche beide mit eigenen Ablaßventilen Z in Verbindung stehen. Die zweckmäßige Anbringung und gefällige Anordnung der Sicherheitsventile R und der Probirhähne und Manometer ist aus der Ansicht in Figur 8 sofort zu entnehmen. Als Vortheile, welche der Constructeur für diese Kesselanordnung beansprucht, sind zu erwähnen: 1) Vollständige Ausnutzung des Brennmaterials, bedingt durch einen guten Feuerherd im Kesselinneren und durch vollkommene und rationelle Ausnutzung der erzeugten Wärme. Alle größeren Kesseloberflächen sind von Heizgasen umhüllt, daher keine Wiederverluste einmal aufgenommener Wärme stattfinden. 2) Einfache Einmauerung und sehr geringes Raumerforderniß. 3) Alle Garniturtheile befinden sich in übersichtlicher Weise vorn an der Kesselstirn. 4) Uebersichtlichkeit und Zugänglichkeit aller Theile; in Folge dessen leichte Instandhaltung und Reinigung. 5) Alle Theile des Kessels befinden sich vollständig über der Fußbodensohle. 66. Schraffirapparat von Theodor Bergner in Philadelphia. (Figur 9 und 10.) Die Figuren 9 und 10 stellen einen sehr zweckmäßigen Schraffirapparat dar, welchen der Vertreter der Firma Wm. Sellers, Ingenieur Th. Bergner auf der Wiener Weltausstellung vorzeigte und, nebenbei bemerkt, in vielen Exemplaren auch absetzte. Dieser Apparat besteht aus einem festliegenden Lineal A und einem verstellbaren Winkel oder Dreieck B; beide Theile stehen durch den Schieber C und dem Schaltmechanismus in solcher Verbindung, daß bei jedem leichten Niederdrücken des Knopfes 1 mit einem Finger das Dreieck gleichförmig um eine bestimmte Größe weiterrückt. Die Parallelführung des Winkels ist zunächst dadurch hergestellt, daß das Dreieck mit dem Schieber C durch eine Schlitzschraube d verbunden ist, wobei man dieselbe so einstellt, daß die in Figur 9 punktirt angedeutete Feder f mit einem schwachen aber genügenden Druck den Winkel B gegen die Leitkante des Lineales A anlegt. Damit das Lineal A bei Verschiebung des Winkels sich nicht mitbewege, ist dessen untere Seite mit Kautschuk bedeckt. Wenn man nun den Knopf l niederdrückt und wieder losläßt, so wird durch die schräg gestellte Klinke g, deren Schneide durch die Feder n auf die obere Linealfläche gedrückt und dadurch gewissermaßen festgestellt wird, der Schieber C zum Ausweichen (nach rechts in Figur 2, nach links in Figur 1) genöthigt, an welcher Bewegung das Dreieck theilnimmt. Die Feder n veranlaßt die sofortige Rückkehr der Klinke g in ihre frühere Stellung, weßhalb beim nächsten Niederdrücken des Knopfes l die Fortschiebung die nämliche seyn muß. Je nachdem man daher die Stellmutter i tiefer oder höher dreht, wird der Ausschlag des Knopfes l bez. der Klinke g kleiner oder größer und in Folge dessen die Schraffirung enger oder weiter, in jedem Falle aber bei unveränderter Stellung der Anschlagmutter i ein Strich gleich weit vom anderen abstehen. Um die Angriffsschneide der Schiebklinke g und das Lineal selbst zu schonen, ist es rathsam die Verschiebung des Instrumentes längs des Lineales nur durch leichte Fingerdrücke auf den Knopf 1, nicht aber durch directe Weiterrückung des Dreieckes auf der Zeichenfläche oder des Schiebers C auf dem Lineal zu bewerkstelligen. Beabsichtigt man an einer ganz anderen Stelle der Zeichnung zu arbeiten, so hebt man den Schieber mit dem Winkel vom Lineal ganz ab und setzt den Apparat am gewünschten Platze neuerdings nieder. Noch habe ich zu bemerken, daß man zur beliebigen Verschiebung des Dreieckes nach links oder nach rechts, den Knopf 1 um die Achse der Stellschraube i um 180 Grad herumdrehen kann, weßhalb der Schieber C mit einem halbkreisförmigen Schlitz versehen und der Schaltmechanismus um den Zapfen m drehbar angeordnet ist. Durch abwechselnd ein- und mehrmaligen Druck auf den Knopf 1 lassen sich die verschiedensten Schraffirungen zur Bezeichnung verschiedener Materialien hervorbringen. Das sehr empfehlenswerthe Instrument kann von dem Mechaniker A. Rampacher in Stuttgart, welcher die europäischen Patente angekauft hat, um 12 Gulden bezogen werden. 67. Maschine zum Aufpressen von Eisenreifen auf Wagenräder, von J. B. West in Geneseo (Amerika). (Figur 11 und 12.) Das Eigenthümliche dieser Radreifen-Aufpreßmaschine besteht in dem festen Umlegen kalter eiserner Reifen um hölzerne Radkränze. Durch das Kalt-Aufpressen sollen alle Umständlichkeiten und Unannehmlichkeiten des üblichen Warmaufziehens der Reifen gründlich beseitigt werden. Diese Bestrebung ist nicht neu. Referent verweist da nur auf die vor einigen Jahren im polytechnischen Journal – Jahrgang 1869, Bd. CXCIV S. 24 – beschriebene Maschine des französischen Constructeurs A. Colas, welche das Kaltaufziehen der Reife in der Weise zu erzielen suchte, daß das Rad am Umfange mechanisch so stark zusammengepreßt wurde, daß der etwas enger geschweißte Eisenreifen aufgeschoben werden konnte und hierauf durch die statthabende Ausdehnung des Holzrades festsaß. Diese Maschine ist aber zu complicirt und das Verfahren selbst auch nicht ganz ohne Bedenken, weßhalb von einer weiteren Verwendung derselben nichts bekannt ist. In rationeller Weise geht dagegen der Amerikaner J. B. West mit seiner Maschine vor, welche in Figur 11 und 12 näher dargestellt ist. Hier wird der Reif, weit genug geschweißt, um kalt über den Radkranz zu schlüpfen, und hierauf soweit comprimirt, daß der Eisenreif fest auf seinem Rade verbleibt. Dieser Vorgang gestattet die Einschiebung einer elastischen Zwischenlage (Kautschukring) zwischen Radkranz und Reifen und soll dieß die Räder gut conserviren. Ohne auf diese nebensächliche Verbesserung weiter einzugehen, möge nur die Einrichtung der West'schen Aufpreßmaschine, wie diese auf der Ausstellung wiederholt Beweise ihrer trefflichen Wirksamkeit gegeben hat, kurz besprochen werden. Zum Comprimiren oder Stauchen des lose auf dem Radkranz sitzenden Eisenreifens dient ein kräftiges Stahlband, welches an einem Ende mit einem festen Widerlager verschraubt und kreisförmig um das Rad umgebogen ist, und mit Hülfe einer starken Schraubenspindel angezogen werden kann. a bezeichnet das kreisförmig gebogene und bei c festgeschraubte Stahlband. Zur Erzielung der genügenden Stärke und Einfachheit der Construction sind eigentlich zwei doppelgelegte Stahlbänder vorhanden, welche am Ende, wie gesagt bei b, mittelst Schrauben am festen Gestellstück c befestigt sind, an der Umbiegestelle aber bei e vermittelst der Schraubenmutter und Spindel d mit hinlänglicher Kraft angezogen werden können. Geschieht dieß durch Hand- oder Kraftbetrieb, so vermindert sich successive der Durchmesser des Stahlbandkreises, und die Bänder umschließen immer kräftiger das Rad mit den: aufgeschobenen Eisenreifen welches innerhalb des Stahlbandes auf drei Pratzen i aufgelegt wurde. Um eine und dieselbe Maschine für Räder verschiedener, doch nur innerhalb bestimmter Grenzen abweichender Größe benutzen zu können, ist bei o dort, wo die beiden Bandtheile aus dem Kreise zur Schraubenmutter auseinandergehen, eine durch Schrauben stellbare Zunge eingeschaltet, durch welche das möglichste Anschmiegen der Stahlbänder an das Rad – ob groß ob klein – erreicht werden soll. Um einen Anhaltspunkt für den Fortschritt der Arbeit zu bieten und um Rädern desselben Satzes mit gleichweiten Reifen stets den gleichen Sturz beziehentlich die nämliche Größe zu geben, steckt man in das feste Widerlagsstück c einen bis zur Nabe des Rades herüberreichenden Taster n und unterbricht das Aufpressen, wenn die Radnabe mit dem entsprechenden eingestellten Taster in Berührung kommt. Wenn die Arbeit und die Leistung dieser Maschine in der Praxis sich bewähren, so wird dieselbe durch den Zeitgewinn und die Kostenersparniß beim Aufpressen frischer und alter Radreisen bald eine allgemeinere Anwendung auch in unseren Ländern erfahren. Referent fügt deßhalb noch die Preisliste der West'schen Maschine hier an, welche von dem Vertreter für Deutschland Hrn. M. Selig jun. in Berlin ausgegeben wurde. Radreifen-Aufpreßmaschine Nr. 1.Die Dimensionen sind in englischen Einheiten ausgedrückt. Für Eisenreifen von 3/8 Zoll Dicke und 1 1/8 Zoll Breite Stahlreifen 1/4 1 und darunter Raddurchmesser 3 Fuß bis 4 Fuß 2 Zoll. Für Handbetrieb eingerichtet                 30 Pfund Sterl. Radreifen-Aufpreßmaschine Nr. 2. Für Eisenreifen von 5/8 Zoll Dicke und 1 1/2 Zoll Breite Stahlreifen 3/8 1 1/4 und darunter Raddurchmesser 3 Fuß 5 Zoll bis 4 Fuß 7 Zoll. a. Für Handbetrieb eingerichtet 42 Pfd. Sterl. b. Kraftbetrieb incl. Vorgelege 60 Radreifen-Aufpreßmaschine Nr. 3. Für Eisenreifen von 3/4 Zoll Dicke und 2 1/2 Zoll Breite und darunter a. Für Handbetrieb eingerichtet 70 Pfd. Sterl. b. Kraftbetrieb incl. Vorgelege 90 Radreifen-Aufpreßmaschine Nr. 4. Für Eisenreifen von 3/4 Zoll Dicke und 3 Zoll Breite oder 1   „ 2 1/2 und darunter a. Für Handbetrieb eingerichtet 100 Pfd. Sterl. b. Kraftbetrieb incl. Vorgelege (Gewicht3,500 Pfund) 130 Auf Wunsch werden Maschinen für beliebige Radsätze hergestellt, welche im Raddurchmesser höchstens 14 Zoll von einander abweichen. 68. Verbesserte Spindel für Webschützen der Sächsischen Webstuhl-Fabrik (Louis Schönherr) in Chemnitz. (Figur 13 bis 16.) Ohne mich in eine nähere Beschreibung der ohnehin bekannten Schönherr'schen Schütze für TuchstühleVergleiche die schätzenswerthe Abhandlung von Professor Friedr. Kohl über Schönherr's mechanischen Webstuhl in den Mittheilungen des hannover. Gewerbevereines, Jahrg. 1871 Heft 5. und dergl. einzulassen, beabsichtige ich hier nur die hübsche Anordnung der Schützenspindel zum Festhalten der aufgeschobenen Spule auseinanderzusetzen. Zum Befestigen der Spule in der Schütze dient nicht, wie sonst üblich, ein federndes Scharnierstück, sondern ein verschiebbarer Keil a, welcher in einer Nuth des drehbaren conischen Spulenhalters (Spindel) b eingelassen ist. Dieser Keil a ist an einem Scharnierband c angelenkt und deßhalb, wenn die Spindel aufgeschlagen ist, in der Spindel b versenkt (Fig. 14). In dieser Stellung – punktirt in Figur 13 – kann die Spule ganz bequem auf die Schützenspindel aufgeschoben werden. Schlägt man nun die Spindel mit der Spule nieder in die Schütze, so treibt das Scharnierband c den Keil a vorwärts, derselbe tritt über die Spindel b heraus (Figur 15) und die Spule wird mit großer Sicherheit festgehalten. Dieß und die Leichtigkeit in der Manipulation empfehlen die beschriebene Einrichtung auf das Beste. 69. Warth's patentirte Zuschneidemaschine für alle Sorten Kleiderzeuge. (Holzschnitt und Figur 1720.) Von Neuem, das uns die Amerikaner zur Wiener Weltausstellung gebracht haben, gehört ohne Zweifel zu dem Interessantesten die von Albin Warth in New-York erfundene und ausgeführte Zuschneidemaschine, welche Muster aus Kleiderstoffen aller Art mit einer Raschheit und Sicherheit ausschneidet, wie sie mit Schere oder Messer nicht erreicht wird. Die Zuschneidemaschine, von welcher der Holzschnitt S. 338 die Gesammtansicht darstellt und zu welcher man den Arbeitstisch nach Bedarf auf beiden Seiten erweitern kann, läßt sich mit der gleichen Leichtigkeit wie eine Nähmaschine durch Fußtritt oder zweckmäßiger durch Riementrieb in Gang setzen. Eine mechanische Zuführvorrichtung – bestehend aus 2 rändrirten Scheiben – die eine unterhalb der Schneidplatte und nur ein wenig durch einen Schlitz in derselben hervorragend, die andere am Obertheil des Gestelles schicklich angebracht – erfaßt den zuzuschneidenden Stoff oder die mittelst Nadeln (Fig. 20) zusammengehefteten Stofflagen von oben und von unten, und führt dieselben zum Schneidapparat. Dieser besteht aus einer in einer rasch auf- und abbewegten verticalen Halteschiene (Fig. 19) eingesetzten dünnen Stahlklinge, welche an der unteren abgeschrägten Schmalkante zugeschärft ist und bei ihrem Niedergang Wischen zwei dicht anschließenden Plättchen oder Schneiden gleich einer Schere den Schnitt durch den ruckweise zugeführten Stoff ausführt. Textabbildung Bd. 210, S. 338 Der ganze Zuführ- und Schneidemechanismus ist auf und unter einer runden Platte angebracht, welche mittelst eines Handgriffes mit der größten Leichtigkeit um eine verticale Achse, welche durch die Berührungspunkte der Zuführrollen mit den beiden Stoffseiten hindurchgeht, gedreht werden kann, ohne hierbei die Wirksamkeit der Maschine auch nur einen Augenblick zu unterbrechen. In Folge dessen kann man durch geeignetes Drehen der Maschine jeder vorgezeichneten Linie entsprechend den Stoff heranziehen und dergestalt jedes Muster herausschneiden, eine kaum zu verrichtende Aufgabe wenn die Maschine nicht drehbar angeordnet wäre und der Stoff alsdann auf dem Werktisch hin- und hergeschoben werden müßte. Praktische Rücksichten erfordern es weiter, daß man, um ein Verschneiden des Stoffes hintanzuhalten, das Schneidwerk in jedem Moment außer Wirksamkeit zu bringen im Stande ist. Oberhalb des Drehgriffes ist daher in geringem Abstand ein Arm befindlich, welchen man mit dem Daumen der den Griff leitenden Hand erreichen und niederdrücken kann. Hierdurch wird die obere Zuführrolle gehoben und außer Berührung mit dem Stoff gesetzt, welcher sofort unbeweglich liegen bleibt. Das Messer bewegt sich ununterbrochen weiter ohne zu schneiden, bis die obere Zuführrolle wieder herabfällt, worauf die Arbeit der Maschine augenblicklich sich fortsetzt. Dieß geschieht, wenn man den eben niedergedrückten Arm wieder freiläßt, eventuell einen eingefallenen Sperrstift am Gleitstück der Zuführrolle lüftet. Alle Bewegungen der Zuschneidemaschine – abgesehen von der durch Hand erzielten Drehung in horizontaler Ebene – gehen von einer unterhalb des Arbeittisches nahe dem Boden gelagerten Welle aus und zwar: 1) die Drehung des unteren Stoffschiebers durch einen Sperrrad-Schaltmechanismus, von hier durch zwei Zahnrädchen und endlosen Schnurlauf nach aufwärts zur oberen Zuführrolle, welche also correspondirend mit der unteren den Stoff einzuziehen sucht; ferner zweitens die Schnittbewegung des Messers, an dessen verticaler Hin- und Herschiebung ein unterhalb der Messerklinge eingesetztes Blechstück zum Ausräumen von etwa sich ablösenden Fadenstücken aus der Schneidspalte Theil nimmt. Alle diese Bewegungen finden ungestört statt, gleichviel ob die Maschine in einer bestimmten Verticalebene schneidet oder durch den Handgriff im Kreise herumgedreht wird. Und hebt man im besten Laufe der Arbeit plötzlich die obere Zuführrolle, so setzen zwar sämmtliche Maschinentheile ihre Bewegung weiter; allein der Stoff bleibt unbeweglich ruhen, daher ein Schneiden während dieser Zeit nicht statthat. Diese schnelle Einstellung des Schneidens hat in der Praxis viel Werth, da hierdurch öfters noch rechtzeitig ein sonst unliebsamer Einschnitt in das Muster verhütet wird. Ein eigener Fußhebel ist vorhanden, um den Riemen auf der Voll- und Leerscheibe der Antriebswelle zu verschieben. Aus der bisherigen Darstellung dürfte schon zu entnehmen seyn, daß die Construction der Zuschneidmaschine keine ganz leichte Aufgabe gewesen und daß deren vollkommene Lösung unter Berücksichtigung aller Bedürfnisse glücklich gelungen ist. Ein Urtheil hierüber wird wesentlich durch eine mit Hülfe der Abbildungen in Fig. 17 bis 20 zu gebende Beschreibung der Zuschneidmaschine erleichtert werden. Vorher sey aber noch darauf hingewiesen, daß die eigentlichen Maschinentheile oberhalb und unterhalb der Drehplatte, deren Durchmesser ca. 180 Millimeter mißt, nur etwa 210 Millimeter Höhe besitzen, wobei die nach der Hauptwelle unter der Tischplatte sich weiter fortsetzenden Verbindungsstangen etc. nicht inbegriffen sind. Trotz der compacten Anordnung der Maschine sind alle Theile leicht beweglich und zugänglich. Fig. 17 gibt die Ansicht der Zuschneidmaschine von der einen Seite angesehen (die Drehplatte A durchschnitten gedacht), wo die Stoffschiebrädchen a und b zunächst ersichtlich sind. Fig. 18 zeigt die Ansicht von der entgegengesetzten Seite, auf welcher man beim Aufdrehen der Deckplatte d das Messer c an der Führungsschiene f erblickt. Die Skizzen sind annähernd in 1/6 der wahren Größe ausgeführt; doch war es größerer Deutlichkeit wegen nicht zu vermeiden, einzelne Theile etwas zu verzerren. Zum Zusammenheften mehrerer Lagen oder Dicken von Stoff zum gleichzeitigen Zuschneiden, dienen Klammern oder Nadeln, welche ähnlich wie die in Fig. 20 skizzirte aussehen. Nach Obigem ist zunächst die Einrichtung des Stoffschiebers und dessen Antrieb, dann die Anordnung und Bewegung des Schneidapparates näher darzustellen. Den Stoffschieber betreffend, so besteht derselbe aus dem Scheibchen a oberhalb und dem Circularschieber b unterhalb der drehbar in den Tisch eingelassenen Eisenscheibe A, auf und unter welcher der ganze Mechanismus befestigt ist. Das Zuführrad b, welches durch einen Schlitz der Drehscheibe A ein wenig hervortritt, ist in dem an A angegossenen Lagerbügel B eingesetzt und mit einem Sperrrad und einem Zahnrad aus einem Stück hergestellt. Es wird ruckweise im Sinne des Pfeiles umgedreht durch ein auf der Hauptwelle befindliches Excenter,Vergleiche den Holzschnitt auf S. 338. welches durch einen Winkelhebel die in einer am Lagerbügel B angeschraubten Röhre F vertical geführte Stange g bei jeder Umdrehung einmal herabzieht. Hierdurch wird vermittelst der Winkelhebel k und i, ferner des Armes und der Sperrklinke e der Vorschub des Schiebrades b bewerkstelligt. Die Spiralfeder h am unteren Ende der Stange g und die Spiralfeder m am Klinkarm e bringen nach jedem Vorgang den Schaltmechanismus in seine frühere Lage zurück. Von dem Schiebrad b wird die Drehung auf das obere Zuführrädchen a folgendermaßen übertragen. Mit dem Zahnrad an dem unteren Circularschieber b greift ein anderes Zahnrad ein, welches auf einem verstellbaren und mittelst einer Schraube festzuklemmenden Bolzen n sich drehen kann. Mit diesem Zahnrad ist eine Schnurrolle aus einem Stück gegossen. Um diese Schnurrolle liegt zweimal herumgelegt eine endlose Lederschnur, welche in der angedeuteten Weise durch eine Bohrung der Drehscheibe A und des auf derselben angegossenen Gestellstückes C nach aufwärts gezogen und um die Leitrollen l und p, endlich von diesen aus um den Schnurlauf an der oberen Zuführrolle a geschlungen ist. Die Leitrolle l sitzt an dem Ende eines doppelarmigen Hebels, dessen anderes Ende durch eine Spiralfeder gegen den festen Gestelltheil C hingezogen wird, um die Lederschnur stets im gespannten, treibfähigen Zustande zu erhalten, wenn auch bei verschiedener Stoffdicke die Zuführrolle a verschieden hoch steht. Diese Spiralfeder dient zugleich dazu, die Zuführrolle mit dem erforderlichen Druck auf den zuzuschneidenden Stoff niederzudrücken, indem derselbe durch den unteren Circularschieber b allein nicht zum Messer zugebracht wird. Die obere Zuführrolle a ist am unteren Ende einer vertical verschiebbaren Platte D angebracht, welche durch Schlitzschrauben an dem Gestellstück C gehalten wird und durch den Arm E durch Fingerdruck in die Höhe gezogen werden kann. Die Leitrolle p und der Lagerarm der Leitrolle 1 sitzen am oberen Ende dieses Schiebers D. Derselbe kann also innerhalb der Schlitzführung beliebig gelüftet werden, ohne daß hierdurch die Bewegungsübertragung durch die endlose Lederschnur auf die obere Zuführrolle a irgendwie beeinträchtigt werden könnte. Da aber der untere Circularschieber b allein die Zuführung des Stoffes zum Messer nicht zu bewerkstelligen vermag, so liegt in dem einfachen Heben der von oben angedrückten Zuführrolle a (durch Niederdrücken des Armes E bezieh. Aufwärtsschieben der Gleitplatte D) das verläßlichste und rascheste Mittel, ein Verschneiden des Stoffes noch rechtzeitig zu vermeiden, indem trotz ungestörter Fortbewegung der Schiebräder und des Messers der Stoff an der betreffenden Stelle ruhig liegen bleiben wird. Es ist dadurch namentlich den Anfängern auf dieser Maschine eine nicht gering anzuschlagende Erleichterung in der Benutzung derselben geboten. Wird die Gleitplatte D durch den Arm E in die höchste Stellung gerückt, so fällt in den Arm ein Sperrstift q (Fig. 18) ein, welcher erst ausgelöst werden muß, wenn die Zuführrolle a wieder herabfallen soll, was nach geschehener Auslösung des Sperrstiftes q durch die obere Spiralfeder befördert wird. Der Ausschlag des Schieberarmes E wird durch die Stellschraube o nach der anderen Richtung hin begrenzt. Was nun den Schneidapparat betrifft, welcher sich unmittelbar neben den Zuführrädchen befindet, daher in Fig. 17 durch dieselben fast ganz gedeckt, dagegen in Fig. 18 vor denselben ersichtlich ist, so läßt sich dieser in seiner Wirkung mit jener einer Schere vergleichen, wenn man das unten zugeschärfte und vertical rasch hin- und hergeführte Messer c als bewegliches, dagegen die Kante des Schlitzes in der Drehscheibe A, durch welche das Messer durchgeht, als festes Scherblatt ansehen will. Der Schlitz in der Scheibe A ist nun etwas breiter und dafür sind links und rechts neben dem Messer kleine Stahlschneiden s angebracht, welche in beiden Figuren erscheinen und durch verticale Striche hervorgehoben wurden. Die Schneidklinge c steckt in einer Nuth des stabförmigen Messerhalters f, welcher in dem Gestellstück C und Lagerbügel B seine Verticalführung findet und unterhalb des mit einem Schräubchen festgestellten Messers c noch ein treppenförmig ausgeschnittenes Blech r trägt, mit welchem aus dem Messerschlitz in der Platte A jedesmal etwa abgelöste Fadenstücke ausgeräumt werden. Die rasche Hin- und Herschiebung der Messerstange f erfolgt von der am linken Ende der Hauptwelle sitzenden Kurbelscheibe (vergl. Holzschnitt S. 338) und Kurbelstange t (Figur 17 und 18), welche an die längs der Röhre F verschiebbare Hülse u angelenkt ist. Indem nun das untere Ende des Messerhalters f den Bundring oben an der Gleithülse u erfaßt, muß das Messer die Bewegung derselben mitmachen. Solange der Treibriemen der Maschine auf der Vollscheibe liegt, bewegen sich von der Hauptwelle aus die Stoffschieber a, b und das Messer c, welches den in raschen Absätzen zukommenden Stoff durchschneidet. Ohne den Treibriemen zu rücken, also ohne die Maschine factisch einzustellen, hört die Stoffrückung und daher auch das Schneiden im Momente des Aufhebens der oberen Zuführrolle a durch den Arm E auf. Um den Arbeiter, welcher mit der linken Hand vor den Zuführrädchen und dem Schneidapparat manipulirt oder die Abschnitte des Stoffes seitlich wegnimmt, vor jeder Verletzung durch die scharfe und rasch bewegte Messerschneide zu schützen, ist an der durch die Figur 18 dargestellten Seite, von welcher das Messer c leicht zugänglich ist, eine Deckplatte d an dem Schieber D angeschraubt. Behufs Auswechselung des Messers oder dergleichen dreht man nach Verschiebung eines kleinen Riegels die Schutzplatte d aus der gewöhnlichen Stellung, wobei dieselbe vollkommen mit dem Fuß des Schiebers D übereinstimmt, in die durch Figur 18 angedeutete Lage. Hierbei kann man zur Messerschiene f gelangen, um zunächst ein Schräubchen zu lüften, worauf die Klinke c abgenommen und durch eine andere ersetzt werden kann. Es ist oben schon deutlich darauf hingewiesen worden, daß die Circularschieber und der Schneidapparat, um die leichteste Verschiebbarkeit des Stoffes zu erzielen und dadurch das beliebige Zuschneiden desselben überhaupt zu ermöglichen, daß die Arbeitstheile der Maschine um eine verticale Achse drehbar angeordnet seyn müssen. Diese Drehachse x, x muß aus naheliegenden Gründen durch die vertical übereinander liegenden Drehzapfen der Zuführräder a und b hindurchgehen. Aus den Abbildungen und der gegebenen Beschreibung derselben geht nun zur Genüge hervor, daß der Drehung der Drehscheibe A (mittelst des Griffes G) gar kein Hinderniß im Wege steht und daß selbst während dieser Drehung alle Bewegungsübertragungen anstandslos vor sich gehen. Die Stange g zum Antrieb des Zuführmechanismus liegt in der verticalen Drehachse x, x und steckt lose im Auge des Winkelhebels k; es kann also hier durch Drehen der Maschine die relative Lage der Betriebstheile nicht verändert werden. Gleiches sehen wir bei dem Messerapparat. Der Messerhalter f gleitet mit dem am unteren Ende angeschraubten Kopf frei auf dem Bundring der auf- und abbewegten Hülse u, wenn die Drehscheibe A herumgedreht wird. Um hierbei ein Mitnehmen der Hülse u zu vermeiden, gleitet der an derselben angegossene Zapfen v in einem verticalen Schlitz des Mittelstückes zwischen den Tischfüßen, wie dieß aus dem Holzschnitt auf S. 338 zu ersehen ist. Bei der sinnreichen Disposition der Warth'schen Zuschneidmaschine erlaubte sich Referent eine etwas eingehendere Beschreibung derselben. Nach Mittheilung der diese Maschine vertretenden Firma Albert H. Curjel in Wien, sind zwei Exemplare der Zuschneidmaschine während der Wiener Weltausstellung verkauft worden: die eine an die Kleiderfabrikanten Marx in Mainz, die andere an die Preßburger Tuchfabrik (Unternehmer der ungarischen Landwehr-Montirung), und zwar zum Preis von je 100 Pfund Sterling. Dem Vernehmen nach arbeitet zur Zeit Hr. Warth an einer Umgestaltung der beschriebenen Zuschneidmaschine dahin, dieselbe zum Zuschneiden von Leinwand, Perkai etc. für Weißwäsche vollkommen geeignet zu machen. In wie weit die jetzige Maschine hier nicht entspricht, fand der Referent keine Gelegenheit durch Versuche festzustellen. –––––––––– Der Berichterstatter sieht sich durch Berufspflichten genöthigt seine Ausstellungsnotizen im polytechn. Journal hiermit vorläufig abzuschließen. Er gibt sich wohl der Hoffnung hin, in dieser anspruchslosen Sammlung seiner Studien und Erfahrungen auf der „Wiener Weltausstellung 1873“ einen nicht ganz unnützen Beitrag zur Beurtheilung dieser Ausstellung und zugleich den augenscheinlichen Beweis dafür geliefert zu haben, daß dieses soviel verlästerte und oberflächlich abgeurtheilte Unternehmen dem ernsten Beobachter Stoff und Anregung in reichem Maaße zu liefern im Stande war. So erkannte auch im Verlaufe seiner Berichterstattung Referent sehr bald, daß es ihm unmöglich seyn werde in den ursprünglich projectirten zwölf Berichten das Wesentlichste der mechanisch-technologischen Novitäten zusammenzufassen und dieß um so mehr, als derselbe auf nachträglichen Wunsch des Herausgebers dieses Journals auch die Dampfmaschinen hier einzubegreifen hatte. Vieles Interessante liegt dem Berichterstatter noch zur Bearbeitung vor, darunter: Maschinen zur Bearbeitung von Metall und Holz von nachstehenden Firmen: Ferd. Arbey in Paris; Ch. de Bergue und Comp. in London; Chemnitzer Werkzeug-Maschinenfabrik vorm. Joh. Zimmermann in Chemnitz; Collet und Engelhard in Offenbach a. M.; Ganz u. Comp. in Ofen; Gschwindt u. Comp. in Carlsruhe; Heilmann-Ducommun und Steinten in Mülhausen (Elsaß); B. und S. Massey in Manchester; Pfaff, Fernau u. Comp. in Wien; A. Ramsome u. Comp. in London; William Sellers u. Comp. in Philadelphia (Amerika); Wagner u. Comp. in Dortmund. Maschinen zur Bearbeitung der Faserstoffe von folgenden Firmen: Actiengesellschaft für Stückfärberei, Appretur und Maschinenfabrication, früher Fr. Gebauer in Charlottenburg; Aemmer u. Comp. in Basel; Gottfried Bernhardt in Wien; W. Birch in Manchester; Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft in Brünn; Ganz u. Comp. in Ofen; W. Gmünder in Reutlingen; Ernst Geßner in Aue; G. Hodgson in Bradford; Caspar Honegger in Rüti; Fritz Kußmaul Sohn in Basel; Cölestin Martin in Verviers; Neubarth und Longtain in Verviers; A. Pierron und F. Dehaitre in Paris; J. J. Rieter u. Comp. in Winterthur, Sächsische Maschinenfabrik (vorm. Richard Hartmann) in Chemnitz; Sächsische Stickmaschinenfabrik (vormals Albert Voigt) in Chemnitz; Scheller und Berchtold in Thalweil bei Zürich; A. Snoek in Ensival bei Verviers; Max Strakosch in Brünn; Felix Tonnar in Dülken; Tulpin frères in Rouen; Zittauer Maschinenfabrik und Eisengießerei, früher Albert Kießler in Zittau; ferner Lespermont's methodischer Waschapparat und Debié, Granger und Pasquier's Ganzzeug-Holländer (Carolinenthaler Maschinenbau-Actiengesellschaft in Prag); Hadernschneidmaschine von Gebrüder Sachsenberg in Roßlan a. E.; Maschinen für Holzstofffabrication von Theod. und Friedr. Bell in Kriens; Maschinen für Buntpapier- und Hutfabrication von Ferd. Flinsch in Offenbach a. M. u.s.w. Dampfmaschinen folgender Maschinenfabriken: Carolinenthaler Maschinenbau-Actiengesellschaft vorm. Lüsse, Märky und Bernard in Prag (Märky und Schultze's Steuerung); Schultze's verbesserte Corlißsteuerung); John J. Derham in Blackburn; L. Guinotte's Coulissen-Steuerung für Fördermaschinen etc.; Maschinen- und Wagenbau-Actiengesellschaft vormals H. D. Schmid in Simmering bei Wien (Radinger's Patent-Steuerung); Prager Maschinenbau-Actiengesellschaft vorm. Ruston u. Comp. in Prag (Dautzenberg's verbesserte Corliß-Steuerung); Sächsische Maschinenfabrik (vorm. Rich. Hartmann) in Chemnitz; Scheller und Berchtold in Thalweil (Berchtold's Patent-Steuerung); G. Sigl in Wien (verbesserte Rider-Steuerung); Berliner Union, Actiengesellschaft für Eisengießerei und Maschinenfabrication vorm. M. Webers in Berlin. Tilghman's Sandblas-Apparat; Korkschneidmaschinen von E. Boethius in Stockholm: Stein-Auslesemaschine für Getreide von Jul. Hignette in Paris; Getreide-Schälmaschine von Howes, Babeock u. Comp. in New-York; Whitwell's Winderhitzungsapparat; Lederwalzwerk von Ebeling u. Comp. in Goldberg (pr. Schlesien); Holmes' Steinzurichtmaschine; Kohlenförderung mit schwebender Kette ohne Ende von J. d'Andrimont und Ch. Beer in Lüttich; stehender Röhrenguß u.s.w. u.s.w. Bei dieser Reichhaltigkeit des noch zu verarbeitenden Stoffes wird es sich daher rechtfertigen, die heute in Folge zeitweiliger Verhinderung des Referenten abgeschlossenen „Notizen aus der Wiener Weltausstellung 1873“ durch eine zweite Serie derselben im nächsten Jahrgange des polytechn. Journals zu ergänzen und dadurch die in der Einleitung dieser Mittheilungen ausgesprochene Absicht soviel als möglich zu verwirklichen. Wien, Mitte November 1873. Johann Zeman.          Docent an der Handels-Hochschule in Wien.

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