Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 210, Jahrgang 1873, Nr. , S. 313
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Miscellen. Miscellen. Büttgenbach's Wasserstandsglas für Dampfkessel. Einem jeden praktischen Ingenieur sind die Schwierigkeiten, die der Bruch der Wasserstandsgläser veranlaßt, wohl bekannt. Man bezieht dieselben von verschiedenen Quellen und auch die besten unter ihnen dauern nur kurze Zeit, besonders wenn die Kessel nicht in einem Kesselhause untergebracht sind, noch durch ein Dach geschützt sind, wie es bei den Eisenwerken meistens der Fall ist. Um dieß zu umgehen, wendet Hr. Büttgenbach, Director der Neußer Hütte, seit mehreren Jahren mit gutem Erfolge folgende Anordnung an. Statt einer Glasröhre werden zwei von derselben Länge genommen. Das äußere Rohr besitzt etwa den Durchmesser der gewöhnlichen Wasserstandsgläser, muß hierbei aber geeigneten Durchmesser haben, um das Einstecken des inneren Rohres zu gestatten, einen ringförmigen Zwischenraum von 1–2 Millimet. Breite freilassend. An beiden Enden der Röhren sind zwischen dieselben Kautschukröhrchen von etwa 2 Centimeter Länge derart angebracht, daß sie den äußeren Umfang des inneren Röhrchens fest umgeben, gleichzeitig aber sich an den inneren Umfang des äußeren Rohres andrücken. Das so gestaltete Wasserstandsglas wird ganz wie ein gewöhnliches einfaches Wasserstandsglas verwendet; die Bohrung in der Messingröhre an dem Hahnstücke, durch welche Dampf und Wasser eintreten, wird kleiner gemacht als die des inneren Wasserstandsglases. Das Wasserstandsglas wird in den Hahnstücken in der gewöhnlichen Weise durch Kautschukringe, die durch eine Stöpselschraube angepreßt werden, befestigt; auf diese Weise kann der Kautschukring zwischen den beiden Röhren weder vom Dampfe, noch vom Wasser einen Druck erfahren. Das Wasser steigt im inneren Rohre auf, welches vor äußerlichem Temperaturwechsel durch das größere Rohr geschützt wird, wodurch die Wahrscheinlichkeit des Bruches beträchtlich vermindert ist. Es ist rathsam, die Glasröhren an beiden Enden abzuschleifen, um die kaum bemerkbaren Risse, die durch das Schneiden oder Brechen entstehen, zu entfernen. Da in dem Zwischenraume zwischen beiden Röhren kein Druck besteht, braucht das äußere Rohr nicht dick zu seyn, ebenso ist keine besondere Sorte für das innere Rohr nöthig; die in chemischen Laboratorien gebräuchlichen Glasröhren sind hierzu am besten verwendbar. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines, 1873 S. 224.) Michele's Festigkeits-Probirapparat für Cementsteine. Bezüglich dieses, im vorhergehenden Heft S. 176 nach der Beschreibung in der Chronique de l'industrie mitgetheilten Apparates vergleiche man die im Jahrgang 1871 des polytechn. Journals, Bd. CXCIX S. 260 erschienene, nach dem Engineer und Engineering bearbeitete Beschreibung dieses Probirapparates, mit beigegebenen Abbildungen, welche vollständig verständlich ist. Michele's Apparat zur Festigkeits-Erprobung von Cementsteinen war auf der Wiener Weltausstellung in mehreren Exemplaren vertreten. Die Redaction d. p. J. Billiger Ersatz für theuere Doppelfenster (sogenannte Vorfenster). Nach einer Brochüre über Gesundheitspflege von Dr. Oidtmann in Linnich kann man sich statt der Doppelfenster der „doppelspundigen Fensterverglasung“ bedienen, und dadurch auf viel wohlfeilere Weise zu demselben Ziele gelangen. Man läßt dazu parallel zu jeder einzelnen Scheibe in einem Innenfalz desselben Holzrahmens, in dessen Außenfalz die erste Scheibe eingesetzt ist, eine zweite Scheibe einkitten. Hierdurch entsteht zwischen den beiden Parallelscheiben eine 1/2 bis 1 Centimeter starke, von der Zimmer-, wie von der Straßenluft abgeschlossene trockene Luftschicht. Da dieselbe sich weder merklich ausdehnen noch zusammenziehen kann, so stößt die äußere Scheibe die Kälte, die innere die Stubenwärme zurück. Zu einer solchen doppelspundigen Fensterverglasung muß eine gute, harte (kaliarme) Glassorte gewählt werden, damit namentlich an den Südfronten die Sonnenstrahlen, die einander zugewendeten und daher für die Reinigung unzugänglichen Oberflächen nicht zersetzen und trüben (blind machen) können. Beim Einkitten der Scheiben ist die Vorsicht zu beobachten, daß nicht allein diese Flächen von Schmutz und Staub gereinigt seyn müssen, sondern daß auch die zwischen den Scheiben sich befindende Luft trocken sey, also das Verglasen der Fenster nur zu einer trockenen Zeit vorgenommen wird. Eisblumen zeigen sich an solchen Fenstern selbstverständlich niemals. Die geringen Mehrkosten werden durch das Brennmaterialersparniß schon im ersten Jahre gedeckt. Ueberdieß schützt diese Vorrichtung im Sommer ebenso gegen die belästigende Hitze der directen Sonnenstrahlen. Ein Zimmer bleibt im Sommer bei etwa 26° R. bei doppelspundiger Verglasung um 4° R. kälter als bei einfacher Verglasung. Für Treibbeete haben sich solche Einrichtungen bewährt, und bei den großen Glasflächen und Gewächshäusern dürfte sich eine solche Doppelverglasung gleichfalls vortheilhaft erweisen. (Deutsche Gewerbezeitung.) Verbesserte Ziegeldach-Eindeckung. Hr. Honig, Ziegeldeckermeister in St. Polten, hat ein Patent auf eine verbesserte Ziegeldach-Eindeckung erhalten. Diese Dacheindeckung soll gegen die jetzige sehr viele Vortheile haben, indem sie jedem Sturme Trotz bietet und auch die Erstickung der Dachhölzer verhindert. Die neuartige Eindeckung geschieht durch Annagelung der Dachziegel. Der Dachziegel hat beinahe ganz in der Mitte von zwei Seiten den Haft, und springt derselbe eher ab, als daß er aus seinem Lager gehoben werden könnte; dem Herabfallen der Ziegel vom Dache ist dadurch gänzlich ein Ziel gesetzt. Nachdem derartige Dächer bereits ausgeführt und erprobt wurden, kann sich Jedermann wegen weiterer Auskunft an oben genannten Erfinder wenden. (Deutsche Töpfer- und Ziegler-Zeitung, 1873 S. 95.) Verbesserte Elektrolyse und Darstellung von Chlor, nach D. G. Fitz-Gerald und B. C. Molloy in London. Das den Genannten am 6. Mai 1872 in England ertheilte Patent reclamirt im Allgemeinen die Verwendung von Kohks (oder einer anderen Kohlenart), die mit Paraffin getränkt worden ist, zu Elektroden und führt dann als specielle Anwendung die Zersetzung von Kochsalz in Lösung behufs der Gewinnung von Chlor zu Bleichzwecken an. Nach Angabe des Berichterstatters wird versichert, daß dieses Verfahren in einigen Seeplätzen, u.a. in St. Lawrence bei Margate, in großem Maaßstabe an die Zersetzung des Meerwassers (d.h. der Chloride desselben) angewendet und zweckentspechend gefunden wird. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1141.) Antwort auf Coupier's Bemerkungen über die Darstellung des Fuchsins ohne Arsensäure; von A. Brüning. Eine vom Hrn. Brüning veröffentlichte Notiz über die Darstellung des Fuchsins ohne Arsensäure (polytechn. Journal Bd. CCIX S. 238) hat Hrn. Coupier Veranlassung gegeben zu einer Auseinandersetzung (polytechn. Journal Bd. CCVIII S. 398), in welcher er seine Rechte als Entdecker der Bereitung des Fuchsins durch Einwirkung der nitrirten Kohlenwasserstoffe auf die amidirten Kohlenwasserstoffe währt. Hr. Brüning erwiedert nun darauf Folgendes: „Es ist mir nicht eingefallen, diese unserem Verfahren zu Grunde liegende Reaction als eine neue für uns in Anspruch zu nehmen. Ich setzte die darüber erschienenen Arbeiten, darunter auch Coupier's Patent, als vollständig bekannt voraus. Im Jahre 1860 schon gab Lauth an, daß durch Erhitzen von Nitrobenzol, Anilin und Zinnchlorür Fuchsin erhalten wird. 1861 nahmen Laurent und Casthelaz ein Patent zur Darstellung einer rothen Farbe durch Einwirkung von Eisen auf Nitrobenzol unter Zusatz von Salzsäure. Coupier nahm im Jahre 1866 sein bekanntes Patent der Darstellung von Fuchsin mit Zugrundelegung der von Lauth und Laurent-Casthelaz angewendeten Reactionen. Das Verfahren Coupier's wurde von Schützenberger in einem Bericht an die Société industrielle zu Mülhausen allerdings sehr günstig beurtheilt und zur Einführung empfohlen. Aber trotz dieser guten Beurtheilung und ungeachtet des dringendsten Bedürfnisses, das Arsen-Verfahren durch ein anderes, weniger gefährliches zu ersetzen, führte sich bis jetzt, so weit mir bekannt, die Darstellung des Fuchsins nach Coupier's Methode in keiner Fabrik ein. Die Gründe, welche der so wünschenswerthen Einführung entgegenstanden, wurden allgemein in zu hohem Herstellungspreis des nach Coupier dargestellten Fuchsins und in für manche Zwecke ungeeigneter Qualität desselben gefunden. Wenn nun in unserer Fabrik inzwischen, wenn auch mit Benutzung derselben Reaction, welche dem Verfahren Coupier's zu Grunde liegt, Fuchsin in großen Quantitäten dargestellt wird, dessen Darstellungspreis wohl so billig wie der des Arsenfuchsins und dessen Qualität in jeder Beziehung eine zufriedenstellende ist, so ist dieser Umstand wohl Beweis genug, daß die von uns angewendete Methode von derjenigen Coupier's in wesentlichen Punkten abweichen muß und die Bezeichnung einer neuen gewiß verdient.“ (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1072.) Färben von Kautschukgegenständen. Um jede Sorte von Kautschuk, mag sie vulcanisirt oder mit mineralischen Stoffen vermischt seyn, zu färben, verfährt man nach Thorel und Fabre auf die Weise, daß man sich zunächst eine Auflösung von gutem Kautschuk in rectificirtem Terpenthinöl bereitet und dieselbe mit Zinkweiß vermischt. Damit überstreicht man, um die Farben gegen den Einfluß des Schwefels zu schützen und ihnen hinreichende Deckkraft zu geben, in dicken Schichten das zu färbende Kautschuk, und nachdem dieser Ueberzug trocken geworden ist, trägt man die Farben auf, welche mit Terpenthinöl abgerieben und mit etwas Kautschuklösung vermischt sind, damit sie dieselbe Elasticität besitzen, wie das Kautschuk selbst. Nachdem auch die Farben getrocknet sind, überstreicht man sie schließlich noch mit einer doppelten Schicht von reiner Kautschuklösung, worauf die Operation beendet ist. Man kann auch abgestufte Farben auf Kautschuk erhalten; zu diesem Zweck trägt man zwei Schichten mit Zinkweiß vermischte Kautschuklösung auf, auf diese die trockenen, vorher mit Ammoniak abgeriebenen Farben und zuletzt auf diese wieder zwei Schichten von reiner Kautschuklösung. (Polytechnisches Notizblatt, 1873 Nr. 16.) Zur Benutzung des Bittersalzes und der schwefligen Säure in der Färberei. Beim Färben von Wolle für später zu walkende Waare hat man seit längerer Zeit die Beobachtung gemacht, daß Anilinfarben, besonders Dahlia- und Methylviolett, unter Zusatz von Bittersalz gefärbt, der Walke besser widerstehen, als ganz ohne einen Zusatz oder mit anderen Zusätzen hergestellte Farben. Dr. Reimann hat stets angerathen, bei der Herstellung von Violett auch für Garne Bittersalz anzuwenden. Daß die Farben bei Gegenwart von Bittersalz, welches der Waare ja auch später immer noch anhaftet, der Walke, d.h. der Einwirkung von Seife, Soda, überhaupt alkalischen Stoffen besser widerstehen, als bei Abwesenheit von Bittersalz, rührt davon her, daß im ersteren Falle, – indem das Bittersalz durch das Alkali zersetzt wird, unter Abscheidung unlöslicher Magnesiaverbindungen, welche auf den Farbstoff keine Einwirkung ausüben, – die Wirkung der alkalischen Stoffe in der Walke durch das Bittersalz paralysirt, also eine Veränderung der Farbe durch das Alkali verhindert wird. So merkwürdig es klingt, wird von allen Wollenfärbern übereinstimmend berichtet, daß beim Färben mit Methyl- und Dahliaviolett ein Zusatz von schwefliger Säure sehr vortheilhaft sey. Die Farben werden dadurch nicht nur lebhafter., sondern sollen auch bedeutend weniger abschmutzen, als wenn man keine schweflige Säure anwendet. Ob hier eine theilweise Reduction des methylirten Rosanilins in Leukanilin und eine spätere Umwandlung des letzteren in ersteres durch Oxydation stattfindet, ist bisher noch nicht entschieden, jedoch sehr wahrscheinlich. (Reimann's Färberzeitung, 1873 Nr. 35.) Ueber das Sumachextract. Statt des Sumachs oder Schmacks wird in neuerer Zeit vielfach das Extract dieses Farbmateriales verwendet, und dasselbe gewinnt immer mehr Bedeutung. Es wird durch Auskochen des Schmacks mit Wasser und vorsichtiges Eindampfen im Dampfbade, gewöhnlich unter Beihülfe von Vacuum-Apparaten, dargestellt. Es kommt als ein dicker Syrup in den Handel, welcher einen rein adstringirenden Geschmack ohne die geringste Beimischung von Säure hat. Bekanntlich geht die Gerbsäure in den gewöhnlichen Schmackauszügen äußerst schnell in Gallussäure über, so daß Schmackabkochungen sehr bald sauer und damit unbrauchbar werden. Das Schmackextract hält sich dagegen, wie man versichert, lange Zeit, ohne auch nur eine Spur von Säure zu zeigen. Dieser merkwürdige Umstand findet wohl in der hohen Concentration der Lösung seine Erklärung. So viel wir wissen, wird das Schmackextract von E. Coez und Comp. in St. Denis bei Paris dargestellt und kommt durch E. Javal frères und Comp. von Hamburg aus zu 16 Thalern pro Centner in den Handel. Zu seiner Benutzung ist weiter nichts nöthig als eine Verdünnung mit heißem Wasser. Dieß ist der Hauptvortheil, welchen das Extract den Blättern gegenüber darbietet; man erspart das Auskochen der Blätter und damit viel Zeit und Raum. Außerdem hat man den Vortheil den Zusatz von Extract für jede Farbe genau nach dem Gewicht bestimmen zu können, was beim Schmack nicht immer möglich ist. In der Baumwollen-Stückfärberei hat sich das Extract zur Darstellung aller Grau-Nüancen sehr gut bewährt. Eine besondere Zukunft wird demselben in der Färberei der losen Wolle, wollener Stücke und Doubles prophezeit, weil hier die nachträgliche Zugabe von Schmackextract behufs der Nüancirung häufig sehr wünschenswert, aber mit Blättern meist nicht auszuführen ist. Für die Anwendung zum Schmackiren gewöhnlicher Baumwollengarne wird voraussichtlich der Blätterschmack seine Bedeutung nicht verlieren. Die Anwendung des Schmackextractes dürfte im Allgemeinen noch zu kostspielig seyn. Dagegen wird der etwas höhere Preis des Extractes in der Baumwollen-Stück- und in der Wollenfärberei durch die Annehmlichkeiten in der Anwendung derartig aufgewogen, daß uns mehrere Färbereien bekannt sind, in denen fast ausschließlich Schmackextract an Stelle des Schmacks benutzt wird. (Reimann's Färberzeitung, 1873 Nr. 34.) Ueber ein neues, von Dr. Schönn entdecktes sehr empfindliches Reagens auf Wasserstoffsuperoxyd. Jedenfalls ist es als ein Gewinn für die Wissenschaft zu betrachten, wenn zur Nachweisung eines Stoffes außer einem bestimmten seither in Anwendung gebrachten Reagens noch ein zweites, diesem an Schärfe und Empfindlichkeit gleichkommendes Erkennungsmittel entdeckt wird, insofern dadurch die Ermittelung eines Stoffes nicht nur erleichtert wird, sondern auch an Zuverlässigkeit und Bestimmtheit gewinnt. In Bezug nun auf die Nachweisung geringer Mengen von Wasserstoffsuperoxyd, so besitzen wir zwar schon in dem jodcadmiumhaltigen Stärkekleister, unter Hinzuziehung eines Krastallfragmentes von Eisenvitriol, ein sehr empfindliches Reagens; indeß dürfte in vielen Fällen, besonders bei Controlversuchen, das hier in Rede stehende neue Reagens, welches an Schärfe und Empfindlichkeit jenem nichts nachgibt, eine gleich nützliche Verwendung zulassen. Dieses von Dr. Schönn entdeckte Reagens besteht in einer Titansäurelösung, welche in wasserstoffsuperoxydhaltigen Flüssigkeiten, je nach deren Gehalt an Wasserstoffsuperoxyd, eine orange oder gelbe Färbung verursacht. Unseren Beobachtungen zufolge, erhält man eine in dieser Beziehung sehr wirksame Titansäurelösung auf folgende Weise: Man bereite sich eine Auflösung von geglühter Titansäure in concentrirter Schwefelsäure in der Siedhitze und schütte nach erfolgter Auflösung die saure Flüssigkeit in eine größere Menge kalten Wassers; dadurch scheidet sich Titansäurehydrat ab, welches nun in verdünnter Schwefelsäure beim Erwärmen mit Leichtigkeit sich löst und das in Rede stehende Reagens repräsentirt. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1872 Nr. 21.) Ueber ein ferneres außerordentlich empfindliches Reagens auf Wasserstoffsuperoxyd; von Prof. Böttger. Setzt man zu einem Wasser einige Tropfen jodcadmiumhaltige Stärkelösung und unmittelbar darauf einen oder zwei Tropfen einer Eisenoxydulsalzlösung oder ein Krystallfragment dieses Salzes, so färbt sich bekanntlich das Wasser, falls es selbst nur Spuren von Wasserstoffsuperoxyd enthält, mehr oder weniger dunkelblau, ein Prüfungsverfahren, welches, von Prof. Schönbein herrührend, an Empfindlichkeit kaum etwas zu wünschen übrig läßt. Das von uns entdeckte neue Reagens zeichnet sich indeß gleichfalls im hohen Grade durch Schärfe und Empfindlichkeit aus und wird daher in vielen Fällen mit Vortheil als controlirendes Mittel benutzt werden können. Dasselbe besteht in einer Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd-Ammoniak, in welcher jedoch keine Spur freien Ammoniaks enthalten seyn darf. Setzt man davon zu einem wasserstoffsuperoxydhaltigen Wasser einige Tropfen und erhitzt es zum Sieden, so entsteht augenblicklich eine starke Trübung in der Flüssigkeit, in Folge einer Silberreduction (einer Ausscheidung fein zertheilten grauen Silberstaubes). (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1872 Nr. 21.) Gewinnung des Zinnes aus Weißblechabfällen, nach Moulin und Dolé in Chauny. Man behandelt die Weißblechabfälle mit Chlor, Königswasser oder flüssiger oder gasförmiger Salzsäure; letzteres Reagens gibt die besten Resultate. Man füllt kammerförmige Räume mit den Abfällen an, und zwar in der Art, daß das Gas zwischen allen Stücken circuliren kann, und läßt aus Kochsalz und Schwefelsäure bereitete Salzsäure eintreten. Das Eisen wird kaum angegriffen, so lange noch freies Zinn vorhanden ist, und man kann daher leicht den Punkt bestimmen, wo die Operation unterbrochen werden muß. Die Stücke werden mit wenig Wasser abgespült, und das Zinn aus der Lösung durch Eisen oder Zink niedergeschlagen; endlich wird es mit Wasser, verdünnter Schwefelsäure und von Neuem mit Wasser gewaschen, getrocknet und geschmolzen. (Französisches Patent vom 9. März 1872.) (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1138.) Ermittelung des Wassers im Glycerin mittelst des specifischen Gewichtes; von Apotheker Schweikert in Dingelstädt. SpecifischesGewicht Wasser inProcenten SpecifischesGewicht Wasser inProcenten SpecifischesGewicht Wasser inProcenten 1,267   0 1,209 18 1,156 36 1,264   1 1,206 19 1,153 37 1,260   2 1,203 20 1,150 38 1,257   3 1,200 21 1,147 39 1,254   4 1,197 22 1,145 40 1,250   5 1,194 23 1,142 41 1,247   6 1,191 24 1,139 42 1,244   7 1,188 25 1,136 43 1,240   8 1,185 26 1,134 44 1,237   9 1,182 27 1,131 45 1,234 10 1,179 28 1,128 46 1,231 11 1,176 29 1,126 47 1,228 12 1,173 30 1,123 48 1,224 13 1,170 31 1,120 49 1,221 14 1,167 32 1,118 50 1,218 15 1,164 33 1,215 16 1,161 34 1,212 17 1,159 35 Ueber Schmalzöl und Schmalzbutter. Schmalzöl und Schmalzbutter werden seit einigen Jahren in Hamburg und Leipzig aus Repsöl fabricirt. Nach C. Puscher läßt sich das Rübsamenöl in folgender Weise von seinem unangenehmen Geruch und Geschmack befreien und in angenehm süßlich schmeckendes Schmalzöl verwandeln. 6 Loth feingepulverte Kartoffelstärke rühre man unter 6 Pfd. Repsöl und erhitze solches in einem gut verzinnten kupfernen Kessel unter stetem Umrühren mittelst eines hölzernen Spatels, am besten in einem Sandbade bis zum angehenden Sieden. Hierbei fängt das Oel an zu schäumen, weßhalb es räthlich ist, ein zwei Mal so großes Gefäß als der Raum des Oeles einnimmt, anzuwenden. Nach einer Viertelstunde läßt dieses Schäumen nach, das Oel kocht nun ruhig fort, die darin suspendirte Stärke färbt sich schwarzbraun und eine starke Entwickelung des unangenehm riechenden ätherischen Oeles findet statt. Letztere Entwickelung ist bei größeren Quantitäten sehr stark und ist es daher rathsam die Operation unter einem gutziehenden Schlot vorzunehmen. Man läßt nun das Oel 2 bis 3 Stunden, bei größeren Quantitäten noch länger, fortsieden, bis dasselbe seinen widerlichen Geruch und Geschmack mit einem angenehm süßlichen vertauscht hat. Der Kessel wird dann vom Feuer entfernt und das erkaltete Oel zum Absetzen der gebildeten Stärkekohle in ein passendes Gefäß gegossen. Nach 48 Stunden Ruhe erhält man ein klares, goldgelb gefärbtes Oel, welches sich kalt zu Salat und erhitzt zu den verschiedensten Speisen mit Vortheil anstatt Butter und Schmalz verwenden läßt. Um ein Entzünden des Oeles zu verhüten, muß das Erhitzen desselben nothwendig im Sandbad vorgenommen werden. Die Feuerung kann dann auch mit dem billigsten Brennmaterial geschehen. Der Verlust bei dieser Reinigung beträgt kaum 2 Proc. Ein so zubereitetes, also von Wasser und ätherischen Oelen befreites Repsöl hat auch die Eigenschaft erlangt, an der Luft nicht ranzig zu werden, eignet sich daher auch als ein vortreffliches und billiges Schmiermittel zu allen Maschinentheilen. Vermischt man 2 Thle. von diesem Oel mit 1 Thl. frischem Rindsfett, so stellt dieses Gemisch die oben erwähnte Schmalzbutter dar. Daß man statt Kartoffelstärke auch Weizenstärkeabfälle, Sägespäne etc. anwenden kann, ist nicht zu bezweifeln. Verbesserung des Appert'schen Conservationsverfahrens. Das von Appert herrührende Verfahren Fleisch, Fische etc. zu conserviren, ist von Jones wesentlich verbessert worden. Die Verbesserung besteht darin, daß man auf den Büchsen, welche die zu conservirenden Speisen aufzunehmen bestimmt sind, eine kleine Röhre anbringt, und daß man, während die gefüllte Büchse in dem kochenden Wasser steht, diese Röhre mit einem Raum in Verbindung setzt, aus welchem die Luft ausgetrieben worden ist.Man s. Ott's Bericht über das präservirte Fleisch von Australien und Neu-Seeland, im vorhergehenden Heft S. 231. Man braucht die Speisen dann nicht einer so hohen Temperatur auszusetzen, und das Fleisch behält unter diesen Umständen besser den Geschmack des frischen Fleisches. (Le Technologiste, Juli 1873, S. 308.) Ueber ein neues Fleisch-Extract; von O. Leube. 1000 Grm. von Fett und Knochen ganz freien Rindfleisches werden fein zerhackt, in einen Thon- oder Porzellantopf gebracht und mit 1000 Kub. Cent. Wasser und 20 Grm. reiner Salzsäure angesetzt. Das Porzellangefäß wird hierauf in einen Papin'schen Topf gestellt, mit einem festschließenden Deckel zugedeckt und zunächst 10 bis 15 Stunden lang gekocht (während der ersten Stunden unter zeitweiligem Umrühren). Nach dieser Zeit nimmt man die Masse aus dem Topfe und zerreibt sie in einem Mörser, bis sie emulsionsartig aussieht. Hierauf wird sie noch 15 bis 20 Stunden lang gekocht, ohne daß der Deckel des Papin'schen Topfes gelüftet wird, dann wie eine Saturation bis fast zur Neutralisation mit kohlensaurem Natron versetzt, endlich bis zur Breiconsistenz eingedampft, in fünf Portionen (à 250 Grm. Fleisch) abgetheilt und in Büchsen verabreicht. Der Preis einer Büchse stellt sich auf 10 bis 12 Sgr. Der Verfasser hat dieses Mittel von ganz ausgezeichnetem Erfolge gefunden, bei den verschiedensten Magenkrankheiten und überall da, wo die Darmschleimhaut vor stärkeren Reizen bewahrt werden muß; namentlich hat er dasselbe bei Typhus-Reconvalescenten vielfach mit Nutzen gereicht. Er gibt es entweder rein oder in Fleischbrühe, welcher je nach dem Geschmacke des Patienten etwas Liebig'sches Fleischextract zugesetzt werden kann, und zwar so lange, als der Kranke dieser Speise nicht überdrüssig wird, in welchem Falle nebenbei Milch mit gestoßenem Zwieback verabreicht wird. (Berl. Klin. Wochenschr. 1873 S. 195; chemisches Centralblatt, 1873 S. 462). Bereitung eines haltbaren Kittes zu einem Aquarium. Hierzu nimmt man, nach einer Angabe des Kunst-Glasers F. Klein in Rehden (Industrie-Blätter) zu gleichen Theilen Schwefelblumen, gestoßenen Salmiak und Eisenseilspäne, vermischt Alles mit gutem Leinölfirniß und setzt alsdann so viel reines Bleiweiß hinzu, bis eine feste, bequem sich verarbeiten lassende Masse entstanden ist. Pausen. Um gewöhnlichem Durchzeichenpapier nach Vollendung der Zeichnung die Durchsichtigkeit auf eine leichte Weise zu nehmen, empfiehlt G. Gramm (deutsche Bauzeitung) eine eingehende Behandlung mit Alkohol. Es wird dazu eine ca. 4 Centimeter im Durchmesser haltende Dose aus Eisenblech zur Aufnahme des Alkohols angewendet, die am besten mit starkem Alkohol gefüllt wird. Die Zeichnungen werden mit Hülfe einer dünnen Stange von Eisen, an deren unterem Ende sich ein Teller mit Rand befindet, eingetaucht. Zum Verschluß der Dose dient eine Kapsel von Blech. Die Durchzeichnungen werden ausgerollt, über die Stange geschoben und in die Dose gesteckt. Bei Anwendung starken Alkohols genügen circa 10 Minuten zur Entölung, während bei starker von Oel gesättigter Flüssigkeit eine längere Zeit, etwa zwei Stunden, erforderlich wird. Ebenso werden bei ganz frischem Alkohol die entölten Papiere blendend weiß. Es ist also nicht nöthig, stets frischen Sprit zur Anwendung zu bringen, sondern es genügt, falls die Operation nicht in der angegebenen kurzen Zeit ausgeführt werden muß, nur den verdunsteten Spiritus durch neuen zu ersetzen und den sich bildenden Bodensatz ab und zu abzusondern. Beim Trocknen empfiehlt es sich, die aus der Büchse entnommene Zeichnung glatt zwischen zwei ordinäre Pappen zu legen und etwas beschwert trocknen zu lassen. Das Trocknen währt ca. fünf Minuten. Durch dieses Verfahren wird dem Pauspapier das Aussehen dünnen Zeichenpapieres gegeben; die Festigkeit des Papieres gewinnt dabei, indem die dem Oelpapier anhaftende Sprödigkeit vollständig verschwindet. Die Zeichnung kann man mit allen Farben vorher ausführen, doch kann man auch sehr gut nach geschehener Linearzeichnung auf dem so präparirten Papier coloriren. Nur ist die Anwendung von Gummigutt zu vermeiden, da dieser Stoff durch Alkohol gelöst wird. Mit starker Tusche ausgeführte Schrift wird durch die beschriebene Behandlung ganz unempfindlich gegen Wasser, das sogenannte Auslaufen tritt später nicht mehr ein. Auch schon aufgeklebte Pausen lassen sich auf die beschriebene Weise entölen und erhalten ein weißes Aussehen. (Deutsche Industriezeitung, 1873 S. 286.) Berichtigung. In Koppmayer's Abhandlung: Bestimmung des Schwefels im Roheisen, Schmiedeeisen und Stahl,“ im vorhergehenden Heft lese man S. 185. Zeile 15 von oben: 0,01 Proc. 0,001 Grm. (statt: 0,1 Proc.).