Titel: Ueber A. Brunner's colorimetrische Probe auf Mangangehalt des Stahles, Eisens und der Erze.
Autor: M. Koppmayer
Fundstelle: Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XXIV., S. 133
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XXIV. Ueber A. Brunner's colorimetrische Probe auf Mangangehalt des Stahles, Eisens und der Erze. Koppmayer, über A. Brunner's colorimetrische Probe auf Mangan des Stahles, Eisens etc. Im polytechn. Journal Bd. CCX S. 278 (zweites Novemberheft 1873) erschien eine Abhandlung, der „österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen“ Nr. 43 entnommen, unter dem Titel: „Schnell ausführbare colorimetrische Probe auf Mangangehalt des Stahles, Eisens und der Erze; von August Brunner, Hüttenchemiker in Zeltweg.“ In derselben wird ein Verfahren mitgetheilt, mit welchem es möglich ist, in einer Stunde eine Manganbestimmung in obgenannten Körpern mit außerordentlicher Genauigkeit auszuführen, wie aus den beigegebenen Beleganalysen zu ersehen ist. Bei 0,1 Gramm Probesubstanz variirten die Resultate der colorimetrischen Untersuchung mit den auf gewichtsanalytischem Wege erhaltenen nur um wenige Hundertel-Theile eines Procentes (!), was dem Erfinder dieser Probe „für hüttenmännische Zwecke eine „genügende“ Genauigkeit verbürgt.“ Die ersten Zeilen obgenannter Abhandlung unterrichten uns über das Wesen der Probe mit folgenden Worten: „Die Probe beruht auf dem Umstande, daß das obengenannte manganhaltige Probematerial im oxydirten Zustande beim Schmelzen mit Kali- oder Natronhydrat das Mangan in grünes mangansaures KaliIst wohl ein Druckfehler statt „Alkali.“Anm. d. Red. d. p. J. überführt, dessen grüne Lösung mit einer unter gleichen Umständen bereiteten Normallösung von bekanntem Mangangehalte verglichen, respective durch Wasserzusatz auf gleiche Färbung gebracht werden kann.“ Es wird uns also die interessante Thatsache mitgetheilt, daß eine der unbeständigsten Verbindungen des Mangans zur Erreichung genannter genauer Resultate in der Weise verwendet wird, daß man die Färbung der wässerigen Lösung derselben als Anhaltspunkt nimmt, ein Anhaltspunkt der gewiß etwas bedenklich erscheinen muß, indem man diesen Körper doch sicher nicht wegen der Beständigkeit der Farbe chamaeleon minerale genannt hat. Trotz dieses Bedenkens von der Ansicht ausgehend, daß vielleicht doch einigermaßen brauchbare Resultate erhalten werden könnten, ähnlich wie bei der Eggertz'schen colorimetrischen Kohlenstoffprobe, nach der diese Probe etwas unglücklich copirt ist, scheute ich mehrere Versuche nicht, mich hierbei genau an die dieser Probe beigegebene Gebrauchsanweisung haltend. Erwägend, daß die Probe gewiß dann die relativ genauesten Resultate geben wird, wenn der Normalkörper mit dem zu untersuchenden Körper möglichst gleiche chemische Zusammensetzung hat, wurden beide Körper von absolut gleicher Zusammensetzung genommen und hierbei nachstehende Resultate erhalten.Obwohl ich meine Augen für colorimetrische Versuche hinlänglich empfindlich halte, zog ich es doch vor, noch den hiesigen Betriebsleiter der Stahlfabrication, Hrn. A. Sailler, einzuladen mich bei Beurtheilung der Proben zu unterstützen, was auch bereitwilligst geschah. a) Schwechater graues Bessemerroheisen mit einem Mangangehalt von 4,85 Procent. Normal- und Probesubstanz waren aus den feinen Bohrspänen einer Flosse erhalten. 1. Versuch. Normal- und Probelösung waren gleich grün mit Bezug auf die Nuance der Farbe, jedoch ungleich mit Bezug auf die Intensität der Färbung. Nachdem durch entsprechende Wasserzugabe der gleiche Farbenton erhalten wurde, waren in der einen Proberöhre 5 Kub. Cent., in der anderen 8 K. C. Flüssigkeit. Es wäre also das Ergebniß der Probe, daß der Mangangehalt des Proberoheisens zu dem des Normal-Roheisens sich verhält wie 5 : 8, während thatsächlich in beiden der Mangangehalt gleich ist. 2. Versuch. Die Normalflüssigkeit ist dunkelgrün, während die Probeflüssigkeit grau-grün erscheint. Ein Vergleichen der Farben ist nicht möglich. Es wurde nun nach der Gebrauchsanweisung „die grüne Lösung in eine rothe verwandelt“, hierbei aber gleichfalls nichts erreicht, indem auch hier eine Verschiedenheit in der Farbennuance auftrat. b) Krainerisches Spiegeleisen mit einem Mangangehalt von 8,2 Procent. 1. Versuch. Die beiden Flüssigkeiten waren beide dunkelgrün; jedoch wegen verschiedener Nuancirung abermals nicht vergleichbar, ebenso wenig die rothen. 2. Versuch. Derselbe gab ein ganz ähnliches Resultat, sowie eine Reihe von weiteren. Entweder war die Farbennuance verschieden, oder wenn diese stimmte, war wieder die Intensität der Färbung verschieden, so zwar daß der Mangangehalt in einer und derselben Substanz gleich um den vierten bis halben Theil auf oder ab variirte und ein halber Kub. Cent. mehr oder weniger, besonders bei weniger intensiv gefärbten Flüssigkeiten, eine kaum merkbare Veränderung hervorbrachte, während doch der Erfinder dieser Probe Resultate bekam, die nur um Hundertel-Theile eines Procentes mit den auf gewichtsanalytischem Wege erhaltenen variirten. Da ich bei einer Reihe von Versuchen, bei denen Probe- und Normalsubstanz ganz dieselben waren, nur ganz einzelnemal absolut gleichgefärbte Flüssigkeiten erhielt, so konnte ich es füglich unterlassen, auch noch Versuche mit verschiedenen Probe- und Normalkörpern zu unternehmen. Ternitz, 15. December 1873. M. Koppmayer,                     Betriebsassistent der Bessemer-Stahlfabrication in Ternitz.