Titel: Ueber den Nachweis der Verfälschung des Thees; von A. H. Allen.
Fundstelle: Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XLIII., S. 238
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XLIII. Ueber den Nachweis der Verfälschung des Thees; von A. H. Allen. Aus Chemical News, 24. October 1873. Allen, über den Nachweis der Verfälschung des Thees. Bei der Prüfung des Thees auf seinen Handelswerth, namentlich um zu ermitteln ob er nicht bereits mit Wasser ausgezogen ist, würde es ein unpraktisches Verfahren seyn, dabei auf alle oder selbst die meisten der im Thee aufgefundenen Bestandtheile (Gerbstoff, Gummi, Theeïn, Farbstoff, Chlorophyll, ätherisches Oel, Faser etc.) Rücksicht nehmen zu wollen. Vielmehr glaubte ich mich vorzugsweise nur auf die quantitative Bestimmung des Gerbstoffes beschränken zu dürfen, und ich fand dazu Hassall's volumetrische Methode mit Leimsolution sehr geeignet, denn sie ist schnell ausführbar und liefert befriedigende Resultate. Zur Gewinnung eines sicheren Anhaltspunktes prüfte ich zunächst mehrere Sorten schwarzen Thee von tadelloser Beschaffenheit auf Gerbstoff und fand darin durchschnittlich 12,5 Proc., was mit den Mulder'schen Thee-Analysen gut übereinstimmt. Erschöpfte Theeblätter müssen mithin erheblich weniger Gerbstoff liefern; aber es konnten ja gerbstoffhaltige Materien, z.B. Catechu, Schlehenblätter etc. absichtlich zugesetzt worden seyn, wodurch das Resultat illusorisch würde. Es müssen daher, um jeder an eine solche Prüfung zu machenden Anforderung zu genügen, auch noch andere Thee-Bestandtheile dabei berücksichtigt werden, und diese sind der in Wasser unlösliche Antheil und das Gummi. Ich habe, hierauf gestützt, einen feinen schwarzen Congo erstens für sich und zweitens nach seiner Verwendung zum Getränk analysirt und folgende procentische Zusammensetzung im lufttrockenen Zustande gefunden: Ursprunglicher Thee Einmal aufgegossenerThee. Feuchtigkeit   9,2 11,1 Unlösliches 58,7 87,5 Gummi 10,5   3,8 Gerbstoff 15,2   3,3 Wie man sieht, häuft sich in den infundirten Theeblättern der Gehalt an unlöslicher Materie um beinahe 30 Proc. an; daß Gummi und Gerbstoff beim Infundiren bedeutend vermindert werden mußten, versteht sich von selbst. Die fremden Zusätze, welche man im käuflichen Thee antrifft, sind der mannichfaltigsten Art; so enthielt ein solcher Catechu, Stärkmehl, Magnesia, Eisenstein, Graphit und Sand. Auch Schlehenblätter, welche den grünen Theeblättern sehr ähneln, kommen vor. Die grünen Theesorten enthalten zwei bis drei Procent Gerbstoff mehr als die schwarzen, was sich dadurch erklärt, daß die letzteren in Folge der damit vorgenommenen Gährung einen Theil ihres Gerbstoffes verlieren. Das ist auch wohl der Grund, warum die grünen herber schmecken, als die schwarzen. Umgekehrt wurde in den schwarzen Sorten mehr Theeïn gefunden, als in den grünen. Der grüne Thee gibt ein helleres Infusum als der schwarze; man darf mithin nicht aus der tieferen Farbe desselben auf die bessere Beschaffenheit der Sorte schließen. Setzt man zu einem durchgeseiheten schwachen Aufgusse von Thee eine Auflösung von kohlensaurem Natron, so erfolgt bedeutende Verdunkelung. Völlig erschöpfte Theeblätter geben beim Behandeln mit Sodalösung eine dunkelbraune Flüssigkeit. Diese Thatsachen erklären, warum manche Hausfrauen in den Theetopf gern ein wenig Soda werfen, in der irrigen Meinung, das Getränk dadurch stärker zu machen, weil es dunkler wird. Daß man zur Verbesserung des Ansehens den Thee auch färbt, ist nichts Neues mehr. Behandelt man solchen Thee mit heißem Wasser, so trennen sich die Farben von den Blättern, setzen sich aus der Flüssigkeit in der Ruhe zu Boden und können dann weiter auf ihre Natur geprüft werden. Eine bläuliche oder grünliche Farbe des Absatzes deutet auf Berlinerblau oder Indigo; er enthält aber auch oft Magnesia oder ein Magnesia-Silicat.