Titel: Woolf'sche Dampfmaschine von Ed. Field und F. M. Cotton in London.
Fundstelle: Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XLV., S. 249
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XLV. Woolf'sche Dampfmaschine von Ed. Field und F. M. Cotton in London. Nach Engineering Juni 1873, S. 421 Mit Abbildungen auf Tab. IV. Field und Cotton's Woolf'sche Dampfmaschine. Field und Cotton hatten auf der Wiener Weltausstellung 1873 im Modell eine Zwei-Cylinder-Dampfmaschine (System Woolf) ausgestellt, welche sich durch eine eigenthümliche Anordnung der Cylinder und durch die von der Maschinenwelle vollkommen unabhängige Steuerung charakterisirt. Der Hochdruckcylinder steckt central im Niederdruckcylinder und bildet den Kolben im letzteren, während der Hochdruckkolben an der Rückwand des Niederdruckcylinders festgeschraubt ist. Der ringförmige Raum um den Hochdruckcylinder, dessen Enden kolbenartig gegen den großen Cylinder abgedichtet sind, bildet einen Dampfmantel, in welchen stets frischer Dampf eintritt, um durch ein Doppelkolbenventil einmal vor, einmal hinter den festen Hochdruckkolben zu gelangen und dadurch den kleinen Cylinder d. i. den Niederdruckkolben im großen Cylinder vorwärts, beziehentlich rückwärts zu verschieben. Hierbei expandirt der Dampf aus dem kleinen Cylinder unmittelbar in den Niederdruckcylinder und der expandirte Dampf findet endlich seinen unbehinderten Abzug durch ein zweites Doppelkolbenventil am großen Cylinder, dessen beide Enden abwechselnd mit dem Dampfabzug communiciren. Die Bewegung des Hochdruckcylinders (d. i. Niederdruckkolbens) wird durch eine Kolbenstange, welche den Vorderdeckel des großen Cylinders passirt, auf die Maschinenwelle übertragen. Die Umstellung der Steuerungs-Kolbenventile erfolgt am Ende des Kolbenweges durch den Dampf selbst. Dieses Maschinensystem soll erst seine Erprobung in den Werkstätten von Whitley Partners in Leeds finden und speciell zum Betriebe von Dampfpumpen in Anwendung gebracht werden. Läßt sich daher auch noch die praktische Durchführbarkeit dieses Maschinensystemes anzweifeln, so dürfte es dennoch den Techniker interessiren, die vorliegende Construction näher anzusehen. Figur 10 und 11 stellt den Längsschnitt, beziehentlich einen Querschnitt durch die Dampfmaschine vor. A und B bezeichnen den kleinen und großen Cylinder, deren nähere Anordnung ohne Weiteres erkenntlich ist. Der Dampfmantel D – d. i. der ringförmige Raum um den Hochdruckcylinder, dessen beide Deckel kolbenartig ausgeführt sind, – steht durch eine Oeffnung D' mit dem Kessel in Verbindung und kann deßhalb bei der gezeichneten Stellung der Steuerungsventile der frische Dampf vor den feststehenden Kolben C in den Hochdruckcylinder gelangen. Es bewegt sich derselbe daher mit der Kolbenstange F nach vorwärts, wobei unter Einem der Dampf hinter dem Hochdruckkolben C in den großen Cylinder B hinüber expandirt und auf den kleinen Cylinder drückend wirkt, während vor demselben der Dampf durch die offene Ventilöffnung (bei I) nach dem Abzug K gelangen kann. Am Ende des Hubes des Niederdruckkolbens (oder kleinen Cylinders) A kann der frische Dampf aus dem Raume D durch den im großen Cylinder B eingefrästen Schlitz L vor diesen Kolben treten, in Folge dessen die Steuerung sofort umgestellt wird. Bei dem Hochdruckventil E, E' wirkt vorn der hohe Dampfdruck, rückwärts dagegen nur der Druck des expandirten Dampfes. Es verschiebt sich daher dieses Ventil nach rechts und schließt vorn bei E die Verbindung zwischen dem Dampfmantel D und der vorderen Hälfte des Hochdruckcylinders A, welch' letztere in Communication mit dem Vordertheil des Niederdruckcylinders B gesetzt wird. Das Umgekehrte geschieht hinten bei E'. Der frische Dampf kommt von D' hinten in den kleinen Cylinder und der in B expandirte Dampf findet seinen Abzug vor dem Kolbenventil I'. Es wird nämlich in analoger Weise auch das Niederdruckventil I, I' verstellt, indem frischer Dampf durch den Schlitz G vorn vor den Ventilkolben I gelangt, hinten auf I' nur der Druck des expandirten Dampfes wirksam ist. Sowie aber die Umstellung der Kolbenventile E, E' und I, I' stattgefunden hat, nimmt der Dampf und somit der Cylinder und Kolben A den umgekehrten Weg, an dessen Ende analog wie früher die Umsteuerung erfolgt. L' und G' bezeichnen ähnliche Dampfcanäle wie L und G. Zum Schlusse ist noch zu bemerken, daß zur Milderung der Stöße der Kolbenventile Luftbuffer N, N' und J, J' angebracht sind, und daß zur eventuellen Steuerung der Maschine von Hand die Spindeln M, M' und H dienen.

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