Titel: Bloch's Fecülometer, ein Instrument zur Bestimmung des Gehaltes der Kartoffelstärke an wirklichem Stärkemehl; Bericht von Cloez.
Fundstelle: Band 211, Jahrgang 1874, Nr. LXXVIII., S. 397
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LXXVIII. Bloch's Fecülometer, ein Instrument zur Bestimmung des Gehaltes der Kartoffelstärke an wirklichem Stärkemehl; Bericht von Cloez. Bloch's Fecülometer. Die Kartoffelstärke, welche in beständig wachsender Menge zur Fabrication von Dextrin und Traubenzucker verwendet wird, bietet von der an der Luft bei gewöhnlicher Temperatur getrockneten „fließenden“ Stärke, in welcher der Wassergehalt nur 16 Proc. ausmacht, bis zur „grünen“ Stärke, welche ungefähr 50 Proc. Wasser enthält, verschiedene Grade der Wasserhaltigkeit dar. Die zwischen diesen beiden äußersten Punkten liegenden Grade der Wasserhaltigkeit sind nach dem Ansehen der Stärke oder durch Untersuchung derselben mit der Hand nur ziemlich schwer zu bestimmen; gleichwohl ist es sowohl für den Stärkemehlhändler, wie für den Dextrin- und Traubenzucker-Fabrikanten wichtig, den wirklichen Stärkemehlgehalt einer gegebenen Probe von Kartoffelstärke sicher und in einfacher Weise abschätzen zu können. Hr. N. Bloch, Kartoffelstärke- und Traubenzucker-Fabrikant in Tomblaine bei Nancy, hat nun ein Instrument, von ihm Fecülometer genannt, construirt, welches dazu bestimmt ist, den Grad der Wasserhaltigkeit der Kartoffelstärke, wenn nicht genau, doch wenigstens mit einer für die Bedürfnisse des Handels und der Industrie ausreichenden Annäherung anzugeben. Das Bloch'sche Instrument bildet ein Glasrohr, welches aus zwei Theilen von verschiedener Weite besteht. Der untere Theil, 22 Centimet. lang und 16 Millimet. weit, ist unten geschlossen; er dient dazu, die Kartoffelstärke aufzunehmen, und den Titer derselben, d.h. ihren Gehalt an wirklichem Stärkemehl anzugeben, und ist zu diesem Zweck mit einer Scala versehen. Der obere Theil des Instrumentes, welcher an die untere Röhre angelöthet ist, dient gewissermaßen als Trichter; er bildet einen Cylinder von 18 Centimet. Länge und 28 Millimet. Weite, und ist oben mit einem Glasstöpsel verschlossen. Bloch ging, um sein Instrument zu graduiren, davon aus, daß die reine, nicht durch die Wärme oder durch die Einwirkung von Säuren veränderte Kartoffelstärke, wenn sie mit überschüssigem Wasser zusammengebracht wird, sich mit einer gewissen Menge desselben verbindet, so daß nach Bloch eine Art Hydrat der Stärke entsteht, welches ein constantes Volumen einnimmt. Wenn man nämlich von einer Kartoffelstärke, deren Feuchtigkeitsgehalt man durch Austrocknen einer Probe derselben genau bestimmt hat, eine solche Menge abwiegt, daß sie 10 Grm. trockenes, d.h. wasserfreies Stärkemehl enthält, und dieselbe in einer graduirten Röhre mit gewöhnlichem Quell- oder Flußwasser zusammenbringt, so findet man nach Bloch, nachdem man sie eine gewisse Zeit lang hat ruhig stehen lassen, daß sie den Raum von 17,5 Kubikcentimet. oder genauer von 17,567 Kubikcentimet. einnimmt. Dieß ist nun der Ausgangspunkt für die Graduation des Fecülometers. Die untere Röhre desselben muß ungefähr 20 Kubikcentimet. fassen; man mißt in dieser Röhre genau ein Volumen von 17,567 Kubikcentimet. ab und theilt das Stück der Röhre, welches von diesem Volumen eingenommen wird, von unten nach oben in 100 Theile von gleichem Inhalt. Jeder der so gebildeten Theile entspricht offenbar einem Procent trockenem Stärkemehl. Um eine Kartoffelstärke zu untersuchen, nimmt man eine Durchschnittsprobe derselben, wiegt 10 Grm. davon ab und bringt sie zusammen mit gewöhnlichem Wasser in das Fecülometer; man schüttelt tüchtig um, so daß die Stärke gut in dem Wasser vertheilt wird, und läßt dann an der Innenwand der oberen Röhre des Instrumentes einen schwachen Wasserstrahl hinablaufen, so daß auch die hier hängen gebliebenen Stärkekörner in die untere Röhre getrieben werden. Man stellt darauf das Instrument mit seinem Inhalt 1 bis 2 Stunden lang ruhig hin, bis die Stärke sich gut abgesetzt hat, und liest dann an der graduirten Röhre die Zahl von Abtheilungen, welche die Stärke einnimmt, ab. Diese Zahl gibt den Gehalt der untersuchten Kartoffelstärke an wirklichem Stärkemehl in Procenten an; ist sie z.B. 76, so heißt dieß, daß 100 Kil. der Kartoffelstärke 76 Kil. Stärkemehl und 24 Kil. Wasser enthalten. Es ist dieß die Grenzzusammensetzung einer kaufrechten Kartoffelstärke, die sich in der Hand nicht ballt (d.h. wohl: die Kartoffelstärke darf, wenn sie sich beim Drücken in der Hand nicht ballen soll, nicht mehr als 24 Proc. Wasser enthalten). Wenn die Kartoffelstärke verdorben ist, oder derselben andere Stoffe zugesetzt worden sind, so setzt sie sich nicht gehörig in der Röhre ab. Das Fecülometer kann also in diesem Falle nicht zur Bestimmung des Wassergehaltes der Stärke dienen, zeigt aber wenigstens bestimmt an, daß dieselbe unrein oder verdorben ist. Das Bloch'sche Fecülometer wird in den großen Mittelpunkten der Kartoffelstärke-Production Frankreichs mit Erfolg angewendet. Die Verwaltung der Hauptniederlagen von Kartoffelstärke zu Epinal bedient sich desselben schon seit mehr als 10 Jahren, und der Geschäftsführer des Vereins für Kartoffelstärke-Fabrication daselbst rühmt es ebenfalls sehr. (Bulletin de la Société d'Encouragement, October 1873, S. 553.)