Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 211, Jahrgang 1874, Nr. , S. 73
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Miscellen. Miscellen. Geschwindigkeit mechanischer Webstühle. Der Webereidirector O. Schwarz bringt in seinem kürzlich erschienenen Werkchen „Der mechanische unterschlägige Webstuhl“ nachstehende Angaben über die Zahl der Ladenschläge pro Minute bei einer Waarenbreite von 90 Centimeter: Art des Stoffes. Ladenschlägeper Minute Kattune und sonstige leichte glatte Gewebe von nicht zu    reinem Zettelgarn 160 bis 180 Jaconet und Organdin 130 140 Brillanté mit kleinen Dessins, mit Ratièren gewebt 130 140 Brillanté mit kleinem Jacquard von 150 bis 200 Zacken 110 120 Brillanté mit großem Jacquard 80 100 Glatte und façonnirte Piqués mit einem Schiffchen. 120 130 Dergleichen mit zwei Schiffchen 110 120 Sehr schwere Stoffe mit Zettel über Nr. 20 120 140 Ungeschnittener Sammet oder Moleskin mit gezwirntem Zettel 180 185 Aetzproben von Eisen. Die österreichische Staatseisenbahngesellschaft hatte von ihren Werken in Reschitza, Ungarn, eine umfangreiche Sammlung geätzter Profileisen in Wien ausgestellt. Zur Durchführung der die Schweißnähte bloßlegenden Aetzungen bedient sich Hr. Louis Maderspach, wie Bergrath Prof. A. Kerpely in seinem soeben erschienenen Berichte über das Eisen auf der Wiener Weltausstellung (Schemnitz, Aug. Jörges) erwähnt, einer Mischung von 3 Volumtheilen concentrirter Salzsäure mit 1 Volumtheil rauchender Salpetersäure, die in eine geräumige Porzellanschale gebracht wird. Die zu ätzende Fläche wird vorerst mit Ammoniak gescheuert, mit reinem Wasser abgespült und auf 3 bis 4 Millimet. Tiefe in die Aetzflüssigkeit getaucht; als Unterlage dienen 3 oder 4 Quarz- oder Glaskörner (nach Kerpely's Erfahrungen noch besser der Rand der halbrunden Schale). Nach einer Viertelstunde wird der Gegenstand aus der Säure genommen und mit Wasser, dem bis zur alkalischen Reaction Ammoniak zugesetzt ist, gut abgespült, der anhaftende zähe Schleim wird mit einer Bürste entfernt und hierauf das Stück wieder in die Säure eingelegt. Diese Operation wird jede Viertelstunde wiederholt. Nach etwa 3 Stunden ist die Aetzung vollendet; die Gegenstände werden aus der Säure genommen, mit viel ammoniakhaltigem Wasser abgespült und wiederholt in Benzin gewaschen. Sollten die Aetzflächen schlecht aussehen, so legt man sie während 5 Minuten in frische Säure und reinigt sie wie vorher. Hierauf reibt man die geätzten Flächen mit vulcanisirtem Kautschuk so lange, bis sie nicht mehr anlaufen; um sie vor Oxydation lange und sicher zu bewahren, erhalten sie im mäßig warmen Zustand eine dünne Schicht von klarem, ebenfalls erwärmtem Firniß oder sehr gutem, mit weißem Terpenthin verdünntem Copallack. (Deutsche Industriezeitung, 1873, Nr. 50.) Wir verweisen auf die im kürzlich erschienenen Heft III des Jahrg. 1873 der „Technischen Blätter“ (Vierteljahresschrift des deutschen polytechnischen Vereines in Böhmen) veröffentlichte Abhandlung des Hrn. Prof. Fr. Kick über das Aetzen von Eisen und Stahl,“ welche mit Abbildungen der Aetzflächen der den Aetzversuchen unterworfenen Stücke verschiedener Eisensorten etc. in circa 1/2 natürl. Größe versehen ist. Die Redact. d. p. J. Englisches Spiegeleisen. Die Bolckow-Vaughan-Werke stellen aus spanischen Erzen wöchentlich 300 Ctr. Spiegeleisen mit 12 Proc. Mangan dar; die Ebbw-Vale-Company bietet solches mit 12 Proc. Mangan zu 13 Pfd. Sterl. per Tonne an. Auch andere Gesellschaften in Südwales gehen mit der Fabrication dieses Productes um, was auf den Siegener District nicht ohne Einfluß seyn dürfte. (Berggeist, 1873 Nr. 77.) Neues Verfahren zum Vernickeln der Metalle; von Martin und Delamotte. Die Genannten ersetzen die gewöhnlich angewandten Mineralsalze des Nickels durch Nickelsalze organischer Säuren. Man bereitet nach ihnen das Bad folgendermaßen: Man löst in 15 Liter Wasser 1250 Grm. Eitronensäure, 500 Grm. Salmiak (oder schwefelsaures Ammoniak) und 500 Grm. salpetersaures Ammoniak, erhitzt die Lösung auf 80° Cels. und sättigt sie nach und nach mit frischgefälltem Nickeloxydulhydrat. Darauf nimmt man sie vom Feuer hinweg, sättigt sie mit 2,5 Liter Ammoniak und verdünnt mit Wasser auf 25 Liter. Die Flüssigkeit enthält alsdann ungefähr 50 Grm. Nickel im Liter. Man läßt sie erkalten, setzt 500 Grm. kohlensaures Ammoniak hinzu, läßt absetzen und filtrirt. Die Flüssigkeit ist schwarzblau und zeigt 11° Baumé. Unter dem Einfluß des elektrischen Stromes setzt sie leicht eine dichte, glänzend weiße Schicht Nickel ab. Die Temperatur des Bades muß bei der Anwendung ungefähr 50° C. betragen. Ein Zusatz von etwas caustischem Kali oder Natron erlaubt dickere Absätze zu erzielen. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873, S. 1317.) Herstellung von Spiegeln mittelst einer Legirung von Gold und Platin. Die Specification des Patentes, welches Dodé in Paris (repräsentirt durch Vinck) am 4. April 1872 für den oben erwähnten Gegenstand in Frankreich erhielt, beschreibt zuerst die verschiedenen Manipulationen, denen man die Spiegelscheibe unterwirft, um ihr vollkommene Ebenheit und Glanz zu geben. Sodann wird mit dem Pinsel eine Schicht der unten angegebenen Composition aufgetragen, und dieselbe in einem passenden Ofen bei Rothglühhitze aufgeschmolzen; wenn nöthig, wird die Operation wiederholt. Zur Bereitung der Composition löst man 500 Grm. Platin in Königswasser, setzt der erkalteten Lösung 5 Liter Wasser und 2 Kil. Ammoniak zu, wäscht den entstehenden Niederschlag aus und trocknet ihn. Darauf behandelt man ihn mit 50 Grm. Salzsäure und 50 Grm. Salpetersäure, setzt nach der Auflösung 50 Grm. Wasser zu und dampft von Neuem ein. Der trockene Rückstand wird zerrieben und langsam mit 2000 Grm. Lavendelessenz, 100 Grm. Terpenthinöl und 25 Grm. geschwefeltem Terpenthinbalsam (baume de soufre térébenthiné) versetzt. Andererseits löst man 30 Grm. Gold in Königswasser, dampft zur Trockne ab und setzt 500 Grm. Wasser und dasselbe Volumen Aether hinzu; man schüttelt, trennt die Aetherschicht, gießt sie in die Platinlösung und läßt den Aether langsam verdunsten. Endlich fügt man der Lösung ein fein zerriebenes Gemenge von 50 Grm. Bleiglätte, 50 Grm. borsaurem Blei und 100 Grm. Lavendelöl zu, schüttelt einige Minuten und trägt mit dem Pinsel auf. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1273.) Ueber die Producte der französischen Jodfabriken. Interesse erregte in der französischen Abtheilung der Weltausstellung zu Wien die Collectiv-Ausstellung des Vereines französischer Jodfabrikanten. Das Rohmaterial für die Jodgewinnung in Frankreich bilden bekanntlich Seepflanzen, welche auf den während der Ebbe trocken liegenden Felsen (an den Küsten der Normandie, der Bretagne, Schottlands und Irlands wachsen und zwei Mal im Jahre (im März und October) gesammelt werden, und solche, die von der Fluch ans Ufer gespült werden. Bei dem Mangel an Brennmaterial in jener Gegend dienten diese Pflanzen seit den ältesten Zeiten zum Heizen und nebenbei als Düngestoffe. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts begann die systematische Einäscherung der Pflanzen, welche – heute wie damals – zwei Mal im Jahre in runden oder viereckigen Gruben am Meeresufer im Freien vorgenommen wird. Die erzeugte Varec-Soda diente zur Glasfabrication, bis die Entdeckung der künstlichen Soda diese Anwendung aufhob. Man war deßhalb auf eine andere Verwerthung bedacht, und schon 1798 wurde in Cherbourg eine Fabrik gegründet, welche sich, unter Couturier's Leitung, mit der Abscheidung der im Varec enthaltenen Salze beschäftigte, um den Glasfabriken ein besseres Material zu liefern. In der Mutterlauge dieser Salze entdeckte der Salpetersieder Courtois in Paris 1811 das Jod. Tissier gründete im Jahre 1824 in Cherbourg die erste Fabrik zur technischen Gewinnung desselben. Bald darauf (1827) richtete er daselbst für Couturier eine zweite Fabrik ein, die sich 1829 mit der ersten vereinigte und augenblicklich der Firma Cournerie u. Sohn angehört. Im Jahre 1830 gründete Tissier in Conquet eine neue Jodfabrik, die 1845 in seinen Alleinbesitz überging und gegenwärtig die bedeutendste des Vereines ist (Jahresproduction: 320 bis 360 Ctr. Jod und Jodkalium). Seit jener Zeit ist die Zahl der Fabriken auf neun gestiegen, und eine fortwährende Concurrenz hat zur Verwerthung aller Nebenproducte geführt. Die erwähnten neun Firmen verarbeiten jährlich 240000 Ctr. roher Varecsoda, welche aus 4,080000 Ctr. grüner Meerpflanzen herstammt, und erzeugen 48000 Ctr. Salpeter, 40000 Ctr. Chlorkalium, 36000 Ctr. Kochsalz, 14400 Ctr. schwefelsaures Kali, 2400 Ctr. Glaubersalz, 800 Ctr. reines Jod, 80 Ctr. Brom und 240 Ctr. Schwefel. Der nach dem Auslaugen bleibende Rückstand enthält auf 100 Theile Trockensubstanz 22,4 Theile kohlensauren Kalk und 9,4 Theile phosphorsauren Kalk und wird als Düngemittel benutzt. Als Fortschritte in ihrer Fabrication reclamiren die Aussteller das Calciniren der Pflanzen in geschlossenen, beständig arbeitenden Oefen und die Fällung des Jods unter Benutzung des Sauerstoffes der Luft. (Aus der Schrift „Die chemische Großindustrie auf der Weltausstellung zu Wien im Jahre 1873“ von F. Beilstein, Leipzig, Verlag von Quandt und Händl.) Graviren auf Glas. Nach einem dem Hrn. E. Dodé patentirten Verfahren, wird das zu gravirende Glas fein matt geschliffen und sodann mittelst eines Gemenges von wasserfreier Borsäure, Gummi und etwas Wasser die gewünschte Zeichnung aufgemalt. Nachdem die Zeichnung getrocknet, wird die Glasplatte auf eine zum Schmelzen der Borsäure hinreichende Temperatur erhitzt; die Säure ertheilt dem Glase wieder seinen Glanz und die Zeichnung ist fixirt. Man kann der Borsäure verschiedene Metalloxyde beimengen und erzeugt so farbige Bilder. Zusammensetzung des Mörtels der großen ägyptischen Pyramide; von Wallace. Dieser Mörtel besteht der Hauptsache nach aus Gyps, wie nachstehendes Verhältniß zeigt: wasserhaltiger schwefelsaurer Kalk 92,83 kohlensaurer Kalk 4,63 kohlensaure Magnesia 1,66 Thonerde nebst Spuren von Eisen 0,24 Kieselerde 0,88 hygroskopisches Wasser 0,07 ––––– 100,31 (Aus den Chemical News, April 1873, t. XXVII, p. 205 durch den Bulletin de la Société chimique de Paris t. XXVII p. 316, October 1873.) Verarbeitung der in den Gasanstalten ausgenutzten Laming'schen Masse. Die chemische Fabrik von Kunheim in Berlin verarbeitet seit 3 bis 4 Jahren auch die Laming'sche Masse der Gasanstalten. Das Gemenge von Eisenoxyd und Kalk, woraus dieselbe im Wesentlichen besteht, nimmt bald eine große Menge Ammoniak, Schwefel und Cyanverbindungen auf. Durch Waschen mit Wasser werden die Ammoniaksalze ausgezogen und für sich gewonnen. Der Rückstand läßt, mit Kalk zersetzt, ein Doppelcyanür in Lösung gehen, aus welchem durch Fällen mit schwefelsaurem Kali gelbes Blutlaugensalz dargestellt wird. Das Ungelöste, geröstet, führt seinen sämmtlichen Schwefel der Bleikammer zu, und es hinterbleibt endlich ein zum Reinigen des Gases sehr geeignetes Eisenoxyd. Nebenbei läßt sich auch Schwefelammonium und durch directes Behandeln mit Salzsäure Berlinerblau darstellen. (Aus der Schrift „Die chemische Großindustrie“ etc. von F. Beilstein.) Ueber Bestimmung des Anthracens im käuflichen Rohanthracen, im Theer etc. Um den Anthracengehalt im käuflichen Rohanthracen, im Theer, Pech etc., zu bestimmen, ist nach E. Luck am zweckmäßigsten die Umwandlung in Anthrachinon. Luck fand (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft), daß reines Anthracen genau die theoretische Menge Anthrachinon liefert, wenn es, in Eisessig gelöst, kochend mit der 3- bis 4fachen Menge Chromsäure behandelt wird, daß reines Anthrachinon, in essigsaurer Lösung mit der 3- bis 4 fachen Menge Chromsäure 2 Stunden lang schwach gekocht, nach dem Verdünnen mit Wasser die ursprüngliche Menge Anthrachinon liefert, und endlich daß die das Anthracen begleitenden oder dasselbe verunreinigenden Verbindungen bei hinreichend lange fortgesetzter Oxydation durch Chromsäure schließlich alle in Säuren oder überhaupt in solche Körper übergeführt werden, welche in alkalischen Flüssigkeiten löslich sind und sich hierdurch von Anthracen trennen lassen. Es gilt dieß ebenso für Phenantren, Chrysen etc., wie für Paraffine, sogen. Brandharze etc. Auf Grund dieser Ermittelungen ist zur Anthracenbestimmung in dem Laboratorium der Alizarinfabrik von Meister, Lucius und Brüning in Höchst nachstehendes Verfahren in Anwendung. Man löst etwa 1 Grm. des zu untersuchenden Anthracen in 45 Kub. Cent. Eisessig bei Siedhitze in einem Kochfläschchen, filtrirt, wenn nöthig, kochend durch ein kleines Filter und trägt nach und nach in kleinen Portionen eine Lösung von 10 Grm. Chromsäure in 5 Kub. Cent. Wasser und 5 Kub. Cent. Essigsäure ein, so aber, daß die Flüssigkeit nicht aufhört schwach zu kochen. Man fährt so fort, bis dauernd eine deutlich gelbgrüne Farbe eintritt oder bis auch nach längerem Kochen ein auf eine blanke Silbermünze gebrachter Tropfen nach einigen Minuten einen röthlichen Flecken (von chromsaurem Silber) erzeugt. Man läßt dann erkalten, verdünnt allmählich mit 150 Kubikcentimeter Wasser, filtrirt nach einigen Stunden, wäscht das Chinon auf dem Filter zuerst mit Wasser, dann mit heißer sehr verdünnter Kalilauge, dann nochmals mit Wasser aus, trocknet bei 100° C. und wägt. Nach dem Wägen entfernt man schnell das Chinon vom Filter, wägt letzteres zurück und erfährt so das Nettogewicht des erhaltenen Anthrachinon, zu welchem noch 0,01 Grm. addirt werden müssen, weil nach Luck's Versuchen, wenn man mit 50 Kub. Cent. Eisessig und 150 Kub. Cent. Wasser, wie oben vorgeschrieben, gearbeitet hat, genau diese 10 Milligrm. Chinon in dem Filtrat gelöst bleiben. – Häufig enthält die käufliche Chromsäure Blei. Wäre dieß der Fall, so müßte das Anthrachinon nach dem Auswaschen mit Wasser und Alkali noch mit einer heißen Lösung von essigsaurem Ammon behandelt werden. (Deutsche Industriezeitung, 1874, Nr. 1.) Beschaffenheit eines guten Petroleums. In den letzten Jahren gaben zeitweilige Unglücksfälle beim Gebrauche des Petroleums wiederholt Anlaß zur Untersuchung der käuflichen Handelswaare auf ihr Verhalten. Wenn es nun auch nicht möglich ist, ohne umständliche chemische Analyse und Brennversuche mit der Lampe ein scharfes Urtheil über den wirklichen Werth eines Petroleums zu fällen, so lassen sich doch gewisse, in einfacher Weise zu constatirende Bedingungen festsetzen, die ein Petroleum erfüllen muß, wenn es als ein gutes, ungefährliches Brennöl bezeichnet werden soll. Dieselben lassen sich in folgende Sätze zusammenfassen: 1) Die Farbe des Petroleums muß weiß oder hellgelb und bläulich schimmernd seyn. 2) Der Geruch darf nur schwach und nicht unangenehm seyn. 3) Das specifische Gewicht, bei 12° R. bestimmt, soll nicht unter 0,795 und nicht über 0,804 seyn. 4) Mit einem gleichen Raumtheile Schwefelsäure von dem specifischen Gewicht 1,53 (durch Mischen gleicher Raumtheile käuflicher concentrirter Schwefelsäure und Wasser zu erhalten) geschüttelt, darf das Petroleum diese Säure nur hellgelb färben; selbst soll es aber dabei noch heller werden. 5) Bis auf 27° R. erwärmt, darf das Petroleum in unmittelbarer Berührung mit einem brennenden Körper nicht sofort sich entzünden und fortbrennen. Die in dem Vorstehenden namhaft gemachten Anforderungen können an jede Handelswaare gestellt werden, ohne daß darum der Industrie und dem Verkehr irgend eine erschwerende Schranke auferlegt wird. (Badische Gewerbezeitung, Bd. VI S. 112.) Aldehyd, durch ozonisirte Luft dargestellt. Ein sehr interessantes Präparat der Bleizuckerfabrik von Elb und Pfund in Blasewitz bei Dresden, welches in Wien ausgestellt war, war Aldehyd, der in billiger Weise, ohne Anwendung von Oxydationsmitteln, wie etwa Braunstein oder Chromsäure, durch ozonisirte Luft dargestellt wird. Derselbe dient in ausgedehntem Maaßstabe zur Bereitung von Aldehydgrün. (Aus der Schrift „Die chemische Großindustrie etc.“ von F. Beilstein.) Behandlung von Schmierölen. Zweck der Behandlung ist, die den meisten Oelen und Schmiermaterialien eigenthümliche Oxydirbarkeit zu benehmen, und wird dieß nach einem dem Hrn. J. Baird in Glasgow patentirten Verfahren durch Zusatz von Schwefel bewerkstelligt. Man erhitzt hiernach die Materialien in offener Pfanne mit dem zugesetzten Schwefel, bis letzterer geschmolzen ist, und läßt dann abkühlen. Die Menge des Schwefels variirt nach der Natur des Oeles und der Art der Verwendung von 2 bis 10 Procent. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1873 S. 1323.) Weitere Anwendungen des Wasserglases in der Industrie. Seit einiger Zeit wird das Wasserglas mit bestem Erfolge zur Darstellung von Kitten angewendet. Mit pulverisirter Kreide innig vermischt, gibt es einen binnen 6–8 Stunden vollständig erhärtenden Kitt. Mit pulverisirtem Schwefelantimon vermischt bildet es eine dunkle Masse, welche Politur annimmt, und einen sehr schönen Metallglanz besitzt. Mischt man es mit feiner Eisenfeile, so erhält man eine grauschwarze Masse von großer Härte. Mit feinen Zinkspänen gibt es eine graue, sehr harte Masse von metallischem Glanze, die sich zum Zusammenkitten zerbrochener Zinkgüsse sehr gut eignet. (Journal of the Society of arts; württembergisches Gewerbeblatt, 1873, Nr. 52.) Das Bleichen des Schellacks durch Thierkohle und Sonnenlicht. Zum Poliren von hellfarbigem Holze, wie Ahorn-, Pappel- und Lindenholz ist die eigenthümlich braune Farbe des käuflichen Schellacks störend, selbst wenn man die hellste Qualität desselben auswählt. Für solche verdient der gebleichte Schellack den Vorzug. Allein das Bleichen des Schellacks hat seine großen Schwierigkeiten insofern als das Verfahren nach der gewöhnlichen Weise ausgeführt, ein nicht in jeder Beziehung unverändertes Product ergibt; namentlich wird der Schellack durch Anwendung der Bleichmittel insofern verändert, als die Politur spröde ist, abspringt, und, wenn sie auch nur eine Spur Chlor enthält, die Metalleinlegungen in das Holz blind macht. Bleicht man nun den Schellack auf folgende Weise, so zeigt der Lack die Fehler nicht: man löse zu dem Ende denselben in 90procentigem Weingeist auf und setze der Auflösung so viel feingekörnte Knochenkohle zu, daß dadurch ein dünner Brei entsteht; das ganze Gemisch setzt man ferner mehrere Tage lang der Einwirkung der directen Sonnenstrahlen aus, schüttelt während dieser Zeit wiederholt gründlich durch und läßt endlich den Schellack, wenn dessen Bleiche nach Wunsch ausgefallen ist, durch einen Filtrirapparat laufen. (Gewerbeblatt für das Groß. Hessen, 1873 S. 344.) Verunreinigung des gestoßenen Zuckers durch Blei. Das kgl. sächsische Ministerium des Innern weist in einer Verordnung vom 23. October 1873 darauf hin, daß ein Theil der Kaufleute sich bei dem Stoßen oder sonstigen Zerkleinern von Rohzucker bleierner Unterlagen zu bedienen pflegt, und daß der auf diese Weise mit abgelösten Bleitheilchen verunreinigte sogen. Abfallzucker theils dem gemahlenen Zucker beigemischt, theils zur Fabrication von Zuckerwerk verwendet wird. Da nun der Genuß solchen bleihaltigen Zuckers die menschliche Gesundheit gefährdet und in Wirklichkeit schon Erkrankungen veranlaßt hat, so wird der Gebrauch von Unterlagen aus Blei oder bleihaltigem Metall zu gedachtem Zwecke unter Androhung einer Geldstrafe bis zu 50 Thaler oder entsprechender Haft verboten. Prüfung von gekochtem Kaffee auf einen Zusatz von Cichorien. In der Berliner polytechnischen Gesellschaft wurde die Frage, ob es ein sicheres Mittel gebe, festzustellen, ob ein gekochter Kaffee Cichorien enthalte, dahin beantwortet, daß die Abkochung des Farbstoffes der Cichorienwurzel durch Eisenoxydsalze nicht niedergeschlagen werden und ihre Farbe behalten soll, während der braune Farbstoff des Kaffee's durch eine Auflösung von schwefelsaurem Eisenoxyd blattgrün gefärbt und theilweise in blaugrünen Flocken niedergeschlagen werde. Bei einem gemischten Aufguß behält die Flüssigkeit über dem durch einige Tropfen Eisenoxydsalzlösung erzeugten Niederschlag nach Maaßgabe des Cichorienzusatzes eine bräunlichgelbe Farbe. Die Absetzung des Niederschlages wird beschleunigt, wenn man die gefärbte Flüssigkeit mit Ammoniak schwach alkalisch macht. Das Neueste über Eier-Brüt-Apparate. Bekanntlich haben es schon vor mehreren Tausend Jahren die Aegypter verstanden, Geflügel Eier, insbesondere die der Hühner, durch geeignete Anwendung künstlicher Wärme, ohne irgend welche Mitwirkung der die Eier legenden Thiere, auszubrüten.Wilkinson'sManners and Fashions of the Ancient Egyptians, Vol. I. S. 134.A. de Frariére „Ueber künstliches Ausbrüten der Eier“; polytechn. Journal, 1855, Bd. CXXXV S. 222. Zuverlässigen Nachrichten zufolge scheint es auch, als habe sich dieses künstliche Ausbrüten von Eiern bis auf die neueste Zeit, in seiner primitivsten Form, in den Fellah-Dörfern Aegyptens erhalten.Eyth, „Hühnerbrütanstalten in Aegypten“; polytechn. Journal, 1865, Bd. CLXXVIII S. 462. – Eyth (ein deutscher Ingenieur) berichtet, daß man von 6000 Eiern im günstigsten Falle etwa 4000 ausbrütet. In gleicher Weise sollen auch die Chinesen die Kunst des künstlichen Ausbrütens seit den ältesten Zeiten geübt und wohl verstanden haben.H. Stephens The Book of the Farm,“ Vol. I. §. 2950. London 1855. In Europa scheint man das künstliche Eierbrüten erst spät mit einigem Erfolg versucht zu haben, indem u.a. von dem bekannten Reaumur (am Ende des vorigen Jahrhunderts) berichtet wird, daß ihm das künstliche Brüten gelungen sey und er der Pariser Akademie der Wissenschaften bewiesen habe, man könne (recht angefangen) ebenso gut wie in Aegypten, auch in Frankreich Eier künstlich ausbrüten.Frarière a. a. O., S. 223, und Stephens a. a. O., §. 2944. Später hat man diese Kunst auch in EnglandStephens a. a. O. §. 2947. Hier werden in England auf den Kopf jährlich 46 1/2 Hühner gerechnet und die erforderliche Gesammtzahl über 1000 Millionen angenommen. und wahrscheinlich zuletzt in Deutschland ausgeübt. In der Provinz Hannover dürfte das Verdienst, mit Erfolg eine Eier-Brüt-Anstalt errichtet zu haben, Hrn. Kaufmann Dyes in Hannover (Papenstieg 4) gebühren, indem dieser Herr bereits 1850 unweit des „Neuen Hauses“ (Seelhorststraße 6) mittelst eines sehr zweckmäßigen Apparates durchschnittlich per Tag 1 Schock (60 Stück) Eier, und zwar von Hühnern, Tauben, Fasanen etc., kurz von allerlei Geflügel, ausbrütete. Behauptet wurde damals, daß Hr. Dyes mittelst seines Apparates 50 Procent mehr Hühnchen auszubrüten vermöchte, als die alten Hühner, weil sich die kleine Brut bei letzteren zu oft erkältete, so wie auch, daß die jungen Thierchen verhältnißmäßig größer und kräftiger würden, als beim natürlichen Ausbrüten. Hrn. Dyes' Apparat war eben so einfach wie zweckmäßig. Zwischen zwei großen Tischen, wovon man die Platte eines jeden in vier horizontale, rectanguläre Fächer getheilt (je vier Brutkästen gebildet) hatte, befand sich ein kleiner Wasserkessel, der auf gewöhnliche Weise geheizt wurde. Das Wasser dieses Kessels war durch Röhren mit reinem Wasser der Brutkästen in Communication gesetzt, so daß eine vollständige Circulation des Wassers eintreten konnte. Die auszubrütenden Eier wurden in den 8 Kästen beider Tische in Reihen horizontal neben einander gelegt und als Unterlage für dieselben durchsichtige Gaze, Pferdehaare, überhaupt Material benutzt, das der atmosphärischen Luft den Durchgang gestattete. Jeder dieser Brutkästen wurde durch eine durchsichtige, gehörig dicht eingekittete Glastafel gedeckt und über letztere das durchschnittlich bis 34 Grad R. erwärmte Wasser geführt, so daß ein Blick von oben (bei ganz reinem Wasser) zu dem falschen Schlusse führen konnte, die sämmtlichen Eier, theilweise oder ganz ausgekrochene Brut, wären unter Wasser gesetzt und letztere dem Ertrinken preisgegeben. Unter dem Boden der Eiertische hatte die atmosphärische Luft völlig freien Zutritt, ein Umstand, den Hr. Dyes als eine nicht unwichtige Sache bezeichnete. Trotz alledem war Hr. Dyes nicht im Stande, aus dem gelungenen Brutprocesse ein angenehmes, rentables Geschäft zu machen, woran zwei Dinge wesentlich Schuld hatten. Erstens wollte das Publicum die ausgekrochenen Hühnchen zu Spottpreisen kaufen, weil die große Menge der gewonnenen Thierchen hierzu eine Berechtigung zu bieten schien. Zweitens aber, und dieß war der Hauptgrund, weil es nicht durchgeführt werden konnte, zu jeder Tageszeit und ohne irgend welche Unterbrechung, eine völlig constante Temperatur des Wassers zu erhalten, welches von oben aus den Eiern die erforderliche Wärme zuführen mußte. Hr. Dyes gab seine Anstalt auf und seit dieser Zeit scheint in der Provinz Hannover das künstliche Eierbrüten Niemand wieder versucht zu haben. Nichtsdestoweniger ist die Sache von nicht geringer Wichtigkeit, gibt Stoff zu einem gewerblichen und, recht angefangen, zu einem rentablen Unternehmen, da das künstliche Ausbrüten der Eier des Federviehes, besonders aber der Hühner, immerhin auch in volkswirthschaftlicher Beziehung insofern von Wichtigkeit ist, als man dadurch die Production sowohl der Eier als des Federviehes beträchtlich vergrößertEs wird behauptet, daß jedes Huhn etwa fünfmal soviel Eier pro Jahr legt, als dasselbe auszubrüten im Stande ist. und wohlfeiler macht; diese Producte aber nicht bloß ein vortreffliches Nahrungsmittel für den Menschen bilden, sondern auch die Eier zu vielen Fabricationszwecken dringend gebraucht werden. Recht erfreulich und beachtenswerth sind daher die Mittheilungen der „Industrieblätter“ und hieraus der „Annalen der Landwirthschaft in den preußischen Staaten“ (vom 17. Decbr. 1873, S. 839) unter der Ueberschrift: „Eine selbstthätige Brütmaschine“ (?) von Dr. Hermann und Dr. Leonard Landois, Professoren in Münster und Greifswald. Bei diesem Apparate geschieht die Erwärmung des das Eiergefäß umspielenden Brutwassers durch Leuchtgasflammen und die Regulirung der letzteren durch eine elektromagnetische Construction die man allerdings auch mit dem Namen „Maschine“ bezeichnen kann. Die erste wichtige Sache dieses Apparates bildet ein aräometerartig geformtes birnenförmiges Gefäß (oder eine Flasche mit langem Halse), welche, senkrecht in das Brütwasser gehangen, etwa bis zur Hälfte des Halses mit Quecksilber gefüllt ist. Bis unmittelbar dicht zum normalen Quecksilberspiegel reicht von oben durch die Flaschenmündung ein dünner Platindraht nieder, ohne das Quecksilber zu berühren, so lange die Brütwassertemperatur die erforderliche constante Größe behält. Es ist nun einleuchtend, daß wenn die Temperatur zu hoch wird, also das Quecksilber steigt, eine Metallleitung zwischen Quecksilber und Platin hergestellt seyn wird. Eine derartige Berührung benutzt man nun, um eine elektrische Kette zu schließen. Beim Schlusse der Kette wird dann stets von den Enden eines Elektromagneten ein Anker niedergezogen und unter Einschaltung eines geeigneten Hebels schließlich auf den Hahn in der Röhre der Gasleitung gewirkt, bis die Flamme klein genug geworden ist, um die Temperatur des Brütwassers wieder fallen zu machen und auf den Normalstand (von einigen dreißig Grad R.) zurückzuführen, welcher Hauptbedingung eines erfolgreichen Processes ist. Indem wir hinsichtlich des elektromagnetischen Apparates (und Zubehör) auf unsere Quellen verweisen, entnehmen wir letzteren noch den Kostenanschlag dieser sogenannten Eierbrütmaschine, jedoch bedauernd, daß dabei nicht gesagt wird, für welches Quantum Eier der Apparat berechnet ist. Es beträgt der Preis 1) eines Brutkastens (von Kranz in Berlin) 20 Thlr. 2) Hebel- und Gasleitungsvorrichtung (welche    Frauenstein in Greifswald anfertigt) 15 3) vier Meidinger'sche Elemente 10 –––––– Summe 45 (Hannoversches Wochenblatt für Handel und Gewerbe, 1873, Nr. 52.) Weingeist gegen leichte Verbrennungen; von Leviseur. Dieses Mittel hat schon Sydenham empfohlen. Verfasser wendet dasselbe neuerdings vorzugsweise bei Kindern an, wo es in erster Linie darauf ankommt den Schmerz zu mildern. Es soll das sicherste und schnellwirkende schmerzstillende Mittel seyn. Das Verfahren besteht ganz einfach darin, daß man die Brandfläche mit Spirituscompressen lose bedeckt oder dieselbe geradezu in Spiritus badet. Der Schmerz hört augenblicklich auf, beginnt aber sofort wieder, sobald man dieses Verfahren unterbricht, weßhalb man dasselbe 1 bis 2 Stunden fortsetzen muß; die Anwendung wird dann in längeren Pausen wiederholt, bis die geröthete Epidermis bleich geworden und eingeschrumpft oder die etwa entstandenen Blasen geplatzt und entleert sind, was in 6 bis 12 Stunden erfolgt ist. Bei größeren Brandflächen ist bei Kindern Vorkehrung zu treffen, daß die dann in größerer Menge auftretenden Alkoholdämpfe nicht betäubend wirken können. (Neues Jahrbuch der Pharmacie, Bd. XL S. 108.)