Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 211, Jahrgang 1874, Nr. , S. 322
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Miscellen. Miscellen. Anwendungen der Phosphor-Bronze. Diese Legirung fährt fort die Aufmerksamkeit des Continents auf sich zu ziehen, und zwar ganz besonders durch ihre Anwendung bei den Walzwerken und zu Wasserformen bei Hohöfen. Die Erfinder, Montefiore-Levy und Dr. Künzel in Brüssel, haben zur Wiener Ausstellung eine Sammlung von instructiven Modellen gesandt, die bei der Artillerie, der Waffenerzeugung und anderen Gegenständen Anwendung finden. Gillieaux zu Charleroi und Blondeaux haben diese Legirung bei Walzwerken in Anwendung gebracht und theilen im Folgenden die Resultate einer dreijährigen Erfahrung darüber mit: Die Phosphor-Bronze ist bei großen Stirnrädern und conischen Rädern der verschiedenartigsten Walzwerke mit gutem Erfolge angewendet und zwar bei solchen, die zu ihrem Betrieb 170 bis 200 Pferdekräfte bedurften und deren Walzen 60 Umgänge pro Minute machten, bei einem Gewichte von 5 Tonnen und einer andauernden Bewegung, die in 24 Stunden nur 1 1/2 Stunden Stillstand zuließ. Man beobachtete, daß die Räder aus gehärtetem Gußeisen sehr leicht zerbrachen; sie wurden dann durch Räder von gewöhnlicher Bronze ersetzt, und endlich nahm man dazu Phosphor-Bronze. Die Dauer der gewöhnlichen Bronze ging durchschnittlich nicht über 5 Monate hinaus, während die Räder von Phosphorbronze wenigstens 9 Monate durchschnittlich aushielten. Auch ist die letztere bei Achsen mit großem Vortheil angewendet und scheint in diesem Falle die dauernde Haltbarkeit nicht allein von der Härte, sondern besonders von der bedeutenden Widerstandsfähigkeit und Zähigkeit der Legirung abhängig zu seyn. Die Wellen von Phosphor-Bronze biegen sich weit weniger, als die von geschmiedetem Eisen und sind bei Weitem weniger geneigt zu brechen, als die von Gußeisen. (Engineer. and Min. Journ. New-York 1873, vol. XVI, Nr. 9; berg- und hüttenmännische Zeitung, 1874, Nr. 3.) Darstellung von Schweißstahl. Brooks bereitet einen Stahl, den er „Schweißstahl (acier de soudage)“ nennt, indem er in einem Tiegel zusammenschmilzt: 34 Kil. Stabeisen, 400 Grm. Wolfram, 230 Grm. Holzkohle, 84 Grm. Mangan und 230 Grm. Flußspath. Ersetzt man das Wolfram durch 700 Grm. wolframsauren Kalk, so erhält man eine bessere Qualität. Stahl zu Klingen wird durch Zusammenschmelzen folgender Substanzen erhalten: 34 Kil. Bessemereisen, 34 Grm. Gußeisen, 56 Grm. Flußspath, 15 Grm. Mangan, 32 Grm. Holzkohle und 28 Grm. Wismuth. (Französisches Patent vom 23. Mai 1872.) (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1478.) Uhrfedern aus Aluminiumlegirungen. Der Uhrenfabrikant Hr. A. Lange in Glashütte, Sachsen, hat sich in den Vereinigten Staaten von Nordamerika die Verwendung von Aluminiumlegirungen zu Uhrfedern (Spiralfedern) patentiren lassen. Als geeignete Legirungen werden z.B. bezeichnet solche von 100 Thln. Aluminium und 5 Thln. Silber, sowie die von 5 Thln. Aluminium mit 90 Thln. Kupfer. Soweit die uns vorliegende Notiz es erkennen läßt, wird der Draht so dünn als möglich gezogen oder gewalzt, dann mit einer besonderen Art Hobel bearbeitet und schließlich auf einem Schleifstein zur nöthigen Dicke abgeschliffen. Die Drähte werden in Formen von Stahl eingelegt, und letztere bis hellblau erhitzt, dann abgekühlt. Als Vorzüge solcher Federn werden bezeichnet ihr geringes specifisches Gewicht, der Umstand, daß sie nicht rosten, und ihre Eigenschaft, nicht magnetisch, dagegen sehr elastisch und hart, aber nicht so spröde wie Stahl zu seyn (Der praktische Techniker, 1873 S. 592.) Ueber die Reinigung des Chlorgases von dem es begleitenden Chlorwasserstoff; von Franz Stolba. Bei den gewöhnlichen Methoden der Darstellung des Chlorgases wird dasselbe von Chlorwasserstoff begleitet, der sich dem Chlorgase nur schwierig entziehen läßt. Man kann angestellten Versuchen zu Folge jedoch die Salzsäure leicht und vollständig zurückhalten, wenn man sich zum Waschen des Chlorgases zunächst einer entsprechenden Menge einer ziemlich concentrirten Kupfervitriollösung bedient, hierbei einen zweckmäßigen Waschapparat verwendet, und das Chlorgas dann noch mit Wasser wäscht. Man lasse das Chlorgas nur langsam durchstreichen und bringe in die Flüssigkeit Bimssteinstücke, die mit der Lösung geschüttelt werden und dann zumeist oben schwimmen. Die Wirkung der Kupfervitriollösung beruht auf der großen Neigung des Chlorwasserstoffes sich mit dem Kupfersulfat zu Chlorkupfer und Schwefelsäure umzusetzen, während das Chlor auf das Salz nicht einwirkt. Das Waschen mit Wasser soll etwa mit fortgerissene Salztheilchen zurückhalten, welche das Chlorgas leichter als andere Gasarten mitnimmt. (Vorgetragen in der Sitzung der Classe der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften am 7. November 1873.) Zur Darstellung des Thalliums aus dem Flugstaube der Schwefelsäurefabriken; von Franz Stolba. Bei der wiederholten Aufarbeitung des thalliumhaltigen Flugstaubes zweier Schwefelsäurefabriken, welche den Schwefelkies von Meggen benutzen, wandte ich zur Abscheidung des Thalliums der Hauptsache noch eine Methode an, welche auf die Bildung von Thalliumalaun ausgeht und sich aus dem Folgenden ergeben wird. Der Flugstaub wurde vermittelst eines groben Siebes von den beigemengten Ziegel-, Mörtel- und Thonstücken gesondert und partienweise mit Wasser ausgekocht, welches mit etwas Schwefelsäure angesäuert worden war. Der Brei wurde auf ein passendes großes Filter gebracht und daselbst nach dem Abtropfen unter fleißigem Umrühren mit heißem Wasser sorgfältig ausgesüßt. Die Waschwässer dienten nach dem Ansäuern mit Säure zum Auskochen einer frischen Partie u.s.w. Das erste ziemlich concentrirte Filtrat wurde in sehr flachen Schalen bis zum Krystallisationspunkte eingedampft, wobei sich beim Erkalten große und schöne röthlich gefärbte Krystalle von Thallium-Thonerde-Eisenalaun absetzen. Die Mutterlauge nach Zusatz von etwas schwefelsaurer Thonerde nochmals abgedampft, gab noch eine kleine Menge gemischter Alaune. Die letzten Mutterlaugen sowie das Spülwasser der Krystalle mittelst roher Salzsäure ausgefällt, schieden eine auffallend geringe Menge von Chlorthallium aus. Die Krystalle des rohen Thalliumalaunes wurden aus, mit Schwefelsäure gesäuertem Wasser zweimal hintereinander krystallisirt, wodurch ein Alaun erhalten wurde, der mit reinem Zink und etwas Schwefelsäure versetzt reines Thallium lieferte, und mit reiner Salzsäure reines Chlorthallium gab. Man kann das Princip dieser Methode auch in der Art verwerthen, daß man in bekannter Art rohes Chlorthallium darstellt, dieses mit Schwefelsäure zunächst in Sulfat und dann vermittelst schwefelsaurer Thonerde in Thalliumalaun überführt, der durch Krystallisation gereinigt werden kann. Mir scheint die erstere Methode bequemer zu seyn, da die lästige Zersetzung des Chlorids mittelst Schwefelsäure hinwegfällt. Nachdem der Thalliumalaun in heißem Wasser bedeutend löslicher ist, wie in kaltem, bietet die Ueberführung des viel schwerer löslichen Sulfats in den entsprechenden Alaun, den großen Vortheil dar, die Thalliumverbindung aus viel kleineren Quantitäten Wassers, demnach viel bequemer und rascher umkrystallisiren zu können, und doch das Metall in einer Verbindung zu behalten, die gleich leicht auf Metall oder Chlorid, Jodid verarbeitet werden kann. (Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften am 7. November 1873.) Ueber die Reduction der Tellursäure durch Traubenzucker; von Franz Stolba. Gleich wie die tellurige Säure, so wird auch die Tellursäure in alkalischer Lösung durch Traubenzucker bei Siedhitze reducirt. Ich stellte meine dießfälligen Versuche mit tellursaurem Ammoniak an, da man sich diese Verbindung besonders leicht rein darstellen kann, und dieselbe von den Alkalien leicht zersetzt wird. Ein Antheil dieser Verbindung wurde in die kochende Lösung des ätzenden oder kohlensauren Alkali eingetragen und nachdem das Ammoniak ausgetrieben worden war, der siedenden, überschüssiges freies oder kohlensaures Alkali haltenden Flüssigkeit eine hinreichende Menge Traubenzuckerlösung zugefügt. Die Flüssigkeit, die sich bald färbte, setzte nach und nach schwarze Flocken von Tellur ab, jedoch nicht so rasch wie bei der tellurigen Säure unter gleichen Umständen. Um zu sehen, ob bei längerer Einwirkung und genügender Menge des Reductionsmittels sämmtliches Tellur als solches ausgefällt worden, wurde ein Theil der Lösung filtrirt, das Filtrat mit Schwefelsäure schwach übersättigt und in einer Platinschale mit reinem Zink in Berührung gebracht. Unter diesen Verhältnissen setzen nämlich tellurhaltige Lösungen einen Theil des Tellurs am Platin, einen anderen pulverförmig ab, und kann der Absatz leicht weiter untersucht werden. Ich konnte auf diese Art, welche sehr geringe Mengen von Tellur nachzuweisen gestatten, unter obigen günstigen Verhältnissen in der Flüssigkeit kein Tellur mehr nachweisen, und folgt hieraus, daß die Tellursäure vollständig zu Tellur reducirt werden kann. Die Flüssigkeit war circa eine halbe Stunde in lebhaftem Kochen erhalten worden. Dieses interessante Verhalten der Tellursäure ermöglicht die Darstellung eines chemisch reinen Tellurmetalles, wenn man reines tellursaures Ammoniak oder Alkali mit den betreffenden reinen Materialien so lange im Kochen erhält, bis sämmtliches Tellur ausgefällt worden. Sollte es an Traubenzucker fehlen, so setzt man selben zeitweilig der concentrirten Lösung hinzu. Ich habe nach dieser Methode aus namhaften Mengen von, auf tellurige und Tellursäure verarbeiteten Tellurerzen, Tellur abgeschieden. Das scharf getrocknete Tellur wurde im Glaskolben in einem Bade von Eisenfeilspänen zum Schmelzen erhitzt, und um die Vereinigung der Metallkügelchen zu erleichtern, etwas trockenen Kalisalpeters zugesetzt, unter dessen geschmolzener Decke sich das Metall leicht und rasch zu einem Klumpen vereinigte. Das Tellur wird nämlich, wie schon Klaproth beobachtete, wenn es nicht sein vertheilt ist, beim Schmelzen mit Salpeter nur wenig angegriffen, ja es kann sogar unreines Tellur beim Schmelzen mit Salpeter bis zu einem gewissen Grade gereinigt werden. (Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der königl. böhmischen Gesellschaft am 7. November 1873.) Bereitung des Doppelsalzes von Fluoraluminium und Fluornatrium. Nach dem der Société anonyme d'Aluminium am 4. Juni 1872 in Frankreich patentirten Verfahren wendet man zu dem oben angegebenen Zweck reine, wenigstens 5procentige Flußsäure an, die hauptsächlich frei von Schwefelsäure und Kieselfluorwasserstoffsäure seyn muß, sättigt sie halb mit reiner Thonerde und setzt alsdann Chlornatrium in solcher Menge hinzu, daß auf 1 Molecül Thonerde 6 Molecüle Chlornatrium kommen. Es fällt das Doppelsalz von Fluoraluminium und Fluornatrium (künstlicher Kryolith) nieder. Man kann auch ein in passenden Proportionen gemachtes Gemenge von Aluminium- und Natriumfalz direct mit Flußsäure behandeln. In ähnlicher Weise erhält man das Kaliumdoppelsalz. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1479.) Ueber die Reinigung der Oxalsäure; von Franz Stolba. Wenn es sich um die Darstellung größerer Quantitäten reiner Oxalsäure handelt, so empfiehlt sich nach meinen Versuchen das schon von anderer Seite empfohlene Umkrystallisiren aus Salzsäure. Wenn man nämlich die zu reinigende Oxalsäure in der genügenden Menge einer 10–15procentigen siedenden Salzsäure löst, das Filtrat erkalten läßt, die Mutterlauge durch Absaugen entfernt und so lange mit kleinen Quantitäten Wassers nachwäscht, bis das ablaufende nur sehr geringe Mengen von Salzsäure enthält, so braucht man die feuchten Krystalle nach dem Absaugen der Mutterlauge nur aus reinem Wasser umkrystallisiren zu lassen, um in der abgewaschenen Oxalsäure ein ganz reines Product zu erhalten. Wesentlich ist hierbei der Umstand, daß man in beiden Fällen die heiße Lösung unter stetem Umrühren rasch erkalten lasse, um kleine Krystalle zu erhalten, nachdem die beim langsamen Erkalten sich bildenden großen Krystalle Mutterlauge einschließen können. Selbst größere Quantitäten von in dieser Art gereinigter Oxalsäure verflüchtigen beim Erhitzen in einem Platintiegel ohne den geringsten Rückstand zu lassen. Die erhaltenen Mutterlaugen können mit Vortheil auf oxalsaures Ammoniak verarbeitet werden, da sie beim Neutralisiren mit kohlensaurem Ammoniak das meiste Oxalat ausscheiden, nachdem sich dasselbe bekanntlich in einer Lösung von Chlorammonium schwieriger löst, als in reinem Wasser. (Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften am 7. November 1873.) Ueber die Darstellung der Kohlensäure durch Gährung; von Franz Stolba. Die Darstellung der Kohlensäure durch Gährung ist in den Laboratorien am wenigsten gebräuchlich, obgleich sie in manchen Fällen sehr vortheilhaft seyn kann. Handelt es sich z.B. um einen sehr lange anhaltenden Gasstrom, wie man eines solchen zur Darstellung gewisser Bicarbonate bedarf, so eignet sich hierzu die durch geistige Gährung gewonnene Kohlensäure ganz besonders. Ich verwende zu dieser Darstellung geräumige Thon- oder Glasgefäße an und als Material Rohzucker, der sich hierzu durch seine Billigkeit empfiehlt. Der Zucker wird in 4 Theilen Wassers gelöst und mit der genügenden Menge Hefe versetzt (5 Volumina dicker Hefe per mille). Die Gährung tritt im Lause einiger Stunden ein und kann durch Steigerung der Temperatur beschleunigt, durch Erniedrigung verzögert werden. Man kann demnach durch Wahl eines passenden Locales die Gährung rascher oder langsamer verlaufen lassen. Geht die Gährung zu Ende, so speist man mit frischer Zuckerlösung und gibt auch etwas Hefe hinzu. Nachdem die Flüssigkeit während der Gährung steigt und schäumt, muß man eben Gefäße mit genügendem Steigraume verwenden. Die vergohrene Flüssigkeit wird durch Destillation auf Spiritus verarbeitet. Zum Waschen der Kohlensäure wendet man zweckmäßig einen mit Wasser gefüllten Kaliapparat, z.B. den von Liebig oder Mitscherlich an, den man mittelst Draht an den Hals des Entwickelungsgefäßes befestigt und die nothwendige Verbindung mit Kautschukröhren herstellt. Bei dieser Einrichtung wird der Apparat sehr handlich und compendiös. Will man Melasse anwenden, so verdünne man selbe mit 3 Theilen Wasser und wende zum Waschen des Gases zunächst Eisenvitriollösung an, nachdem manche Melasse bei der Gährung Stickoxyd liefert, welches von der Vitriollösung absorbirt wird. Hierauf muß das Gas noch durch ein mit staubfreien Stückchen Holzkohle gefülltes Rohr geleitet werden, um die Kohlensäure geruchlos zu erhalten. (Vorgetragen in der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften am 7. November 1873.) Ueber die Einwirkung der Mineralsäuren auf Zucker bei Gegenwart von Salzen der in den Rübensäften enthaltenen organischen Säuren; von E. Feltz. Die Wirkung von Mineralsäuren auf eine Zuckerlösung ist bekannt; die kleinsten Mengen derselben verwandeln bei Anwendung von Wärme den Rohzucker in Invertzucker. Feltz suchte nun durch Versuche zu entscheiden, ob dieselbe Wirkung bei Gegenwart von Salzen der in den Rübensäften vorkommenden organischen Säuren eintritt, und diese Untersuchung gewann um so mehr an Interesse, als die Resultate derselben für die dem Hrn. Margueritte patentirte (unten mitgetheilte Methode der Reinigung von Zuckersäften von höchstem Belange sind. 18 Hektoliter Syrup (drittes Product) von 25° Baumé wurden mit 16 Liter käuflicher, mit dem fünf- bis sechsfachen Volum Wasser verdünnter Salzsäure gemischt, dem Gemisch eine Probe entnommen, dieselbe auf 20° Baumé verdünnt und alkalimetrisch untersucht; es wurden per Liter 2,44 Grm. HCl gefunden. Die Hauptmasse des Gemisches wurde dann im Robert'schen Apparate bei 68 bis 75° C. und einer Luftleere von 18 bis 20 Zoll auf 46° Baumé abgedampft. Es wurde nun wieder eine Probe auf 20° Baumé verdünnt und alkalimetrisch untersucht; gefunden wurden per Liter 0,71 Grm. HCl, also eine bedeutende Abnahme der sauren Reaction constatirt. Außerdem wurden vor dem Einkochen in dem auf 20° Baumé verdünnten Gemische per Liter 8,5 Grm. Glukose, nach dem Einkochen dagegen 9,9 Grm. derselben Zuckerart gefunden; der Unterschied ist, wie man sieht, gar nicht bedeutend. Andere Versuche, deren Details in unserer Quelle mitgetheilt sind, gaben ähnliche Resultate. Es verflüchtigen sich etwa 60 bis 70 (nach einem Versuch 77,7) Proc. der ursprünglich vorhandenen Säure. Im Anschluß an diese Fabriksversuche wurden einige Laboratoriumsversuche in gleichem Sinne angestellt, und die bei der Verdampfung resultirenden sauren Condensationswässer gesammelt und untersucht. Dieselben enthielten nur Spuren von Salzsäure; die saure Reaction derselben rührt also nur von den verflüchtigten organischen Säuren, welche durch die Salzsäure frei gemacht wurden, her. Weitere Versuche des Hrn. Feltz ergaben, daß es unmöglich ist, alle im Syrup enthaltenen organischen Säuren durch Zusatz von Mineralsäuren in Freiheit zu setzen, ohne gleichzeitig eine theilweise Inversion des Zuckers einzuleiten. Doch scheint es möglich, wenigstens die Hälfte der organischen Salze in der Luftleere in Mineralsalze umzuwandeln, ohne daß man diese Veränderung zu befürchten hat. Als Feltz 200 Kubikcentimeter einer reinen Zuckerlösung von 200 Baumé mit 0,71 Grm. HCl vermischte und die Mischung in einem offenen Gefäß auf 600 C. erwärmte, war nach zwei Stunden fast die ganze Zuckermenge invertirt; es waren nämlich per Liter 403 Grm. Glukose entstanden. Ein gleicher Versuch, mit einem Syrup von 170 Baumé, welcher per Liter 4,7 Grm. Glukose enthielt, angestellt, ergab dagegen, daß der Glukosegehalt desselben nur auf 6,49 Grm. gestiegen, also nur um circa 2 Grm. per Liter größer geworden war. Die Wirkung von Mineralsäuren auf Zucker wird hiernach bei Gegenwart von Salzen organischer Säuren gänzlich modificirt, und die Anwendung von Mineralsäuren in der Zuckerfabrication kann nicht in dem Maaße schädlich wirken, als man bisher wähnte. Aus diesem Grunde kann die Benutzung dieser Säuren nach den Margueritte'schen Angaben auch dem Zuckerfabrikanten in vielen Fällen von Nutzen seyn. (La sucrerie indigène t. VII; Zeitschrift für Zuckerindustrie, 1873 S. 498.) Reinigung von Zuckersäften nach dem Patent von Margueritte in Paris. Der Rübensaft, auf die gewöhnliche Weise geläutert etc., wird auf 27 bis 30° Baumé eingedampft und mit dieser Concentration in einen Kessel abgelassen, wo er nach fast vollständigem Erkalten mit einer entsprechenden Menge von Schwefelsäure oder Salzsäure vermischt wird. Diese Säuren werden, mit Wasser verdünnt, dem Safte in einem dünnen Strahl unter fortwährendem Umrühren zugefügt. Nachdem dieß geschehen ist, wird der Saft in die Robert'schen Verdampfapparate zurückgeführt und bei einer möglichst niedrigen Temperatur, 50 bis 55°, weiter eingekocht. Auf 100 Kil. der Trockensubstanz nach der Balling'schen Anzeige werden 0,5 Kil. Schwefelsäure oder 1,295 Kil. käufliche Salzsäure (spec. Gewicht 1,16) gerechnet. Wenn man die benöthigten Mengen der Säuren aus dem Aschengehalte bestimmen will, so muß man 21,6 Proc. (des Aschengehaltes) Salzsäure von der angegebenen Dichte in Rechnung bringen. Diese Säuremengen können unter Umständen noch vergrößert werden, ohne daß man eine Inversion zu befürchten hat, da sie durch die Vasen der in dem Saft enthaltenen Salze von organischen Säuren neutralisirt werden. Die organischen Säuren wirken auf den Zucker nicht ein; auch verflüchtigen sich dieselben zum größten Theile während der mehrstündigen Abdampfung und sammeln sich in den Condensationswässern an. Hieraus erklärt sich auch der Umstand, daß die Säfte trotz der zugesetzten Säuren nach der Concentration nur sehr schwach auf Lackmuspapier reagiren, und die saure Reaction nach dem Filtriren sich gänzlich verloren hat, ja oft sogar einer schwach alkalischen gewichen ist. Die Vorzüge dieses Verfahrens sollen seyn: 1) Bedeutende Verbesserung des Geschmackes und des Geruches der Füllmasse und der erzeugten Zucker. 2) Bedeutende Verminderung der Salzquotienten beim zweiten Product. 3) Erhöhung des Rendements beim ersten und zweiten Product, so daß bei Anwendung obiger Methode um 2 Proc. derselben mehr erzielt weiden kann, als beim gewöhnlichen Verfahren. 4) Das Einkochen erfolgt sowohl in den Robert'schen Apparaten als auch im Vacuum viel leichter. (La sucrerie indigène, t. VIII p. 71; Zeitschrift für Zuckerindustrie, 1873 S. 507.) Hollefreund's Maischverfahren für Spiritusbrennereien. Dieses Verfahren, von Märcker als wesentlichster Fortschritt, welchen die Brennereitechnik seit längerer Zeit gemacht hat, bezeichnet, ist im Wesentlichen folgendes: Die Kartoffeln oder anderen Materialien für die Spiritusfabrication werden in besonders construirten Maischapparaten (bisher sind deren sieben aufgestellt; sie werden gebaut von den vereinigten beiden Firmen Wegelin und Hübner und A. Wernicke in Halle a. S.), deren wesentlichster Theil aus einem dampfkesselartigen cylindrischen Behälter von starkem Eisenblech besteht, zunächst einem sehr starken Dampfdrucke ausgesetzt, um sodann in dem geschlossenen Kessel durch ein Rührwerk zerkleinert und in Brei verwandelt zu werden. Die durch gespannte Dämpfe auf circa 130° C. erhitzte Masse wird hierauf durch Evacuiren vermittelst Condensator und Luftpumpe auf die richtige Maischtemperatur (60° C.) gebracht, und endlich das mit Wasser angerührte Malz sofort in den luftverdünnten Raum des Maischkessels gezogen. Nach Beendigung des durch die Einwirkung der Diastase des Malzes auf die Stärke der Maischmaterialien eintretenden Verzuckerungsprocesses wird die verzuckerte Maische durch Dampf aus dem Maischkessel auf das Kühlschiff gedrückt, um von diesem Stadium des Brennereiprocesses an ebenso, wie nach dem alten Verfahren, weiter behandelt zu werden. Mit Hülfe dieses Verfahrens soll eine Materialersparniß von mindestens 16 Procent erzielt werden. (Zeitschrift für deutsche Spiritusfabrication, S. 340 1872.) Hollefreund's Verfahren ist in England als Verfahren zur Gewinnung von Zucker aus Kartoffeln, Mais, Korn etc. patentirt worden. Nach dem Patent wird das zu bearbeitende Material in hermetisch geschlossenen Cylindern mittelst eingeführten Dampfes auf 80 bis 100° R. während 30 bis 80 Min. erhitzt. Es wird hierauf Wasser von etwa 60° in den Cylinder gebracht, damit die teigartige Masse verdünnt werde, zur Erzeugung einer Luftverdünnung von 22 bis 26 Zoll ein in einen Condensator mündendes Ventil geöffnet, und nun die Masse durch einen in dem Cylinder befindlichen rotirenden Schneideapparat zu einer homogenen Maische verarbeitet. Wenn dieß bewerkstelligt ist, was etwa 20 Minuten – auf die Minute 60 bis 70 Umdrehungen gerechnet – erfordert, wird das Malz, 5 bis 6 Proc., in das Gefäß gebracht und der Masse durch lange fortgesetztes Rühren einverleibt. Während dieser Operation muß die Temperatur auf circa 50° R. erhalten werden. Je nach der Verschiedenheit des Rohmateriales variiren obige Zahlen ein wenig; auch hat bei Anwendung von Mais, Korn etc. der Behandlung mit Dampf ein Zerquetschen der Substanz voranzugehen, und es findet dann kein Zerschneiden im Cylinder statt. Die angeführten Zahlen beziehen sich auf das Maischen von Kartoffeln. (Deutsche polytechnische Zeitung, 1873 S. 186; Chemisch-technisches Repertorium, 1872, 2. Halbjahr, S. 50.) Verwendung von Argand'schen Gasbrennern zur Straßenbeleuchtung. In Lyon sind neuerdings Versuche gemacht worden, die Straßenbeleuchtung zu verbessern, und es liegt über das Resultat dieser Versuche ein sehr günstiger Bericht des Controleurs Charbon vor. Früher hatte man Schmetterlingsbrenner mit 140 Liter stündlichem Consum. Statt deren hat man jetzt einen Argandbrenner (Bengel) mit 30 Löchern, 9 Millimeter innerem Luftstrom, Conus von 19 Millimeter und Glascylinder von 20 Millimeter, der auf einem Giroud'schen Rheometer für 120 Liter Consum befestigt ist, ferner einen runden, inwendig emaillirten Reflector aus Eisenblech in der Höhe der oberen Kante der Seitenscheibe der Laterne. Die Flamme wird durch eine der dazu vorgerichteten Dachscheiben angezündet; der Boden der Laterne ist geschlossen. Der Bericht gibt an, daß bei einer Gasersparniß von 20 Liter per Stunde eine Steigerung der Leuchtkraft von 7 auf 11 Kerzen, also mehr als 50 Proc. gewonnen sey. Die Kosten der Installation werden im Ganzen zu 12 Francs 40 Cent. per Laterne angegeben, und schließlich wird als Ergebniß einer Calculation hingestellt, daß Lyon durch Einführung der neuen Beleuchtung in den 30 Jahren seines Contractes 719,213 Francs sparen würde. Hier sind nun allerdings die Unterhaltungskosten nicht in Anschlag gebracht, welche wohl den eigentlichen Ausschlag geben dürsten. Interessant an den Versuchen ist wesentlich die Constatirung der Thatsache, daß es mit dem Giroud'schen Rheometer möglich ist, Argandbrenner zur Straßenbeleuchtung zu verwenden. (Journal für Gasbeleuchtung, 1873 S. 550.) Anwendung der Kresylsäure zur Verscheuchung von Fliegen. Zur Verscheuchung von Fliegen hängt man, nach einer im Moniteur industriel erwähnten Mittheilung von F. C. Calvert, in den amerikanischen Waarenmagazinen Kattunstreifen auf, die mit Kresylsäure getränkt sind. Es sollen für diese Verwendung in den Vereinigten Staaten bedeutende Mengen von Kresylsäure abgesetzt werden. (Der praktische 'Techniker, 1873 S. 506.)