Titel: | Ueber Versuche an Werkzeugmaschinen zur Ermittelung der Leistung und des Arbeitsverbrauches; von Prof. Dr. Hartig in Dresden. |
Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. XL., S. 267 |
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XL.
Ueber Versuche an Werkzeugmaschinen zur
Ermittelung der Leistung und des Arbeitsverbrauches; von Prof. Dr. Hartig in Dresden.
(Schluß von S. 193 des vorhergehenden
Heftes.)
Hartig, über Versuche an Werkzeugmaschinen.
Mit Hilfe solcher Formeln wird es von jetzt an möglich sein, zunächst den
Arbeitsverbrauch für den Leergang aller in einer
Werkstatt befindlichen Arbeitsmaschinen mit Sicherheit festzustellen, wonach dann
noch die zweite Aufgabe verbleibt, denjenigen Arbeitsverbrauch zu ermitteln, welcher
der von den einzelnen Maschinen erzielten Nutzleistung
entspricht und mit jenem zusammen den totalen Arbeitsverbrauch der Maschinen im Arbeitsgang darstellt. Hier galt es, den Zusammenhang
zwischen Arbeitsverbrauch und Nutzleistung mit möglichster Annäherung festzustellen, indem man die
Nutzleistung in einer der Wirkungsweise der betreffenden Maschine angemessenen Weise
(z.B. als Schnittfläche, Spangewicht, Spanvolumen etc.) zu bemessen suchte und den
Betrag der aufgewendeten mechanischen Arbeit – nach Abzug der
Leergangsarbeit- für die Einheit dieser
Nutzleistung herausrechnete, welchen Betrag ich kurz den specifischen Arbeitswerth nenne. Hierbei wurde der Einfachheit wegen
derjenige Arbeitsverbrauch, welcher der Zunahme der im Bewegungsapparat bestehenden
Pressungen durch den Materialwiderstand entspricht (die „zusätzliche
Reibung“ ), zur Nutzarbeit geschlagen.
So fand sich aus einer großen Zahl von Versuchen, daß beim Abscheeren und Lochen von Eisenblech von der
Dicke δ Mm. der Arbeitsaufwand für 1 Q.-M.
Schnittfläche durch die Formel:
(14) α = 0,25 + 0,0145 . δ Meterkilogramm
annähernd dargestellt werden kann, daher für eine Scheere oder
Lochmaschine, welche stündlich F Q.-M.
Schnittfläche in Schmiedeisen liefert, der dieser Nutzleistung entsprechende
Arbeitsverbrauch zu:
(15) N = (F . 10⁶ . α )/(60 . 60 . 75) = 3,71 F (0,25 + 0,0145 δ) Pferdestärken
anzusetzen ist. Erfordert also z.B. eine große Blechschere für
den Leergang N₀ = 0,68 Pferdest. und liefert sie
in Blech von δ = 10 Mm. Dicke stündlich F = 3 Q.-M. Schnittfläche, so ergibt sich α = 0,395 und N₁ = 4,40 Pferdest., daher der totale Arbeitsverbrauch dieser Scheere
N = N₀ + N₁ = 0,68 + 4,40 = 5,08 Pferdestärken.
Bei den Gattersägen fand sich für lufttrockenes
Fichtenholz der Arbeitsverbrauch pro 1 Q.-M.
Schnittfläche pro Stunde:
(16) ε = 0,046 + 0,224 . Hs/z Pferdestärken,
in welcher Formel
H die Hubhöhe des Gatters in Meter,
s die Schnittbreite in Millimeter,
z die Zuschiebung des Blockes pro Schnitt
in Millimeter bedeutet. Hat man z.B. H = 0,5 M., s = 3 Mm., z = 6 Mm., so folgt: ε = 0,103
Pferdestärken.
Die totale Betriebsarbeit einer Gattersäge wird daher nach der Formel:
(17) N = N₀ + ε F Pferdestärken
zu berechnen sein, was z.B. für ein Bundgatter mit 2 Blättern
bei N₀ = 0,85 Pferdest., ε = 0,103 und F = 25 Q.-M., N = 3,43 Pferdestärken ergibt.
In ähnlicher Art konnten für Bandsägen die folgenden drei
Formeln abgeleitet werden. Arbeitsverbrauch in Pferdest. pro 1 Q.-M. Schnittfläche in der Stunde bei Fichtenholz:
(18) ε = 0,037 + (326 . s)/(10⁷ . ξ)
bei Eichenholz:
(19) ε = 0,052 + (412 . s)/(10⁷ . ξ)
bei Rothbuchenholz:
(20) ε = 0,062 + (485 . s)/(10⁷ . ξ)
in welchen Ausdrücken
s die Schnittbreite in Millimeter,
ξ die relative Zuschiebung, d.h. den Quotient
aus Geschwindigkeit der Zuschiebung und Geschwindigkeit der
Säge bedeutet. Wenn also z.B. s = 2 Mm., ξ = 1/300 ist, so folgt der Arbeitsverbrauch in
Pferdest. pro 1 Q.-M. Schnittfläche in der
Stunde:
bei Fichtenholz:
Eichenholz:
Rothbuchenholz
0,057
0,077
0,091
Die totale Betriebsarbeit einer Bandsäge wird sich daher, wenn F die in der Stunde erzielte Schnittfläche bedeutet, ebenfalls nach der
Formel (17):
N = N₀ + ε . F Pferdestärken
berechnen lassen, die für N₀ = 0,186 Pferdest. (für eine Bandsäge von 6,71 Meter
Schnittgeschwindigkeit pro Stunde) bei F = 5
Quadr.-M. stündlicher Schnittfläche ergeben würde bei Verarbeitung von
Fichtenholz:
Eichenholz:
Rothbuchenholz:
N = 0,471
0,571
0,641 Pferdest.
Bei den Kreissägen für Holz wurde festgestellt, daß im
Durchschnitt auf eine Pferdestärke Nutzarbeit und pro Stunde zu rechnen ist ein
Quantum zerspanten Holzes von:
v
=
0,014
Kub.-M.
bei harten Hölzern (Esche, Eiche etc.),
v
=
0,028
„
bei weichen Hölzern (Fichte, Erle etc.),
daher für eine Kreissäge, die einen Schnitt von s Millim. Breite herstellt und stündlich F Quadr.-M. Schnittfläche erzeugt, die Nutzarbeit
zu berechnen ist aus:
(21) N₁ = (s . F)/1000 v Pferdestärken.
Wenn daher eine Kreissäge von D = 610 Mm.
Blattdurchmesser bei U = 480 minutlichen Umdrehungen,
bei s = 4 Mm. Schnittbreite F = 15 Q.-M. Schnittfläche pro Stunde
erzeugt, so beträgt nach der früher mitgetheilten Formel der Arbeitsverbrauch für
den Leergang N₀ = 0,366 Pferdest. und jener für
den Arbeitsgang:
bei harten Hölzern N₁
=
4,286
Pferdest.
bei weichen Hölzern N₁
=
2,143
„
somit der totale Arbeitsverbrauch beziehentlich N = 4,652 und 2,509 Pferdestärken.
An einer Kreissäge für heißes Eisen, welche mit 40 Meter
Umfangsgeschwindigkeit pro Stunde arbeitete und eine
Schnittfuge von 3,50 Millim. Breite herstellte, ergab sich die für eine stündliche
Schnittfläche von 1 Q.-M. erforderliche Nutzarbeit zu:
ε
=
7,56
Pferdest.
für
rothwarmes Eisen,
ε
=
10,9
„
„
rothwarmen Stahl;
daher bei einer beobachteten factischen Schnittfläche von F Q.-M. pro Stunde
wiederum die Formel (17):
N = N₀ + ε . F Pferdestärken
zur Berechnung des totalen Arbeitverbrauches sich
darbietet.
Bei allen denjenigen Werkzeugmaschinen, welche an der Oberfläche eines Arbeitsstückes
Schichten von wechselnder Dicke zu zerspanen und hierdurch dieser Oberfläche eine
regelmäßige Gestalt zu ertheilen haben (z.B. Hobelmaschinen, Fräsmaschinen etc.),
ist es angezeigt, die aufgewendete Nutzarbeit nicht auf die fertig gearbeitete
Fläche, sondern auf das Gewicht der abgelösten Späne zu beziehen. Hier scheint der
Spanquerschnitt einen fühlbaren Einfluß zu üben, über welchen ich jedoch noch nicht
für alle Materialien völlig in's Reine kommen konnte. Bei Materialien, welche
bröckliche Späne liefern (Gußeisen) ist ein großer Spanquerschnitt entschieden
vortheilhaft, indem er den specifischen Arbeitswerth vermindert; bei dehnbaren
Materialien, deren Späne sich aufwickeln (z.B. Schmiedeisen, Holz), scheint das
Umgekehrte der Fall zu sein. So ergab sich aus 48 Versuchen an Hobelmaschinen, daß
der Arbeitsverbrauch pro 1 Kilogr. stündlich zerspantes
Gußeisen bei einem mittleren Spanquerschnitt von f
Qu.-Millim. zu:
(22) ε = 0,034 + 0,13/f
Pferdestärken
anzusetzen ist, wonach bei
f
=
1
10
20 Qu.-Millim.
ε
=
0,164
0,047
0,041 Pferdest.
sich berechnet. Kennt man also den mittleren Spanquerschnitt f und hat man hieraus den specifischen Arbeitswerth ε berechnet, so wird man für Hobelmaschinen aller
Art aus der Leergangsarbeit N₀ und aus dem leicht
zu ermittelnden Gewichte G der stündlich abgehobelten
Späne (in Kilogramm) den totalen Arbeitsverbrauch immer nach der Formel:
(23) N = N₀ + ε . G
Pferdestärken
zu berechnen im Stande sein.
Erfordert z.B. eine Hobelmaschine für den Leergang N₀ = 0,3 Pferdestärke und wird beobachtet, daß sie bei einem mittleren
Spanquerschnitt von f = 5 Qu.-Millim. stündlich
G = 4,4 Kilogr. Gußeisen zerspant, so ist ihr
totaler Arbeitsverbrauch:
N = 0,3 + (0,034 + 0,13/5) ×
4,4 = 0,56 Pferdest.
Der specifische Arbeitswerth ε ergab sich beim
Abhobeln im Durchschnitt für
Bronze
ε
=
0,028
Pferdest.
Schmiedeisen
ε
=
0,114
„
Stahl
ε
=
0,246
„
ohne daß jedoch für diese Materialien ein gesetzmäßiger
Zusammenhang zwischen ε und f zu finden gewesen wäre. Dagegen ergab sich beim Hobeln
des Holzes (für eine durchschnittliche Spanbreite von 83 Millim.) der
Arbeitsverbrauch pro 1 Kub. Met. stündlich zerspantes
Material:
(24)
ε = 64 + 78δ für weiches Holz
(25)
ε = 80 + 96δ für hartes Holz,
also eine Zunahme des specifischen
Arbeitswerthes mit wachsender Spandicke ε Millimeter.
Auffallend ist es, daß der Werth dieses Coefficienten ε für das Abdrehen sich bei allen
Materialien wesentlich niedriger ergab, als beim Abhobeln, so bei
GußeisenSchmiedeisenStahl
ε
ε
ε
===
0,0690,0720,104
Pfdst.,„„
pro 1 Kilogr. in der Stunde,
was zum größten Theil dem Umstande zuzuschreiben sein wird,
daß beim Abdrehen wegen der convexen Gestalt der erzeugten Oberfläche ein leichteres
Abfließen der Späne eintritt als beim Abhobeln, wie denn auch Arbeitsstücke von
kleinem Durchmesser sich verhältnißmäßig leichter abdrehen lassen als solche von
großem Durchmesser. Zur Aufsuchung des hier augenscheinlich bestehenden
Zusammenhanges werden noch anderweite Versuche erforderlich sein, die in größerer
Anzahl, als es bei der vorliegenden Arbeit möglich war, mit einem und demselben Materialstück
angestellt werden müssen.
Ein entgegengesetztes Verhältniß tritt bei den Bohrmaschinen auf, wo das Abfließen der Späne durch die Bohrlochwandungen
erheblich erschwert, ja bei sperriger Beschaffenheit der Bohrspäne ein ganz
erheblicher Arbeitsverlust durch Reibung derselben an den Wandungen erzeugt wird.
Dieser Arbeitsverlust ist beim Bohren kleiner Löcher besonders auffallend und zwar
in solchem Maße, daß hier der Einfluß der Spandicke ganz zurücktritt und der Formel
für den specifischen Arbeitswerth ε, wenn sie
einigermaßen genau die Versuchsresultate zusammenfassen soll, die Gestalt:
(26) ε = α + β/d
gegeben werden muß, darin d den
Lochdurchmesser in Millimeter bedeutet und α und
β Coefficienten sind, welche von der Natur
des Materiales abhängen.
So kann man bis auf Weiteres mit Zuverlässigkeit annehmen, daß der Arbeitsverbrauch
pro 1 Kub.-Centim. stündlich abgebohrtes
Metallvolumen beim Bohren aus dem Vollen mit Spitzbohrer,
für Löcher von 10 bis 50 Millim. Durchmesser und bis 50 Millim. Tiefe beträgt
für Gußeisen, trocken gebohrt:
(27) ε = 0,001 + 0,001/d
Pferdestärken,
für Schmiedeisen, mit Oel gebohrt:
(28) ε = 0,001 + 0,040/d
Pferdestärken;
ferner pro 1 Kub.-Meter stündlich abgebohrtes Holz
beim Bohren von 10 bis 100 Millim. weiten, bis 150 Millim. tiefen Löchern mittels
des Centrumbohrers aus dem Vollen
für Fichtenholz:
(29)
ε = 7,6 + 1000/d
Pferdestärken,
für Erlenholz:
(30) ε = 28,8 + 2170/d
Pferdestärken,
für Weißbuchenholz:
(31) ε = 210 + 2280/d
Pferdestärken.
Wenn also z.B. eine Holzbohrmaschine, deren Leergang 0,22 Pferdestärken erfordert, in
Weißbuchenholz Löcher von d = 50 Millim. Weite bohrt und dabei
stündlich ein Holzvolumen V = 0,02 Kub.-Meter
zerspant, so ist der specifische Arbeitswerth:
ε = 210 + 2280/50 = 255,6
Pferdest. und
der totale Arbeitsverbrauch:
N = N₀ + ε V = 0,22 + 255,6 ×
0,02 = 5,33 Pferdest.
Das vorstehende Beispiel habe ich mit Absicht gewählt, um die Bemerkung daran zu
knüpfen, daß man bei den bisherigen Schätzungen sich, wie es scheint, einigermaßen
durch den äußeren Umfang der Maschinen irreleiten ließ, also z.B. eine
Holzbohrmaschine der vorstehenden Art mit 1/2 Pferdestärken ansetzte und dagegen
eine große Metallhobelmaschine, die nicht leicht über eine Pferdestärke verzehrt,
weil sie gewaltig groß erscheint, mit 5 Pferdestärken.
Die auf die Fräsmaschinen für Metalle bezüglichen
Resultate (welche nur auf Gußeisen ausgeführt wurden) sind zu trennen in die für
Bearbeitung ebener Flächen und die für das Schneiden der Radzähne bezüglichen; für
jene ist wieder zu unterscheiden:
a) Abfräsung der Gußrinde (Sandguß); specif.
Arbeitswerth
ε = 0,239 Pferdest. pro 1 Kilogr. stündliches Spangewicht;
b) Abfräsung weichen Gußeisens, durchschnittlich ε = 0,113 Pferdestärke bei 0,37
Qu.-Millim. mittlerem Spanquerschnitt;
c) für das Ausfräsen von Zahnlücken an gußeisernen
Rädern ist als Mittelwerth zu brauchen:
ε = 0,26 Pfdst. bei f = 0,025 = 1/40 Q.-M. Spanquerschnitt.
Auf den Holzfräsmaschinen ist vorzugsweise mit Fichtenholz
experimentirt worden, für welches unter Voraussetzung nichtig construirter
Messerwalzen die Formel sich ergab:
(32) ε = 2 + 20/h Pfdst.
pro 1 K.-M. stündlich zerspantes Holz,
worin h die Höhe der abgefrästen
Schichte in Millimeter bedeutet. Daher z.B. für
h
=
1
5
10
Millim. Schichthöhe,
ε
=
22
6
4
Pfdst. pro 1 K.-M. stündliche
Zerspanung.
Für Rothbuchenholz fand sich bei Messerwalzen:
(33) ε = 3,14 + 6,48/h
Pfdst. pro 1 K.-M. in der Stunde,
also für
h
=
1
5
10 Millim. Schichthöhe
ε
=
9,62
4,44
3,79 Pferdestärken;
dagegen bei Anwendung von Messerscheiben mit eingesetzten Schrotstählen:
(34) ε = 3,16 + 0,5 . f
Pferdestärken,
wenn f wie früher den mittleren
Querschnitt der abgelösten Späne bedeutet.
Bei Herstellung von Zapfen und Schlitzen in Fichtenholz
hat man zu unterscheiden:
Messerwalzen mit Vorschneidern, wofür
ε = 5 Pfdst. pro 1 K.-M. stündlich zerspantes Holz,
Messerwalzen ohne Vorschneider (für schmale Schlitze), wofür
ε = 31 Pfdst. pro 1 K.-M. stündlich zerspantes Holz.
Für stumpfschneidige (schabend wirkende) Fräsköpfe ist bei Erlenholz anzusetzen:
ε = 66,7 Pfdst. pro 1 K.-M. stündlich zerspantes Holz.
Bei Untersuchung der Schleifsteine auf ihren
Arbeitsverbrauch wurde eine Messung des abgeschliffenen Materialquantums wegen
verschiedener äußerlicher Behinderungen nicht vorgenommen, wohl aber durch eine
Anzahl von Versuchen die Reibungscoefficienten verschiedener Materialien auf
grobkörnigen und feinkörnigen Schleifsteinen ermittelt; derselbe hat folgende
Werthe:
Grobkörnige Schleifsteinemit großer
Umfangsgeschwindigkeit
Feinkörnige Schleifsteinemit geringer
Umfangsgeschwindigkeit
Gußeisen
0,22
0,72
Stahl
0,29
0,94
Schmiedeisen
0,44
1,00.
Hierbei ist eine stete Benetzung des Steines mit Wasser vorausgesetzt. Bezeichnet man
nun mit P den Druck des Arbeitsstückes gegen den Stein
in Kilogramm, mit V die Umfangsgeschwindigkeit des
Steines in Meter pro Secunde, so ergibt die Formel:
(35) N₁ = (P . V)/75
Pferdestärken
für jeden einzelnen Fall leicht den Betrag der Schleifarbeit,
zu welchem die entsprechende Leergangsarbeit N₀
noch zuzuschlagen ist.
Unter den bei der Untersuchung berücksichtigten Special-Werkzeugmaschinen
können die folgenden ein allgemeines Interesse beanspruchen.
Maschinen zum Schneiden
schmiedeiserner Schrauben und Muttern bei
einmaligem Durchgang (Sellers'
Schraubenschneidmaschinen); hier lassen sich die für verschiedene
Schraubendurchmesser ermittelten Werthe der Nutzarbeit sehr gut durch eine Formel von der Gestalt:
(36)
N₀ = α .
L . d₃ Pferdestärken
zusammenfassen, worin
L die stündlich geschnittene Schrauben- oder
Mutterlänge in Meter,
d den (äußeren) Gewindedurchmesser in Millimeter,
α einen Coefficienten bedeutet.
Letzterer ergab sich bei Schmiedeisen für
Schraubenspindeln
α = 15,5/10⁶ für
Schraubenmuttern α = 7,3/10⁶
Wird also z.B. beobachtet, daß eine Schraubenschneidmaschine, deren Leergangsarbeit N₀ = 0,20 Pferdest. beträgt, stündlich Schraubenspindeln von L = 2 Millim. Gesammtlänge und d = 32 Millimeter Durchmesser schneidet, so würde der totale
Arbeitsverbrauch dieser Maschine sich zu:
N = 0,20 + (15,5. 2.
32³)/10⁶ = 1,34 Pferdestärken
ergeben.
Für große Blechbiegmaschinen ergab sich das
Arbeitsquantum, welches erforderlich ist, um eine Blechtafel oder einen Eisenstab
von der Dicke 4 Millim. und dem Volumen V
Kub.-Millim. aus der ebenen Form in die Gestalt eines Ringes vom
Krümmungshalbmesser ς Millim. zu versetzen,
zu:
(37)
A = α . h/ς . V Meterkilogramm,
worin der Coefficient α den
Werth
α = 0,75 für kaltes
Schmiedeisen und
α = 0,10 für
rothwarmes Schmiedeisen
annimmt.
Werden daher auf einer solchen Maschine stündlich n
Tafeln oder Stäbe von gleicher Art fertig gebogen, so wird die totale Betriebsarbeit
zu:
(38)
N = N₀ + nA/270000 Pferdestärken
anzusetzen sein.
Wenn z.B. auf einer solchen Maschine, deren Leergangsarbeit N₀ = 0,55 Pferdest. beträgt, stündlich 4 Blechtafeln von b = 1330 Millim. Breite, h = 13,5
Millim. Dicke, 1 = 2685 Millim. Länge (also V = 50021550
K.-Mm. Volumen) kalt zu Halbcylindern (ς =
855 Millim.) zusammengebogen, so ergibt sich:
A = 0,75 . 13,5/855 . 50021550 =
592300 Meterkilogramm,
daher die totale Betriebsarbeit:
N = 0,55 + (4 × 592300)/270000
= 0,55 + 8,78 = 9,33 Pferdestärken.
Wegen der übrigen Specialwerkzeugmaschinen, sowie der
Krahne und Ventilatoren und der mannigfachen Specialnachweise über die einzelnen
Maschinen muß ich mir erlauben, auf den ausführlichen Bericht zu verweisen. Derselbe
besteht aus drei Haupttheilen: Einer tabellarischen Zusammenstellung der
Mittelwerthe und Maximalwerts von Leistung und Betriebsarbeit einschließlich der
Hauptdimensionen und wichtigsten Geschwindigkeiten, des Raumbedarfes und Gewichtes
der untersuchten Maschinen; ferner einer speciellen Beschreibung der zur Ausführung
gebrachten Versuche mit allem bis auf die Origininalbeobachtungen sich erstreckenden
Detail; endlich einem Atlas von 24 Tafeln, welcher die Anordnung der untersuchten
Maschinen, die Skizzen der Antriebmechanismen und der Grundrißfigur derselben sowie
auch einzelne der erhaltenen Diagramme, Abbildung von Spanformen und dergleichen
enthält. Dem Maschineningenieur der Praxis werden der erste und dritte Abschnitt am
meisten willkommen und brauchbar sein; theoretische Ausbeutung der Resultate,
künftige Fortsetzungen und Ergänzungen der Versuche werden an den zweiten Abschnitt
anknüpfen müssen.
Solche Fortsetzungen und Ergänzungen erscheinen mir selbst ganz unerläßlich, da ich
bei Bearbeitung dieses Berichtes noch manche Lücke entdeckt habe; der Umstand, daß
die Durchführung derartiger Versuche und die Berechnung der gewonnenen Resultate
räumlich und zeitlich weit auseinanderliegen, auch Zeit und Mühe reichlich in
Anspruch nehmen, endlich die innere complicirte Natur des Gegenstandes, welche im
Laufe der Untersuchung erst mehr und mehr hervortrat, und der Wunsch, auf einem
Gebiete, welches bisher jeder sicheren Kenntniß noch gänzlich ermangelte, möglichst
bald positive Unterlagen – wenn auch noch von dem Charakter einer ersten
Annäherung an die Wahrheit – zu gewinnen, mögen es entschuldigen, daß ich
trotzdem den Bericht in der vorliegenden Form abgeschlossen und der Oeffentlichkeit
übergeben habe.