Titel: W. und C.Sellers' Dampfhammer.
Fundstelle: Band 212, Jahrgang 1874, Nr. LXII., S. 382
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LXII. W. und C.Sellers' Dampfhammer. Aus der deutschen Industriezeitung, 1874, S. 83. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Sellers' Dampfhammer. Der in Figur 16 bis 20 abgebildete Dampfhammer von W. und C. Sellers in Philadelphia, der auch von Manlove, Alliot und Comp. in Nottingham (England) ausgeführt wird, zeichnet sich namentlich durch seine Steuerung aus, welche man entweder als ganz automatische oder bloße Handsteuerung oder als beides vereinigt für jedes Spiel oder für jeden Spieltheil ganz beliebig benützen kann. Die Bewegung des Steuerschiebers erfolgt von einem auf- und niedergehenden Hammertheil aus durch einen Hebel, an dessen einem Punkte der Schieber angehängt ist, während an einem zweiten Punkte des Hebels die Verbindung mit jenem Hammertheil und von einem dritten der Zusammenhang mit dem Handhebel hergestellt ist. Bei bloßer Selbststeuerung dient der letzte Aufhängepunkt als Drehpunkt des ganzen Hebels, bei bloßer Handsteuerung der zweite Anhängungspunkt. Will man den Hammer blos heben und hochhalten, so genügt eine Bewegung des Handhebels, um den Steuerschieber angemessen zu bewegen; beim Aufsteigen des Hammers nehmen dann, wenn der Handsteuerhebel nicht besonders festgehalten wird, der zweite und dritte Hebelanhängepunkt eine Bewegung an, und der ganze Schieberhebel dreht sich um den ersten Punkt, an welchem der Schieber selbst angeschlossen ist, und der letztere bleibt unbeweglich. In allen Fällen wird die relative Stellung von Hammer und Steuerschieber durch den genannten Hebel regulirt, und die Steighöhe sowie die Aufschlaghöhe lassen sich durch Stellung des Handhebels, also Aenderung der Stellung des dritten Hebelpunktes als Drehpunkt, ganz beliebig abändern. Wie aus Figur 16 und 17 ersichtlich, ist der Hammer so construirt, daß Kolben und Kolbenstange das Hauptgewicht des Hammers darstellen; das obere Stück der Kolbenstange A ist abgeflacht (Fig. 17 und 18), um einer Drehung des Hammers vorzubeugen, und in diese Fläche ist eine schräge Nuth R eingehobelt. An die den Cylinderdeckel darstellende Hülse D, in welche durch geeignete Oeffnungen Dampf aus dem Cylinder eintreten kann, ist ein Gehäuse E angeschraubt als Auflager für die Welle F, die innerhalb der Haube D den Hebelsarm G mit einem in die Nuth R eingreifenden beweglichen Gleitblock, außerhalb aber den Hebelsarm I besitzt. Beim Auf- und Abgehen des Hammers verursacht alsdann die schräge Nuth R eine oscillirende Bewegung der Welle F und es pflanzt sich diese durch die Zugstange M auf den Hebel L fort, an welchen bei K der Dampfschieber, bei N aber eine Zugstange angeschlossen ist, die mit dem Handhebel O zusammenhängt. Das Gehäuse E hat übrigens, wie aus dem Querschnitte Fig. 18 ersichtlich, noch zwei vorspringende Nippen kk, welche in entsprechende Nuthen des Kolbenstangenendes A einfassen und so einer Drehung des letzteren um so wirksamer sich entgegenstellen. Was das Spiel des Mechanismus anlangt, so ist zu bemerken, daß, wenn der Hammer sich in der tiefsten Stellung und der Handhebel an dem Ende P' seines Quadranten befindet, der Dampfschieber seinen mittleren Stand wie Fig. 19 einnimmt, also die beiden Eintrittsöffnungen verdeckt; ist dagegen der Handhebel in der Stellung P'' und der Hammer oben, so nimmt der Schieber den Stand Fig. 20 ein, bei welchem der untere Cylindercanal ein wenig geöffnet ist. Wird aber bei der erst angegebenen Stellung der Handhebel ein wenig aufwärts bewegt, so muß sich der Steuerschieber heben, Dampf unter den Kolben treten lassen und den Hammer auftreiben; hierbei wird aber nach und nach durch das Aufsteigen des schrägen Schlitzes der Hebelsarm G und die Welle I so gedreht, daß der Schieber in die entgegengesetzte Stellung übergeht und nun oben Dampf einströmen läßt, welcher den Hammer niedertreibt. Es kann sich auf diese Weise die Maschine ganz selbstthätig steuern; es ist aber dabei noch hervorzuheben, daß der Gleitblock in dem schrägen Schlitz R etwas seitlichen Spielraum hat, so daß ein Wechsel in der Bewegung des Schiebers nicht unmittelbar im höchsten und tiefsten Stand des Hammers sofort wieder eintritt sondern etwas später, also Dampfeintritt und Austritt nicht zu zeitig erfolgen, wie dies bei vielen Selbststeuerungen oft fehlerhafter Weise der Fall ist. Die Schnelligkeit der Schläge hängt bei der eben erwähnten Selbststeuerung lediglich vom Dampfdruck ab; will man eine Aenderung hierin erzielen, so hat man nur den Handhebel entsprechend zu verdrehen. Wird derselbe nur wenig zurück nach P'' zu bewegt, so wird der Hammerhub ein kurzer; zieht man ihn mehr zurück, so steigt der Hammer höher auf und man erhält einen kräftigeren Schlag; bei der höchsten Hebelstellung P'' bleibt der Hammer ganz oben. Dreht man den Haupthebel aus der Stellung P'' ganz wenig nach der Richtung P', so kann man den Hammer ganz sanft niederfallen lassen, während eine raschere und weiter gehende Drehung in gleicher Richtung ein durch den zugelassenen Oberdampf beschleunigtes Niederwerfen des Hammers zur Folge hat. Der Arbeiter hat es sonach ganz in seiner Macht, die Hubhöhe und die Stärke des Schlages dem Bedürfniß angemessen herzustellen; er braucht blos mit dem Handhebel die entsprechende Bewegung zu machen und diese letztere ist in Folge der getroffenen Hebelcombination eine solche, daß sie in Bezug auf Richtung, Hubhöhe, Anzahl Schläge und deren Stärke gewissermaßen die Schablone bildet, nach welcher die Spiele des Hammers erfolgen. Es erstreckt sich diese gewünschte Regulirung aber nicht blos auf das Steuern mit der Hand, sondern, wenn einmal der Handhebel in angemessene Lage gebracht und fixirt ist, es geht auch die Selbststeuerung so vor sich, daß die gewünschte Anzahl und Stärke der Schläge automatisch hervorgebracht wird. F.

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