Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 212, Jahrgang 1874, Nr. , S. 524
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Miscellen. Miscellen. Tilghman's Sandstrahlgebläse. Die Wirksamkeit des in diesem Bande von Dingler's polytechn. Journal, erstes Aprilheft S. 14, beschriebenen Sandstrahlgebläses zum Graviren und Schneiden von Glas, Stein etc. beruht auf der Thatsache, daß Sand jeden harten Körper rasch angreift, wenn er mit genügender Geschwindigkeit gegen denselben angeschlagen wird. Der Vorgang wird nun dadurch erklärt, daß beim Stoße zweier Körper in dem Augenblick der ersten Berührung der Druck zwischen den Körpern von ihrer Größe unabhängig ist, aber von der Dichte wie von der Härte des Körpers abhängt, so daß ein schwerer weicher Körper denselben Druck wie ein harter Körper verursachen kann. Man vergleiche diesbezüglich die theoretische Nachweisung von Professor Osborne Reynolds in den „Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen“, 1874 S. 25 u. ff. Reproduction von Maschinenzeichnungen durch Autographie. Wie überhaupt bei allen graphischen Künsten in der jüngsten Zeit außerordentliche Fortschritte gemacht worden sind, so hat man auch mit der Autographie, die vorher beinahe ausschließlich zur Vervielfältigung von Schriften benützt wurde, sehr schöne Resultate erzielt, so daß dieselbe mit Erfolg gegen die Lithographie concurriren kann. An sich ist das hierbei angewendete Verfahren nichts Neues, nur ist es durch eine Anzahl ganz specieller Handgriffe vervollkommnet. Die bei Herstellung einer guten autographischen Reproduction vorkommenden Arbeiten sind 1. das Pausen der Zeichnung, 2. das Uebertragen auf den Stein, 3. das Drucken selbst. Die einzelnen Details sind nach M. Jailly folgendermaßen auszuführen. (Bulletin de la soc. d'encour., Avril 1874 S. 197) Für die Pause benützt man gewöhnliches Pauspapier, welches man auf einer Seite mit einer Schichte von mit reinem Wasser angerührter Tapiccoa-Stärke überzieht und dann, sorgfältig vor Staub geschützt, an einer Schnur zum Trocknen aufhängt. Auf ein gutes Reißbret bringt man dann zuerst als Unterlage zwei oder drei Blätter starkes und sehr glattes Papier, legt die zu reproducirende Zeichnung darauf und deckt darüber das wohlgetrocknete Pauspapier mit der gummirten Seite nach oben, worauf letzteres auf das Bret aufgeklebt wird wie ein gewöhnlicher Zeichenbogen, d.h. das Pauspapier muß einen Rand haben, der rings um das Original und die Unterlage etwas herausragt, und diesen klebt man unmittelbar auf dem Bret fest. Nach dem Antrocknen reibt man das Pauspapier mit Radirgummi möglichst gleichmäßig ab, um die Tapiocca-Schichte zu glätten und alle störenden Erhabenheiten zu entfernen, damit das Zeichnen möglichst schnell und leicht vor sich gehen kann. Letzteres wird mit lithographischer Tinte ausgeführt, welche im Handel in festem Zustande vorkommt und erst sorgfältig aufgelöst werden muß. Man zerkleinert etwas davon in einer passenden Schale, und hat man darin eine etwa 2 Millim. dicke Schichte gebildet, so wird diese mit ein paar Tropfen Regenwasser befeuchtet und mit dem Finger zerrieben, um alle Rauhigkeiten zu beseitigen. Man fügt später noch etwas Wasser hinzu, damit die Masse die Consistenz gewöhnlicher Zeichentusche erlangt, und läßt sie dann einige Zeit, am besten über Nacht, stehen; sie hält sich nöthigenfalls einige Tage brauchbar, wenn man sie noch mit etwas Regenwasser anfeuchtet. Das Zeichnen der Pause bietet nichts besonders Bemerkenswerthes dar; nur muß man Sorge tragen, weder mit den Fingern auf das Papier zu kommen, noch sich sehr über die Zeichnung hinwegzubeugen, damit nicht aus Haar und Bart etwas darauf fällt; auch darf die Reißfeder nie mit dem Mund ausgesaugt werden, da der Speichel die lithographische Tinte zersetzt. Ist die Pause fertig und gehörig trocken, so nimmt man sie vom Bret ab und bringt sie zwischen 8 oder 10 angefeuchtete Papierblätter, um den Tapiocca-Ueberzug zu erweichen. Ist letzteres soweit vorgeschritten, daß das Blatt an den Fingern anklebt, so bringt man es mit der Bildseite nach unten auf den gewöhnlichen gut abgeriebenen und schon in die Presse richtig eingestellten lithographischen Stein, legt darauf einen feuchten Papierbogen und zwei andere trockene und deckt den gewöhnlichen in der Lithographie gebräuchlichen Rahmen darauf. Hiernächst unterwirft man das Ganze dreimal hinter einander dem Druck der Presse; hebt man nun den Rahmen und die aufgelegten Papierbogen ab, so wird man finden, daß das Pauspapier schon genügend fest auf dem Stein haftet, daß man es auf seiner ganzen Fläche mit einem feinen feuchten Schwamme gleichmäßig übergehen kann. Es wird sodann das Deckpapier und der Nahmen wieder aufgelegt, nochmals drei Pressen gegeben, abermals mit dem Schwamm gewaschen und dieses Verfahren dann zum dritten Male wiederholt, so daß die Zeichnung im Ganzen neun Mal angepreßt wird. Nunmehr wird die jetzt ganz fest anhaftende Pause obenauf leicht angefeuchtet und auf der ganzen Fläche mit flach aufgelegtem Finger gerieben, um den Tapiocca-Ueberzug zu erweichen. Hierbei muß sich das Papier nach und nach loslösen und man kann sich überzeugen, ob das Uebertragen auch vollständig gelungen ist; ist letzteres nicht der Fall, so muß die ganze Operation vollständig noch einmal wiederholt werden. Fängt einmal das Papier an sich abzulösen, so ist es nicht schwer es ganz zu entfernen; es bleibt dann auf dem Stein blos der Leimüberzug und die Zeichnung zurück. Man wäscht nun mit ganz reinem Wasser ab, fährt mit einem in eine Lösung von arabischem Gummi getauchten Schwamm über den Stein und trocknet durch Fächeln mit einem flachen Lineal. Behufs des Abdruckens wird dann die Gummischicht mit ganz reinem Wasser entfernt und nachdem man die Behandlung mit Säure vorgenommen hat, kann mit der gewöhnlichen Walze eingeschwärzt werden. Das Drucken erfolgt in der gewöhnlichen Weise, und wenn Alles auf's Sorgfältigste gemacht war, kann man 4000 bis 5000 Abzüge machen. (Deutsche Industriezeitung, 1874 S. 195.) Elektrisches Blocksignal für Eisenbahnen; von W. Robinson. Der in Nachstehendem beschriebene Apparat zur Signalisirung von Zügen auf Eisenbahnen wurde von Prof. William Robinson in St. Petersburg (Pa. Amerika) erfunden und ihm patentirt. Dieser Apparat, welcher ein automatisches Blocksystem ersetzen kann, wurde einige Monate hindurch auf der Philadelphia-Erie Bahn und auf anderen Eisenbahnen probirt. Auf jeder Theilstrecke (von einer oder mehreren Meilen Länge) einer Eisenbahn bildet jeder Schienenstrang einen zusammenhängenden (isolirten!) Leiter, dagegen ist jeder der beiden Stränge desselben Geleises durch Holzlaschen mit dem betreffenden Strange der benachbarten beiden Theilstrecken verbunden, also gegen diesen Strang isolirt. An dem einen Ende der Theilstrecke ist mit jedem Strange des Geleises ein Pol einer galvanischen Batterie verbunden; an dem anderen EndeIn ganz ähnlicher Weise könnte auch am Anfange der Theilstrecke ein Relais für eine Signalscheibe in den Stromkreis eingeschaltet werden. der Theilstrecke dagegen laufen von den beiden Geleisen je ein Draht nach den Enden der Elektromagnetrollen eines Relais. In Folge dessen läuft für gewöhnlich der Batteriestrom durch den Relais-Elektromagnet, dieser hält demnach seinen Anker angezogen, schließt den Strom einer Localbatterie beständig durch einen Elektromagnet und dabei stellt der Ankerhebel dieses Elektromagnetes die Signalscheibe so, daß sie dem Geleise parallel steht, einem kommenden Zuge also ihre schmale Seite zuwendet. Wenn dagegen ein Zug von der einen oder der anderen Seite oder auch von einem Zweiggeleise auf das Geleis der Theilstrecke eingefahren ist, so stellen die Räder und Achsen eine kurze Verbindung zwischen den beiden Geleisen her, schließen also die Batterie kurz, der Relais-Elektromagnet läßt seinen Anker los, der Strom der Localbatterie wird dadurch unterbrochen, ihr Elektromagnet läßt seinen Anker los und der auf einen Krummzapfen an der Signalscheibenachse wirkende Ankerhebel wird durch eine Feder so bewegt, daß die Signalscheibe sich um ihre verticale Achse dreht, (um 90°) bis ihre Fläche normal zur Richtung des Geleises steht, die Scheibe selbst aber jetzt durch ein Fenster des Signalhauses sichtbar wird und sichtbar bleibt, so lange der Zug sich noch auf der Theilstrecke befindet. Verläßt der Zug die Theilstrecke, so durchläuft der Strom wieder das Relais, und die Localbatterie läßt durch die Anziehung des Ankers ihres Elektromagnetes die Signalscheibe wieder verschwinden. Dieses Signal zeigt zugleich eine Unterbrechung des Geleises an, weil bei einer solchen der das Relais durchlaufende Strom der Batterie ganz unterbrochen wird, die Signalscheibe also ebenfalls sichtbar werden muß. Das Signal kann auch von irgend einem Bahnamte ausgegeben werden, wozu nur die Ausschaltung des einen Batteriedrahtes oder des einen Relaisdrahtes nöthig ist. Ebenso kann das Signal von der Strecke aus durch Umlegen eines an der betreffenden Stelle angebrachten Hebels gegeben werden. Wenn es gewünscht wird, können auch ein oder mehrere Hilft- oder Nebensignale, vor oder hinter dem Hauptsignale aufgestellt werden. In diesem Falle wird ein einfacher Liniendraht benützt, welcher mit einer dritten Klemme des Relais mit dem Hauptsignale so verbunden wird, daß das Nebensignal unmöglich erscheinen kann, wenn nicht das Hauptsignal zuvor sichtbar geworden ist. Dabei wird die Localbatterie des Hauptsignales zum Geben der Nebensignale benützt, mögen diese hörbare oder sichtbare sein. (Nach der Railroad Gazette, April 1874 S. 127.) E – e. Ferrie's selbstcoakender Hohofen. Ingenieur Lürmann besprach in einer Versammlung des technischen Vereins für Eisenhüttenwesen in Aachen die Einrichtung und die Vorzüge des Ferrie'schen selbstcoakenden Hohofens, welcher geeignet sei, die Aufmerksamkeit deutscher Hütten-Ingenieure auf sich zu lenken. Der erwähnte Hohofen trägt wie bekannt (vergl. dies Journal, 1871 Bd. CCI S. 108 u. 515) oben auf der Gicht noch ein Coaksofensystem von vier Kammern, deren Wände durch die Gase des Ofens erwärmt werden, ehe dieselben nach dem Gasabzug, der außerdem noch vorhanden ist, gelangen. Für die Verwerthung der rohen, nicht gut vercoakbaren Steinkohlen, deren Gasreichthum aber doch ein gewisses Sintern verursacht, welches im Contact mit den Erzgichten Unbequemlichkeiten hervorrufen kann, ist der Ofen von Ferrie, welcher sich nach etwa dreijährigem Betrieb auf den Monkland-Eisenwerken nunmehr bewährt hat, wohl zu berücksichtigen. Anstatt, wie es z.B. auf Königshütte in Oberschlesien zeitweilig geschehen ist, die Kohlen in Meilern zu entgasen, kann man sie mit größerem Vortheil in die Vercoakungskammern des Ferrie-Ofens stürzen und benützt dann die bei dem gewöhnlichen Rohkohlenbetrieb lästigen Gase der trockenen Destillation zur Entgasung selbst, indem man die Wände des oben auf den Hohofen gestellten Retortensystems damit erhitzt. Abgesehen von der größeren Einfachheit, welche in der bequemer gewordenen Verwendung roher Kohlen liegt, sprechen auch die ökonomischen Resultate zu Gunsten des neuen Hohofens. Der Kohlenverbrauch, welcher in Schottland pro 1000 Kilogr. Roheisenproduction etwa 2600 Kgr. beträgt, sinkt bei dem Ferrie'schen Ofen auf 600 bis 800 Kgr. herab. Für die rheinisch-westphälischen Bezirke, wo die guten Coakskohlen eingestandermaßen weniger häufig aufzutreten beginnen, ist es gewiß von Interesse, die Erfahrungen zu verfolgen, welche man im Auslande mit einem Apparat macht, der gestattet, nicht mehr eine besondere Rücksicht auf eine seltener werdende Qualität des Hauptbetriebsmateriales zu nehmen. (Nach der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1874 S. 192.) Hohe Temperaturen. Vor den Schweißöfen an 49°, in der Bessemer-Gießgrube bei angestrengter Arbeit 60°, beim Glasmachen 38 bis 100°, im türkischen Bade 40 bis 43°, im Heizraum eines Seedampfers an 60°, in Emaillirwerken bis 149°. (Engineering deutsch. A. 1874 S. 206.) Ueber die bei hohen Temperaturen von Roheisen, Schlacken und Stahl absorbirte Wärme; von M. L. Gruner. Nach früher veröffentlichten Studien über Hohofen fand ich mit Bell und Bathaire, daß das ordinäre graue Frischeisen beim Austritt aus dem Hohofen auf die Gewichtseinheit 330 und die entsprechenden Schlacken 550 Calorien enthielten, Da von Rinman, Résal und Minary, Dulait und Boulanger niedrigere Werthe gefunden worden, so wurden die Versuche mit einem Wassercalorimeter bei Beobachtung aller möglichen Vorsichtsmaßregeln wiederholt. Da trotz alledem Wärmeverluste beim Transport der heißen Massen zum Wasser nicht zu vermeiden waren, so sind die folgenden Zahlen als Minima zu betrachten, lassen aber eine Vergleichung zu, weil die Versuche unter gleichen Umständen ausgeführt worden. Die erhaltenen Resultate lassen folgende Schlüsse zu: 1) die grauen Roheisensorten nehmen beim Austritt aus dem Ofen nur 280 bis 285 Calorien mit, besitzen aber oft bei der Ankunft oben im Herd 300 bis 310 Calorien. 2) Weißes Roheisen besitzt gewöhnlich bei denselben Productionsbedingungen 20 Calorien weniger. 3) Graues Eisen hält bei seinem Erstarrungspunkte noch 244–245 Cal. zurück und unmittelbar nach dem Festwerden 221–222 Calorien. 4) Weißes Eisen besitzt bei seinem Erstarrungspunkte 226–235 und nach dem Erstarren 192–203 Calorien, was für die latente Wärme der weißen Eisensorten 32–34 Calorien gibt und nur 23 für die grauen – eine Differenz, welche daher kommt, daß das graue unreine Roheisen weich und halb erstarrt bleibt beim Festwerden, während reine Eisensorten rasch fest werden. 5) Die von den Schlacken zurückgehaltene Wärme gleicht fast 16/10 derjenigen, welche die Roheisensorten bei denselben Temperaturen zurückhalten, d.h. bei grauem Eisen und im Augenblicke des Abflusses höchstens 500, bei weißem Eisen 450 Calorien. 6) Die latente Wärme der Schlacken beträgt etwa 50 Calorien. 7) Bessemerstahl gewinnt durch Affiniren 30 Cal. über die Hitze, welche Roheisen besitzt; geschmolzener gewöhnlicher Stahl besitzt oft nur 300 Cal. 8) Die in Frage stehenden Wärmemengen stimmen merklich mit den von Pouillet bestimmten Schmelztemperaturen überein, d.h. es schmelzen Weiße Roheisensorten zwischen 1050–1100° Graue siliciumhaltige bei 1200° Gewöhnlicher Stahl bei 1350–1400° Und man kann hinzufügen: Weiße Roheisensorten haben beim Verlassen des Hohofens      eine Temperatur von 1250–1300° Graue Sorten 1350–1450° Bessemerstahl erreicht im Converter im Augenblicke des      Frischens (Affinirens) wenigstens 1500° (Aus den Annales des mines, 1873 p. 224, durch die berg- und hüttenmännische Zeitung, 1874 S. 115.) Putzzeug für Messing. Auf der Industrieausstellung in Wien war eine Art Leinwand ausgestellt, welche die Eigenschaft besitzen sollte, Messing sofort zu reinigen und blank zu scheuern, was in der That auch sehr gut gelingt. Der Preis war an und für sich ein billiger, auch zur Verwendung im Großen angemessener. Die weitere Prüfung ergab nach Dr. E. Reichardt, daß man etwas lockeres Gewebe (Barchent) mit Wasserglas imprägnirt hatte und die so zurückgehaltene Kieselsäure, nebst etwas Alkali die Reinigung bewirkt. – Nimmt man Barchent und durchtränkt denselben mit einer verdünnten Lösung von Wasserglas, wäscht sodann möglichst vollständig aus, so erhält man das betreffende Fabrikat, da das Gewebe eine nicht unbedeutende Menge Kieselsäure zurückhält, analog der Thonerde bei der Färberei. (Archiv der Pharmacie, 1874 S. 444.) Weiße, durchscheinende Bisquitmasse; von Paul Weiskopf. Zur Erzeugung einer weißen, durchscheinenden Bisquitmasse habe ich vor längerer Zeit Versuche angestellt und eine schöne, gut formbare Masse, die im Feuer gut steht, erhalten, wenn ich reinsten, weißen, norwegischen Feldspath auf das feinste pulverisirte und mit so viel recht gut gefaultem Karlsbader Thon mischte, als eben genügend war, den Feldspath plastisch zu machen. Soll die Masse fettglänzend und leichter schmelzend werden, so versetzt man sie mit wenig Knochenmehl. Die Mischungen, welche mir die entsprechendsten Resultate lieferten, waren folgende: Sattes, mattesBisquit. DurchscheinendesBisquit. Perlmasse. Thon 1 1     1 Feldspath 6 8     9 Knochen     0,25     0,6–0,7. Ich hatte nicht Gelegenheit, meine Versuche im Großen zu wiederholen und fein modellirte Gegenstände daraus formen zu lassen, weiß also nicht, ob sich meine Vorschriften in der Praxis bewähren werden. Ich beabsichtige auch nur auf einen Weg aufmerksam zu machen, welcher vielleicht zur Erlangung einer brauchbaren Bisquitmasse führen könnte. (Sprechsaal; Organ für die Porzellan-, Glas- und Thonwaaren-Industrie, 1874 Nr. 20.) Conservirungs-Methode des in der Großindustrie und bei den Eisenbahnen angewendeten Holzes; von Hubert. Unter den conservirenden Agentien für Holz ist das Eisen stets als das beste erkannt worden. Die Schwierigkeit seiner Anwendung lag bisher nicht in der Tränkungsweise des Holzes, sondern in der Erhaltung des Zustandes des hineingebrachten Eisenoxydhydrates. Letzteres, das Eisenoxydhydrat, ist der eigentliche Conservirer; es verdrängt aus den Hölzern das Eiweiß und sonstige stickstoffhaltige Materien, welche durch ihre Zersetzung die Zerstörung des Holzes verursachen. Die Insekten meiden solche mit Rost beladene Hölzer, da sie darin nur eine schädliche Nahrung finden. Der Kupfervitriol wird dadurch entbehrlich; derselbe besitzt zwar sehr schätzenswerthe Eigenschaften, versagt aber seine Wirkung in Erden, welche ammoniakalische Materien enthalten. Um die Hölzer zu imprägniren, genügt es eiserne Nägel mit langen dünnen Stiften und flachen breiten Köpfen in dieselben einzuschlagen. Beim Verweilen in dem Boden entsteht Rost und dieser verbreitet sich bleibend durch die ganze Substanz; man kann auch die Querhölzer mit Eisendraht etc. umgeben. Auf diese Weise hat sich Holz in feuchter Erde fast 15 Jahre hindurch gut erhalten. Man hat von Eisenoxyd durchdrungene Hölzer angetroffen, welche Jahrhunderte alt und noch gut beschaffen waren. In alten Gebäuden kann man immer wahrnehmen, daß mit Nägeln versehene Hölzer noch fest und gut, andere dagegen zu Staub zerfallen sind. (Comptes rendus, 1874, t. LXXVIII, p. 1112.) W. Vergiftung mit kohlensaurem Barit. In einigen Gegenden wird kohlensaurer Barit (Witherit) als Mittel zur Vertilgung der Ratten u.s.w. verkauft und auch allgemein als gut wirkend befunden. Die giftige Wirkung der löslichen Bariumverbindungen ist zwar längst bekannt, doch sind tödtliche Fälle bei Menschen noch wenig beobachtet. Prof. Dr. E. Reichardt berichtet nun in einem uns gefälligst zugesendeten Separatabdruck aus dem „Archiv der Pharmacie“, über die Selbstvergiftung einer 28jährigen Frauensperson, welche etwa 24 Stunden nach dem Genusse des kohlensauren Bariums unter Erbrechen, Diarrhoe, Hitze und Schüttelfrost starb. Die gerichtliche Obduction ergab im Magen, wie den weiteren Verdauungsorganen, den Därmen u.s.w. eine Menge entzündeter Stellen; gleichzeitig wurden kleine weiße Körnchen oder zusammengeballte Stückchen gefunden, die man für Arsen hielt, bei der chemischen Untersuchung jedoch als kohlensaures Barium erkannte. Im Magen wurde so viel Barit gefunden als 0,124 Grm. Ba . CO₃ (BaO, CO₂) entspricht, in der Leber Spuren. F. Untersuchung eines verfälschten Leinmehles. Leinmehl, besonders aber die Preßrückstände – die Leinkuchen – bilden einen bedeutenden Handelsartikel und ein sehr wichtiges Kraftfutter für das Vieh. Nach vielfachen Analysen von anerkannt unverfälschtem Leinmehl enthalten 100 Theile desselben (nach Kühn): Proteinstoffe 27,0 bis 32,0 28,3 Fettes Oel   7,0 11,0 10,0 Feuchtigkeit   9,0 13,0 11,5 Aschenbestandtheile   8,0 12,0   7,7 Der Werth des Leinmehles als Kraftfuttermittel richtet sich nach dem Gehalt an Proteinstoffen und fettem Oele. A. Vigener theilt mit, daß nach Fütterung einer neuen Lieferung von Leinmehl bei allen hiermit gefütterten Thieren, vorzüglich bei Kühen, Vergiftungssymptome auftraten. Die Freßlust verminderte sich, bei Milchkühen fiel der Ertrag der Milch in ganz auffallender Weise selbst auf 1/3 der früheren Menge. Auch bei Schweinen traten Krankheitserscheinungen ein und zwar Verminderung der Freßlust, große Unruhe und starkes Purgiren. Die Thiere rieben alle Körpertheile in heftigster Weise an Pfosten und Wänden, besonders am Tage nach der Fütterung. Alle diese Erscheinungen traten nach den ersten Fütterungen des vorher gelieferten Leinmehles auf, so daß die Ursache nur hierin gesucht werden konnte und die weitere Fütterung ohne Zusatz von diesem Leinmehl geschah. Außer dem Verluste an Milch traf die betreffenden Landwirthe auch noch der Nachtheil, daß das Mastvieh eine Zeit lang nach der Fütterung nicht an Gewicht zunahm, sondern noch verlor. Das verdächtige Leinmehl war aus zwei verschiedenen Sorten Leinkuchen dargestellt worden, einer dunkeln hier gepreßten und einer als ausländisch bezeichneten Handelswaare. Farbe, Geruch und Geschmack zeigten nichts Auffallendes. Schädliche Mineralstoffe, Alkaloide, Harze oder scharfe Oele waren nicht vorhanden; auch die Spuren von Blausäure konnten eine solch schädliche Wirkung nicht gehabt haben. Bei weiterer Untersuchung fanden sich nun in den ausländischen Leinkuchen, welche wahrscheinlich aus Oberitalien eingeführt waren, Ueberreste einer großsamigen Varietät der Ricinuspflanze. Mehrere Leinkuchen waren besonders auf den Flächenseiten reichlich mit Resten von Ricinusschalen und auch weißem Sameninhalt bedeckt, so daß sicher angenommen werden kann, daß diese Kuchen in vorher zum Ricinusölpressen gebrauchten und nur schlecht gereinigten Preßsäcken gewonnen waren. Offenbar sind die genannten Vergiftungserscheinungen nur auf diese Verunreinigung zurückzuführen. – Daß alle Pflanzen aus der Familie der Euphorbiaceen nach dem Füttern ein Nachlassen der Milch verursachen, wird in mehreren landwirthschaftlichen Büchern angegeben; wie nachhaltig die Wirkung in dem hier angegebenen Falle ist, geht daraus hervor, daß, obgleich nach der Vergiftung bereits 8 Wochen verflossen sind, bei einzelnen Kühen der frühere Milchertrag noch nicht eingetreten ist und auch wohl nicht wieder eintreten wird. (Nach dem Archiv der Pharmacie, 1874 S. 495). Reinigung der rohen käuflichen Glycerine; Patent von John Castelaz. Die hauptsächlichsten Verunreinigungen der Glycerine, wie sie aus der Verseifung und der Destillation hervorgehen, sind: Kalksalze und fette Säuren, diese in mehr oder weniger oxydirtem Zustande frei oder an Kalk und andere Basen gebunden, und die wesentlichen Ursachen der Färbung und des üblen Geruchs der rohen Glycerine. Als Reinigungsmittel hat man Oxalsäure, oxalsaures Ammoniak u.a. empfohlen, jedoch ohne genügenden Erfolg; auch kommen dieselben zu theuer. Ich wende zur gleichzeitigen Entfernung des Kalkes und der fetten Säuren zwei weit billigere Substanzen an – nämlich schwefelsaure Thonerde und kohlensauren Kalk. Zur praktischen Ausführung des Verfahrens bringt man das rohe Glycerin von 28° B. durch Verdünnen mit Wasser auf 14 bis 15°, setzt 1 bis 3 Proc. schwefelsaure Thonerde – vorher in Wasser gelöst – hinzu, erhitzt zum Kochen, unterhält dasselbe eine halbe Stunde lang, läßt erkalten und beseitigt den entstandenen Niederschlag durch Filtriren oder Decantiren. Die geklärte Flüssigkeit erhitzt man hierauf abermals und zwar nach Zusatz von 1 bis 3 Proc. kohlensaurem Kalk, filtrirt oder decantirt wiederum und verdunstet das Filtrat bis zu 28° B. Um dem so behandelten Glycerin den letzten Rest von Farbe und Geruch zu entziehen, braucht man es nur durch Beinschwarz zu filtriren. Es enthält nun allerdings noch immer ein wenig Kalk; will man auch diesen entfernen, so behandelt man es schließlich mit 1/4 bis 1 Proc. Oxalsäure, oxalsaurem Ammoniak oder dreibasisch-phosphorsaurem Kalk. (Bulletin de la Société chimique de Paris, Avril 1874, t. XXI p. 374.) W. Ueber die Anwendung des mit atmosphärischer Luft vermischten Sauerstoffes bei der Respiration; von A. Gaudin. Im Jahre 1832 während der großen Cholera-Epidemie ließ ich als junger Arzt die Kranken der Ambulance (rue Grange Batelière) reinen Sauerstoff einathmen, um ihnen durch Hervorrufung einer Reaction Hilfe zu leisten. Die Kranken befanden sich im letzten Stadium, und es gelang mir einige dadurch zu retten. Touzet gründete alsbald eine Anstalt zum Einathmen von sauerstoffreicher Luft als Cholera-Präservativ, und übertrug mir die Leitung derselben. Mittlerweile verschwand jedoch die Cholera, und es wurden nur noch wenige Versuche mit den von mir construirten Apparaten angestellt. Touzet stellte eine Mischung dar aus gleichen Theilen atmosphärischer Luft und aus Braunstein bereiteten Sauerstoffes, und ließ sie von einigen Personen einathmen, welche davon dieselbe Wirkung verspürten wie vom Genusse des Champagners. Ich machte wiederholt denselben Versuch an mir selbst und erhielt stets ein ähnliches Resultat, d.h. ich fühlte ein außerordentliches Wohlbehagen, welches mir die Lust nahm neuerdings zu athmen, so daß ich, den Mund schließend und die Nase zuhaltend, mehr als fünf Minuten lang in diesem Zustande ohne Beschwerde bleiben konnte. Nichts würde leichter sein, als diesen Versuch zu wiederholen, und dessen volle Tragweite festzustellen; es ließe sich daraus gewiß großer Nutzen für Taucher zum Zweck der Durchsuchung und Rettung von Schiffen, für Schwamm-, Korallen- und Perlen-Fischer ziehen, weil dadurch das Verweilen unter Wasser um eine drei- bis vierfache Dauer ohne Gefahr verlängert werden könnte. (Comptes rendus, 1874, t. LXXVIII, p. 1233.) W. Goldlack für Leder. Dieser Lack, womit man dem Leder durch bloßes Ueberstreichen mittels eines breiten Pinsels einen Goldkäferglanz ähnlichen Lüster ertheilen kann, besteht den Untersuchungen von Böttger zufolge aus nichts anderem, als aus einer etwas concentrirten Auflösung von sogenanntem Fuchsin in einer alkoholischen Lösung von Schellack. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt, 1873 S. 17). Temperatur der Sonne. Wie sehr die Ansichten der Forscher über die Temperatur der Sonne divergiren, geht aus der folgenden Zusammenstellung hervor, welche Werthe enthält, die theils aus spectroskopischen, theils aus anderen Beobachtungen abgeleitet wurden. Es berechneten: Deville 2500–2800° Secchi (1873) 5801846° Zöllner 61350° Secchi (1874) 133780–169980°. (Naturforscher 1874 S. 205.) Die Erkennung des Saffranins in Substanz und auf der Faser. Das Saffranin findet täglich mehr Anwendung in der Färberei. Nicht nur auf Baumwolle und Seide wird es verfärbt, auch die Wollenfärberei hat sich desselben bemächtigt und erzeugt damit sehr zarte rosa Töne. Um Saffranin in Substanz von dem ähnlichen Magenta-Fuchsin zu unterscheiden, bringt man einige Körnchen des fraglichen Farbstoffes in ein Uhrglas und übergießt dieselben mit 6 Tropfen concentrirter Schwefelsäure. Ist der Farbstoff Fuchsin, so löst er sich mit braungelber Farbe auf; hat man es aber mit Saffranin zu thun, so wird die Lösung zuerst grün und nach einiger Zeit schön blau. Man kann die Erscheinung der Reaction durch Umrühren mit einem Stäbchen beschleunigen. Eine Lösung von Saffranin in Alkohol ist im durchfallenden Lichte durchsichtig rosa, im auffallenden Lichte unklar ponceau bis scharlach; Fuchsinlösung zeigt diesen Dichroismus nicht. Gefärbte Stoffe werden zu dieser Untersuchung in einem Reagensglase mit Alkohol gekocht, welcher den Farbstoff aufnimmt. Bereitet man sich eine Seifenlösung durch Auflösen von 5 Th. Seife in 95 Th. Wasser und erwärmt damit den gefärbten Faserstoff, so wird der mit Fuchsin gefärbte heller und die Seifenlösung färbt sich, während Saffranin unverändert bleibt und auch die Seifenlösung nichts aufnimmt. Mit Sodalösung erwärmt, wird Fuchsin ganz hell, beinahe gänzlich entfärbt, während Saffranin fast unverändert bleibt. Uebergießt man den Faserstoff mit Wasser, das man mit reiner Salzsäure schwach ansäuerte, und stellt ein Zinkblech in die Flüssigkeit, so wird Fuchsin entfärbt, sobald die Wasserstoffentwickelung beginnt; dagegen bleibt Saffranin einige Minuten unverändert und der Stoff erscheint schließlich schön gelb gefärbt. (Nach Reimann's Färberzeitung, 1874 S. 146.) Dinglergrün. Julius Dingler in Augsburg hatte in Wien 1873 – in der Vitrine des Ausstellers Hornstein, deutsches Reich, Gruppe III – ein neues Chromgrün, aus einem Gemisch von phosphorsaurem Chromoxyd und phosphorsaurem Kalk bestehend, ausgestellt, welches seiner schönen Nüance und seiner Wohlfeilheit wegen alle Beachtung verdient. Wir nennen es vor der Hand Dinglergrün.“ (Weltausstellungsnotiz von Rudolf Wagner in dessen Jahresbericht etc. 1873, S. 405.) Berichtigungen. In Dr. Schnitzler's Mittheilung über Darstellung von Chlorbor und Chlorsilicium im vorhergehenden Bande, zweites Märzheft 1874, Seite 485 Zeile 12 v. o. ist statt 6 „Zoll“ zu lesen: 6 Fuß. In diesem Bande von Dingler's polytechn. Journal ist zu lesen: im ersten Aprilheft S. 75 (Analyse des Wiener Trinkwassers) Z. 12 v. o. statt 100 „Kubikmeter“: 100 „Kubik-Centimeter; im zweiten Aprilheft S. 97 (Schmidt, über die gemischte Expansion) im Kopfe der zweiten Tabelle, 4. Spalte: Q₂ – Q₃“ (die Typen Q₃ sind während des Druckes abgebrochen); ferner S. 147 (Fischer, über alte und neue chemische Formeln) Z. 10 v. o. statt „Volumen/Gewicht“: Gewicht/Volumen; im ersten Maiheft (Unger, über den Ultramarin) S. 227 Z. 18 v. o. statt „von“: „am“ Silberultramarin; S. 233 Z. 18 v. u. nicht verschießt, angenommen werden darf, daß das ultramarinsaure Natron; im zweiten Maiheft S. 263, (Müller-Melchiors, über diampfmaschinen-Steuerungen etc.) in der Proportion Z. 1 v. o. statt d v π : d o π das nach dem Holzschnitt XI von selbst sich ergebende Verhältniß δ v π : δ o π.