Titel: Freifall-Seilbohrer von Franz Straka, Bergmeister in Vasas bei Fünfkirchen (Ungarn).
Autor: Franz Straka
Fundstelle: Band 213, Jahrgang 1874, Nr. XCII., S. 384
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XCII. Freifall-Seilbohrer von Franz Straka, Bergmeister in Vasas bei Fünfkirchen (Ungarn). Straka's Freifall-Seilbohrer. Die in der Beschreibung meines Freifall-SeilbohrersVergleiche dies Journal, erstes Juniheft 1874 S. 391. bei Vergleichung mit anderen Freifallbohrern hervorgehobenen Bedenken verringern sich, wenn folgende Momente in Betracht gezogen werden. Weil bei der gegenwärtigen Construction der Schwerpunkt des Abfallstückes ganz in den Meißel hineinfällt und dieser je nach Beschaffenheit der durchzubohrenden Schichten seine Form ändern (d.h. mit oder ohne Laschen versehen) wird, um in jedem Falle sowohl im festen als weichen Gebirge möglichst cylindrische Bohrlöcher zu erhalten, in welchen die Führung erzielt wird, so erscheint eine weitere Führung des Abfallstückes nicht nöthig, läßt sich jedoch eventuell durch eine zweite Führungstraverse leicht bewerkstelligen. Dieselbe würde unter dem Kopf des Abfallstückes lose angebracht und durch Stifte fixirt, so daß das Abfallstück um die verticale Achse (beim Aufziehen des Meißels) ungehindert sich drehen kann und beim Abfallen gegen seitliche Schwankungen – wenn solche von Bedeutung wirklich vorkommen sollten – gesichert ist. Diese Traverse hat an verticalen Stangen ihre Führung. Eine noch weitergehende Sicherung gegen ein allfälliges Verdrehen des Abfallstückes während des Falles – wiewohl kein specieller Grund hiefür vorhanden ist – wird erzielt, indem innerhalb der losen Umfassung der zweiten Traverse eine Art Bohrratsche angebracht wird. All dies jedoch trägt nur dazu bei, daß der Apparat an Einfachheit verliert und der Effect des Meißels vermindert wird, welcher wie eine Ramme wirken soll. Der Nachtheil des seitlich angebrachten Fixirungsseiles, wodurch Spreitzungen entstehen sollen, entfällt, wenn man bedenkt, daß das Einlassen und Ausziehen des ganzen Bohrapparates am centrisch angebrachten Arbeitsseil geschieht, wobei der Meißel wieder als ziehender Theil auftritt; und wenn also hierbei Klemmungen eintreten, so kommen solche selbstverständlich bei Bohrern jeder Art vor und sind die Ursachen in den Bohrlochswandungen zu suchen. Das zweite Seil, welches stets nur nachgeschleppt wird, hat dann blos den Bohrapparat in der betreffenden Teufe zu fixiren. Kommen daselbst seitliche Verschiebungen des Gerippes vor, so hat dies keinen Nachtheil auf den Bohrer selbst, da derselbe diese kleine Schwankung durch seinen Spielraum ausgleicht und demnach senkrecht abfällt. Große Seitenschwankungen können wegen den Spangenfedern nicht stattfinden, welche gar keinen Grund zu Klemmungen bieten, wenn sich deren Spannkraft nach dem Gewichte des Apparates richtet, und das Einlassen auf früher erwähnte Weise geschieht; im Gegentheil verhindern sie solche Klemmungen durch ihre Federkraft. Es sei noch hervorgehoben, daß dieses Fixirungsseil in vielen Fällen, wenn Seilbrüche (insbesondere unten) vorkommen, äußerst nützlich ist, indem es gleich die Stelle des Nothgestänges vertritt und rasch den Uebelstand beseitigen hilft. In solchen Fällen kann das Seil leicht aus seiner excentrischen Stellung in eine centrische gebracht werden, indem es an einem Bügel befestigt wird, welcher seinen Drehungspunkt in der Achse des ganzen Apparates hat und bei normalen Verhältnissen niedergebunden ist. Diese Verbindung reißt aber, wenn beim Anziehen auf dem Fixirungsseil auch das Meißelgewicht sammt Bohrstange ruht, was sonst nie der Fall ist. Dies wiegt wohl den einzigen Nachtheil auf, daß zwei Seile nothwendig sind. Nachdem die Bohrstange mit Fangknopf im Vergleich zum Meißel sehr schwach hergestellt werden kann, wird es auch ermöglicht, den Apparat für jeden Meißeldurchmesser in Anwendung zu bringen, da eben dieser mit der projectirten Bohrteufe zusammenhängt. Dem Gesagten zufolge lassen sich also die angeführten Bedenken beheben und bietet meine Construction gegen andere nachstehende Vortheile. Die Herstellung des ganzen Apparates ist eine höchst einfache; die Abnützung des Mechanismus ist auf ein Minimum reducirt, indem die Traversen die Führungsstangen oder Lineale nur lose umfassen – ohne Nachtheil auf die vollkommen präcise Umsetzung des Meißels; ferner lassen sich die Umsetzungswinkel an einem und demselben Apparat leicht verändern durch mehr oder weniger schiefe Stellung der Führungsstangen in einem Schlitz in der Bodenplatte; es lassen sich ohne Nachtheil auf das Umsetzen die bedeutend billigeren Rundseile anstatt Bandseile in Anwendung bringen; und endlich kann der Apparat unter allen Umständen angewendet werden, nämlich auch in trockenen Bohrlöchern, so daß im äußersten Falle die Herstellung des Bohrschachtes entbehrlich wird und der Apparat gleich in Verwendung tritt. F. St.