Titel: Ueber die Heizkraft und die Classification der Steinkohle; von L. Gruner.
Fundstelle: Band 213, Jahrgang 1874, Nr. CIV., S. 431
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CIV. Ueber die Heizkraft und die Classification der Steinkohle; von L. Gruner. Aus den Annales des Mines, 1873 t. IV p. 169. (Schluß von S. 255 des ersten Augustheftes.) Gruner, über die Heizkraft und die Classification der Steinkohle. 3) Eigentliche fette Steinkohlen oder Schmiedekohlen (fette Schmiedekohlen). Die Kohlen dieser Classe sind schön schwarz, von lebhaftem Glanze und einem charakteristischen fetten Ansehen, wenig hart und von mehr oder weniger deutlich hervortretend blättriger Textur. Ihr Staub ist braun. Sie brennen mit weniger langer und weniger rußender, glänzenderer Flamme als die beiden vorigen Typen. Im Feuer erweichen sie, erleiden eine Art von teigiger Schmelzung oder schmelzen sogar vollständig, wie Harz oder Pech. Obgleich sie weniger flüchtige Substanzen enthalten als die fetten Steinkohlen mit langer Flamme, so blähen sie sich beim Erhitzen doch stärker auf. In Folge der Schmelzung oder Erweichung, die diese Kohle im Feuer erleidet, backt das Kohlenklein oder die Lösche zusammen und bildet compacte Massen, wodurch sie zur Benützung beim Schmieden außerordentlich geeignet wird (indem sie in dem Schmiedefeuer über dem zu erhitzenden Schmiedestücke ein Gewölbe bildet); sie wird im Handel mit dem Namen Schmiedekohle bezeichnet. In Folge der eben erwähnten Eigenschaft ist sie auch zur Production guter Coaks trefflich geeignet; daher die Bezeichnung Backkohle. Wir müssen indessen die Bemerkung hinzufügen, daß der letztere Ausdruck in der Wirklichkeit eine allgemeinere Bedeutung hat; derselbe paßt für alle drei Classen von fetten Kohlen, und diese können auch wirklich alle drei als Gaskohle, als Schmiedekohle und als Coakskohle benützt werden; nur ist der erste Typus speciell für die Gasbereitung geeignet in Folge des großen Gehaltes an flüchtigen Substanzen und der letzte Typus – die fetten Kohlen mit kurzer Flamme begreifend – ist wiederum ganz besonders zur Coaksfabrikation passend, wegen des bedeutenden Gehaltes an festem Kohlenstoff und der Festigkeit des kohligen Rückstandes. Demnach muß man, obgleich die eigentlichen fetten Kohlen (Schmiedekohlen) sehr häufig zur Darstellung von Coaks und zuweilen auch zur Leuchtgasfabrikation benützt werden, dennoch für den erstgenannten Zweck (die Vercoakung) den fetten Kohlen mit kurzer Flamme (des vierten Typus) und für die Gasbereitung den fetten Kohlen mit langer Flamme (der zweiten Classe) den Vorzug geben. Die mittlere Dichtigkeit der eigentlichen fetten Kohlen (Schmiedekohlen) ist = 1,30; ein Kubikmeter Stückkohle wiegt 750 bis 800 Kilogrm. Die Elementarzusammensetzung der dieser Classe angehörenden Fettkohlen ist die folgende: Kohlenstoff 84    – 89,0 Wasserstoff   5,5 –   5 Sauerstoff und Stickstoff 11    –   5,5 ––––––––– 100 Sonach liegt das Verhältniß (O + N)/H zwischen 2 und 1. Die Immediatanalyse führt andererseits zu den nachstehenden Zahlen: Dichte gut geschmolzene Coaks 68–74 AmmoniakwasserBitumen Gas   3–  113–10 16–15 Flüchtige Substanzen 32–26. –––––– 100 Die calorimetrischen Untersuchungen von Scheurer-Kestner und Meunier ergeben für den Wärmeeffect der reinen fetten Steinkohlen, ohne Asche und Wasser angenommen, 8800 bis 9300 Wärmeeinheiten. Wir führen als Beispiele hier speciell die Kohlen von Ronchamp, Denain und Anzin an (vergl. die erste Tabelle auf S. 74). Textabbildung Bd. 213, S. 432 Abstammung der untersuchten Steinkohlen; Zusammensetzung der Steinkohlen, nach Abzug der Asche; Gehalt der reinen, aschfreien Kohle an flücht Substzn.; Beschaffenheit und äußeres Ansehen der Coaks; Bemerkungen; Grube Grand-Croix Rieve-de-Gier; Obere Partie des großen Flötzes; Untere Partie; Fette Kohle von Newcastle; Fette Steinkohle von Durham (Yorkshire); Mittel von fünf Flötzen v. Denain bei Valenciennes; Mittel von neun Flötzen d. Beckens von Valenciennes; Mittel von drei Flötzen: Lens, Hersin und Bily-Montigny (Dep. Pas-de-Calais); Geschmolzen stark aufgebläht; Gut geschmolzen aber weniger aufgebläht; Diese beiden von Regnault untersuchten Steinkohlensorten wurden hauptsächlich zur Coaksfabrikation verwendet; Analysen von Richardson; Analysen von Marseilly; Diese Kohlen gehen schon in fette Kohlen mit kurzer Flamme über, welche Nordfrankreich trotz ihrer leichten Zerreiblichkeit als harte Kohlen bezeichnet werden Die eigentlichen fetten Steinkohlen kommen in Frankreich in sehr großer Menge vor; sie finden sich hauptsächlich in dem Becken von Saint-Etienne, sowie in den mittleren Theilen des Nordbeckens und des Beckens von Pas-de-Calais. Ferner sind sie in großer Menge in Belgien, in der Gegend von Lüttich, und in dem unteren Theile des Beckens von Mons vorhanden; ebenso in Westphalen (Ruhrbecken) und in der unteren Zone des nordenglischen Steinkohlenbeckens (Yorkshire). In Wales existirt die eigentliche fette Steinkohle in der Umgegend von Newport, nach dem östlichen Ende dieses Beckens hin. Die vorstehende Tabelle enthält die Analysen mehrerer, zur Classe der Schmiedekohlen gehörender fetter Steinkohlen aus verschiedenen Ländern. Die Zusammensetzung der Fettkohle von Ronchamp wurde bereits in der ersten Tabelle angegeben. Auch die Steinkohlen von Bochum und Essen in Rheinland-Westphalen sind nach den Analysen von Dr. Heintz hauptsächlich fette Kohlen, deren Zusammensetzung im Allgemeinen mit den in der vorstehenden Tabelle angegebenen Mittelwerthen übereinstimmt. Im Bochumer Reviere finden sich aber außerdem in den Hangenden Partien Kohlen mit langer Flamme, deren Kohlenstoffgehalt bis auf 82 Proc. hinabgeht und dessen Sauerstoff (mit Einschluß des Stickstoffgehaltes) 12 bis 13 Procent erreicht. Bei näherer Prüfung dieser Analysen der fetten Schmiedekohlen wird man durch den Mangel an Uebereinstimmung in der Elementarzusammensetzung und dem Gehalte an flüchtigen Substanzen überrascht. So z.B. geben die Kohlen von Grand-Croix, welche 89 Proc. Kohlenstoff auf 11 Proc. gasförmige Bestandtheile enthalten, 30 Proc. flüchtige Producte, während die Kohlen von Valenciennes und aus dem Departement Pas-de-Calais, welche unter 82 Proc. Kohlenstoff und über 12 Proc. gasförmige Bestandtheile enthalten, bei der Destillation oft nur 24, 26, höchstens 32 Proc. flüchtige Bestandtheile geben. Der Gegensatz ist noch größer, wenn wir die Steinkohle von Ronchamp mit der vom Chaptal-Schachte (im Creuzot) vergleichen, deren Analyse schon S. 74 mitgetheilt wurde. Wie ich bereits bemerkt habe, ist die Elementarzusammensetzung bei beiden Kohlen beinahe ganz dieselbe, und dennoch lassen sie sich nicht in eine und dieselbe Classe einreihen; die erstere ist eine gewöhnliche fette Kohle mit 27 Proc. flüchtiger Bestandtheile, während die vom Chaptal-Schachte eine kurzflammende Steinkohle ist, die nur 19,6 flüchtige Substanzen gibt und diese Differenz entspricht einer um genau 545 Wärmeeinheiten größeren Verbrennungswärme. Derselbe Gegensatz existirt, wie wir sahen, zwischen den Steinkohlen von Denain und Anzin und denen von Duttweiler und Sulzbach. Uebrigens zeigt sich dieser Mangel an Uebereinstimmung zwischen der Elementarzusammensetzung und den Resultaten der Immediatanalyse ganz besonders bei der Vergleichung der aus verschiedenen Becken abstammenden Steinkohlen: von Ronchamp und vom Creuzot; von Saarbrücken und aus dem französischen Nordbecken; aus dem Bassin der Loire und aus dem Becken des Departement Pas-de-Calais. Schließlich erwähnen wir die mit den eigentlichen oder gewöhnlichen fetten Steinkohlen (Schmiedekohlen) abgeführten Verdampfungsversuche, welche zur Bestimmung ihres relativen Werthes gedient haben. Textabbildung Bd. 213, S. 434 Abstammung der untersuchten Steinkohlen; Wassergehalt; Aschengehalt; der Steinkohle in Procent; Gewichtsmenge des per Kilogrm. verbrannter Kohle verdampften Wassers von 0°; in verkäufl. Zustände; in reinem Zustande; Bemerkungen; Steinkohle v. Ronchamp (1. Versuchsreihe); Steinkohle v. Ronchamp (2. Versuchsreihe); Steinkohle von Wettin (preuß. Prov. Sachsen); Steinkohle von Eschweiler (Rheinpreußen); Steinkohle von Grube Engelsburg (Ruhrbecken); Steinkohle von der Grube Präsident (Ruhrbecken); Versuche von Scheurer-Kestner. Die 1 Versuchsreihe ergab in Folge der zur Verbrennung ungenügenden Luftmenge eine niedrigere Zahl, als die 2. Reihe; Versuche von Brix Diese Tabelle zeigt, daß die eigentlichen oder gewöhnlichen Fettkohlen durchschnittlich 8,75 Kilogrm. Wasser verdampfen, und daß ihr Verdampfungsvermögen zwischen dem Minimum von 8,40 Kilogrm. und dem Maximum von 9,20 Kilogrm. liegt. Die 5 bis 15 Proc. fremdartige Substanzen enthaltenden marktfertigen Kohlen verdampfen 7,50 bis 8,30 Kilogrm., falls eine genügende Menge Verbrennungsluft vorhanden ist. 4) Fette Steinkohlen mit kurzer Flamme, oder Coakskohlen. Die an flüchtigen Bestandtheilen wenig reichen Fettkohlen zeigen dieselben Texturverhältnisse, wie die der vorigen Classe angehörenden Kohlen, doch ist ihr Glanz gewöhnlich nicht so stark; sehr oft haben sie sogar ein gestreiftes Ansehen, und erscheinen aus schmalen, abwechselnd glänzenden und matten Lagen zusammengesetzt. Ihre Dichtigkeit liegt zwischen 1,30 und 1,35; ein Kubikmeter, wiegt 800 Kilogrm. Die dieser Classe angehörenden Steinkohlen sind fast stets außerordentlich bröcklich und leicht zerreiblich und, wenn sie dessenungeachtet in Belgien und Nordfrankreich als harte Kohlen bezeichnet werden, so muß man, wie schon bemerkt wurde, darunter Kohlen verstehen, welche sich langsam verzehren, welche im Feuer andauern oder anhalten. Die Kohlen dieses Typus entwickeln wenig flüchtige Substanzen, entstammen sich schwierig und brennen mit kurzer, Heller, weißer, etwas in's Blaue ziehender und sehr wenig Rauch gebender Flamme. Bei der Destillation backen die Stücke zusammen und blähen sich selbst auf; dessenungeachtet fallen die Coaks fest und hart aus. Bei den an der Grenze mit den mageren Kohlen stehenden Varietäten bleibt indessen die Agglutination, das Zusammenbacken, unvollständig. Dasselbe findet statt, wenn eine sehr wenig fette Steinkohle einige Zeit hindurch der Einwirkung der Luft ausgesetzt bleibt; dann wird das backende Element durch eine langsame Oxydation verändert oder verflüchtigt sich sogar theilweise. Daher muß man diese Steinkohlensorten in frischem Zustande, wie sie aus der Grube kommen, vercoaken. Unter diesen Bedingungen geben sie ganz vortreffliche, dichte und harte Coaks, deren Menge überdies in Folge des geringen Gehaltes an gasförmigen Bestandtheilen immer sehr bedeutend ausfallen wird. Es sind, mit einem Worte, die wahren Coakskohlen diejenigen, welche das größte Coaks-Ausbringen und gleichzeitig die gesuchtesten Coaks geben. Die Elementarzusammensetzung der fetten Kohlen mit kurzer Flamme schwankt innerhalb der nachstehenden Grenzen: Kohlenstoff 88    – 91 Wasserstoff   5,5 –   4,5 Sauerstoff und Stickstoff   6,5 –   4,5 –––––––––– 100 das Verhältniß (O + N)/H liegt sonach stets in der Nähe von 1. Bei der Destillation der dieser Classe angehörenden Steinkohlen erhält man: Coaks 74–82 Ammoniakwasser Bitumen Gas   1–  110–  5 15–12 Flüchtige Substanzen 26–18 –––––– 100 Die Zahlen der zweiten Columne entsprechen denjenigen bereits in halbmagere Kohlen übergehenden Sorten, deren Coaks nur schwach gebacken sind. Die fetten Steinkohlen mit kurzer Flamme geben von allen festen oder starren mineralischen Brennstoffen den höchsten Wärmeeffect; derselbe erreicht 9300 bis 9600 Wärmeeinheiten. Von hier ab bis zu den Anthraciten nimmt die Verbrennungswärme in Folge einer Verminderung des Wasserstoffgehaltes merklich ab. Uebrigens ist die einzige diesem Typus angehörende Steinkohle, mit welcher Scheurer-Kestner experimentirt hat, die vom Chaptal-Schachte im Creuzot; dieselbe gab 9622 Wärmeeinheiten. Der höhere Wärmewerth dieses Typus ergibt sich jedoch, wie wir sogleich sehen werden, auch aus den Verdampfungsversuchen. In Frankreich finden sich die fetten Kohlen mit kurzer Flamme, außer im Creuzot, auch im Liegenden der Becken von Saint-Etienne, im Bassin des Gard, in den Becken von Brassac, Ahun, du Nord u.s.w. In Belgien sind sie besonders in der Gegend von Charleroy reichlich vorhanden; in England besonders in Wales, namentlich bei der Stadt Cardiff. Die nachstehende Tabelle enthält als Beispiele die Analysen von mehreren dieser Classe angehörenden Steinkohlen. Textabbildung Bd. 213, S. 436 Abstammung der untersuchten Steinkohlen; Zusammensetzung der Steinkohlen nach Abzug d. Asche; Flüchtige Substanzen in der reinen aschfreien Kohle; Beschaffenheit und äußeres Ansehen der Coaks; Bemerkungen; Steinkohle v. Hemyschachte (Rive-de-Gier), Bastardflötz; Steinkohle von Rochebelle bei Alais (Gard); Steinkohle vom Chaptal-Schachte im Creuzot; Mittel aus 6 Flötzen, den sogen. fines forges, von Mons; Mittel aus 7 Flötzen von Centre (Belgien). Etwas weniger fett wie die vorhergehenden; Mittel aus 3 Flötzen Charleroy; Geschmolzen; Vollständig geschmolzen; Gut geschmolzen; Analysen von Regnault; Analyse von Scheurer-Kestner; Analyse von de Marsilly Diese Analysen liefern, ebenso wie die Analysen der dem dritten Typus angehörenden Steinkohlen, den Beweis dafür, daß die Menge der flüchtigen Substanzen im Allgemeinen keineswegs mit den Ergebnissen der Elementaranalyse in Einklang steht; diese Abweichung zeigt sich hier noch specieller, wenn man die aus verschiedenen Becken stammenden Kohlen mit einander vergleicht: die aus dem Gard-Becken und dem Becken von Rive-de-Gier mit den Kohlen aus dem Bassin vom Creuzot und aus den verschiedenen belgischen Becken. Bei gleicher Zusammensetzung geben die Kohlen von diesen letzteren Lagerstätten mehr Coaks und entwickeln mehr Hitze, als die südfranzösischen Steinkohlen. Gehen wir zu den Verdampfungsproben über. Dieselben sind zu wenig zahlreich, oder wenigstens nicht genau genug, um Anhaltpunkte zu einer richtigen Vergleichung darzubieten. Deshalb lassen sich dieselben auch nicht in tabellarischer Form zusammenstellen, und müssen wir uns auf nachstehende Daten beschränken. Scheurer-Kestner konnte die fette Steinkohle vom Creuzot im Großen nicht untersuchen, sondern er verbrannte ein Gemenge von zwei Drittel mageren Creuzot-Kohle mit einem Drittel Fettkohle von Ronchamp – ein Gemenge, welches beinahe den Kohlen des vierten Typus äquivalent ist. Bei einer ersten Versuchsreihe verdampfte 1 Kilgrm. reiner Kohle 9,33 Kilogrm. Wasser zweiten 9,68      „            „ –––––––––––––––––– Im Mittel 9,75 Kilogrm. Wasser Dies ist die höchste Ziffer, welche Scheurer-Kestner bei seinen sämmtlichen Verdampfungsproben erzielte. Diejenige Steinkohle, mit welcher Brix das Maximum von Wasserverdampfung erzielte, ist ebenfalls eine fette Kohle mit kurzer Flamme, und zwar stammte dieselbe von der Grube James in Eschweiler. Dieselbe verdampfte im natürlichen Zustande 8,93 Kilogrm. Wasser – entsprechend 9,25 Kilogrm., die Kohle rein angenommen. Auch die zahlreichen in England ausgeführten Verdampfungsversuche stellen die Vorzüglichkeit der waleser Fettkohlen mit kurzer Flamme heraus. Die in den Handel kommenden, 5 bis 7 Proc. Asche gebenden Steinkohlen dieses Districtes verdampfen fast sämmtlich 9 bis 9,50 Kilogramm Wasser, während die Leistungsfähigkeit der nordenglischen fetten Kohlen selten über 8,50 Kilogrm. hinausgeht. Diese letzteren geben ein rascheres Feuer, gestatten eine raschere Steigerung der Dampfspannung, halten aber im Feuer weniger lange an (stehen nicht so gut) und entwickeln im Ganzen weniger Wärme. Die Ergebnisse der im J. 1862 zu Brest unter der Leitung des Marineingenieurs Delautel ausgeführten Versuche stimmen gleichfalls mit den im Vorstehenden angegebenen Resultaten überein. Indem Delautel das Verdampfungsvermögen der oben erwähnten Steinkohle von Cardiff = 1 setzte, sand er: Für die analogen Kohlen von Anzin 1,05–1,01 fetten Kohlen mit kurzer Flamme von Roche-la-Moliere (Saint Etienne) 0,95–0,94 gewöhnlichen Fettkohlen aus dem Loire-Becken 0,90 langflammenden Fettkohlen von Newcastle 0,34 langflammenden Fettkohlen von Blanzy (Montceau) 0,78 langflammenden trockenen Kohlen von Montceau 0,74 Wie man sieht, stehen auch diese Zahlen mit Allem, was wir über den relativen Wärmeeffect der verschiedenen Steinkohlensorten angegeben haben, in Uebereinstimmung. 5) Magere oder anthracitische Steinkohlen. Die mageren Steinkohlen vermitteln den Uebergang zu den eigentlichen Anthraciten. Sie sind schwarz, gewöhnlich von matten Streifen durchzogen. Ihre Cohäsion ist noch gering, nimmt aber zu, je mehr die Beschaffenheit der Stücke sich der des dichten Anthracites nähert. Ihre Dichtigkeit liegt gewöhnlich zwischen den beiden Grenzwerthen 1,35 und 1,40; ein Kubikmeter der Steinkohlen erreicht das Gewicht von 850 Kilogramm. Diese Steinkohlen entstammen sich nur schwierig und brennen mit kurzer, beinahe rauchloser Flamme von geringer Dauer. Häufig verknistern sie im Feuer gleich den Anthraciten – ein Verhalten, welches ihre Verwendung ziemlich schwierig macht. Bei der Destillation geben die mageren Kohlen kaum schwach zusammengebackene pulverförmige Coaks; es sind die Sinterkohlen und die Sandkohlen mit kurzer Flamme (magere Steinkohlen mit kurzer Flamme) des deutschen Hüttenmannes. Als Stückkohle lassen sie sich im rohen, unvercoakten Zustande zum Hohofenbetriebe verwenden, wie dies im westlichen Theile von Wales geschieht. Die Elementarzusammensetzung der mageren Kohlen läßt sich in folgender Weise darstellen: Kohlenstoff 90 –93 Wasserstoff  4,5– 4 Sauerstoff und Stickstoff  5,5– 3 ––––––– 100 durch Zahlen, welche für das Verhältniß (O + N)/H zu einer Ziffer führen, welche eher niedriger als höher wie 1 ist. Die Destillation gibt: Coaks 82–90 Ammoniakwasser Bitumen Gas   1–  0  5–  212–  8 Flüchtige Substanzen 18–10 ––––––   100 Der Wärmeeffect scheint zwischen 9200 und 9500 W. E. zu liegen; dies ergibt sich wenigstens aus den beiden von Scheurer-Kestner mit den mageren Kohlen vom Creuzot (s. die Tabelle auf S. 74) ausgeführten sowie auch aus den Verdampfungsversuchen, welche, wie es scheint, zu einem etwas geringeren Wärmeeffecte führen als für die fetten Steinkohlen mit kurzer Flamme. Allerdings kann dieser geringere Brennwerth zum Theil von den Schwierigkeiten herrühren, denen man begegnet, wenn man die mageren Kohlen auf Rosten brennen will. Man muß daher die Kohlen dieser Classe so viel als möglich zur Fabrikation der künstlichen Kohlensteine oder Briquittes, sowie zur Darstellung gasförmiger Brennstoffe zu verwerthen suchen. In Frankreich sind die ganz mageren Kohlen ziemlich selten. Es kommen dergleichen vor am Nordrande des Beckens von Valenciennes, in dem Becken der Sarthe, des Roannais und der niederen Loire, in manchen Theilen des Becken des Gard, der Creuse u.s.w. In Belgien ist Charleroy zu erwähnen; in England der westliche District von Wales (die Gegend von Swansea und Merthyr-Tydwill). In Nordamerika, namentlich in Pennsylvanien, treten sehr mächtige und sehr ausgedehnte Lagerstätten von anthracitischen Steinkohlen auf. In der nachfolgenden Tabelle stelle ich die Analysen von mehreren Sorten magerer Steinkohlen zusammen. Textabbildung Bd. 213, S. 439 Abstammung der untersuchten Steinkohlen; Zusammensetzung der Steinkohlen nach Abzug d. Asche; Gehalt d. reinen aschfreien Kohle an flüchtigen Bestandtheilen; Beschaffenheit und äußeres Ansehen der Coaks; Bemerkungen; Steinkohle vom St. Paul-Schachte im Creuzot; Anthracitische Steinkohle vom Creuzot; Mittel von 8 Flötzen in Charleroy; Steinkohle von Rolduc (Aachener Rev.); Steinkohle von Mayenne; Gefrittet; Pulverförmig; Analysen von Scheurer-Kestne; Analysen von de Marsilly; Analysen von Regnault Die beiden letzten Steinkohlen bilden schon einen Uebergang zu den eigentlichen Anthraciten. Zwischen beiden Classen von Brennstoffen läßt sich eine scharfe Grenze durchaus nicht ziehen. Die Verdampfungsproben ergaben für die anthracitische Steinkohle vom Creuzot, auf den Zustand der Reinheit reducirt, 9,15 Kilogrm., und im Zustande der 10 bis 11 Proc. Asche enthaltenden Handelskohlen 8,12 Kilogrm. Die in England mit 5 bis 6 Proc. Asche enthaltenden magern Steinkohlen aus Wales ausgeführten Versuche ergeben Zahlen, welche meistens zwischen 8,50 und 9,50 Kilogrm. verdampften Wassers schwanken. Demnach ist das Verdampfungsvermögen dieser Kohlen etwas geringer als das der kurzflammenden Fettkohlen; indessen rührt dies, wie ich bereits bemerkte, von der Unmöglichkeit her, magere Kohlen auf Rosten vollständig zur Verbrennung zu bringen. Zum Schluß stellen wir die charakteristischen Eigenschaften der fünf Steinkohlenclassen – d.h. die Menge und die Beschaffenheit der aus ihnen dargestellten Coaks und ihren Wärmeeffect – in einer Tabelle übersichtlich zusammen. Textabbildung Bd. 213, S. 440 Classen oder Typen der eigentlichen Steinkohlen; Menge der Coaks pro 100 Theile Steinkohle; Menge flücht. Subst. in 100 Theilen reiner Steinkohle; Beschaffenheit und äußeres Ansehen der Coaks; Wirklicher Wärmeeffect Heizkraft W. E.; Verdampfungsvermögen. Menge des per Kilo reiner Steinkohle bei 112° C. verdampften Wassers v. 0°; Trockene Steinkohlen mit langer Flamme; Fette Steinkohlen mit langer Flamme (Gaskohlen); Eigentliche (gewöhnliche) fette Steinkohlen (Schmiedekohlen); Fette Steinkohlen mit kurzer Flamme (Coakskohlen); Magere oder anthracitische Steinkohlen; Pulverförmig o. schwach gefrittet; Vollständig zusammengebacken, oft geschmolzen, oder porös; Geschmolzen und mehr oder weniger aufgebläht; Geschmolzen und dicht; Schwach gefrittet wenigstens pulverf. H. H.