Titel: Ueber Wasserabsperrung und Pumpen von Flüssigkeiten aus Bohrlöchern durch Gasdruck; von Julius Noth in Dukla (Galizien).
Fundstelle: Band 213, Jahrgang 1874, Nr. CXVII., S. 473
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CXVII. Ueber Wasserabsperrung und Pumpen von Flüssigkeiten aus Bohrlöchern durch Gasdruck; von Julius Noth in Dukla (Galizien). Aus dem berg- und hüttenmännischen Jahrbuch der Bergakademien zu Leoben, Pribram und Schemnitz, 1874 Bd. XXII S. 326. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Noth, über Wasserabsperrung und Pumpen von Flüssigkeiten aus Bohrlöchern durch Gasdruck. Wenn wir auch so manche Erfahrungen machten, vielfache Verbesserungen an jenen Instrumenten und Vorrichtungen anbrachten, vermittels welcher größere Tiefen unseres Erdkörpers erbohrt werden konnten, so liegt doch das Pumpenwesen von Flüssigkeiten aus tiefen Bohrlöchern noch gar sehr im Argen. Unläugbar hat das Pumpen von Flüssigkeiten, namentlich aus engen, tiefen Bohrlöchern nebst der hierbei in's Spiel kommenden Absperrung des schädlichen Wassers seine eigenthümlichen Schwierigkeiten. Tausende von Bohrlöchern, welche in Galizien und Amerika auf Bergöl gestoßen wurden und durch welche man wirklich die Gegenwart von Bergöl nachgewiesen, mußten wegen Mangel an geeigneten Pumpen wieder aufgelassen werden. Ein gleiches Loos trifft zahlreiche Bergölschächte, welche – regelmäßig gepumpt – wohl eine lohnende Menge Bergöles geben würden, jedoch in Folge des Umstandes versiegt sind und außer Betrieb stehen, daß man das Wasser nicht auspumpte und die das Bergöl in den Capillargefäßen der leitenden Gesteine theils zurückhaltenden, theils dasselbe zu Tage drängenden Bergölgase (im Wesentlichen Kohlenwasserstoffe) nicht entfernte. Bedenken wir, daß an einem einzigen Orte Galiziens, in Boreslaw bei Drohobycz, gegen 3000 Schächte und Bohrlöcher, im ganzen Oeldistricte dieses Landes statistisch bekannt über 10000 solcher Schächte und Bohrlöcher aus dem angeführten Grunde nämlich wegen Mangel an geeigneten Pumpen aufgelassen, somit dem an und für sich von Capital und Unternehmungsgeist nicht gerade überschwemmten Lande Millionen nicht nur nicht zugeführt, sondern gegentheilig entzogen wurden, berücksichtigen wir ferner, daß durch Anwendung der bisher gebräuchlichen Pumpen das ohnehin mühsam und spärlich gewonnene Rohproduct um Vieles vertheuert wird, wegen starker Concurrenz der ausländischen Waare jedoch vor Allem ein möglichst billiges Massenproduct anzustreben ist, so dürfte es wohl an der Zeit sein, sich eingehend mit Verbesserung unserer seither angewendeten Pumpen zu befassen. Mit der Pumpenfrage hängt aber eng zusammen die Aufgabe, das Eindringen schädlichen Wassers in ein Bohrloch zu verhindern: die Wasser-Absperrung; ich berühre daher beide Fragen unter Einem. Bisher gebrauchte man fast durchgehend zweierlei Pumpenarten, die sich nur dadurch von einander unterscheiden, daß man bei der einen Art (Fig. 21) das Kolbenrohr enger, bei der zweiten Art Pumpen (Fig. 22) das Kolbenrohr weiter als das Steigrohr anfertigte. Bei der einen wie bei der anderen Art Pumpen tritt beim Aufgange des an einem Gestänge G, dessen Länge jener des Steigrohres entspricht, befindlichen Kolbens B die Flüssigkeit in das Kolbenrohr C durch das Ventil A. Sobald der Kolben niedergeht, schließt sich das Ventil A, das aufgesaugte Wasser läßt den Kolben mit geöffnetem Ventile B herabgleiten, wird aber selbst gehoben beim Anheben dieses Kolbens, dessen Ventil B sofort geschlossen wird, während Ventil A sich wieder öffnet u.s.f. Ist nun das Steigrohr S (Fig. 22) enger als das Kolbenrohr C, so muß bei jeder Reparatur die ganze Pumpe, bestehend aus einzelnen durch Muffe verbundenen Gasröhren, herausgezogen werden. Ist aber das Steigrohr weiter als das Kolbenrohr (Fig. 21), so kann man zwar das Kolbenventil und Gestänge, ja sogar zuweilen das unterste Ventil aus dem Bohrloche ziehen, ohne die ganze Pumpe heben zu müssen; allein dies führt oft zu Gestäng-Abschraubungen, Gestängbrüchen, Beschädigung der Ventile oder Undichtheit des Ventil- und Kolbenverschlusses. Die Nachtheile beider Pumpenarten sind im Allgemeinen folgende: a) Die Fördermenge ist eine sehr geringe, weil der Hub ein geringer ist, erfahrungsmäßig kein großer sein darf. b) Die Ventile verschlammen sich sehr leicht, da der Raum, welchen der Kolben durchläuft, ebenfalls verhältnißmäßig gering ist gegen die ganze Steighöhe. c) Die Gase und der mitgeführte, sich oft ersetzende, nicht zu vermeidende Bohrschlamm und die Gesteinsspalten-Unreinigkeiten erhalten das untere Ventil, häufig auch beide Ventile geöffnet, so daß beim Niedergange des Kolbens einfach die Flüssigkeit zurücksinkt, während die Gase entweichen. d) Bei jedem Anhube des Kolbens dringt nicht allein Flüssigkeit, sondern auch Gas dem Kolben nach, vermehrt den schädlichen Raum unter dem Kolbenventile bis zu dem Grade, daß entweder nur ein sehr schwacher Wasserstrahl oder gar keiner ausfließt. e) Die die Pumpe bewegende Kraft muß die ganze Wassersäule (Flüssigkeitssäule) vom Unterwasser bis zu dem Wasserspiegel über dem Ausflusse heben und ist so groß als das Gewicht einer Wassersäule, welche diese ganze Höhe zur Höhe hat und den Querschnitt des Kolbens zur Fläche, vermehrt um das Gewicht des Kolbens und Gestänges, um Reibungs- und Contractions-Widerstände, vermindert um das Gewicht des durch Kolben und Gestänge verdrängten Wassers. Bei dem Herabdrücken des Kolbens hat man gar keine Kraft auszuüben, der Kolben wird vielmehr blos durch seine eigene Schwere und durch das Gewicht des Gestänges herabgezogen. Weil ein Gegengewicht, um die Last gleichförmig für Aufziehen und Herabdrücken des Kolbens zu vertheilen, nicht angebracht ist, entsteht eine ungleichförmige Bewegung, bekanntlich unvortheilhaft für alle Maschinen. f) Der Kraftaufwand zum Pumpen der Flüssigkeit ist verhältnißmäßig bedeutend, nicht nur aus dem unter e angeführten Grunde und wegen der Reibung der Gestänge im Innern des Steigrohres, sondern auch wegen des Widerstandes, den die zahlreichen Muffe oder Unebenheiten des Gestänges dem aufsteigenden Wasser oder überhaupt der Flüssigkeit verursachen. Aus diesem Grunde nützen sich auch die Wände der Röhren sehr rasch ab. g) Bei Bohrlöchern unter 0,08 Meter Durchmesser ist die Anwendung dieser bisher gebräuchlichen Pumpen für Bohrloch, Verröhrung, sowie für die Pumpe selbst gefährlich, bei noch kleinerem Bohrlochs-Durchmesser geradezu unstatthaft. h) Das Gewicht der Pumpen ist beträchtlich und in Folge dessen das Aushängen und Wieder-Einlassen derselben zeitraubend, auch namentlich in der Winterskälte bei Wind oder ungünstiger Witterung, wegen Unachtsamkeit der Arbeiter mit häufigen Unfällen verbunden. Zwar hat der bekannte und verdienstvolle Bohringenieur Fauck, das Pumpen mittels Dampfmaschinen vielfach in Galizien eingeführt und zu verbessern gesucht; jedoch da die Hauptübelstände nicht im Motor sondern in der Pumpenart liegen, und wie wir soeben gesehen haben, in der Eigenthümlichkeit unseres Bergölvorkommens zu suchen sind, außerdem in Betracht zu ziehen ist, daß von je 1000 Schächten und Bohrlöchern hierorts kaum 20 durch Dampfmaschinen betrieben werden, so sind bis nun zu wenig Fortschritte sichtbar.Als Beweis der wahrhaft kläglichen, effectiven Leistung unserer bestehenden Handpumpvorrichtungen, diene der Hinweis auf das tägliche Pumpquantum an Flüssigkeit von einem unserer unstreitig bestsituirten und verwalteten Oelbergwerke, dem zu Bobrka bei Dukla in Mittelgalizien. Das Gewicht des täglichen Förderungsquantums an Wasser und Bergöl, abgesehen von dem der Maschinenförderung, beträgt annähernd: 36000 Kilogrm. aus einer durchschnittlichen Tiefe von 80 Meter durch Zusammenwirken mehrerer Menschenkräfte an (Pumpenschwengeln) Hebeln.Nach Fauck's eigener Beschreibung: „Die Petroleumgruben in Bobrka“ sind 72 Pumpenarbeiter Tag und Nacht beschäftigt, die Bohrlöcher möglichst leer zu halten. Es resultirt also für je einen Pumpenarbeiter ein Förderungsquantum von täglich 500 Kilogrm. auf 80 Meter Höhe zu heben, daher seine Arbeitsleistung am Hebel 40000 Kilogramm-Meter beträgt.Da aber ein Mensch bei nur achtstündiger Arbeitszeit erfahrungsmäßig, unter Mitwirkung von mehreren Individuen am Hebel, 160000 Kilogramm-Meter leisten soll, der Pumpenarbeiter in Wirklichkeit jedoch nur den vierten Theil der Arbeitsleistung eines normalen Menschen vollbringt, so ist dies ein schlagender Beweis für die Unvollkommenheit der Pumpen-Vorrichtungen selbst.Das Resultat der Effectberechnung für unsere zur Zeit gebräuchlichen Maschinen-Pumpvorrichtungen dürfte kaum günstiger ausfallen. Der Hub ist hier zwar vergrößert, aber gleichzeitig und unverhältnißmäßig mehr als beim Handpumpenhub der schädliche Raum durch die nacheilenden Gase unter dem Kolben vermehrt. Dies die Erklärung des Grundes, warum Maschinenpumpen oft nur bei einer größern Anzahl von Spielen in der Minute Flüssigkeit ausschütten. Welche Art von Pumpen wir anzuwenden haben, damit wir alle die angeführten und uns nunmehr klar gewordenen Uebelstände, wenn nicht vollkommen umgehen, so doch möglichst vermeiden, liegt nahe auf der Hand umsomehr, als uns täglich die Erscheinungen auf den lebhaften Druck hinweisen, welchen die in den Gebirgsmassen eingeschlossenen Gase ausüben. Dieser Druck ist so kräftig, daß er im Momente der Erbohrung einer unterirdischen Bergölspalte das Bergöl oft mehrere Hundert Meter empordrängt.So trieben, um ein Beispiel unter sich oft wiederholenden Vorfällen anzuführen, in einem Bohrloche von Stocker und Comp. in Ropianka bei Dukla im Jahre 1871 erbohrte Bergölgase das mit diesen gleichzeitig erschlossene Vergöl nicht nur aus dem über 100 Meter tiefen Bohrloche, sondern noch über dieses an 11 Meter in dem Bohrschachte in die Höhe; der Querschnitt dieses Schachtes beträgt 1,2 Quadratmeter. Das Bergöl zeigte anfänglich 49 Grad Beaume bei 0,84 bis 0,83 spec. Gewicht; es bedurfte demnach eines unterirdischen Gasdruckes von über 10 Atmosphären, um das Bergöl über 111 Meter hoch steigen zu machen. Hierbei ist noch nicht in Rechnung gezogen, daß die Sohle des Schachtes eine Wasserschicht bedeckte. Ich glaube aus dem Angeführten nicht mit Unrecht folgern zu dürfen, daß das Bergöl Galiziens im Karpathengebirge gleich dem Bergöle Amerika's stellenweise bis zum Mundloche, d.h. bis zu Tage steigen würde, sobald man den bedeutenden, oft durch hydrostatischen Druck vermehrten atmosphärischen Gegendruck aufheben oder nur vermindern würde – vorausgesetzt, daß man überhaupt tief genug gebohrt und namentlich anstehendes Gestein erreicht haben wird. Die Erscheinungen bei Erteufung von Bergöl und Bergölgasen gleichen vollkommen denen beim Sieden einer Flüssigkeit. Aus dem durchbrochenen oder nur mit der Keilhaue angehauenem Gesteine, dem Leiter des Bergöles, quellen zahllose Blasen zischend, pfeifend und brausend hervor, oft continuirlich, zuweilen periodisch und in letzterem Falle in regelmäßigen Intervallen größere Gas- und Oelmengen emporstoßend. Ist das Gestein ein zerklüftetes, so gewahrt man das Bergöl sich ansammelnd in nächster Nähe der Zerklüftungsspalten, oder aus diesen selbst fließend; ist das leitende Gestein porös, jedoch nicht zerklüftet, so dringt das Bergöl in Gestalt von Bläschen aus zahlreichen Poren. Die Poren sind im Schieferthon vertreten durch Ablösungsflächen. Die Bläschen zerspringen, die Gase entweichen und das zurückgelassene Bergöl bedeckt schließlich die Sohle des Schachtes mehr oder weniger hoch. Ein Gleiches ist mit dem Erdwachs (Ozokerit) der Fall, welches durch inneren Gasdruck entweder im Bergöle, als Bestandtheil desselben aufgelöst oder bereits ausgeschieden, durch die feinen Rinnsale der Gesteinsschichten emporgedrängt wird. Steht auf der Sohle Wasser oder bereits Bergöl, so arbeiten sich nachziehendes Bergöl und expandirte Gase zwar vereinzelt und spärlich, aber doch mühsam hindurch. Die kräftigen Wirkungen des inneren Gasdruckes nehmen wir aber nicht blos an dem Aufbrausen, Aufwallen und Sieden der Oberfläche des Wassers in einem Bohrloche oder Schachte wahr, sondern erkennen sie auch daran, daß die Gase den Bohrschlamm oft von selbst aus dem Mundloche des Bohrloches schleudern, oder endlich an dem häufigen Versagen der Pumpen. Die Beobachtung dieser Erscheinungen brachte mich auf den Gedanken, den inneren Gasdruck als kräftiges Mittel zum Heraustreiben der Flüssigkeiten aus dem Bohrloche zu benützen. In Ausnahmsfällen mag wohl die bekannte amerikanische Absperrungsmethode der Luft und des Wassers von einer erbohrten ölführenden Schicht, durch das Aufquellen eines mit Hanf- oder Leinsamen gefüllten Ledersackes, oder einer die Bohrlochswand verwahrenden Verröhrung von gehoffter Wirkung, also undurchlässig sein, aber in den meisten Fällen ist die Aussicht auf Erfolg der Dichtung höchst zweifelhaft. Als Ursachen des Mißlingens führe ich an: Die Anwendung nicht an die Bohrlochswände anschließender, oder undichter, auch sogenannter verlorener Röhren. Die Unkenntniß des Ortes im Bohrloche, an welchem man die Absperrung genau in einer bestimmten Höhe vorzunehmen hat. Die Zerklüftung und steile Schichtung des durchbohrten Gesteines. Geringer Bohrlochsdurchmesser und nicht hinlänglicher, geringer Gasdruck. Aber selbst im Falle des Gelingens einer solchen Absperrung, hat sie stets den Uebelstand, daß sie nicht constant wirkt, nicht während des Bohrens im Bohrloche verbleiben kann, ihre Beseitigung oft zu Unfällen führt. In den meisten Fällen also müssen wir dem inneren Gasdrücke noch durch Entfernung des Gegendruckes, durch Anwendung einer Absperrung und einer Pumpe in nachstehend einfacher Weise, wie Fig. 23 bis 25 verdeutlichen, zu Hilfe kommen. Es sei A (Fig. 23) der innere Raum eines Bohrloches, dessen Wände in der Nähe der Erdoberfläche durch eine mehr oder weniger starke gußeiserne Röhre B geschützt sind, welche am oberen Rande mit einem Ansätze C versehen ist. In größerer Tiefe sind die Bohrlochswände entweder durch den vorliegenden Verhältnissen entsprechende Röhren versichert, oder im feststehenden Gebirge mit gar keiner Verröhrung versehen. Bei Schächten kann man der Billigkeit halber Holzröhren von hinreichend starken Pfosten zur Verbindung des Bohrloch-Mundloches mit dem Schachtmundloche anwenden. An denjenigen Stellen des Bohrloches, an welchen nutzbare Flüssigkeiten erbohrt wurden, die gleichwohl häufig wegen den mit diesen Flüssigkeiten gleichzeitig ausströmenden Gasen zur Bildung von Nachfall, demgemäß zur Verschüttung des Bohrloches geneigt sind, verröhre man das Bohrloch durch Röhren, deren Mantel durchlöchert ist, so daß trotz der Verröhrung der nutzbaren Flüssigkeit das Eindringen in das Bohrloch von den Bohrlochswänden aus ermöglicht ist. Sind die Gesteinsspalten steil gerichtet, so wird das Aufsteigen der Flüssigkeit und der Gase in der Regel aus der Bohrlochsohle erfolgen. Bei Bohrlöchern, in denen die oberste Röhre (Fig. 23) durch den Druck der Wände nicht hinlänglich gehalten wird, oder beim Pumpen in Schächten, umgibt man die Röhre B mit Bohlen G, auf welche man Thon, Letten oder Beton stampft. Als Mischungsverhältniß des hierbei zu verwendenden Betons empfehle ich für die unmittelbare Umgebung der Röhre und der Bohlen (Sorte I): 1 Th. Cement, 1 Th. Wasser, 1 Th. Sand (scharf, thonfrei), 1 Th. Sand oder Kohlenklein, Steinkohlenasche, Schlacke, wenn ein derartiges Material billig zu beschaffen ist; für den entfernteren Raum (Sorte II): 1 Th. Cement, 1 Th. Wasser, 2 Th. Sand und 2 bis 4 Theile Kohlenklein oder Schotter. Alle Materialien werden vor dem Hinzuschütten des Wassers innig gemengt, hierauf unter fortgesetztem Mischen derselben das Wasser in kleinen Quantitäten zugegossen und die Betonmasse frisch verarbeitet. Zwischen der Röhre und den zwei sie umfassenden halbkreisförmig gebogenen Eisenbändern D (Fig. 24) kann man eine beliebige Dichtung geben und die Eisenbänder unter sich durch die Schrauben E und mit dem eingekerbten Tragholze G durch die Schrauben F verbinden. Hat man es nicht mit einem starken Wasserzuflusse aus tiefer liegenden Schichten zu thun, so verfahre man mit Absperrung desselben, wie ich früher in einem Aufsatze über Seilbohren (dies Journal, 1873 Bd. CCX S. 425) beschrieben habe, auf welches Verfahren ich mich also hier füglich beziehen darf. Bevor man die Verröhrung B in das conisch verjüngte Bohrloch A (Fig. 25) dessen Sohle S sei, einsinken läßt, erweitere man dasselbe nach der Zeichnung oberhalb der Stelle X, an welcher sich der Durchmesser des Bohrloches zu verjüngen beginnt, und bohre die Sohle ein wenig concav aus. Die punktirten Linien S' deuten die späteren Wände des zu vertiefenden Bohrloches an. Der unteren Form des Bohrloches conform, fertige man einen Sack von Guttapercha – den Gummibeutel G – an, dessen Boden von der äußeren Peripherie aus, mit einem concentrischen Ring D, ebenfalls von Guttapercha, lose haftend beklebt wird. Vom Mittelpunkte des Sackbodens geht ein enger Guttaperchaschlauch II durch die Mitte des Sackes, welcher letztere mit Beton vom Mischungsverhältnisse Sorte I angefüllt, durch einen Strick K um seinen Hals, durch welchen der Schlauch H hindurch reicht, genau fest zugebunden wird, daß zwar nur wenig Wasser eindringen kann, aber der Schlauch unverändert bleibt. Strick und Schlauch steckt man durch die an einem Hohlbohrer M angebrachten Löcher, und läßt den Gummibeutel, durch den Strick unter dem Bohrer M und der Schwerstange N befestigt, in das Bohrloch bis hinab vor Ort. Der Gummibeutel mit seiner noch zähen Füllung von Betonmasse nimmt bei der Auflagerung die Form des Bohrlochstiefsten an, da die Verröhrung noch nicht nachgesenkt wurde, während dem Wasser Gelegenheit geboten ist, durch den Mittelschlauch H zu entweichen. Jetzt senkt man zuerst den Bohrer um eine vor der Arbeit genau zu bemessende Höhe, damit wohl der Beutel gedrückt, nicht aber zerdrückt werde, und läßt hierauf die Verrohrung nachsinken. Das Röhrenende B wird den Guttaperchamantel des Betons vor dem Zerdrücken oder Zerschneiden desselben an den Stellen F, R umbiegen, hierdurch eine solide, äußerst dichte Liderung zwischen Bohrlochswand und dem Absperrungsrohre hervorbringen, welche noch haltbarer wird durch schließliches Eintreiben des Röhrenendes, und ihren Abschluß findet durch Eindringen des Röhrenendes in den untersten Guttapercharing D. Dieser Guttapercharing bleibt beim Anziehen des Sackbodens am Stricke und Schlauche im Bohrloche zurück. Die Betonmasse und den etwa verbliebenen Sackboden löffelt man nach dem Zerkleinern aus. Da der Beton um so dichter wird, je trockener er der Stelle zugeführt wurde, die er einnehmen soll, und je größer der Druck ist, der anfänglich und im Verlaufe seiner Erhärtung auf ihn wirkt; da ferner die lösliche Kieselsäure des Cementes geneigt ist, allmälig eine chemische Verbindung mit dem in der Regel und namentlich in salzhaltigen Bohrlochswässern an den Röhren angesetzten Roste einzugehen, so dürfte der Zweck einer Absperrung des Wassers vollkommener als durch alle früher vorgeschlagenen, bisher bekannten Verfahrungsarten erreicht sein. Bei der Wichtigkeit dieser Absperrungsfrage, die für viele Bohr- und Bergwerks-Unternehmungen geradezu eine Existenzfrage ist, sind die Kosten dieses Verfahrens verschwindend klein. Von diesem Gesichtspunkte bei Veröffentlichung desselben ausgehend, hielt ich es für geboten, mit größter Genauigkeit auf die Beschreibung des Verfahrens einzugehen, und es soll mich aufrichtig freuen, wenn ich hierdurch namentlich der jungen zukunftsfähigen Bergölindustrie Galiziens in Etwas aufhelfen könnte. Nicht in der starken Concurrenz, nicht in so manchen Schwierigkeiten des Landes und seiner Zustände suche der Oelbergbau-Treibende die Ursache seiner spärlichen Erfolge in Galizien, sondern in dem Mangel an richtiger Auffassung und Benützung gegebener Verhältnisse. Was nun die Förderung des Bergöles selbst betrifft, so habe ich zu diesem Zwecke die in Figur 23 skizzirte Pumpe entworfen. Bei derselben befindet sich das aus schmiedeisernen Gasröhren zusammengeschraubte Steigrohr N genau in der Mitte des Bohrloches und erreicht nahezu die Bohrlochssohle. Anstatt der Gasröhren kann man auch mit Ausnahme des obersten und untersten Rohres zusammengeschraubte Guttaperchaschläuche benützen. Das Steigrohr ist am unteren Ende offen und hat außer dieser Oeffnung in geringer Entfernung von derselben einige ausgebohrte Löcher. Unweit ober diesen Löchern sitzt im Inneren des Rohres ein Ventil V' ein zweites (Reserve-) Ventil V, welches sich sowie jenes nach oben öffnet, ist zwischen das erste und zweite Rohr in den gemeinschaftlichen Muff M eingeschraubt. Das oberste erste Rohr ist cylindrisch abgedreht und endigt in einen Tförmigen Muff Z mit zwei durch die Kappen K verschließbaren Ausgußröhren R, welche durch die sie umfassenden Halter U gestützt werden. Ueber dem genau cylindrisch abgedrehten Steigrohrende bewegt sich auf und nieder ein Kolben P, welcher innerhalb eines Cylinders I spielt, dessen obere Flansche mit dem Kranz C der Bohrröhre B durch Schrauben verbunden wird. Am unteren Theile des Cylinders halten mehrere Stege L den concentrischen Muff Q, durch welchen das Steigrohr nochmals gestützt, zugleich beständig im Mittelpunkte des Bohrloches gehalten wird. Das Mundloch des Bohrloches und des Cylinders I durch einen Deckel T luftdicht zu verschließen, ist zwar nicht unbedingt erforderlich, aber in vielen Fällen angezeigt und leicht dadurch zu bewerkstelligen, daß man den Deckel T durch dieselben Schrauben, welche die Flanschen der Bohrröhre und des Cylinders I verbinden, befestigt und ihn mit einer Stopfbüchse für den Kolben P versieht. Die Wirkungsart dieser Pumpe erhellt aus ihrer einfachen Einrichtung von selbst. Ist nämlich das Bohrloch voll Wasser und drückt auf dessen Oberfläche beim Niedergange des Kolbens P eine hinlängliche Kraft, so heben sich die Ventile V', V und gestatten dem Wasser den Durchgang, in Folge dessen den Ausfluß aus dem Steigrohre durch die Ausflußöffnungen R, von denen man die eine durch die Kappe K verschließt, sobald kein bedeutender Gasdruck vorhanden sein sollte. Beim Aufgange des Kolbens schließen sich sofort beide Ventile, wogegen die Flüssigkeiten und Gase den Kolben mit großer Heftigkeit nachziehen. Selbstverständlich sammeln sich die aufgestiegenen Gase dem Kolben zunächst, bilden eine mit jedem Spiele größer werdende Schicht, und da sie selbst stets vermehrt werden, ohne Gelegenheit zu finden, um entweichen zu können, der Rückweg ihnen ebenfalls abgeschlossen ist, so treiben sie im tiefern Räume des Bohrloches befindliche Flüssigkeiten: Wasser, Bergöl, auch die diese Flüssigkeiten verunreinigenden Gemengtheile, (als Schlamm, Salz, Erdwachs, Sand u.s.w.) vor sich durch das Steigrohr, um schließlich selbst entfliehen zu können. Dieser Vorgang wiederholt sich so lange, bis endlich nur Gase gepumpt werden. Diese Pumpe wirkt mithin durch Zusammendrückung der aus dem Erdinnern ausströmenden Gase, die man nöthigenfalls (bei Salzbohrlöchern) durch zugeleiteten Dampf oder einströmende Luft ersetzen kann, ohne die Einrichtung der Pumpe wesentlich verändern zu müssen. Bei großem Querschnitte des Steigrohres und geringem Gasdrucke dürfte es rathsam sein, im oberen Steigrohre selbst noch einen Saugkolben anzubringen. Für die Bohrlöcher in der Bergölzone Galiziens jedoch ist der natürliche unterirdische Gasdruck ausreichend.Das folgende aus der Wirklichkeit gegriffene Ergebniß neuesten Datums reiht sich an das S. 475 angeführte Beispiel und bildet einen Beleg für die Anwendbarkeit der von mir vorgeschlagenen Pumpen.Im Frühjahre 1874 wurde in einem zum Bergwerke des Grafen Starszenski und Cons. in Dukla gehörigen Schachte Nr. 1 in Tangowiska bei Dukla aus dem Grunde eine Wasser-Absperrung vorgenommen, weil sich eine Vermehrung der Oelspuren und Gase beim Bohren bemerkbar machte. Die Schachttiefe beträgt 290 Meter, der Bohrlochsdurchmesser 60 Millim. nach der letzten Verröhrung. Die unterste Verrohrung des Bohrloches beträgt ungefähr 80 Millim., die Entfernung der einzölligen (26 Millim.) Pumpenrohre von der Bohrlochssohle 50 Meter.Sobald der mit Leinsamen gefüllte Ledersack die unterste Verröhrung im losen Zustande abschloß, war man kaum im Stande, die Pumpe in das Bohrloch einzuhängen, denn schon begannen die Gase zu wirken und verhinderten das Anschrauben mehrerer Pumpenrohre. Die Gase schleuderten um so mehr Wasser und Bergöl aus, je mehr der Ledersack aufzuschwellen begann, also je dichter der Abschluß zu werden anfing. Dieser Springbrunnen spielte so lange hindurch (mehrere Tage), als der Ledersack dem immensen Druck zu widerstehen vermochte. Gepumpt wurde gar nicht, und welche Wirkung hätte sich ergeben, wenn zu der Expansion noch die Compression der Gase hinzugetreten wäre!

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