Titel: | Ueber die aus flüssigem Roheisen sich ausscheidenden „Narben“ oder „Blattern“; von Dr. F. Muck. |
Autor: | F. Muck |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. XI., S. 48 |
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XI.
Ueber die aus flüssigem Roheisen sich
ausscheidenden „Narben“ oder „Blattern“; von
Dr. F. Muck.
Muck, über die aus flüssigem Roheisen sich ausscheidenden Narben
oder Blattern.
Unter ähnlichem Titel veröffentlichte ich im J. 1865 – im Journal für
praktische Chemie, Bd. 96 S. 385 u. ff. – eine Abhandlung. Obwohl nun meine
Berufsgeschäfte mir kaum gestatten, mich fortlaufend mit gleichen
metallurgisch-chemischen Studien zu befassen, so sehe ich mich doch durch
zwei denselben Gegenstand berührende PublicationenA. Ledebur, berg- und hüttenmännische
Zeitung, 1873 S. 355; – E. Schott, Engineering vol. XV Nr. 389 bez. als Broschüre: „Die Kunstgießerei in
Eisen“ (Vieweg und Sohn. Braunschweig 1873.) aus dem vorigen Jahre veranlaßt, meine neueren Untersuchungen zu
veröffentlichen, da das Ergebniß derselben theils berichtigende, theils
vervollständigende Thatsachen enthält.
Im J. 1860 (berg- und hüttenmännisches Jahrbuch) wurde das
„Spiel“ des EisensJournal für praktische Chemie Bd. XCVI S. 385; Jahresbericht für Chemie, 1865
S. 761; Chemisches Centralblatt, 1866 S. 250; Wagner's Jahresbericht 1867, S. 30; Kerpely, Fortschritte der Eisenhüttentechnik im J. 1865, S. 77;
berg- und hüttenmännische Zeitung, 1866 S. 226; ferner C. Jourdan in der Zeitschrift für das Berg-,
Hütten- und Salinenwesen im preuß. Staate 1865 S. 1. zuerst von J. Krombach beobachtet, resp. die
dabei sich ausscheidenden
„Narben“ von Robert Richter
zuerst untersucht. Ledebur verzichtet auf eine Erklärung
des „Spieles,“ wenn er es bezeichnet als „hervorgerufen durch ununterbrochene regelmäßige
selbstständige Bewegung des ruhig stehenden Eisens, in Wechselbeziehung
stehend zu dem Krystallisationsbestreben desselben, welches durch
stetiges Zerreißen des an der Oberfläche gebildeten Gußhäutchens bestimmte, sich
stets erneuernde Figuren erscheinen lassen.“ Die im weiteren Verlauf
des „Spieles“
erfolgendeerfolgte Bildung der „Narben“ (wie ich sie in der Folge nennen
will) bringt Ledebur in nothwendigen Zusammenhang mit der
an der Oberfläche des Eisens stattfindenden Oxydation. Freilich sind die gebildeten
Ausscheidungen (wenn auch nicht ganz ausschließlich, wie ich gezeigt habe und zeigen
werde) Sauerstoffverbindungen. Ledebur verlegt sich den
Weg zu einer befriedigenden Erklärung der Narbenbildung, indem er zweierlei,
allerdings gleichzeitig oder doch nebeneinander auftretende, im Uebrigen aber
wesentlich verschiedene Dinge in Bezug auf ihre Entstehungsart nicht genügend
getrennt hält. Ich meine damit die eigentlichen Narben
und die Gußhaut, welche von Ledebur ganz zutreffend mit Frischschlacke und Hammerschlag verglichen
werden. Derselbe definirt die Ausscheidungen beiderlei Art – das
„Gußhäutchen“ – als „ein Oxydationsproduct
des Eisens, welches sich bildet, sobald dessen metallische Oberfläche mit der
Luft in Berührung kommt. Es besteht im Wesentlichen aus Eisenoxyduloxyd nebst
geringen Mengen Manganoxydul, theilweise mit Kieselsäure zu basischen Salzen
vereinigt, ähnelt also in seiner Zusammensetzung garer Frischschlacke und
Hammerschlag. Es bildet sich um so reichlicher, je leichter das flüssige Eisen
zur Oxydation neigt, und je öfter dessen metallische Oberfläche durch Bewegung
erneuert wird.“
Während diese Ausscheidungen am ausgesprochensten bei grellem Gußeisen auftreten,
weniger bei halbirtem, so zeigt sich – nach Ledebur's Erklärung wegen der geringen Neigung zur Oxydation – beim
grauen graphitreichen Eisen nur ein zartes, mit ausgeschiedenem Graphit gemischtes
Gußhäutchen, welches die ruhig stehende Oberfläche des Eisens bedeckend, dieses vor
weiterer Oxydation schützt. Dem entgegengesetzt bilden die zu Blattern, Bläschen,
Narben vereinigten Oxydationsproducte ein kräftiges Oxydationsmittel für das
darunter befindliche Roheisen, wodurch die Bildung von Kohlenoxyd resp. die davon
herrührenden blasenartigen Vertiefungen unter der oxydirenden Schicht ihre Erklärung
finden. Wenn Ledebur im weiteren Verlauf seiner Abhandlung den Einfluß
der Schmelzbarkeit der verschiedenen Gußeisensorten bespricht, sofern als die Blasen
(Gasblasen in diesem Falle) häufiger in
schwerschmelzbaren als in (durch Phosphor) leichtflüssigeren Eisensorten auftreten,
welche ein rascheres Aufsteigen der Kügelchen und Gasblasen gestatten, so hat er
sich den eigentlichen Grund für die „selbstständigen
Bewegungen“ des ruhig stehenden Eisens außerordentlich nahe gelegt.
Wenn er trotzdem keinen Gebrauch davon macht, so ist dies nur durch den Umstand zu
erklären, daß er, wie aus seiner Arbeit unzweifelhaft hervorgeht, auf die chemische ZusammensetzungZusammenstellung der Ausscheidungsproducte und der betreffenden Eisensorten gar nicht
eingehend Rücksicht nimmt. So sagt er von den Ausscheidungen, daß sie im
Wesentlichen aus Eisenoxydoxydul nebst geringen Mengen
Manganoxydul etc., theilweise mit Kieselsäure zu
basischen Salzen vereinigt, bestehen. Der sehr wichtige Phosphorgehalt z.B. bleibt
also unerwähnt.
Aus den weiter unten aufgeführten Analysen erhellt aber, daß zu zu dem von Ledebur erwähnten Bestandtheilen noch erhebliche Mengen
von Phosphor und Schwefel kommen. Ich wage zu behaupten, und könnte es für einzelne
Fälle sogar beweisen, daß, wo in betreffenden Analysen Phosphor und Schwefel fehlen,
die Bestimmung derselben einfach unterlassen ist. Meiner Ansicht nach ist die von G.
Schott (Kunstgießerei etc. S. 14, 15 und 19) auch auf
den sogen. Anbrand der Gußwaaren ausgedehnte Erklärung
die einzig richtige. Nach ihm wird das Eisen im flüssigen Zustande kein homogener
Körper sein, sondern ein Conglomerat verschiedener Eisenverbindungen von Eisen und
Phosphor, Eisen und Schwefel, Eisen und Mangan, Eisen und Kohle, Eisen und Silicium
u.s.w. Jede Verbindung hat aber ihren bestimmten Schmelzpunkt; die eine erstarrt
früher wie die andere u.s.w. Wenn nun Mischungen, welche nach dem Schmelzpunkte weit
auseinander liegen, das Eisen bilden, so wird ein Theil erstarrt sein, während der
andere noch flüssig gebliebene beim Zusammenziehen des erstarrten Eisens durch die
im rothglühenden Zustande noch offenen Poren desselben herausgedrückt wird und den
sogen. Anbrand bildet. – Nebenbei bemerkt, kann Schott's Ansicht auf Priorität keinen Anspruch erheben, weil ungefähr
dasselbe schon 1860 (im berg- und hüttenmännischen Jahrbuch) von Robert Richter ausgesprochen wurde; letzterer nimmt allerdings
zur Erklärung der Ausscheidung auch das niedrigere specifische Gewicht des
Siliciummangan zu Hilfe.
Ich theile zunächst die von mir ausgeführten Analysen von Narben und neben einer
derselben die Analysen des entsprechenden Eisens mit.
I, II und III sind von ein und demselben Eisen einer rheinischen
Hütte; das betreffende Eisen war leider nicht mehr zu erhalten.
IV und V sind Narben und entsprechendes Eisen von einer
westphälischen Hütte (bei angeblich abnormem Ofengang) erblasen.
I
II
III
IV
V
Kieselsäure
31,874
31,939
28,731
23,786
2,269 Mangan
Eisenoxydul
39,609
38,107
45,873
62,968
0,056 Kupfer
Manganoxydul
24,612
25,876
21,108
5,331
1,770 Silicium
Kalk
1,580
1,363
0,615
1,594
1,421 Phosphor
Magnesia
0,150
0,051
0,031
0,309
0,615 Schwefel
Phosphorsäure
3,401
4,088
4,335
7,022
2,330 Kohlenstoff
Schwefel
1,602
1,710
0,824
2,009
––––––––––––––––––––––––––––––––––
102,828
103,125
101,517
103,019
SiO₃ : RO =
1,13 : 1
1,15 : 1
1,015 : 1
0,79 : 1
Bei I–IV sind Eisen und Mangan des Vergleichs halber als MonoxydeManganoxyde aufgeführt. Es ergeben sich, trotzdem Eisen und Mangan in Wirklichkeit als
höhere Oxyde vorhanden sind, bedeutende – die Grenzen analytischer Fehler
weit überschreitende – Ueberschüsse, die sich eben dadurch erklären, daß
nicht alles Silicium, nicht aller Phosphor (und Schwefel) als OxyverbindungenOxydverbindungen vorhanden sind.
Die Narben IV sind äußerlich von den ersten (I, II und III) gar nicht zu
unterscheiden. Es sind Schalen im Durchmesser bis zu 5 Millimeter, in der Dicke von
1–3 Millim.; an der convexen Oberfläche eisenschwarz, an der concaven Seite
bräunlichschwarz und von schlackenartigem Ansehen. In allen Fällen ist die viel
dünnere obere, offenbar oxydreichere Schicht von der
unteren silicatreicheren mechanisch nicht trennbar. Die Ausführung der
Gesammtanalyse geschah wie früher angegeben. Als gemeinsame Bestandtheile von
I–IV wurden also ermittelt:
1) Silicate von Eisen-Manganoxydul, Kalk und Magnesia.
2) Phosphormetalle (Eisen und Mangan).
3) Phosphorsaure Salze.
4) Schwefeleisen (vielleicht auch Schwefelmangan und Manganoxysulfid (MnO, MnS
Manganoxysulfid (MnO: MnS
).
5) Eisenoxydoxydul.
6) Manganoxydoxydul.
7) Unverbundene Kieselsäure.
Qualitativ verschieden sind I–III von IV, wie
folgt:
A. I–III gelatiniren mit Säuren nur mäßig, IV dagegen außerordentlich
leicht. Unter den vorstehend aufgeführten Analysen sind die
Sauerstoffverhältnisse von SiO₃ und RO (Silicium und Metalle nur als Sauerstoffverbindungen
gedacht) aufgeführt. Die sich so darstellende Verschiedenheit der
Sauerstoffverhältnisse, wie diese als im Großen und Ganzen bestehend angenommen
werden können, entsprechen ganz dem Grade der Leichtigkeit des Gelatinirens.
a) I–III entwickeln mit Salzsäure nur anfänglich etwas Schwefelwasserstoff, worauf beim
Erwärmen die tiefbraune Lösung allmälig die rothgelbe Farbe des Eisenchlorids
annimmt. Es ist dies die bekannte beim Lösen manganoxydreicher Eisenstein
beobachtete Erscheinung.
b) IV hingegen entwickelt mit Salzsäure andauernd und
reichlich Schwefelwasserstoff, und ein Farbenwechsel wie bei a ist nicht deutlich zu beobachten. Das in nur geringer Menge vorhandene
Manganoxyd resp. das daraus mit Salzsäure entwickelte Chlor genügt nicht, den
auftretenden Schwefelwasserstoff und eine größere Menge Eisenoxydul zu oxydiren.
B. I–III enthalten Manganphosphat, dagegen IV höchstens Spuren davon.
Ich habe in meiner früheren Abhandlung nachgewiesen, und kann es auf Grund vielfacher
späterer Versuche bestätigen, daß jedes Manganphosphat, wie
stark es auch zuvor geglüht sei, mit kalter Essigsäure geschüttelt, sofort
beträchtliche Mengen Phosphorsäure in Lösung gehen läßt. Eisenphosphate thun
dies nicht; mengt man aber ein Eisenphosphat mit einem Manganoxyd und glüht nur
ganz kurze Zeit, so gibt das geglühte Gemisch in Folge stattgehabter Umsetzung
an kalte Essigsäure sofort Phosphorsäure ab.
C. Aus I–III zieht reine kochende Kalilauge
leicht den größten Theil des Schwefels als Schwefelsäure aus, dagegen gibt IV kaum
Spuren Schwefelsäure ab, während die kalinische Flüssigkeit grünlich ist, hepatisch
riecht, mit Säuren Schwefelwasserstoff entwickelt, mithin Schwefelkalium enthält,
wie dies aus der Einwirkung von Kalihydrat auf Schwefeleisen leicht zu erklären
ist.
Die hierbei gleichzeitig ausgezogene Phosphorsäure beträgt bei III 1,300, bei IV
2,399 Proc., also den Gesammtgehalten proportionale Mengen.
Quantitativ unterschieden sich die Narben I–III
von IV nachstehend:
A) Das in I, II und III enthaltene Silicat ist weit
saurer als das von IV (s. oben A). Aus III zieht
kochende Kalilauge etwa gleichviel Kieselsäure aus wie aus IV (1,155 resp. 1,095
Proc.). Zu einem besonderen Schlusse, z.B. daß gleich viel freie Kieselsäure in
beiden Substanzen enthalten sein möchte, berechtigt dies nicht. Das Vorhandensein
freier Kieselsäure
steht in Wechselbeziehung zu Höheroxydation von Eisen- und Manganoxydul.
B) In I–III ist sehr viel weniger Eisen und sehr
viel mehr Mangan enthalten als in IV.
C) I–III enthalten zwar bedeutend weniger
Phosphorsäure als IV, aber diese ist (wie unter B
erwähnt) zum großen Theil an Mangan gebunden, was bei IV
höchstens spurweise der Fall ist.
D) I–III enthalten weit weniger Schwefel als IV,
diesen aber theilweise als Schwefelsäure, was bei IV so
gut wie nicht der Fall ist.
Faßt man das unter B, B, C und D Gesagte zusammen, so ergibt sich daraus:
1) Der gewiß nicht zu bestreiten richtige Schluß, daß die Oxydation von jedenfalls
ursprünglich vorhandenem Schwefelmetall zu Sulfat durch das als energischer
Sauerstoffübertrager wirkende und in ziemlicher Menge vorhandene Manganoxyd bewirkt
sein muß. Wie viel Manganoxyd, ist wegen der gleichzeitig
vorhandenen Eisenoxyde natürlich nicht zu ermitteln.
2) Daß bei hohem Gehalt an Mangan dieses zum großen Theil an Phosphorsäure gebunden
ist.
Es ist hier der Ort, einer – wie ich glaube – sonst nicht bekannt
gewordenen Beobachtung Erwähnung zu thun, welche Ingenieur Wasum als damaliger Chemiker des Bochumer Vereines für Bergbau und
Gußstahlfabrikation im J. 1867 machte. Er fand im wässerigen Auszug von
Bessemerrauch, welcher durch einen auf den über dem Converter mündenden Schornstein
gelegten eisernen Deckel aufgefangen worden war, bedeutende Mengen Schwefelsäure und Manganoxydul.
E) Beim Glühen der gepulvertengepulperten Substanzen III und IV im Wasserstoffstrom entwich neben Wasserdämpfen Schwefelwasserstoff. Unter Anwendung gewogener Mengen
wurde das gebildete Wasser im Chlorcalciumrohr und der Schwefelwasserstoff in
ammoniakalischer Silberlösung aufgefangen.
1) Die Gewichtszunahme des Chlorcalciumrohres entsprach bei III 2,145, bei IV 3,008
Proc. Sauerstoff. Mit diesen Zahlen läßt sich nichts anfangen, da gleichzeitig
Eisenoxyduloxyd zu metallischem Eisen und Manganoxyd zu Oxydul reducirt werden.
Titrimetrisch wurde in III 8,65, in IV 8,54 Proc. Eisenoxyd bestimmt, also viel
größere Mengen, als sich aus obigen Sauerstoffzahlen für die Formel irgend eines
bekannten intermediären Eisenoxydes berechnen lassen. Bei dem hohen
Mangan(oxyd)-Gehalt von III ist dies unschwer zu erklären.
2) In den Silberniederschlägen wurde der Schwefel bestimmt, und zwar in III zu 0,165,
in IV zu 0,371 Proc., also den Gesammtschwefelgehalten nahezu proportionale
Mengen.
Da Monosulfide im Wasserstoffstrom bekanntlich keinen Schwefel abgeben, und bei der
Bildungstemperatur höhere Sulfide schlechterdings nicht gebildet werden konnten, so
läßt sich die Schwefelwasserstoffentwickelung anders nicht erklären wie aus dem
Vorhandensein eines Sulfates. Ein solches, weil
nothwendig feuerbeständig, kann hier nur Kalk-
oder Mangansulfat sein. Die Annahme des letzteren scheint mir im Hinblick auf Wasum's Beobachtung berechtigt zu sein. Als schwer zu
erklären mag der Umstand immerhin zu bezeichnen sein, daß IV, trotzdem es wie III im
Wasserstoffstrom Schwefelwasserstoff entwickelt, an kochende Kalilauge kaum eine
Spur Schwefelsäure abgibt (s. oben D).
Die Versuche, Reste von Siliciummetallen (deren
Vorhandensein zum Mindesten sehr möglich ist) nachzuweisen, sind resultatlos
geblieben, was übrigens bei dem oxydirenden Einfluß der vorhandenen höheren Oxyde
nicht überraschend ist.
In I–III wurde die Gegenwart von Phosphormetallen
an dem beim Verdünnen der heißen salzsauren Lösung deutlich auftretenden
Phosphorwasserstoffgeruch erkannt (vergl. Percy's
Metallurgie, bearbeitet von Knapp und Wedding, S. 97). Bei IV wollte dies nicht gelingen, weil
der hier immer noch anhaltend auftretende Schwefelwasserstoff den
Phosphorwasserstoff leicht zu verdecken vermochte.
––––––––––
In meiner Mittheilung aus dem J. 1865 sprach ich wiederholt die Ansicht aus, daß
speciell der hohe Mangangehalt in nächster Beziehung zur Ausscheidung so
beträchtlicher Mengen von Phosphor stehen müsse, und schien das nachgewiesene
Vorhandensein von Manganphosphat besonders darauf hinzuweisen. Diese Ansicht hat nun
freilich durch das Ergebniß der Analyse IV an Stütze verloren; denn die Analyse IV
weist gegen die übrigen einen viel höheren Phosphorgehalt neben sehr viel weniger
Mangan auf. Damit aber hat die seiner Zeit von Robert Richter und dann 13 Jahre später von Schott
ausgesprochene Ansicht an Haltbarkeit wesentlich nichts verloren. Genug, die das
„Spiel“ des Eisens, resp. die in Rede stehenden
Ausscheidungen bedingende Ursache – wenn auch die näheren Bedingungen noch
lange nicht genug erkannt sind – liegt im verschiedenen
Schmelzpunkt und verschiedenem specifischen Gewicht von
Phosphor-Silicium- und Schwefelmetallen, wobei, wie aus Vorstehendem
hervorgeht, die relativen Mengen von Eisen und Mangan sehr wechselnde sein können. Daß die an die Oberfläche
des Eisens tretenden Verbindungen an der Luft und durch die sauerstoffübertragenden
höheren Oxyde des Eisens und Mangans eine mehr oder weniger weitgehende Oxydation
erleiden, ist eine Sache für sich und steht die doch jedenfalls anfangs
stattfindende Ausscheidung sauerstofffreier Verbindungen
gewiß in keinen so nahen ursächlichen Zusammenhang damit, wie Ledebur annimmt. Wenn man mit Ledebur darüber
übereinstimmen kann, daß die Blattern, soweit sie unverbundene Oxyde enthalten, ein
kräftiges Oxydationsmittel abgeben für den Kohlenstoff des darunter befindlichen
Eisens, daß ein Frischproceß eingeleitet und Kohlenoxyd gebildet wird, welches in
dem schon vorhandenen Eisen jene Vertiefungen der Oberfläche unterhalb der
oxydirenden Schicht bildet, so muß doch bestritten werden, daß, wie Ledebur meint, in der oberflächlichen Oxydation des
flüssigen Eisens die Grundursache der Ausscheidungen zu suchen sei. Diese Annahme
wäre auch gar nicht im Stande die außerordentliche
Concentration von Silicium, Phosphor, Schwefel und Mangan in den
„Narben“
oderund
„Blattern“ zu erklären; wie bedeutend dieselbe sein kann, zeigt
ein Blick auf die Analyse IV und V.
Nachstehende von einem befreundeten Hüttenmann und Chemiker mir mitgetheilten Daten
zeigen ebenfalls die sehr bedeutende Anhäufung von Mangan, Silicium und Phosphor in
Ausscheidungen. Diese letzteren sind als „lose am Eisen haftende
Schalen“ bezeichnet und mögen der Beschreibung nach mehr dem Glühspan
ähneln, wie auch schon die Zusammensetzung vermuthen läßt.
SchwachweißstrahligesSchwachstrahliges Eisen.
Lose Schalen.
Schlacke.
Eisen
91,30
49,700
Kieselsäure
37,50
Mangan
2,91
7,187
Thonerde
11,00
Phosphor
0,90
2,600
Eisenoxydul
0,91
Silicium
0,91
4,046
Manganoxydul
8,19
Schwefel
0,021
Kalk
38,80
Schwefel
1,06
Weißstrahliges Eisen.
Lose Schalen.
Eisen
46,74
Mangan
3,78
15,73
Silicium
0,86
7,98
Phosphor
0,85
2,65
Bochum, Laboratorium der
westphälischen Berggewerkschafts-Casse, Juli 1874.