Titel: Der mechanische Zwirnhaspel mit elektrischer Abstellung; von Wegman und Comp. in Baden (Schweiz); beschrieben von G. Delabar.
Autor: G. Delabar
Fundstelle: Band 214, Jahrgang 1874, Nr. XXIII., S. 99
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XXIII. Der mechanische Zwirnhaspel mit elektrischer Abstellung; von Wegman und Comp. in Baden (Schweiz); beschrieben von G. Delabar. Mit Abbildungen auf Tab. II. Delabar, über Wegman's mechanischen Zwirnhaspel. Der mechanische Zwirnstuhl mit elektrischer Abstellung, welcher schon im vergangenen Jahre auf der Wiener Weltausstellung zu sehen war und seitdem noch mehr vervollkommnet wurde, ist eine Erfindung von Wegman und Comp. in Baden (Kanton Aargau, Schweiz) und verdient allgemeiner bekannt zu werden, als es bisher jetzt der Fall ist. Wir geben daher nachstehend eine kurze Beschreibung dieser Maschine. Der Zwirnstuhl ist in Fig. 11 in der Vorderansicht und in Fig. 12 in einer Seitenansicht abgebildet; derselbe hat den Zweck, weich gesponnene Baumwollgarne (von Nr. 20–60) zwei- oder dreifach von Bobinen abzuhaspeln und zugleich mit einer schwachen Drehung (Zwirn) zu versehen, wie solche Garne besonders von Strumpfwirkern zur Verwendung kommen. Die geringe Zwirnung von nur 1 bis 2 höchstens 3 Drehungen per Meter Fadenlänge genügt vollkommen, indem dieselbe hier blos bezweckt, die zwei oder drei zu einander gehörenden Fäden wieder zusammenzufinden, falls einer während der Arbeit auf dem Wirkstuhle bricht, was ohne diese Zwirnung ein ebenso zeitraubendes als beschwerliches Geschäft verursachen würde. Dieser Zwirnhaspel hat 30 Hauptspindeln S, S ...., wovon jede wieder 3 Bobinenspindeln s trägt, auf welche die einzelnen Kötzer mit dem abzuhaspelnden Garne gesteckt werden. Bricht nun einer dieser Garnfäden während des Abhaspelns, so wird durch die neue elektrische Einrichtung der Haspel von selbst abgestellt und hierauf werden die abgebrochenen Fäden von der Arbeiterin wieder zusammengeknüpft und der Haspel aufs neue in Gang gesetzt. Dazu ist dieser Stuhl mit einer elektrischen Batterie a mit den beiden Polen a₁ und a₂, dem Elektromagnet b mit den Polen b₁ und dem Anker b₂ versehen. Ferner befindet sich auf jeder Hauptspindel S ein mit Platin belegter Absteller c und im Innern des halbkugelförmigen Spindeldeckels eine ebenfalls mit Platin belegte (in der Figur nicht ersichtliche) Spitze des Isolators c₁. Im Weiteren bezeichnet d resp. f den Leitungsdraht, welcher die 30 Isolatoren untereinander, beziehungsweise die Batterie mit der Metallmasse der Maschine verbindet; e ist der mit dem Anker des Elektromagnetes in Verbindung stehende Sperrhebel, welcher durch den Hebel g auf die Riemenausrückung einwirkt. Die Triebscheibe i ist auf der Hauptwelle mittels Frictionskuppelung angebracht, durch deren Auslösung die Bewegung sofort eingestellt wird. Um aber den Fadenbruch besser wahrzunehmen, ist die Einrichtung getroffen, daß beim Reißen auch nur eines Fadens durch den Absteller c die Scheure k, über welche der Faden zum Haspel läuft, geschlossen und alle Fäden der betreffenden Spindel durchschnitten werden. Nach diesen Erklärungen dürfte der Vorgang beim Abstellen des Zwirnstuhles während eines Fadenbruches leichter zu erkennen sein. Reißt nämlich einer der drei Fäden einer Hauptspindel S während des Abhaspelns, so berührt in gleichen Momente der mit Platin belegte Absteller c die ebenfalls mit Platin belegte (in den Figuren nicht sichtbare) Spitze des Isolators c₁, welcher durch die hohle Hauptspindel durchgeht. Es wird in Folge dessen der Stromkreis geschlossen, der Elektromagnet magnetisch und dessen Anker angezogen; durch den Sperrhebel g aber wird die Frictionskuppelung der Triebscheibe i geöffnet und der Stuhl abgestellt. Da bei dieser Selbstabstellung ein vorkommender Fehler leicht und rasch bemerkt wird, so können diese Haspel mit großer Geschwindigkeit betrieben werden, womit eine große Production verknüpft ist. Da auch im Uebrigen in der Ausführung des Zwirnhaspels allem Nothwendigen und Bequemen Rechnung getragen ist, darf derselbe wohl allseitig empfohlen werden.

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