Titel: | Ueber die Verbindungen des Wasserstoffes mit Alkali-Metallen; von L. Troost und P. Hautefeuille. |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. LX., S. 236 |
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LX.
Ueber die Verbindungen des Wasserstoffes mit
Alkali-Metallen; von L.
Troost und P.
Hautefeuille.
Im Auszug aus den Comptes rendus, 1874 t. LXXVIII p. 807 und 968.
Troost u. Hautefeuille, über Verbindungen des Wasserstoffes mit
Alkali-Metallen.
Gay-Lussac und Thenard
haben gezeigt, daß das Kalium beim Erwärmen im Wasserstoffgas sein metallisches
Ansehen verliert und von diesem Gase absorbirt; 0,0414 Grm. nahmen 2,8 K. C. davon
auf, was ungefähr das 57fache Volum des Metalles beträgt. Bei 62 Volum würde das
Product auf 4 Aequivalent Kalium 1 Aeq. Wasserstoff enthalten. Auch vom Natrium
wiesen sie die Absorptionsfähigkeit für das genannte Gas nach. Wir sind bei unseren Untersuchungen
über denselben Gegenstand zu folgenden Resultaten gelangt.
Kalium-Wasserstoff = K₂H. Geschmolzenes
Kalium absorbirt den Wasserstoff erst bei einer 200° übersteigenden
Temperatur; wenn man dieselbe bis 350 oder 400° erhöht, so geschieht die
Aufnahme rascher. Das durch langes Verweilen in dem Gase erhaltene Product ist bei
gewöhnlicher Temperatur sehr brüchig, vom Ansehen eines Silberamalgams, dessen
krystallinisches Korn und Glanz es auch besitzt, sowie es überhaupt einer wirklichen
Legirung sehr ähnlich sieht. Im Wasserstoff oder im Vacuum läßt es sich schmelzen,
ohne eine Veränderung zu erleiden. An der Luft bricht es sofort in Flamme aus. Ueber
200° im Vacuum erhitzt, fängt es an sich zu zersetzen. In einer
Wasserstoff-Atmosphäre erfolgt die Zersetzung bei 411°. Die
Bedingungen der Erzeugung und Zersetzung dieses Körpers sind mithin ähnlich denen
des Quecksilberoxydes, welches aus dem Metalle etwa bei 300° entsteht und bei
500° wieder zerfällt. Der Gehalt des Kalium-Wasserstoffes an
Wasserstoff wurde zu 126 Vol. auf 1 Vol. Kalium gefunden; die Formel K₂H
verlangt 124,6 Vol. Der erhaltene Ueberfluß an Gas rührt daher, daß das benützte
Kalium 3,4 Proc. Natrium enthält.
Natrium-Wasserstoff = Na₂H. Das Natrium
fängt erst bei 300° an den Wasserstoff zu absorbiren, und bei 421°
hört die Aufnahme auf, wenn das Gas nicht unter einem höheren Drucke als dem
gewöhnlichen atmosphärischen steht. Das Product ist so weich, wie das Natrium bei
gewöhnlicher Temperatur, wird aber kurz vor seinem Schmelzpunkte sehr spröde,
pulverisirbar und krystallinisch. Es ist silberweiß, etwas leichter schmelzbar als
das Natrium, und nicht so veränderlich an der Luft wie die Kaliumverbindung. Aus
letzterem Grunde war es uns auch möglich, sein specifisches Gewicht zu bestimmen,
und wurde dieses zu 0,970 gefunden. Der Wasserstoff für 1 Vol. Natrium ergab sich zu
237 Vol.; die Formel Na₂H verlangt 238 Volumen.
Unter denselben Bedingungen wie das Kalium und das Natrium gehen Lithium und Thallium
keine Verbindungen mit dem Wasserstoffe ein, obwohl diese beiden Metalle im Stande
sind, bei etwa 500° und 760 Millim. Druck einige Volumen des Gases
aufzunehmen.
Die festen Verbindungen, welche der Wasserstoff mit dem Palladium, Kalium und Natrium
bildet, besitzen mehrere gemeinschaftliche Eigenschaften. Ihre Darstellungsweise ist
die gleiche, denn man erhält sie sämmtlich durch directe Vereinigung der Elemente.
Der Palladium-Wasserstoff entsteht leicht bei 100°, der
Kalium-Wasserstoff erst über 200°, und der Natrium-Wasserstoff
erst bei einer noch höheren Temperatur. Alle drei sind gleichartig zusammengesetzt, denn ihre
Formeln lauten Pd₂H, K₂H, Na₂H.
Was die weitere Einwirkung des Wasserstoffgases betrifft, so nimmt der
Natrium-Wasserstoff nur noch sehr wenig davon auf, mehr der
Kalium-Wasserstoff, und noch mehr der Palladium-Wasserstoff. Diese
Absorption liefert aber keine neuen Verbindungen, sondern besteht in einer einfachen
Verdichtung des Gases.
Der Palladium-Wasserstoff hat das Ansehen eines Metalles, wie schon Graham hervorhob; der Kalium-Wasserstoff erinnert
an das Silberamalgam, und der Natrium-Wasserstoff ist gleichfalls ganz
metallisch. Man kann mithin alle drei als Legirungen betrachten. Schon Dumas zählte den Wasserstoff zu den Metallen, und Graham nannte das in diesen Legirungen verdichtete Gas
Hydrogenium (vergl. dies Journal, 1869 Bd. CXCI S.
382); die Dichtigkeit des letzteren ergab sich ihm bei seinen Versuchen schließlich
zu 0,733 (Wasser = 1,000). Wir fanden das specifische Gewicht des
Palladium-Wasserstoffes = 11,06, und des dazu verwendeten geschmolzenen
Palladiums = 12,0. Angenommen mit Graham, daß die
Legirungen ohne Contraction entstehen, ergibt sich das specifische Gewicht des mit
dem Palladium verbundenen Wasserstoffes zu 0,620. Das specifische Gewicht des
Natrium-Wasserstoffes fanden wir = 0,959, und das des dazu verwendeten
Natriums = 0,970. Daraus ergibt sich 0,630 als das specifische Gewicht des mit dem
Natrium verbundenen Wasserstoffes. Das Mittel aus beiden sehr nahe übereinstimmenden
Versuchen ist 0,625. Mithin übertrifft das specifische Gewicht des in jenen
Legirungen verdichteten Wasserstoffes = 0,625 noch um ein wenig das des Lithiums
(0,590).
W.