Titel: | Ueber Zinkverluste beim Rösten der Blende; von Dr. Robert Hasenclever. |
Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 165 |
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Ueber Zinkverluste beim Rösten der Blende; von
Dr. Robert
Hasenclever.
Hasenclever, über Zinkverluste beim Rösten der Blende.
Früher (1871 199 286) habe ich einen Ofen beschrieben, in
welchem Zinkblende geröstet und die entweichenden Gase zur Schwefelsäurefabrikation
benützt werden können. Bei der Construction des Ofens war der Hauptzweck, an
schwefeliger Säure reiche Röstgase zu erzielen, und ist dies auch erreicht, indem
die Gase nach Belieben zwischen 5 bis 10 Proc. schweflige Säure enthalten. Damit der neue
Ofen in der Praxis Eingang fände, mußte derselbe indessen nach zwei Richtungen allen
Anforderungen genügen. Während die Schwefelsäurefabrikation reiche constante Gase
verlangt, war es für die Zinkhütten von der größten Wichtigkeit, daß der neue
Röstofen keinen Mehrverlust an Zink verursache. Die ersten Oefen wurden mit einer
Gasfeuerung versehen, wie solche an den Rohsodaöfen bei der Rhenania seit Jahren mit
Vortheil betrieben werden. Da rußige Flammen in Berührung mit Zinkoxyd nachtheilig
sein mußten, so wurde der Feuerung stets soviel Zug gegeben, daß beim Einwerfen der
Kohlen keine Flamme ausstieß wie bei den gewöhnlichen Generatoren, sondern daß Luft
bei der zum Aufgeben der Kohlen bestimmten Oeffnung eingesogen wurde. Auf diese
Weise fand bei der Gasfeuerung kein größerer Zinkverlust statt als beim Planrost,
wie aus folgenden Analysen hervorgeht.
Eine Blende, welche im rohen Zustande 41 Proc. Zink enthielt, wurde gleichzeitig in
einem Ofen mit Gasfeuerung und in einem anderen mit Planrostfeuerung geröstet und
zeigte das geröstete Erz folgende Zusammensetzung :
Planrost.
48,07 Zink
0,96 Schwefel
47,62 Zink
0,73 Schwefel
47,86 Zink
0,52 Schwefel
47,72 Zink
0,70 Schwefel
–––––
–––––
Im Durchschnitt
47,82 Zink
0,73 Schwefel.
Gasfeuer.
47,80 Zink
0,74 Schwefel.
47,60 Zink
0,61 Schwefel.
48,13 Zink
0,41 Schwefel.
47,83 Zink
0,70 Schwefel.
––––––
––––––
Im Durchschnitt
47,84 Zink
0,62 Schwefel.
War der Zug am Ofen so schwach, daß die Flamme an der Füllöffnung bald außstieß, bald
einzog, jedoch keine rußige Flamme auf das Erz wirkte, so hatte doch das geröstete
Erz einen Zinkgehalt von nur 46,06 statt 47,8 Proc.
Es konnte möglicherweise in den Heizgasen Kohlenoxydgas bei ungenügendem Zug
vorhanden sein, und wurden über die Einwirkung von Kohlenoxyd auf Zinkoxd im
Laboratorium auf meine Veranlassung von Prof. Stahlschmidt folgende Versuche angestellt. (Daß Zinkoxyd mit Kohlenoxydgas
sich zu Kohlensäure und metallischem Zink umsetzt, publicirte 1862 schon Adrian MüllerA. Müller: Metallurgie du
zinc. Paris 1862. der mit A. Lencauchez am 9. November 1861 in Frankreich ein Patent nahm, um Zink im Hohofen
darzustellen.)
„Reines stark geglühtes Zinkoxyd wurde über dem Gebläse in einem Bisquittiegel
der hellen Rothglut, etwa der Temperatur der Gasretortenöfen ausgesetzt, während ein
langsamer Strom von Kohlenoxydgas darüber geleitet wurde. Nach Verlauf von ½
St. waren 0,5285 Grm. vollständig verflüchtigt.
2) Bei gewöhnlicher Rothglut, wie sie wohl im Blenderöstofen vorhanden ist, verloren
0,213 Grm. Zinkoxyd, während 15 Minuten 0,038 Grm. = 17,8 Proc., welche sich
verflüchtigt hatten.
3) 0,468 Grm. Zinkoxyd verloren auf gleiche Weise nach 15 Minuten 0,079 Grm. = 16,9
Proc.
Um festzustellen, ob das Zinkoxyd mechanisch mit fortgerissen würde, wurden folgende
zwei Versuche bei derselben Temperatur unter denselben Umständen vorgenommen, jedoch
wurde statt Kohlenoxydgas trockene Luft übergeleitet.
1) 0,477 Grm. verloren nach 15 Min. 0,002 Grm. = 0,4 Proc. 2) 0,389 Grm. verloren
nach 15 Min. 0 Grm., also gar nichts.
Daraus geht hervor, daß das Zinkoxyd nur in Kohlenoxydgas flüchtig ist und zwar bei
mittlerer Rothglut in sehr hohem Grade. Eine beliebige Portion Zinkoxyd wurde in
einem Porzellanrohr der mittleren Rothglut, während Kohlenoxydgas übergeleitet
wurde, ausgesetzt. Nach kurzer Zeit, ca. ½ Stunde, war ein vorgelegtes
Glasrohr ganz im Inneren überzogen, ebenso die Innenwand des kälteren Theiles des
Porzellanrohres. Die Masse war metallisches Zink, was beweist, daß das Zinkoxyd
reducirt und als Zinkstaub verflüchtigt wird. — Enthält das Kohlenoxyd noch
etwas Luft beigemengt, so verflüchtigt sich merkwürdiger Weise Zinkoxyd als sogen.
Lana philosophica, was anzudeuten scheint, daß das
Zinkoxyd selbst bei Gegenwart von Luft von dem Kohlenoxydgas reducirt wird,
wenigstens aber den Beweis liefert, daß das Zinkoxyd sehr leicht von dem
Kohlenoxydgas reducirt und vollständig verflüchtigt wird.“
Nach den Laboratoriumsversuchen müssen also die Feuerungen der Blenderöstöfen so
betrieben werden, daß kein Kohlenoxydgas mit dem Erz in Berührung kommt. Um dies bei
einer Gasfeuerung zu erreichen, muß man dieselbe wie einen Planrost betreiben und
hat dabei den Nachtheil, daß zu viel Kohlen gebraucht werden, da der Rost von der
Feuerbrücke entfernt liegt und die Haupthitze in Canälen herrscht, wo keine Röstung
stattfindet.
Um die Maximalleistung des Röstofens für Zinkblende kennen
zu lernen, wurde 8 Tage lang das Durchsetzquantum von 3000 bis 3500 Kilogrm.
gerösteter Blende pro 24 Stunden auf 4500 bis 4750 Kg. gesteigert und hierzu ein
starkes Feuer mit gehörigem Luftzug unterhalten. Die abgerösteten Blenden wurden auf
Zink untersucht. Erze von derselben Partie wurden wie
gewöhnlich bei mäßiger Temperatur geröstet und hiervon ebenfalls Analysen gemacht.
Die Versuche ergaben bei guter Entschwefelung folgenden Zinkgehalt bei einem
Durchsetzquantum pro 24 Stunden und Ofen von
4500
Kilogrm.
3500
Kilogrm.
48,77
Proc Zink.
50,07
Proc. Zink.
48,70
Proc Zink.
50,46
Proc. Zink.
48,96
Proc Zink.
50,22
Proc. Zink.
48,78
Proc Zink.
50,16
Proc. Zink.
48,96
Proc Zink.
50,32
Proc. Zink.
48,53
Proc Zink.
48,34
Proc Zink.
Da die Blenden beim forcirten Betriebe schlechter geröstet waren, und die Heizgase
kein Kohlenoxydgas enthielten, so entstand die Frage, ob die Hitze im Ofen zu groß
gewesen sei. Ueber den Einfluß einer hohen Temperatur auf Zinkoxyd schreibt Regnault:Regnault-Strecker: Anorganische Chemie, S. 491.
„Erhitzt man Zink an der Luft über seinen Schmelzpunkt, so fängt es Feuer
und verbrennt mit weißer, stark leuchtender Flamme, deren Glanz hauptsächlich
dadurch bewirkt wird, daß der Zinkdampf durch seine Vereinigung mit Sauerstoff
ein nicht flüchtiges Oxyd bildet, welches sich in der Flamme abscheidet und zum
Weißglühen erhitzt wird“.
Graham-OttoAnorganische Chemie, Bd. III S. 161.:
„Das Zinkoxyd ist ein weißes oder sehr schwach gelbliches Pulver. Es
ist höchst feuerbeständig und beim Erhitzen citronengelb, erhält aber beim
Erkalten die weiße Farbe wieder.“
L. GmelinAnorganische Chemie, Bd. III S. 9.:
„Das Zinkoxyd leuchtet stark in der Löthrohrflamme, läßt sich in
heftiger Weißglühhitze verflüchtigen.“
Bei diesen sich widersprechenden Angaben wurden folgende Laboratoriumsversuche von
Professor Stahlschmidt angestellt.
„1. Versuch. Zinkoxyd wurde eine Stunde lang in
einem Porzellantiegel über der Berzelius'schen Gaslampe
zum lebhaften
Rothglühen erhitzt. Die Temperatur war so hoch, daß Glas
und zwar schwer schmelzbares erweicht, kohlensaures Natron flott schmilzt, ebenso Antimon. Die
Temperatur kann man auf 700 bis 800° schätzen. Resultat: Keine Spur Zinkoxyd
hatte sich verflüchtigt.
2. Versuch. Zinkoxyd wurde über dem Gebläse im
Porzellantiegel der hellen Rothglut ½ Stunde lang ausgesetzt. Ein Theil
desselben hatte sich verflüchtgt, ein anderer Theil auf und unter dem Deckel des
Tiegels, also an einer kälteren Stelle wieder abgelagert. Verflüchtigt hatten sich
(excl. des abgelagerten Theiles) 55,21 Proc. der ganzen Menge.
3. Versuch. Das Zinkoxyd wurde wie vorher der höchsten zu
erzielenden Temperatur (nahe der Weißglut) ausgesetzt. Nach ½ Stunde waren
von 0,595 Grm. noch 0,018 Grm. übrig geblieben und somit 96,90 Proc. verflüchtigt.
Daraus geht hervor, daß das Zinkoxyd bei der hellen Rothglut (Gasretortenofen) und
bei Temperaturen, welche höher liegen, in hohem Grade flüchtig ist. — An
kälter gelegenen Orten, besonders wenn an denselben kein starker Zug stattfindet,
kann das Zinkoxyd theilweise oder ganz condensirt werden.
4. Versuch. Zinkoxyd wurde derselben hohen Temperatur wie
vorher ausgesetzt, unter gleichzeitigem Ueberleiten von Luft. Nach ½ Stunde
waren 59,30 Proc. verflüchtigt. Dieser Versuch wurde der Vorsicht halber ausgeführt,
um sicher zu sein, daß das Zinkoxyd nicht durch Gebläsegase reducirt und als Zink
verflüchtigt wird. Es geht aus dem Versuche hervor, daß sich das Zinkoxyd als solches verflüchtigt.
5. Versuch. Zinkoxyd wurde über dem Gebläse einer guten
Rothglühhitze ausgesetzt. Bei derselben schmolz Silber nicht, die Temperatur kann so
zwischen 800 bis 1000° geschätzt werden; sie war jedenfalls höher als wie bei
Nr. 1. Nach ½ Stunde war keine Spur von Zinkoxyd verflüchtigt worden.
6. Versuch. Die Temperatur wurde gesteigert; Silber kam
eben zum Schmelzen, erstarrte aber sofort bei momentaner Abkühlung, die Temperatur
war somit auf 1000° zu schätzen. — Nach 1½ Stunde waren 5,26
Proc. Zink verflüchtigt.
7. Verush. Die Temperatur wurde abermals soweit
gesteigert, daß Kupfer eben zum Schmelzen kam; sie war also zu rund 1250°
anzunehmen. Vollständig verflüchtigt waren nach ½Stunde 40,3 Proc. Zinkoxyd.
Ein Theil Zinkoxyd, welcher in den 40,3 Proc. jedoch nicht mit inbegriffen ist,
hatte sich an der höher gelegenen, kälteren Tiegelwand wieder sublimirt.
In Summa geht also aus den Versuchen hervor, daß das Zinkoxyd bei Temperaturen,
welche der Rothglut angehören, aber unterhalb der Schmelzhitze des Silbers liegen,
nicht flüchtig ist. Bei Temperaturen, bei welchen
Silber erweicht, oder eben schmilzt, findet eine langsame Verflüchtigung des Zinkoxydes statt; sie verläuft jedoch rapide bei
Kupferschmelzhitze und erfolgt außerordentlich schnell
bei Temperaturen, welche der hellen Rothglühhitze oder der anfangenden Weißglut
angehören.
Wenn man statt Zinkoxyd geröstete Blende zu den Versuchen
benützte, so wurden folgende Resultate erzielt.
Fein geriebene, durchsichtige, gelbe spanische Blende wurde so lange bei Rothglut
geröstet, als sich noch schwefelige Säure entwickelte, und darauf mit diesem Product
folgende Versuche angestellt.
1. Versuch. Dasselbe wurde während 30 Minuten einer
Temperatur ausgesetzt, welche nach möglichst genauer Beachtung eben unter der
Silberschmelzhitze lag. Das Silber war nicht weich, sondern noch vollständig fest.
Das Gewicht des Tiegels und Zinkoxydes hatte um kein Milligramm abgenommen. Daher
das Zinkoxyd bei dieser Temperatur nicht flüchtig.
2. Versuch. Die Temperatur wurde so hoch gesteigert, daß
Silber eben schmolz, bei der geringsten Abkühlung aber wieder erstarrte. Das
Zinkoxyd zeigte sich während einer Versuchsdauer von 30 Minuten nicht flüchtig.
3. Versuch. Die Temperatur wurde wiederum soviel
gesteigert, daß Silber ganz dünnflüssig wurde und nach Abkühlung noch kurze Zeit
flüssig blieb. Während der Dauer von 30 Minuten hatte auch hier das Zinkoxyd nichts
an Gewicht abgenommen, es war auch bei dieser Temperatur nicht
flüchtig.
4. Versuch. Die Temperatur wurde bis eben zur
Kupferschmelzhitze gesteigert und in dieser Temperatur das Zinkoxyd ausgesetzt. Nach
30 Minuten waren 15,54 Proc. Zinkoxyd verflüchtigt und außerdem noch ein Sublimat im
Tiegel vorhanden.
Hieraus geht nun hervor, daß sich das aus Schwefelzink gebildete Zinkoxyd in Betreff
der Flüchtigkeit etwas anders verhält, als das reine Zinkoxyd, und zwar liegt die
Sublimationstemperatur des ersteren um 100 bis 200° höher. Jedenfalls hat
sich herausgestellt, daß geröstete Blende bei Silberschmelzhitze, bei welcher reines
Zinkoxyd anfängt, sich zu verflüchtigen (wenn auch nur in geringem Maße), nicht
flüchtig ist. Erst bei Kupferschmelzhitze tritt Sublimation ein und auch hier in
geringerem Maße als bei reinem Zinkoxyd. Für die Praxis wird die Silberprobe neben
der Kupferprobe maßgebend sein.“
Es ergibt sich also, daß eine übermäßige Hitze im Röstofen bei der Verhüttung der
Blenden nachtheilig sein muß. Es wurden in Folge dessen nur 3500 bis 3570 Kg.
pro 24 Stunden im Ofen durchgesetzt und die Feuerungen nur mäßig betrieben.
Röstöfen für Zinkblende nach der von mir früher
beschriebenen Construction sind seit 1871 in Stolberg und seit 1872 in Oberhausen in
unausgesetztem Betriebe; es kann constatirt werden: 1) daß seit der Zeit keine
Reparaturen an den Oefen vorgekommen sind und 2) daß kein größerer Zinkverlust
stattfindet als bei den gewöhnlichen Röstöfen auf den besten Zinkhütten. In
Lethmathe bei Iserlohn kommen die Oefen ebenfalls demnächst in Betrieb und sind
anderwärts im Bau begriffen.
Ein Umstand spricht dafür, daß in unserem neuen Blenderöstofen ein geringerer
Zinkverlust als bei den üblichen Flammöfen stattfinden dürfte. Während das Erz bei
der gewöhnlichen Construction der directen Einwirkung der Heizgase von der
Feuerbrücke bis zum Fuchs ausgesetzt ist, wird dasselbe in unserem Ofen auf der
geneigten Ebene und in der Muffel indirect erhitzt. Da sich zur Ausnützung der Hitze
in beiden Oefen die Feuerungsgase auf dem Wege durch den Ofen allmälig abkühlen, die
Geschwindigkeit der Gase also abnimmt, so setzt sich bei beiden Oefen ein Theil des
von der Feuerung mitgerissenen Rußes und Flugstaubes ab. Diese Ablagerung findet bei
unserem Ofen in Canälen aus feuerfesten Steinen statt, die leicht gereinigt werden
können, während in einfachen Flammöfen sich Ruß auf Zinkerz absetzt, mit dem Erz
nach den vorderen Theilen des Ofens gelangt und durch die Einwirkung der Hitze zur
Reduction und Verflüchtigung von Zink Veranlassung geben kann.
Die Zinkhüttenleute stimmen in ihren Ansichten über den Röstproceß nicht ganz überein
und weichen die Betriebsresultate der Röstung desselben Erzes in einzelnen Monaten
so sehr in manchen Zinkhütten von einander ab, daß es von Interesse sein dürfte, die
Versuche über den Einfluß der hohen Temperatur und des Kohlenoxydgases auf Zinkoxyd
kennen zu lernen und eventuell danach die Feuerung zu construiren und zu betreiben.
(Berg- und
hüttenmännische Zeitung, 1875, S. 69.)