Titel: Wasserversorgung deutscher Städte.
Fundstelle: Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 273
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Wasserversorgung deutscher Städte. Wasserversorgung deutscher Städte. Aachen. Im Bau. Aalen, Stadt mit 5300 Einwohnern, erhält seit 1870 täglich 1060 Kubikmeter Wasser durch natürliches Gefalle. Anlagekosten 117 000 Mark. (V. öff. G. 1873 229.)I. f. G. = Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung. — V. öff. G. = Deutsche Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege. — Niederrhein. = Correspondenzblatt des niederrheinischen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege. Alb-Wasserversorgung. Das Project einer ausreichenden Wasserversorgung der schwäbischen oder rauhen Alb wurde 1867 von Oberbaurath Ehmann ausgearbeitet. Auf der etwa 20 Quadratmeilen großen Fläche befinden sich über 70 Ortschaften mit 27 000 Einwohnern, welche nach diesem Plane in 8 Gruppen eingetheilt sind. Jede Gruppe erhält eine Wasserkunst und ein Hauptvertheilungsreservoir zugleich, von welchem aus das Wasser den umliegenden Ortschaften direct zugeführt oder nach kleineren, in der Nähe derselben anzulegenden Vertheilungsreservoiren zugeleitet wird. Die Förderhöhen betragen von den Pumpstationen bis zu den Hochreservoirs 170 bis 300 Meter, die Entfernungen von diesen bis zu den Vertheilungsreservoiren bis zu 16 000 M. Die Anlagekosten belaufen sich auf etwa 2600 000, also pro Kopf auf fast 100 Mark. Der Staat hat 25 Proc. dieser Kosten übernommen. (V. öff. G. 1873 224; I. f. G. 1871 573.) Altenburg. Bereits im J. 1463 leitete ein Röhrenmeister Andreas aus Chemnitz mittels hölzerner Rinnen Quellwasser in die Stadt. Die am 16. September 1867 eröffnete Wasserleitung wurde von Baurath Henoch ausgeführt. Die täglich erforderlichen 2000 Kbm. Wasser werden aus 106 Brunnen von 2,2 M. im Quadrat aus den Thälern von Graicha, Mohlis, Trebula und Plattschütz gewonnen und durch Thonröhren in das 1600 Kbm. fassende Hochbassin von Altenkirchen geführt. Die Gesammtlänge dieser Leitung beträgt 15 Kilometer, die der Hauptleitung vom Bassin zur Stadt 10 Kilometer, das Gewicht der hierzu erforderlichen gußeisernen Röhren 1000000 Kilogramm. Anlagekosten 489000 Mark. Der Fiscus bezahlt für jeden Kubikmeter Wasser 13 Pfennig, eine Haushaltung jährlich 3 bis 12 Mark. (J. f. G. 1870 114 u. 127.) Altona. Die am 4. August 1859 eröffnete Wasserleitung ist Eigenthum einer Actiengesellschaft. Das Wasser wird bei Blankenese direct aus der Elbe entnommen, auf den 86 M. hohen Bauersberg gedrückt, filtrirt und durch eine 10 Kilometer lange Leitung der Stadt zugeführt. Für jeden bewohnbaren Raum, jede Küche u. s. w. werden jährlich 3 Mark bezahlt. Anlagekosten 1600000 Mark (J. f. G. 1870 337 1871 34). Später wurde die Anlage verdoppelt (daselbst 1874 279). Ansbach. Röhrenbrunnen, welche aus Quellen der umliegenden Höhen versorgt werden. (J. f. G. 1870 126.) Aschersleben hat eine neue Quellwasserleitung. Arnstadt wird mit Quellwasser versorgt. Augsburg. Da die bisherige Wasseranlage nicht genügt, so haben Gruner und Thiem im Auftrage der Stadt ein neues Project ausgearbeitet. Das Wasser wird aus der Umgebung der Ilsungsquelle mittels horizontaler Brunnen gefaßt, in einer Steinzeugleitung mit natürlichem Gefälle bis zum Centralwerk am Rothen Thor gefördert und hier durch Wasserkraft in ein Hochreservoir aus Schmiedeeisen mit freitragendem Boden und 2600 Kbm. Inhalt gehoben. Tägliche Wassermenge 10 200 Kbm. bei 60000 Einwohnern, also 170 L. per Kopf; jedoch soll die Anlage bis zu täglich 16500 Kbm. entwicklungsfähig sein. Kostenanschlag 1 700000 Mark. (Augsburger Allgemeine Zeitung 1874.) Bamberg. Das von der deutschen Wasserwerksgesellschaft zu Frankfurt innerhalb 18 Monaten ausgeführte Wasserwerk wurde am 39. October 1874 dem Betriebe übergeben. Ein einziger Brunnen von 4 M. Lichtweite, welcher auf der zwischen den beiden Regnitzarmen liegenden Insel angelegt wurde, liefert täglich 4000 Kbm. bei 25000 Einwohnern, also 160 L. pro Kopf. Die Förderhöhe der durch Wasserkraft und Dampfmaschinen getriebenen Pumpen beträgt für das untere Netz 30 M., für das obere Netz 67 M. Gesammtkosten 720000 Mark, pro Kopf also 28,8 Mark. (J. f. G. 1875 87.) Barmen mit Elberfeld; es soll ein Wasserwerk gebaut werden. (Niederrhein. 1873 199.) Bayreuth besitzt eine städtische Wasserleitung. Belgern, mit 3000 Einwohnern, erhält durch Röhrenleitung ein weiches Wasser aus Quellen, die an sandigen Anhöhen zu Tage treten. (Zeitschr. für Epidemiologie 1874 84). Berlin. Die Wasserwerke Berlins, Eigenthum einer englischen Actiengesellschaft, seit 1855 im Betrieb, entnehmen das Wasser dicht vor dem Stralauer Thor direct aus der Spree. Nach dem Tarif vom 31. December 1870 sind jährlich 4 Proc. des Miethwerthes zu zahlen. (J. f. G. 1871 197 u. 235.) Die Gesellschaft vertheilte 10 und 11,5 Proc. Dividende (J. f. G. 1872 216 u. 651). Da die Anlage in keiner Weise genügte, so mußte dieselbe von der Stadt angekauft werden. Eine Commission ermittelte den Werth der Grundstücke, Maschinen, Röhrenleitungen u. s. w. zu insgefammt 13 465 527 Mark. Indem sie dieser Summe den Betrag der bis zum 1. Juli 1881 (Ende des Privilegiums der Gesellschaft) voraussichtlich aufkommenden Dividende von 12,5 Proc. des Actiencapitales hinzusetzte, ergab sich für den 1. Juli 1873 der Kaufpreis von 18 900 000 Mark; die Gesellschaft fordert aber 25 500 000 Mark. Der Magistrat befürwortete den Ankauf gegen Zahlung dieses Preises, indem er besonders auf die vielfachen Klagen und Beschwerden verwies, zu welchen das jetzt bestehende Verhältniß sowohl den Communalbehörden als der Einwohnerschaft der Stadt Veranlassung geboten hat. Die Stadtgemeinde hat abermals erfahren müssen, welche Uebelstände für ihre Bürger es mit sich bringt, welchen nachtheiligen Einfluß auf die Stellung ihrer Behörden es ausübt, wenn die Herstellung und Ausnützung öffentlicher, für das Gemeinwohl unentbehrlicher Einrichtungen in den Händen einer Erwerbsgesellschaft sich befindet. Die Stadtgemeinde würde selbst um den Preis erheblicher finanzieller Opfer die Gelegenheit ergreifen müssen, diesem Zustande ein Ende zu machen. Der Vertrag wurde dementsprechend am 31. December 1873 abgeschlossen. (Deutsche Bauzeitung 1873 297; J. f. G. 1873 209 u. 456. 1874 171 u. 231.) Um aber ganz Berlin mit Wasser versorgen, d. h. für die 1000 000 Einwohner, welche Berlin voraussichtlich am Ende des Jahres 1876 haben wird, in 24 Stunden im Maximum 136 000 Kbm. Wasser zuführen zu können, ist eine neue Wasserversorgungsanlage erforderlich. Ingenieur VeitmeyerVeitmeyer: Vorarbeiten zu einer künftigen Wasserversorgung Berlins (Berlin, Verlag von Reimer) 30 Mark. — Besonders bemerkenswerth ist auch der Wasserverbrauch pro Stunde in Procentsätzen des Verbrauchs der 24 Stunden am 22 August 1873, zur Zeit des größten Wasserverbrauchs in Berlin.Tageszeit.Stunde.Procent, den Consum der 24 Stunden gleich 100 angenommen.Durchschnittsconsum 100/24 = 4,166Nacht.12— 11,1+ 3,071— 21,03,172— 31,03,173— 41,13,07Morgens.4— 52,12,075— 62,61,576— 75,0- 0,837— 86,32,138— 96,01,839— 106,32,1310— 116,32,1311— 126,22,03Mittag.12— 15,81,631— 25,61,432— 36,22,033— 46,01,834— 55,81,635— 65,41,23Abend.6— 74,80,637— 84,40,238— 93,5+ 0,679— 103,11,1710— 112,31,87Nacht.11— 122,12,07100+21,90- 21,72 hat daher im Auftrage der Stadt die umfassendsten Vorarbeiten ausgeführt. Nach dem vorliegenden Project bleiben die alten Wasserwerke in dem hergebrachten Betriebe, die neuen Anlagen führen das Wasser vom Westen her in die Stadt und schließen sich den alten dergestalt an, daß sie zusammen ein Ganzes bilden. Da die alten Werke in 24 Stunden nicht mehr als 59 600 Kbm. liefern können, so müssen durch die neuen Anlagen täglich 76 400 Kbm. zu beschaffen sein. zu diesem Zweck werden am Ufer des Tegeler Sees 910 M. von einander zwei Wasserhebemaschinen angelegt, welche das erforderliche Wasser einer langgestreckten Brunnenreihe entnimmt. — Die ganze Anlage ist zu 19 934 208 Mark veranschlagt. Die erforderlichen Grundstücke am Tegeler See sind bereits erworben und es werden schon in diesem Jahre bedeutende Bauten und Rohrlegungen stattfinden (J. f. G. 1874 654 u. 687. 1875 193). Bernburg hat eine von B. Salbach ausgeführte städtische Wasserleitung. Wirthschaftswasser frei. Beuthen wird mit Wasser aus einem fast 100 M. tiefem Schacht versorgt (J. f. G. 1875 68; Zeitschrift f. Epidemiologie, 1874 86.) Bochum wird mit Wasser aus der Ruhr versorgt. Bonn. 22 M. vom Ufer des Rheines entfernt ist ein Brunnen von 5,7 M. lichtem Durchmesser niedergebracht, welcher nach den Vorversuchen die erforderlichen 3000 Kbm. Wasser liefern wird. Das Hochreservoir am Venusberge bei Poppelsdorf liegt 42 bis 48 M. höher als die Straßen von Bonn. Actiengesellschaft (Niederrhein. 1872 223. 1873 25. 1874 77). Braunschweig. Ein Theil der Bewohner Braunschweigs, die sogenannten Piepenbrüder, hatte bereits seit dem 15. Jahrhundert Wasserleitungen. Das jetzige Wasserwerk wurde im J. 1864 von Claus ausgeführt. Das Wasser wird der Oker entnommen, in große Klärbassins geleitet, filtrirt und dann durch Dampfkraft in die Stadt geschafft (Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereins zu Hannover, 1869 Heft 1). Im J. 1873 wurden für städtische Zwecke 400 353 Kbm., für Privatgrundstücke 1 419 434 Kbm. Wasser verwendet, bei 30 000 mit Wasser versorgten Einwohnern also täglich 130 L. pro Kopf (J. f. G. 1870 263. 1875 18). Bremen wird seit 1873 mit filtrirtem Weserwasser versorgt. Breslau wird seit 1871 ebenfalls mit filtrirtem Flußwasser versorgt. 1 Kbm. wird mit 10 Pfennig bezahlt. (J. f. G. 1874 424. 1875 68 u. 250.) Brieg hat eine städtische Wasserversorgung (J. f. G. 1875 144). Cannstadt. Im Bau. Cassel wird seit 1871 mit Quellwasser versorgt, welches durch Gravitation der Stadt zufließt und aus dem bunten Sandsteine des Niestethales entspringt. Die tägliche Wassermenge betrug vom Januar bis Juli 1873 etwa 6000 Kbm., fiel jedoch im November auf 3246 Kbm. Das Wasser für den Hausgebrauch ist frei.Auch die Wasserversorgungs-Commission des Gemeinderathes der Stadt Wien hat die unentgeltliche, aber auch zwangsweise Einführung des Wassers aus der neuen Hochquellenleitung in alle Häuser von Wien beschlossen. Gewiß ist die Auffassung nur zu billigen, daß das Wasser nicht ein bloßer Handelsartikel sein kann, sondern ein Gegenstand, dessen Verbrauch im öffentlichen Interesse liegt. Alle Stadtbewohner haben auf die Benützung des Wassers ganz gleiche Rechte, dagegen ist jeder derselben verpflichtet, zu den Kosten nur in dem gleichen Verhältniß beizutragen, wie er zu der Bezahlung aller übrigen Wohlthaten und Leistungen, die ihm das Gemeindewesen gewährt, beiträgt. (J. f. G. 1870 784. 1874 730.) Chemnitz. Im Bau (J. f. G. 1874 279). Coblenz. Die Brunnenwässer sehr schlecht, Wasserleitung nicht vorhanden (Niederrhein. 1874 204). Coburg. Quellwasserleitung projectirt. Crossen wird mit Quellwasser aus den Rußdorfer Bergen versorgt. (Zeitschrift f. Epidemiologie, 1874 84.) Danzig. Die am 12. November 1869 eröffnete Hochquellenleitung versorgt die Stadt mit Wasser, welches durch etwa 2400 M. lange Saugcanäle aus dem 110 M. über dem mittleren Wasserstande der Ostsee gelegenen Quellengebiete der Ostroschker und Popowker Thaleinschnitte bei Prangenau gewonnen wird. Anlagekosten 1 622 058 Mark; die Betriebskosten beschränken sich auf die Gehalte zweier Aufseher von 1920 Mark. Die Einnahme für 1873 betrug 92 523 Mark. Die tägliche Wassermenge schwankt zwischen 7350 und 12000 Kbm. Die Anlage wird vergrößert. (V. öff. G. 1869 170. 1872 505 u. 638. 1875 138.) Darmstadt hat umfassende Vorarbeiten für eine bessere Wasserversorgung ausführen lassen. Voraussichtlich wird bei Griesheim eine ausgedehnte Brunnenanlage gewählt werden (Vorarbeiten für die Wasserversorgung Darmstadts. Darmstadt, Verlag von Jonghaus). Degerloch hat eine städtische Wasserleitung (V. öff. G. 1873 226). Dortmund. Die im October 1872 eröffnete Wasserleitung versorgt auch die Stadt Hörde. Das Wasser wird Sammelbrunnen entnommen, welche am südlichen Ufer der Ruhr bei der Stadt Schwerte angelegt sind, und durch 2 Dampfmaschinen von 326 Pferdekraft nach der 14 Kilometer entfernten Stadt Dortmund gepumpt. Anlagekosten 2000 000 Mark (J. f. G. 1874 279; Niederrhein. 1873 144). Dresden. Das von B. Salbach ausgeführte Wasserwerk liefert täglich 50000 Kbm. oder 250 L. pro Kopf. Das der Elbe zuströmende Höhenwasser wird durch Sammelcanäle abgefangen und durch Dampfkraft in das Hochreservoir gepumpt. Wasser für den Hausgebrauch ist frei (J. f. G. 1871 275 u. 297. 1873 58. 1874 207, 254 u. 301). Düsseldorf. Das Wasser der am 1. April 1870 eröffneten städtischen Leitung wird von zwei 4,7 M. weiten Brunnen geliefert, welche 4 Kilometer oberhalb der Stadt am Ufer des Rheines niedergebracht sind. Wegen der außerordentlich regen Betheiligung muß die Anlage schon jetzt bedeutend erweitert werden. Im Jahre 1871 wurden 398129 Kbm. Wasser vertheilt, davon 42,6 Proc. für Gewerbe und 10,3 Proc. für öffentliche Zwecke (Niederrhein. 1872 60; J. f. G. 1871 449. 1872 15 u. 489. 1874 321 u. 612). Duisburg. Im Bau. Eisenach. Die am 1. December 1874 eröffnete städtische Leitung führt das Wasser einer 8 Kilometer von der Stadt entfernten Quelle bei Farnroda durch Gravitation in das Hochreservoir am Goldberge, 60 M. über dem Nullpunkt des Stadtnivellements. Anlagekosten 450000 Mark (J. f. G. 1875 161). Elberfeld. S. Barmen. Elbing. Die städtische Quellwasserleitung wird wesentlich vergrößert (J. f. G. 1874 796). Erfurt. Die im Bau begriffene städtische Leitung gewinnt durch Brunnenanlagen das Höhenwasser im Apfelstedtthale bei Wechmar, welches fast 100 M. höher liegt als die Stadt, so daß die täglich erforderlichen 7500 Kbm. Wasser durch Gravitation der Stadt zugeführt werden. Kostenanschlag 1326478 Mark (J. f. G. 1875 20 u. 60). Essen. Das Wasserwerk der Stadt Essen wurde im Jahre 1864 für 300000 Mark erbaut, mußte aber schon 1869 wesentlich vergrößert werden. Das Wasser, etwa 4000 Kbm. täglich, wird durch Brunnenanlagen am Ufer der Ruhr gewonnen (J. f. G. 1872 110). Frankfurt a. M. Das Wasserwerk wurde am 22. November 1873 eröffnet. Durch eine etwa 82 Kilometer lange eiserne Röhrenleitung wird das Wasser aus den Quellen des Spessarts und des Vogelsberges in das Hochreservoir an der Friedberger Landstraße geführt (V. öff. G. 1873 665; J. f. G. 1872 283. 1873 578. 1874 347, 431, 576 u. 584. 1875 194 u. 228). Das Wasser ist sehr rein (1874 214 423; J. f. G. 1874 371). Es werden täglich etwa 9000 Kbm. Wasser abgegeben, doch ist die Anlage im Stande, das doppelte Quantum zu liefern. — Am 4. Februar 1875 wurde von der Generalversammlung der Actionäre der Frankfurter Quellwasserleitungs-Gesellschaft der Verkauf des Wasserwerkes an die Stadt gegen Zahlung von 5400000 Mark genehmigt (J. f. G. 1875 109). Freiberg i. Sachsen. Das städtische Wasserwerk hat gesonderte Leitungen für Trinkwasser und für Nutzwasser; beide mit natürlichem Gefalle (J. f. G. 1873 139). Freiburg i. Br. Die Quellen der neuen städtischen Leitung bei Ebnet liegen so hoch, daß innerhalb der Stadt noch eine Druckhöhe von 30 M. gegeben werden kann. Sie liefern täglich 6000 Kbm., pro Kopf also 150 L. Anlagekosten 1000000 Mark (J. f. G. 1874 46 u. 838). Gelsenkirchen soll durch Wasser aus der Ruhr versorgt werden (J. f. G. 1872 162). Geestemünde hat ebenfalls eine Wasserleitung (Zeitschrift des hannoverschen Architekten- u. Ingenieurvereins 1867 95). Gera hat eine städtische Wasserversorgung. Giengen wird mit filtrirtem Flußwasser aus der Brenz versorgt (V. off. G. 1873 223). Glauchau hat zwei ältere, durch Wasserkraft betriebene Flußwasserleitungen; später sind noch zwei Hochquellenleitungen von Henoch hergestellt. Glogau. Der am linken Ufer der Oder gelegene Stadttheil hat eine sehr gute Quellwasserleitung. (Förster: Die Verbreitung der Cholera durch die Brunnen. Breslau, 1873 12.) Görlitz hat eine alte Quellwasserleitung. Zu einer größeren Wasserversorgungsanlage sind die Sammelbrunnen im Leschwitzer Thale zwischen dem Neißeflusse und der nach Zittau führenden Chausse bereits fertig (J. f. G. 1874 797. 1875 32). Gotha wird durch eine Actiengesellschaft mit dem Wasser der Carolus- und Gespringsquelle im Thüringerwalde, welche etwa 33 Kilometer von der Stadt entfernt sind, versorgt. Actiencapital 900000 Mark. (V. öff. G. 1871 595; J. f. G. 1871 663.) Göttingen hat eine unbedeutende Quellwasserleitung vom Reinhardsbrunnen. Goslar hat eine städtische Quellwasserleitung. Grünberg hat eine städtische Hochquellenleitung, welche jetzt wesentlich erweitert und neu gefaßt wird (J. f. G. 1874 771; Förster: Verbreitung der Cholera durch Brunnen. 11). Guben besitzt ein altes, durch ein Wasserrad betriebenes Wasserwerk. Halle. Das Wasser der in den Jahren 1867 und 1868 von Salbach ausgeführten Leitung wird durch eine Sammelanlage aus dem Kiesbecken am Zusammenfluß der Saale und Elster gewonnen. Anlagekosten 1171471 Mark. Das Hauswasser ist frei. (J. f. G. 1870 51 und 198; Salbach: Das Wasserwerk der Stadt Halle. Hamburg besaß schon im 15. Jahrhundert Wasserleitungen, welche der Stadt in hölzernen Röhren Quellwasser durch natürlichen Druck zuführten. Im Jahre 1531 wurde das erste Wasserwerk, ein Wasserrad, welches 4 Pumpen betrieb, am Neesendamme an der Alster errichtet, 1535 ein zweites derartiges Werk am Niederdamme und 1620 ein drittes am Oberdamme. Das neue städtische Wasserwerk, im October 1848 dem Betriebe übergeben, entnimmt das Wasser oberhalb der Stadt bei Rothenburgsort der Elbe. Da das Wasser nicht filtrirt wird, so hat sich eine kleine Muschel: Tychogonia chemnitzii in der Leitung verbreiten und diese bereits in bedrohlicher Weise anfüllen können. Die Klagen über die sehr schlechte Qualität des Wassers sind allgemein, so daß jetzt die Mittel zu Vorarbeiten für eine Trinkwasserleitung vom Senat bewilligt sind. (J. f. G. 1870 325. 1871 143. 1875 112 und 195.) Hannover hat ein älteres Wasserwerk, welches durchaus ungenügende Mengen unfiltrirtes Leinewasser für Straßenspülung u. dgl. liefert. Ueber die Vorarbeiten zu einer neuen Wasserversorgung wurde bereits (1875 216 517) berichtet. Heidelberg wird durch die neue Hochquellenleitung vom Wolfsbrunnen ausreichend versorgt. Hildesheim hat eine Quellwasserleitung, die wesentlich erweitert werden soll. Hochdorf und Hohenhaslach werden mit Quellwasser versorgt. (V. öff. G. 1873 223.) Holland (Preußen) hat eine neue Quellwasserleitung (V. öff. G. 1870 103). Jena besitzt ebenfalls eine Quellwasserleitung. Ingolstadt hat zwei Wasserleitungen. Karlsruhe erhielt schon bei der Gründung der Stadt (1715) eine Wasserleitung; aus einem 3 M. weiten Brunnen wurde mittels Pferdegöpelbetrieb das Wasser nach dem Residenzschloß geleitet.Karlsruhe im Jahre 1870. Baugeschichtliche und ingenieurwissenschaftliche Mittheilungen. (Karlsruhe, G. Braun.) Das neue Hofwasserwerk wurde im J. 1867 vollendet; ein 3 M. weiter und 15 M. tiefer Brunnen im Hardwalde in der Nähe des Schlosses liefert für den Hofbezirk in der Minute 2430 L. (J. f. G. 1873 100 und 288.) Die neue städtische WasserleitungGerwig: Gutachten über die Errichtung einer neuen Wasserleitung für die Residenzstadt Karlsruhe. (Karlsruhe, Malsch und Vogel. 1866.) erhält das Wasser im Ruppurrer Walde, etwa 2 Km. südöstlich von der Stadt, aus einer 90 M. langen Sammelgallerie. Für den Hausgebrauch werden 2,5 Proc. vom Miethwerthe der Wohnungen berechnet. Im J. 1872 hatte dieselbe 3757 Mark Ueberschuß. (J. f. G. 1874 46.) Kempten hat eine alte Quellwasserleitung. Kiel. Die sehr primitive städtische Leitung liefert durch Drainirungsanlagen am Schreventeich gewonnenes Wasser. Der tägliche Verbrauch pro Kopf beträgt nur 23 L. (J. f. O. 1870 189. 1871 664.) Kitzingen. Das städtische Wasserwerk, im J. 1865 erbaut, liefert filtrirtes Mainwasser. (J. f. G. 1872 489.) Köln besitzt seit 1871 eine städtische Wasserleitung, die schon im Sommer 1874 durch Anlage eines neuen Brunnens von 5,5 M. Durchmesser erweitert werden mußte. (J. f. G. 1870 510. 1874 771. 1875 32.) Königsberg. Das Wasser der neuen städtischen Leitung wird durch Drainage gewonnen. Anlagekosten etwa 2000 000 Mark. (J. f. G. 1870 512.) Langenberg soll mit Wasser aus der Ruhr versorgt werden. Anlagecapital bei täglicher Lieferung von 3000 Kbm. ist zu 300000 Mark veranschlagt. (J. f. G. 1874 676.) Lauban hat eine Quellwasserleitung (Förster: Verbreitung der Cholera durch die Brunnen. 11). Leipzig. Am Ufer der Pleiße sind etwa 3000 M. lange Sammelcanäle angelegt, welche anfangs ein sehr gutes Wasser lieferten; nach Anlage des südlichen Sammelcanales ist dasselbe aber so stark eisenhaltig geworden, daß es nicht mehr als Trink- und Hauswasser verwendet werden kann. Es ist bereits eine Commission ernannt, welche entsprechende Vorschläge machen soll. (V. öff. G. 1870 102. J. f. G. 1875 280.) Liegnitz. Die projectirte städtische Leitung soll durch Sammelbrunnen gespeist werden. (J. f. G. 1874 32.) Lübeck hatte bereits im J. 1302 eine Wasserleitung. Das Wasser der im August 1867 dem Betrieb übergebenen Leitung wird aus der Wackenitz, einem Nebenflusse der Trave, entnommen. (J. f. G. 1870 714.) Nach einem anderen Bericht (Zeitschrift für Biologie, 4 314) schöpfen die beiden Leitungen am Hüxterthore aus der Wackenitz unmittelbar an der Stelle, wo das Schlachthaus, die Leimsiederei und einige Gerbereien ihre Abwässer in den Fluß gelangen lassen. Das Wasser ist dementsprechend schlecht. Lüneburg hat eine städtische Quellwasserleitung. Ludwigsburg wird mit Quellwasser versorgt. Magdeburg hat eine ungenügende Wasserversorgung. Mainz besitzt drei Quellwasserleitungen. Mannheim hat mit Vorarbeiten zu einer Wasserversorgung begonnen. (J. f. G. 1875 115.) Maulbronn hat eine sehr gute Hochquellenleitung. (V. öff. G. 1870 104.) Mühlhausen (Thüringen) wird durch die Popperoder- und die Breitsülzerquelle versorgt. Mühlheim a. d. Ruhr. Es wird augenblicklich eine städtische Wasserleitung für 450 000 Mark hergestellt. (J. f. G. 1874 799. 1875 78.) München wird gegenwärtig durch sieben städtische und sechs königliche Brunnenwerke mit Wasser versorgt; ein großer Theil der Einwohner bezieht außerdem sein Wasser aus Pumpbrunnen. Da diese Anlagen jedoch nicht genügen, so werden augenblicklich umfassende Vorarbeiten für ein neues Wasserwerk und eine vollständige Canalisation der Stadt ausgeführt. (J. f. G. 1874 286.) Neiße hat eine alte Wasserleitung. Neumarkt hat eine Quellwasserleitung (Förster a. a. O. S. 11). Neustadt (Schlesien), besitzt eine alte Wasserleitung. Nordhausen. Die Stadt hat die vor 4 Jahren erbaute Wasserleitung von der Gesellschaft „Neptun“ für 670000 Mark angekauft. (J. f. G. 1870 560. 1874 491.) Nürnberg besitzt eine städtische Wasserleitung. Nußdorf. Das Wasser wird durch eine 10pferdige Dampfmaschine 120 M. hoch zu dem 2900 M. entfernten Hochreservoir getrieben. (V. öff. G. 1873 228.) Oelsnitz. Es wird eine Wasserleitung für 39000 Mark gebaut. Ohrdruff. Die neue Hochquellenleitung, welche täglich 680 Kbm. liefert, wird von Henoch für 144 000 Mark ausgeführt. (V. öff. G. 1874 547.) Oppeln hat eine alte Wasserleitung. Osterode a. H. wird mit Quellwasser versorgt. Pforzheim. Die neue städtische Quellwasserleitung aus dem Grössel-Thale wird noch in diesem Jahre dem Betriebe übergeben werden. (J. f. G. 1875 238.) Plauen besitzt eine städtische Wasserleitung. Pleß hat eine Quellwasserleitung. (Förster a. a. O. S. 11.) Posen. Die städtische Leitung liefert filtrirtes Wasser aus der Warthe. (J. f. G. 1871 97. 1872 490.) Eine neue Leitung mit Brunnenanlagen ist in Vorbereitung. Potsdam. Eine englische Gesellschaft baut ein neues Wasserwerk. Ratibor hat eine alte Quellwasserleitung. Jetzt wird ein neues Wasserwerk für 127 350 Mark erbaut. (J. f. G. 1870 279. 1873 434.) Regensburg. Es wird ein neues Wasserwerk von Gruner und Thiem hergestellt. Die Stadt bildet mit den Erbauern eine Actiengesellschaft. (J. f. G. 1874 156.) Remscheid. Vorarbeiten haben begonnen. Reutlingen erhält eine Quellwasserleitung. (J. f. G. 1874 842.) Riedlingen hat ein neues Wasserwerk. (V. öff. G. 1873 226.) Rostock wird ausreichend mit Wasser versorgt. Rottweil. Die von Ehmann erbaute Wasserleitung ist am 1. October 1874 vollendet. Rybnik hat eine sehr gute Quellwasserleitung. (Zeitschrift für Epidemiologie, 1874 85.) Schweidnitz erhält ein neues Wasserwerk. Schweinfurt. Die im J. 1862 von Moore erbaute städtische Leitung liefert filtrirtes Flußwasser. Seesen hat eine Quellwasserleitung. Sorau wird mit Quellwasser versorgt. Da die Quantität desselben jedoch gering ist, so darf das Wasser zu gewerblichen Zwecken nicht verwendet werden. (J. f. G. 1871 314.) Stammheim (Württemberg) hat eine neue Wasserversorgungsanlage. Staßfurt. Die 1871 von Salbach hergestellte städtische Leitung liefert Wasser aus der Bode. Das Wasser zum Trinken, Kochen u. dgl. wird von den Consumenten selbst filtrirt. Die Anlage kann täglich 2500 Kbm. liefern; Anlagekosten etwa 213 000 Mark. Wasser für den Hausbedarf ist frei. (J. f. G. 1871 133.) Steele (Westphalen) wird mit Wasser aus der Ruhr versorgt. (J. f. G. 1870 206.) Stettin. Das von Hobrecht erbaute Wasserwerk liefert filtrirtes Flußwasser. Größter Tagesverbrauch 7348 Kbm. Im Jahre 1872 betrug der Selbstkostenpreis für 1 Kbm. Wasser 8,71 Pfennig. (J. f. G. 1874 114.) Straßburg. Die Behörden haben das von Gruner und Thiem ausgearbeitete Project eines Wasserwerkes angenommen. Durch Brunnenanlagen in der Nähe des Rheines soll das dem Flusse zuströmende Höhenwasser abgefangen werden; wie die Analysen zeigen ist dasselbe völlig verschieden vom Rheinwasser (vergl. 1875 216 518). Das Anlage- und Betriebscapital ist zu 5 177 760 Franken veranschlagt (vergl. Vorproject zu einer Wasserversorgung von Straßburg; von Gruner und Thiem. Straßburg 1875.) Stuttgart. Im Jahre 1861 wurde von Moore ein Wasserwerk hergestellt, welches mittels einer Turbine von 50 Pferdekräften täglich etwa 4500 Kbm. Wasser aus einem Neckarcanale bei Berg in das bei der Stadt liegende Hochreservoir mit Filterbassins treibt. Anlagekosten 771 000 Mark. (V. off. G. 1873 222.) Im vorigen Jahre ist die sogenannte Seewasserleitung für 500 000 Mark von Ehmann erbaut worden. Da beide dem Bedürfniß nicht genügen, so wird jetzt ein artesischer Brunnen gebohrt; man hat hierbei noch kein Wasser, wohl aber eine Steinsalzschicht aufgefunden. (J. f. G. 1874 554. 1875 117.) Trier. Im Bau. Ulm. Das von Ehmann erbaute neue städtische Wasserwerk ist seit einem Jahre vollendet. Aus einer Entfernung von 15 Kilometer wird Quellwasser durch natürliches Gefalle in das in der Nähe der Stadt befindliche Sammelbassin geleitet und durch eine 40pferdige Maschine in das Hochreservoir gepumpt. Die Hydranten liefern bei einer Strahlhöhe von 30 M. in der Secunde 5 Liter Wasser. (J. f. G 1874 48.) Vaihingen a. Enz hat eine neue, mit Dampfkraft betriebene Wasserversorgung; die Anlage kostet 111 000 Mark. (V. öff. G. 1873 228.) Weimar, soll mit Quellwasser versorgt werden. (J. f. G. 1872 151. 1874 114.) Wilhelmshaven. Desgl. (J. f. G. 1875 36). Wiesbaden wird mit Quellwasser versorgt, welches durch 5000 M. lange Sammelcanäle gefaßt wird. Täglicher Wasserverbrauch etwa 3000 Kbm. Anlagekosten 900 000 Mark. (J. f. G. 1872 643 u. 679. V. öff. G. 1874 150.) Witten wird mit Wasser aus der Ruhr versorgt. Auch hier hat sich gezeigt, daß die Filter im Sommer sehr oft durch Diatomeen verstopft werden. (Niederrhein. 1872 216; J. f. G. 1872 508. 1874 804. 1875 37.) Wittenberg wird seit Jahrhunderten mit Quellwasser ausreichend versorgt. Würzburg. Das städtische Wasserwerk wurde im Jahre 1856 erbaut. Das Quellwasser fließt mit natürlichem Gefälle der 290 M. entfernten Pumpstation zu. Täglicher Wasserverbrauch etwa 3500 Kbm.; Anlagekosten 339 512 Mark. Für 1 Kbm. werden etwa 4 Pfennig vergütet. (J. f. G. 1870 721.) Zittau in Sachsen, besitzt seit dem J. 1864 eine Hochquellenleitung, welche täglich 1000 Kbm. liefert. Die Anlage wird erweitert. Das Wasser für den Hausgebrauch ist frei. (J. f. G. 1870 207.) Zwickau wird mit Quellwasser versorgt. Das Wasserwerk ist jetzt von der Stadtgemeinde übernommen worden. (J. f. G. 1875 80.) F.