Titel: Der Telegraph und der automatische Umschalter von G. Jaite; ausgeführt von W. Gurlt in Berlin.
Fundstelle: Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 317
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Der Telegraph und der automatische Umschalter von G. Jaite; ausgeführt von W. Gurlt in Berlin. Nach dem Journal télégraphique, vol. II Nr. 33 und 34. (Schluß von S. 218 dieses Bandes.) Gurlt, über Jaite's Telegraph. Der automatische Umschalter. (Fig. 2Taf. IV und Holzschnitt IX–XIII Taf. C.) Dieser Umschalter wurde für die neue Translationsmethode construirt, welche Jaite im J. 1868 zunächst für den Hughes angegeben hatte. Das Wesen dieser Methode liegt darin, daß zur Translation nicht mehr (wie bisher) zwei Telegraphenapparate, sondern nur einer, an Stelle des zweiten aber ein einfacher Hilfsapparat benützt wird. Mittels dieses Hilfsapparates machen sich beide Endstationen den einen Telegraphenapparat der Uebertragungsstation, zum Zwecke des Uebertragens nach beiden Seiten hin, dienstbar und dadurch wird eben der zweite Telegraphenapparat entbehrlich. Dazu mußte der zu schaffende Hilfsapparat, unter möglichst geringem Zeitverlust, die Multiplicatoren des einen Telegraphenapparates der Uebertragungsstation, ganz nach dem Belieben der zur Uebertragung verbundenen Endstationen, aus der Ferne her, aus der einen Leitung in die andere zu verlegen, befähigt sein, nämlich aus derjenigen Leitung, welche die Uebertragungsstation mit der bis dahin telegraphirenden Endstation verband, in diejenige Leitung, welche von der Uebertragungsstation nach der sich nunmehr zum Telegraphiren anschickenden anderen Endstation führt. Gleichzeitig mit dieser Umschaltung der Multiplicatoren müssen aber auch die verschiedenen, zu den beiden zur Uebertragung verbundenen Leitungen gehörigen Uebertragungsbatterien bald an die eine, bald an die andere Leitung gelegt werden. Endlich mußte der neue Hilfsapparat die Uebertragung der Unterbrechungen ausführen, bevor der Wechsel der in den Leitungen umzuschaltenden Multiplicatoren und Batterien stattfand. Der automatische Umschalter und die demselben beigegebene Uebertragungsvorrichtung verrichten alles das in Folge nur einer einzigen Stromwelle (von entsprechender Richtung), und zwar kann diese Stromwelle nur von derjenigen der beiden Endstationen ausgehen, welche bis dahin empfing. Die perspectivische Ansicht Fig. 2 Taf. IV zeigt die Theile des automatischen Umschalters in ihrer Zusammenstellung zu einem Apparate, auf einem soliden Holzrahmen befestigt. 1) Das Räderwerk ist in der perspectivischen Ansicht durch die Vorderwand des metallenen Kastens, in welcher die Achsen gelagert sind, vollständig verdeckt und daher durch Holzschnitt X [ab/4] besonders dargestellt. Die Achse b mit dem daran befestigten Rad r wird durch ein in einer Kette ohne Ende hängendes Zuggewicht (welches mit dem in der perspectivischen Abbildung sichtbaren Handgriffe aufgezogen wird) in der Richtung des Pfeiles bewegt. Das Rad r treibt durch den Eingriff in den auf der Achse c befindlichen Trieb das zweite Rad z, welches auf seiner Achse nicht fest sitzt, sondern nur zwischen einer mit der Achse fest verbundenen und einer zweiten federnden Frictionsscheibe durch Reibung fest gehalten ist. In das Rad z greifen gleichzeitig die auf den Umschalterachsen u1 und u2 befestigten Räder mit 80 Zähnen, sowie der auf der Anläuferachse a befindliche Trieb mit 20 Zähnen; sobald daher durch die bewegende Kraft die Anläuferachse a zu einer vollen Umdrehung gelangt ist, haben die Umschalterachsen u1 und u2 in derselben Zeit sich nur um 90° gedreht. Die freie Bewegung des Räderwerkes wird dadurch gehemmt, daß der auf der Anläuferachse a befestigte und in der Zeichnung schraffirt dargestellte Anläufer von einem Vorsprunge des durch die Spiralfeder S entsprechend gespannten doppelarmigen Auslösehebels h nach einer vollen Umdrehung in seiner Bewegung aufgehalten wird, so daß es zu jeder neuen Umdrehung des Anläufers wiederum einer Auslösung bedarf. 2) Der Leitungsumschalter ist theilweise mit dem vor die Vorderwand des metallenen Kastens hervortretenden Ende der linken Umschalterachse u2 verbunden, an der Vorderwand selbst angebracht und in der perspectivischen Ansicht deutlich erkennbar. Zwei untereinander und gegen alle Apparattheile isolirte doppelarmige Federn sind an der Achse u2 befestigt. In der Umlaufsebene dieser Federn sind centrisch zur Achse vier gegen einander isolirte metallene Kreissegmente, an der Vorderwand des metallenen Kastens und ebenfalls gegen diesen isolirt befestigt. Die an der Bewegung der Achse u2 theilnehmenden beiden isolirten doppelarmigen Federn müssen je zwei der isolirten Kreissegmente leitend untereinander verbinden, und werden hierfür durch die von 90 zu 90° springende Bewegung der Achse u2 das eine Mal senkrecht, das andere Mal wagerecht eingestellt. 3) Die beiden Batterieumschalter (in der perspectivischen Ansicht nicht sichtbar) sind zum Theil an der Hinterwand des metallenen Kastens angebracht, während ihre doppelarmigen Federn an den nach hinten hervortretenden Enden der Umschalterachsen u1 und u2 befestigt sind; im Uebrigen haben diese beiden Umschalter genau dieselbe Einrichtung wie der vorher beschriebene Leitungsumschalter. 4) Die Weckervorrichtung. Auf dem vor die Vorderwand des metallenen Kastens hervortretenden äußersten Ende der rechten Umschalterachse u1 sitzt ein vierstrahliger Stern und wirkt bei seiner Umdrehung (wie die perspectivische Ansicht deutlich erkennen läßt) auf einen doppelarmigen Klöpfelhebel, so daß die jedesmalige Veränderung in der Stellung mit den Contactfedern kreisenden Umschalterachsen durch einen Glockenschlag signalisirt wird. Eine links neben dem oberen Theile des Klöpfelhebels angebrachte Kurbel entfernt bei ihrer Umstellung den Hebelarm aus dem Bereiche des vierstrahligen Sternes und unterdrückt dadurch die hörbaren Glockensignale. 5) Der polarisirte Elektromagnet hat dieselbe Einrichtung wie der bereits (S. 215) beschriebene polarisirte Elektromagnet des Telegraphenapparates; er ist in der perspectivischen Ansicht Fig. 2 deutlich zu erkennen, nur die horizontal liegenden permanenten Magnete sind nicht zu sehen, da sie im Inneren des Holzrahmens untergebracht sind. 6) Die Umschaltung. Sobald ein elektrischer Strom von kürzester Dauer, aber von entsprechender Richtung und Intensität die Multiplicatoren des polarisirten Elektromagnetes durchläuft, schnellt der mit einer Flachfeder versehene Anker empor, das Schraubenende des doppelarmigen Auslösehebels h wird gehoben, mithin das entgegengesetzte Ende geneigt, hierdurch die Hemmung für die freie Bewegung des (Holzschnitt X) schraffirten Anläufers beseitigt und das Räderwerk für eine Umdrehung der Anläuferachse a, d. h. für ¼ Umdrehung der Umschalterachsen u1 und u2 frei gemacht. Kommen nun dadurch der an dem vorderen Ende der Umschalterachse u2 angebrachte Leitungsumschalter LU (Holzschnitt XI [a/2]) und die an den hinteren Enden der beiden Umschalterachsen u1 und u2 befestigten beiden Batterieumschalter BU1 und BU2 bei senkrechter Stellung der Contactfedern zur Ruhe, so bestehen die in Holzschnitt XI dargestellten Verbindungen. Die längere Leitung L1 ist mit den Multiplicatoren des Apparates MA, die kürzere Leitung L 2 mit den Multiplicatoren des automatischen Umschalters MU verbunden, und gleichzeitig liegen die großen Batterien GB an den Handdoppeltasten HT und die kleinen Batterien KB an den automatischen Doppeltasten AT. Läuft dann eine zweite Stromwelle durch die Multiplicatoren des automatischen Umschalters, so werden die Umschalterachsen wieder um 90° gedreht, und die Contactfedern kommen in wagerechte Lage; dabei ist, wie Holzschnitt XII [a/2] zeigt, die längere Leitung L1 mit den Multiplicatoren des automatischen Umschalters MU, die kürzere Leitung L2 mit den Multiplicatoren des Apparates MA verbunden, zugleich auch die großen Batterien GB an die automatischen Doppeltasten AT und die kleinen Batterien KB an die Handdoppeltasten HT gelegt. Die beiden Batterieumschalter BU1 und BU2 bleiben ganz unbenützt, wenn die Widerstände der zur Translation verbundenen Leitungen nahezu gleich sind, also eine Abzweigung von kleineren Batterien nicht geboten erscheint. Die Klemmen am automatischen Umschalter, bez. am Telegraphenapparate selbst, gestatten eine unmittelbare Verbindung der für beide Leitungen gemeinschaftlich zu verwendenden Batterien mit den betreffenden Batterie-Contactstücken, indem sie durch Schraubenstöpsel untereinander leitend verbunden werden können. Die Stromläufe lassen sich in dem in größerem Maßstabe gezeichneten Schema (Holzschnitt XIII [bc/2]) leicht verfolgen; bevor aber die Stromläufe näher erörtert werden, mögen mit Hilfe dieser Zeichnung und der perspectivischen Ansicht des automatischen Umschalters noch einige andere Theile erläutert werden. 7) Der auch anderwärts benutzte viertheilige Umschalter V dient als Stromwender zur entsprechenden Einschaltung der Multiplicatoren bei den verschiedenen Batterieverbindungen in den Stromweg Gleichzeitig läßt sich aber durch ihn die Leitung unmittelbar mit der Erde verbinden. 8) Der dreitheilige Umschalter d (Holzschn. XIII) gestattet unter Ausschaltung des Telegraphenapparates, dessen Gewicht häufiger aufgezogen werden muß, beide zur Translation verwendeten Leitungen mit den Multiplicatoren des automatischen Umschalters, der nur nach Stunden aufgezogen zu werden braucht, zu verbinden. Nachdem die in Holzschnitt XIII sichtbaren beiden Stöpsel entfernt worden sind, welche die beiden Theilstücke der Klemmen L1 und L2 verbinden, wird der eine dieser beiden Stöpsel zur directen Verbindung der mit L1 und L2 bezeichneten Klemmen benützt und der andere Stöpsel zur Verbindung der drei Lamellen des Umschalters d verwendet. Die in beiden Leitungen ankommenden Ströme können dann ihren (punktirten) Weg nicht mehr zum Leitungsumschalter LU u. s. w. nehmen, sondern gehen über den Umschalter d, den Stromwender V und durch die Multiplicatoren des Elektromagnetes zur Erde. Der die Uebertragung überwachende Beamte kann ohne Besorgniß während der Ruhepausen und insbesondere in der Nacht von diesem Mittel Gebrauch machen, da er durch anhaltend aufeinander folgende Glockenschläge von beiden Seiten her, durch ein und dieselbe Weckervorrichtung an die Arbeit gerufen werden kann. Eine Abzweigung von dem Umschalter d zu der mit Controle bezeichneten Klemme ist für eine Verwendung in besondern Fällen vorbehalten. 9) Die Unterbrechungs-Vorrichtung besteht aus dem Excenter e (Holzschnitt X und XIII) und der gegen den Apparatkörper isolirten Unterbrechungsfeder w. Der mit der Erde unmittelbar verbundene Apparatkörper AK steht in der Ruhelage des Excenters e mit der isolirten Unterbrechungsfeder w und schließlich durch den Umschalter V mit den Multiplicatoren und der Leitung in Verbindung. Beim Kreisen der Anläuferachse a verläßt das Excenter e die isolirte Feder w, und auf diese Weise wird der soeben erwähnte Stromweg unterbrochen. Das Auftreten eines nachtheilig wirkenden Inductionsstromes ist verhindert und inzwischen die Leitung über den aufgeschnellten Anker o und den Hebel h, also über den Körper AK, mit der Erde verbunden worden. 10) Die dem automatischen Umschalter beigegebene Uebertragungs-Vorrichtung (Holzschnitt XIII und perspectivische Ansicht) besteht aus der isolirten Uebertragungsfeder p, dem Batteriecontacte n und dem Ruhecontacte m. Dieselbe dient nur zur Uebertragung der Unterbrechungen, welche von der empfangenden Endstation durch Niederdrücken der linken Taste herbeigeführt werden, um die telegraphirende Endstation zum Innehalten in der Arbeit zu veranlassen. Diese Uebertragungsvorrichtung könnte daher recht bezeichnend der automatische Unterbrecher genannt werden. Die durch Holzschnitt IX [d/3. 4] dargestellte Schaltung zeigt am automatischen Umschalter der Uebertragungsstation B die drei kreisenden Umschalter in wagerechter Stellung der Contactfedern. In diesem Falle wird von der Endstation A, durch die Leitung 2, nach der Uebertragungsstation B telegraphirt, und von der Uebertragungsstation B, durch die Leitung 1, zur Endstation C übertragen. Die in Leitung 2 auf der Uebertragungsstation B ankommenden elektrischen Ströme gehen von der Leitungsklemme L2 zunächst über die unteren beiden durch eine Feder verbundenen Contactstücke des Leitungsumschalters LU zu der gegen den Anker isolirten Feder und über deren Ruhecontact zu der Apparatklemme A, von da durch einen Verbindungsdraht zur gleich bezeichneten Klemme am Telegraphenapparate, nach dem Umschalter, durch die beiden Multiplicatoren, über die beiden Unterbrechungsfedern und Tasten und endlich zur Erde. Die diesen Weg nehmenden, von der Endstation A durch Niederdrücken der rechten oder linken Taste abgesendeten Ströme bewirken auf der Uebertragungsstation B in regelmäßigen oder unregelmäßigen Zeitintervallen, einen Umlauf der einen oder der anderen Uebertragungsfeder des automatischen Doppeltasters und dadurch den Schluß bald der einen, bald der anderen Uebertragungsbatterie. Die hierdurch von B aus entsendeten positiven oder negativen elektrischen Ströme gelangen von der Erdleitung aus zunächst von der einen oder der anderen Batterie zu der einen oder anderen Klemme GB, über die oberen beiden durch eine Feder verbundenen Contactstücke des Batterieumschalters BU1 oder BU2, nach der Klemme 1 oder 2, von hier durch einen der zwei Verbindungsdrähte zu einer der beiden gleich bezeichneten Klemmen am Telegraphenapparate, darauf über den Erd- und Batteriewechsel zum automatischen Doppeltaster über die soeben kreisende Feder F desselben (Holzschnitt IV) zur Uebertragungsklemme Ü, von dieser aus aber an die gleich bezeichnete Klemme des automatischen Umschalters und endlich über die oberen beiden durch eine Feder verbundenen Contactstücke des Leitungsumschalters LU nach der Leitungsklemme L1 und nach der Endstation C. Will der Beamte der Uebertragungsstation B in dieser Stellung des automatischen Umschalters selbst telegraphiren, so geschieht dies beim Niederdrücken des einen oder des anderen ihrer Handtaster unmittelbar in der Linie 2 nach der Endstation A, zugleich aber auch nach der Endstation C hin in der Leitung 1 in der eben beschriebenen Weise durch Uebertragung. Beim Niederdrücken eines Handtasters geht nämlich der positive oder negative elektrische Strom zunächst von der einen oder anderen Batterie durch die Abzweigungsdrähte zu der einen oder anderen Klemme KB, über die unteren beiden durch eine Feder verbundenen Contactstücke des Batterieumschalters BU1 oder BU2 nach der Klemme BT1 oder BT2, durch den entsprechenden Verbindungsdraht zu der gleich bezeichneten Klemme am Telegraphenapparate und weiter zu dem Arbeitscontact der betreffenden Taste des Handdoppelschlüssels, in dem niedergedrückten Tasterhebel nach den Unterbrechungsfedern, dem Umschalter und durch die Multiplicatoren zur Apparatklemme A, an die gleich bezeichnete Klemme des automatischen Umschalters, und hier nun über den Ruhecontact, die gegen den Anker isolirte Feder, die unteren beiden durch eine Feder verbundenen Contactstücke des Leitungsumschalters LU nach der Leitungsklemme L2 und durch die Leitung 2 zur Endstation A. Beabsichtigt endlich die bisher durch Uebertragung empfangende Endstation C selbst zum Telegraphiren überzugehen, so stellt der Telegraphist mit der linken Hand die Handhabe des Erd- und Batteriewechsels (Holzschnitt V) auf „Telegraphiren“ und drückt gleichzeitig mit der rechten Hand seine linke Taste nieder. Die linke Taste entsendet von BT1 aus einen blos localen Strom, welcher nur die linke Uebertragungsfeder in Umlauf setzt, wobei dann von 1 in C aus durch den Erd- und Batteriewechsel und über Ü eine Stromwelle durch Leitung 1 nach der Uebertragungsstation B läuft, zunächst zur Leitungsklemme L1 am automatischen Umschalter gelangt und über die oberen beiden durch eine Feder verbundenen Contactstücke des Leitungsumschalters LU ihren Weg zur Uebertragungsklemme Ü, von hier zur gleichbezeichneten Klemme am Telegraphenapparate, über den automatischen Doppeltaster hinweg zur Ruhecontactklemme RC, von da wieder an die gleich bezeichnete Klemme des automatischen Umschalters und nun endlich durch dessen Multiplicator, die isolirte Feder w, das Excenter e (Holzschnitt X) und den Apparatkörper zur Erde nimmt. Diese eine von C aus durch den Multiplicator des automatischen Umschalters in B gesendete Stromwelle läßt den Anker des automatischen Umschalters aufschnellen und die Hemmung des Räderwerkes beseitigen. Die beiden Achsen u1 und u2 (Holzschnitt X) mit den drei kreisenden Umschaltern LU, BU1 und BU2 drehen sich sofort um 90° weiter, und anstatt der bisherigen horizontalen (Holzschnitt XII und IX) tritt die in Holzschnitt XI und XIII gezeichnete senkrechte Stellung der Contactfedern ein. Gleich nach dem Aufschnellen des Ankers und noch bevor die drei kreisenden Contactfedern die ihrer horizontalen Stellung entsprechenden Verbindungen abgebrochen haben, berührt die isolirte Feder P (Holzschnitt XIII und IX) den Batteriecontact n, schließt die mit diesem (und mit dem Batteriecontact der linken Taste von B) verbundene Batterie und so wird der von der Station C ausgegangene Unterbrechungsstrom von B aus durch Uebertragung in die Leitung 2 nach der bis dahin telegraphirenden Endstation A entsendet, auf dem Wege KB, BU1, BT1, P, n, LU und L2 (Holzschnitt IX). Der nächste von C ausgehende Strom kann jetzt in B nicht mehr durch die Multiplicatoren des automatischen Umschalters gehen, sondern nimmt seinen Weg nach den Klemmen A durch die Multiplicatoren des Telegraphenapparates, durch die Handtaster und über Klemme E zur Erde, so daß jetzt die in Leitung 1 von der Endstation C nach der Uebertragungsstation B kommenden Ströme von B aus in Leitung 2 nach der Endstation A übertragen werden, und zwar von KB aus entweder über BU1 und 1 oder über BU2 und 2 nach Ü, LU und L2. Das Verständniß der eben geschilderten Stromläufe unterstützt die in Holzschnitt XIII skizzirte Darstellung der in der Uebertragungsstation B vor sich gegangenen Veränderungen. Zu erwähnen ist noch, daß die vom Telegraphiren zum Empfangen übergehende Endstation A die Handhabe des Erd- und Batteriewechsels auf „Empfangen“ zu stellen hat, damit die Telegraphenleitung in der empfangenden Station, sobald der elektrische Strom die Auslösung des Mechanismus verursacht hat, unmittelbar an die Erde gelegt werde. Die Uebertragungsstation läßt die Handhabe des Erd- und Batteriewechsels ein für alle Mal auf „Telegraphiren“ stehen, es könnte daher bei permanent übertragenden Apparaten dieser Wechsel ganz wegbleiben. Die Circular-Schaltung des neuen Apparates ist derjenigen des Morse ganz entsprechend anzuordnen. Die soeben beschriebene neue Methode der Translation hat sich, wie schon oben erwähnt wurde, bereits bewährt, und wurde längere Zeit hindurch und unter den schwierigsten VerhältnissenWährend des deutsch-französischen Krieges wurde mehrere Monate hindurch mit gutem Erfolge eine unmittelbare Correspondenz zwischen Berlin und dem großen Hauptquartiere in Versailles auf Hughes-Apparaten bei Uebertragung nach Jaite's Methode in Frankfurt a. M. ermöglicht.D. Ref. benützt. Die Anordnung der Translationsvorrichtungen und die Eigenthümlichkeit, daß die Arbeit der Translation durch die sich stets gleich bleibende Schwerkraft — und nicht durch die von dem elektrischen Strome hervorgerufene, verhältnißmäßig geringe und dabei nicht stets gleich starke magnetische Kraft — verrichtet wird, sichert dieser Uebertragung größere Zuverlässigkeit; dies haben denn auch die seitens der Kaiserlich Deutschen General-Direction der Telegraphen mit dem in Rede stehenden Systeme angeordneten mehrmonatlichem Correspondenzversuche zwischen Cöln und Insterburg, mit Uebertragung in Berlin, klar dargethan. Die Einschaltung einer ganz beliebigen Anzahl von Translationen ist bei diesem Systeme unzweifelhaft zulässig. Nach dem Uebertragungsstromlauf (Holzschnitt IX) wird durch die Arbeit des Beamten der Endstation A nur der eigene Apparat in Bewegung gesetzt, das Telegraphiren erfolgt unmittelbar danach durch den automatischen Doppeltaster, hierdurch wird der Apparat der Uebertragungsstation B in Gang gebracht und der automatische Doppeltaster telegraphirt nach der Station C; aber eben so müssen alle von der Station A bis zur Station Z hintereinander empfangenden Apparate dieselbe Arbeit verrichten, das heißt immer ein Apparat zum anderen Apparat übertragen. Da die Uebertragung der Station C gar nicht mehr von dem Apparate in A, die Uebertragung der Station D nicht mehr von dem Apparate in B, die Uebertragung der Station E nicht mehr von dem Apparate in C u. s. w. abhängig ist, so wird auf diese Weise mittels des neuen Systems ein Tele-Graphiren auf so zu sagen unbegrenzte Entfernungen und dabei mit hoher Geschwindigkeit gesichert, da dieselbe in keiner Weise durch die Zahl der Uebertragungsstationen beeinflußt wird. Der automatische Doppeltaster ist übrigens recht eigentlich auch im Hinblick auf die unterirdischen und unterseeischen Telegraphenleitungen construirt; darum ist nicht blos der Ladung — wie selbstverständlich — sondern auch der zuverlässigen Entladung (erforderlichen Falls durch Hinzufügung von Gegenbatterie-Contactstücken) Rechnung getragen worden, wie ein Blick auf den automatischen Doppeltaster erkennen läßt. Die Leistungsfähigkeit des Systems erläutern folgende Angaben. Während der Correspondenz zwischen den Börsen von Berlin und Hamburg wurden im Monat Februar 1872 an 9 aufeinander folgenden Tagen, in zusammen 25 Stunden 43 Minuten, 1435 vollständig collationirte Börsen-Depeschen, mithin in einer Stunde durchschnittlich 56 ausgetauscht. In der erfahrungsmäßig kurze Depeschen bringenden ersten Stunde eines jeden dieser neun Tage war die Leistung durchschnittlich rund 65 und das Maximum an einem dieser Tage 85 collationirte Depeschen in einer Stunde. An dem einen Tage war der Eine der beiden Beamten, welche sonst gemeinschaftlich den Apparat in Hamburg bedienten, krank, und der zweite Beamte allein tauschte innerhalb 3 Stunden 5 Minuten 192 Depeschen mit Berlin aus. Eine solche Leistungsfähigkeit eines Beamten dürfte, zumal da gleichzeitig zwei und mehrere Ausfertigungen der Depeschen aufgenommen und verwendet werden können, für die Kriegstelegraphie besonders werthvoll sein, weil dieser häufig die Leitungen nur kurze Zeit und weniger Telegraphisten zur Verfügung stehen. Für die Kriegstelegraphie wäre noch ein entsprechender Umschalter erforderlich, mittels dessen die Multiplicatoren bei kurzen Leitungen neben einander geschaltet werden können. Da übrigens die Leistungsfähigkeit eines Telegraphensystems durch Depeschenzahl ausgedrückt, wegen der ungleichmäßigen Wortzahl in den verschiedenen Depeschen, immer noch sehr relativ ist, so wurde für dieselbe auch einmal die Wortzahl als Maßstab angenommen, und hierbei erreichte Jaite in Gegenwart des Verf., wiederholentlich und längere Zeit selbst telegraphirend, nachstehende Resultate in einer Minute: Bei langsamer und ruhiger Arbeit 25 bis 26 Worte, bei schnellerem Tempo 29 bis 31 Worte, bei möglichst beschleunigter Arbeit bis 34 Worte. Da der Apparat bei dem Gebrauch der einfachen Bremse — nicht eines empfindlichen Regulators — bei ununterbrochenem Laufe des Uhrwerkes und bei permanentem Niederhalten einer der beiden Tasten mehr als 600 Löcher in einer Minute durchschlägt, so wird die Leistungsfähigkeit desselben durch die menschliche Hand zwar niemals vollständig ausgenützt werden können; doch ist der individuellen Geschicklichkeit Gelegenheit geboten, zu ihrer vollsten Geltung zu gelangen, und es werden sich derartige tachygraphische Talente bei Aussetzung entsprechender Prämien schnell genug herausbilden. Bei dem Wunsche oder dem Bedürfniß, die Leitungen durch noch größere Leistungen auszunützen, könnte diesem Systeme noch ein automatischer Depeschengeber hinzugefügt werden, um eine automatische Weiterbeförderung zu ermöglichen. Vorläufige Versuche in dieser Richtung haben ergeben, daß alsdann die empfangenden Apparate zur präciseren Regulirung der Umlaufsgeschwindigkeit ihrer Uhrwerke, statt der einfachen Bremse, des Regulators von Hughes unter Benützung der Krajewsky'schen Evolventen-Spirale (beschrieben im Journal telegraphique, Vol. I p. 240) bedürfen. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß in dem Jaite-Apparat ein bequemes Instrument zur Beobachtung der das Nordlicht begleitenden tellurischen Ströme gegeben ist. Der mit seinen Multiplicatoren in die Leitung eingeschaltete Apparat wird durch die tellurischen Ströme unmittelbar in Thätigkeit gesetzt, und es erscheinen in dem ablaufenden Papierbande, bald in der oberen, bald in der unteren Zeile Löcher, welche den Wechsel in der Richtung der Ströme, diese Richtung selbst und die Dauer der Ströme graphisch zur Anschauung bringen. Diese eigenthümliche Verwendbarkeit des Apparates hat Jaite durch eine von ihm ausgeführte Nordlichts-Beobachtung, während des brillanten Nordlichtes im J. 1870 constatirt. E—e.