Titel: | Ueber die Wirkung des Quarzsandes und des Kalkes auf die Thone beim Brennprocess; von Dr. Julius Aron. |
Autor: | Julius Aron |
Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 438 |
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Ueber die Wirkung des Quarzsandes und des Kalkes
auf die Thone beim Brennprocess; von Dr. Julius Aron.
(Fortsetzung von S. 268 dieses
Bandes.)
Aron, über Wirkung des Quarzsandes und des Kalkes auf die Thone
beim Brennproceß.
Wenn nun auch bereits hervorgehoben ist, daß diese Porositätsbestimmungen der
wissenschaftlichen Schärfe entbehren, so sind sie doch keineswegs so ungenau, daß
meiner Ueberzeugung nach der ausgesprochene Satz nicht richtig wäre — um so
mehr, da bei den höheren Magerungsstufen die Zahlen alle zu demselben Ziele führen,
mithin sich gegenseitig bestätigen. Außerdem bestätigen die weiter unten zu
besprechenden Magerungsversuche mit kohlensaurem Kalk das Vorhandensein der
Erscheinung.
Die Erklärung für diese sonderbare Erscheinung ergibt sich zu einem Theil aus der
physikalischen Constitution der Masse, aus der Gruppirung von Thon und Sand, wie wir
sie in unserem Aufsatze über den Einfluß der Magerungsmittel klar zu legen suchten.
Es wurde dort gezeigt, daß bei einem geringeren Zusatz von Sand zunächst sämmtliche
Sandkorner von dem Thon umfaßt, eingehüllt werden, daß aber bei progressiver
Magerung schließlich das Einhüllungsvermögen des Thones an einer Grenze anlangen
müßte, und daß von dieser Grenze ab sich Sandkörner direct berührten und anfingen,
gewissermaßen ein festes Knochengerüst zu bilden, zu dessen Verband allerdings Thon
mitwirkt; und zwar wirkt um so mehr Thon mit, je weniger sich die Probe von dem
Punkte der größten Dichtigkeit entfernt. Es ist nun nicht den Thatsachen
entsprechend, das Gemisch, das einen Stein bildet, früher als ein chemisches Ganzes
zu betrachten, als bis es völlig geflossen und homogen geworden ist. Wenn nun der
abgemagerte Thon bei der angewendeten Endtemperatur bereits geklinkert war, so muß
man annehmen, daß der Thon, welcher in den gemagerten Proben enthalten ist, sich in
einem ganz analogen Zustande befunden hat. Daß die äußeren Erscheinungen sich aber
anders gestalten, liegt daran, daß jenes Knochengerüst von Sand offenbar auch in dem
Stadium noch, wo der Thon bereits jene zähe Flüssigkeit und Bewegungsfähigkeit hat,
daß er klinkert, noch nicht seine Selbstständigkeit aufgegeben hat. Diesem festen
Knochengerüste nun ist es zuzuschreiben, daß die Schwindung oder Annäherung der
Thontheilchen aneinander nur zu einem geringen Theile Veranlassung zu einer
Dimensionsveränderung der Probe nach außen hin gibt. Nur derjenige Theil des Thones, der
direct als Verbandtheil des Quarzgerüstes aufzufassen ist, kann zu einer außen sich
bemerklich machenden Schwindung Ursache werden, während der in den Hohlräumen des
Gerüstes befindliche Thon innerhalb dieser selbst seine Schwindungsbewegung
ausführt. Wenn man dieses Verhältniß sich klar macht, so sieht man ein, daß die aus
reinem Thon bestehende Probe bei demselben Feuer die größte Schwindung und die
größte Dichtigkeit erhalten muß, während die sandreichste die geringste
Dimensionsveränderung und damit zunächst die geringste Verminderung der Porosität
erfährt. Bei der ersteren Probe bewirkt das Schwinden ungeschwächt die
Zusammenziehung, bei der letzteren kann Veranlassung zur Zusammenziehung nur die
geringe Menge des als Verbandtheil dienenden Thones werden, die Schwindung des
übrigen Thones führt nur zu einer Ortsveränderung des Thones innerhalb des Gerüstes.
Die zwischen der fettesten und der magersten Probe liegenden Zwischenstufen müssen
nun alle je nach dem Grade der Magerung in Bezug auf Schwindung ein ihrem
Magerungsgrade entsprechendes, dazwischen liegendes Verhalten zeigen. Diese
Betrachtungen würden zwar beweisen, warum sandige Thone nicht erheblich dichter
werden können beim Brennen; sie würden aber noch nicht genügen, zu erklären, warum
der stark gemagerte Stein poröser wird, als er in einem früheren Brande war, der
bereits hinreichte, das chemisch gebundene Wasser auszutreiben. Nehmen wir nämlich
einmal an, daß beim Brennen ein solcher Stein seine Dimensionen gar nicht äußerlich
ändere, sondern daß die Schwindung des Thones völlig innerhalb des festen Rahmens
stattfindet, so ist damit noch nicht ersichtlich, weshalb durch eine
Ortsveränderung, innerhalb des Rahmens, durch eine dort stattfindende Annäherung der
Thontheilchen aneinander mehr freier Platz innerhalb des Rahmens entstehen sollte,
da ja ein eben so großer Raum, wie das seinen Ort verlegende Thontheilchen neu
einnimmt, durch seine Ortsveränderung frei gemacht wird, mithin die Summe der Poren
im Gerüste gar keine Vergrößerung erfährt. Denkbar wäre eine Vergrößerung nur dann,
wenn der Thon bei stärkerem Brennen nicht mehr denselben Raum einnimmt, also an
Volumen einbüßt, oder, was dasselbe heißt, sein specifisches Gewicht vergrößerte.
Nun scheint aber gerade das Umgekehrte einzutreten. Porzellan von Sèvres zeigt nach
Laurent als Pulver
verglüht
2,619 spec. Gew.
halb gebrannt
2,440 spec. Gew.
gut gebrannt
2,242 spec. Gew.
Berliner Porzellan zeigte nach G. Rose
verglüht
2,613 spec. Gew
nach 3 Stunden Scharffeuer
2,589 spec. Gew
nach 4 Stunden Scharffeuer
2,566 spec. Gew
nach 9 Stunden Scharffeuer
2.452 spec. Gew
mithin eine Volumvergrößerung. Nun ist allerdings in dem
Porzellan nicht nur Kaolin, sondern auch Quarz und Feldspath enthalten. Von beiden
Mineralien ist es aber durch Versuche mit reiner krystallisirter Substanz
festgestellt, daß sie durch Glühen specifisch leichter werden, also ihre Volumen
vergrößern. Die oben angeführten Versuche mit Porzellan würden also noch nicht den
zwingenden Beweis führen, daß der Kaolinthon durch die Hitze specifisch leichter
wird, da die am Porzellan gemachten Beobachtungen auch noch auf Rechnung von Quarz
und Feldspath gesetzt werden können. Indeß, wenn also auch daraus noch nicht sicher
auf eine Volumvergrößerung des Kaolinthons in der Hitze geschlossen werden könnte,
so ist jedenfalls bei dem Vorwiegen des Kaolins in der Porzellanmischung das
umgekehrte Verhalten, also eine etwaige Volumverminderung mit Sicherheit
ausgeschlossen. In der That zeigte der für meine Versuche verwendete Schlämmthon,
der im ungebrannten Zustande übrigens das specifische Gewicht von 2,687 ergeben
hatte,
nach Rothglut
2,598 spec. Gew.
Geklinkert
2,456 spec. Gew.
so daß also auch diese Bestimmungen eine Volumvergrößerung
wahrscheinlich machen, wenngleich auch hier die Anwesenheit von Mineraltrümmern,
Feldspath etc. nicht völlig ausgeschlossen ist.
Aus diesen Betrachtungen ergibt sich also für die oben hervortretende Erscheinung,
daß die stark gemagerten Steine poröser werden, keine Lösung, sondern eher eine
Verwickelung des Problems; hiernach müßte der Thon nach dem Brennen das Gerüst
vollständiger ausfüllen.
Nun könnte man zur Erklärung der Erscheinung vielleicht herbeiziehen wollen, daß ja
der Quarz in der Hitze sein Volumen ausdehnt, mithin das Gerüst größer wird. Es
dürfte dies aber schwerlich genügen, um die Thatsachen zu erklären. Zunächst ist zu
erwägen, daß bei allen Proben, neben der Vergrößerung des Quarzes eine Schwindung
des einen Theil des Gerüstes bildenden Thones nebenher läuft. Bewirkt also ersterer
Vorgang eine Vergrößerung der Porosität, so hebt der letztere dieselbe auf. Sollte
die Vergrößerung des Quarzes wirklich eine Zunahme der Porosität zu Wege bringen
können, so müßte dieselbe auch äußerlich dem Meßapparate zur Kenntniß gelangen. Wenn
man aber aus den Tabellen ersieht, daß die Zunahme der Porosität selbst in Fällen
sich zeigt, wo der
Meßapparat noch eine Schwindung constatirt, so muß man auf diese Erklärung
verzichten — um so mehr, wenn man erwägt, daß der in den Hohlräumen des
Gerüstes befindliche Thon bei stärkerem Brande, wie sehr wahrscheinlich ist, an
Volumen zunimmt, dasselbe also vollständiger ausfüllt.
Der wirkliche Grund scheint tiefer zu liegen, und zwar in einer beginnenden
chemischen Action des zähflüssigen Thones auf den Quarz. Es wird kaum einem Zweifel
begegnen, wenn man sagt, daß gleiche Gewichtsmengen Thon und Kieselsäure, in
chemische Verbindung übergeführt, einen geringeren Raum einnehmen, als wenn sie
porenfrei, aber unverbunden neben einander lagern, daß also die chemische Verbindung
eine Verdichtung der Masse zu Wege bringt. Auf diesen Grund glaube ich die Zunahme
der Porosität der stark gemagerten Steine bei weitem Brennen zurück führen zu
müssen, und werden mich die weiter unten zu besprechenden Versuche der Magerung mit
kohlensaurem Kalk hierin noch unterstützen.
Wenn nun aber auch von uns auf eine beginnende chemische Action zwischen dem Sande
und dem Thone, wie es scheint, geschlossen werden muß, so ergibt sich aus den
Messungen und dem Vergleich der Schwindungszahlen an den verschiedenen, bei gleicher
Temperatur gebrannten Magerungsstufen mit Sicherheit, daß diese Action zu einer
Zeit, wo der ungemagerte Thon bereits geklinkert war, noch eine ziemlich auf die
Oberfläche der Sandkörner sich beschränkende geblieben sein muß, daß von einer
chemischen Homogenität keine Rede sein kann, sonst würden diese Schwindungszahlen
sicherlich nicht ein so getreues Bild der Physikalischen Constitution der Lagerung
von Sand und Thon gewähren.
Wenn man nun auf den Tabellen die Porositätszahlen betrachtet, so sieht man, daß die
fetteren Proben dichter und erst die höheren Magerungsstufen bei weiterem Brande
poröser werden. Dies ist sehr leicht verständlich, da ja der ganze Vorgang ein
zusammengesetzter ist. Die Schwindung, so lange sie nicht durch Hindernisse gehemmt
ist, vernichtet Hohlräume, die chemische Action erzeugt solche. Je nachdem nun der
eine oder der andere Vorgang überwiegt, wird die Porosität entweder geringer oder
größer werden. Bei den fetten Proben überwiegt der Vorgang des Schwindens, daher
tritt Verminderung der Porosität ein. Bei den mageren bildet der Quarz ein Hinderniß
der nach außen sichtbaren Schwindung, daher der andere Vorgang vorzugsweise zur
Geltung gelangt, mithin Bildung von Poren erfolgt.
Der Punkt der größten Dichtigkeit im ungebrannten Zustande lag, wie aus den Versuchen
über Magerung für diese Proben hervorging, bei Magerungsstufe 110 (Notizblatt, 1873 Heft 4). Es war
dies der Punkt, wo der Thon noch eben allen Quarz umhüllte. Hier ist also gleich
beim Beginn des Brennprocesses ein fester, der Schwindung sich entgegen stemmender
Rahmen vorhanden, und es muß hier bereits Zunahme der Porosität erfolgen, wie auch
die Zahlen lehren. Der Punkt, wo die Porosität beim Brennen zunimmt, muß aber noch
vor dem Punkte der größten Dichtigkeit im ungebrannten Zustande liegen, da ja durch
die Ausdehnung des Quarzes und die gleichzeitige Schwindung des Thones die
Umhüllungsgrenze sich nach vorn verschiebt; außerdem wird dieser Punkt für
verschiedene Temperaturen nicht genau an derselben Stelle liegen, da bei
verschiedenen Temperaturen weder die Volumveränderung des Quarzes noch die Wirkung
der Kieselsäure auf den Thon eine gleich weitgehende ist.
Bei den obigen Versuchen sind nun zum Schluß Temperaturen zur Anwendung gekommen, wie
sie in den meisten Ziegelöfen nicht zur Anwendung gelangen. In der That gilt der
Senftenberger Thon als ein schwer schmelzbarer, mäßig feuerfester, und da der
ungemagerte Thon bereits geklinkert war, so dürste gegen eine Verallgemeinerung der
am Senftenberger Thon beobachteten Thatsachen für die Zwecke der Ziegelfabrikation
und gemeinen Töpferei der Einwand wohl kaum zulässig sein, daß die angewendeten
Temperaturen zu niedrig waren, um allgemeine, auf diese Fabrikationszweige
bezügliche Folgerungen aus diesen Versuchen zu gestatten. Hiernach dürfte folgendes
wohl mit Fug und Recht aus den Versuchen abgeleitet werden: Wird ein Kalk und
sandfreier Ziegelthon mit Quarzsand gemagert, so vermindert sich, für ein und
dieselbe Temperatur betrachtet, die Schwindung im Ofenfeuer.
Bis zu einem gewissen Punkte der Magerung, der nicht weit vor dem Punkte der größten
Dichtigkeit im ungebrannten Zustande liegt, wird die Masse durch das Brennen
dichter, über ihn hinaus aber poröser — und zwar um so mehr, je stärker die
Hitze war, ohne Fluß hervorzubringen. Mit Quarz gemagerte Steine werden durch
schwachen Brand etwas größer, und zwar beträgt diese Ausdehnung, wie es scheint in maximo ein wenig unter 1 Proc. der ursprünglichen
linearen Ausdehnung; erst bei weiterem Brande beginnt die Schwindung sich zu zeigen.
Sehr stark fandhaltige Thone schwinden bei den Temperaturen der gewöhnlichen
Ziegelöfen überhaupt nicht.
Nach dem Ergebniß dieser Versuche müssen wir nun die in einer früheren Arbeit
(Notizblatt, 1873 Heft 4) aus den Vorgängen der nassen Schwindung gezogenen
Resultate etwas genauer umgrenzen. Dort zeigte es sich nämlich, daß an einem
gewissen Punkte der Magerung eine möglichst dicht construirte Masse beim Trocknen
resultirte. Die daraus für dis Praxis gezogenen Consequenzen fußten, wie bereits
bemerkt wurde, auf der Annahme, daß das Magerungsmittel auch geneigt sei, sich mit
dem Thone zu verschmelzen. Dies ist nun für den Quarzsand bei den Temperaturen
unserer Ziegelöfen nicht der Fall. Außerdem treten für dieses Magerungsmittel noch
zwei weitere Momente in Wirksamkeit, einmal die Ausdehnung desselben durch das
Brennen, zweitens die Verdichtung durch die etwaige chemische Action des Quarzes auf
den Thon. Würde man nun von dem Zustande der größten Dichtigkeit aus mit Quarzsand
Klinker erzeugen wollen, so würde zunächst die Masse durch das Brennen immer poröser
werden, bis schließlich bei beginnendem wirklichen Fluß eine blasige Masse
resultirte, anstatt eines Klinkers also Schmolz. Ob nun Mineraltrümmer, die
verschieden vom Quarz, Flußmittel enthalten, und deren Schmelzpunkt nicht erheblich
von dem des Thones verschieden ist, sich in dieser Beziehung, wie zu erwarten steht,
anders verhalten, ist zum Gegenstande weiterer Versuche zu machen, ebenso die
Stellung solcher Magerungsmittel, deren Schmelzpunkt unter dem des Thones liegt. Für
Quarzsand aber ergibt sich, daß derselbe, in einiger Menge vorhanden, das Klinkern
von Ziegelthonen hemmt. Die fettesten Proben sind dem Klinkerzustande am nächsten
für eine bestimmte Temperatur. Allerdings muß man die stärkere Schwindung und damit
manche Uebelstände mit in den Kauf nehmen. Doch erreicht man das angestrebte Ziel am
sichersten und bei der niedrigsten Temperatur mit der fettesten oder einer ihr nahe
stehenden Masse.
Wenn man die geschilderten Erscheinungen mit Aufmerksamkeit betrachtet, so erscheint
es erklärlich, wenn manche Thone klinkern, also vor dem Schmelzen immer dichter
werden, andere aber nicht, sondern vor dem eigentlichen Schmelzen großblasige,
aufgetriebene schwammige Massen geben. Brennt man einen sandigen Thon stark, so wird
er mit steigender Hitze durch die Aufschließung des Quarzes poröser. Steigert man
die Temperatur, so wird schließlich, wenn die Masse weicher wird, die Oberfläche
sich leicht verkleben, und damit dem in den Poren enthaltenen, noch erheblichen
Luftvolumen den Weg nach außen absperren. Steigt nun die Temperatur noch weiter, so
fordert auch die Luft mehr Raum durch die Ausdehnung und treibt die Masse auf, in
derselben Weise wie die Ausdehnung der Luft eine auf beiden Seiten verschlossene und
bis zum Erweichen erhitzte Glasröhre auftreibt. Diese Austreibung wird um so
kräftiger sein müssen, wenn bei hoher Temperatur eine Reduction des Eisenoxydes,
also eine Entwickelung von Sauerstoffgas etwa eintritt.
Ist dagegen die Masse im Wesentlichen aus Thon zusammengesetzt, also aus Kügelchen,
so erfolgt durch die ganze Masse ein so gleichmäßiger, allmäliger Uebergang der
Kugelform in die des Würfels, daß fast bis zur vollständigen Ausfüllung aller Poren
mit fester Substanz die feinen Canälchen nach außen, wenn auch sich verengen, doch
offen bleiben und der geringen Menge noch darin enthaltener Luft einen Ausweg geben.
Also auch hier verdankt der Thon diese seine schätzbare Eigenschaft des Klinkerns
seiner regelmäßigen ursprünglichen Form, welche eine gleichmäßige, regelmäßige
Textur der ganzen Masse hervorbringt.
Man darf hieraus wohl folgern, daß der Schlämmproceß die meisten Thone zur Erzeugung
von Klinkern fähig machen wird, auch wenn sie im rohen Zustande sich nicht dazu
eigneten, wenn nur die ihrem Schmelzpunkte angemessene Temperatur zur Anwendung
gelangt.
Hierbei zeigt sich denn auch die Bedeutung der Chamotte für die Thonwaarenindustrie.
Mittels der Chamotte hat man ein Mittel sich geschaffen, die Structur des Fabrikates
im ungebrannten Zustande bald dichter, bald poröser zu gestalten, ohne die
schließliche chemische Zusammensetzung desselben zu verändern. Wie die Structur der
Masse nach dem Trocknen und Brennen ausfällt, hängt einerseits von der Korngröße,
andererseits von der Menge der hinzugefügten Magerungsmittel, hier der Chamotte, ab.
Wenn man statt der theuren Chamotte nicht billigen Quarzsand nimmt, um das Gefüge
des Productes zu ändern, so kann das verschiedene Gründe haben, von denen wir nur
einen wegen seiner Wichtigkeit hervorheben wollen. Quarzsand befördert unter
gewissen Umständen die Schmelzbarkeit eines sehr schwer schmelzbaren Thones. Wenn
wir auch bei unseren eben mitgetheilten Versuchen den Quarz als die Schwindung
hemmend, dem Schmelzen entgegenwirkend, kennen lernten, so stellt sich dies doch
anders bei höheren Temperaturen, als sie für die Ziegelfabrikation zur Anwendung
gelangen, z. B. bei Gußstahlschmelzhitze. Hier erlangt die Kieselsäure selbst eine
zähe Beweglichkeit und fängt nun sehr energisch an, auf ihre Umgebung zu wirken, und
es kann eintreten, daß ein thonerdereicher feuerfester Thon mit geringem Gehalte von
Flußmitteln durch die Mitwirkung der Kieselsäure leichter schmilzt, als ohne
dieselbe, wie dies die Richters-Bischof'schen Versuche dargethan haben. Indem man also
einem feuerfesten Producte seine für schroffen Temperaturwechsel unentbehrliche
lockere, poröse Structur durch Chamotte anstatt durch Quarz gibt, bewahrt man dem
Thone seine ursprüngliche Schwerschmelzbarkeit, während man sie durch Quarz
herabsetzen würde.
Aus den obigen Versuchen ergibt sich also, daß der Zusatz
von
Quarzsand nicht in die Willkür des Fabrikanten gestellt ist,
sondern daß mit dem steigenden Gehalt an diesem Material die Masse fortdauernd
sehr wesentliche Veränderungen in ihren Eigenschaften erfährt.
(Fortsetzung folgt.)