Titel: Zur Geschichte der Magneto-Inductions-Maschinen mit ununterbrochenem Strom von unveränderlicher Richtung; von Dr. Eduard Zetzsche.
Autor: Eduard Zetzsche
Fundstelle: Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 491
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Zur Geschichte der Magneto-Inductions-Maschinen mit ununterbrochenem Strom von unveränderlicher Richtung; von Dr. Eduard Zetzsche. Mit Abbildungen auf Taf. X [d/3]). Zetzsche, zur Geschichte der Magneto-Inductionsmaschinen etc. Die Magneto-Inductionsmaschinen mit ununterbrochenem Strom von unveränderlicher Richtung und nahezu unveränderlicher Stärke finden eine immer weitere Verwendung für verschiedene industrielle und wissenschaftliche Zwecke und erweisen sich dabei als höchst vortheilhaft und bequem zum Ersatze von galvanischen Batterien. Muß daher schon an sich ein Blick auf die Entwickelungsgeschichte dieser Maschinen ein gewisses Interesse bieten, so dürfte er für die Leser dieses Journals doppelte Berechtigung haben, weil er Gelegenheit geben wird, einige nicht unwichtige Momente in der Erfindungsgeschichte dieser Maschinen näher zu beleuchten, welche durch die bis jetzt im Journal über diese Maschinen gebrachten Artikel entweder gar nicht oder doch nicht genügend klar gelegt worden sind. Diejenigen Inductionsmaschinen, bei welchen sich ein kupferner Rotationskörper zwischen Elektromagnetpolen dreht, und auch die sogen. unipolaren Inductionsapparate, bei welchen sich entweder ein Elektromagnetpol beständig um einen feststehenden Stromleiter dreht oder die sich um ihre eigene Achse drehende erregende Magnethälfte selbst einen Theil des Stromleiters bildet, können hier füglich außer Betracht gelassen werden, weil sie einen zu schwachen, wiewohl ununterbrochenen Strom liefern und nur als wissenschaftliche Versuchsapparate gebaut wurden. Kräftigere Ströme von unveränderlicher Richtung und möglichst unveränderlicher Stärke hat man sodann vielfach dadurch hervorzubringen gesucht, daß man zwei oder mehrere gewöhnliche Magneto-Inductionsmaschinen so mit einander verband, daß die Zeiten der größten Stromstärke der einen Maschine, beziehentlich des einen Magnetes, mit den Zeiten der geringsten Stromstärke der oder des anderen zusammenfielen. Sehr vollständig war dies bei einer Maschine durchgeführt, welche Siemens und Halske in Berlin zur Londoner Ausstellung 1851 geschickt hatten. In dieser (bei Siemens und Halske noch vorhandenen) Maschine dreht oder wälzt sich eine auf einem Kugelzapfen aufliegende runde eiserne Scheibe (ein Teller) auf diesem Zapfen in jener eigenthümlichen Weise, in welcher sich ein auf seine Kante gestellter und auf dieser in Drehung versetzter Teller kurz vor seinem völligen Umfallen bewegt, auf im Kreise aufgestellten Magnetpolen; die Kreisebene liegt etwas tiefer als der Kugelzapfen, und die Polflächen sind nach einer ziemlich stumpfen Kegelfläche abgeschnitten, wie denn auch die untere Fläche des Tellers den Mantel eines solchen Kegels bildet. Senkrecht zur Oberseite des Tellers, in dessen über dem Kugelzapfen liegenden Mitte, steht ein metallener Arm vor, welcher daher bei der Tellerbewegung eine Kegelfläche beschreibt, dessen oberes Ende aber in einen auf der Achse eines Commutators sitzenden Arm hineingreift und so diese Achse in Drehung versetzt. Der so rollende Teller veranlaßt in richtiger Aufeinanderfolge die Schließung oder Oeffnung von Contacten, mittels deren der Strom einer galvanischen Batterie immer durch die eine Hälfte der im Kreise stehenden Elektromagnete gesendet wird — und zwar stets durch alle diejenigen Elektromagnete, welche von der jedesmaligen Berührungsstelle des Tellers mit den Elektromagnetpolen aus im Sinne der Bewegung bis zu der augenblicklichen höchsten Stelle des Tellers liegen; durch die Elektromagnete wird der Teller selbst magnetisch inducirt, zugleich aber auch durch die von den Elektromagneten auf ihn ausgeübte Anziehung in seiner drehenden und auf den Polen langsam fortschreitenden Bewegung erhalten. Nun hat aber jeder Elektromagnet auch noch eine zweite Umwickelung, und in dieser muß daher bei jedem Auftreten und Verschwinden des Stromes in der ersten Umwickelung ein Inductionsstrom entstehen. Diese zweiten Umwickelungen sämmtlicher Elektromagnete sind zu einem in sich zurücklaufenden Ganzen verbunden, an der Verbindungslinie von je zwei benachbarten Umwickelungen aber ist der Draht in Form einer Schleife nach dem Commutator geführt. Obwohl die in sämmtlichen vom galvanischen Strome umströmten Elektromagneten auftretenden Inductionsströme vom Entstehen des Magnetismus, die in den nichtdurchströmten Elektromagneten auftretenden Inductionsströme aber vom Verschwinden des Magnetismus herrühren und den ersteren entgegengesetzt gerichtet sind, so werden sie doch durch den Commutator als ununterbrochener Strom von unveränderlicher Richtung den gemeinschaftlichen Abführungsdrähten zugeleitet. Es besitzt diese Schaltung und Commutation viel Aehnlichkeit mit der gleich zu besprechenden Pacinotti'schen, und bei beiden findet sich die eigenthümliche Theilung des Stromkreises in zwei Zweige. Jene Maschine von Siemensund Halske war dazu bestimmt, mit Hilfe weniger Elemente einen elektrischen Strom von großer Spannung zu liefern, welcher zum Betrieb langer Telegraphenlinien verwendet werden kann; so wurde mittels dieser Maschine direct von Leipzig über München nach Wien telegraphirt. Auch während der Londoner Ausstellung wurde die Maschine zum Betrieb von Telegraphen und anderen Apparaten benützt; doch wurde weder ihre Einrichtung irgendwo beschrieben, noch die Maschine weiter ausgebildet. Die eigenthümliche Tellerbewegung aber hat Dr. Werner Siemens soeben bei einer neuen dynamo-elektrischen Maschine wieder verwendet. Als erste Magneto-Inductionsmaschine mit ununterbrochenem Strom von unveränderlicher Richtung und Stärke darf nach Vorstehendem eine Maschine betrachtet werden, welche Professor Dr. Antonio Pacinotti bereits 1860 für das physikalisch-technologische Cabinet der Universität Pisa erbaute. Eine Beschreibung und Abbildung dieser Maschine veröffentlichte er in dem am 3. März 1865 ausgegebenen Junihefte d. J. 1864 des Nuovo Cimento (Bd. 19 S. 378 ff.), welchem die nachfolgenden Mittheilungen sowie Fig. 28 bis 31 entnommen sind. Wenn man, wie Figur 27 andeutet, um einen kreisförmigen Ring ABCD aus weichem Eisen einen mit Seide übersponnenen Kupferdraht in einer einzigen Lage, aber in unveränderter Windungsrichtung wickelt und die beiden Drahtenden da, wo die erste Lage der Windungen sich schließt, zusammenlöthet, wenn man dann die Pole einer galvanischen Batterie an zwei möglichst von einander entfernte, natürlich von der Umspinnung entblöste Punkte a und b des Drahtes, aus welchem diefe ein Ganzes bildende Umwickelung gebildet ist, legt, so wird der elektrische Strom in zwei Zweigen von dem einen dieser beiden Punkte nach dem anderen gehen, und es wird, wegen der Stromrichtungen in den beiden Zweigleitungen, der Eisenring ABCD so magnetisirt werden, daß seine Pole da liegen, wo die Stromzuleiter angelegt sind, also bei A und C. Die durch diese beiden Pole gehende gerade Linie AC wird als magnetische Achse bezeichnet werden können. Den Polen wird man durch Veränderung der Zuleitungsstellen des Stromes irgend welche Lage quer durch den Eisenring des Elektromagnetes geben können, und deshalb nennt Pacinotti letzteren einen Quer-Elektromagnet (electro-calamita trasversale). Die zwei zu beiden Seiten jener Geraden AC (in Pacinotti's Maschine eines Durchmessers) liegenden Hälften des Elektromagnetes lassen sich als zwei krumme, mit den gleichnamigen Polen an einander liegende Elektromagnete betrachten. Um mit diesem Quer-Elektromagnete die in Fig. 28 im Aufrisse, in Fig. 29 im Grundrisse abgebildete elektro-magnetische Maschine zu bauen, wickelte Pacinotti auf einen gedrehten und, wie Fig. 30 erkennen läßt, mit 16 gleichen Zähnen versehenen Eisenring, welcher durch 4 messingene Arme a an einer Achse MM befestigt wurde, mit Seide umsponnenen Kupferdraht und zwar so, daß durch die Zähne und auf dieselben gelegte dreiseitige Holzprismen m die ganze Bewickelung in 16 einzelne gut isolirte Spulen r,r abgetheilt wurde; jede Spule enthielt 9 Lagen und alle Spulen waren in demselben Sinne gewickelt. Jedes von einer Spule zur benachbarten führende Drahtstück wurde als Schleife an dem zwischen beiden Spulen liegenden Holzstückchen befestigt, durch passende Löcher in einer auf der Achse MM sitzenden Holzscheibe hindurch und an der Achse herab nach dem ebenfalls auf die Achse MM aufgesteckten Commutator o geführt. In die Mantelstächeder Holzscheibe dieses Commuratorswurden in 2 Reihen und gegen einander verstellt je 8 Messingstücke eingelegt, welche über das Holz ein wenig vorstanden, durch das dazwischen liegende Holz aber von einander getrennt waren, und deren jedes an eine jener Schleifen gelöthet war. Wurden nun die beiden metallenen Rollen k,k′ welche an den Messingstücken lagen, mit den beiden Polen einer Batterie verbunden, so wurde der Strom von den beiden eben von den Rollen berührten Messingstücken aus in zwei Zweigen durch die ein Ganzes bildende Umwickelung geführt, die magnetischen Pole im Eisenringe erschienen bei N und S,Natürlich war die Verbindung der Messingstücke des Commutators mit den Schleifen zwischen den Spulen r,r dem entsprechend gewählt worden. wurden von den Polen A und B eines festen Elektromagnetes angezogen und abgestoßen, und der Quei-Elektromagnet begann auf seiner Achse umzulaufen, wobei jedoch in ihm die Pole immer die Lage NS beibehielten. Die Stellung der Schenkel des gewöhnlichen Elektromagnetes AB ließ sich in dem geschlitzten Eisenstabe FF durch die Schraube G reguliren. Mittels der Klemmen h,h′, l und l′ wurde derselbe Strom durch AB und die Spulen r,r geführt. Pacinotti fand es zweckmäßig, die Pole des festen Elektromagnetes mit Schuhen AAA und BBB zu versehen,In Fig. 28 hat Pacinotti diese Schuhe weggelassen, weil durch sie der Ring verdeckt worden wäre. welche den Quer-Elektromagnet mehr als auf ⅓ seines Umfanges umfaßten und durch Messingführungen mit einander verbunden waren. Mittels der Schnurscheibe Q suchte Pacinotti die Leistung seiner Maschine beim Heben eines Gewichtes zu bestimmen und fand einen Aufwand von 33 bis 36mg Zink für je 1mk Leistung. Er hofft, eine sorgfältiger als das Versuchsmodell ausgeführte Maschine werde günstigere Leistungen aufweisen, und zählt die Vorzüge seiner Maschine gegenüber den älteren Maschinen auf. Nun zeigt Pacinotti, daß diese elektro-magnetische Maschine in eine magnetoelektrische Maschine mit ununterbrochenem Strom von stets gleicher Richtung übergehe, wenn der Elektromagnet AB durch einen permanenten Magnet ersetzt und der Quer-Elektromagnet in Umdrehung versetzt werde, und bemerkt, daß in dem bewegten Quer-Elektromagnete durch Influenz die Pole N und S (Fig. 31) an den Endpunkten eines Durchmessers gegenüber den Polen des festen Magnetes auftreten würden, daß diese Pole auch bei der Umdrehung des Quer-Elektromagnetes eine unveränderliche Lage beibehalten würden, und daß man sich daher vorstellen könne, die Spulen drehten sich über dem kreisförmigen Magnete, während dieser in Ruhe bliebe. Bei der Bewegung einer Spule vom Nordpol N gegen den Südpol S hin habe der inducirte Strom die nämliche Richtung, bis die Spule in der Mitte a zwischen N und Sgekommen sei; zwischen a und S sei die Stromrichtung die entgegengesetzte, bleibe unverändert bei der Bewegung von S bis zur Mitte b zwischen S und N, kehre sich aber beim Ueberschreiten von b gegen N hin abermals um. Die von den verschiedenen Spulen gelieferten Strome müßten sich also summiren und würden am zweckmäßigsten bei a und b aufgesammelt und abgeführt; die Stromsammler müßten also am Commutator im rechten Winkel zu der magnetischen Achse des Elektromagnetes angebracht werden; in der Achse selbst angebracht, würden sie dagegenkeinen. Strom aufzunehmen vermögen. Die Stromrichtung wechsele mit der Umdrehungsrichtung. Pacinotti erhielt auch wirklich einen ununterbrochenen Strom von unveränderter Richtung, wenn er während der Drehung des Quer-Elektromagnetes demselben die entgegengesetzten Pole zweier permanenten Magnete näherte oder den festen Elektromagnet durch einen Strom magnetisirte; das erstere bezeichnet er als vorzüglicher. Dieselbe Maschine aber ließ sich ebensowohl zur Umwandelung des elektrischen Stromes in mechanische Arbeit, als der Arbeit in Elektricität benutzen. Bevor die von Pacinotti erfundene magneto-elektrische Maschine mit einem zwischen zwei Magnetpolen rotirenden ringförmigen Kern in der Inductionsspule irgend eine Verwendung gefunden hatte, wurde Dr. Werner Siemens, von der Thatsache ausgehend, daß jede elektro-magnetische Maschine in sich einen bei wachsender Geschwindigkeit der Drehung an Stärke zunehmenden Gegenstrom erzeugt, durch theoretische Betrachtungen auf das dynamoelektrische Princip geführt, welches in jüngster Zeit durch seine Anwendung auf die Maschinen mit ringförmigem Kern auch für diese Maschinen von der höchsten Bedeutung wurde. Als der Mechaniker H. Wilde in ManchesterBergl. 1866 182 180. — Die Gesellschaft L'Alliance, welche schon früher sich um den Bau magneto-elektrischer Maschinen verdient gemacht hatte (vergl. 1863 167 104. Comptes rendus, Bd. 66 S. 1101) erwarb für Frankreich das Recht, die Wilde'schen Maschinen zur Beleuchtung der Leuchtthürme anzuwenden (vergl. Carl's Repertorium, Bd. 4 S. 69 und 73). im Frühjahr 1866 eine magneto-elektrische Maschine von überraschender Wirkung gebaut hatte, in welcher zwei der 1856 von Werner Siemens erfundenen Cylinder-Inductoren verwendet wurden, und zwar so, daß der eine, mit Stahlmagneten versehene, nur zur dauernden Magnetisirung des inducirenden Elektromagnetes des anderen benützt wurde, hätte er sich leicht von der unzuverlässigen Wirkung der Stahlmagnete ganz unabhängig machen können, wenn er den Strom des zweiten Inductors zur Magnetisirung des ersten benützt hätte. Wilde kam jedoch nicht auf diesen Gedanken. Dagegen experimentirte Siemens im December 1866 vor mehreren Berliner Physikern mit einer nach dem dynamo-elektrischen PrincipsDie Priorität hierin wurde Siemens von Prof. Wheatstone (1867 184 15 bis 22) und von William Ladd (1867 185 160) bestritten; beider Ansprüche wies aber Dr. Schellen in Carl's Repertorium (Bd. 4 S. 65 bis 88) schlagend zurück. Hiernach wäre auch Niaudet-Bréguet's Darstellung (S. 9 seines 1875 erschienenen Schriftchens über die Gramme'sche Maschine) zu berichtigen. — Nach einer den Proceedings of the literary ans philisophical Society of Manchester (1867 Bd. 6 S. 103 bis 107) entnommenen Mittheilung in den Fortschritten der Physik (Jahrg. 25 S. 738) sollen Murray und Farmer die dynamo-elektrische Maschine selbstständig noch einmal erfunden haben. gebauten eincylindrischen Maschine, welche keine Stahlmagnete besaß. In den ersten Tagen des Jahres 1867 aber legte Siemens der Berliner Akademie den in deren Sitzung vom 17. Januar 1867 vorgelesenen und in deren Berichten (1867 S. 55 bis 58) und daraus an mehreren anderen Stellen abgedruckten Aufsatz vor, in welchem er nachweist, wie die von einem (Elektro-)Magnet inducirten Ströme zur Verstärkung des Magnetismus des Elektromagnetes und dadurch wieder zur Verstärkung des folgenden inducirten Stromes verwerthet werden können, daß daher auch der geringe Grad von Magnetismus, welcher auch im weichsten Eisen zurückbleibt, genügt, um einen Inductionsstrom von sehr schnell wachsender Stärke hervorzurufen. Zur Pariser Industrieausstellung 1867 hatten Siemens und Halske eine kleinere und eine größere eincylindrige dynamo-elektrische Maschine geschickt, während eine schon im Januar 1867 angefangene große zweicylindrige Maschine für die Ausstellung nicht zeitig genug fertig geworden war; Ladd dagegen hatte im Mai 1867 die erste fertige zweicylindrige dynamo-elektrische Maschine zur Ausstellung nach Paris gesendet. Sowohl Wheatstone als Ladd benützten übrigens (in ihren dynamo-elektrischen Maschinen) den Cylinderinductor des Dr. Werner Siemens. Die Siemens'schen Maschinen haben zur Minenzündung und zur Auslösung von Läutewerken vielfach Verwendung gefunden. Wie die dynamo-elektrische Maschine die Royal Society in London beschäftigte, in welcher am 14. Februar 1867 Dr. C. William Siemens unter Vorzeigung einer in London angefertigten kleinen Maschine einen Vortrag über dieselbe hielt und auch Prof. Wheatstone über die seinige, während Ladd erst am 14. März 1867 der Royal Society seine erste Mittheilung über seine Maschine machte, so kamen die neuen Magneto-Inductionsmaschinen auch in der Pariser Akademie zur Sprache (vergl Comptes rendus, 1868 Bd. 66 S. 1100 und 1250), in welcher namentlich Gaiffe (Comptes rendus, 1868 Bd. 67 S. 626) die Siemens'sche Maschine dahin zu verbessern vorschlug, daß die beiden von Ladd benützten Elektromagnete auf derselben Achse durch einen Elektromagnet mit 2 Spulen neben einander ersetzt würden, — eine Verbesserung, deren Priorität Ruhmkorff für Dr. Schellen in Anspruch nahm. In Frankreich aber, wo übrigens das Nuovo Cimento nicht unbekannt ist, und wo auch Dr. Pacinotti (laut brieflicher Mittheilung) 1865 auf seiner Reise nach Paris mehrere Abzüge seines Aufsatzes vertheilt hatte, gab Z. T. Gramme in Paris die erste Anregung zur Ersetzung der auf den Quer-EIektromagnet in Pacinotti's Maschine wirkenden permanenten Magnete oder unabhängigen Elektromagnete durch von dem Strom der Maschine selbst erregte Elektromagnete, also zur Anwendung des elektro-dynamischen Princips auf jenen Quer-Elektromagnet, und nur in diesem Sinne wäre es statthaft, wenn die soentstandene Maschine von Gramme noch in dem neuesten darüber erschienenen Schriftchen (Paris 1875, S. 2) von Alfred Niaudet-Bréguet la première de son espèce genannt wird. Gramme machte der französischen Akademie die erste Mittheilung über seine Maschine in der Sitzung vom 17. Juli 1871 (Comptes rendus, Bd. 73 S. 175); in dieser Mittheilung sagt Gramme selbst: „ die als Erreger angewendeten hufeisenförmigen Stahlmagnete könnten durch Elektromagnete ersetzt werden, welche in der bekannten Weise durch einen Zweigstrom der Maschine selbst magnetisirt würden, wobei anfänglich der remanente Magnetismus der Elektromagnete einen schwachen Strom in der mit massivem ringförmigen Kern ausgerüsteten Inductionsspule inducire, bald aber die Maschine zu voller Kraft gelange.“ Die gleichzeitig der Akademie vorgezeigte MaschineDie in diesem Journal (1871 202 239) besprochene Maschine unterscheidet sich von der in der französischen Akademie vorgezeigten (Fig. 10 auf Taf. V in diesem Journal 1873 209 entsprechenden) nur bezüglich der Anordnung der den Strom aufnehmenden Rollen und dadurch, daß die Hufeisenmagnete mit bogenförmigen Polschuhen versehen sind. enthielt 2 Elektromagnete mit 4 auf den Ringkern wirkenden Polen und 4 den Strom aufnehmende Rollen; zwei der letzteren senden die Hälfte des Stromes durch die Elektromagnete, während die beiden anderen den nach außen verwendbaren Strom liefern. Je zwei zusammengehörige, den Strom aufnehmende Rollen laufen auf isolirten, radialen Messingstreifen an den Enden des zur Verbindungslinie der Elektromagnetpole senkrechten Ringdurchmessers. An diese Messingstreifen aber waren die Drahtschleifen gelöthet, welche je zwei benachbarte Abschnitte der Inductionsspule verbanden. Die in derselben Mittheilung von Gramme gegebene Theorie seiner Maschine wurde später von Gaugain berichtigt (vergl. Annales de Chemie et de Physique, 1873 Bd. 23 S. 324). Es kann nicht überraschen, daß Dr. Pacinotti in einem aus Pisa unterm 20. August 1871 an den Secretär der französischen Akademie gerichteten Briefe (Competesrendus, Bd. 73 S. 543) seine Priorität in Bezug auf den zwischen den Polen des Elektromagnetes umlaufenden Quer-Elektromagnet wahrte und darauf hinwies, daß seine 1860 gebaute Maschine im Cabinet der technologischen Physik der Universität Pisa noch vorhanden sei. Pacinotti stellte seine Maschine auch 1873 in Wien (Officieller General-Catalog, 2. Aufl. S. 225, Gr. XIV Nr. 12) aus und erhielt auf dieselbe die Fortschrittsmedaille. In seiner zweiten am 2. December 1872 der französischen Akademie gemachten Mittheilung (Comptes rendus, Bd. 75 S. 1497 und daraus in diesem Journal, 1873 207 31) über seine Maschine nimmt GrammeEbensowenig thun dies G. Planté und A. Niaudet-Bréguet in einer Note über die Rückverwandelung der von der Gramme'schen Maschine gelieferten Elektricität in mechanische Arbeit (Comptes rendus, 1873 Bd. 76 S. 1259). Ja S. 10 seines schon erwähnten Schriftchens scheint Niaudet-Bréguet sogar auch die Erfindung des elektro-dynamischen Princips sür Gramme in Anspruch nehmen zu wollen. jedoch keine Notiz von Pacinotti's Prioritätseinspruch, was Letzteren zu einer weiteren ErwiderungDie Ausführung eines bei dieser Gelegenheit von Pacinotti gemachten Vorschlags zur Verwendung seines Quer-Elektromagnetes zur Herstellung eines Zeigertelegrophen, welcher dazu dienen könnte, die Winkelstellungen der Achse in irgend einem nicht zugänglichen Apparate einem Beobachter vor Augen zu führen, wird wohl stets daran scheitern, daß zu diesem Telegrophen24 Leitungsdrähte erforderlich wären. im Nuovo Cimento (Serie II, Vol. IX, fascicolo Aprile, Maggio e Giugno 1873) veranlaßte, worin er zugleich hervorhebt, daß der von Gramme in seiner zweiten Mittheilung für den Elektromagnet mit ringförmigem Kerne gewählte Name électro-animant mobile à pôles Conséquents weit weniger sachentsprechend sei, als der ältere Name elettro-calamita trasversale.“ Niaudet-Bréguet spricht sogar nur von dem Gramme'schen Ringe“ (vergl. 1873 209 356), während Gramme doch nur auf den Pacinotti'schen Ring“ das Siemens'sche dynamo-elektrische Princip“ angewendet hat; seine Verdienste um die praktische Ausführung der in Rede stehenden Maschinen und deren Einführung in die Technik, in das physikalische Laboratorium und in die Heilkunde (vergl. 1873 208 166 und 263; 209 359. 1874 211 260) bleiben Gramme natürlich unbestritten. Dem bereits erwähnten Schriftchen von Niaudet-Bréguet (dessen Inhalt übrigens im wesentlichen mit dem in der Revue industrielle, November 1874 S. 405 ff. abgedruckten Aufsätze desselben Verfassers übereinstimmt) sind nachstehende kurze Notizen über einige Aenderungen und Verbesserungen entnommen, welche Gramme neuerdings an seiner MaschineIn England wurde zum Ankauf und zur Ausbeutung der „Erfindung“ von Gramme The Electrical Power Company (Limited) mit einem Nominalcapital von 100 000 Pf. St. gegründet, wovon die „Gründer“ 65 000 Pf. St. erhalten sollten. Da das Publicum nur wenig zeichnete, so wurde eine neue Gesellschaft gegründet, Gramme's Magneto-Electric Company (Limited), mit 250 000 Pf. St. Nominalcapital. Davon sollten die Verkäufer der Gramme'schen Erfindung 145 000 Pf. St. erhalten, und, um ihr Vertrauen in das Unternehmen zu zeigen, wollten sie 35 000 Pf. St. von dieser Summe in volleingezahlten Actien annehmen. (Engineer, April 1875 S. 228.) angebracht hat. Die jetzige Einrichtung des ringförmigen Elektromagnetes läßt Fig. 32 erkennen. Um den aus einem Drahtbündel gebildeten Kern sind die zu einem einzigen Ganzen vereinigten 60 Inductionsspulen gewickelt, die Verbindungsdrähte zwischen je zweien dieser Spulen sind an die radialen Blätter R geführt, welche durch Seidenbänder gegen einander isolirt sind und auf welchen an ihren aus dem Ring vorstehenden Enden die zur Aufnahme des Stromes bestimmten kupfernen Pinsel oder Besen schleifen (vergl. dies Journal, 1873 209 357 und Fig. 13 auf Taf. V). Um den durch die erregenden Elektromagnete in den Schließungskreis gebrachten Widerstand zu vermindern, hat Gramme für gewisse Zwecke den Umwickelungsdraht dieser Elektromagnete durch Spiralen von Blattkupfer von derselben Länge wie die Elektromagnete selbst ersetzt. Auf diese Weise und durch Einschaltung dieser Elektromagnete in den Stromkreis der Maschine hat Gramme z. B. eine für die Galvanoplastik bestimmte Maschine hergestellt, welche bei geringerem Raumerforderniß und Gewicht wesentlich mehr leistet als die in diesem Journal (1874 211 260) beschriebene und abgebildete. An den neueren Maschinen für die Galvanoplastik bringt Gramme einen automatischen Stromunterbrecher (brise courant) an, um zu verhüten, daß bei zufälligem oder beabsichtigtem Stillstande der Maschine ein von galvanoplastischem Bade gelieferter Secundärstrom die Pole der erregenden Elektromagnete umkehre, was zur Folge haben würde, daß die Maschine, wenn sie dann wieder in Gang gesetzt wird, einen Strom von der dem früheren entgegengesetzten Richtung erzeugt und so das bereits niedergeschlagene Silber u. s. w. wieder auflöst. Dieser Stromunterbrecher ist ein einfacher Hebel mit Gegengewicht, welcher die metallischen Pinsel mit den Elektromagneten verbindet, so lange die Maschine regelmäßig arbeitet, während bei Verminderung der Geschwindigkeit der Maschine und der Anziehung der Elektromagnete das Gegengewicht den Stromunterbrecher umlegt und jene Verbindung unterbricht. Für andere Zwecke hat Gramme den ringförmigen Elektromagnet in zwei zerlegt, indem er die Verbindungsdrähte der 30 Spulen ungerader Ordnung rechts, jene der 30 Spulen gerader Ordnung links herausgeführt hat, und auf den ersteren sowohl wie auf den letzteren Pinsel schleifen läßt. Ein Commutator gestattet dann diese beiden Hälften der Maschine neben oder hinter einander zu schalten. Davon macht Gramme besonders in den zur Erzeugung elektrischen Lichtes bestimmten neueren Maschinen Gebrauch, um das Licht nach Bedarf blos an einer oder an zwei verschiedenen Stellen zu erzeugen. In besonderer Weise läßt sich ein solcher doppelter Ring benützen, wenn er unsymmetrisch gemacht wird, d. h. wenn man die Spulen gerader Ordnung aus feinem, jene ungerader Ordnung aus dickem Drahte wickelt. Sendet man dann durch den dicken Draht dieses zwischen die Pole eines Magnetes (ähnlich wie in Fig. 33) gestellten Ringes den Strom von 2 Bunsen'schen Elementen, so beginnt der Ring zu laufen, und dabei wird in den Spulen aus feinem Drahte ein Strom von 16 Bunsen'schen (oder etwa 30 Daniell'schen) Elementen inducirt. Darauf, daß dieser Strom zum Telegraphiren verwendet werden könnte, weist Gramme auch in seiner dritten Mittheilung an die französische Akademie (Comptes rendus, 1874 Bd. 79 S. 1182) hin. Die Möglichkeit der Benützung des Stromes einer Magneto-Inductionsmaschine zum Magnetisiren der Elektromagnete einer zweiten als elektro-magnetische Maschine arbeitenden Maschine versuchte Gramme zur Fortpflanzung der Kraft auf größere Entfernungen zu verwerthen, indem er die erstere Maschine in der Nähe einer Kraftquelle aufstellte und die zweite an dem Orte, wo die von dieser Quelle gelieferte Kraft verbraucht werden sollte. Die neueste Magneto-Inductionsmaschine mit ununterbrochenem Strome von unveränderlicher Richtung und Stärke wurde von Friedr. v. Hefner-Alteneck, dem Vorstande des Constructionsbureau von Siemens und Halske, im März 1872 entworfen und war in mehreren Exemplaren von verschiedener Größe 1873 in Wien ausgestellt. Zwei kleinere befanden sich dort in der Ausstellung von Siemens und Halske im Industriepalaste, eine größere in der Maschinenhalle; eine andere war, mit einer älteren Siemens'schen Maschine mit I-förmigem Anker verbunden, für die Zwecke der Beleuchtung auf einer Locomobile montirt und feldmätzig ausgerüstet, und zwar waren beide so mit einander verbunden, daß der von der kleineren gelieferte Strom den Elektromagnet der größeren magnetisirte. Diese Doppelmaschine lieferte eine Lichtstärke bis zu 2000 Normalkerzen, und mittels derselben wurde wiederholt die Kuppel des Mittelbaues des Industriepalastes beleuchtet. Bei der v. Hefner'schen MaschineEine ausführlichere Beschreibung und Abbildung derselben soll in einem der nächsten Hefte dieses Journals folgen. sind die Drahtwindungen so angeordnet, daß, unbeschadet der kräftigen Einwirkung der Magnetpole auf die als Inductionsspule dienenden Windungen, ihre Länge und somit der innere Leitungswiderstand möglichst klein wird, und daß die Möglichkeit geboten ist, die Inductionsspule dann, wenn es vortheilhaft ist, allein rotiren zu lassen, während der Eisenkern in derselben feststeht. Es soll durch letzteres die Entstehung der im Inneren eines zwischen Magnetpolen rotirenden eisernen Ankers jeder Form auftretenden Foucault'schen Ströme verhütet werden, weil diese einen unnützen Arbeitsverbrauch bedingen und zugleich einen weiteren Anlaß zur Erwärmung der Maschine geben; diese Erwärmung der Maschine läßt sich aber umgehen, während die von dem nutzbar gemachten Strome selbst herrührende Erwärmung der Maschine unvermeidlich ist und zugleich die Leistungsfähigkeit der Maschine innerhalb gewisser Grenzen hält. Zur Erreichung des angegebenen Zweckes sind die Drahtwindungen nicht unmittelbar auf den Eisenkern gewickelt, sondern auf eine von ihm vollständig getrennte, ihn aber ganz eng umschließende, aus dünnem Blech hergestellte Trommel. Jede einzelne Windung läuft auf dem Trommelmantel parallel zu dessen Achse, an die Stirnfläche der Trommel dagegen entlang einem Durchmesser dieser Fläche; dabei überkreuzen sich die Windungen auf der Stirnfläche gruppenweis. Die ganze Oberfläche der Trommel ist also von den Windungen überdeckt. Die Windungen liegen in 8 Abtheilungen oder Gruppen zu je zweien übereinander in je zwei gegenüberliegenden der 8 Abtheilungen der Trommel; doch bilden die sämmtlichen Windungen ein in sich geschlossenes Ganzes von der Form eines Hohlcylinders. Die 16 Enden der 8 Drahtabtheilungen sind an einen achttheiligen scheibenförmigen Commutator geführt, über welchem an zwei an einander gegenüberliegenden Punkten zwei Contact-Rollen oder Bürsten laufen. Der Kern innerhalb der Windungen ist ein massives oder hohles Eisenstück von passendem Querschnitt und ruht auf zwei Stangen, welche an den beiden Enden der Trommel durch deren hohle Zapfen frei hindurchgehen. Außerhalb des Hohlcylinders endlich und denselben seitlich zu etwa zwei Dritttheilen umfassend stehen die äußeren Magnetpole und zwar wiederum möglichst nahe an dem Cylinder, so daß zwischen diesen Polen und dem Kerne kein größerer Zwischenraum bleibt, als nöthig ist, damit die Windungen frei zwischen beiden auf ihren Zapfen umlaufen können. Durch die eigenthümliche Schaltung, in welcher jene 16 Drahtenden mit den 8 Sectoren des zugleich mit den Windungen umlaufenden Commutators verbunden sind, wird durch letzteren der in den Windungsabtheilungen ursprünglich nach jedem halben Umlauf der Spule feine Richtung ändernde Strom in einen gleichgerichteten verwandelt und von den Rollen oder Bürsten dem äußeren Schließungskreise zugeführt. Abgesehen von dem bereits erwähnten Vortheile, welchen das Feststehen des Kernes bietet, besitzt die v. Hefner'sche Maschine vor der Pacinotti'schen insofern einen wesentlichen Vorzug, als der das Innere des Pacinotti'schen ringförmigen Kernes ausfüllende unwirksame Theil der Windungen in Wegfall gebracht ist. Zum Schluß mag noch darauf hingewiesen werden, daß in einem ebenfalls im Nuovo Cimento (2. Serie, Bd. 12 S. 140 ff., September- und Oktoberheft 1874) abgedruckten Artikel auch Pacinotti ausspricht, daß der Ring in seiner elektro-magnetischen Maschine, wenn er rückwärts gedreht wird, einen Strom liefert, welcher den Magnetismus des erregenden Elektromagnetes verstärkt, und daß man daher den Batteriestrom ganz entbehren könne, daß man ferner zweckmäßig die innere Höhlung des Ringes möglichst klein mache, noch besser aber die im Inneren liegenden Theile der Umwickelung ganz weglasse und den Ring durch einen massiven Kern ersetze; nur dürfe dadurch der Zusammenhang zwischen den äußeren Windungstheilen nicht gestört werden, es müsse also der Draht in einer besonderen Weise (wie bei einem „Knäuel“) gewickelt werden. Pacinotti baute sich ein Modell einer solchen Maschine, brachte an dem Commutator desselben außer den gewöhnlichen Stromsammlern und um 15° gegen dieselben verstellt noch ein Paar Bürsten aus Messingdraht an, um letztere als Stromsammler für den äußeren Strom zu benützen, den von den ersteren aufgenommenen Strom aber zur Erregung des Hufeisenmagnetes zu verwenden. Pacinotti ist damit auf die nämliche Bewickelungsweise gekommen, welche v. Hefner-Alteneck schon 1872 angewendet hat; an ein Feststellen des Kernes dagegen hat Pacinotti nicht gedacht.