Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 457
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Miscellen. Miscellen. Wolf's Dreikesselsystem. Das in diesem Bande S. 113 mitgetheilte Kesselsystem, welches die Maschinenfabrik R. Wolf in Magdeburg ausführt, stimmt mit dem 1857 143 324 mitgetheilten Patent von Holcroft und Hoyle in Manchester vollkommen überein. Sch. Neues Locomotivsystem. Es scheint das Schicksal aller großen Erfindungen zu sein, daß sie bei ihrer ersten Entwickelung in zahlreichen Trieben aufschießen, dann aber die meisten derselben verkümmern und nur der Hauptstamm sich groß und mächtig ausbreitet. Später aber kommt der erfindende Geist wieder successive auf all die verlassenen Ideen zurück, um sie entweder aufs Neue fallen zu lassen, bis im weiteren Fortgange nochmals auf sie zurückgegriffen wird, oder auch um jetzt schon das ursprünglich Gute zu Ehren und zur Aufnahme zu bringen. Solches erleben wir in unseren Tagen an den Zahn stangenbahnen, welche — lange Zeit ein Hinderniß der rationellen Entwickelung des Locomotivbaues — endlich, nachdem das Gesetz der Adhäsion von dem Kohlengruben besitzer W. Blacket im J. 1814 entdeckt worden war, als überwundener Standpunkt verlassen wurden, während wir heute die steilen Höhen der Berge, in Steigungen bis zu ¼, bequem und ungefährdet mit Hilfe der Zahnstangenbahnen erklimmen. Sollte uns ein gleiches Schauspiel mit der neuen Locomotive bevorstehen, welche von Prof. Tresca jüngst der Akademie in Paris im Modell gezeigt und empfohlen wurde? Eine Locomotive mit Beinen statt Rädern; — auch diese Idee tauchte in der Kindheit des Eisenbahnwesens wiederholt in Hirngespinnsten und selbst in greifbaren Experimenten auf, mußte selbstverständlich, wie wir heute mit mitleidigem Lächeln sagen, alsbald wieder aufgegeben werden, — um sechs Decennien später in Frankreich auf der Chemin de fer de l'Est in Lebensgröße wieder zu erscheinen. Dort wird thatsächlich, wie wir der Revue industrielle, Mai 1875 S. 177 entnehmen, augenblicklich eine Maschine nach dem von Tresca gezeigten Modelle probirt. Sie wiegt 10 000k, passirt Steigungen von 10 Proc. mit Leichtigkeit, und erreicht Geschwindigkeiten von 7 bis 8km pro Stunde, welche man bis auf 20km zu erhöhen hofft. Als Erfinder dieses neuen „Fortschrittes“ wird Ingenieur Fortin-Hermann genannt. M-M. Signalspiegel für Eisenbahnzüge. Um dem Locomotivführer den leichten und fortwährenden Ueberblick über den seiner Sorge anvertrauten Eisenbahnzug zu gewähren, ohne daß er genöthiat wäre, sich nach rückwärts zu drehen, bringt H. Robinson, Obermaschinenmeister der Great-Western-Railway in Canada, in der Höhe des Schutzhauses der Locomotive zwei nach rückwärts geneigte Spiegel an, welche die obere Ansicht des ganzen angehängten Zuges in den Augpunkt des Führers reflectiren. Auf diese Weise ist der Führer in den Stand gesetzt, sowohl den ungestörten Zusammenhang aller Waggons zu überwachen, als auch etwaige Signale der Passagiere oder Conducteure (Schaffner) sofort wahrzunehmen; gleiche Spiegel im Hüttelwagen des Zugführers sollen denselben Zweck vervollständigen. Diese Anordnung ist thatsächlich auf den Fahrbetriebsmitteln der erwähnten amerikanischen Bahn durchgeführt und soll sehr günstige Resultate ergeben haben; Ref. glaubt jedoch nicht, daß sie, ungeachtet der Erfinder seine Patentrechte darauf preisgegeben hat, ausgedehntere Anwendung finden dürfte. M. Bronzeformen für Hohöfen; von Philipart. Eiserne und kupferne Formen (ans gelöthetem Blech) sind weniger haltbar als Bronzeformen, welche z. B. aus folgenden Compositionen gegossen werden. Textabbildung Bd. 216, S. 458 Seraing; Deutsche Hütte; Kupfer; Zinn; Zink; Blei; Eisen; Summe Probe vom Formrüssel. Probe vom hinteren Ende der Form. Die Zusammensetzung der Bronze scheint keinen großen Einfluß auf deren Dauer auszuüben. Zu ihrer Erhaltung ist wesentlich erforderlich ein häufiges Reinigen, eine hinreichende Wassermenge und ein hinreichend starker Strom von Kühlwasser, damit das Wasser nicht zu heiß wird. Die Wandstärke beträgt zweckmäßig nicht über 5 bis 7mm. Solche Formen zu Seraing von 1m Länge, 0m,4 äußerem Durchmesser oben und 0m,25 Durchmesser unten wiegen nur 120k und kosten etwa 360 M. Nach der Abnützung haben solche Formen, wie die kupfernen, die Hälfte des ursprünglichen Werthes. Formen aus der Composition Nr. 4 hielten wegen zu großer Wandstärke (10mm bei 190k Gewicht) weniger gut als die Serainger dünneren. Weder die kupfernen, noch die bronzenen Formen zeigten auf den Cockerill'schen Werken Ansätze von Schlacke oder Roheisen. (Nach der Revue universelles, t. 35 p. 642. Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1875 S. 103.) Farmer und Tyer's Blocksignal. J. S. Farmer (Firma Saxby und Farmer) und Tyer nahmen jüngst ein englisches Patent (Engineering April 1875 S. 361) auf eine von ihnen gemeinschaftlich erfundene Blocksignaleinrichtung. Bei derselben wird die Stellung des Signals von „Halt“ auf „Frei“ dem Signalwärter nur frei gegeben, wenn durch Unterbrechung eines elektrischen Stromes ein Elektromagnet seinen Anker hat abfallen lassen. Ein Gegengewicht strebt das Signal auf „Halt“ zu stellen; stellt der Signalwärter sein Signal auf „Halt“, so vermag der Wärter der nächsten Blockstation es durch den elektrischen Strom auf „Halt“ festzumachen, und dann bemüht sich der erstere Wärter vergeblich, es wieder auf „Frei“ zn stellen; hatte der Wärter es aber auf „Frei“ gestellt, so kann die benachbarte Blockstation es auf „Halt“ stellen und festmachen. Es kommt also das Signal nur auf „Frei“ zu stehen, wenn die Wärter an beiden Enden der Blockstrecke zugleich es beabsichtigen. Der elektrische Strom läuft zugleich durch je einen „Indicator“ in einer Signalbüchse, damit beide Wärter vom Stande des Signals unterrichtet werden. Zu diesem Zwecke ist der Anker eines liegenden Elektromagnetes als Fallgewicht auf einem aufrecht stehenden einarmigen Hebel a. befestigt worden, welcher nur durch die Anziehung des Elektromagnetes auf den Anker in seiner aufrechten Stellung erhalten wird; sobald der durch den Elektromagnet gehende Strom vom anderen Ende der Blockstrecke her unterbrochen wird, schlägt das Fallgewicht nieder, weil in seiner aufrechten Stellung sein Schwerpunkt nicht in der Verticalen durch die Hebelachse liegt; das Fallgewicht schlägt dann auf das eine Ende eines Fallenhebels und löst durch Drehung dieses Hebels um seine Achse die durch die Falle hergestellte Verbindung eines Hebels b, von welchem die Signalzugstange ausläuft mit dem diesem Hebel b parallelen, unmittelbar über demselben liegenden und mit ihm auf dieselbe Drehachse aufgesteckten, die Fallenhebelachse tragenden Hebel c, auf welchen (durch eine Zugstange) der Handhebel wirkt, mittels dessen der Wärter das Signal zu stellen hat. Nach Auslösung der Falle kann also der Wärter sein Signal nicht mehr auf „Frei“ stellen, sondern das Gegengewicht stellt es auf „Halt“. Beim Aufrichten des Hebels c (zur Signalstellung „Frei“) mittels des Handhebels wirkt ein auf c sitzender, durch Gegengewicht balancirter Kegel auf einen Stift am Hebel a und hebt so das Fallgewicht zum Elektromagnet empor; dasselbe bleibt aber nur gehoben, wenn eben ein Strom den Elektromagnet durchläuft, und dann nimmt bei der nächsten Bewegung des Hebels c die Falle den Hebel b mit und stellt so das Signal auf „Frei“; ist dagegen der Strom unterbrochen, so geht der Hebel a zugleich mit dem Hebel wieder nieder und hält die Falle ausgelöst. Jener Kegel ist auf seiner Achse so balancirt, daß er den Stift am Hebel a verläßt, sobald der Hebel a ganz aufgerichtet ist. Bei mangelnder magnetischer Anziehung kann also der Hebel a dann wieder herabfallen; beim Niedergange des Hebels c aber stellt eine Nase am Gestell den Kegel wieder unter den Stift, welchem eine Feder ermöglicht, sich der Kegelbewegung anzubequemen. Steht das Signal auf „Frei“, so vermag die benachbarte Blockstation durch Unterbrechung des Stromes das Fallgewicht frei zu machen, welches dann die Falle auslöst und dem Gegengewicht gestattet, das Signal (wohl nicht ohne heftigen Stoß!) auf „Halt“ zu stellen, wobei sich natürlich der Hebel c herabsenkt. Zur Schonung der Batterien ist am Gestell eine isolirte Contactfeder angebracht, mittels deren ein Contactstück am Fallgewichtshebel a den Strom erst schließt, wenn der Hebel c sich seiner aufrechten Stellung nähert. E—e. Ueber die Aufsuchung von Eisenstein mit Hilfe der Magnetnadel. Professor Thalén hat in dieser Beziehung eine sehr wichtige und interessante Methode in den Verhandlungen der schwedischen Wissenschafts-Akademie 1874 veröffentlicht. Dieselbe beruht darauf, daß man an sehr vielen Punkten eines Feldes, welches ans attractorische Eisenerze untersucht werden soll, die Resultate zwischen den Horizontalcomponenten des Erdmagnetismus und der störenden Kraft des Erzlagers mißt; mit Hilfe dieser Bestimmungen werden dann isodynamische Curven verzeichnet, aus deren Form und Beschaffenheit man auf Lage und Bedeutung des Erzvorkommens schließt. Das betreffende Instrument, Magnetometer genannt, besteht in der Hauptsache aus einem gewöhnlichen Stativcompaß, der nur in ganze Grade eingetheilt ist. Von der Compaßdose läuft ein horizontaler Arm aus, auf welchen der zur Deviationsbestimmung erforderliche fixe Magnet so gelegt werden kann, daß sein Abstand von der beweglichen Nadel stets unverändert bleibt. Außerdem besitzt das Instrument einen Nivellirapparat und ein Diopter nebst Einstellschraube; das Diopter kann auf jenen Horizontalarm befestigt werden. Bei Benützung des Instrumentes wird die Compaßnadel erst auf Null eingestellt, während der Deviationsmagnet von seinem Platz entfernt ist; nachdem dieser wieder an seine Stelle gebracht, wird der Deviationswinkel abgelesen. Um genaue Schlüsse auf die Lage des Erzvorkommens ziehen zu können, müssen sehr viele solche Beobachtungen gemacht werden. Hierzu wird das Feld erst in Quadrate mit 30m Seitenlänge eingetheilt, worauf in jeder Ecke Intensitätsbestimmungen angestellt werden. Hierbei findet man leicht, ob noch Beobachtungen zwischen diesen Punkten nothwendig sind. Sind diese Messungen verzeichnet, so hat man nur die Punkte mit gleichem Deviationswinkel zu verbinden. Diese isodynamischen Curven sind in einem Erzfelde gewöhnlich geschlossen, und sie gruppiren sich um zwei besondere Punkte, von denen der nördlich vom Erz belegene durch einen Winkel angegeben wird, der größer als irgend ein anderer ist und Maximalwinkel genannt wird, während der südlich belegene von einem Winkel bezeichnet wird, der kleiner als jeder andere ist und deshalb Minimalwinkel heißt. Jener Punkt entspricht der kleinsten Intensität und dieser der größten. Unter der Verbindungslinie zwischen diesen beiden Punkten, welche Thalén den magnetischen Meridian des Erzfeldes nennt, ist im Allgemeinen der bedeutendste Theil des Erzvorkommens zu suchen. Diese Methode hat sich bisher in ihrer Anwendung auf attractorische Erze sehr zweckmäßig und aufklärend erwiesen, und hat man an mehreren Stellen bereits magnetische Karten entworfen. Bei hoher Bedeckung von Dammerde haben diesen Untersuchungen aber Bohrungen zu folgen, wenn man rationell und ganz sicher zu Werke gehen will. Ty. (Nach Iern-Kont. Annaler 1875 durch die berg- und hüttenmänische Zeitung, 1875 S. 160.) Ueber Schmelzpunkte. Um den Schmelzpunkt einer Substanz zu bestimmen, läßt man bekanntlich die um einige Grade über denselben erwärmte Flüssigkeit ruhig erkalten. Anfangs fällt die Temperatur rasch bis zum Schmelzpunkt, um dann längere Zeit constant zu bleiben, und erst dann weiter zu sinken, wenn die ganze Masse erstarrt ist. I. Müller zeigte dies an 80g Stearinsäure, welche bis 70° erwärmt, beim Abkühlen eine ganze Stunde lang von 20 bis 80 Minuten nach Beginn des Versuches auf 55° stehen blieb und sich dann weiter abkühlte. Anders verhalten sich solche Substanzen, welche vor dem vollständigen Schmelzen erst erweichen, wie Wachs und Paraffin. Ein Versuch, den der Verf. mit Paraffin anstellte, gab beim Abkühlen von 62° an folgende Temperaturen: nach 10 Min. 52,5°, 25 Min. 51°, 40 Min. 50°, 50 Min. 49,5°, 60 Min. 49°, 70 Min. 48°, 80 Min. 46°, 90 Min. 41°. Hier wird die Temperatur niemals stationär, die Geschwindigkeit der Temperaturabnahme wird nie ganz Null; in der Periode, in welcher diese Abnahme am kleinsten ist (25 bis 70 Minuten nach dem Beginn des Versuches), beträgt sie immer noch 0,066 für die Minute. Das Paraffin hat also keinen festen Schmelzpunkt; er liegt zwischen 49 und 51°. Eine eigenthümliche Erscheinung zeigte die Wood'sche Metalllegirung (4 Wismuth, 2 Blei, 1 Zinn, 1 Cadmium). Von 97° abgekühlt, ergab dieses Metall folgende Temperaturen: nach 5 Min. 76°, 8 Min. 68°, 11 Min. 70°, 15 Min. 70°, 16 Min. 69,8°, 21 Min. 69°, 23 Min. 68,5°, 26 Min. 68°, 33 Min. 64°, 36 Min. 52,8°. Die Temperatur sank also constant bis auf 68°, um dann wieder auf 70° zu steigen. Bei wiederholt angestelltem Versuch zeigte sich dieselbe Erscheinung genau in der gleichen Weise; man hat also hier offenbar mit einer Ueberschmelzung zu thun. (Nach den Berichten der naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. B. Band 6 S. 110 durch den Naturforscher, 1875 S. 195.) Warnung vor zu schnellem Bauen mit Tuffsteinen. Otto Lindheimer glaubt alle Fachgenossen, welche Tuffsteine verarbeiten lassen, vor einer Gefahr warnen zu sollen, welche sehr leicht durch zu große Eile beim Bauen entsteht. Schon mehrere Male kam es in Frankfurt a. M. in letzter Zeit vor, daß in neuen, erst seit 4 bis 5 Jahren erbauten Häusern die reichen Stuckdecken, welche mit Oelfarbe gestrichen und gemalt waren, plötzlich ohne alle äußere Ursache herunterfielen. Eine genauere Untersuchung ergab jedesmal, daß die Balken an der Unterseite vollständig nockenfaul waren, ebenso die Ausroll- und Verschallatten. Desgleichen waren die Tüncherrohre (Berohrung) total mürbe und sporig. Da über den betreffenden Gebälken nirgends ein Verschütten und Eindringen von Wasser möglich war, auch die Fäulniß sich gleichmäßig an der ganzen Decke zeigte, so kann als Ursache des Faulwerdens nur folgendes angenommen werden. Sobald die Gebälke mit Tuffstein ausgerollt waren, begann der Tüncher sofort seine Arbeit, da die Tuffsteine ein an sich trockenes Material sind, und angenommen werden durfte, daß die wenige Feuchtigkeit des die Tuffsteine verbindenden Mörtels sich schnell verlieren und gleichzeitig mit der Lehmtünche austrocknen würde. Letztere trocknete sehr schnell, gab aber, allem Vermuthen nach, die Feuchtigkeit anstatt an die Luft, an den porösen, schwammartigen Tuffstein ab. Durch das trockene Ansehen getäuscht, begann der Gypser seine Arbeit, und die entstehende reichliche Nässe beim Ziehen und Ansetzen der Gypsarbeiten wurde wiederum von den Tuffsteinen aufgesogen. Da die Decke sehr bald als trocken erschien, strich der Maler nun dieselbe mit einem 3 bis 4fachen Oelfarbenanstrich und firnißte oder wachste sie dann nochmals ab. Hierdurch entstand eine luftdicht abschließende, harte, undurchdringliche Schicht auf der Decke, die verhinderte, daß das Wasser der Tuffsteine nach unten hin verdunstete. Der aufgefüllte Sand und der Fußboden ließen ein Austrocknen nach oben schwer zu und blieb so nichts anderes übrig, als daß die Balken stockig und faul wurden, wodurch selbstverständlich die Deckentheile ihren Halt verloren und herunterstürzten. Daß diese Annahmen über die Ursache der genannten Unfälle richtig sind, geht daraus hervor, daß jedesmal nur die untere Fläche der Balken bis auf 2cm Tiefe angefault war, da das Wasser nur von unten zugeführt war. Bei einer der betreffenden Decken war nur die Lattenschalung faul, während die Balken unversehrt geblieben waren; bei einer unverschalten Decke hatten nur die Balken in oben bezeichneter Stärke gelitten. Ein weiterer Beweis für die Richtigkeit dieser Annahmen dürfte darin zu sehen sein, daß dieselben Balken in den Nebenzimmern, deren Decken mit Leim- und Wasserfarbe gestrichen waren, sich vollständig gesund gehalten hatten. Pfetten, worauf die Balken ruhten, zeigten eine Fäulniß bis zum Kern, da durch die gezogenen kräftigen Wandgesimse am Anschluß der Decke eine größere Menge Wasser zugeführt war, welches nicht durch die Oelfarbenschicht durchdringen konnte. Constatirt muß werden, daß sämmtliches Holzwerk vollständig gesund in die Bauten hinein gekommen war. Es dürfte aus Obigem erhellen, daß ein ganz gehöriges Austrocknen sowohl der Tuffsteine, wie des Deckenverputzes, als auch endlich der Gypsarbeit bei Ausfüllung der Decken mit Tuffstein dringend nöthig ist und daß die angebliche Trockenheit der Decke häufig nur auf bloßer Täuschung beruht. (Deutsche Bauzeitung, 1875 S. 199.) Geraderichtung eines schiefen Schornsteines. Die ungleichmäßige Senkung der Fundamente eines freistehenden Schornsteines wegen mangelnder Festigkeit des Erdreiches hatte bei dem einen der Ringofen-Schorn steine von E. Dubosc in Havre sich so schnell vollzogen, daß es nicht möglich war, den Bau desselben zu vollenden; es mußte derselbe deswegen nach vorheriger Einziehung in seinem oberen Theile und Abdeckung des Mauerwerkes eingestellt werden, um die noch fehlenden ca. 7m nach geschehener Geraderichtung aufzuführen. Diese Geraderichtung wurde nach der deutschen Industriezeitung in der folgenden einfachen Weise vollzogen. Es wurde das Erdreich auf der der Neigung abgewendeten Seite auf eine Breite von etwa 2m und bis zur Tiefe des letzten Banquet des Fundamentes aufgehoben, auf das untere Banquet eine Anzahl Pfeiler, die sich an den Schornstein anschmiegen, bis zur Terrainhöhe aufgemauert und der gebildete halbkreisförmige Graben mit radial gestellten Doppel-T-Trägern überdeckt, welche durch Unterlagen von Schwellen vor dem Einsinken in das Erdreich geschützt waren und auf den Pfeilern auflagen. Die Träger wurden nun mit Bohlen abgedeckt und auf dieselben ca. 30 000 Steine aufgepackt. Durch die hierdurch hervorgebrachte einseitige Belastung des Fundamentes wurde der Schornstein wieder in seine lothrechte Lage zurückgebracht, und zwar betrug die Bewegung desselben an der Spitze innerhalb 6 Wochen 0m,80, so daß cine Abweichung vom Loth kaum mehr bemerkt werden konnte. Ueber den Krebs der Apfelbäume; von Dr. Rud. Stoll. Wie für die Krankheiten der Kiefer, Tanne, Lärche etc. durch R. Hartig's Untersuchungen nachgewiesen wurde, daß der Krebs nicht durch Ungunst der Bodenverhältnisse, sondern durch pflanzliche Parasiten (Pilze) hervorgerufen wird, ebenso ist auch bei dem Krebse der Apfelbäume der ursächliche Grund nicht im Boden und Klima zu suchen, sondern in gewissen, dem Cambium zugefügten mechanischen Verletzungen. Ungünstige Bodenbeschäffenheit kann nur als begünstigendes Moment der Krankheit, nicht als ursächliches angesehen werden. In den vom Verf. untersuchten Fällen wurden die Verletzungen der Cambialschicht durch die Stiche eines Insektes, der Blutlaus Aphis Lanigera, hervorgebracht. Was die Verbreitung dieses Insektes anbetrifft, so war dasselbe bereits zu Ende vorigen Jahrhundertes in England und in der Normandie verheerend aufgetreten; jetzt ist es über ganz Frankreich, Belgien, England und Deutschland verbreitet. Seine Zerstörungen sind an manchen Orten so bedeutend, daß die Obstcultur in hohem Grade gefährdet ist. Die von Aphis lanigera befallenen Bäume sind schon aus weiter Entfernung durch ihre knorrigen Wucherungen und ihr eigenthümliches, krankes Aussehen kenntlich. Näher herangetreten, bemerkt man an den jüngeren Zweigen auf der Unterseite einen wolligen, weißen, etwas ins Bläuliche spielenden Ueberzug, der unter sich die Blutlauscolonien birgt. Dieser aus feinen, langen Fäden bestehende Ueberzug rührt von den, vielen Blatt- und Rindenläusen eigenthümlichen, Wachsausscheidungen her. Die Colonien bestehen aus flügellosen, gebärenden Weibchen und einer Menge Brut. Die Männchen sind mikroskopisch klein. Um zu der für sie günstigen Nahrung zu gelangen, bohrt die Blutlaus ihren starken, aus Chitin gebauten Rüssel in die Cambialschicht in gerader, d. h. zur Achse des Zweiges senkrechter Richtung ein; daß das Insekt denselben nur in weichere Pflanzentheile einbohren kann, folgt aus seiner Structur. Dabei sieht man es in größter Zahl an den ein- und zweijährigen Zweigen. Aber auch an allen den Stellen, die durch Verwundungen irgend welcher Art das Cambium freiliegen haben, oder an noch jugendlichen Ueberwallungsstellen, welche den leichten Zutritt zur Cambialschicht ermöglichen, siedeln sie sich an. In Folge des durch den Rüssel hervorgerufenen Reizes findet nach den angestochenen Stellen hin ein bedeutender Wasserzufluß statt. Das Cambium geht an der betreffenden Stelle in ein dünnwandiges, großzelliges, lockeres Gewebe über. Dadurch wird das darüber liegende Rindengewebe in Form eines Wulstes aufgetrieben, bis es endlich, dem Druck von innen nachgebend, der ganzen Länge der Anschwellung nach aufreißt. Die Form des Wulstes ist, entsprechend der Ansiedelung des Insektes, eine länglich elliptische. In dem darauf folgenden Winter geht das krankhafte Gewebe durch Einwirkung des Frostes und der Feuchtigkeit zu Gründe, soweit es nicht schon im Herbst von Käfern, Maden u. s. w., denen es eine willkommene Speise ist, zerstört wurde. Von den aus den überwinterten Eiern ausgekrochenen Jungen werden die noch nicht, oder nur wenig vernarbten Wundränder in ihrem Cambium wieder angestochen, und die Wucherung beginnt dort aufs Neue. Durch die zu Grunde gegangene Wucherung ist der Holzring des Jahres der Verwundung an der befallenen Stelle unterbrochen. Die blosgelegte Stelle fängt nun an, durch Einflüsse der Luft sich zu bräunen und allmälig abzusterben. Der Holzring des zweiten Jahres nach der Verwundung kann sich bei den eintretenden Reizungen durch die Blutlaus wieder an der kranken Stelle nicht schließen und stirbt bis hinter den Rand des ersten unterbrochenen Jahresringes ab, dessen Ränder, dadurch den atmosphärischen. Einflüssen preisgegeben, ihrerseits der Zerstörung anheimfallen. So geht nun derselbe Vorgang so lange fort, bis sich die Wundränder an der entgegengesetzten Seite des Astes berühren, wenn derselbe nicht schon eher zu Grunde gegangen ist. Durch das allerdings erfolglose Bestreben des Baumes, die Wunden durch Vernarbung von den Rändern ausschließen, bilden sich an den Wundrändern der einzelnen Jahresringe oft bedeutende, zerrissene Wülste, welche der Wunde oft ein eigenthümliches, knorriges Ansehen geben. Damit ist auch das sicherste Erkennungszeichen des Krebses der Apfelbäume gegeben, wodurch er sich von allen ähnlichen Holzkrankheiten desselben, wie Fäule, Brand etc., unterscheidet. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß der Krebs der Apfelbäume als primäre Krankheit weiter nichts ist, als eine locale pathologische Veränderung des Cambiums, hervorgerufen durch von außen wirkende Ursachen. Das als Krebs bezeichnete Absterben des Holzes ist nur die Folge der zerstörenden atmosphärischen Einwirkungen auf den blosgelegten Holzkörper, vielleicht unterstützt durch die Verwesung des krankhaften Gewebes. (Landwirthschaftliche Jahrbücher, 1874 S. 901.) Martin's Verfahren zur Darstellung von Gas. Dasselbe gründet sich auf die Anwendung des Naphtalins zur Darstellung von Gas. Das Naphtalin wird mit wasserstoffreichen Verbindungen (Kohlenwasserstoffen des Petroleums etc.), welche sich bei derselben Temperatur wie das Naphtalin zersetzen, gemischt, die Mischung von porösen Körpern (getrocknetem Holz oder Torf) aufgesaugt, und diese dann in den gewöhnlichen Retorten der Destillation unterworfen. (Vergl. Hamilton's Patent, 216 250.) Der Erfinder gibt hierzu verschiedene Vorschriften. 100 Th. rohes Naphtalin aus Steinkohlentheer wird, um es flüssig zu machen, auf 40 bis 50° erhitzt, sodann je nach der Qualität des zu erzeugenden Gases mit 5 bis 25 Proc. seines Gewichtes an Petroleum-Kohlenwasserstoffen gemischt und mit diesem Gemenge getrocknetes Holz und Torf imprägnirt, welche 12 bis 14 Proc. davon absorbiren. Aus 1000k dieser Substanzen erhält man 380 bis 420cbm reiches Gas und 250 bis 300k carbonisirte Torfcoaks. Daß Gas hat je nach der verwendeten Mischung eine Leuchtkraft von 7 bis 24 Kerzen bei einem Verbrauch von 105l. Um die Cannel- und Bogheadkohle zu ersetzen, verwendet Martin folgende Mischung: 60 bis 70k in obiger Weise imprägnirten Torf, 30 bis 40k fette Gaskohle und 1k Kalk. Diese Substanzen werden gemahlen und mit 10 bis 12 Proc. Oel- oder Holztheer in Briquette-Maschinen geformt. 1000k dieser Composition liefern 420 bis 440cbm Gas, von einer Leuchtkraft von 18 bis 20 Kerzen bei einem stündlichen Verbrauch von 105l, und Coaks, welche wegen ihrer Porosität und Zusammensetzung sich für Haushaltungszwecke besonders eignen. (Nach Le Gas durch das Journal für Gasbeleuchtung etc. 1875 S. 27.) Ueber die Zusammensetzung der in Wollwaschanstalten gewaschenen Wolle; von Prof. Max Märcker. Die Landwirthschaft hegt augenblicklich noch mancherlei Bedenken gegen die Benützung der Wollwaschanstalten, weil sie bis jetzt nicht im Stande ist, eine Controle dahin auszuüben, ob die Fabrik ihr die gesammte Menge der der schmutzigen Wolle entsprechenden reinen zurückgeliefert, ob sie auch ihre eigene und nicht etwa eine Wolle von geringerem Werthe wieder bekommen hat, und schließlich, ob sie auch ein für die Textilindustrie direct brauchbares, gleichmäßiges Product durch die Benützung der Anstalt erlangt. Der Verf. wollte durch die von ihm ausgeführten Analysen von Wollproben prüfen, wie weit jene Bedenken begründet seien. Aus seinen Untersuchungen zieht er folgende Schlüsse. Der Gehalt an Wollfaser in den fabrikmäßig gewaschenen Wollen ist ein ziemlich constanter; er beträgt 83 bis 85 Proc. Die Schwankungen im Gehalt an Wollfett und hygroskopischer Feuchtigkeit sind relativ ziemlich bedeutend; es compensiren sich jedoch Feuchtigkeit und Wollfett derart, daß überall, wo ein hoher Wollfettgehalt vorhanden ist, ein verhältnißmäßig niedriger Feuchtigkeitsgehalt sich findet, und umgekehrt. Durch Feststellung dieser Wechselbeziehung zwischen Fett und hygroskopischer Feuchtigkeit wird die Befürchtung der Wollproducenten, daß sie durch eine zu stark gewaschene Wolle gegen 2 bis 3 Proc. verlieren, hinfällig, da die zu stark gewaschene oder, was dasselbe ist, entfettete Wolle entsprechend mehr Feuchtigkeit anzieht. Die Ansicht der Wollkäufer, daß starkgewaschene Wolle im Gewichte lange schwanke, findet ebenfalls hierdurch eine Erklärung, da eine solche Wolle erst längere Zeit nöthig hat, um den vollen hohen Wassergehalt aufzunehmen. Die zweite Frage (Stellt sich der Fettgehalt der fabrikmäßig gewaschenen Wolle einigermaßen constant nnd dem für die Textilindustrie erforderlichen von 2½ bis 3½ Proc. gleich, so daß eine Wiederholung der Wäsche in den Wollspinnereien unnöthig ist ?) findet folgende Beantwortung auf Grund der Analysen des Verfassers: Höchstens ⅔ der Wollproben zeigten die normale Entfettung, ⅓ war mangelhaft, einige wahrscheinlich zu stark gewaschen. Demnach scheinen die Bedenken der Landwirthe und Wollkäufer den Wollwaschanstalten gegenüber nach dieser Richtung hin nicht ganz unbegründet zu sein, wenn gleich heute die Grenze zwischen einer gut und schlecht entfetteten Wolle noch nicht scharf gezogen werden kann. Verf. glaubt übrigens, daß bei häufiger Controlirung der Operationen von Seiten der Leiter solcher Fabriken diese Bedenken leicht überwunden werden können. (Biedermann's Centralblatt für Agriculturchemie, 1875 S. 357.) Rund-Wirkstuhl. Im Scientific American, 1875 p. 38 ist eine den englischen Rundstlühlen ähnlich aussehende Rund-Wirkmaschine von E. Tompkins in Troy (Newyork) beschrieben und abgebildet, welche angeblich Neuerungen enthalten soll; leider sind aber Bild und Beschreibung so unklar, daß es nicht möglich wird, daraus das Wesen dieser Neuerungen genau zu erkennen. Ich beschränke mich deshalb darauf, hier kurz auf die genannte Maschine hinzuweisen und ihre Einrichtung anzudeuten. Auf einem tischartigen Gestell sind, wie man dies von englischen Rundstühlen gewöhnt ist, mehrere, in der Regel zwei, der neueren Rundköpfe angebracht; ihre Nadelkränze drehen sich um feststehende verticale Achsen, und die Nadeln, gewöhnliche Hacken- oder Spitzennadeln, sind zu je zweien in Bleie eingeschmolzen und auf den Nadelkränzen befestigt. Die Waare wird nach oben hin von den Nadeln abgezogen, und zu dem Zwecke enthält jeder Kopf einen besonderen Abzugsapparat, ähnlich dem am Handstuhl verwendeten Rollholze, welches leicht drehbar in einem Gestell über der Mitte eines jeden Kopfes hängt, von dem sich drehenden Waarencylinder mit umgedreht wird und dabei durch Eingriff eines Rades in ein am Gestell befestigtes Rad auch eine Drehung der zwei auf einander drückenden Abzugswalzen veranlaßt. Letztere sind Schmirgelwalzen, und auf der oberen derselben liegt die Wickelwalze oder Waarenrolle zur Aufnahme der Waare. Die Zapfen der Wickelwalze liegen lose in verticalen Führungen des Rahmens, und durch Reibung der oberen Preßrolle am Umfang der Waarenrolle wird letztere immer gleichförmig gedreht, wie auch deren Durchmesser sich nach und nach vergrößern mag. Die sogen. Mühleisenstellüng für feste und lockere Waare, sowie die Preßräder sind dem Arbeiter leicht zugänglich; jeder Kopf enthält mehrere (bis 4) Systeme der Maschenbildung und kann, außer glatter Waare, auch Preßmuster durch besondere Musterräder herstellen; immerhin liefert die Maschine aber eben nur cylindrische Waarenstücke zu geschnittenen Gebrauchsgegenständen. Der Betrieb durch Elementarkraft ist möglich und jeder Kopf für sich ausrückbar. (Deutsche Industriezeitung, 1875 S. 196.) G. Willkomm. Marken-Controlapparat. Der Marken-Controlapparat, welchen I. Dreyer in Bochum erfunden hat und der für Werke bestimmt ist, in denen viele Arbeiter beschäftigt sind, hat (nach der Neuen Deutschen Gewerbezeitung) folgende Einrichtung. Auf einem kräftigen, massiven Holzfuß, ähnlich dem eines größeren runden Tisches, steht eine große Holzkapsel von ungefähr 1m Durchmesser mit nach oben spitz zulaufendem Deckel. Die Spitze des Deckels enthält einen Blechtrichter mit einer Oeffnung — gerade so groß, daß eine Arbeitermarke, worauf die betreffende Nummer eingeschlagen ist, durchpassiren kann. Der Blechtrichter mündet in eine Blechrinne, welche mit dem Werke einer unterhalb der Holzkapsel sitzenden gewöhnlichen Uhr derart verbunden ist, daß diese binnen einer gewissen Zeit einen Rundgang vollendet hat. Unterhalb dieser Rinne liegt eine feststehende Holzscheibe, welche durch aufrechtstehende Bretchen in kastenförmige Abschnitte eingetheilt ist, und sind diese Abschnitte genau so bezeichnet wie das Zifferblatt der Uhr. Gesetzt also, Marke Nr. 6 wird vom Arbeiter Morgens 8 Uhr 15 Minuten in den Trichter geworfen, so passirt sie die Blechrinne und fällt in den gerade unter dieser befindlichen Abschnitt. Der später den Deckel lüftende Controleur findet also Marke Nr. 6 im Abschnitte, bezeichnet mit 8¼. Derselbe notirt dies in ein nebenliegendes Buch und kann sicher vor Reclamationen sein, indem der Arbeiter auf dem nach vorn freistehenden Zifferblatt der unterhalb der großen Kapsel sitzenden Uhr genau gesehen hat, wann er eingetreten ist. Eine weitere praktische Einrichtung besteht noch darin, daß die Eingangsmarken aus gelbem Metall hergestellt sind, während die Ausgangsmarken aus weißem Metall bestehen und auf dieselbe Weise markirt werden.