Titel: Elektrische Abstimmungstelegraphen.
Fundstelle: Band 217, Jahrgang 1875, S. 112
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Elektrische Abstimmungstelegraphen. Nach den Annales télégraphiques, Bd. 2 S. 54 u. 194. Mit Abbildungen auf Taf. II [b/1]. Elektrische Abstimmungstelegraphen. Bei der zwar einfachen, aber urweltlichen Abstimmungsweise hat jedes Mitglied der Versammlung zweierlei Abstimmzettel, auf welche außer seinem Namen die Worte „dafür“ oder „dawider“ gedruckt sind; diese Zettel werden bei der Abstimmung in Urnen gelegt und dann ausgezählt, was oft mehrere Stunden beansprucht und trotzdem keineswegs ganz zuverlässig ist, wie die häufigen Berichtigungen in den Sitzungsprotokollen darthun. Man hat sich daher bemüht, durch eine automatische Abstimmung an Zeit zu gewinnen und größere Zuverlässigkeit zu erreichen, zugleich aber auch die mit manchen Uebelständen behafteten Abstimmungen durch Aufstehen und Sitzenbleiben zu beseitigen. Der Telegrapheninspector Saigey schlug 1860 dem Senate eine elektrische Abstimmung vor, doch hat er über seinen Plan Nichts veröffentlichtIn Deutschland empfahlen Siemens und Halske in Berlin (schon im J. 1859) die Anwendung elektrischer Abstimmungstelegraphen im preußischen Abgeordnetenhause. Im vorigen Jahre aber wurde mit dieser Firma längere Zeit über die Einrichtung solcher Telegraphen im Sitzungssaale dieses Hauses verhandelt, und zwar sollten dieselben mit Magnetinductoren betrieben werden; eine kurze Schilderung ihrer Handhabung brachte die Gartenlaube (Jahrg. 1874 S. 266). – In Nordamerika tauchte nach eben dieser Quelle 1869 ein Vorschlag zu einem Abstimmungstelegraphen auf.D. Ref.. Darauf schlugen der Telegraphendirector Clérac und der Civilingenieur Guichenot im Januar 1870 die nachfolgend beschriebenen Abstimmungstelegraphen vor, welche 1) der ganzen Versammlung gestatten sollen, der Abstimmung mit den Augen zu folgen und das Ergebniß derselben noch vor dessen Verkündigung zu bemerken, welche 2) die Stimmen sammeln und 3) aufzeichnen sollen, und welche endlich 4) jedem Abgeordneten die Möglichkeit bieten sollen, von seinem Platze aus sich zu vergewissern, ob seine Stimme gezählt und aufgezeichnet wurde. Dies wird theils auf elektromagnetischem, theils auf elektrochemischem Wege ermöglicht. Zu jeder Seite der Rednerbühne befinden sich zwei große Rahmen, welche in soviel von einander ganz unabhängige Fächer eingetheilt sind, als die Versammlung Mitglieder zählt; der eine Rahmen ist für die bejahenden, der andere für die verneinenden Stimmen; jeder Abgeordnete besitzt also zwei Fächer, das eine im Rahmen der „Ja“, das andere im Rahmen der „Nein“; auf seinem Tische aber hat er zwei Tasten oder Knöpfe (t und t' in Fig. 41), welche durch Leitungsdrähte mit den Fächern verbunden sind und ihm gestatten, den Strom der in einem benachbarten Zimmer aufgestellten Batterie nach den Fächern zu entsenden. Das Innere eines Faches ist in Fig. 38 abgebildet. Der Anker A des liegenden Elektromagnetes E hält eine kleine Scheibe v von greller Farbe und einen Arm b fest, welche beide mit einander verbunden sind und sich um die verticale Achse a drehen können. Sobald der betreffende Abgeordnete den Strom durch den Elektromagnet E sendet, so daß dieser seinen Anker A anzieht, läßt letzterer die Scheibe v frei, und dieselbe wird dann durch eine Spiralfeder r in die Lage v' gebracht, in welcher sie durch das Fensterchen f dem Abgeordneten sichtbar ist; gleichzeitig schiebt aber der Arm b, indem er in die Lage b' kommt eine der in dem geneigten Rohre R befindlichen Elfenbeinkugeln nach der Oeffnung l hin, aus welcher sie in dem verticalen Leitungsrohre n nach einem Sammelrohre gelangt, worin alle Kugeln aus demselben Rahmen sich aufschichten, so daß die letzte gefallene Kugel durch ihre Lage die Anzahl der in diesem Rahmen abgegebenen Stimmen ausdrückt. Die Vorderwand der beiden Sammelrohre bildet nämlich eine dicke graduirte Glastafel. Nach der Abstimmung werden alle Scheiben v und alle Arme b, welche ihre Lage geändert hatten, mittels der stehenden Welle D und der daran befindlichen Finger c von außen in ihre frühere Lage zurückgeführt. In jede Röhre R werden bei Beginn der Sitzung 20 Kugeln eingelegt; sie sind alle von gleichem Durchmesser, aber mit der Nummer oder noch besser mit dem Namen des Abgeordneten beschrieben, damit derselbe auch durch die Glastafel sichtbar werde. Die Tasten (t und t' Fig. 41) hat jeder Abgeordnete unter persönlichem Verschluß, etwa mittels Buchstabenschloß. Die französische Kammer hatte im J. 1869, als diese Einrichtung geplant wurde, nur 270 Abgeordnete; ein einziges Sammelrohr konnte da alle Kugeln aufnehmen; jetzt, wo die Nationalversammlung 750 Mitglieder zählt, müßte jeder Rahmen 3 Sammelrohre erhalten, was nur die Unbequemlichkeit im Gefolge hat, daß man die Gesammtzahl der Kugeln derselben Farbe erst durch Addition dreier Zahlen findet. Die Urheber des Planes schlugen daher in ihrem Patente (vom 28. Januar 1870) auch vor, die sämmtlichen Kugeln zu wägen. Diese Einrichtung ermöglicht, die sofortige Angabe der Stimmen „für“ und „wider“; nach der Abstimmung brauchen nur die gefallenen Kugeln herausgenommen zu werden, am Ende der Sitzung aber kann man mit ihrer Hilfe die Abstimmungsliste anfertigen. Auch diese Arbeit, bei welcher noch Fehler gemacht werden könnten, wollten die Erfinder dem Apparate selbst übertragen; derselbe Strom, welcher die Scheibe sichtbar werden und die Kugeln fallen ließ, soll auch mittels einer sehr einfachen elektrochemischen Presse den Namen des Abstimmenden und seine Abstimmung drucken. Auf eine Metallplatte T (Fig. 39) wird dazu vor der Abstimmung ein mit gelbem Blutlaugensalz getränkterUm den Bogen entsprechend feucht zu erhalten, setzt man der Blutlaugensalzlösung etwas salpetersaures Ammoniak zu. Bogen Papier gelegt; darauf klappt man die Platte T auf eine Tafel C aus Horngummi nieder, in welche metallene Stege x (Fig. 40) eingelegt sind; jeder dieser Stege trägt aber auf seiner oberen, mit dem Papier in Berührung kommenden Fläche erhaben den Namen eines Abgeordneten. Jeder Abgeordnete verfügt wieder über zwei Stege, einen eisernen und einen kupfernen, welche mit seinen Tasten „für“ und „wider“ durch Drähte so verbunden sind, daß der Strom durch das getränkte Papier gerade an der Stelle hindurch geführt wird, wo dasselbe den Steg berührt; das Blutlaugensalz zersetzt sich daher, wenn der Strom hindurchgeht, verbindet sich aber sofort mit dem Metall des Steges zu einem neuen Körper, welcher beim eisernen Steg blau, beim kupfernen dunkelbraun gefärbt ist. Die Farbe gibt daher über den Sinn der Abstimmung des Abgeordneten Auskunft, dessen Name in ihr auf dem Bogen gedruckt ist. Man könnte zwar so die sämmtlichen Stimmen für und wider auf demselben Bogen abdrucken; doch erscheint es vorzüglicher, zwei Pressen anzuwenden, die eine für die bejahenden, die andere für die verneinenden. Deshalb blieb man bei der letzteren Einrichtung stehen. Die elektrochemische Presse allein würde schon einen völlig ausreichenden Abstimmungstelegraphen bilden, bei welchem zu einer Abstimmung in einer noch so zahlreichen Versammlung nur einige Minuten nöthig sind. Diese Presse kann aber auch beim Namensaufrufe, bei Auszählung des Hauses, zur Feststellung der sich der Abstimmung Enthaltenden, bei der Wahl der Geschäftsführung und dergl. mehr gebraucht werden. Das getränkte Papier läßt sich mehrere Monate unverändert aufbewahren, es läßt sich also auf lange Zeit hinaus in Vorrath herstellen; nur muß es im Augenblicke seiner Verwendung angefeuchtet werden. Um jeden Irrthum möglichst auszuschließen, wurde auf jedem Tische zwischen die beiden Tasten t und t' (Fig. 41) noch eine kleine Bussole N aufgestellt, deren Nadel sich rechts oder links neigt, je nachdem man mit „ja“ oder „nein“ abstimmt, welche aber sich nur dann bewegt, wenn die Scheibe sichtbar geworden, die Kugel herabgefallen und die Abstimmung in der elektrochemischen Presse abgedruckt worden ist. Wenn dagegen durch einen Zufall die Abstimmung sich nicht vollzieht, so wird der Abstimmende davon dadurch unterrichtet, daß seine Nadel unbeweglich bleibt, und dann kann er dem abhelfen, indem er dem Stimmenzähler Nachricht gibt. Der Stromlauf ist aus Fig. 41 zu erkennen. Der negative Pol der in einem Nebenzimmer aufgestellten Batterie B ist an einem Ausschalter Q auf dem Tische des Präsidenten geführt, welcher mittels dieses Ausschalters den ganzen Apparat der Benützung seitens der Abgeordneten so lange entziehen kann, als nicht eine Abstimmung vorzunehmen ist. Von Q aus führt ein Draht F oder F' nach den Spulen des Elektromagnetes E oder E' und dann nach der auf die Scheibe v oder v' wirkenden Spiralfeder r oder r'; ein anderer Draht f oder f' läuft von Q nach der Platte T oder T' der elektrochemischen Presse, und der den Namen des betreffenden Abgeordneten tragende Steg ist durch einen Draht k oder k' mit einer Contactschraube s oder s' verbunden, auf welche sich die sichtbarwerdende Scheibe v oder v' auflegt; von der Achse dieser Scheibe führt ein Draht d oder d' weiter durch die eine oder andere Windung der Bussole N hindurch nach den Tasten t und t'; die Contactständer e oder e' dieser Tasten endlich setzt ein Draht mit dem positiven Batteriepole in Verbindung. Drückt also der Abgeordnete z.B. die linke Taste t, so geht der Strom von e und t durch N in d nach v und r durch E in F nach Q und zur Batterie B zurück; E zieht seinen Anker A an, macht so die Scheibe v frei, und diese legt sich auf die Stellschraube s; der während der Bewegung der Scheibe v unterbrochene Strom ist nun wieder geschlossen, geht aber jetzt von v in k durch die elektrochemische Presse und von T in f nach Q und zur Batterie B zurück; weil der Elektromagnet E (mit dem verhältnißmäßig großen Widerstande von 100 bis 150 Einheiten der British Association) jetzt aus dem Stromkreise ausgeschaltet ist, und weil der Widerstand in der Presse fast Null ist, so hat der Strom jetzt eine weit größere Stärke und vermag nun auch die Nadel der Bussolle N abzulenken, welche bisher still stand, weil die Bussole nur wenige Windungen enthält. Man läßt den Strom erst durch den Elektromagnet und dann durch die Presse gehen, damit er an beiden Stellen möglichst kräftig wirkt. Eine Batterie von 6 Elementen von Marié-Davy (großes Modell) reicht für 6 Plätze aus; für die 750 Abgeordneten sind also 750 Elemente nöthig. Bei geheimen Abstimmungen braucht man nur die Rahmen durch Vorhänge zu verdecken und die herabgefallenen Kugeln beim Herausnehmen derselben aus den Sammelrohren unter einander zu mengen. In der Presse aber ersetzt man die Stege mit dem Namen durch Stege ohne NamenEinfacher wäre es wohl, anstatt des mit Blutlaugensalz getränkten Bogens hierbei einen mit reinem Wasser benetzten in die Presse einzulegen.D. Ref. was durch eine besondere Einrichtung augenblicklich geschehen kann. Am 8. März 1874 überreichte der Telegraphenbeamte E. A. Jacquin der Nationalversammlung einen Vorschlag, welcher jenem von Clérac und Guichenot sehr ähnlich ist, nur daß die Abstimmung nicht vor den Augen der Versammlung vor sich geht und die Aufzeichnung auf so vielen Blättern erfolgt, als Reihen von Fächern vorhanden sind. Jeder Abgeordnete hat wieder zwei Tasten auf seinem Tische und drückt die rechte oder linke, je nachdem er mit „ja“ oder „nein“ stimmen will; die Tasten können in einem mittels eines Schlüssels verschließbaren Pulte angebracht werden. Zu jeder Taste gehört ein im Grunde des Sitzungssaales, nahe bei der Geschäftsführung, aufgestellter Behälter von Kugeln, welcher beim Drücken der Tasten je eine Kugel fallen läßt; die weißen und die blauen Kugeln sind in getrennten Räumen aufgeschichtet. Die Kugeln fallen daraus in Trichter und gelangen, der Schwere folgend, in sich verzweigenden Röhren in zwei Urnen. Da alle Kugeln (von Elfenbein oder Glas) genau gleiches Gewicht haben, so braucht man am Ende der Abstimmung blos die beiden Urnen zu wägen, um das Ergebniß der Abstimmung zu erfahren. Darauf entleert man durch eine einzige Umdrehung einer Welle alle jene Behälter, welche nicht arbeiteten, und erfährt so die Zahl der Abwesenden und der sich der Abstimmung enthaltenden. Gibt man jeder Kugel eine Decimaleinheit (z.B. 10g) als Gewicht, so braucht man keinen Rechenknecht, um aus dem Urnengewichte die Stimmenzahl zu finden; das Gewicht der leeren Urne wird natürlich im Voraus tarirt. In jedem Behälter wird außerdem bei jeder Abstimmung automatisch ein Punkt auf je zwei kleine Papierstreifen gemacht, welche vor der Sitzung eingeführt, nach der Sitzung herausgenommen und nummerirt neben einander geleimt werden und dann in den unter einander liegenden horizontalen Zeilen ein vollständiges Bild sämmtlicher Abstimmungen geben. Die Batterie enthält für jeden Abgeordneten 2 Elemente (Leclanché, kleines Modell), welche in einem mit der Nummer dieses Abgeordneten bezeichneten Kasten stehen; vom positiven Pole läuft ein Draht nach dem Elektromagnet des Empfängers und von da nach dem Ambosse der Taste im Pulte des Abgeordneten; der negative Pol steht durch einen Draht mit dem Tastenhebel in Verbindung, welchen eine Feder in geringem Abstande über dem Ambosse erhält. Durch den Druck auf einen äußeren Knopf legt sich der Hebel auf den Ambos und schließt den Strom, ganz ähnlich wie bei den elektrischen Klingeln. Im Empfänger geht der Strom durch den Elektromagnet E (Fig. 42), dessen Anker p auf einem Auslöshebel L sitzt, welcher als Drehachse zwei Schraubenspitzen a und a' in der Gabel H auf der Säule D besitzt und für gewöhnlich durch die Spannfeder z auf die Stellschraube v an der Säule F aufgelegt wird. Auf dem doppelt schneidenförmigen Ende g dieses Hebels L ruht das schnabelförmige Ende n einer auf zwei Schraubenspitzen e und e' in zwei Säulen G und G' gelagerten Schaufel c; zieht der Elektromagnet E seinen Anker p an, so geht die Schaufel c herab und läßt dabei die in ihr liegende Kugel in den Trichter t fallen, woraus dieselbe in die Urne rollt. Bei U (in der Figur jedoch nicht sichtbar) liegt in einer Führung zwischen den Säulen G und G' eine horizontale Platte, welche mit einem Streifen Papier überzogen wird, damit eine an der Schaufel sitzende Schreibspitze beim jedesmaligen Herabfallen der Schaufel einen Punkt in den Papierstreifen macht. Der Streifen ist im Voraus querüber in Abschnitte mit je drei Feldern getheilt, und zwar sind die ersten Felder dieser Abschnitte für die Abstimmung selbst, die zweiten für die Gegenprobe, die dritten endlich für Stimmenthaltung bestimmt; nach der Abstimmung, aber vor der Gegenprobe, wird der Streifen in sämmtlichen Apparaten um ein Feld verschoben, ebenso nach der Gegenprobe und vor Ermittelung der Stimmenthaltungen; stimmt also der Abgeordnete mit ab, so muß der eine seiner Streifen den Punkt in dem ersten, der andere in dem zweiten Felde zeigen, je nachdem er mit „ja“ oder „nein“ stimmt, die dritten Felder dagegen zeigen keinen Punkt; bei den Abgeordneten endlich, welche sich der Abstimmung enthalten, bleiben die beiden ersten Felder unpunktirt, die beiden dritten aber werden punktirt. Hat endlich ein Abgeordneter aus Versehen falsch abgestimmt, so drückt er bei der Gegenprobe dieselbe Taste, deshalb bleiben die zweiten Gelder beider Streifen leer und das dritte Feld desjenigen Streifens, auf welchem bei richtiger Abstimmung der Punkt im ersten Felde erschienen wäre, enthält einen Punkt. Schematisch zeigt dies nachstehendes Tabellchen. Textabbildung Bd. 217, S. 118 Namen der Abgeordneten; A; B; C; D; E; Erste Abstimmung; Abstimmung; Gegenprobe; Ja; Nein; Enthalten Abwesend.; Ja. u. Nein (unglitig); Nein irrthüml.; Abwesend*; Zweite Abstimmung. *Oder Enthalten. Die Streifen einer ganzen Abtheilung von Empfängern sind auf derselben Platte U befestigt. Uebrigens reichen die sämmtlichen Platten mit dem einen Ende zwischen ein System von verticalen Stäben hinein, welche mit sich paarweise entsprechenden Löchern versehen sind; man befestigt sie durch Schrauben, so daß man zur rechten Zeit nur die Stäbe um ein Stück fortzuschieben braucht, um die Streifen aller Empfänger um ein Feld fortzurücken; dazu aber ist das System von verticalen Stäben mit einer Zahnstange ausgerüstet, in welche ein vom Motor aus in Umdrehung versetztes Getriebe eingreift. Wollte man die Schaufeln sämmtlicher Empfänger mit der Hand mit Kugeln füllen, so würde dies viel Zeit kosten. Daher wurde hinter jeder Abtheilung von Empfängern eine horizontale, zu der Linie, in welcher die Achsen der Schaufeln c (Fig. 42) liegen, parallele Achse A angebracht; auf dieser sitzt zunächst gegenüber jeder Schaufel ein Doppelarm EE' und zwar in derselben Ebene mit einem an der Schaufel angebrachten Daumen x; ist die Schaufel herabgefallen, und man läßt dann die Achse A eine halbe Umdrehung machen, so wirkt der Arm E oder E' (abwechselnd) so lange auf den Daumen x, bis die Schaufel c mit dem Schnabel n etwas über das Ende g des Hebels L gehoben ist; das Ende g geht dabei ein wenig mit in die Höhe, wird dann aber von der Spannfeder z wieder auf die Schraube v gelegt, und nun legt sich der Schnabel n auf die obere Fläche von g. Es muß jetzt nur noch eine Kugel in die Schaufel c gelegt werden. Auf der Achse A sitzt ferner ein Getriebe R, welches in das auf die zu A parallele Welle B aufgesteckte Zahnrad R' eingreift; die Welle B trägt ferner ein Zellenrad K, welches sich innerhalb einer feststehenden Trommel T so umdreht, daß seine Scheidewände an der inneren Trommelwand hinstreifen; in jeder Zelle ist Raum für eine einzige Kugel. Die Trommel T besitzt oben und unten ein cylindrisches Loch o und o'; beim Füllen der Trommel mit Kugeln schließt man das untere und legt dann in jede der (12) Zellen eine Kugel durch das Loch o', indem man dabei natürlich das Zellenrad umdreht; öffnet man das Loch 0 wieder, so fällt die erste Kugel in die Schaufel c herab; nach deren Verwendung bei der ersten Abstimmung aber macht die Achse A eine halbe Umdrehung und dreht dabei durch R und R' das Zellenrad K um eine Zelle weiter, und es fällt eine frische Kugel in die inzwischen wieder aufgestellte Schaufel c herab. Nach jeder Abstimmung müssen die noch in den Schaufeln befindlichen, nicht verbrauchten Kugeln aus dem Apparate entfernt werden, weil diese die nächste Abstimmung fälschen würden. Zu diesem Behufe ist ein runder Tisch aus hartem Holze vorhanden, in dessen horizontaler Platte auf der Oberseite zwei durch eine stehengebliebene Leiste von einander getrennte Furchen entlang dem ganzen Umfange laufen. In jeder Furche liegt querüber eine der Anzahl der Empfänger gleiche Anzahl von kleinen, gegen einander isolirten Platten aus Metall (Kupfer); die in demselben Halbmesser liegenden beiden Platten in beiden Furchen bilden ein Paar, und jedes Paar steht durch Leitungsdrähte mit den Klemmschrauben eines Empfängers in Verbindung; streicht man daher mit einem kleinen Griffel, dessen zwei metallene, jedoch gegen einander isolirte Schenkel mit den beiden Polen einer Batterie verbunden sind, durch die beiden Rinnen hindurch und berührt so nach und nach alle Paare, so geht der Strom nach einander durch alle Empfänger und entleert die noch nicht entleerten. Als Griffel dient ein kleiner Wagen, welcher an einem über dem Tische befindlichen horizontalen Arme befestigt ist, sich mittels einer Kurbel und einer Achse in der Mitte des Tisches drehen läßt und bei einem Umlaufe die Entleerung veranlaßt. Als Motor benützt man Gewichte oder Handkurbeln. Man könnte auch eine elektromagnetische Maschine aufstellen, für welche die ganze Batterie stets, mit Ausnahme der kurzen Zeit der Abstimmung selbst, zur Verfügung stehen würde. Durch Hilfsvorrichtungen werden vollzogen die Numerirung der Kugeln, die rasche Controle der durch die Wägung gelieferten Angaben mittels eines Zählers u.s.w. Der Telegraph für eine Versammlung von 700 Mitgliedern würde etwa 4cbm Raum erfordern; die Aufstellungskosten würden sich auf 60000 Franken belaufen, die Unterhaltungskosten nur gering sein. Trotz der großen Zahl von (1500) Elektromagneten können die Abstimmungstelegraphen einfach und sicher arbeiten, weil kein Elektromagnet von den anderen abhängig ist; wollte man sich aber durch diese Zahl und die ihr entsprechende Höhe der Anlagekosten abschrecken lassen, so bliebe immer noch die Anwendung der viel billigeren elektrochemischen Presse übrig. Eben so wenig fallen gegenüber der großen Zeitersparniß und Arbeitsverminderung die Einwände ins Gewicht, daß 1) die neue Abstimmungsweise eine Abänderung der jetzigen parlamentarischen Gewohnheiten nach sich ziehen müsse, daß sie 2) den Abgeordneten derselben Partei eine Verabredung unter einander über die Abstimmung erschwere, und daß sie 3) den Abgeordneten, welche sich durch die Debatten noch nicht über ihre Abstimmung klar geworden seien, nicht so lange Bedenkzeit gewähre wie die bisherige Abstimmungsweise. Letztere beide Einwände ließen sich einfach dadurch beseitigen, daß der Vorsitzende vor jeder Abstimmung und für dieselbe je nach deren Wichtigkeit 10 bis 20 Minuten frei gibt. Unsere Quelle ergänzt diese Mittheilungen nach dem Bulletin de l'Association scientifique de France folgendermaßen. J. Morin hatte sich bei seinem Abstimmungstelegraphen die Aufgabe gestellt, die lange und peinliche Arbeit und den großen Zeitaufwand bei der jetzigen Abstimmungsweise zu vermindern. Er fertigte ein Modell für 12 Abgeordnete; dasselbe enthielt einen Rahmen mit 12 runden Oeffnungen unter den Namen der Abgeordneten; von jeder dieser Oeffnungen liefen Drähte nach dem Platze des betreffenden Abgeordneten. Darunter befanden sich zwei kleine Oeffnungen, welche während der Abstimmung durch Deckel verschlossen waren, wogegen am Ende derselben die Deckel verschwanden, und die Zahl der Stimmen „für“ und „wider“ in diesen Oeffnungen sichtbar ward. Drückte der Abgeordnete den einen oder den anderen von zwei verschiedenfarbigen Knöpfen auf seinem Tische, so erschien in der Oeffnung unter seinem Namen eine mit dem gedrückten Knopfe gleichfarbige Scheibe und verschloß die Oeffnung; das Erscheinen der einen Scheibe machte aber ein nachträgliches Erscheinen der anderen, also eine doppelte Abstimmung, unmöglich. Hatte sich der Vorsitzende überzeugt, daß Jederman abgestimmt hat, so drückte er einen besonderen Knopf auf seinem Tische, und die Maschine begann sofort das Addiren. Bei diesem Geschäfte wurden durch eine höchst sinnreiche Einrichtung die Weißen von den Schwarzen gesondert, und die dadurch gefundenen beiden Summen erschienen in den beiden unteren dafür bestimmten Oeffnungen am Nahmen, deren Deckel in diesem Augenblicke verschwanden. Sowie der Vorsitzende die Maschine addiren ließ, entzog sich jedem Abgeordneten die Füglichkeit, abzustimmen; keiner konnte daher die Addition stören. Auf der Rückseite der Maschine befand sich ein Satz Nadeln, deren jede einer Oeffnung entsprach und die Abstimmung nach deren Vollzug auf ein dazu vorbereitetes Blatt zu drucken befähigt war. Ein an der Seite der Maschine angebrachter Hebel gestattet, Alles in den Anfangszustand zurückzuversetzen und augenblicklich für eine neue Abstimmung bereit zu machen. Falls eine geheime Abstimmung nöthig war, konnte man durch eine sehr einfache Vorrichtung mit einem Schlage die Namen vom Rahmen verschwinden lassen und die Oeffnungen auf mehrere verschiedene Weisen unter die Abgeordneten vertheilen, so daß Niemand die jedesmal gewählte Vertheilung zu errathen vermochte. Der Erfinder gibt an, daß bei 750 Abgeordneten jede Abstimmung nur 1 Minute erfordern würde. Die vollständige Maschine würde 100 Franken für jeden Abgeordneten kosten. Schon im J. 1849 hat Oberst Martin de Brettes der Nationalversammlung den Plan zu einem Abstimmungstelegraphen vorgeschlagen, welcher autographirt und damals in mehreren Zeitschriften wieder abgedruckt worden ist. Der später vervollkommnete und vereinfachte Apparat, mittels dessen die Abstimmung vollzogen und die abgegebenen Stimmen angezeigt, autographirt und controlirt werden sollten, enthielt außer den elektrischen Leitungen und Batterien einen Zeichensender, Zeichenempfänger, einen autographischen Apparat und einen mechanischen Controlapparat. Der Zeichensender, mittels dessen abgestimmt wurde, hatte auf dem Pulte jedes Abgeordneten zwei Tasten, eine weiße für „ja“ und eine schwarze für „nein“. Alle Pulte waren numerirt und mittels eines Schlüssels verschließbar. Die Abstimmung erfolgte durch Niederdrücken einer Taste, wodurch ein nach dem Zeichenempfänger führender Stromkreis geschlossen wurde. Der Zeichenempfänger bestand aus zwei Rahmen zu beiden Seiten des Vorsitzenden; jeder Rahmen enthielt so viel Fenster, als Abgeordnete vorhanden waren, und die elektrischen Ströme machten die für gewöhnlich die Fenster verschließenden leichten Schirme verschwinden und ließen so die Nummern derjenigen Pulte sichtbar werden, welche jene Ströme sendeten. Die nach jedem Rahmen geführten elektrischen Leitungen liefen aber auch weiter nach einem Druckapparate. Der autographische Apparat bestand aus zwei Druckapparaten, einen für die „ja“ und einen für die „nein“; in jedem von beiden veranlaßten die Ströme auf einem entsprechend abgetheilten Papiere den Aufdruck einer Marke, der Nummer oder des Namens des Abgeordneten. Eine einzige Batterie von wenig Elementen dürfte bei Benützung von Zweigströmen mit Schließungskreisen von gleichem Widerstande zum Betrieb ausreichen; sie könnte so eingerichtet werden, daß die Zink und Kohlen sämmtlicher Elemente in die Erregungsflüssigkeit eingetaucht und aus derselben ausgehoben werden können. Der mechanische Controlapparat ließ stets eine Kugel von der Farbe des niedergedrückten Knopfes fallen und in den für diese Farbe bestimmten Zählraum laufen. Vor jeder Abstimmung läßt der Vorsitzende die Vorhänge vor den beiden Rahmen nieder, taucht die Batterie ein und setzt die autographischen Apparate in Bereitschaft; darauf drückt jeder Abgeordnete auf denjenigen seiner beiden Knöpfe, welcher seine beabsichtigte Abstimmung bewirkt; dann hebt der Vorsitzende die Batterie wieder aus, und Niemand kann mehr stimmen. Nun werden bei namentlicher Abstimmung die Vorhänge gelüftet, die Nummern der Stimmen für und wider abgelesen und aus einem Buche die zugehörigen Namen entnommen. Die automatisch bedruckten Blätter geben ebenfalls die Nummern und Namen der für und wider Abstimmenden; dies dient als erste Controle, eine zweite liefert der automatische Controlapparat durch seine numerirten Kugeln. Der minderwichtige Zeichenempfänger und selbst der bei automatischer Aufzeichnung der Stimmen überflüssige mechanische Controlapparat könnten wegbleiben und dann schrumpft das Ganze zu einem autographischen Abstimmungsapparate zusammen. E–e.

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