Titel: | Erfahrungen über Dampfkesselbetrieb; von R. Weinlig. |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 167 |
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Erfahrungen über Dampfkesselbetrieb; von
R. Weinlig.
Weinlig, Erfahrungen über Dampfkesselbetrieb.
Der Magdeburger Verein für Dampfkesselbetrieb (Director R. Weinlig) veröffentlichte kürzlich seinen vierten Geschäftsbericht, aus
welchem Referent die nachstehenden interessanten Mittheilungen entnimmt.
Ueber Blechstärken macht der Bericht die zwar bekannte,
aber leider noch immer nicht allgemein gewürdigte Bemerkung, daß in Folge der
verschiedenen Festigkeit der vorkommenden Bleche die empirische Benützung von
Tabellen oder Formeln über Blechstärken von Gefäßwänden sehr problematisch und
ebenso falsch sei, wie die Vergleichung der angewendeten Blechstärken bei gleichen
Dampfspannungen und Größenverhältnissen ohne Rücksicht auf Nietung und
Eisenqualität. Der Berein empfiehlt daher die Bleche vor der Verwendung zu prüfen
und weist auf die zahlreichen Versuche von Kirkaldy,
Bauschinger
J. Bauschinger: Mittheilungen aus dem mechanisch
technischen Laboratorium der k. polytechn. Schule in München. Verlag von
Theod. Ackermann. München 1873 und
1874. u.a. hin, welche Veranlassung genug ergeben, die Festigkeit der
Bleche geringer anzuschlagen, als man gewöhnlich anzunehmen pflegt.
Um eine gleichmäßige Beurtheilung zu ermöglichen, hat der Verein bestimmte Normen für
verschiedene Blech- und Eisenqualitäten und deren Prüfung aufgestellt und als
durchschnittliche Festigkeit angenommen für:
Feuerbleche
34k resp.
30k
pro
1qmm
Qualität I
32 „
28 „
„
Qualität II
29 „
26 „
„
je nachdem das Blech in der Lang- bezieh. in der
Querfaser beansprucht wird. (Die Bezeichnungen: Feuerblech, I und II entsprechen den
alten Bezeichnungen Lowmoor, best best und best.) Ferner wird angenommen, daß zu Mantelblechen und
Stirnwänden sowie zu den über 1m vom Rost
entfernten Schüssen der Feuerröhren Bleche von II. Qualität, wenn erwünscht oder
durch Preisdrückung hervorgerufen, zulässig sein sollen. In allen anderen Fällen
wird es dringend empfohlen, zu Feuerrohren und bei UnterfeuerungUuterfeuerung zu den untersten Platten nur Bleche I. Qualität zu wählen. Zu den
Feuerblechen selbst ist Blech I. Qualität zulässig, aber eine besondere (Holzkohlen
oder Feinkorn) Qualität dringend empfohlen. Zu Domen- und Verbindungsstutzen
ist nur Blech I. Qualität zu nehmen.
Zur Bestimmung der Blechstärken werden vereinsseitig die Versuche von Kirkaldy über die Festigkeit der Nietnähte zu Grunde
gelegt, nach welchen
bei Maschinenarbeit
bei Handarbeit
einfache Nietnähte
nur ca. 39 Proc.
38 Proc.
doppelte
„
59 „
56 „
einfache Nietnähte mit Laschen
56 „
doppelte
„ „ „
64 „
der Festigkeit des vollen Bleches besitzen, wobei Bleche von
12 bis 13mm Dicke versucht wurden. (Fairbairn's Versuche bei 7mm Dicke des Bleches haben bei einfacher
Nietnaht 56, bei doppelter 70 Proc. der Festigkeit des vollen Bleches ergeben und
bedürfen sonach wohl einer Berichtigung.) Es ist demnach die Blechstärke bei
bekannter Festigkeit des Bleches für einen gegebenen Kesseldurchmesser und
Dampfdruck leicht zu
bestimmen, und wird vereinsseitig festgestellt, daß in der Langnath, dem in der
Regel schwächsten Theile des Kessels, eine vierfache Sicherheit
vorhanden soll.
Zur Bestimmung der Minimalwandstärken weiter Röhren (welche äußerem Drucke ausgesetzt
sind) dient bei Blechen I. Qualität vorläufig die (Piedboeuf'sche) Formel:
d = 1,8 Dn + 4mm
(Bleche II. Qualität 1mm
stärker),
wobei d die Blechdicke in
Millimeter, D den Durchmesser in Meter, n die Zahl der Atmosphären Dampfspannung bezeichnen. Die
Feuerbleche sind dabei stets 1mm dicker zu
nehmen. Jedes Feuerrohr muß außerdem, falls es über 4m lang ist, mindestens einen, bei größerer
Länge entsprechend mehr Versteisungsringe und, wenn es über 6m lang ist, gegen Austrieb und Durchbiegung
allemal möglichst in der Mitte eine angemessene Unterstützung erhalten.
Was der vorliegende Bericht über die Economisers sagt,
kann Referent nicht unbedingt billigen. Seiner Ansicht nach sind diese nur bei bestehenden, nicht rationell arbeitenden Kesselanlagen
– und zwar nur dort, wo kein Platz für Zustellung von Kesseln vorhanden ist
– allenfalls als ökonomisch zu empfehlen. Immer aber dürfte sich bei dem so
hohen Preise der Economisers vor Anschaffung genaue Calculation und eingehende
Prüfung aller maßgebenden Umstände durch einen Sachverständigen empfehlen. Denn die
so gerühmte Ausnützung der abgehenden Gase zur Vorwärmung des Kesselwassers kann
sehr leicht auf Kosten des Zuges geschehen und dann Nachtheile statt Vortheile
bringen. Neue Anlagen, entsprechend angeordnet, benöthigen nicht des Economiser als
Vorwärmer.
Auch mit den Bemerkungen über Roste stimmt Referent mit
dem Berichte nicht überein. Letzterer empfiehlt über den Rosten, dem Heizerstand,
eine Bühne zu bauen, die Kohle auf dieselbe zu schaffen und von hier durch Rümpfe
auf die Roste gelangen zu lassen. Am bequemsten sei dies bei Treppenrosten, deren
Beschickung continuirlich weitergeht, während beim Planrost ein Schieber
eingeschaltet ist, welcher beim Beschicken vom Heizer gezogen werden muß. Eine
solche Anordnung erscheint aber speciell bei Planrosten verwerflich, da der Heizer
dadurch die Herrschaft über das Feuer verliert und der Rost höchst schwierig
gleichmäßig zu beschicken ist. Bei Treppenrosten, welche in der gewöhnlichen
Anordnung ohnedies den bekannten Uebelstand haben, daß man das Feuer nicht nach
Belieben forciren kann, wirkt eine solche Bühne nicht so verderblich.
Warum dort, wo Braunkohlen und Steinkohlen, oder Gemische von Torf und Steinkohlen
benützt werden, nur ein Planrost dienen kann, leuchtet dem Ref. auch nicht ein, und
gibt der Bericht hierüber keine weiteren Erklärungen. Ebenso wenig kann für die
unbedingte Anwendung der Innenfeuerung eingetreten werden, wie diese der Verein unter allen Umständen, wo man auf Steinkohlen allein
angewiesen ist, empfiehlt.
Der Verein hat durch Dr. Zerener in Magdeburg Analysen einer Anzahl
Kohlen ausführen lassen, deren Resultate zum Schluß hier noch angeführt werden
mögen.
Kohlengrube
Kohlenstoff
Wasserstoff
Sauerstoff
Asche
HygroskopischesWasser
Bemerkungen
1. Steinkohlen.
Dahlbusch
78,430
5,830
6,440
8,200
1,100
Förderkohle
Kurl
83,330
5,650
3,760
5,560
1,700
Stückkohle
Rhein-Elbe
78,173
5,234
7,944
6,849
1,800
Förderkohle
Holland
82,678
5,567
6,314
3,541
1,900
Stückkohle
Alma
80,637
5,956
6,269
5,638
1,500
Förderkohle
Auldton (Glasgow)
75,922
5,967
8,353
4,117
5,641
„
Newcastle
71,337
5,044
9,786
8,743
5,090
„
Westhartley (main steam small
coals)
65,258
5,483
11,520
13,330
4,409
„
schlackt stark
Neu Essen
71,380
4,920
10,700
11,400
1,600
„
Königsgrube
73,369
4,429
15,684
4,718
1,800
Viel Schwefelkies
2. Braunkohlen.
Böhmische, Duxer
49,6
4,26
18,11
7,13
20,89
Kleinkohle, gesiebt
Maria, Atzendorf
39,43
3,88
13,41
7,41
35,87
Frische Förderkohle
Joh. Henriette, Unseburg
36,93
2,89
13,63
6,32
40,23
Förderkohle
Joh. Henriette, Preßkohle
31,16
2,60
16,35
5,24
44,15
Preßkohle
Concordia, Nachterst
34,47
3,11
13,98
6,34
42,08
Förderkohle
Sophie, Wolmirsleben
32,00
3,00
10,03
8,00
46,70
„
Sophie, Wolmirsleben
39,445
2,473
13,907
4,775
39,15
Knorpel
Carl, Förderstedt
28,64
1,83
13,55
6,37
46,60
Förderkohle
Glückauf, Völpke
35,51
2,86
13,10
6,37
44,15
„
Bertha, Hamersleben
30,349 33,344
3,21 3,282
12,995 9,014
7,316,56
46,225 47,800
„ „