Titel: | Tiefbrunnenpumpen-Anlage für kleine Wassermengen; von E. Blum. |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 198 |
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Tiefbrunnenpumpen-Anlage für kleine
Wassermengen; von E.
Blum.
Mit Abbildungen auf Taf.
V [a.b/1].
Blum's Tiefbrunnenpumpen-Anlage für kleine
Wassermengen.
Bei Anlage der von der Berlin-Anhaltischen
Maschinenbau-Actien-Gesellschaft gebauten Lehmann'schen Luftmaschinen
zum Betriebe von Pumpwerken in tiefen Brunnen stellte sich Verfasser die Aufgabe,
die Pumpenanlage so herzustellen, daß die Reibung eine möglichst geringe sei. Denn
es ist ersichtlich, daß bei Anlagen, bei denen eine 1/3pferdige Luftmaschine
angewendet wird, während die Brunnentiefe 20m und die Gesammthubhöhe 40m
beträgt, jede überflüssige Reibung gleich einen sehr großen Bruchtheil der
verfügbaren Kraft absorbirt. Hierzu kommt noch, daß für derartige Anlagen, welche
meistens für Privatzwecke dienen, nur Brunnenkessel von geringem Durchmesser (1m,0 bis 1m,5) zur Verfügung stehen, in welchen
außerdem gewöhnlich noch ein hölzernes Brunnenrohr zum Wirthschaftsgebrauch
angebracht ist.
Unter diesen Umständen ist eine compendiöse Anordnung geboten, und ist eine solche in
ihrer allgemeinen Disposition in Fig. 6 und 7 dargestellt. Es sind
eine Maschine von 1e und eine Pumpe von
105mm Bohrung zu Grunde gelegt. Die
Pumpe selbst, eine doppeltwirkende Californiapumpe mit stehendem Cylinder, ist in
Fig. 8 und
9 in ihren
Details dargestellt und bedarf keiner weiteren Beschreibung. Zu erwähnen ist nur,
daß die Kolbenstange in einer oberen Führung geleitet wird, welche an der Pumpe
angebracht ist.
Das Gestänge, welches geradlinig auf- und abgeht, greift mittels einer Gabel
um den Führungsbock der Pumpe herum und ist mittels eines Kreuzkopfes mit der
Pumpenkolbenstange verbunden. Die directe Verbindung des Gestänges mit der
Kolbenstange wurde deswegen vermieden, weil der Drehpunkt dem Gestänge etwas
Nachgiebigkeit bei Veränderungen im Brunnenkessel gestattet, welche bei tiefen
Brunnenkesseln sehr leicht durch Senkungen entstehen. Das Gestänge selbst ist aus
Gasrohr hergestellt und geht an dem oberen Ende in eine massive runde Führungsstange
über. Diese Stange führt sich in einer Metallbüchse, welche auf einem im
Brunnenkessel befestigten Winkeleisen gelagert ist. Das Gasrohr dagegen ist zwischen
Rollen geführt, welche ebenfalls auf Winkeleisen gelagert sind, und welche sich in
einem Abstande von 3 bis 5m
wiederholen.
Die Umwandlung der rotirenden Bewegung des oberen Vorgeleges in die geradlinig
auf- und abgehende des Gestänges wird durch die obere Pleuelstange
vermittelt, welche gabelförmig um die obere Führung greift.
Um dem Gasrohre die erforderliche Steifigkeit zu geben, wird dasselbe an den
Stoßstellen durch eingeschaltete kurze Rundeisenstücke verbunden, welche in jedem
Rohrende doppelt verbohrt werden. Diese Verbindung hat sich vortrefflich bewährt, da
bei sorgfältigem Einpassen der Rundeisenstücke und bei achtsamem Verbohren die
Verbindung sich gar nicht losrütteln kann. Es ist ferner dadurch, daß die
Lagerböckchen für für die Rollenführungen erst an Ort und Stelle auf die Schienen
aufgebohrt werden, ein genaues Einstellen der Rollen, und somit eine exacte Führung
des Gestänges zu ermöglichen. Außerdem bietet das Gasrohr den Vortheil, daß es bei
großer Steifigkeit ein geringes Gewicht hat, und demgemäß leicht ausbalancirt werden
kann. Das Contregewicht wird an der Riemenscheibe des Antriebsvorgeleges
angebracht.
Unter allen Umständen müssen jedoch sämmtliche Theile, auf denen Lager und Führungen
befestigt sind, aus Eisen sein, da in dem feuchten Brunnen Holzbalken sich zu leicht
werfen, in Folge dessen ein Ecken und Klemmen des Gestänges unausbleiblich ist. Auch
die Pumpe selbst wird auf eiserne I-Träger gestellt, welche in dem Brunnen
vermauert werden.
Zu der Pumpe muß man bequem mit einer Leiter herunter gelangen können, und werden
hierzu stets der Raumersparniß; wegen eiserne Leitern angewendet, welche in Fig. 6 und im
Grundriß Fig.
10 angedeutet sind. Auch sollen die Rohre im Brunnen unbedingt
Flanschenrohre sein, damit man jederzeit leicht zu den Verbindungen zukommen
kann.
An Ende des Saugrohres ist ein Fußventil mit Saugekorb (Fig. 11 und 12)
angebracht, dicht über der Pumpe ein Rückschlagventil (Fig. 13 und 14), damit bei
einem Nachsehen der Pumpe sich das Druckrohr nicht entleert.
Pumpenanlagen, welche in der vorstehend beschriebenen Weise angeordnet sind, arbeiten
in großer Zahl und haben sich sehr gut bewährt; vor Allem eignen sie sich, durch
Beschränkung der Reibung auf ein Minimum, vorzüglich zum Betrieb durch kleine
Motoren.
Verfasser hatte bei Verwendung kleiner Motoren oft vorhandene Pumpwerke mit jenen zu
verbinden und hat stets gefunden, daß solche vorher durch Menschenkraft betriebene
Pumpwerke eine ganz bedeutende Kraft allein zum Leergange gebrauchen, und es soll
daher diese Veröffentlichung nur als ein Versuch betrachtet werden, einer
Construction Eingang zu verschaffen, welche auch mit kleinen Kräften rechnet. Bei
der rapiden Verbreitung der Luft- und Gasmaschinen wird es allmälig zum
Bedürfniß, auch die durch dieselben getriebenen Arbeitsmaschinen speciell für den
Betrieb durch kleine Kräfte umzuconstruiren, und es ist ein gedeihliches Arbeiten
dieser Motoren nur dann denkbar, wenn auch passende Arbeitsmaschinen für die
Hauswirthschaft und die Kleinindustrie construirt werden. (Nach der Zeitschrift des Vereins
deutscher Ingenieure, 1875 S. 331.)