Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, Nr. , S. 178 |
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Miscellen.
Miscellen.
Einfache Regel zur annähernden Berechnung der Kosten eines
gemauerten Schornsteines.
Einem längeren Artikel über Schornsteinconstruction von E. Hotop in der Deutschen Töpfer- und Ziegelzeitung, 1875 S. 52
entnehmen wir eine sehr einfache Methode zur Berechnung der Kosten normal
construirter Schornsteine, welche einem speciellen Voranschlage an Genauigkeit
gleichkommen soll.
Um nämlich den Betrag in Mark zu finden, multiplicire man die Höhe in Meter mit der
lichten Weite in Centimeter und dann mit 1,25.
Beispielsweise würde ein Schornstein von 45m
Höhe und 1m,75 lichter Weite kosten:
45 × 175 × 1,25 = 9843,75 M.
Dieser Einheitssatz von 1,25 M. entspricht Berliner Verhältnissen; aber es wird
leicht sein, für einen anderen Ort den verhältnißmäßigen Preissatz zu bestimmen.
Wünsche's
Maßstab-Theilmaschine.
Die Maßstab Theilmaschine von Wünsche in Herrnhut, welche
auf der heuer in Dresden abgehaltenen sächsischen Industrieausstellung zu sehen war,
erinnert nach der Deutschen Industriezeitung, 1875 S. 327, in ihren arbeitenden
Theilen an die Shapingmaschine, welche mit Herstellung paralleler Schnitte durch
einen hin und her bewegten Stahl ein zur Seite bewegtes Arbeitsstück nach und nach
mit einer ebenen Fläche versieht. Der Stahl ist aber hier zu einem Reißer
umgestaltet, welcher bei jeder Umdrehung der Maschine einen scharfen Strich in das
darunter liegende Arbeitsstück macht. Während nun nach jeder Umdrehung der Tisch der
Shapingmaschine durch eine darin liegende Schraube verstellt wird, ist hier zur
Erlangung größter Genauigkeit im Vorschub ein Sperrrad angebracht, welches nach
jedem Zuge, welchen der Reißer gemacht hat, um ein oder zwei Zähne weiter geschoben
wird. Dieses Sperrrad bleibt bei allen Arten Theilungen, welche gefertigt werden, in
der Maschine stehen, und trotzdem kann die Fortrückung des Schlittens nach allen
beliebigen Verhältnissen erfolgen, indem auf der Welle des Sperrrades ein genau
abgedrehter Cylinder sich befindet, auf welchen sich bei jeder Weiterbewegung eine
Stahlfeder in derselben Länge aufwickelt. Während sich das Sperrrad stets um
denselben Winkel weiter dreht, ist es durch Aufstecken verschieden starker Cylinder
auf die Welle möglich, daß verschiedene Längen der Feder aufgewickelt werden können,
und steht die Feder, mit einem Gewichte gespannt, nun direct mit dem Schlitten in
Verbindung, auf welchem der zu theilende Stab aufgebracht ist.
Die Bedienung der Maschine ist daher folgende. Zuerst wird auf die Welle des
Sperrrades ein für die gewünschte Theilung genau justirter Cylinder aufgesteckt, so
daß gerade der Anfang der Stahlfeder daran befestigt ist. Der von der Feder gezogene
Schlitten befindet sich daher ganz in der äußersten Stellung. Dreht man nun die
Maschine, so wird durch ein Excenter der Reißer über das Arbeitsstück weggezogen;
der Werkzeughalter ist zweitheilig, so daß der Reißer seinen Rückgang durch die Luft
macht; bei diesem Rückgang findet bereits das Weiterstellen statt. Indem von der
Hauptwelle der Maschine aus das Sperrrad ausgelöst wird, also das Gewicht in
Wirksamkeit kommt, dreht sich der justirte Cylinder um den festgesetzten Winkel
weiter; aber der Bogen auf seinem Umfang ist von der bestimmten Größe, welche der
gewünschten Theilung entspricht. In dem zweitheiligen Halter des Reißers befindet
sich auch die selbstthätige Einrichtung zur Herstellung eines verschieden langen
Striches mittels eines Schloßrades mit verschieden tiefen Einschnitten, das sich
nach jedem Zug um einen Einschnitt weiter dreht.
Eigenschaften der Legirungen von Silber und Kupfer.
Die praktisch so vielfache Verwendung sindenden Legirungen aus Silber mit Kupfer
bieten bei näherer Untersuchung auch interessante chemische und physikalische
Eigenschaften, unter denen die ungleiche chemische Zusammensetzung größerer Klumpen
schon längst aufgefallen und in verschiedener Weise erklärt worden war. Die Ursache
dieser Wanderung der Molecüle beim Erstarren glaubte W. Chandler Roberts am besten ermitteln zu können, wenn er zunächst
die Schmelzpunkte einer Reihe von Legirungen dieser beiden Metalle bestimmte.
Die Methode der Untersuchung bestand darin, daß die beiden Metalle in den gewünschten
Verhältnissen zusammengeschmolzen, und in die Schmelze ein gußeiserner Cylinder
getaucht wurde. Der Schmelztiegel wurde dann vom Feuer entfernt und im Augenblick,
wo die Legirung zu erstarren beginnt, der Eisencylinder herausgezogen und ins
Calorimeter gebracht. Roberts bestimmte für diese
Untersuchung vorher noch die specifische Wärme des Eisens, die er im Mittel = 0,15
693 fand, und führte dann unter den nöthigen Vorsichtsmaßregeln die Messung der
Schmelzpunkte von 17 verschiedenen Legirungen aus, welche vom reinen Silber
angefangen bis zum reinen Kupfer gingen. Den Schmelzpunkt des Silbers hatte bereits
Becquerel mit 1040° gefunden, und den des
Kupfers nimmt Roberts zu 1330° an (nach v. Riemsdijk), da die calorimetrische Bestimmung für
denselben keine genauen Werthe ergab. Die Schmelzpunkte der zwischenliegenden
Legirungen sind nun in einer Tabelle wiedergegeben und in einer Curve dargestellt,
aus der man ersieht, daß der Schmelzpunkt, vom Silber angefangen, zuerst schnell
sinkt, bei einem Silbergehalt von 70 bis 60 Proc. sein Minimum erreicht, um dann mit
zunehmendem Gehalt an Kupfer langsam bis 1330° zu steigen. Erwähnenswerth
ist, daß eine von Matthiessen bestimmte Curve der
elektrischen Leitungsfähigkeit der Legirungen ihre tiefste Stelle gleichfalls bei
denselben Procentgehalten zeigt, wie die Curve der Schmelzpunkte.
In Bezug auf die in größeren Blöcken beobachteten Saigerungserscheinungen (vergl.
1874 213 519) würde aus der vorstehend nachgewiesenen
Verschiedenheit der Schmelzpunkte zunächst folgen, daß dieselbe durch ungleichmäßige
Abkühlung der Massen bedingt werde. Directe Versuche von Roberts bestätigen dies. In cubischen Behältern wurden 5 Legirungen
verschiedener Zusammensetzung geschmolzen, entweder schnell oder langsam abgekühlt,
und dann an den verschiedensten Stellen auf ihre Zusammensetzung untersucht. Die
schnelle Abkühlung hatte bei einer bestimmten Legirung eine Differenz zwischen den
inneren und äußeren Partien von 12,8 Tausendstel erzeugt, während die langsame
Abkühlung nur eine Differenz von 1,4 pro Tausend ergab. Die Legirung mit dem
niedrigsten Schmelzpunkte gab bei langsamer Abkühlung eine Differenz der unteren und
oberen Theile im Betrage von 21,1 auf Tausend.
Wie bekannt, lehren die Erfahrungen, daß in allen Legirungen, welche weniger als
71,89 Procent Silber enthalten, die äußeren Theile reicher sind als die inneren. Die
Curve der Schmelzbarkeit zeigt, daß die Legirungen, welche weniger als 35 Proc.
Silber enthalten, höhere Schmelzpunkte haben als andere Legirungen von Silber und
Kupfer oder sogar als reines Silber. Es scheint hiernach, daß die Saigerung nicht in
einem Herausfallen der am wenigsten schmelzbaren Legirung, welche in einer Masse von
Silber und Kupfer vorhanden ist, besteht; denn wenn dem so wäre, müßten die äußeren
Theile in allen Fällen weniger reich an Silber sein als die Mitte.
Verfasser kann bei dieser Lage der Untersuchung keine vollständige Erklärung für diedte moleculare Anordnung geben. Die bereits erhaltenen Resultate zeigen jedoch
erstens, daß dieselben Legirungen an den Wendepunkten der Curven für Schmelzbarkeit
und elektrische Leistungsfähigkeit liegen; und zweitens, daß die Anordnung in einer
Legirung zu einem großen Theile abhängig ist von der Art des Abkühlens.
Schließlich bestimmte Roberts noch die Dichtigkeit des
Silbers und einer Legirung von 718,33 Silber und 281,07 Kupfer
(Ag₃Cu₂) nach der Methode von Mallet im
festen und flüssigen Zustande. Er fand für das reine Silber die Dichte im flüssigen
Zustand = 9,4612, im festen = 10,57; und für die Legirung die Werthe von 9,0554
bezieh. 9,9045. (Proceedings of the Royal Society, v.
XXIII p. 481. Naturforscher, 1875 S. 326.)
Bronziren von Gußeisen.
Das vor einigen Jahren in Paris zum Bronziren der großen eisernen Springbrunnen und
Laternenpfeiler benützte Verfahren von Oudry (nach
welchem die Gußstücke zunächst mit Mennige angestrichen und dann mit einem Firniß
überzogen werden, der mit Hilfe von Graphit zum Leiter umgewandelt wird) gab
vortreffliche Resultate; allein bei der geringsten Veranlassung schälte sich der
Kupferüberzug vom Eisen ab. Nun haben Oct. Gaudoin,
Mignon
unduud
Bouart (nach dem Iron) in
mehreren Ländern sich ein Verfahren zum Bronziren von Gußeisen patentiren lassen,
welches jetzt auf den Eisengießereien von Val d'Osne, der größten Fabrik für
decorative Eisengüsse, eingeführt worden ist (vergl. 1873 208 50). Die nach demselben gelieferten Arbeiten zeichnen sich dadurch
aus, daß das Kupfer dem Eisen fest anhaftet, da zwischen beiden Metallen keine
andere Substanz befindlich ist, sondern dieselben so vollständig mit einander
verbunden sind, daß bei vorkommenden Unfällen das Eisen zuweilen mit dem an ihm
festsitzenden Kupfer abspringt. Ueberdies soll der Kupferüberzug ganz gleichmäßig
und an vorspringenden Theilen nicht stärker sein als in Vertiefungen oder an
unterschnittenen Theilen. In den genannten Werken wurde mit dem günstigsten Erfolge
eine Anzahl großer Statuen verkupfert, unter denselben zwei Bullen von
Kolossalgröße, deren jeder mindestens 12qm
Oberfläche hat; ferner zahlreiche Vasen, Candelaber und decorative Güsse aller Art.
Mehrere von diesen Gegenständen hielten sich, einen Sommer und zwei Winter lang den
Unbilden der Witterung ausgesetzt, ohne irgend Schaden zu leiden. Der Kupferüberzug
ist niemals unter 0mm,25 stark. Die Kosten
der Arbeiten betragen nicht mehr als das Zweifache des gewöhnlichen Verfahrens, und
unter den Händen eines geübten Bronzeurs erhält das Kupfer ein dem der wahren Bronze
wenig nachstehendes Ansehen.
Ein ähnliches Verfahren wird zum Verzinnen von Kupfer- und Gußeisengefäßen
angewendet; die bezüglichen beiden Metalle haften vollständig an einander und die
Verzinnung läßt sich von beliebiger Stärke herstellen. (Vergl. 1865 177 40. 1866 179 372. 1867 185 403. 1868 189 180.)
H. H.
Colorimetrische Normallösungen.
T. T. Morrell auf der Cambria-Eisenhütte zu
Johnstown in Pennsylvanien benützt (nach Mittheilung im Iron) bei der Eggertz'schen KohlenstoffprobeUeber diese Probe vergl. die früheren Mittheilungen in diesem Journal, 1869
194 116. 1870 195
136. 1870 197 501. 1871 199 212. 1872 206 182. 1875 215 184. anstatt der durch Karamel oder gebrannten Kaffee gefärbten Normallösungen braungelb gefärbte
Gläser von verschiedenen Tönen. In Ermangelung derselben empfiehlt er die
Anwendung gewöhnlichen, durch Silberoxyd gefärbten braungelben Glases, von welchem
er ein passendes Stück in ein Probirrohr mit so viel Lösung von Karmin
zusammenbringt, daß der richtige Farbenton herauskommt. Dieselbe Combination
verwendet er zur Vergleichung der Farbe der Lösung von Jod in Jodkalium. Jene Lösung
hält sich in zugeschmolzenen Röhren sehr gut und leistet die besten Dienste.
Bei vielen mit Jodkalium hervorgerufenen chemischen Reactionen wird Jod frei. Ist die
Lösung sehr verdünnt, oder ist ihre Menge bedeutend (bei der Probe auf Eisenoxyd in
Erzen, bei der Prüfung des Chlorkalkes), so erhält man durch Titriren genauere
Resultate; im entgegengesetzten Falle wird der Gehalt am zweckmäßigsten auf
colorimetrischem Wege festgestellt, und bei sehr geringen Mengen fallen die
Resultate ebenso genau aus, wie bei einer Gewichtsanalyse. In allen derartigen
Fällen muß freie Säure zugegen sein. Dieselbe Vorsichtsmaßregel muß beachtet werden,
wenn Bunsen's Verfahren colorimetrisch angewendet, oder Zinnchlorid zu einer
Jodkaliumlösung hinzugefügt und die Entfärbung beobachtet werden soll. Dieselbe
Normallösung kann auch bei der Neßler'schen Probe angewendet werden.
Wird phosphormolybdänsaures Ammoniak (zur Bestimmung eines Phosphorgehaltes von 0,20
Proc. oder darunter nach diesem Verfahren behandelt, so ist die Farbe etwas mehr
röthlich, aber doch noch zu dem Zwecke geeignet. Da die Lösung in diesem Falle verdünnt werden
muß, so sind größere Probirröhren (von etwa 30mm Durchmesser) zur Vergleichung des Farbentones anzuwenden.
Zur Herstellung einer Normalbromlösung wird etwas Brom in destillirtem Wasser gelöst
und das Probirrohr zugeschmolzen. Auch diese Lösung hält sich gut.
H. H.
Sicherheitslampe.
Seit einiger Zeit sind, wie die Deutsche Industriezeitung, 1875 S. 398 berichtet, die
Polizeibeamten und Nachtwächter von Paris, denen die Ueberwachung von Werkstätten
und Waarenhäusern anvertraut ist, welche leichtentzündliche Stoffe enthalten, mit
Sicherheitslampen von folgender Einrichtung versehen. In ein geschliffenes
Glasfläschchen wird ein erbsengroßes Phosphorstückchen gebracht und dieses mit
siedendem Olivenöl, das ungefähr den dritten Theil des Fläschchens füllt,
übergossen, worauf letzteres mit einem gut passenden Korkstöpsel hermetisch
verschlossen wird. Wenn man nun mit dieser Laterne leuchten will, so wird der
Stöpsel auf einen Moment gelüstet, um der Luft Zutritt zu gestatten. Sofort wird der
leere Raum der Flasche erleuchtet und verbreitet eine klare Helle in ähnlicher Weise
wie die Blendlaternen, welche in analogen Fällen zur Anwendung kommen. Wenn die
Intensität des Lichtes abnimmt, so genügt ein abermaliges momentanes Lüften des
Stöpsels, um die frühere Lichtstärke wieder zu erlangen.
Die Herstellung derartiger Beleuchtungsapparate ist schon sehr alt, das dadurch
erhaltene Licht aber so schwach, daß an einen Vergleich mit einer gewöhnlichen
Blendlaterne nicht wohl zu denken ist. r.
Zur Kenntniß des Hartglases.
Luynes und Feil bestätigen,
daß das Zerbrechen von Blöcken und Scheiben des gehärteten Glases, so verschieden
sie auch in der Form und Größe sein mögen, Analogien mit dem Zerbrechen der
Glasthränen zeigt (vergl. 1875 216 75).
Im Allgemeinen gelingt es nicht Hartglas mit Säge, Bohrer oder Feile zu bearbeiten,
ohne daß es nach Art der Glasthränen zerspringt. Eine Scheibe kann jedoch in ihrem
Mittelpunkte durchbohrt werden, ohne zu zerbrechen; sie zerspringt dagegen, wenn man
sie an irgend einem anderen Punkte durchbohrt. Eine gehärtete quadratische
Spiegelscheibe von Saint-Gobain zeigt im polarisirten Lichte ein schwarzes
Kreuz, dessen Arme parallel den Seiten des Quadrates sind. Nach diesen Richtungen
kann die Platte zersägt werden, ohne zu zerspringen; außerhalb dieser Linien gelingt
es jedoch nicht, dieselbe ohne Bruch zu zersägen oder zu durchbohren. (Nach den Comptes rendus, 1875 t. 81
p. 341.)
Plötzliches Springen von Gläsern; von Ed. Hagenbach.
Bekanntlich kommt es öfter vor, daß Gegenstände aus Glas plötzlich springen, ohne daß
die Ursache zu Tage tritt. Man nimmt wohl allgemein an, daß solche Gläser in Folge
schneller Abkühlung in einen innerlich gespannten Zustand kamen, dem ähnlich,
welchen wir bei den sogen. Bologneserflaschen und Glasthränen beobachten, daß dann
vielleicht ein Quarzkorn dieselben ritzte, und später bei geringer Einwirkung der
Temperaturänderung oder Erschütterung das Springen eintrat. Da wir seit der
Entdeckung der entoptischen Farben durch Seebeck diesen
gespannten Zustand im polarisirten Lichte erkennen können, so müssen, wenn diese
Annahme richtig ist, auch solche Gläser Farben im polarisirten Lichte zeigen. Dies
ist nun auch wirklich der Fall, wie sich Verf. durch die Beobachtung bei einem
Trinkglas und einer Glasschale überzeugt hat, die beide von selbst sprangen;
besonders die letztere zeigt die Farben sehr deutlich und lebhaft. Es wurden zur
Controle eine große Zahl anderer ähnlicher Glaswaaren, theilweise auch aus dickem
Glas, im polarisirten Lichte untersucht und nur in einigen wenigen Fällen schwache
Spuren von Farben erkannt. Es möchte vielleicht beim Ankauf von Glas nicht ganz
unpraktisch sein, die einzelnen Stücke im polarisirten Lichte zu untersuchen und
diejenigen auszuscheiden, welche deutliche Farben zeigen. (Poggendorff's Annalen,
1875 Bd. 155 S. 479.)
Ueber eine neue Methode der Dextrinbereitung; von Anthon.
Bisher wendete man das Stärkemehl nur als solches zur Dextrinerzeugung an und ließ
somit das bei der Kartoffelstärke-Bereitung in der sogen.
„stärkemehlhaltigen Faser“ enthaltene Stärkemehl (welches
75 bis 85 Proc. vom Gewicht dieser Faser beträgt) verloren gehen. Um diesen Verlust
zu vermeiden, hat man die ganze Kartoffelsubstanz anzuwenden, nachdem man sie vorher
von ihren löslichen Bestandtheilen durch Ausziehen mit angesäuertem oder alkalisch
gemachtem Wasser befreit, dann getrocknet und fein gemahlen hat.
Das Stärkemehl wird mit Kiesel- oder Borfluorwasserstoffsäure wie gewöhnlich
angesäuert, und zwar in dem Verhältniß von 5 bis 10 pro Mille vom Gewicht der
Stärke. Diese angesäuerte Stärke wird dann in der Trockenstube auf Leinwandhurten
ausgebreitet und bei 38 bis 44° so lange getrocknet, bis sie an Gewicht nicht
mehr abnimmt. Dann wird die Temperatur auf 70 bis 75° gesteigert und auch
hier so lange gelassen, bis ihr Trockenheitszustand dieser Temperatur entspricht,
worauf die Temperatur auf 90° gebracht und dabei 1/2 Stunde erhalten wird, um
endlich das so vollkommen getrocknete Stärkemehl noch beiß in Blechkapseln zu
bringen und hier 1 bis 2 Stunden bei 100 bis 125° zu erhalten, bis die
Dextrinbildung beendigt ist, d.h. bis eine herausgenommene kleine Probe (nach dem
Erkalten mit kaltem Wasser benetzt) schöne, glasähnlich durchsichtige Kügelchen
bildet.
Der hierzu erforderliche Apparat besteht aus einem cubischen metallblechenen Kessel,
welcher als Wasser- oder Salzlaugenbad dient, um nach Bedarf auf 90 bis
125° erhitzt werden zu können. In diesen Kasten werden flaschenartige, flache
Blechzellen eingesetzt, welche eine dem Bedarf entsprechende Höhe und Breite, aber
nur einen Durchmesser von etwa 25mm in der
Dicke haben und dazu bestimmt sind, das angesäuerte und getrocknete Stärkemehl so
lange einer Temperatur von 100 bis 125° auszusetzen, bis die Dextrinbildung
beendigt ist.
Die gefüllten Zellen werden, entweder in das Wasser- oder Salzbad in passender
Entfernung von einander eingesetzt und nach Beendigung des Processes zur Entleerung
und neuerlichen Füllung herausgenommen, oder sie sind im Kessel befestigt und haben
in diesem Fall einen schrägen, nach außen abwärts geneigten Boden, welcher am
tiefsten Punkte mit einer etwa 25mm weiten
Blechröhre versehen ist, die abwärts nach außen durch die Kesselwand geht, in diese
wasserdicht eingelöthet ist und zur Entleerung des fertigen Productes dient, wogegen
die Füllung durch einen aus dem Wasser- oder Salzbad herausreichenden Hals
der Zelle stattfindet. (Nach Kohlrausch's Organ für Rübenzucker-Industrie,
1875 S. 642.)
Ueber Malz, bereitet auf dem Keimapparat, System Jos. Gecmen.
Prof. Lintner hat zwei Sorten Malz untersucht, welche
mittels des in diesem Journal (1874 213 117)
beschriebenen mechanischen Keim- und Darrapparates hergestellt waren.
Das erste Malz stammte aus der Maschinenmälzerei von Jac. Sboril und Comp. in Simmering bei Wien, welche
bereits im zweiten Jahre im Betriebe ist. Es war nicht nur auf dem Gecmen'schen Keimapparate gewachsen, sondern auch auf
dessen Darrapparate gedarrt worden. Mit Ausnahme weniger dunkelbrauner Körner war
dasselbe hell von Farbe und besaß einen aromatisch reinen, nicht dumpfigen Geruch.
Der Blattkeim war im Durchschnitt knapp bis zur Hälfte des Kornes entwickelt; aber
dennoch löste sich dasselbe leicht auf und gab eine Maische, welche sich beim Kochen
sehr schön brach.
Die zweite Sorte erhielt der Verfasser durch die Maschinenfabrik Germania in Chemnitz; sie war auf einem von dieser Fabrik
verfertigten Keimapparate (nach dem System Gecmen)
bereitet, aber mittels der mechanischen Darre, Patent Kaden-Wittig, gedarrt worden. Die Farbe der Körner dieses Malzes
war lichtbraun und sehr gleichmäßig, der Geruch ebenfalls rein und aromatisch. Der
Blattkeim war größtentheils bis zur Hälfte, in einigen Körnern sogar über die Hälfte
des Kornes entwickelt.
Die Analyse ergab folgende Zusammensetzung.
I
II
Wasser
6,12
4,58
Proc.
Extract
70,34
73,77
Darin Zucker
30,17
35,76
Das Malz Nr. I stammte von einer etwas leichteren Sorte Gerste ab, als das Malz Nr.
II, und löste sich rascher auf als dieses. Die Extractausbeute kann in Nr. I eine
sehr gute genannt werden, und in Nr. II hat sie das
höchste Maß erreicht. Auch das Verhältniß des Zuckers zum Nichtzucker in der Maische
ist ganz entsprechend demjenigen, wie Verfasser es bei der Untersuchung von guten
Malzsorten aus den verschiedensten Mälzereien fast immer erhielt. Der Säuregrad
beider Malze war ein verhältnißmäßig geringer, – ein Umstand, welcher bei
Malzbestimmungen stets ins Auge gefaßt werden sollte.
Verf. schließt aus diesen Resultaten, daß das Problem der Maschinenmälzerei als
gelöst betrachtet werden kann. (Mittheilungen der Station für Brauerei
Weihenstephan, 1875 S. 13.)
Eine Malzexplosion.
Am 26. April d. J. fand in der Brauerei von Gabriel Sedlmayr in München in Folge einer Entzündung von Malzmehl eine Explosion
statt, deren Hergang folgender war.
Unter den Malzschrotapparaten befindet sich ein Schraubentransporteur, welcher das
geschrotene Malz in eiserne Gossen führt, wo es bis zum Einmaischen aufbewahrt wird.
Der Transporteur kann mit eisernen Schiebern gegen die Gossen abgeschlossen werden.
An einem dieser Schieber sollte eine kleine Reparatur vorgenommen werden, und zu
diesem Zwecke stieg ein Maschinist mit offenem Lichte in die bis auf etwa 1m mit Malzschrot gefüllte Gosse. Als er
hierauf durch einen Malzbrecher den oberhalb befindlichen Schieber öffnen ließ, fiel
eine kleine Quantität Malzmehl aus dem Transporteur in die Gosse und entzündete sich
sogleich an dem in nächster Nähe befindlichen Lichte. Die Wirkung war eine
unglaubliche. Aller in demselben Locale herum liegende Staub, sowie Malzmehl wurde
vom Feuer ergriffen und explodirte mit einer starken Detonation und solcher
Heftigkeit, daß die Fenster des Locales zertrümmert, die Thüren von zwei in einander
gehenden Nebenlocalen aus den Angeln gesprengt und eine Riegelwand in denselben um
eine Handbreite verschoben wurde. (Vergl. 1872 206
417.)
Der dabei befindliche Maschinist wurde im Gesichte und an den Händen nicht
unbedeutend, der Malzbrecher sehr wenig verbrannt. Nach der Explosion war das Local
mit dickem, schwarzem Rauch gefüllt; das Feuer aber, welches nur einen Moment
aufblitzte, that keinen weiteren Schaden. (Der bayerische Bierbrauer, 1875 S.
65.)
Ein neues Farben Thermoskop, von Ph. Heß.
Wenn man eine Lösung von Jodquecksilber in Jodkalium nach der Formel KJHgJ₂
mit einer Lösung von Kupfervitriol fällt, so entsteht ein zinnoberrother
Niederschlag, während Jod frei wird. Dieser Niederschlag wird durch Decantiren von
der Flüssigkeit getrennt, mit einer verdünnten Lösung von unterschwefligsaurem
Natron und dann mit destillirtem Wasser so lange gewaschen, bis in diesem kein Jod
mehr nachgewiesen werden kann, endlich auf einem Filter gesammelt und über
Schwefelsäure im Exsiccator getrocknet. Aus kochender Salzsäure umkrystallisirt
erhält man Blättchen, deren Zusammensetzung der Formel CuHgJ₃ oder
Cu₂J₂HgJ₂ (Cu₂J, 2 HgJ) entspricht.
Die Farbe der Krystalle ist krapproth, wird aber beim Zerreiben schön hochroth und
ändert sich bei 70° und darüber in Chocoladebraun, um beim Abkühlen unter
80° wieder zur früheren Farbe zurückzukehren. Beim Erhitzen bis 100°
ändert der Körper seine Zusammensetzung und Eigenschaften noch nicht; bei 1500
entweicht Quecksilberjodid, bei noch höherer Temperatur wird dieses erst völlig
ausgetrieben, wobei zugleich Joddämpfe auftreten, während der Rest des Jodes nur durch wiederholtes
Glühen mit Salpetersäure verjagt werden kann.
Der Niederschlag kann mit alkoholischem Schellackfirniß angerieben und als
Anstrichfarbe verwendet werden. Wird ein solcher Anstrich auf einer chemisch
möglichst indifferenten Grundfläche (Wasserglas, Papier, Porzellan etc.) angebracht,
so kann man ihn als Farben-Thermoskop gebrauchen, indem er an allen jenen
Stellen, wo man ihn anwendet, eine Temperatur zwischen 70° und 100°
sofort durch die braune Färbung, die er dabei annimmt, kenntlich macht. Beim
Abkühlen unter 70° erhält der Körper sofort seine frühere Farbe wieder.
An allen Maschinentheilen, die einer heftigen Reibung ausgesetzt sind, und an welchen
gewöhnliche Thermometer nicht gut angebracht, auch nur mühsam beobachtet werden
können, dürfte ein solches Thermoskop von Nutzen sein, um der Ueberhitzung der
Reibflächen durch rechtzeitiges Schmieren vorzubeugen. Bei solchen Maschinen, sowie
bei Caloriferen jeglicher Art in constantem Betriebe muß sich immer ein Punkt finden
lassen, welcher bei regelmäßigem Wärmetransport eine constante Temperatur etwas
unter 70° besitzen soll.
Verf. glaubt, daß dieses Thermoskop nützlich sein kann, bei allen Achsenlagern,
Heizungen, Darren, Pulverstampfen, Backöfen u. dgl.
Um die Beurtheilung des Farbenüberganges zu erleichtern, würde es sich empfehlen,
neben das Feld der empfindlichen Farbe zu beiden Seiten zwei farbige Felder zu
setzen, deren eines (etwa aus Mennigfirniß hergestellt) mit der Farbe des kalten,
das zweite (etwa aus Umbra) mit der Farbe des auf 70° erhitzten Präparates
übereinstimmt.
Zur Herstellung empfiehlt es sich die Mengenverhältnisse nach folgender
Reactionsgleichung zu nehmen:
2 KJ . HgJ₂ + 2 KJ + 2 CuSO₄ = Cu₂J₂
. 2 HgJ₂ + 2 K₂SO₄ + J₂.
Zu technischer Verwendung ist die Krystallisation aus Salzsäure nicht erforderlich.
(Nach den Mittheilungen aus dem Laboratorium des technischen Militärcomités
in Wien.)
Die Telegraphie als Unterrichtsgegenstand an polytechnischen
Schulen.
Noch einmal kommen wir auf den in diesem Journal (1875 217
156 und 515) erwähnten Gegenstand zurück. Wir hätten nicht vermuthet, daß unsere
kürzlich zum Ausdruck gebrachten Wünsche in so kurzer Zeit einen ganz wesentlichen
Schritt der Verwirklichung entgegengeführt würden. Wie das Dresdner Journal vom 5.
October meldet: „ist am Dresdner Polytechnicum ein Lehrstuhl für Theorie und Praxis des
Telegraphenwesens gegründet und für das neue Fach auch bereits eine
tüchtige Kraft gewonnen worden. Das Telegraphenwesen im engeren und weiteren
Sinne hat eine solche Ausdehnung und Bedeutung erlangt, daß es durchaus
zeitgemäß erscheinen muß, diesen wichtigen Zweig der Physik als angewendeten
Theil abzusondern und dem Ingenieur und Mechaniker Gelegenheit zu bieten, sich
gründlich und allseitig auch in der bezeichneten Richtung ausbilden zu können.
Man braucht nur auf die Entfaltung des Baues und der Construction der
verschiedenen Telegraphenapparate, auf die Wichtigkeit des Signalwesens, auf die
innigen Beziehungen zwischen Eisenbahn- und Telegraphenbetrieb
hinzudeuten, um den Werth erkennen zu lassen, welchen der neue Unterrichtszweig
für diejenigen Studirenden des Polytechnicums haben wird, welche sich für das
Ingenieurwesen und die mechanische Technik ausbilden.“
Wir erwarten und wünschen angelegentlichst, daß dieser erste Schritt bald zur
Gründung einer vollständigen undnnd selbstständigen „Section für Telegraphie“ führen
möge.
J. Z–n.