Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 218, Jahrgang 1875, Nr. , S. 273
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Miscellen. Miscellen. Erzeugung von gegossenem Puddlings-Stahl und Puddlings-Eisen; von Josef v. Ehrenwerth, Assistent in Leoben. Es unterliegt keinem Zweifel, daß durch die neuerer Zeit in Anwendung gekommenen mechanischen Puddlingsöfen der Puddlingsproceß insbesondere für gewisse Oertlichkeiten eine bedeutende Vervollkommnung erfahren hat, und ganz besonders die im letzten Jahre mehrfach in Betrieb gesetzten Oefen mit stehender Achse scheinen, will man dasselbe Product wie bisher erzeugen, der Grenze der Vervollkommnung nahe gerückt zu sein; man erzeugt homogenere Producte bei weniger Aufwand von menschlicher Arbeitskraft mit niederen Gestehungspreisen und hat bei allem dem noch den Vortheil einer bedeutend vermehrten Erzeugungsfähigkeit. Allein dem Proceß, wie er bis nun in Ausführung ist, haften immer noch Uebelstände an, begründet in der Form des Productes, des Puddlings-Eisens oder Puddlings-Stahles. So lange man diese Producte im festen Zustand als Luppen darstellt, ist es unmöglich, die Chargengröße über eine gewisse, durch die letzten Perioden des Processes gegebene Grenze, welche mit 20 Ctr. nahe erreicht sein dürfte, auszudehnen; es leidet also die Massenerzeugung, und in der ist ja vorwiegend die billige Erzeugung basirt. Die Verarbeitung auf Verkaufswaare ist zufolge unvermeidlicher kostenverursachender Zwischen- und Vollendarbeiten (Zängen der Luppen, Arbeit mit Schweißhitzen bei bedeutendem Kalo) eine sehr theuere; das erzeugte Product ist noch nicht schlackenfrei und nicht vollkommen homogen, und die Eliminirung menschlicher Arbeitskraft ist nur bis zu einem gewissen, im Allgemeinen nicht bedeutenden Grade möglich, da die Luppenbildung bei den Oefen mit stehender Achse wohl schwerlich durch Maschinenarbeit ohne Zuthun des Arbeiters erreicht werden dürfte. Nimmt man jedoch an, daß es möglich, die Producte im flüssigen Zustand darzustellen (und daran kann, seitdem das Puddeln in Siemensöfen und das Martiniren zu den überwundenen Standpunkten gehören, kaum mehr gezweifelt werden), so fallen mit einem Male die letztangeführten Uebelstände bei der Erzeugung gepuddelten Eisens oder Stahles; man könnte unter Anwendung von Maschinenkraft bei dem stets mehr oder weniger flüssigen Zustand große Massen bewältigen, somit eine Massenerzeugung erzielen; man erhielte ein schlackenfreies, homogenes, durch Glühhitzen weiter verarbeitbares Product, bei dessen Darstellung nur das Eintragen des Rohmateriales, das Einlegen der Krücken und das Abstechen und Gießen nothwendiger Weise durch den Arbeiter besorgt werden müßte. Daß, eine derartige Betriebsweise vorausgesetzt, die schließliche Verkaufswaare bedeutend billiger zu stehen kommen müßte, bedarf wohl kaum einer Erörterung. Betreffend die Durchführung des Processes scheinen mir insbesondere die mit Siemensfeuerung versehenen Puddlingsöfen mit rotirendem Herd auf stehender (verticaler oder wenig geneigter) Achse, wie sie Pernot (mit geneigter Achse) zu St. Chamond zuerst ausführte (vergl. 1874 213 126), die geeigneten Apparate. Das Roheisen würde in dieselben im kalten oder vorgewärmten Zustande eingetragen. Zum Rühren sollen gestützte Krücken, wie ich sie bereits 1873 an einem Modell des mir im J. 1872 patentirten „Flammfrischofen mit rotirenden Arbeitsherd“ anbrachte (Wiener Ausstellung, Pavillon der kärntnerischen Montan und Eisen-Industriellen (vergl. 1872 213 125), angewendet werden. Diese Krücken können auf einfache Weise durch Maschinen hin und her bewegt werden und gestalten die Anbringung einer Kühlung, wie sie sich für diesen Proceß als vortheilhaft erweisen dürfte. Zur Beförderung des Garens könnten garende Zuschläge gegeben werden. Die Temperatur müßte so gehalten werden, daß jedenfalls zu Ende des Processes die Producte im vollkommen flüssigen Zustande sich befänden. Nach bis zu einem gewünschten Grade fortgesetzter Garung würden Stahl (bezieh. Eisen) und Schlacke abgestochen und nun ersterer in Coquillen gegossen, gerade so wie dies derzeit beim Martinproceß in Ausübung ist. Auf diese Weise könnten voraussichtlich sehr bedeutende Einsätze (70 bis 80 Ctr.) verarbeitet werden, und würde somit die Erzeugung in einem sehr bedeutenden Matze erhöht. Daß bei der hohen Temperatur die Entkohlung langsamer vor sich gehen würde, ist allerdings nach den bisherigen Erfahrungen wahrscheinlich. Allein dem könnte durch entsprechenden Zusatz garender Zuschläge (eisenoxydreicher Schlacken, Eisenoxyden, Erzen) begegnet werden, und würde es auch keinem Anstande unterliegen, während der ersten Perioden die Temperatur etwas niedriger zu halten und erst gegen Schluß des Processes entsprechend zu steigern. Jedenfalls aber scheint mir der Gedanke (den ich übrigens bereits in der vorerwähnten Patentbeschreibung aufgenommen habe), in Hinsicht auf die bedeutenden Vortheile, welche bei Gelingen des Processes erzielt würden, einer weiteren Verfolgung werth, und dies um so mehr, nachdem bei bereits vorhandenen Oefen die Versuche mit verhältnißmäßig sehr geringen Kosten durchgeführt werden könnten. Sollte der Proceß gelingen – und vorläufig läßt sich dies nicht absprechen, es sind im Gegentheile die Chancen dafür – dann ist jedenfalls dem mechanischen Puddeln ein eminenter Platz zugewiesen und in der Verbilligung der Eisen- und Stahlerzeugung ein bedeutender Schritt vorwärts gemacht. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1875 S. 346.) Leoben, 31. Juli 1875. Calorimetrische Untersuchungen über die Kohlenstoffverbindungen des Eisens und des Mangans. Troost und Hautefeuille haben zur Lösung der Frage, ob der Kohlenstoff im kohlehaltigen Eisen und Mangan gelöst oder chemisch gebunden ist, eine Reihe calorimetrischer Bestimmungen ausgeführt, aus denen sie nachstehende Schlüsse ziehen. Die Kohleeisen haben sich mit Wärmeabsorption gebildet, wenn man von den Elementen ausgeht. Gußeisen gehört hiernach in die Reihe der Explosivkörper oder der Lösungen. Mangan und Kohle verbinden sich unter Entwickelung von viel Wärme. Der Mangankohlenstoff Mn₃C ist in dieser Beziehung mit den beständigsten Verbindungen der Mineralchemie vergleichbar. Die Verbindungen des Eisens, Mangans und Kohlenstoffes haben sich ebenfalls mit großer Wärmeentwickelung gebildet. Die Eisenmangane (Mn₂Fe₃, Mn₂Fe₂, Mn₂Fe) sind hiernach wirkliche Verbindungen. (Comptes rendus, 1875 t. 80 p. 964.) F. Analysen japanesischer Bronzen. Maumené hatte Gelegenheit, Bronzen aus Japan zu untersuchen, die aus öffentlichen Denkmälern, Tempeln und Gebäuden stammten, welche sehr kostbar ausgestattet waren, in den letzten Religionskämpfen aber zerstört wurden. Die Analyse derselben ergab folgendes Resultat. I II III IV Kupfer   86,38   80,91   88,70  92,07 Zinn     1,94     7,55     2,58   1,04 Antimon     1,61     0,44     0,10 Blei     5,68     5,33     3,54 Zink     3,36     3,08     3,71   2,65 Eisen     0,67     1,43     1,07   3,64 Mangan   Spuren Kieselsäure     0,10     0,16     0,09   0,04 Schwefel     0,31 Verlust     0,26     0,79     0,21    0,56 ––––––––––––––––––––––––––––––– 100,00 100,00 100,00 100,00. Sie zeigen eine körnige Textur, gegen die innere Seite blasig, eben auf der äußeren Seite. Sie sind nur 5 bis 12mm dick gegossen, die Formen gut ausgefüllt. Die Analysen ergeben, daß diese Legirungen nicht aus reinen Metallen hergestellt sind, sondern direct aus den Mineralien, vielleicht aus Kupferkies und antimonhaltigem Bleiglanz, gemischt mit Blende. Daß die Röstung der Erze nicht immer vollständig war, zeigt der Gehalt an Schwefel in Probe II. (Comptes rendus, 1875 t. 80 p. 1009.) F. Die Zusammensetzung des Preßglases; von Dr. H. C. Benrath. Weisen auch bereits altegyptische Funde zur Evidenz nach, daß eine formgebende Behandlung des Glases, die ihr Ziel durch Einpressen der flüssigen oder wenigstens noch weichen Masse in Hohlformen zu erreichen suchte, bereits der hochentwickelten Glastechnik der Zeit der Pharaonen bekannt und geläufig gewesen, so ist doch die Herstellung durch solches Pressen gebildeten Hohlglases ein Zweig unserer Industrie, dessen Inslebentreten, so weit bekannt, erst dem Anfange unseres Jahrhunderts angehört. England gilt für die Heimath des Preßglases, und wäre (nach Lobmeyr) etwa das Jahr 1810 das Geburtsjahr des neuen Verfahrens. Die Technik des Pressens ist eine, sind auch die benützten Formen oft complicirte, höchst einfache und allbekannte; wenig oder nichts dagegen ist bisher über die Zusammensetzung des auf gepreßte Waare verarbeiteten Materials in die Oeffentlichkeit gelangt, und doch ist diese hier nichts weniger als gleichgiltig. Soll die flüssige Glasmasse sich leicht und möglichst vollkommen den Gestaltungen der Form anschließen und diese dabei nicht übermäßig erhitzt werden, so muß das Glas möglichst leicht schmelzbar sein, und nicht allzu rasch aus dem plastischen in den starren Zustand übergehen. Ebenso wird eine Leichtschmelzbarkeit auch schon durch den Umstand gefordert, daß, um die Unebenheiten und den mangelnden Glanz der in Berührung mit der Metallform erstarrten Flächen nachträglich zu beseitigen, ein rasches Wiedererweichen der Oberfläche des Objectes, wenn dasselbe vor der Arbeitsöffnung des Ofens angewärmt wird, wünschenswerth. Solchen Anforderungen entsprechen von den bisher verwendeten Glassorten am meisten die schweren, bleihaltigen, das Flintglas, und bildete dieses dann auch das in der Heimath unseres Fabrikationszweiges, sowie in dem mit Erfolg nachstrebenden Frankreich bis vor Kurzem so gut wie ausschließlich verwendete Material. Das relative Verhältniß der Einzelbestandtheile des Gemenges war bei Anfertigung der Preßglascomposition meist das nämliche, wie für vor der Pfeife zu verarbeitenden Krystalle, wie solches ein Vergleich der nachstehenden Ergebnisse einer von Salvétat ausgeführten Analyse geblasenen französischen KrystallesDie Glasindustrie, ihre Geschichte, gegenwärtige Entwickelung und Statistik (Stuttgart, Spemann 1874) S. 175., und meiner Untersuchung Barrasat'schen Preßglases, dessen specifisches Gewicht = 3,326(2), darthun. I. II. Kieselsäure   51,1   50,18 Thonerde nebst Spuren von Eisen und Mangan     1,3     0,14 Bleioxyd    38,3   38,11 Natron     1,7 Kali     7,6   11,62 ––––––––––––– 100,0 100,05. Hatte sich nun auch eine Zusammensetzung, wie die eben aufgeführte, die auf das alte Bleikrystallgemenge (300 Sand, 200 Mennige, 100 Potasche) zurückzuführen ist, hier als ganz geeignet erwiesen, so machte sich bei weiterer Entwickelung der Preßglasindustrie doch die Kostspieligkeit derartiger Mennige-Potasche-Compositionen zu fühlbar, als daß man nicht hätte bestrebt sein sollen, dieselben durch billigere Gemenge zu ersetzen; auch war das sehr hohe specifische Gewicht der Glasmasse, welches die ihrer unvermeidlichen Dickwandigkeit an und für sich schon recht schweren Gläser noch mehr ins Gewicht fallen ließ, ebenfalls kein Vorzug. Mehrfach sieht man daher in der Zusammensetzung derartig hergestellter neueren Gläser das Streben hervortreten, beiden gerügten Umständen entgegenzuarbeiten, indem einerseits der Bleioxydgehalt verringert, andererseits das Kali durch das weniger kostspielige Natron theilweise ersetzt wird. Als Beispiel für das Vorgehen in dieser Richtung diene hier ein neueres englisches Preßflintglas, welches, mit der Fabrikmarke R = versehen, das specifiche Gewicht 2,874 zeigte, und in dem ich fand: Kieselsäure 61,27 Thonerde, Eisenoxyd und Manganoxydul 0,68 Bleioxyd 22,36 Kalk 1,05 Natron 7,55 Kali 7,07 ––––– 99,98 Die gefundene Zusammensetzung ließe sich auf ein Gemenge zurückführen, für welches der Satz der nachstehende: Gemengebestandtheile liefern ins Glas Zusammensetzung der Gläser Sand 300 Th. Kieselsäure 300    61,2 Proc. Mennige (Glätte?) 110  „ Bleioxyd 110 22,4    „ Kreide   10  „ Kalk     6   1,2    „ SodaDie Alkaliverflüchtigung unberücksichtigt, dagegen sowohl Soda als Potasche zu nur 90 Proc. Alkalicarbonat berechnet.   70  „ Natron   38   7,8    „ Potasche   60  „ Kali   36   7,4    „ ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Gemenge 550 Th. liefern Glas 490 Th.   100,0 Proc. Außerhalb Englands, Frankreichs und etwa noch Belgiens ist die Fabrikation gepreßten Hohlglases kaum irgend in Flor gekommen. Man hat zwar hier und da, so u.a. auch in Oesterreich, Versuche mit ihrer Einführung gemacht, gelangte aber, da man nicht mit der neuen Bearbeitungsweise auch das sich für diese besonders eignende weiche Material acceptirte, im Ganzen nur zu untergeordneten Resultaten. Die aus gewöhnlichem Weißhohlglase oder sogen. böhmischem Krystall gefertigten Preßgläser zeigten nur stumpfe Kanten der Gesammtform wie des Ornamentes, und auch die Continuität der Oberfläche ließ viel zu wünschen übrig. War ein Theil der Fabrikanten bemüht, den Bleigehalt ihrer Producte hinabzudrücken und dafür den Natrongehalt zu erhöhen, so schlug ein anderer Theil andere Wege ein, so z.B. P. Regout in Maastricht, welcher den glücklichen Gedanken faßte, einen Theil des Bleioxydes durch Barit und Kalk zu ersetzen, und hierdurch Glas von dem Krystall ähnlicher Leichtschmelzbarkeit und hohem Brechungsvermögen darzustellen. Sein Satz für Preßflintglas lautete, nach einer mir durch Hrn. Civilingenieur C. Nehse in Dresden s. Z. gemachten gütigen Mittheilung, wie folgt, und berechnet sich hiernach die zu erwartende Glaszusammensetzung wie nachstehend angeführt. Regout's Satz. Berechnete Glaszusammensetzung. Sand 300 Th.        Kieselsäure 61,9 Mennige   80  „   Bleioxyd 16,0 Kalkstein (roh)   40  „   Kalk 4,5 Witherit   40  „   Barit 6,3 Potasche   80  „   Kali 11,3 Salpeter   10  „ ––––– 100,0 Daß solches Glas leicht schmelzbar, unterliegt keinem Zweifel, auch ist gegen seine Composition sonst nicht viel einzuwenden; warum aber, wenn doch schon Oekonomie gemacht wurde, nicht an Stelle der 80 Th. Potasche die äquivalente Menge (rund 60 Th.) Soda verwendet werden könnte, ist nicht wohl einzusehen, da kein Grund vorliegt anzunehmen, daß durch solche Ersetzung des theueren Alkalis durch das billigere die Güte des Productes irgend wesentlich beeinflußt werden würde. Wie die oben besprochenen Bleigläser, so hat unzweifelhaft auch Regout's Blei-Barit-Kalkglas ein sehr hohes specifisches Gewicht, was, da an den Klang neuerdings, seit die hier vollständig berechtigten, zum größten Theile matt gehaltenen Oberflächen mehr und mehr aufgekommen, auch an das Lichtbrechungsvermögen keine hohen Anforderungen gestellt werden, kein Vorzug, sondern ein Uebelstand. In richtiger Erkenntniß der Sachlage liefern denn auch neuerdings u.a. E. Moore und Comp. zu South-Shields ein Preßflintglas, das aus bedeutend leichterem Material hergestellt, äußerlich sehr schön und dabei bedeutend billiger als das schwere Bleiglas ist. Meine Bemühungen, eine sichere Probe solchen Glases zu erhalten, sind bisher erfolglos geblieben; doch spielte mir der Zufall vor Kurzem eine Probe leichten englischen gepreßten Glases in die Hand, welches bei dem, gewöhnlichem Tafelglas nahestehenden, specifischen Gewicht = 2,524 die nachstehend aufgeführte Procentzusammensetzung besaß. Kieselsäure 74,19 Schwefelsäure 0,28 Bleioxyd 0,86 Eisenoxyd, Manganoxydul und Thonerde 0,58 Barit 5,16 Kalk 2,88 Natron 17,02 –––––– 100,97 Ob das leichte Moore'sche Glas ähnlich zusammengesetzt, steht natürlich dahin; mustergiltig ist die aufgeführte Zusammensetzung nicht, und wäre es im Interesse größerer Elasticität wie bedeutenderer Resistenzfähigkeit gegen chemische, das Glas erblinden machende Einflüsse wünschenswerth, daß der Barit- und Kalkgehalt wesentlich erhöht, dafür dann der Alkali-, und wenn, wie vorauszusehen, erforderlich, auch der Kieselsäuregehalt herabgedrückt werde. Jedenfalls weist das letztere Glas auch wieder darauf hin, daß es für die Preßglascomposition vom größten Interesse ist, das Verhalten der Baritgläser auf der Hütte selbst einem eingehenden, aber auch von theoretischer Seite nicht irregeleiteten Studium zu unterziehen, da wir im Barit Allem bisher hierüber bekannt gewordenen nach ein erwünschtes Ersatzmittel für das Bleioxyd zu besitzen scheinen. (Sprechsaal, 1875 S. 227.) Lupinenschrot als Waschmittel für Wolle. Rohlack (Industrieblätter, 1875 S. 371) hat mit dem besten Erfolg die Abkochung der feingeschrotenen Lupine zum Waschen der Schmutzwolle und bei der Rückenwäsche angewendet. Reinigung der Abwässer aus Zuckerfabriken. Napravil (Kohlrausch's Organ für Rübenzuckerindustrie, 1875 S. 503) läßt zur Gewinnung des Düngers und zur Reinigung dieser Abwässer continuirlich Kalkmilch zufließen. Der gebildete Niederschlag setzt sich in großen Flocken ab, das abfließende Wasser ist völlig klar. In 119 Arbeitstagen wurden 3053 W. Ctr. Kalk zu 1005 fl. 95 kr. ö. W. verbraucht und an Tagelohn 190 fl. 89 kr. ausgegeben. Es wurden 26228 W. Ctr. Schlamm folgender Zusammensetzung erhalten. Wasser          67,8 Proc. Unlöslicher Rückstand 10,4 Kohlensaurer Kalk   9,7 Schwefelsäure   1,8 Phosphorsäure   0,6 Stickstoff   0,2 Organische Substanz   4,7 Magnesia, Eisenoxyd, Thonerde, Alkalien. 1 W. Ctr. (56k) hat hiernach einen Düngerwerth von 11,85 kr., die 26228 W. Ctr. also von 2885 fl. ö. W. Die beste Beseitigung und Verwerthung derartiger Abwässer ist die Verwendung derselben zur Berieselung. [Vergl. F. Fischer: Verwerthung der städtischen und Industrie-Abfallstoffe. (Leipzig 1875) S. 154.] Salpetersäure-Condensation. Auf der chemischen Fabrik zu Ruysbroeck bei Brüssel wendet man, um die Kühlung der entbundenen Salpetersäure und damit ihre Condensation zu beschleunigen, eine direct hinter dem Zersetzungsgefäße angebrachte Vorrichtung an, welche von Göbel zu Ruysbroeck herrührt und aus einem System von Glasröhren besteht, hinter welchem nur noch 3 bis 4 Condensationsvorlagen nöthig sind, wo man deren, ohne jene Vorrichtung, 12 bis 14 bedarf. Die Vorrichtung soll gut haltbar und dauerhaft sein und dürfte sich besonders auf die Dauerbarkeit der ersten Töpfe und Rohre, welche direct hinter dem Apparate stehen und gewöhnlich wegen der Hitze schnell verschleißen, von wohlthätigem Einflusse zeigen. Fr. Bode. Carbolsäure zur Conservirung der Säfte in den Zuckerfabriken. Nach einer Mittheilung des Dr. Hulva wird Phenol in einigen Zuckerfabriken Schlesiens mit dem besten Erfolge zur Conservirung der Säfte angewendet. Schon der Zusatz von 1k desselben auf 100000 bis 200000k Rüben zu dem Inhalt der Wärmpfanne, größtentheils Absüßwässer, genügt, diesen stets klar und gesund zu erhalten. Bei mehrjähriger Anwendung in der Diffusion und Maceration hat man nie ein Umschlagen der Säfte oder eine Gährung der Nachproducte beobachten können. (Zeitschrift des Vereins für Rübenzuckerindustrie des deutschen Reiches, 1875 S. 640.) Hopfenconservirung. Jung (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1875 S. 235) glaubt das Problem, Hopfen zu conserviren, durch folgendes, in Bayern patentirte Verfahren gelöst zu haben. Er füllt eine mit Blech ausgeschlagene Kiste mit Hopfen, leitet Kohlensäure hinein und schließt die Kiste hermetisch, um so den Hopfen dauernd vor dem Einfluß des atmosphärischen Sauerstoffes zu schützen. In der vom Patentinhaber beschriebenen Weise ausgeführt, wird er dies wohl nicht erreichen. Conservirung der Eier. Sacc empfiehlt die zu conservirenden Eier mit Paraffin zu überziehen; 1k Paraffin soll für 3000 Eier genügen. Erforderlich ist die Verwendung von frischen und gesunden Eiern, da sonst die bereits begonnene Zersetzung trotz des Paraffinüberzuges fortschreiten würde. (Biedermann's Centralblatt für Agriculturchemie, 1875 Bd. 2 S. 274.) Ersatz von Hundekoth in der Gerberei. Benker in Joachimsthal (Der Gerber, Bd. 1 Nr. 4 und 24) verwendet mit Erfolg statt des Hundedüngers Peruguano. Auf 1000 Stück B. A. Schmaschen werden 3k Peruguano in ein möglichst hohes Gefäß gegeben, welches das Vierfache der Guanoquantität fassen muß. Auf den Guano kommt ein Aufguß von heißem Wasser bis zur Höhe von 3/4 des Fasses. Diese Mischung wird stark umgerührt und dabei calcinirte Soda im Gesammtgewicht von 420g, jedoch nur in kleinen Portionen von 50g, unter fortwährendem Umrühren zugesetzt. Sollte die Mischung noch sauer sein, was am Schäumen und Aufbrausen bemerklich ist, so setzt man noch etwas Soda hinzu, doch genügen bei 3k Guano 420g; es wird in der Mischung sogar noch ein Ueberschuß von Soda vorhanden sein, welcher den günstigsten Einfluß ausübt. Das übrige Verfahren ist wie mit Hundedünger. Bei anderen Ledersorten ist das Verhältniß nach obigen Angaben leicht festzustellen. Von anderer Seite werden Versuche mitgetheilt, nach denen in der Glacé-Lamm-Lederfabrikation statt des Hundekothes Schwefelnatrium in entsprechender Weise angewendet werden kann. Chemische und physiologische Fermente. A. Müntz (Comptes rendus, 1875 t. 80 p. 1250) hat gesunden, daß Chloroform jede durch organisirte Fermente hervorgerufene Gährung verhindert, nicht aber die durch unorganisirte Fermente bewirkten Zersetzungen. So blieben 200cc Milch, mit 5cc Chloroform gemischt, 4 Monate unverändert, ebenso 200cc Urin mit 2cc Chloroform bei 25 bis 30°, ohne daß sich Organismen entwickelten. Zucker, mit Käse und Kreide versetzt, ging nicht in Milchsäuregährung über und enthielt selbst nach 2 Monaten keine Organismen, wenn Chloroform zugefügt war; die alkoholische Gährung einer mit Hefe versetzten Zuckerlösung wird durch Chloroform verhindert; Fleisch, Leim und ähnliche Stoffe konnten durch wenig Chloroform bei 30° 3 Monate lang erhalten werden, ohne daß Fäulniß eintrat oder Organismen sich entwickelten. Auf die Wirkung des Speichels, des Malzes, des Emulsins und anderer ungeformter chemischer Fermente ist Chloroform jedoch ohne Einfluß. Ein neues Leucht- und Heizungsgas (Lowe's Proceß). Lowe in Norristown (Vereinigte Staaten) hat folgendes Verfahren (Engineering and Mining Journal, Juli 1875 S. 97) angegeben, um aus Anthracit ein Leucht- und Heizungsgas herzustellen. Man bringt den Anthracit in einen Cupolofen von 1m,06 Durchmesser und 0m,9 bis 1m,2 Höhe. Sobald derselbe in Glut ist, schließt man den Ofen und läßt durch einige oberhalb des Rostes angebrachte Röhren überhitzten Wasserdampf eintreten, welcher sich in bekannter Weise mit der glühenden Kohle in Wasserstoff und Kohlenoxyd umsetzt und ein gutes Heizungsgas gibt. Zur Gewinnung von Leuchtgas leitet man auf die brennenden Kohlen einen Strahl von rohem Petroleum; die entstehenden Gase werden durch eine Kammer geführt, welche in kleinen Zwischenräumen mit feuerfesten Thonziegeln ausgefüllt und wie ein Whitwell-Windofen geheizt ist. Das Hindurchleiten des Gases durch die Kammer hat den Zweck, eine recht innige Mischung bei hoher Temperatur zu bewirken. Die bisherigen Versuche mit diesem Gase waren befriedigend. Durch Lowe's Gaswerke ist Phoenixville (eine Stadt von 10000 Einwohnern) 18 Monate lang mit Gas versorgt worden. Die Actien-Gasgesellschaft hat sich sehr günstig über das Gas ausgesprochen und vorgeschlagen, es allgemein als Beleuchtungsmaterial einzuführen. Die Stadt Utica selbst hat während der letzten Monate ausschließlich ihr Gas nach Lowe's Proceß bereitet. Die Kosten der Herstellung dieses Gases sind geringer als bei gewöhnlicher Leuchtgasfabrikation. Die Ausbeute zeigt folgendes Beispiel: 1260l Petroleum und 1620k Anthracit gaben 1975cbm Gas. Neue Methode der Maßanalyse. Wenn man eine saure Lösung von Kupferchlorür mit einer Substanz versetzt, welche Chlor entwickelt oder reducirbar ist, so wird Kupferchlorid gebildet, welches mit einer Zinnchlorürlösung titrirt werden kann. Aus dem Kupferchlorid kann dann die Menge der Nitrate, Chlorate u. dgl. nach folgenden Gleichungen leicht berechnet werden. NO₅ + 3 HCl + 3 CuCl = NO₂ + 3 HO + 6 CuCl oder 2 NHO₃ + 6 HCl + 3 Cu₂Cl₂ = 2 NO + 4 H₂O + 6 CuCl₂. ClO₅ + 5 HCl + 6 CuCl = 5 HO + 12 CuCl oder HClO₃ + 5 HCl + 3 Cu₂Cl₂ = 3 H₂O + 6 CuCl₂ u.s.f. (Comptes rendus, 1875 t. 80 p. 673). Erkennung von Alkohol im Holzgeist; von Berthelot. Man erhitzt den zu untersuchenden Holzgeist mit dem doppelten Gewichte concentrirter Schwefelsäure. Methylalkohol gibt hierbei bekanntlich gasförmigen Methyläther, welcher von Wasser und Schwefelsäure völlig absorbirt wird; das aus Aethylalkohol gebildete Aethylengas ist dagegen in Wasser und Schwefelsäure unlöslich, kann daher gemessen und dann von Brom absorbirt werden. Auf diese Weise soll man noch 1 bis 2 Proc. Alkohol im Holzgeiste nachweisen können. Aceton und andere normale Verunreinigungen des Holzgeistes geben hierbei Kohlensäure und Kohlenoxyd, aber kein Aethylen. (Comptes rendus, 1875 t. 80 p. 1039.) Specifisches Gewicht des Paraffins. Albrecht hat das specifische Gewicht verschiedener Paraffine im festen und geschmolzenen Zustande bestimmt und folgende bemerkenswerthe Resultate erhalten. Schmelzpunkt Specifisches Gewicht bei 17° 55° 60 bis 65° Solaröl-Paraffin Solaröl und Paraffin 38° 0,872 0,779 Secunda-    „ 43 0,883 0,788 Preß-          „      II 43 0,889 0,785 Secunda-    „ 46 0,887 0,781 Preß-          „       I 47 0,900 0,775 Preß-          „       I 51 0,908 0,775 Hart-          „ 56 0,912 0,777 Paraffine dehnen sich demnach beim Schmelzen sehr stark aus. Zu Schmierzwecken werden bekanntlich Paraffinöle von hohem specifischem Gewicht stets den leichteren vorgezogen. Das hohe specifische Gewicht eines Paraffinöles zeigt aber nicht in allen Fällen, daß das Oel dickflüssig ist und, wie man sagt, Körper hat. Recht schwere Theere geben ebenso schwere Paraffinöle, die weit dünner sind, wie leichtere, aber reinere Paraffinöle. Das geringe specifische Gewicht eines Oeles deutet aber den Sachverständigen darauf hin, daß es noch Paraffin gelöst enthalten könne, welches der Schmierfähigkeit Eintrag thut. In der That werden unvollkommen auskrystallisirte Oele nach vollständig erfolgter Krystallisation und der Entfernung des auskrystallisirten Paraffins specifisch schwerer. Verf. zeigt nun, daß Paraffin, in Oel gelöst, ein viel geringeres specifisches Gewicht hat, als in fester Form, also eine Lösung gibt, welche leichter ist als Oel und festes Paraffin für sich. (Zeitschrift für Paraffin-, Mineralöl – und Braunkohlenindustrie, 1875 S. 1.) Säurebildung wachsender Wurzeln. Läßt man Samen (Gerstenkörner) zwischen feuchtem Lackmuspapier keimen, so heften sich, wie Ferdinand Cohn in der Wanderversammlung schlesischer Botaniker zu Camenz zeigte, die Wurzeln dicht an das Lackmuspapier und färben dasselbe so intensiv roth, daß man selbst von der Rückseite den Verlauf der Wurzeln in hellrothen Linien auf dem blauen Grunde sich abzeichnen sieht. Dieser Ausscheidung einer starken, nicht flüchtigen Säure durch die Wurzel ist mit Recht die Lösung der im Boden absorbirten, an sich zum Theil unlöslichen Nährstoffe der Pflanze zuzuschreiben. (Bericht über die Thätigkeit der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft, 1874 S. 25.)