Titel: Ueber die Untersuchung des Nutzeffectes von Kesselfeuerungen mit Hilfe des Winkler'schen Gasanalysenapparates; von Adolf  F. Weinhold.
Autor: Adolf  F. Weinhold
Fundstelle: Band 219, Jahrgang 1876, S. 21
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Ueber die Untersuchung des Nutzeffectes von Kesselfeuerungen mit Hilfe des Winkler'schen Gasanalysenapparates; von Adolf  F. Weinhold. Weinhold, über die Untersuchung des Nutzeffectes von Kesselfeuerungen mit Hilfe des Winkler'schen Gasanalysenapparates. An der Lösung der beiden auf Gewinnung billiger Dampfkraft abzielenden Probleme, der möglichst vollkommenen Umwandlung der Verbrennungswärme in Dampfspannung und dieser in Arbeitsleistung hat die neuere Zeit in sehr ungleicher Weise gearbeitet. Der Weg zur Construction der neuern, raschgehenden Dampfmaschinen mit weiten Canälen, möglichst rasch wirkender automatischer Regulirung der Expansion und hoher Spannung war durch die Theorie klar vorgeschrieben und überdies dem Constructeur in dem Indicator ein sicherer Führer aus dem Pfade der Erfindung gegeben. Gegenüber dem sichern und bewußten Vorgehen auf dem Gebiete der Dampfmaschinenconstruction finden wir auf dem der Kessel- und Feuerungsanlagen einen viel unsicherern und weniger geregelten Fortschritt. Bei einer vielleicht übergroßen Productivität in Neuerungen zeigt sich ein tastendes Lossteuern auf Ziele, die nur im Allgemeinen und unsicher bekannt sind, und eine mehr als mangelhafte Controle des Erreichten durch eine unzuverlässige Empirie, welche höchstens die Qualität der Leistungen abschätzen läßt, nicht aber die Ursachen des größern oder geringern Erfolges aufdeckt. Man wußte wohl, daß es sich darum handelte, durch große Heizfläche die Wärme der Verbrennungsproducte möglichst vollkommen aufzunehmen, daß es wünschenswerth ist, das Brennmaterial mit möglichst geringem Luftüberschuß möglichst vollkommen zu verbrennen und die Rauchgase mit möglichst niedriger Temperatur entweichen zu lassen; man bestimmte aber gewöhnlich nur, wie viel Wasser man pro Kilogramm Brennmaterial verdampfte oder richtiger, wieviel Wasser man aus dem Kessel verjagte; man blieb aber meist völlig im Unklaren darüber, welcher Bruchtheil des Wassers wirklich verdampft und welcher mechanisch mit fortgerissen, wieviel Luft dem Feuer zugeführt, inwieweit die Kohle vollkommen verbrannt wurde, welche Wärmemenge die Kohle eigentlich zu entwickeln vermochte und mit welcher Temperatur die Rauchgase entwichen. Zahlenwerthe für die fraglichen Verhältnisse zu gewinnen, war bis vor kurzem so schwierig, daß es nicht Wunder nehmen darf, wenn nur wenig exacte Versuche in der angedeuteten Richtung vorliegen, und was wir jetzt an Mitteln besitzen, um messende Versuche an Heizanlagen vorzunehmen, ist noch zu wenig in das technische Publicum gedrungen. Gegenwärtiger Aufsatz möchte Anregung geben, daß man den wichtigen Fragen über Heizung mit exacten Versuchen allgemeiner nahe tritt; was er gibt, ist außer einigen Beobachtungen nur eine Zusammenstellung von Dingen, die entweder nicht neu oder welche an und für sich selbstverständlich sind, die aber in ihrer gegenseitigen Beziehung und im Zusammenhange noch nicht genug gewürdigt werden. Es sollen im Folgendem zuerst die allgemeinern Gesichtspunkte entwickelt, die Details über die Ermittlung der einzelnen Daten anhangsweise behandelt werden. I. Die Wärmemenge, welche ein Brennmaterial bei vollkommener Verbrennung zu entwickeln vermag, wurde früher und wird wohl zumeist noch jetzt aus der Elementaranalyse des Brennmaterials berechnet unter der Voraussetzung, daß diese Wärmemenge gleich sei der Summe der Verbrennungswärmen der einzelnen Brennmaterialbestandtheile, wobei man soviel von dem Wasserstoffgehalte als schon verbrannt ansieht, als mit dem im Brennmaterials vorhandenen Sauerstoff oxydirt werden kann. Ist c der Kohlenstoff, h der Wasserstoff, o der Sauerstoff, w das Wasser, a die AscheLetztere zwei Größen kommen hier noch nicht in Betracht, die Bezeichnungen derselben sind aber hier gleich mit aufgeführt, weil sie später gebraucht werden; der Stickstoffgehalt ist vernachlässigt., W die Verbrennungswärme für 1k Brennmaterial, so gibt diese Annahme: W = 8080 c + 34460 (ho/8).       (1) Versuche über die wirkliche Verbrennungswärme der Brennmaterialien, welche Scheurer-Kestner und Meunier angestellt habenAnnales de chimie et de physique, IV. sér. t. 21 (1870) p. 436 und t. 26 (1872) p. 80., mit Hilfe des etwas modificirten Favre-Silbermann'schen VerbrennungscalorimetersEbendaselbst, III. sér, t. 34 (1852) p. 357., beweisen die Unrichtigkeit der gewöhnlichen Annahme für Steinkohlen und Braunkohlen, – für Holzfaser (Baumwolle) stimmen die Resultate der directen Versuche mit der Rechnung nach Formel (1) ziemlich gut überein. Bei Steinkohlen sind die wahren Verbrennungswärmen durchgehends höher, nicht nur als die nach Formel (1) berechneten Werthe, sondern sogar als die Werthe, welche man erhält, wenn man die Verbrennungswärme des ganzen Wasserstoffes rechnet, also wenn man setzt: W = 8080 c + 34460 h.          (2) Der Ueberschuß der beobachteten über die nach (2) berechnete Verbrennungswärme beträgt im Mittel aus 19 Bestimmungen etwa 5,4 Proc., im Minimum 1,3, im Maximum 10,6 Proc. Solange man also nicht directe Bestimmungen der Verbrennungswärme vornimmt (was wegen der Schwierigkeit und Umständlichkeit des Arbeitens mit dem Favre-Silbermann'schen Calorimeter wohl solange unterbleiben wird, als nicht ein bequemeres Instrument für die directen Bestimmungen existirt), solange man die Verbrennungswärme aus der Elementarzusammensetzung berechnet, wird man für Steinkohlen nach Formel (2) etwas zu niedrig, aber wesentlich richtiger als nach Formel (1) rechnen. Bei Braunkohlen sind die wahren Verbrennungswärmen durchgehends kleiner als die nach Formel (2) berechneten, und zwar im Mittel aus 6 Versuchen um 7,6 Proc. aber meist höher als die nach Formel (1) berechneten, und zwar im Mittel um 8,3 Proc., im Maximum um 25,6 Proc., in einem Falle aber um 5,1 Proc. niedriger. Hiernach erscheint es angezeigt, in Ermanglung directer Bestimmungen die Verbrennungswärme von Braunkohlen nach Formel (1) zu berechnen; man wird dabei freilich noch ziemliche Fehler begehen, aber wenigstens die Verbrennungswärme im Durchschnitt nicht zu hoch annehmen. Die erheblichen und – besonders bei Braunkohle – sehr wechselnden Abweichungen zwischen direct bestimmter und berechneter Verbrennungswärme lassen die Construction eines bequem zu handhabenden Verbrennungscalorimeters als dringendes Bedürfniß erscheinen; ein Instrument, welches bei mäßiger Arbeit directe, wenn auch nur auf einige Procente genaue Bestimmungen lieferte, würde für die Feuerungskunde ein großer Gewinn sein. Es verdient aber auch hervorgehoben zu werden, daß selbst die ungenauen berechneten Verbrennungswärmen nicht ganz werthlos sind; – ihre Fehler sind, wie sich weiter unten ergeben wird, ohne Einfluß auf die Berechnung der Wärmemenge, welche verloren geht durch Fortführung in den heißen Rauchgasen und in Folge unvollkommener Verbrennung; die Verbrennungstemperatur und die nutzbare Wärmemenge werden durch die Fehler der Verbrennungswärme zwar in ihrer absoluten Größe gefälscht, behalten aber immer einigen Werth für die Vergleichung verschieden gearteter Verbrennungen eines und desselben Brennmaterials.Den oben entwickelten Anschauungen entsprechend, ist im Folgenden immer für Steinkohlen nach Formel (2), für Braunkohlen nach Formel (1) gerechnet. Da die Verbrennung in einer Heizanlage nie eine vollkommene ist, so bleibt die bei der Verbrennung wirklich entwickelte Wärmemenge W stets hinter der für die vollkommene Verbrennung geltenden Größe W zurück. Wenn von dem Kohlenstoffgehalte c der Theil c₁ zu Kohlensäure, der Theil c₂ zu Kohlenoxyd verbrennt, so ist die entwickelte Wärmemenge: für Steinkohlen W = 8080 c₁ + 2480 c₂ + 34460 h          (3) für Braunkohlen W = 8080 c₁ + 2480 c₂ + 34460 (ho/8).          (4) Diese Formeln entsprechen, abgesehen von der Abweichung zwischen der aus der Elementarzusammensetzung berechneten und der wahren Verbrennungswärme, deshalb nicht ganz der Wirklichkeit, weil nach den Untersuchungen von Scheurer-Kestner Annales de chimie et de physique, IV. sér. t. 20 (1870) p. 66. auch etwas Kohlenstoff (bis zu 0,5 Proc. des ganzen Kohlenstoffgehaltes) in Form von Ruß und merkliche Mengen von Kohlenwasserstoffen unverbrannt entweichen. Da aber diese Quantitäten nur geringe und schwierig zu bestimmen sind, sollen sie im Folgenden unbeachtet bleiben; der dabei begangene Fehler vermindert sich dadurch noch etwas, daß bei der unten beschriebenen Methode der Analyse der Rauchgase die etwa vorhandenen Kohlenwasserstoffe den Betrag des Kohlenoxydgehaltes etwas zu groß erscheinen lassen. Die bei der Verbrennung entstehende Temperatur pflegt man zu berechnen unter der Voraussetzung, daß die entwickelte Wärme W nur zur Erwärmung der Verbrennungsproducte verwendet werde. Man darf nicht übersehen, daß die so berechnete Verbrennungstemperatur T nur die Bedeutung eines (thatsächlich nie zu erreichenden) Grenzwerthes hat, weil immer ein Theil der entwickelten Wärme schon vor der Vollendung der Verbrennung an die Umgebung des Feuers abgegeben wird. Solange das Brennmaterial und die zutretende Luft mit der gewöhnlichen Lufttemperatur dem Feuer zugeführt werden, kann man anstatt der Lufttemperatur ohne großen Fehler 0° setzen; wird die Luft vorher erwärmt, wie bei vielen Gebläsen, bei Regeneratoren und bei den neuerdings vorgeschlagenen Kesselheizungen mit Vorwärmung der Luft, so muß die Temperatur der zutretenden Luft t mit in Rechnung gezogen werden. Von großem Einflusse auf die Verbrennungstemperatur ist der dem Feuer zugeführte Luftüberschuß. Der Ueberschußcoefficient n ist die Zahl, welche ausdrückt, wie viel mal so groß die dem Feuer zugeführte Luftmenge ist, als diejenige, deren Sauerstoffgehalt wirklich zur Oxydation des Brennmaterials verbraucht wird. Bei der Verbrennung entsteht: aus h die Wassermenge 9 haus c₁ die Kohlensäuremenge 11/3 caus c₂ die Kohlenoxydmenge 7/3 c mit einem Sauerstoffgehalte= (8 h + 8/3 c₁ + 4/3 c₂); von dem Sauerstoffgehalte rührt das Quantum o aus dem Brennmateriale her, aus der Luft also das Quantum 8 h + 8/3 c₁ + 4/3 c₂ – o da das zugeführte Quantum Sauerstoff das nfache dieses Werthes ist und die Luft auf 23 Gew.-Th. Sauerstoff 77 Th. Stickstoff enthält, so enthalten die Rauchgase außer den oben aufgeführten Oxydationsproducten noch (n – 1) (8 h + 8/3 c₁ + 4/3 c₂ – o) Sauerstoff, 77/23 n (8 h + 8/3 c₁ + 4/3 c₂ – o) Stickstoff und das aus dem Wassergehalte des Brennmaterials herrührende Quantum w Wasserdampf. Nimmt man für die latente Wärme des Wasserdampfes den Werth 536 specifische   „           „     0,475 der Kohlensäure     0,202 des Kohlenoxydes     0,245 des Sauerstoffes     0,218 des Stickstoffes     0,244 der Asche     0,25 und setzt voraus, daß die Asche mit auf die Temperatur der übrigen Verbrennungsproducte erwärmt wird, was nicht ganz zutreffend, aber wegen der Kleinheit von 0,25 a gegen die Summe der andern in Betracht kommenden Werthe von verschwindendem Einflusse ist, so erhält man zur Berechnung von T die Gleichung: Textabbildung Bd. 219, S. 25 und daraus: Textabbildung Bd. 219, S. 25 oder zusammengezogen: Textabbildung Bd. 219, S. 25 oder etwas mehr abgerundet Textabbildung Bd. 219, S. 25 oder endlich für gewöhnliche Feuerungen, indem man t = 0 setzt: Textabbildung Bd. 219, S. 25 Entweichen die Verbrennungsgase mit der Temperatur des Fuchses t, so kühlen sie sich innerhalb der Feuerungsanlage um (Tt) ab und geben dabei eine nutzbare Wärmemenge Ω ab, welche das Product aus (Tt) und der Summe der Wärmecapacitäten der gasförmigen Verbrennungsproducte ist, also: Ω = (Tt)[0,48 w + 0,16 c₁ + 0,28 c₂ + 2,53 h + 0,22 o + n (8,28 h + 2,76 c₁ + 1,38 c₂ – 1,03 o)],      (7) während der Wärmeverlust V = WΩ sich zusammensetzt aus der Differenz der vollkommenen Verbrennungswärme W und der wirklich entwickelten w, der mit der Asche fortgehenden Wärme 0,25 aT und der von den Verbrennungsgasen fortgeführten Wärme; es ist also: V = WΩ = WW + 0,25 aT + t [0,48 w + 0,16 c₁ + 0,28 c₂ + 2,53 h + 0,22 o + n (8,28 h + 2,76 c₁ + 1,38 c₂ – 1,03 o)] + 589 (9 h + w)    (8) Wird die Luft der Feuerung mit der Temperatur t zugeführt, so verkleinert sich V um den Werth t n (8,28 h + 2,76 c₁ + 1,38 c₂ – 1,03 o), während sich Ω um ebensoviel vergrößert; es ist klar, daß dieser größere Werth von Ω ohne weiteres erhalten wird, wenn man in Formel (7) für T nicht den aus (6), sondern den aus (5) berechneten Werth setzt. Formel (8) läßt erkennen, daß der Werth V selbst dann noch richtig gefunden wird, wenn die wahre Verbrennungswärme bedeutend von der aus der Elementarzusammensetzung berechneten abweicht. Die Abweichung fälscht den Werth W und W um den gleichen Betrag, läßt also ihre Differenz ganz unverändert; der von der Verbrennungswärme abhängige Werth T hat wegen des sehr kleinen Factors 0,25 a nur einen verschwindenden Einfluß auf die Größe von V. Die Bezeichnung nutzbare Wärmemenge für Ω ist übrigens insofern keine ganz correcte, als diese Wärmemenge nicht ausschließlich zur Erwärmung des eigentlichen Heizobjectes – also beispielsweise des Kessels – sondern auch zur Erwärmung des umgebenden Mauerwerkes und dergl. dient. Die Größe von Ω wird dadurch, daß die berechnete Verbrennungstemperatur T nicht wirklich erreicht wird, nicht geändert, weil die Wärmemenge, die schon vor vollendeter Verbrennung abgegeben wird und also die Erreichung von T verhindert, doch dem Heizobjecte, bezieh. der Umgebung desselben zukommt. Die Werthe T, Ω und V, welche die Qualität der Heizung ausdrücken, hängen für ein und dasselbe Brennmaterial, also für ein und dasselbe W ab von der Fuchstemperatur t, dem Ueberschußcoefficienten n und der größern oder geringern Vollkommenheit der Verbrennung; ein Maß für diese Vollkommenheit gibt das Verhältniß des nur zu Kohlenoxyd verbrannten Kohlenstoffes zum Gesammtkohlenstoff; – dieser Werth c₂/c = u mag der Unvollkommenheitscoefficient heißen. Die Coefficienten n und u ergeben sich aus der Analyse der Verbrennungsgase. Der Wassergehalt der Verbrennungsgase ist direct nur schwer zu bestimmen, weil sich leicht schon in der zum Aufsaugen der Gase dienenden Röhre Wasser condensirt, und weil eine volumetrische Bestimmung des Wasserdampfes nicht ausführbar ist. Enthalten 100 Volume der vom Wasserdampf befreit gedachten Verbrennungsgase Sa Volume Sauerstoff, St Stickstoff, Ks Kohlensäure, Ko Kohlenoxyd und beachtet man zunächst, daß 100 Vol. der dem Feuer zugeführten Luft 79 Vol. Stickstoff und 21 Vol. Sauerstoff enthalten, so erhält man das auf 100 Vol. zugeführter Luft oder 21 Vol. zugeführten Sauerstoffes unverbraucht entweichende Sauerstoffvolum = 79Sa/St, also: das Volum des zur Oxydation verbrauchten Sauerstoffes = 21 – 79Sa/St und somit den Ueberschußcoefficienten: n = 21/(21 – 79Sa/St).      (9) Beachtet man ferner, daß gleiche Volume von Kohlensäure und Kohlenoxyd gleiche Gewichtsmengen Kohlenstoff enthalten, so ergibt sich der Unvollkommenheitscoefficient u = Ko/(Ks + Ko)          (10) und man erhält aus der Elementaranalyse des Brennmaterials und u die Werthe: c₁ = c (1 – u)     (11) c₂ = cu.           (12) Während die Coefficienten n und u von dem eigentlichen Verbrennungsprocesse abhängen, ist die Fuchstemperatur t vorzugsweise bedingt durch die größere oder geringere Fähigkeit des Heizobjectes, die Wärme der Verbrennungsgase aufzunehmen; – bei einer Kesselfeuerung wird t hauptsächlich von der Construction des Kessels und seiner Züge abhängen. Im Allgemeinen wird eine Heizung um so besser sein, je kleiner t, u und n sind; wenn bei einer von zwei Heizungen alle drei Werthe kleiner sind, als bei der andern, so ist ohne weiteres klar, daß erstere die vortheilhaftere ist. Es wird aber dieser Fall nur selten vorkommen; während t von u und n ziemlich unabhängig ist, ist u meist um so größer, je kleiner n ist und umgekehrt. Es läßt also die Beobachtung von t und die zur Bestimmung von n und u führende Analyse der Rauchgase nur eine ziemlich unvollkommene Beurtheilung der Heizung zu; soll der Nutzeffect der Heizung, also das Verhältniß von Ω zu W ermittelt werden, so ist eine Elementaranalyse des Brennmaterials unumgänglich nothwendig. Es würde sehr umständlich werden, wenn man bei Versuchsreihen über Heizung für jeden einzelnen Versuch die Elementaranalyse vornehmen wollte; es ist aber wohl für zulässig zu erachten, daß man die Zusammensetzung des eigentlichen verbrennlichen Theiles des Brennmaterials so lange als constant ansieht, als das Brennmaterial der nämlichen Quelle entstammt, also beispielsweise so lange als man Kohle von demselben Flötze eines Werkes feuert, und daß man in solchem Falle nur die meist sehr wechselnden Mengen von Wasser und Asche bestimmt. Wenn es sich nur um relative Bestimmungen handelt, insbesondere um die Vergleichung der Wirkungsweise einer und derselben Heizungsanlage bei Verwendung eines und desselben Brennmaterials, aber verschiedener Art zu heizen, so wird man sogar für eine solche Annäherungsrechnung eine Durchschnittszusammensetzung des verbrennlichen Theiles annehmen dürfen, ohne daß eine Elementaranalyse überhaupt ausgeführt wird.Man würde etwa bei Steinkohlen oder Braunkohlen den Durchschnitt aus den in der Literatur zu findenden Analysen von Kohlen der Gegend nehmen, welcher das Brennmaterial entstammt, während man bei Holz die Zusammensetzung der Holzfaser (C₆H₁₀O₅) rechnen würde. Insofern es wünschenswerth ist, die Werthe t, n und u gleichzeitig möglichst zu verringern, wird für Vergleichungen der letztgedachten Art auch die blose Bestimmung der Temperatur und Zusammensetzung der entweichenden Verbrennungsproducte einigen Werth besitzen. Bei der bedeutenden Unsicherheit der unsern Entwicklungen zu Grunde liegenden Annahmen könnte es fraglich erscheinen, ob denselben eine praktische Bedeutung überhaupt beizulegen sei; dieser Zweifel schwindet aber, wenn man sieht, welche enormen Abweichungen die Resultate verschiedener Heizungen zeigen. Verfasser hat eine Anzahl von Gasanalysen und Temperaturbeobachtungen ausgeführt und in einigen Fällen die verwendeten Brennmaterialien analysiren lassen; – die Zahl der Beobachtungen ist eine zu geringe, und es sind die Versuche zu wenig systematisch unternommen, als daß sich aus den erhaltenen Resultaten allgemeine Schlüsse von großer Bedeutung ziehen ließen; immerhin lassen dieselben erkennen, was auf dem betretenen Wege zu erreichen sein wird. Es soll zunächst ein Versuch als Beispiel für die Rechnung nach den oben aufgeführten Formeln vollständig mitgetheilt werden, von den übrigen Versuchen nur das, was von allgemeinem Interesse ist. Versuch am 30. September 1875. Piedboeuf'scher Kessel mit Planrostfeuerung. Brennmaterial Braunkohle aus der Nähe von Döllnitz. Zusammensetzung des Brennmaterials: c = 0,3353 h = 0,0254 o = 0,1145 w = 0,4650 a = 0,0598. Temperatur der Verbrennungsgase kurz vor dem Essenschieber: t = 2206 C. Zusammensetzung der Verbrennungsgase: Sa = 12,27 St = 80,17 Ks = 5,66 Ko = 0,90. Aus Formel (1) berechnet sich: W = 8080 × 0,3353 + 34460 (0,0254 – 0,1145/8) = 3092c. Formel (9) ergibt: Textabbildung Bd. 219, S. 29 Formel (10): u = 0,90/(5,66 + 0,90) = 0,137. Formel (11): c₁ = 0,3353 (1 – 0,137) = 0,2894. Formel (12): c₂ = 0,3353 × 0,137 = 0,0459. Formel (4): W = 8080 × 0,2894 + 2480 × 0,0459 + 34460 (0,0254 – 0,1145/8) = 2835c. Ferner ist zur Berechnung von T nach Formel (6): W =  2835 – 5300 h = – 135 – 589 w = – 274 ––––––––––––––––––––––––––––– W – 5300 h – 589 w =  2426 8,28 h =    0,2103 2,76 c =    0,7987 1,38 c =    0,0633 –1,03 o = – 0,1179 –––––––––––––––––– 8,28 h + 2,76 c₁ + 1,38 c₂ – 1,03 o =    0,9544 n (8,28 h + 2,76 c₁ + 1,38 c₂ – 1,03 o) =    2,2495 0,48 w =    0,2232 0,16 c =    0,0463 0,28 c =    0,0129 2,53 h =    0,0643 0,22 o =    0,0252 –––––––––––––––––– 0,48 w + 0,16 c₁ + 0,28 c₂ + 2,53 h + 0,22 o =    0,3719 n (8,28 h + 2,76 c₁ + 1,38 c₂ – 1,03 o) =    2,2495 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Summe =    2,6214 0,25 a =    0,0150 –––––––––––––––––– Nenner von Formel (6) =    2,6364 T = 2426/2,6364 = 920° C. Endlich ergibt sich nach Formel (7): Ω = (920 – 220) 2,6214 = 1835c = 0,593 W und nach Formel (8): V = 3092 – 1835 = 1257c = 0,407 W. Der bedeutende Wärmeverlust von 40,7 Proc. der theoretischen Verbrennungswärme ist in vorliegendem Falle nicht ganz zur Hälfte durch den Luftüberschuß und die Unvollkommenheit der Verbrennung bedingt, den größern Theil des Verlustes veranlaßt der hohe Wassergehalt des Brennmaterials; wäre n = 1 und u = 0, also die Verbrennung ohne allen Luftüberschuß eine ganz vollkommene, so erhielte man: W = W T  = 1925 und für t = 220 Ω = 2360 = 0,763 W V  =  732 = 0,237 W. 23,7 Proc. der Gesammtwärme würden also auch bei einer idealen Verbrennung noch durch die Asche, die warm abziehenden Verbrennungsproducte und das aus dem Brennmateriale verdampfte Wasser fortgeführt werden. (Fortsetzung folgt.)