Titel: | Wünsche und Lüders' Patent Massstabtheilmaschine. |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 110 |
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Wünsche und Lüders' Patent Massstabtheilmaschine.
Mit Abbildungen auf Taf.
IV [a.b/1].
Wünsche und Lüders' Patent Maßstabtheilmaschine.
Anknüpfend an die kurze Mittheilung über die von Wünsche
und Lüders patentirte Maßstabtheilmaschine (1875 218 178) bringen wir in Fig. 4 bis 6 Abbildungen dieser
interessanten Maschine, und zwar die Vorderansicht in Fig. 4, die Seitenansicht
in Fig. 5 und
den Grundriß in Fig.
6. Das Gestell unterhalb der Tischplatte, auf welcher die eigentliche
Maschine montirt wird, ist abgebrochen.
Der Betrieb der Maschine (durch Elementar- oder Menschenkraft) wird von der
untern in den Gestellböcken lagernden Welle auf die obere Schnurscheibe a übertragen. Diese Schnurscheibe, mit der ein Getriebe
g fest verbunden ist, läuft lose auf der Hauptwelle
c, auf welcher neben der Schnurscheibe a ein Stirnrad d festgekeilt
ist; hinter der Hauptwelle c liegt eine Vorgelegewelle
e, auf der ebenfalls ein Stirnrad f und ein Getriebe b sitzt,
welche in das Getriebe g bezw. das Stirnrad d eingreifen.
Ferner ist auf der Hauptwelle c ein mit einem seitlichen
Knacken k versehener, je nach Bedarf verschiebbarer
Stellring h angebracht, der durch eine Preßschraube i auf der Welle festgehalten wird. Derselbe wirkt bei
jeder Umdrehung der Welle mit seinem Knacken k auf einen
Stahlstift l, welcher in einem zweiarmigen, auf der horizontalen
Welle m von links nach rechts sich bewegenden Hebel n eingeschraubt ist.
Auf der entgegengesetzten Seite greift oben an dem Hebel n eine auf einem runden Bolzen o bewegliche
Sperrklinke p in ein auf der horizontalen Welle m befindliches Sperrrad q
ein; an der vordern Seite dieser Welle ist eine Rolle r
aufgesteckt, auf welcher sich bei der Umdrehung die Uhrfeder s aufwickelt, wobei der Schlitten tt,
auf welchem der zu theilende Maßstab mittels der am Schlitten befestigten
Schraubenzwingen T festgespannt ist, von links nach
rechts gezogen wird. – Die Feder s steht in
Verbindung mit dem Scharnirtheil U, welcher auf einem an
den Schlitten t befestigten Bolzen v festgespannt ist.
Am Ende der Welle c liegt in dem Stichelschlitten w eine Excenterscheibe, welche bei der
Horizontalbewegung das Aus- und Niederdrücken des Schlittens besorgt. Vor
derselben sitzt noch eine runde Kurbelscheibe x mit
Kurbelstift y, durch welche eine kleine Pleulstange z in Bewegung gesetzt wird (Fig. 5); letztere ist an
ihrem hintern Ende mit einem kräftigen, durch den Schlitten w rechtwinklig gehenden Bolzen verbunden, welcher durch metallene
Gleitbacken in den Geradführungen A geführt ist; somit
wird durch die Kurbelbewegung und Pleulstange z eine
horizontale Bewegung auf den Schlitten w, an welchen der
Anschlagknacken D befestigt ist, übertragen.
Um nun auf die Maßstäbe die langen und kurzen Schnitte unabhängig von einander zur
richtigen Zeit herstellen zu können, muß der Schlitten w
einen an demselben sich bewegenden zweiten Schlitten w'
(Fig. 6)
bekommen, welcher vorn das Stichelgehäuse B und am
hintern Ende einen festgeschraubten Knacken C trägt.
Es wird nun bei der Drehung der Hauptwelle c durch
Kurbelscheibe x und Pleulstange z der Schlitten w vorwärts bewegt, wobei der
am Schlitten w befindliche Knacken D in Wirkung kommt und die durch Scharnirgabel E mit dem doppelarmigen Hebel F in Verbindung stehende Zugstange G in
derselben Richtung des Schlittens nach vorwärts zieht.
An dem Hebel F befindet sich an der untern Seite eine
durch die Feder J gespannte Sperrklinke H, auf welche eine mit einem kleinen Sperrrad fest
verbundene Scheibe K wirkt, wodurch dieselbe von rechts
nach links in eine absetzend drehende Bewegung gebracht wird. Weil die auf der
Zeichnung angegebene Scheibe K für Millimetereintheilung
gilt, so hat das mit derselben verbundene Sperrrad 10 Zähne.
Es ist nun klar, daß bei der Drehung der Scheibe K beim
Einschnitt q der ganze Centimeterschnitt, auf der Fläche
L bis M die ersten 4 Millimeterschnitte,
beim Einschnitt n der halbe Centimeterschnitt und auf
der Fläche O bis P die
letzten 4 Millimeterschnitte, also bei einer einmaligen Umdrehung der Scheibe K 1cm in 10mm auf den zu theilenden Maßstab übertragen
worden ist. Es läßt nämlich der Knacken C den Schlitten
w zwischen L und M nur bis an die Peripherie der Scheibe K zurückgehen, während der Schlitten w beim Einschnitt n weiter
für den 1/2 Centimeterschnitt und bei q noch weiter für
den ganzen Centimeterschnitt zurückgeht.
Durch die Spiralfeder R, auf der Zugstange G wird letztere bei jedem Rückgange des Schlittens w zurückgedrängt, und dadurch geht der zweiarmige Hebel
F stets in seine frühere Lage zurück, wodurch die
Sperrklinke H immer nur um einen Zahn zurückgreift und
daher beim Vorgehen des Schlittens w die Scheibe K auf dem verticalen Bolzen z.B. bei einer
Millimetertheilung um 1/10 ihres Umfanges dreht.
Um Maßstäbe von verschiedenen Breiten theilen und die Länge der Schnitte entsprechend
der Breite der Stäbe einrichten zu können, ist ein Support angebracht, dessen obere
Platte zugleich als Führung für die Maßstäbe dient. Die Metallbacken u (Fig. 4) bewirken, daß der
Stichelschlitten leicht und dicht geführt wird; bei etwaiger Abnützung derselben
dienen Stellschrauben zum Nachziehen.
Beim Zurückgehen der Sperrklinke p hält, wenn das
Sperrrad q stehen soll, der Sperrhaken W (Fig. 4) das Rad und somit
auch den Schlitten t fest, während der Stichel auf dem
zu theilenden Maßstab schneidet.
Sobald der Stichel zurückgeht, wird der Maßstab um den verlangten Theil (z.B. um 1mm, 1/8'', 1/12'' oder 1cm etc.) stets fortbewegt. Bei den
verschiedenen Theilungen müssen auf die Welle m
verschiedene Rollen aufgesteckt werden, da das Verhältniß des Durchmessers der Rolle
r zu dem des Sperrrades q die Theilung gibt. Ebenso wechselt man für die verschiedenen
Eintheilungen die Theilscheiben K aus. Der am Schlitten
t befestigte Ansatz x'
(Fig. 6)
verhindert das Zerreißen der Feder s, indem derselbe
gegen den Hebel y' drückt, wenn der Schlitten t weit genug von links nach rechts gegangen ist und eine
Auslösevorrichtung zur Wirkung bringt, welche mittels des Stiftes z die Sperrklinke p
aushebt.
Das Vorgelege f, b kann von links nach rechts ausgerückt
werden; durch Verbindung des Stirnrades d mit der
Schnurscheibe a mittels einer Schraube erhält man eine
größere Geschwindigkeit, um z.B. auf Holz theilen zu können.
Um den Schlitten in der richtigen Spannung zu halten, ist links an demselben eine
Oese v' angebracht, an welcher eine Schnur befestigt ist; dieselbe geht über
einige Rollen und trägt an ihrem Ende ein in der Zeichnung nicht ersichtliches
Gegengewicht.
Die Maschine arbeitet völlig selbstthätig, und man kann mittels derselben auf
Gußstahl, Eisen, Messing, Elfenbein, Holz, Hartgummi etc, theilen, während die sehr
verbreitete Herstellung von Maßstäben mittels Walzen selbstverständlich nur die Wahl
eines verhältnißmäßig weichen Materials gestattet. Die Maschine stellt einen
Metermaßstab von Gußstahl mit Millimetertheilung in 26 bis 30 Minuten her, auf Holz
in 10 bis 15 Minuten.
Die Verwerthung der Maschine hat das internationale Patent- und
Maschinen-Ex- und Importgeschäft von Richard Lüders in Görlitz übernommen.
Z.