Titel: Hackney's Verfahren zum Giessen von Stahlingots.
Fundstelle: Band 219, Jahrgang 1876, S. 128
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Hackney's Verfahren zum Giessen von Stahlingots. Mit Abbildungen auf Taf. III [c.d/3]. Hackney's Verfahren zum Gießen von Stahlingots. Die Methode, Stahlingots in Gruppen zu gießen, indem man eine Anzahl Formen mit einander von einem einzigen Einguß aus ausfüllt, gewährt so große und einleuchtende Vortheile, daß sehr viele Versuche nach dieser Richtung hin angestellt wurden. Die größte Schwierigkeit, welche sich hierbei einstellte, lag in der Auffindung einer befriedigenden Methode, die angefüllten Formen abzustopfen. Die Gießform, welche Durfee (Berggeist, 1870 S. 57) zu diesem Zwecke gebraucht, ist oben gänzlich abgeschlossen, und ist daselbst nur ein kleines Luftloch angebracht; die in solchen Formen erzielten Ingots lassen in Bezug auf Dichtigkeit und Sauberkeit nichts zu wünschen übrig, aber es müssen für verschiedene Ingotsgewichte verschiedene Formen vorräthig gehalten werden, während das Herausnehmen von etwa fest geklemmten Ingots mit Schwierigkeiten verknüpft ist. Ireland wendet einen schweren gußeisernen Stopfer an, welcher nach dem Anfüllen der Form auf das Metall fest gestemmt wird, wie es vielfach beim Tiegelguß von Werkzeugstahlingots Gebrauch ist; aber in diesem Falle muß die Form parallelseitig und zweitheilig sein; mögen die innern Seiten auch noch so gut abgehobelt werden, der Ingot klemmt sich immerhin leicht fest, und nach einigem Gebrauche klafft die Form an den Fugen auf, wobei sich alsdann eine Gußnath an dem Ingot bildet. Auch die von A. L. Holley vorgeschlagene Methode (vgl. 1868 188 470) haben wenig Eingang gefunden. Hackney's Methode ergibt sich aus Fig. 19 bis 27 (Scientific American, October 1875 S. 275). Der Stopfer besteht aus einem ungefähr 50mm dicken gußeisernen Blocke (Fig. 26 und 27), um welchen eine Nuth eingeschnitten ist; dieser Block ist so dimensionirt, daß er mit Leichtigkeit in die obere Oeffnung der Form eingeschoben werden kann. In denselben ist ein 5mm weites Luftloch eingebohrt, welches nach unten conisch zugeht, damit das Metall sich darin nicht festklemmt. Der Stopfer wird in der Form mittels zweier gußeisernen Keile befestigt. Zu diesem Zwecke wird die Form über einen Pfosten gestellt, dessen Länge so gewählt ist, daß der Stopfer auf der richtigen Höhe angebracht ist, wenn er auf dem Pfosten aufliegt. Eine Schaufel Lehm wird aufgeworfen und in die Fugen zwischen Stopfer und Form festgestampft; der zu diesem Zwecke angewendete Stampfer ist 50 bis 75mm breit und ca. 12mm stark; die Keile werden alsdann angetrieben und die Form ist fertig. Der benützte Thon oder die Mischung von Thon mit Sand muß eben noch zusammenhaften, wenn man ihn in der Hand zusammendrückt. Der Pfosten wird auf die Weise in der erforderlichen Höhe aufgestellt, daß man Ringe um den Fuß desselben legt, um die Form zu heben (Fig. 23 und 24), oder daß man den obern Theil desselben unterpackt; es muß deshalb letzterer sich unabhängig vom eigentlichen Pfosten bewegen können, was durch eine seitlich angebrachte Schraube erzielt wird (Fig. 23). Um jedoch ein etwaiges Herunterfallen von Lehm zwischen den Pfosten und den innern Flächen der Form zu verhüten, was leicht vorkommen kann, wenn der Lehm zu fest eingestampft wird, oder wenn der Stampfer zu dünn ist, muß man den obern Theil des Pfostens so einrichten, daß er genau in der erforderlichen Höhe in die Form paßt. Man hält deshalb verschiedene Kopfstücke des Pfostens vorräthig, welche genau in verschiedene Theile der Form passen; oder man gibt dem Pfosten eine abgerundete Form (Fig. 24), auf welche kleine zusammenpassende Eisenblöcke aufgelegt werden. Diese Eisenblöcke gleiten an dem abgerundeten Kopfende entlang bis in die Ecken der Form und schließen auf diese Weise die Fugen zwischen Pfosten und Form ab. Die einzigen Oeffnungen, die alsdann noch übrig bleiben können, sind a, a (Fig. 25). In einzelnen Fällen, z.B. bei Bandagen, wo die obere Ingotfläche glatt gegossen sein muß, dichtet man diese Fugen a durch Eisenplättchen, bevor man den Stopfer festkeilt. Solche Radbandagen werden entweder vollgegossen (Fig. 19 und 20), was gewöhnlich der Fall ist, oder man gießt sie um einen Kern (Fig. 21 und 22), um ein nachheriges Durchlochen zu umgehen. Die fertig zugerichteten Formen werden auf einer Platte aufgestellt und durch einen centralen Einguß angefüllt, von welchem ein Canal in jede Form einmündet (Fig. 19 bis 22). Dieser Einguß besteht aus zwei Theilen, welche entweder verbolzt oder durch aufgeschobene Ringe mit einander verbunden sind. Der Trichter des Eingusses wird aufgesetzt, nachdem letzterer ausgefüttert worden ist. Um die ausgefütterten Eingüsse zu trocknen, setzt man sie über Löcher einer gußeisernen Platte, welche von unten durch eine Gasflamme oder durch ein gewöhnliches Feuer erhitzt wird; das Futter selbst ist in allen Theilen fein durchlöchert, um das Austrocknen zu erleichtern. Hat man Krahne in genügender Anzahl zur Disposition, um die Eingüsse zu transportiren, so macht man letztere am besten aus Gußeisen (Fig. 19), während man sie aus Schmiedeisen verfertigt (Fig. 21), wenn sie durch die Arbeiter getragen werden müssen. P. M.

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